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Referat Sinti und Roma, Lydia Palm - mittendrin und aussenvor

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<strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>


Gliederung<br />

Einleitung<br />

Begriffe<br />

Geschichte<br />

Kultur<br />

Stereotype, Klischees <strong>und</strong> Vorurteile<br />

Situation in Europa <strong>und</strong> Deutschland<br />

Herausforderungen an die Soziale Arbeit<br />

Quellen


Begriffe<br />

<strong>Roma</strong> (Rom = Mensch/Mann; weibl.: Romni)<br />

Oberbegriff für eine Reihe ethnisch miteinander verwandter,<br />

ursprünglich aus dem indischen Subkontinent stammender<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

ethnisch-kulturelle Minderheit<br />

<strong>Sinti</strong> (sg. m.: Sinto/ weibl.: Sintezza)<br />

Selbstbezeichnung einer Teilgruppe der europäischen <strong>Roma</strong><br />

gelten als die am längsten in Mitteleuropa lebende <strong>und</strong> als die<br />

größte in Deutschland lebende <strong>Roma</strong>-Gruppe


Begriffe<br />

Zigeuner<br />

Fremdbezeichnung der Mehrheitsbevölkerung<br />

Etymologie des Wortes ist unsicher (griech. „athinganoi“ –<br />

Unberührbare; pers. „ciganch“ – Musiker, Tänzer)<br />

der Zentralrat Deutscher <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>, die Rom <strong>und</strong> Cinti<br />

Union (Hamburg), die <strong>Roma</strong>-Union (Frankfurt a. M.), der<br />

Verband Amaro Drom (Berlin) lehnen diesen Begriff als<br />

diskriminierend <strong>und</strong> rassistisch ab<br />

für die <strong>Sinti</strong> Allianz Deutschland e.V. ist er dagegen ein<br />

historisch gewachsener neutraler Sammelbegriff


Begriffe<br />

Viele versch. Eigen- <strong>und</strong> Fremdbezeichnungen<br />

Gypsy (engl.), Gitano (span.), Gitan (franz.), gyftos (griech.), cipside<br />

(serb.), kipti (türk.), cigány (ung.), Kalé (span. Untergruppe) , Vlach-<br />

<strong>Roma</strong> ->Kaldera, Lovara (Untergruppen), Manouches (franz. <strong>Sinti</strong>)...<br />

viele <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> verwenden die Eigenbezeichnungen ihrer<br />

jeweiligen Gruppe<br />

am ehesten polit. korrekt<br />

<strong>Roma</strong>-Weltdachverband, International <strong>Roma</strong>ni Union empfiehlt das<br />

Wort “<strong>Roma</strong>” als Gesamtbezeichnung<br />

der Zentralrat Deutscher <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> empfiehlt „<strong>Sinti</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Roma</strong>“<br />

Gadscho (Gadžo) / Das / Gor<br />

gebräuchlichste Bezeichnungen für Nicht-<strong>Roma</strong>


Geschichte


Geschichte<br />

frühe Geschichte<br />

ursprünglich aus Indien (sprachlicher Bef<strong>und</strong>), mehrere<br />

Wanderungswellen<br />

frühe Geschichte weitgehend unklar<br />

Verschleppungen, Flucht, Vertreibung, Sklaverei<br />

werden aber auch geschätzt (versch. Berufe), Dienen als<br />

Soldaten, ...<br />

600 Jahre in Europa<br />

1407 <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> in Deutschland<br />

1423 Schutzbrief des Königs Sigism<strong>und</strong><br />

Aufhebung des Schutzes, Verfolgung <strong>und</strong> Vertreibung<br />

1497- 1774 146 Zigeuneredikte


Geschichte<br />

16. Jh. vogelfrei, Verweigerung des Niederlassungsrechts,<br />

Verfolgung, Vertreibung <strong>und</strong> Hinrichtung in ganz Europa<br />

1618 – 1648 30jähriger Krieg, dienten als Soldaten<br />

Mitte 18.-19. Jh. „Zigeunerpolitik“ von Kaiserin Maria<br />

Theresia von Österreich-Ungarn: Zwangsassimilierung,<br />

Sesshaftmachung, Verbot der Sprache, Eheschließungsverbot<br />

unter den <strong>Roma</strong>, Zwangsadoption der <strong>Roma</strong>-Kinder (ab 1773)<br />

