COACTIV-R - Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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PERSÖNLICHE ERGEBNISSE<br />
<strong>COACTIV</strong>-R:<br />
Kompetenzerwerb von<br />
Lehramtskandidat(inn)en<br />
im Vorbereitungsdienst<br />
<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bildungsforschung</strong>, Berlin (2009)<br />
Forschungsbereich Erziehungswissenschaft und Bildungssysteme
Coacti -R<br />
3<br />
Liebe Studienteilnehmerin, lieber Studienteilnehmer!<br />
Am Ende des Jahres 2007 bzw. im Laufe des Jahres 2008 haben Sie an der ersten<br />
Befragung unserer Studie <strong>COACTIV</strong>-R teilgenommen. Wir möchten uns nochmals<br />
herzlich <strong>für</strong> Ihre Bereitschaft zur Teilnahme und Ihr Engagement bedanken!<br />
Die Auswertung einer so umfangreich angelegten Studie ist sehr aufwendig und<br />
zeitintensiv. So mussten alle offenen Antworten kategorisiert werden, in Datenverarbeitungsprogramme<br />
übertragen und statistische Analysen durchgeführt werden.<br />
Die allerersten Befunde haben Sie bereits durch unseren Newsletter erfahren.<br />
Und nun ist ein weiterer Schritt geschafft: Wir haben Ihre individuellen Ergebnisse<br />
erstellt und freuen uns sehr, Ihnen heute endlich die versprochene Rückmeldung<br />
zukommen zu lassen.<br />
Die individuelle Rückmeldung besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil<br />
möchten wir Ihnen noch einmal den Ausgangspunkt unserer Befragung,<br />
unser Modell der professionellen Lehrerkompetenz sowie die Anlage der<br />
<strong>COACTIV</strong>-R-Studie darstellen. Diese Informationen stellen einen wichtigen Hintergrund<br />
zur Interpretation Ihrer individuellen Ergebnisse dar. Im zweiten Teil<br />
erfahren Sie dann Ihre individuellen Werte in ausgewählten Aspekten der professionellen<br />
Kompetenz. Dabei werden Ihre persönlichen Werte ins Verhältnis zu<br />
den Ergebnissen Ihrer Mitreferendare gesetzt. Sie erhalten dazu von uns auch<br />
Anregungen, wie Sie Ihre Ergebnisse interpretieren und möglicherweise nutzen<br />
können. Dabei hoffen wir, dass wir Ihnen eine Möglichkeit zur Reflexion Ihrer<br />
professionellen Entwicklung bieten können.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre und hoffen, dass sie wertvolle<br />
Anregungen <strong>für</strong> Sie beinhaltet.<br />
Sollten Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben, wenden Sie sich jederzeit an<br />
uns!<br />
Mit den besten Wünschen, im Namen des <strong>COACTIV</strong>-Teams,<br />
Dr. habil. Mareike Kunter
4<br />
Coacti -R<br />
Inhalt<br />
1. Hintergrund der <strong>COACTIV</strong>-R-Studie.................................................................. 5<br />
1.1 Überblick............................................................................................................ 5<br />
1.2 Aspekte professioneller Kompetenz........................................................... 8<br />
1.3 Anlage der Studie und gegenwärtiger Stand....................................... 14<br />
2. Individuelle Ergebnisse....................................................................................... 16<br />
2.1 Welchen Nutzen können Sie aus Ihrer<br />
Ergebnisrückmeldung ziehen?.................................................................. 16<br />
2.2 Hinweise zur Interpretation Ihrer Ergebnisse....................................... 20<br />
2.3 Ihre Ergebnisse.............................................................................................. 22
Coacti -R<br />
5<br />
1. Hintergrund der <strong>COACTIV</strong>-R-Studie<br />
1.1 Überblick<br />
Die Studie <strong>COACTIV</strong>-Referendariat (<strong>COACTIV</strong>-R) untersucht die Entwicklung<br />
professioneller Kompetenz von Lehramtskandidat(inn)en . Wir verstehen<br />
unter professioneller Kompetenz die persönlichen Voraussetzungen,<br />
die Lehrkräfte benötigen, um ihre beruflichen Aufgaben – und hier speziell<br />
das Unterrichten – erfolgreich bewältigen zu können. Zu diesen Voraussetzungen<br />
gehören das <strong>für</strong> die Ausübung des Berufes notwendige fachliche,<br />
fachdidaktische und pädagogisch-psychologische Wissen, aber auch persönliche<br />
Überzeugungen zur Natur des Unterrichtsfaches und zum Prozess<br />
des Lernens sowie die berufliche Motivation und die Fähigkeiten zur<br />
Selbstregulation. Die einzelnen Facetten werden in Abschnitt 1.2 detailliert<br />
beschrieben.<br />
Die Ausprägung der Kompetenzbereiche ist entscheidend da<strong>für</strong>, wie Lehrkräfte<br />
ihren Unterricht gestalten und ob sie langfristig in der Lage sind,<br />
ihren Beruf erfolgreich auszuüben. Bisherige Befunde machen deutlich,<br />
dass sich – auch erfahrene – Lehrerinnen und Lehrer in ihrer professionellen<br />
Kompetenz bedeutsam voneinander unterscheiden. Dies ist umso<br />
wichtiger, weil gezeigt werden konnte, dass sich diese Kompetenzunterschiede<br />
in der Art der Unterrichtsgestaltung sowie in der Leistungsentwicklung<br />
und Motivation der Schülerinnen und Schüler widerspiegelten:<br />
Je höher die professionelle Kompetenz der Lehrkräfte, desto qualitätsvoller<br />
gelang die Unterrichtsgestaltung und desto mehr lernen die Schülerinnen<br />
und Schüler in einem Schuljahr dazu. Ein weiterer wichtiger Befund ist<br />
jedoch auch, dass sich das Wissen der Lehrkräfte deutlich in Abhängigkeit<br />
vom jeweils absolvierten Lehramtsstudiengang unterscheidet. Genau hier<br />
Im Folgenden werden durchgehend die Begriffe „Vorbereitungsdienst“ zur Beschreibung der zweiten<br />
Phase der Lehramtsausbildung und „Lehramtskandidat“ bzw. „Lehramtskandidatin“ zur Beschreibung von Personen,<br />
die diese Ausbildung durchlaufen, verwendet. Damit sind auch alle Personen gemeint, in deren Ländern<br />
andere Bezeichnungen amtlich sind (z.B. Studienreferendare, Lehramtsanwärter, Lehrkräfte in Ausbildung).
