Grundlagen der Evolutionspsychologie

Seminar: Kindheit und Jugendalter SS 2008
Dozentin: Prof. Dr. Nieding 26.05.08
Grundlagen der
Evolutionspsychologie
Referentinnen:
Christiane Hack, Agneta Floth,
Navina Pfenning
Teil 1
Grundlagen
2

Evolutionspsychologie
Def.
Verständnis der Mechanismen des menschlichen Gehirns & Geistes
Inhalt
1. Kausale Prozesse -> menschliches Bewusstsein
2. Bestandteile & Mechanismen des menschlichen Geistes, sowie
deren Organisation
3. Funktion der Bestandteile & deren Organisationsstruktur
4. Integration des Inputs aus der Umwelt mit der Beschaffenheit des
menschlichen Geistes bei der Entstehung beobachtbaren
Verhaltens
• kombiniert Erkenntnisse aus allen Bereichen des Geistes
3
Evolutionstheorien
Evolution
Die sich im Laufe der Zeit
vollziehenden Veränderungen
organischer (lebender)
Strukturen.
Theorien
1. Evolutionisten
2. Charles Darwin
3. Moderne Synthese
4. Verhaltensforschung
5. Gesamt-Fitness-Theorie
6. Soziobiologie
4

Evolutionisten (vor 1859)
Inhalt
•Artenvielfalt mit strukturellen Parallelen
•gleiche Vorfahren versch. Arten
•Funktionalität best. Körperteile
durch
Vertreter
•Vergleiche der Tierarten
•Knochenfunde
•Vgl. embryologischer Entwicklung bei versch. Tierarten
•Lamarck:
1. natürl. Neigung sich
weiterzuentwickeln
2. Vererbbarkeit erworbener
•Cuvier:
Katastrophismus
5
6

Charles Darwin
Theorie d. natürlichen
Auslese
1. Variation
2. Vererbung
3. Selektion
Adaption per Existenzkampf
Theorie d. sexuellen
Auslese
1. intrasexueller Wettbewerb
2. Intersexuelle Selektion
Adaption per erfolgreicher
Paarung
Kritik: nicht die einzigen
Gründe
Evolution = nicht
planbar
allmähliche Entwicklung
Vererbungstheorie fehlt
7
Moderne Synthese
Kombination Theorien Darwins & Lehre Mendels
8

Def.
Inhalt
Vertrete
r
Kritik
Verhaltensforschung
(Ethologie)
Lehre von unmittelbaren Mechanismen & des adaptiven Werts
tierischen Verhaltens
1. Unmittelbare Einflüsse auf Verhalten
2. Entwicklungsbezogene Einflüsse
3. Funktion/adaptive Wirkung des Verhaltens
4. evolutionäre/phylogenetische Ursprünge des Verhaltens
Konrad Lorenz
Prägung
viele Begriffe nicht erklärt
Bezug: nur auf beobachtbares Verhalten
Keine genauen Kriterien für Adaption
9
Gesamt-Fitness-Theorie
Grundla
ge
Inhalt
Ergebnis
Klassische Fitness (Maßeinheit des Reproduktionserfolgs)
per natürlicher Selektion erfolgt Vererbung von Eigenschaften,
die garantieren, dass Gene weitergegeben werden, egal ob
direkt Nachkommen produziert werden
Gesamt-Fitness (nach Hamilton)
• Fortpflanzungserfolg & Auswirkungen der Handlungen eines
Individuums auf Fortpflanzung genetischer Verwandter
-> Adaptionen
• vom Grad der Verwandtschaft abhängig
• „Gen-Blickwinkel“
keine Gruppenselektion
teilweise Klärung der Altruismus-Frage
Adaptionen= Problemlösungen, die zur erfolgreichen Fortpflanzung
beitragen
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Soziobiologie
• Zusammenführung versch. wissenschaftlicher
Bemühungen
• bei Bezug auf Menschen: Missverständnisse
– NUR Gene beeinflussen Verhalten
– Verhalten = unveränderbar
– Adaptionen = IMMER zu 100% optimal
11
Entstehung des Menschen
12

Theorien der Entstehung
Situation: 3 „Menschen-Typen“ Neandertaler, Homo Erectus, Homo Sapiens
2 Entstehungstheorien
Multiregionale Hypothese
• parallele Entwicklung aller 3 Gruppen
->Homo Sapiens
• in versch. Teilen der Welt
• durch Genaustausch
Out-Of-Africa-Theorie
• in EINER Region (Afrika) entwickelt
-> Abwanderung
• Verdrängung andere Populationen
• zu verschieden, um sich zu paaren
genetische/anatomische/ärchäologis
che Beweise
13
Psychologische Theorien
1. Freuds Theorie der Psychoanalyse
2. Psychologie der Instinkte
3. Behavorismus
4. Kognitive Revolution
14