-> scheiterte aufgr<strong>und</strong> des Widerstands der <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong><br />

1864 Ende der Leibeigenschaft / Sklaverei in Rumänien -><br />

viele <strong>Roma</strong> aus Osteuropa wanderten in den Westen ab<br />

1886 Abschiebung aller „Zigeuner ohne deutsche<br />

Staatsangehörigkeit“


Geschichte<br />

1891 erneute Anweisung zur Abschiebung aller <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Roma</strong> ohne dt. Pass sowie Verbot der Ausstellung von<br />

Arbeitsbüchern für deutschstämmige <strong>Sinti</strong> -> wirtschaftliche<br />

Existenz zerstört, in Armut <strong>und</strong> soziales Elend gedrängt<br />

ab 1899 systematische Überwachung<br />

1926 1. Sondergesetz: „Gesetz zur Bekämpfung von Zigeunern,<br />

Landfahrern <strong>und</strong> Arbeitsscheuen“ (Bayern) <strong>und</strong> Errichtung<br />

der „Zigeunerpolizeistelle“<br />

1929 „Zigeunerpolizeistelle“ wird zum Zentralbüro im Kampf<br />

gegen Zigeuner in Deutschland ernannt<br />

Erfassung durch staatliche Stellen bildet die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Vernichtung der <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> im Nazi-Deutschland


Geschichte<br />

NS-Zeit 1933-1945<br />

1933 Rassen- u. Siedlungsamt fordert Sterilisierung<br />

1935 Nürnberger Gesetze, Blutschutzgesetz,<br />

Eheges<strong>und</strong>heitsgesetz<br />

1936 erste Inhaftierung ins KZ-Dachau <strong>und</strong> andere<br />

„Zigeunerlager“<br />

1938 Münchner „Zigeunerdienstelle“ wird in<br />

„Reichskriminalamt zur Bekämpfung des Zigeunerwesens“<br />

umbenannt <strong>und</strong> in Berlin eingegliedert (Himmler-Erlass)<br />

1938 Gründung der „rassenhygienischen Forschungsstelle“ im<br />

Reichsges<strong>und</strong>heitsamt unter Leitung des Arztes Dr. Robert<br />

Ritter<br />

1942 Ausschwitz-Erlass


Geschichte<br />

allein in Konzentrationslagern starben über eine halbe Million<br />

<strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>, dazu kommen weitere h<strong>und</strong>erttausende <strong>Roma</strong><br />

durch deutsche Erschießungskommandos in Osteuropa um<br />

Nachkriegszeit<br />

Diskriminierung <strong>und</strong> Verfolgung wird offen fortgesetzt<br />

Leugnung des Völkermordes<br />

Landfahrerzentralen als Ersatz der NS-Zigeunerzentrale zur<br />

Erfassung der <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> (bis 1970 Gebrauch von Nazi-<br />

Akten <strong>und</strong> Beschäftigung von Beamten des NS-Regimes)<br />

60er Jahre Zustrom von <strong>Roma</strong>-Gastarbeitern -><br />

Barackensiedlungen außerhalb der Wohngebiete<br />

(systematische Ausgrenzung)


Geschichte<br />

Verweigerung <strong>und</strong> Verzögerung der Verteilung der erneuten<br />

Staatsbürgerschaft bis in die 80er<br />

vereinzelte Reparaturen erst Anfang der 80er<br />

Anfang der 80er <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> vereinigten sich <strong>und</strong><br />

kämpften gegen Diskriminierung (z.B. Besetzung Dachaus/<br />

Einführung des Begriffs <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>)<br />

1982 Gründung Zentralrat Deutscher <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>; offizielle<br />

Anerkennung des Völkermordes durch B<strong>und</strong>eskanzler Schmidt<br />

1995 Anerkennung als nationale Minderheit<br />

2001 Eröffnung Ausstellung zur Vernichtung der europäischen<br />

<strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> in Auschwitz-Birkenau<br />