6<br />
Coacti -R<br />
schließt die aktuelle Studie <strong>COACTIV</strong>-R an und untersucht, wie die zentralen<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Ausbildung <strong>für</strong> den Beruf erworben<br />
werden.<br />
Die Mehrheit der Forschung zur Entwicklung professioneller Kompetenz<br />
geht davon aus, dass Kompetenzen prinzipiell im Rahmen geeigneter Lerngelegenheiten<br />
erlern- und vermittelbar sind. Allerdings gibt es immer noch<br />
vereinzelt Stimmen, die postulieren, erfolgreiches Unterrichten sei eine<br />
Frage der richtigen Persönlichkeit oder vorbestimmter Talente, die man<br />
entweder „in die Wiege gelegt bekommt“ oder eben nicht. Demgegenüber<br />
geht unser Ansatz davon aus, dass sich die verschiedenen Bereiche der<br />
professionellen Kompetenz im Verlauf einer jeden beruflichen Biografie<br />
entwickeln können. Grundsteine werden in der Erstausbildung, d.h. an der<br />
Universität und im Vorbereitungsdienst, gelegt, entwickeln sich aber im<br />
Abbildung 1: Angebots-Nutzungsmodell
Coacti -R<br />
7<br />
Laufe der beruflichen Biografie – in Abhängigkeit von der Art und Qualität<br />
von entsprechenden Lerngelegenheiten – weiter.<br />
Mit Beginn des Vorbereitungsdienstes werden alle angehenden Lehrkräfte<br />
vor die Herausforderung gestellt, ihr an der Universität erworbenes Wissen<br />
und ihre Fertigkeiten zum ersten Mal längerfristig in der Praxis anzuwenden.<br />
Der Vorbereitungsdienst stellt damit eine zentrale Phase in der<br />
Berufsausbildung dar, in der vermutlich alle angehenden Lehrkräfte deutliche<br />
Veränderungen und Entwicklungen in ihrer professionellen Kompetenz<br />
erleben. Das Forschungsanliegen der <strong>COACTIV</strong>-R-Studie ist es, zum<br />
einen zu beschreiben mit welchen Kompetenzen die Lehramtskandidaten<br />
den Vorbereitungsdienst beginnen, d.h. welches Wissen und welche Fertigkeiten<br />
wurden bereits an der Universität erworben? Zum anderen sollen<br />
darauf aufbauend die Veränderungen der professionellen Kompetenz<br />
während des Vorbereitungsdienstes beschrieben werden. Schließlich wird<br />
untersucht, wie die individuellen Voraussetzungen der Lehramtskandidaten<br />
und die institutionellen Merkmale der Lernumwelt in der Schule und im<br />
Seminar die Entwicklung der professionellen Kompetenz beeinflussen.<br />
Theoretisch stützen wir uns dabei auf ein sogenanntes Angebots-<br />
Nutzungsmodell, in dem wir davon ausgehen, dass professionelle Entwicklung<br />
nicht nebenbei oder „einfach so im Alltag“ geschieht, sondern<br />
vor allem durch die aktive und selbständige Nutzung bestimmter Lernangebote.<br />
Eine schematische Darstellung des Modells findet sich in<br />
Abbildung 1.<br />
Beispiele <strong>für</strong> Lernangebote im Vorbereitungsdienst können sein: formal<br />
strukturierte, wie der Seminarunterricht, Unterrichtsbesuche mit Auswertung,<br />
Interaktion mit der Ausbildungslehrkraft, aber auch eher informelle,<br />
wie Interaktion mit anderen Kollegen an der Schule, Austausch mit Mitreferendaren<br />
und Kommunikation mit den Schülern. Je nach übergeordnetem<br />
Kontext – also den formellen Strukturen, durch die der Vorbereitungsdienst<br />
in den einzelnen Ländern festgelegt ist – können diese Lernangebote in<br />
ihrer Qualität und Quantität variieren. Zu bedenken ist auch, dass natürlich
8<br />
Coacti -R<br />
nicht jedes Lernangebot bei jeder Person zu den gleichen Ergebnissen führt.<br />
Hier ist entscheidend, wie jede und jeder Einzelne die Angebote nutzt,<br />
also beispielsweise wie sehr man sich mit den Lerninhalten beschäftigt,<br />
sich Informationen beschafft, sich mit anderen Lehramtskandidat(inn)en<br />
austauscht und sich Unterstützung einholt. Wie die Lernangebote genutzt<br />
werden, hängt auch von den individuellen Eingangsvoraussetzungen der<br />
Lehramtskandidat(inn)en ab, d.h. von der Motivation, aber auch dem Vorwissen,<br />
welches sie bereits an der Universität oder in Praktika erworben<br />
haben.<br />
1.2 Aspekte professioneller Kompetenz<br />
Wie in der Einleitung schon kurz angesprochen, verstehen wir unter professioneller<br />
Kompetenz diejenigen berufsspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />
welche die Voraussetzungen da<strong>für</strong> sind, dass eine Lehrkraft die<br />
Anforderung ihrer Berufstätigkeit erfolgreich bewältigen kann. Woraus<br />
besteht aber nun die professionelle Kompetenz? In unserem Modell setzt<br />
sich professionelle Kompetenz aus verschiedenen Aspekten zusammen: dem<br />
Professionswissen, den Überzeugungen sowie der Motivation und der Fähigkeit<br />
zur Selbstregulation. Im Folgenden werden diese – jetzt wahrscheinlich<br />
noch sehr abstrakt klingenden – Aspekte näher beschrieben. Eine Übersicht<br />
der verschiedenen Kompetenzaspekte, die sich wiederum in verschiedene<br />
Kompetenzbereiche untergliedern, liefert Abbildung 2. Beispiele <strong>für</strong> die entsprechenden<br />
Aufgaben und Fragen aus unserer Studie sind in Abbildung 3<br />
zusammengestellt. Wahrscheinlich werden Sie sich an die eine oder andere<br />
Frage noch gut erinnern können. Heute zeigen wir Ihnen, was wir eigentlich<br />
genau damit erfassen wollten.<br />
Professionswissen<br />
Hier betrachten wir vor allem die Wissensbereiche, die direkte Relevanz <strong>für</strong><br />
den Unterricht haben. Diese sind das Fachwissen, das fachdidaktische Wissen<br />
und auch fachübergreifende Bereiche wie pädagogisch-psychologisches<br />
Wissen. Außerdem sind Organisationswissen und Beratungswissen <strong>für</strong> die
Coacti -R<br />
9<br />
Abbildung 2: Aspekte professioneller Kompetenz<br />
erfolgreiche Berufsausübung relevant, die wir in unserer Studie allerdings<br />
nicht empirisch erfasst haben.<br />
Fachwissen<br />
Das Fachwissen beschreibt das <strong>für</strong> die Vermittlung von Unterrichtsinhalten<br />
notwendige tiefe Verständnis des Unterrichtsstoffes. Nur mit einem<br />
fundierten Fachwissen sind Lehrkräfte auf die Herausforderungen des<br />
alltäglichen Unterrichts vorbereitet. Erfasst haben wir diesen Wissensbereich<br />
dadurch, dass wir Sie gebeten haben, mathematische Aufgaben<br />
zu lösen, deren Schwierigkeitsgrad weit über die in der Schule zu vermittelnden<br />
Inhalte hinausging. Unter anderem waren verschiedene Beweise,<br />
Ableitungen und Sinusfunktionen Gegenstand der Aufgaben (siehe auch<br />
die Beispielaufgabe in Abb. 3).