Theorie der Psychoanalyse
Grundlage Sexualität -> Denken & Handeln
psychische Strukturen kanalisieren die Sexualität
Instinktsystem
Lebenserhaltenden Instinkte
Sexuellen Instinkte
• Ausrichtung auf Überleben • orale
• anale Phase
•Genitale
•Lebensinstinkt vs Todesinstinkt
15
Instink
t
Psychologie der Instinkte
(James)
Fähigkeit durch Handeln best. Ziele zu erreichen, ohne sie vorher zu
kennen & ohne im Handeln vorher ausgebildet worden zu sein
These
n
Vielzahl von Instinkten
Natürliche Selektion mittels Adaption
Instinkt = spezifische Besonderheit des angeborenen, psycholog.
Wesens
nicht immer blind oder geäußert
durch Erfahrung verändert
durch andere Instinkte überlagert
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Behavorismus
Grundla
ge
Klassische Konditionierung
einzelner, vielseitig einsetzbarer Lernmechanismus
Verknüpfung 2er nicht zusammengehöriger Reize
Radikaler Behavorismus (Skinner)
Operante Konditionierung
Verhalten -> Verstärkung-> anschließendes Verhalten
Wiederholung dieses Verhaltens
jedes Verhalten durch Kontingenzen der Verstärkung erklärbar
Generelle Lernfähigkeit (wenige Eigenschaften angeboren)
„ Die Natur des Menschen liegt darin, dass er keine Natur hat.“
Kulturanthropologie
Kultur bestimmt Verhalten = „Kultur-Fähigkeit“
Kritik: Universaleigenschaften vorhanden
Experimente Harry Harlow 1971
John Gracia 1966
17
Experimente
18

Kognitive Revolution
19
Teil 2
Die neue Wissenschaft der
evolutionären Psychologie
20