2012 Eröffnung des Holocaust-Denkmals zur Erinnerung an die<br />

ermordeten <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>


Kultur<br />

keine homogene Gemeinschaft!!!<br />

Vielzahl verschiedener Gruppen <strong>und</strong> Untergruppen -> keine<br />

einheitliche Kultur<br />

Sprache: <strong>Roma</strong>nes<br />

mit ind. Sanskrit verwandt<br />

ca. 60 Dialekte; von Umgebungssprache beeinflusst<br />

viele Wörter aus versch. Sprachen<br />

Sprachforscher versuchen anhand der Sprache (Lehnwörter,...)<br />

Migrationsbewegungen der <strong>Roma</strong> zu rekonstruieren


Kultur<br />

Traditionelle Sippenorganisation der Vlach- <strong>Roma</strong><br />

am Beispiel der Kalderas <strong>und</strong> Lovara:<br />

1. Stamm - größte soziale Einheit<br />

2. Sippe/Klan - Gemeinschaft versch. Familien, die sich von<br />

gemeinsamen Vorfahren ableiten; ein paar Dutzend bis<br />

H<strong>und</strong>erte Mitglieder, die in versch. Ländern leben<br />

3. Großfamilie - Drei-Generationen- Haushalt


Kultur<br />

Familienstruktur<br />

zentrale Bedeutung der Familie<br />

streng patriarchal organisiert<br />

Mann: Oberhaupt der Familie, hauptverantwortlich für<br />

materielles Überleben<br />

Frau: dem Mann untergeordnet, Verantwortung für Erziehung,<br />

Pflege der Alten <strong>und</strong> Kranken, Haushalt, Kochen, Beitrag zum<br />

Familieneinkommen durch Verkauf der vom Mann<br />

hergestellten Produkte (Kontakt zu Gadze - Nicht-<strong>Roma</strong>)<br />

starke Bindung zu Verwandten


Kultur<br />

Traditionelle Berufe<br />

Handwerk (Kesselschmiede, Löffelmacher)<br />

Handel (Pferdehändler)<br />

Vergnügen <strong>und</strong> Unterhaltung (Bärenführer, Musiker,<br />

Schausteller)<br />

hohes Maß an Flexibilität <strong>und</strong> Selbstständigkeit<br />

Bindung der Gruppe an den Beruf<br />

Bedeutung der traditionellen Berufe für ethnische Identität<br />

Vater: lehrt den Söhnen den Beruf, wird von Generation zu<br />

Generation weiter gegeben


Kultur<br />

Glaube, Rituale, Vorschriften<br />

sehr gläubig, Glaube an höchste, allmächtige, allgegenwärtige <strong>und</strong><br />

unersetzbare transzendente Macht<br />

dualistische Weltanschauung (gut/böse); Devel (Gott), Beng<br />

(Teufel)<br />

gehören versch. Religionen an (Islam, Christentum -><br />

umgebende Mehrheitsreligion)<br />

Totengeist, Toter (Mule/Mulo); andere Mächte<br />

versch. Vorschriften zu Tabus, Schande, Reinheit/Unreinheit, -><br />

Übertretungen können zu Strafen, sogar zum Ausschluss aus der<br />

Gemeinschaft führen (eig. trad. Gericht-„Kris“ entscheidet)<br />

versch. Rituale (z.B. um Reinheit wiederherzustellen,...), Flüche,<br />

Schwüre


Kultur<br />

Feste<br />

wichtigste Feste: Taufe <strong>und</strong> Begräbnis, Hochzeit<br />

versch. Rituale, Vorschriften, Bräuche<br />

Kleidung<br />

<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer halten sich bedeckt: ab der Pubertät<br />