10<br />
Coacti -R<br />
Fachdidaktisches Wissen<br />
Für die tatsächliche Vermittlung des Schulstoffes reicht reines Fachwissen<br />
allein allerdings nicht aus. Neben dem Fachwissen ist es notwendig, dass<br />
die Lehrkraft weiß, wie sie diese Inhalte den Schüler(inne)n vermitteln kann.<br />
Hierzu gehört, sich in den Lernenden hineinversetzen und aufkommende<br />
Schwierigkeiten mit dem Unterrichtsstoff antizipieren zu können. Das Produzieren<br />
multipler Lösungen von Aufgaben, die Fähigkeit, mathematische<br />
Sachverhalte vielseitig zu erläutern, und die Analyse und Vorhersage von<br />
Schülerfehlern als auch der Umgang mit diesen sind zentrale Kompetenzen,<br />
die die Lehrtätigkeit begünstigen können. Hier haben wir Sie beispielsweise<br />
gebeten, einen mathematischen Inhalt auf möglichst viele unterschiedliche<br />
Arten zu erklären (siehe auch die Beispielaufgabe in Abb. 3).<br />
Pädagogisch-psychologisches Wissen<br />
Neben den fachbezogenen Wissensaspekten ist es allerdings auch unerlässlich,<br />
fächerübergreifendes Wissen über die Gestaltung und Optimierung von<br />
Unterrichtssituationen zu haben. Dazu gehören allgemeine pädagogische<br />
Handlungsstrategien, die auf einem generellen entwicklungspsychologischen<br />
und pädagogisch-psychologischen Grundwissen basieren. Wissen<br />
über individuelle Verarbeitungsprozesse und Besonderheiten im Lernkontext,<br />
Unterrichtsplanung und -methoden oder Strategien der Klassenführung<br />
sind Teil des pädagogisch-psychologischen Wissens. Hier haben wir<br />
Ihnen z. B. Fragen zu individuellen Besonderheiten fiktiver Schüler gestellt,<br />
Sie gebeten, sich in bestimmte Situationen des Schulalltags hineinzuversetzen<br />
und Fragen zu kooperativem Lernen und zur Leistungsbeurteilung<br />
zu beantworten (siehe Abb. 3).<br />
Überzeugungen<br />
Neben dem Wissen der Lehrkräfte hat sich auch gezeigt, dass die Überzeugungen,<br />
die Lehrkräfte bezüglich der Lernprozesse und Wissensvermittlung<br />
haben, wichtige Bestandteile der professionellen Kompetenz darstellen.<br />
Wir gehen davon aus, dass Lehrkräfte aus ihren Überzeugungen Zielvorstellungen<br />
und Handlungspläne <strong>für</strong> den Unterricht ableiten, d.h. dass sie<br />
den Unterricht entsprechend ihrer Überzeugungen strukturieren. Es lassen
Coacti -R<br />
11<br />
sich grob zwei Richtungen von Überzeugungen unterscheiden. Zum ersten<br />
eine sogenannte konstruktivistische Überzeugung, womit gemeint ist, dass<br />
Personen, die hier hohe Werte haben, eher davon ausgehen, dass Lernen<br />
eine subjektive Konstruktion ist, die eine selbständige, problemlöseorientierte<br />
Annäherung an Lernthemen erfordert. Zum zweiten die sogenannte<br />
transmissive Überzeugung, womit gemeint ist, dass Personen, die hier hohe<br />
Werte haben, eher davon überzeugt sind, dass der Wissenserwerb auf der<br />
Aneignung von Fakten beruht, die vom Lehrenden <strong>für</strong> den Lernenden präsentiert<br />
werden sollten. Auch hier sind – <strong>für</strong> ein besseres Verständnis –<br />
Beispielfragen in Abbildung 3 dargestellt.<br />
Motivation, Selbstregulation und berufliches Wohlbefinden<br />
In unserem Kompetenzmodell werden neben dem Wissen und den Überzeugungen<br />
als eher kognitive Komponenten auch nicht-kognitive Bereiche<br />
integriert. Hier konzentrieren wir uns zum einen auf die unterrichtsspezifische<br />
Motivation der Lehrkräfte, aber auch auf allgemeine berufsbezogene<br />
Prozesse wie die berufliche Selbstregulation und das berufliche<br />
Wohlbefinden. Für all diese Bereiche konnte gezeigt werden, dass sie einen<br />
wichtigen Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung der Lehrkräfte nehmen.<br />
Die komplexen Anforderungen des Unterrichtsalltags fordern ein hohes<br />
Maß an Aufmerksamkeit, Kraftaufwand und Frustrationstoleranz. Für ein<br />
erfolgreiches Handeln im Lehrerberuf ist es daher notwendig, die Motivation<br />
<strong>für</strong> die berufliche Tätigkeit aufrechtzuerhalten. In unserem theoretischen<br />
Modell unterscheiden wir verschiedene Aspekte motivationaler<br />
Orientierung. Heute werden wir Ihnen allerdings nur die Ergebnisse eines<br />
Teilaspekts vorstellen, nämlich <strong>für</strong> die Begeisterung bzw. den Enthusiasmus<br />
<strong>für</strong> das Unterrichten und das eigene Fach (siehe die Beispielfragen in<br />
Abb. 3). Allerdings ist es <strong>für</strong> die Lehrkräfte – bei aller Freude und Begeisterung<br />
– auch wichtig, dass sie eine Balance finden zwischen dem Engagement<br />
<strong>für</strong> den Beruf sowie einer gesunden Distanz gegenüber beruflichen<br />
Belangen. Es konnte gezeigt werden, dass Personen, die diese Balance finden,<br />
eine höhere berufliche Zufriedenheit haben und weniger anfällig <strong>für</strong><br />
Stress sind als Personen, denen diese Balance nicht gelingt. Die Befunde,
12<br />
Coacti -R<br />
Kompetenzbereich Beispielfrage Antwortmöglichkeiten<br />
Professionswissen<br />
Fachwissen Ist 2 1024 – 1 eine Primzahl? Offen<br />
Fachdidaktisches Wissen<br />
Die Fläche eines Parallelogramms<br />
kann berechnet werden durch Multiplikation<br />
von Länge und Höhe.<br />
Bitte skizzieren Sie ein Beispiel<br />
eines Parallelogramms, bei dem<br />
Schüler Schwierigkeiten bei der<br />
Anwendung dieser Formel haben<br />
könnten.<br />
Offen<br />