Adaptionen
(Primärprodukt der Evolution)
• durch natürliche Selektion entstanden
• Merkmale werden vererbt und dienen der
Lösung von Überlebens- und
Reproduktionsproblemen
• haben eine genetische Basis und
sind meist das Produkt vieler Gene
• meist artentypisch
• Beispiel: Nabelschnur
23
Nebenprodukte
(by-products, Begleiterscheinungen)
• lösen keine adaptiven Probleme
• weisen keinen funktionellen Entwurf auf
• sind an Adaptionen angekoppelt, sog.
„Anhängsel“
• Beispiel: Bauchnabel
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Zufallsrauschen
(noise, Zufallsprodukte)
• durch Mutationen, plötzliche Veränderungen der
Umwelt oder Unfälle entstanden
• können schädlich, neutral oder nützlich sein
• unabhängig von den adaptiven Aspekten der
Merkmale
• nicht artentypisch
• Bsp.: spezifische Form des Bauchnabels
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Hierarchie von Analyse-Ebenen
in der evolutionären Psychologie
• Allgemeine Evolutionstheorie (oberste Ebene)
• Evolutionstheorie der mittleren Ebene
• Spezifische evolutionäre Hypothesen
• Spezifische von Hypothesen abgeleitete
Vorhersagen (unterste Ebene)
• Dabei ist zu beachten, dass eine Hypothese falsch sein
kann, selbst wenn die Theorie eine Ebene darüber, die
zur Hypothese geführt hat, korrekt ist.
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Zwei Strategien, wie evolutionäre
Hypothesen entwickelt und
überprüft werden
• Strategie 1: top-down-Strategie
(theoriegeleitet; Hypothesen über Phänomene,
die möglich sein könnten)
• Strategie 2: botten-up-Strategie
(erfahrungsgeleitet; Beobachtung eines
Phänomens, Aufstellung von Hypothesen
über dessen Funktion)
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Top-down-Strategie
• theoriegeleiteter Ansatz einer
Hypothesengenerierung
• vom Allgemeinen zum Spezifischen
Vorgehensweise:
Schritt 1: Ableitung einer Hypothese aus einer
existierenden Theorie
Schritt 2: Überprüfung der auf der Hypothese
basierenden Vorhersage
Schritt 3: Auswertung, ob die empirischen
Ergebnisse die Vorhersagen bestätigen
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Bottom-up-Strategie
• man beginnt mit einer Beobachtung, entdeckt
ein Phänomen und stellt über dessen Funktion
eine Hypothese auf
Vorgehensweise:
Schritt 1: Entwicklung einer Hypothese basierend
auf einer bekannten Beobachtung
Schritt 2: Überprüfung der auf der Hypothese
basierenden Vorhersage
Schritt3: Auswertung, ob die empirischen Ergebnisse
die Vorhersagen bestätigen
29
Der Kern der menschlichen Natur:
Grundlagen evolutionsbedingter
psychologischer Mechanismen
Alle Arten haben eine Natur
• Entstanden durch den spezifischen
Selektionsdruck und den dadurch einzigartigen
adaptiven Problemen denen jede Art ausgesetzt
war
• Bsp.: Stachelschwein verteidigt sich mit Hilfe
seiner Stacheln
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Evolutionsbedingte
psychologische Mechanismen
• Unterklasse der Adaptionen
• aus ihnen besteht der menschliche Verstand
• meist problemspezifisch
Schlüsselbestandteile:
• Input
(informiert Organismus über adaptives Problem)
• Entscheidungsregeln
(Umwandlung des Input in den Output)
• Output
(z.B. körperliche Aktivität)
31
Methoden zur Überprüfung von
evolutionären Hypothesen
• Vergleich verschiedener Arten
Bsp.: Auf Klippen lebende Ziegen haben besseres räumliches
Orientierungsvermögen
• Vergleich von Männern und Frauen
Bsp.: unterschiedliche adaptive Probleme wie das der
„Ungewissheit der Vaterschaft“
• Vergleich von Individuen innerhalb einer Art
Bsp.: jüngere Frauen treiben Fötus eher ab als ältere
• Vergleich derselben Individuen in unterschiedlichen
Situationen
Bsp.: Bei Naturvölkern erhöht sich der Sozialstatus eines Jägers,
wenn sich seine Jagdfähigkeiten verbessern
• Experimentelle Methoden
Bsp.: Untersuchung im Labor durch „Manipulation“ einer Gruppe
und anschließendem Vergleich mit einer Kontrollgruppe
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Datenquellen zur Überprüfung
von evolutionären Hypothesen
• Archäologische Aufzeichnungen
Bsp.: Analyse von Knochenfragmenten
• Daten von Jäger-Sammler-Gesellschaften
Bsp.: traditionelle von westlichen Zivilisationen isoliert lebende
Stämme
• Beobachtungen
Bsp.: Männer bewachen fruchtbarere Frauen stärker
• Selbstbeobachtungen/ eigene Aufzeichnungen
Bsp.: Hypothese über geschlechtliche Unterschiede bei sexuellen
Fantasien
• Lebensdaten und öffentliche Aufzeichnungen
Bsp.: Daten über Eheschließungen
• Menschliche Erzeugnisse
Bsp.: das moderne Fast-Food-Restaurant
33
Teil 3:
Menschliche
Überlebensprobleme

Kampf gegen die feindlichen Kräfte
der Natur
• Darwin:
Klimaextreme, Nahrungsknappheit, Wetter, Krankheiten,
Giftstoffe, Parasiten, Raubtiere, feindliche Artgenossen
adaptive Probleme des Menschen:
Probleme, die über einen langen Zeitraum der
Evolutionsgeschichte in jeder Generation immer wieder
aufgetreten sind
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Volksbiologie
• Volksbiologie:
meint die Intuition, dass Lebewesen in
abgeschlossenen Einheiten existieren, die
verschiedenen Arten entsprechen. Jede Art verfügt
über eine innere „Essenz“, die Wachstum, äußere
Form und spezielle Fähigkeiten bestimmt.
• Kulturübergreifend:
weltweite Einteilung der Arten in Pflanzen und Tiere
Entwicklung von Adaptionsmechanismen
36