dürfen Jungs keine kurzen Hosen <strong>und</strong> Mädchen müssen<br />

Röcke, die mind. bis zum Knie gehen, tragen<br />

Kastendistanz<br />

Endogamie (keine Heirat Angehöriger versch. Kasten)<br />

Distanz zu „Gadze“ (Nicht-<strong>Roma</strong>)<br />

häufig werden Kontakte zu „Gadze“ möglichst gering gehalten


Stereotype, Klischees, Vorurteile<br />

Vorurteile, Stereotype, Klischees<br />

Vorurteile sind eine „Übergeneralisierung“ wobei<br />

unzulässigerweise von einzelnen Eigenschaften eines<br />

Individuums auf Eigenschaften aller Individuen einer Gruppe<br />

geschlossen werden -> können positiv & negativ sein<br />

Stereotype „helfen“ Komplexität zu reduzieren (weniger<br />

Aufwand als eine genaue Wahrnehmung der Zielgruppe)


Stereotype, Klischees, Vorurteile<br />

negativ bewertete Eigenschaften<br />

homogene, nomadisierende „Stammesgesellschaft“ (Anm.:<br />

Mehrheit lebt sesshaft)<br />

unfähig zur Anpassung, arbeitsscheu, unzuverlässig, feige,<br />

kriminell, Kinder-stehlendend, hinterlistig, schmutzig,<br />

mangelnde Ordnungsliebe, streitlustig, haben keine Moral,<br />

u.v.m.<br />

positiv bewertete Eigenschaften<br />

magische <strong>und</strong> wahrsagerische Fähigkeiten, große<br />

Freiheitsliebe, starke erotische Ausstrahlung, besondere<br />

rhythmische <strong>und</strong> musikalische Fähigkeiten, manuelles <strong>und</strong><br />

körperliches Geschick bei kriminellen oder bestimmten<br />

handwerklichen <strong>und</strong> schaustellerischen Tätigkeiten


Stereotype, Klischees, Vorurteile<br />

äußere Merkmale<br />

schwarzes Haar, schwarze Augen, dunkle Hautfarbe<br />

„Meyers Konversations-Lexikon“ (Ausgabe 1888):<br />

„Was den Charakter der Zigeuner anlangt, so sind dieselben<br />

leichtsinnig, treulos, furchtsam, der Gewalt gegenüber<br />

kriechend, dabei rachsüchtig, im höchsten Grad cynisch <strong>und</strong><br />

da, wo sie glauben es wagen zu können, anmaßend <strong>und</strong><br />

unverschämt. Alle sind dem Betteln ergeben, gestohlen wird<br />

besonders von Weibern <strong>und</strong> Kindern“


Stereotype, Klischees, Vorurteile<br />

->Antiziganismus<br />

Analogie zu „Antisemitismus“, Zigeunerfeindlichkeit<br />

„Wissenschaftlicher Rassismus“ -><strong>Roma</strong> als minderwertige<br />

Rasse, erblich bedingte gesellschaftsschädliche Anlagen<br />

ca. 68 Prozent der heutigen Deutschen antiziganistisch<br />

eingestellt<br />

Stabilität der Stereotype, Klischees, Vorurteile<br />

Komplexitätsverringerung<br />

sich selbst erfüllende Prophezeiungen -> das Ressentiment<br />

bringt die gesellschaftliche Wirklichkeit hervor (Bsp.<br />

„Wandertrieb“)


Situation in Europa <strong>und</strong> Deutschland<br />

Europa<br />

8-10 Millionen - größte ethnische Minderheit in Europa<br />

Mehrheit lebt in Südosteuropa (Rumänien: 2 Millionen<br />

(10%der Bevölkerung), Slowakei: 600000)<br />

auf dem Papier gleichberechtigte Bürger<br />

soziale <strong>und</strong> politische Lage bleibt prekär<br />

Verpflichtung aller EU-Mitglieder, ihre Minderheiten zu<br />

schützen (Europ. Rahmenübereinkommen zum Schutz<br />

internat. Minderheiten)


Situation in Europa<br />

Staatlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher Rassismus <strong>und</strong><br />

Diskriminierung -> soziales Randgruppendasein<br />

Marginalisierung: staatliche Politik der Sesshaftmachung <strong>und</strong><br />

Assimilierung führte zur Entstehung segregierter Viertel<br />

Tschechien: 1/3 der <strong>Roma</strong> leben in abgeschlossenen Vierteln<br />