Pädagogisch-Psychologisches<br />
Wissen<br />
Überzeugungen<br />
Sabine weist vor Klausuren regelmäßig<br />
typische Symptome hoher<br />
Leistungsängstlichkeit (Prüfungsangst)<br />
auf. Welche Maßnahmen<br />
sollten Sie einleiten, um Sabine<br />
die Angst zu nehmen? Nennen<br />
Sie sinnvolle Maßnahmen, die<br />
Sie kennen.<br />
Offen<br />
Konstruktivistisch<br />
Transmissiv<br />
Schüler(innen) sollten Gelegenheit<br />
haben, ihre Lösungswege ausführlich<br />
zu erklären, auch wenn der<br />
Weg falsch ist.<br />
Schüler(innen) lernen Mathematik<br />
am besten, indem sie den<br />
Erklärungen der Lehrerin oder des<br />
Lehrers folgen.<br />
1 = trifft nicht zu<br />
2 = trifft eher nicht<br />
zu<br />
3 = trifft eher zu<br />
4 = trifft zu
Coacti -R<br />
13<br />
Motivation und Selbstregulation<br />
Interesse <strong>für</strong> das Fach<br />
Mathematik<br />
Enthusiasmus <strong>für</strong> das<br />
Unterrichten<br />
Emotionale Erschöpfung<br />
Ich beschäftige mich mit<br />
Mathematik, weil es mir<br />
Spaß macht.<br />
Ich unterrichte mit Begeisterung.<br />
Ich fühle mich bei der<br />
Arbeit oft erschöpft.<br />
1 = trifft nicht zu<br />
2 = trifft eher nicht zu<br />
3 = trifft eher zu<br />
4 = trifft zu<br />
Berufszufriedenheit<br />
Abbildung 3: Beispielaufgaben<br />
In unserem Beruf ist es<br />
schwer, glücklich zu sein.<br />
die wir Ihnen heute vorstellen werden, beziehen sich nicht direkt auf die<br />
berufliche Selbstregulation, aber da<strong>für</strong> auf das berufliche Wohlbefinden<br />
in Form der emotionalen Erschöpfung (d.h. eine niedrige emotionale<br />
Erschöpfung spricht <strong>für</strong> positives Wohlbefinden), die ein Symptom des viel<br />
zitierten Burnout-Syndroms darstellt und der beruflichen Zufriedenheit<br />
(siehe <strong>für</strong> Beispielfragen aus dem Fragebogen Abb. 3).<br />
1.3 Anlage der Studie und gegenwärtiger Stand<br />
Der Studienaufbau<br />
Die Untersuchung <strong>COACTIV</strong>-R ist als Längsschnittstudie mit zwei Gruppen<br />
im ersten und zweiten Ausbildungsjahr angelegt. An der Studie nehmen<br />
angehende Lehrkräfte der Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg,<br />
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein teil. Zielpopulation waren<br />
alle Mathematik-Referendare, die in der Sekundarstufe I unterrichten und<br />
ihren Vorbereitungsdienst im August 2006, im August 2007, im Februar<br />
2007 oder im August 2008 begonnen hatten.
14<br />
Coacti -R<br />
Weil im Mittelpunkt des Interesses die Frage nach der Entwicklung<br />
professioneller Kompetenz steht, war eine wiederholte Befragung unerlässlich.<br />
Nur so kann ein Eindruck davon gewonnen werden, wie sich<br />
Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen der jeweiligen Befragten im<br />
Laufe des Vorbereitungsdienstes ausbilden und erweitern. Darum wurde<br />
versucht, alle Teilnehmer(innen) der Studie mindestens zweimal und mit<br />
Abstand von einem knappen Jahr zu befragen. Da in den Ländern unterschiedliche<br />
Anfangstermine <strong>für</strong> den Vorbereitungsdienst gelten, erstreckte<br />
sich der Erhebungszeitraum <strong>für</strong> den ersten Messzeitpunkt von November<br />
2007 bis Juni 2008 und <strong>für</strong> den zweiten Erhebungszeitraum von Juli 2008<br />
bis Januar 2009.<br />
Um alle wichtigen Stationen des Vorbereitungsdienstes abzudecken, wurden<br />
zwei Gruppen von Lehramtsanwärter(inne)n befragt. Bei der ersten<br />
Gruppe handelt es sich um Kandidat(inn)en, die zum ersten Erhebungszeitpunkt<br />
gerade erst mit ihrem Vorbereitungsdienst begonnen hatten (Kohorte<br />
1) und bei der zweiten Gruppe um Kandidat(inn)en, die sich bereits im<br />
zweiten Jahr des Vorbereitungsdienstes befanden (Kohorte 2). Abbildung 4<br />
zeigt die Anlage der Studie; auch wenn somit nicht <strong>für</strong> einzelne Personen<br />
der gesamte Verlauf über das Referendariat nachzuzeichnen ist, verdeutlicht<br />
die Grafik, dass es bei Betrachtung der Gesamtstichprobe möglich ist,<br />
generelle Aussagen über die Entwicklungsverläufe zu machen.<br />
Wie ist der aktuelle Stand der Studie?<br />
Mittlerweile sind alle Befragungen in den vier Bundesländern erfolgreich<br />
abgeschlossen. Die meisten Personen, die an der ersten Befragung teilgenommen<br />
haben, haben sich auch bereit erklärt, sich noch einmal an der<br />
Studie zu beteiligen. Da es von der Befragung bis zum Datenmaterial, das<br />
ausgewertet werden kann, ein weiter Weg ist, stehen uns momentan erst<br />
die Daten <strong>für</strong> den ersten Befragungszeitpunkt zur Verfügung. Damit haben<br />
wir bereits erste Auswertungen gemacht, die uns schon spannende Einblicke<br />
zum Stand der professionellen Kompetenz zum Beginn und im ersten<br />
Jahr des Vorbereitungsdienstes gegeben haben. Erst wenn wir auch die<br />
Daten des zweiten Befragungszeitpunktes vorliegen haben, können wir die
Coacti -R<br />
15<br />
Abbildung 4: Anlage von <strong>COACTIV</strong>-R<br />
Entwicklung der professionellen Kompetenz und die Frage nach den relevanten<br />
Einflussfaktoren <strong>für</strong> die Entwicklung untersuchen.<br />
Die heutige Rückmeldung bezieht sich daher auch nur auf Ihre Ergebnisse<br />
zur ersten Befragung und kann noch keine Rückschlüsse über Ihren persönlichen<br />
Entwicklungsverlauf im Vorbereitungsdienst liefern.