Überblick
1. Problem der Auswahl von Nahrung:
• bei Allesfressern
• Antimikrobielle Hypothese
• Frugivoren-Nebenprodukts-Hypothese
• Embryonenschutz-Hypothese
2. Problem der Beschaffung von Nahrung
• Jagd-Hypothese
• Sammler-Hypothese
• Aasfresser-Hypothese
• Geschlechtsunterschiede in spezifischen räumlichen
Fähigkeiten
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Überblick
3. Auswahl des Lebensraumes
Savannen-Hypothese
4. Ängste und „evolutionäres Gedächtnis“
Ängste
Raubtier-Vermeidungs-Adaptionen von Kindern
Krankheitsbekämpfung
5. Sind Menschen programmiert zu sterben?
Theorie der Seneszenz
Rätsel des Suizids
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1. Problem der Auswahl von Nahrung
• Koordination der Nahrungsauswahl mit dem
inneren metabolischen Zustand
(z.B. Energiebalance)
• ausreichende Aufnahme an Kalorien
• Ausgleich des Nährstoffgehaltes
(z.B. Kalzium, Zink)
39
1.1 Nahrungsauswahl bei Ratten
(Rozin, 1976)
• Neugeborene: Aufnahme der Nahrung durch Muttermilch
• Vorliebe für süße, kalorienreiche Nahrung
• Meiden von Bitterstoffen (Toxine)
• Anpassung des Verzehrverhaltens an physische Bedürfnisse:
Ausgleich des Wasser-, Kalorien-, Salzhaushaltes
• Neophobie:
Vorsicht gegenüber neuen Nahrungsmitteln
Aufnahme von Einzelnen und nur in geringen Mengen
eventuelle Krankheit bewirkt Vermeidung
40

Nahrungsauswahl beim Menschen
(Rozin, 1996)
• Teilen von Speisen: Statuserhöhung, Brautwerbung
• in der Sprache: Geschichte „schwer zu schlucken“
• Bekämpfung natürlicher Giftstoffe: spucken und übergeben
(Kinder: Abneigung gegenüber Rosenkohl)
• Kulturübergreifende Abscheu von Stoffen, die Überleben gefährden
(Ekelreaktionen)
41
1.2 Antimikrobielle Hypothese
(Sherman&Flaxman, 2001)
Wirkung von Gewürzen:
• töten oder hemmen das Wachstum von Krankheitserregern
(Zwiebeln, Knoblauch, Piment, Oregano)
• verhindern die Bildung von Giftstoffen in der Nahrung
Vermeidung von Erkrankungen oder Vergiftungen durch
Nahrungsverzehr
• Fleischverarbeitung in heißen Ländern mit
vielen Gewürzen
• Kulturelle Verbreitung durch Kommunikation
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1.3 Frugivoren-Nebenprodukts-
Hypothese (Dudley 2002)
• Vorliebe für Alkohol keine Adaption,
sondern Nebenprodukt der Vorliebe für reife Früchte
• Primaten:
Frugivoren (Früchte als Hauptbestandteil der Nahrung)
• reife Früchte: hohe Zucker- und Äthanolmenge
Verzehr geringer Äthanolmengen seit Millionen
von Jahren
• Äthanolwert im Blut:
Frucht 0,01% Trunkenheit 0,08%
Alkoholismus: gestörtes adaptives Nebenprodukt
des übermäßigen Genusses von Früchten
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1.4 Embryonenschutz-Hypothese
(Brandes, 1967; Tierson, 1986)
• Morgenübelkeit: 75%- 89% in ersten drei Monaten (Fötus am
anfälligsten für Giftstoffe)
• Erbrechen: 55% der Schwangeren
Verhinderung der Aufnahme von Giftstoffen (Teratogene):
Aversion gegen Nahrungsmittel (Kaffee, Fleisch, Alkohol)
• Frauen ohne Übelkeit erleiden dreimal häufiger eine Fehlgeburt
44

2. Problem der Beschaffung von Nahrung
2.1 Jagd-Hypothese
(Tooby und DeVore, 1987)
• Übergang vom Suchen nach Nahrung zur Jagd:
-Herstellung und Verwendung von Werkzeug
-Entwicklung eines Großhirns
-Entwicklung komplexer Sprachfertigkeiten
• Dünndarm weist auf lange Evolutionsgeschichte hin, in der
Menschen proteinreiche Nahrung zu sich nahmen
• Lebensnotwendige Vitamine A und B12 nicht von Körper
produzierbar Aufnahme durch Fleisch
• Schnittwunden in Knochen, die schätzungsweise fast zwei
Millionen Jahre alt sind (Metzger)
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Versorgungshypthese:
• starke Investition der Männer in ihre Kinder
• Auftreten starker männlicher Koalitionen
• starke reziproke Altruismen (Partnerschaft)
• sozialer Austausch (Teilen der Beute)
• sexuelle Arbeitsteilung
• Entwicklung von Steinwerkzeugen
Showoff-Hypothese: (Hawkes, 1991)
• Statuswettstreit: Teilen der Beute mit Nachbarn
• bevorzugte Behandlungen der Frauen gegenüber Männern
nach neuen Erkenntnissen: Vermischung beider Hypothesen
46