Bericht der Weltbank: Kindersterblichkeit in osteurop. <strong>Roma</strong>-<br />

Bericht der Weltbank: Kindersterblichkeit in osteurop. <strong>Roma</strong>-<br />

Ghettos mind. doppelt so hoch wie in der<br />

Mehrheitsbevölkerung ; die Lebenserwartung liegt 10-15 Jahre<br />

unter dem gesellschaftlichen Durchschnitt


Situation in Europa<br />

Dekade für <strong>Roma</strong>-Integration (Weltbank <strong>und</strong> Open<br />

Society Institute 2005)<br />

Aktionspläne für gezielte Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen von <strong>Roma</strong> über nationale Grenzen hinweg<br />

Ziele: Abbau von Zugangsschranken für <strong>Roma</strong> in den<br />

Bereichen Bildung, Wohnen, Ges<strong>und</strong>heit, Arbeit<br />

für konkrete Umsetzung sind die Länder zuständig: Bulgarien,<br />

Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Serbien-Montenegro,<br />

Slowakei, Tschechien, Ungarn


Situation in Europa<br />

Bsp. für antiziganistische Ausschreitungen<br />

2006 slowenische <strong>Roma</strong>-Familie durch eine „Bürgerwehr“<br />

attackiert <strong>und</strong> aus ihrem Dorf vertrieben<br />

2007 Mord an italienischer Frau durch zugewanderten<br />

rumän. Rom ->v. a. rumänische <strong>Roma</strong> gerieten in Italien unter<br />

Generalverdacht, Regierung kündigte Massenabschiebungen<br />

auch wegen geringfügiger Delikte an<br />

2008 Ungarn: mind. 16 antiziganistische Übergriffe allein im<br />

November<br />

2008 Neapel: Gerücht, eine Romni habe ein Kleinkind stehlen<br />

wollen löste Ausschreitungen aus, bei denen ein <strong>Roma</strong>-Lager<br />

komplett niedergebrannt wurde


Situation in Europa<br />

2011 Ungarn: Formierung illegaler "Bürgerwehr" mit dem<br />

erklärten Ziel, die Minderheit der <strong>Roma</strong> aus Ungarn zu<br />

vertreiben<br />

2011 Bulgarien: Ausschreitungen gegen <strong>Roma</strong> in versch.<br />

Städten.


Situation in Deutschland<br />

Deutschland<br />

2 Gruppen, die die dt. Staatsbürgerschaft besitzen <strong>und</strong> als<br />

Minderheit anerkannt sind: <strong>Sinti</strong> (leben in dt. Ländern seit<br />

über 600 Jahren) <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> (wanderten Mitte 18.-19. Jh. aus<br />

Osteuropa ein)<br />

Arbeitsmigranten in den 60er Jahren (jugoslawische <strong>Roma</strong>)<br />

besitzen nun meist auch die dt. Staatsbürgerschaft<br />

Migranten <strong>und</strong> Flüchtlinge aus ehem. Ostblockstaaten<br />

(Rumänien, Bulgarien, Ex- Jugoslawien) ungewisser bis<br />

illegaler rechtlicher Status


Situation in Deutschland<br />

insgesamt leben in Deutschland schätzungsweise 120.000<br />

<strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>. Davon sind ca. 50.000 Flüchtlinge (darunter<br />

20.000 Kinder)<br />

Aus Angst vor Diskriminierung entscheiden sich viele <strong>Sinti</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Roma</strong>, ihre Herkunft nicht offen zu nennen<br />

Studie von 2006: 68% der Bevölkerung wollen keine<br />

Studie von 2006: 68% der Bevölkerung wollen keine<br />

„Zigeuner“ als Nachbarn (Vergleich: 36% wollen keine<br />

türkischen Nachbarn)


Situation in Deutschland<br />

1978- 1982 Studie des B<strong>und</strong>esfamilienministeriums<br />

(H<strong>und</strong>salz Studie):<br />

erstes genaueres Bild zur sozialen Lage dt. <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong><br />