16<br />
Coacti -R<br />
2. Individuelle Ergebnisse<br />
Im nun folgenden Teil finden Sie Ihre persönliche Auswertung. Diese Auswertung<br />
bezieht sich auf den ersten Erhebungszeitpunkt, sie bietet einen<br />
Überblick über Ihre individuellen Ausprägungen in den Bereichen Professionswissen,<br />
Überzeugungen, unterrichtsbezogene Motivation und berufliches<br />
Wohlbefinden zu Beginn des vergangenen Schuljahrs. Nach der<br />
Darstellung Ihrer Werte in den einzelnen Kompetenzbereichen finden Sie<br />
eine Zusammenfassung in Form eines individuellen Kompetenzprofils, das<br />
Ihnen Aufschluss über Ihre persönlichen relativen Stärken und Schwächen<br />
gibt. Abschließend erhalten Sie Anregungen, wie Sie die Rückmeldungen<br />
zur Reflexion und professionellen Weiterentwicklung nutzen können. Bitte<br />
lesen Sie zunächst die folgenden Abschnitte, in denen Sie erfahren, welche<br />
Möglichkeiten, aber auch Grenzen die individuelle Rückmeldung bietet.<br />
2.1 Welchen Nutzen können Sie aus Ihrer<br />
Ergebnisrückmeldung ziehen?<br />
Mit der Rückmeldung Ihrer individuellen Werte möchten wir Ihnen die<br />
Möglichkeit zur Reflexion Ihrer eigenen beruflichen Entwicklung an die<br />
Hand geben. Aus unserer Arbeit mit Lehrkräften in verschiedenen Phasen<br />
ihrer beruflichen Karriere wissen wir, dass viele Lehrende sehr daran interessiert<br />
sind, objektive Auskunft über die eigenen beruflichen Stärken und<br />
Schwächen zu erhalten. Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse sollten<br />
Sie nicht als einen Wettbewerb verstehen, in dem es darum geht, der oder<br />
die „Beste“ zu sein. Bei der Betrachtung Ihrer individuellen Ergebnisse sollten<br />
Sie vielmehr daran denken, dass professionelle Entwicklung immer ein<br />
aktiver Lernprozess ist, in dem es darum geht, offen <strong>für</strong> das eigene Potential<br />
zu sein. Gerade Rückmeldungen zu schwächer ausgeprägten Fertigkeiten<br />
können eine wertvolle Anregung zur individuellen Entwicklung sein, um<br />
zukünftig im beruflichen Handeln mehr Sicherheit zu gewinnen.
Coacti -R<br />
17<br />
Um Feedback sinnvoll zu nutzen und Lernprozesse anzuregen, ist es häufig<br />
sinnvoll, sich zunächst einmal nach der eigenen Kompetenzwahrnehmung<br />
zu fragen und diese dann mit der Rückmeldung abzugleichen. So können<br />
Sie auch etwas darüber lernen, wie gut Sie sich selbst einschätzen können<br />
und ob es möglicherweise „blinde Flecke“ in Ihrer Selbstwahrnehmung<br />
gibt, die Sie bisher übersehen haben. Wir möchten Sie deshalb einladen,<br />
zunächst, bevor Sie sich die Befunde ansehen, darüber nachzudenken, was<br />
<strong>für</strong> Ergebnisse Sie erwarten: Wie schätzen Sie Ihre aktuelle professionelle<br />
Kompetenz – bezogen auf die Bereiche Professionswissen, Überzeugungen,<br />
unterrichtsbezogene Motivation und berufliches Wohlbefinden – ein? Was<br />
glauben Sie, in welchen Bereichen sind Sie bereits weit entwickelt und wo<br />
besteht aus Ihrer Sicht noch Verbesserungsbedarf?<br />
Sie können diese Überlegungen in der nachfolgenden Grafik festhalten:<br />
Tragen Sie <strong>für</strong> jeden der genannten Aspekte ein, wie Sie Ihren Entwicklungsstand<br />
zum Zeitpunkt der Erhebung einschätzen und welche Ergebnisse<br />
Sie erwarten: Glauben Sie, dass Ihre Ausprägungen im mittleren Bereich<br />
liegen, oder – verglichen mit anderen Referendaren – eher im über- oder<br />
unterdurchschnittlichen Bereich? Um sich die Bedeutung der aufgeführten<br />
Kompetenzaspekte noch einmal zu vergegenwärtigen, können Sie noch<br />
einmal den Abschnitt 1.2 ansehen und die Tabelle auf S. 12 zur Hand nehmen.<br />
Am Ende der Ergebnisdarstellung werden Sie eine Grafik finden, in der Ihre<br />
tatsächlichen Werte in den Kompetenzaspekten dargestellt sind – so wird<br />
es Ihnen möglich sein, Ihre Eigen- und die Außeneinschätzung direkt miteinander<br />
zu vergleichen.