2.2 Sammler-Hypothese
(Tanner und Zihlmann, 1976)
• Entwicklung der Steinwerkzeuge zum
Ausgraben verschiedener Pflanzen
• Jagd erst viel später entwickelt
• 50-80% der Nahrung aus gesammelten Pflanzen
• Frauen mit kleinen Kindern verbringen weniger Zeit mit dem
Sammeln
• Sammeln abhängig vom Jagderfolg des Mannes
ABER:
• Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern nicht
• Auftauchen der väterlichen Investition erklär-
• Unterschiede zwischen Menschen und Affen bar
47
2.3 Aasfresser-Hypothese
(Isaac, 1987; Shipman, 1985)
• Teil des verzehrten Fleisches von Kadavern
• Knochenfunde: Schnittmarkierungen über den
Nagemarkierungen, aber auch Nagemarkierungen über Schnitten
Vorfahren sowohl Aasfresser als auch Jäger
ABER:
- große Entfernungen für ausreichend Fleisch
- Konkurrenz zu anderen Säugetieren
- Fleisch verdirbt schnell
48

2.4 Geschlechtsunterschiede in spezifischen
räumlichen Fähigkeiten (Silverman, 2000)
Frauen sammeln
Männer jagen
-besseres Gedächtnis für Standorte -bessere Navigationsfähigkeit
von Objekten
-mentale Rotation von Gegenständen
Richtungsangaben:
-markante Punkte (Bäume)
-abstrakte Richtungsangaben
(„Norden“)
49
3. Auswahl des Lebensraumes
Savannen-Hypothese (Orians, 1980)
• reich an Ressourcen
• mehr Wild und große Tiere
• mehr Vegetation
• weite Ausblicke
• Bäume als Schutz vor Sonne und bei Gefahr
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4. Ängste
• Marks (1987):
„Ohne Ängste würden unter natürlichen Bedingungen nur
wenige lange überleben.“
• Angst als Vermeidung von Gefahren
• Reaktionen:
-erstarren oder unbeweglich werden
-Flucht oder Vermeidung
-aggressive Verteidigung
-Unterwerfung oder Beschwichtigung
evolutionsbedingte physiologische Reaktionen:
Freisetzung von Adrenalin (Blutgerinnung, Energie für Muskeln,
Verdauungsstop, erhöhte Sauerstoffversorgung der Muskeln)
51
Menschliche Ängste:
• Angst vor Höhen (6. Monat)
• Trennungsangst: Fremdeln im 9. – 13. Monat
• Ängste vor Tieren: Erforschung der Umgebung (2. Lebensjahr)
• Emotionale Reaktionen auch von Aufmerksamkeit an der Umwelt
abhängig
Raubtier-Vermeidungs-Adaption:
• Todesursachen der Ache in Paraguay:
6% von Jaguar gefressen, 12% Tod durch Schlangenbisse
• Vermeidung eines Angriffs:
-Kategorie von „Raubtier“
-hungriges Raubtier Beute
-Verständnis von Tod
• Adaptive Konservatismus-Hypothese:
Annahme etwas Harmloses wäre gefährlich
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4.3 Krankheitsbekämpfung
• Fieber:
-natürliche und nützliche Abwehr von Krankheiten
-fiebersenkende Mittel haben Verlängerung der Krankheit zur
Folge
• Eisenmangel im Blut
-Eisen: Nahrung der Bakterien
-Infektion Reduktion des Eisenwertes durch Verringerung der
Aufnahme von eisenhaltigen Nahrungsmitteln
Bakterien hungern aus
53
5. Sind Menschen programmiert zu
sterben?
5.1 Theorie der Seneszenz (Williams, 1957)
• Seneszenz: Verfall aller körperlicher Mechanismen, während der
Organismus älter wird
• Kraft der natürlichen Selektion nimmt mit zunehmendem Alter ab
Pleiotropie:
ein Gen kann unterschiedliche Ausprägungen haben
Bsp.: Gen, das Testosteron im Mann verstärkt
höherer Status in jungen Jahren, aber Erhöhung des Risikos
von Prostatakrebs
dennoch Bevorzugung in Selektion, obwohl Männer dadurch
früher sterben
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5.2 Rätsel des Suizids
• Denys de Catanzaro (1991, 1995):
-psychologische Mechanismen können zu Selbstmord führen
-Voraussetzungen:
Scheitern in der heterosexullen Gesellschaft
Belastung für enge Angehörige
schlechter Gesundheitszustand
Menschen mit dramatisch verringerter Fähigkeit zu inklusiver
Fitness beizutragen
55
Vielen
Dank
für die
Aufmerksamkeit ☺
56

Literatur:
• Buss, David M.: Evolutionäre Psychologie.
2., aktualisierte Auflage. München 2004.
S. 21 – 148.
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