18<br />
Coacti -R<br />
Fachwissen<br />
Fachdidaktisches Wissen<br />
Pädagogisch-Psychologisches Wissen<br />
Ihr Werteprofil<br />
Konstruktivistische Überzeugungen<br />
Transmissive Überzeugungen<br />
Enthusiasmus <strong>für</strong> das Unterrichten<br />
Interesse am Fach Mathematik<br />
Emotionale Erschöpfung<br />
Berufszufriedenheit<br />
sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hoch
20<br />
Coacti -R<br />
2.2 Hinweise zur Interpretation Ihrer Ergebnisse<br />
In den folgenden Grafiken sind Ihre Testergebnisse grafisch dargestellt; Sie<br />
sehen Ihre persönlichen Skalenwerte in den jeweiligen Kompetenzbereichen.<br />
Da der Rohwert der Skala allein noch wenig aussagekräftig ist, haben<br />
wir Ihre Ergebnisse jeweils in Bezug zum Mittelwert einer Vergleichsgruppe<br />
an Lehramtsanwärter(inne)n in ähnlicher Ausbildung gesetzt.<br />
Da die Lehramtsausbildung in den Bundesländern und abhängig vom<br />
Lehramtszugang teilweise stark variiert, haben wir als Vergleichsgruppe<br />
Studienteilnehmer(innen) in möglichst ähnlichen Bedingungen herangezogen.<br />
Ihre Vergleichsgruppe besteht also aus Lehramtskandidat(inn)en<br />
sowohl desselben Bundeslandes als auch derselben Schulform und<br />
desselben Jahrgangs. <br />
Zum Vergleich mit dem Referenzgruppenmittelwert ist zu beachten, dass<br />
Ergebnisse aus wissenschaftlichen Stichprobenuntersuchungen grundsätz-<br />
In Bayern wurde <strong>für</strong> die mathematikspezifischen Testteile bei Anwärter(inne)n auf ein Hauptschullehramt<br />
zusätzlich unterschieden, ob Mathematik als Studienfach studiert wurde oder nicht.<br />
Falls Sie uns angegeben haben, dass Sie nicht Mathematik als Studienfach hatten, haben wir<br />
versucht, Sie auch nur mit der entsprechenden Gruppe zu vergleichen. Sollte uns dies in Einzelfällen nicht<br />
gelungen sein, dann berücksichtigen Sie das bitte bei der Interpretation des Fachwissenstests.<br />
15<br />
Fachwissen<br />
30<br />
Fachdidaktisches Wissen<br />
12<br />
25<br />
9<br />
20<br />
6<br />
15<br />
10<br />
3<br />
5<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
Abbildung 5: Beispieldiagramme
Coacti -R<br />
21<br />
lich mit Schätzfehlern behaftet sind. Die Größe des Schätzfehlers hängt in<br />
hohem Maße von der Größe der Stichprobe ab. Da diese bei einigen Vergleichsgruppen<br />
relativ klein ist, müssen die Gruppenmittelwerte mit Vorsicht<br />
interpretiert werden: Nicht immer ist ein beobachteter Unterschied<br />
zwischen zwei Werten (also in diesem Fall zwischen Ihrem individuellen<br />
Wert und dem Wert der Vergleichsgruppe) inhaltlich bedeutsam. Für die<br />
vorliegenden Ergebnisse haben wir als Kriterium <strong>für</strong> inhaltliche Bedeutsamkeit<br />
die in empirischen Untersuchungen übliche Einheit der Standardabweichung<br />
zugrunde gelegt . Unterschiede zwischen Ihrem persönlichen<br />
Wert und dem Mittelwert der Vergleichsgruppe sind demnach bedeutsam,<br />
wenn sie mindestens eine drittel Standardabweichung betragen.<br />
Um Ihnen die Interpretation der Ergebnisse zu erleichtern, haben wir folgende<br />
Darstellung gewählt: Sie sehen in den Diagrammen Ihre eigenen<br />
Ergebnisse in Bezug zum Mittelwert Ihrer Vergleichsgruppe. Unterscheidet<br />
sich Ihr persönlicher Wert bedeutsam vom Gruppenmittelwert (d.h. er liegt<br />
mindestens eine drittel Standardabweichung darüber oder darunter), sind<br />
beide Werte in der Grafik dargestellt, also Ihr persönlicher Wert und der<br />
Gruppenmittelwert. Wenn sich die Werte nicht bedeutsam unterscheiden,<br />
wird nur Ihr persönlicher Wert angezeigt. Die Darstellung wird am folgenden<br />
Beispiel verdeutlicht.<br />
Im ersten Fall sind sowohl individueller Personenwert als auch Gruppenmittelwert<br />
<strong>für</strong> das Fachwissen abgebildet. Dies bedeutet, dass die Person<br />
ein bedeutsam niedrigeres Fachwissen aufweist als der Durchschnitt ihrer<br />
Vergleichsgruppe. Im zweiten Fall ist nur der persönliche Wert zu sehen,<br />
was bedeutet, dass sich dieser Wert nicht bedeutsam vom Gruppenmittelwert<br />
unterscheidet. Sollten uns Werte vorliegen, die wir nicht bearbeiten<br />
konnten oder Sie zu diesem Punkt keine ausreichenden Angaben gemacht<br />
haben, wird der Hinweis „Ihre persönlichen Werte liegen hier nicht vor“ in<br />
Ihrem Diagramm abgebildet.<br />
Die Standardabweichung beschreibt, wie stark in einer Stichprobe die Werte einer Variablen um den<br />
Stichprobenmittelwert streuen. Bei normal verteilten Werten liegen 68 % der beobachteten Werte im Bereich<br />
von einer Standardabweichung unter oder über dem Mittelwert.
22<br />
Coacti -R<br />
2.3 Ihre Ergebnisse<br />
Insgesamt nahmen an <strong>COACTIV</strong>-R 856 Personen teil. Davon 231 in<br />
Nordrhein-Westfalen. Die Werte im folgenden Absatz beziehen sich auf<br />
die Stichprobe aus Ihrem Bundesland:<br />
Die Teilnehmenden waren zu 37 % weiblich und zu 63 % männlich. Von<br />
ihnen strebten 38 % ein Lehramt an Haupt- und Realschulen an, und 62 %<br />
ein Lehramt an Gymnasien.<br />
Für die Kohorte 1 – also diejenigen, die kurz vor dem Messzeitpunkt mit<br />
ihrem Vorbereitungsdienst begonnen hatten – ergab sich ein Durchschnittsalter<br />
von 27.7 und <strong>für</strong> die Kohorte 2 – also den fortgeschritteneren<br />
Jahrgang – ein Durchschnittsalter von 30.9.<br />
Ihre Vergleichsgruppe (siehe 2.2) hatte zum Messzeitpunkt ein Durchschnittsalter<br />
von 27.7 Jahren. Sie besteht zu 28 % aus weiblichen und zu<br />
72 % aus männlichen Lehramtsanwärter(inne)n und umfasst insgesamt 53<br />
Personen.<br />
Bitte beachten Sie, dass insbesondere bei sehr kleinen Gruppen (10 Personen<br />
und weniger) der Vergleich individueller Ergebnisse mit Mittelwerten<br />
nur eingeschränkte Aussagekraft besitzt und nur in geringem Maße<br />
gegen zufällige Messschwankungen abgesichert werden kann. Wenn Ihre<br />
Vergleichgruppe relativ klein ist, sollten Sie möglicherweise auftretende<br />
Unterschiede mit Vorsicht interpretieren – es ist nicht auszuschließen, dass<br />
die Unterschiede auf Besonderheiten einzelner Personen in der Vergleichsstichprobe<br />
zurückzuführen sind. Es ist also ratsam, kleineren Unterschieden<br />
nicht zu viel Gewicht beizumessen.<br />
Sie finden Ihre individuellen Ergebnisse in drei Teilbereichen. Wir haben<br />
jeweils die Bereiche „Professionswissen“, „Überzeugungen“ sowie „Motivation<br />
und berufliches Wohlbefinden“ gebündelt dargestellt und am Ende<br />
folgt Ihr individuelles Vergleichsprofil.
Coacti -R<br />
23<br />
2.3.1 Professionswissen<br />
Im Bereich „Professionswissen“ unterscheiden wir Fachwissen, fachdidaktisches<br />
Wissen und pädagogisch-psychologisches Wissen (<strong>für</strong> die inhaltliche<br />
Erläuterung siehe 1.2.). Auf der Hochachse sehen Sie jeweils Ihre<br />
Summenwerte auf den jeweiligen Punkteskalen. Auf der linken Seite sehen<br />
Sie Ihren eigenen Wert. Falls dieser sich bedeutsam vom Mittelwert Ihrer<br />
Vergleichsgruppe unterscheidet, sehen Sie den Vergleichsgruppenwert auf<br />
der rechten Seite.<br />
Professionswissen<br />
15<br />
Fachwissen<br />
30<br />
Fachdidaktisches Wissen<br />
12<br />
25<br />
9<br />
20<br />
6<br />
15<br />
10<br />
3<br />
5<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
Pädagogisch-Psychologisches Wissen<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Ihr Wert Gruppenmittelwert<br />
ID:0
24<br />
Coacti -R<br />
2.3.2 Überzeugungen<br />
Bei den „Überzeugungen“ unterscheiden wir zwischen konstruktivistischen<br />
und transmissiven Überzeugungen (<strong>für</strong> die inhaltliche Erläuterung siehe<br />
1.2.). Zu diesen Bereichen hatten wir Ihnen jeweils mehrere Fragen gestellt,<br />
zu denen Sie Ihre Zustimmung (trifft nicht zu / trifft eher nicht zu / trifft<br />
eher zu / trifft zu) äußern konnten. Entsprechend finden Sie auf der Hochachse<br />
der Diagramme Zahlen von 1 bis 4, ein hoher Wert entspricht dabei<br />
einer im Durchschnitt starken Zustimmung zu den jeweiligen Fragen. Auf<br />
der linken Seite sehen Sie Ihren eigenen Wert. Falls dieser sich bedeutsam<br />
vom Mittelwert Ihrer Vergleichsgruppe unterscheidet, sehen Sie den Vergleichsgruppenwert<br />
auf der rechten Seite.<br />
Überzeugungen<br />
Konstruktivistische Überzeugungen<br />
4<br />
4<br />
Transmissive Überzeugungen<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
2.3.3 Motivation und berufliches Wohlbefinden<br />
Der Bereich „Motivation und berufliches Wohlbefinden“ beinhaltet<br />
Diagramme zu Enthusiasmus <strong>für</strong> das Unterrichten und Interesse<br />
<strong>für</strong> das Fach Mathematik als unterrichtsspezifische Aspekte der<br />
Motivation und Berufszufriedenheit und emotionale Erschöpfung als<br />
Aspekte des allgemeinen beruflichen Wohlbefindens (<strong>für</strong> die inhaltliche
Coacti -R<br />
25<br />
Erläuterung siehe 1.2). Zu diesen Bereichen hatten wir Ihnen jeweils mehrere<br />
Fragen gestellt, zu denen Sie Ihre Zustimmung äußern konnten. Die Skalen<br />
reichten von 1 bis 4, wobei 1 eine niedrige und 4 eine hohe Ausprägung<br />
des Merkmals beschreibt. Entsprechend finden Sie auf der Hochachse der<br />
Diagramme Zahlen von 1 bis 4. Auf der linken Seite sehen Sie Ihren eigenen<br />
Wert. Falls dieser sich bedeutsam vom Mittelwert Ihrer Vergleichsgruppe<br />
unterscheidet, sehen Sie den Vergleichsgruppenwert auf der rechten Seite.<br />
Motivation und berufliches Wohlbefinden<br />
Enthusiasmus <strong>für</strong> das Unterrichten<br />
4<br />
4<br />
Interesse am Fach Mathematik<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
0<br />
ID:0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
4<br />
Emotionale Erschöpfung<br />
4<br />
Berufszufriedenheit<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
0<br />
Ihr Wert<br />
Gruppenmittelwert<br />
ID:0<br />
ID:0
26<br />
Coacti -R<br />
2.3.4 Individuelles Werteprofil<br />
In Ihrem individuellen Werteprofil sehen Sie alle dargestellten Werte in<br />
einer Übersicht. Die Darstellung zeigt Ihre eigenen Werte nicht mehr als<br />
Rohwert in der jeweiligen Skala, sondern als relative Position zum Mittelwert<br />
Ihrer Vergleichsgruppe. Auf diese Weise lassen sich individuelle Stärken<br />
und Schwächen auf einen Blick erkennen und miteinander vergleichen.<br />
Zur Darstellung beachten Sie bitte das folgende Beispiel.<br />
Mittlerer Wert der<br />
Vergleichsgruppe<br />
Ihr individueller Wert in<br />
Bezug zur Vergleichsgruppe<br />
ID: 0<br />
Fachwissen<br />
Fachdidaktisches Wissen<br />
Pädagogisch-Psychologisches Wissen<br />
Ihr Werteprofil<br />
Konstruktivistische Überzeugungen<br />
Transmissive Überzeugungen<br />
Enthusiasmus <strong>für</strong> das Unterrichten<br />
Interesse am Fach Mathematik<br />
Emotionale Erschöpfung<br />
Berufszufriedenheit<br />
sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hoch<br />
16 % der Vergleichsgruppe<br />
liegen zwischen<br />
den mit „sehr niedrig“<br />
und „niedrig“ bezeichneten<br />
Linien<br />
Abbildung 6: Beispielprofil mit Erläuterungen<br />
68 % der Vergleichsgruppe<br />
liegen zwischen<br />
den mit „niedrig“ und<br />
„hoch“ gekennzeichneten<br />
Linien<br />
16 % der Vergleichsgruppe<br />
liegen zwischen<br />
den mit „hoch“ und<br />
„sehr hoch“ bezeichneten<br />
Linien
Coacti -R<br />
27<br />
Die Linie in der Mitte kennzeichnet den Mittelwert Ihrer Vergleichsgruppe.<br />
Ihren eigenen Wert sehen Sie in relativer Position dazu. Zwischen den mit<br />
„niedrig“ und „hoch“ gekennzeichneten Linien liegen 68 % der Personen<br />
und in den beiden Randbereichen jeweils 16 %, die sehr stark vom mittleren<br />
Wert abweichen. Liegt Ihr Wert im fachdidaktischen Wissen zum Beispiel<br />
rechts der mit „hoch“ gekennzeichneten Linie, gehören Sie in Ihrer<br />
Vergleichsgruppe zu den 16 % mit den höchsten Ergebnissen. Es folgt Ihr<br />
eigenes Profil.<br />
ID: 0<br />
Fachwissen<br />
Fachdidaktisches Wissen<br />
Pädagogisch-Psychologisches Wissen<br />
Ihr Werteprofil<br />
Konstruktivistische Überzeugungen<br />
Transmissive Überzeugungen<br />
Enthusiasmus <strong>für</strong> das Unterrichten<br />
Interesse am Fach Mathematik<br />
Emotionale Erschöpfung<br />
Berufszufriedenheit<br />
sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hoch
28<br />
Coacti -R<br />
2.3.5 Anregungen zur Reflexion<br />
Die dargestellten Ergebnisse sollen Sie anregen, sich mit dem derzeitigen<br />
Stand Ihrer professionellen Entwicklung auseinanderzusetzen. Betrachten<br />
Sie Ihre persönlichen Diagramme. Können Sie den Verlauf Ihrer Graphen<br />
nachvollziehen und fühlen Sie sich in Ihren Kompetenzbereichen von ihnen<br />
repräsentiert? Betrachten Sie noch einmal die Grafik auf S. 18, in der Sie<br />
Ihre Erwartungen notiert haben: Inwieweit stimmt Ihre Erwartung mit den<br />
Testergebnissen überein? Gibt es Bereiche, in denen die Ergebnisse entgegen<br />
Ihren Annahmen sind?<br />
Bezogen auf die Vergleichswerte und Ihr Profil können Sie sich weiterhin<br />
folgende Fragen stellen: Bewegen Sie sich nahe an der Vergleichsgruppe<br />
oder unter bzw. über ihr? Gibt es auffällige <strong>Max</strong>ima oder Minima? Insbesondere<br />
in den Bereichen, in denen Sie vergleichsweise niedrige Werte<br />
erzielt haben, ist es interessant, über mögliche Gründe nachzudenken:<br />
Fallen Ihnen Umstände Ihrer individuellen Ausbildungsbedingungen, aber<br />
auch hinsichtlich Ihres ganz persönlichen beruflichen Werdegangs ein, die<br />
hier<strong>für</strong> eine Erklärung sein können? Was können Sie tun, um Ihre Entwicklung<br />
in diesen Bereichen voranzutreiben?<br />
Doch auch vergleichsweise hohe Werte können Anlass zu beruflicher Reflexion<br />
sein: Hier handelt es sich offensichtlich um Kompetenzbereiche, die<br />
Ihnen besonders liegen. Überlegen Sie, wie Sie diese persönlichen Stärken<br />
nutzen können: Können Sie diese Aspekte vielleicht noch stärker als bisher<br />
in Ihr berufliches Handeln einfließen lassen bzw. noch weiter ausbauen?<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind Momentaufnahmen und stellen<br />
keine unveränderbaren Fakten dar. Sie ermöglichen es jedoch, individuelle<br />
Entwicklungspotentiale zu erkennen und gegebenenfalls Ihre Ausbildung<br />
zielgerichtet zu vertiefen. Gerade das Referendariat und die Anfangsphase<br />
in der praktischen Tätigkeit sind eine hervorragende Möglichkeit <strong>für</strong><br />
stetiges Weiterlernen. Für Ihre persönliche Ausbildung kann es nützlich<br />
sein, Ihre individuellen Profile mit anderen Lehramtskandidat(inn)en zu
Coacti -R<br />
29<br />
diskutieren, falls Sie sich noch im Vorbereitungsdienst befinden und sich<br />
darüber im Kontext der Ausbildung auszutauschen. Vielleicht möchten Sie<br />
die Ergebnisse auch mit Ihrer Ausbildungslehrkraft besprechen, um sich<br />
von ihr Anregungen zu holen, wie Sie spezifisch an bestimmten Aspekten<br />
weiterlernen können. Ihre persönlichen Graphen können <strong>für</strong> Sie als Stärken-Schwächen-Analyse<br />
fungieren, von der aus Sie über weitere Angebote<br />
Ihrer Ausbildung reflektieren und sie an Ihre persönlichen Voraussetzungen<br />
angepasst nutzen können.<br />
Wir hoffen, dass die Studiendarstellung und die vorgestellten Ergebnisse<br />
eine interessante Lektüre <strong>für</strong> Sie waren, die Ihnen auch einen kleinen Einblick<br />
in unsere Forschungsarbeit liefern konnte. Da wir sehr daran interessiert<br />
sind zu erfahren, welchen Nutzen Sie aus der Rückmeldung ziehen<br />
konnten, finden Sie beiliegend eine frankierte Antwortpostkarte, mit<br />
der Sie uns mitteilen können, inwieweit Sie die Rückmeldung als hilfreich<br />
empfunden haben.<br />
Weitere Informationen zur Studie <strong>COACTIV</strong>-R finden Sie auch auf unserer<br />
Homepage (http://www.mpib-berlin.mpg.de/coactivr/index.html), auf der<br />
wir in Zukunft auch allgemeine Ergebnisse der Studie veröffentlichen werden.<br />
Sollten Sie weitere Fragen und Anregungen haben, können Sie sich<br />
auch jederzeit an uns wenden.<br />
Für Ihre Teilnahme an der Studie <strong>COACTIV</strong>-R danken wir sehr herzlich und<br />
wünschen Ihnen alles Gute <strong>für</strong> Ihre Zukunft!
© <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bildungsforschung</strong><br />
Lentzeallee 94<br />
14195 Berlin<br />
Autor(inn)en<br />
Dr. habil. Mareike Kunter<br />
Dr. Uta Klusmann<br />
Dipl.-Päd. Katharina Genz<br />
Cand. Psych. Robert Busching<br />
Cand. Psych. Robert Peters<br />
<strong>COACTIV</strong>-R:<br />
Kompetenzerwerb von Lehramtskandidat(inn)en im<br />
Vorbereitungsdienst<br />
Ansprechpartnerin: Dipl.-Päd. Katharina Genz<br />
Telefon: 030-82 406 406<br />
E-Mail: genz@mpib-berlin.mpg.de<br />
Mai 2009