<br />

überdurchschnittlich großer Teil der Volksgruppe lebte in<br />

Armut <strong>und</strong> war sozial kaum abgesichert<br />

Auswirkungen der ökonomischen Lage auf Wohnsituation<br />

Ende der 70er waren fast alle <strong>Sinti</strong> sesshaft<br />

alarmierend schlechte Schulausbildung: 25-30% der <strong>Sinti</strong><br />

Kinder besuchten Sonderschulen<br />

schlechte Bildung der Eltern: 30% hatten keine Schule<br />

besucht, 50% Abbruch vor Abschluss


Situation in Deutschland<br />

Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher<br />

<strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong> 2011<br />

81,2% der Befragten haben Diskriminierungserfahrungen<br />

18,8% haben Ausbildung absolviert (83,4% in<br />

Mehrheitsbevölkerung)<br />

10,7% besuchten Förderschule (Vgl.:4,9%)<br />

13% besuchten keinerlei Schule (Vgl.: vermutl. unter 1%)<br />

44% kein Schulabschluss (Vgl.: 7,5%)<br />

2,3% besuchten Gymnasium (Vgl.: 40% bei 20-25-jährigen)<br />

45,6% keine Hilfe bei Hausaufgaben


Situation in Deutschland<br />

UNICEF Studie zur Lage von Kindern aus <strong>Roma</strong>-Familien<br />

in Deutschland<br />

Zugang zu Bildung, Wohnung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit hängt in<br />

erheblichem Maße vom aufenthaltsrechtlichen Status ab<br />

große Handlungsspielräume von Ländern <strong>und</strong> Kommunen<br />

-> deutliche regionale Unterschiede hinsichtlich der<br />

Aufnahme, Unterbringung <strong>und</strong> Versorgung sowie des Zugangs<br />

zum Bildungsbereich<br />

1/3 der Familien Aufenthalts- bzw. Niederlassungserlaubnis:<br />

gesellschaftliche Partizipation <strong>und</strong> Integration,<br />

Arbeitsaufnahme, Ausbildung, Umzug in Mietwohnungen,<br />

gesetzl. Krankenversicherung, Recht auf Sprach- <strong>und</strong><br />

Integrationskurse


Situation in Deutschland<br />

2/3 der Familien unsicherer Aufenthaltsstatus (Duldung):<br />

Besondere Beschränkungen <strong>und</strong> Auflagen, Soziale<br />

Ausgrenzung, Unsicherheit durch permanenten<br />

Abschiebungsdruck, räumliche Beschränkung des Aufenthalts,<br />

Belastungen durch Sprachmittler- Rolle, gekürzte Sozialhilfe<br />

nach Asylbewerberleistungsgesetz, Ausschluss von<br />

Sozialleistungen, Eingeschränkter Zugang zum<br />

Ges<strong>und</strong>heitsbereich, schlechte Wohnungssituation


Herausforderungen an die Soziale Arbeit<br />

???


Quellen<br />

Baumgartner, Gerhard <strong>und</strong> Belgin, Taifun (Hrsg.): <strong>Roma</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Sinti</strong>. „Zigeuner-Darstellungen“ der Moderne. Wien 2007<br />

H<strong>und</strong>salz, Andreas. Soziale Situation der <strong>Sinti</strong> in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Stuttgart 1982<br />

Strauß, Daniel (Hrsg.): Studie zur aktuellen Bildungssituation<br />

deutscher <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong> <strong>Roma</strong>. Dokumentation <strong>und</strong><br />

Forschungsbericht. Marburg 2011<br />

UNICEF. Zur Lage von Kindern aus <strong>Roma</strong>- Familien aus<br />

Deutschland. Zusammenfassung der Ergebnisse einer Studie des<br />

Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen<br />

Universität Berlin. 2010<br />

Widmann, Peter: An den Rändern der Städte. <strong>Sinti</strong> <strong>und</strong><br />

Jenische in der deutschen Kommunalpolitik. Berlin 2001


Quellen<br />

http://romani.uni-graz.at<br />

http://www.romahistory.com<br />

http://www.romnokher.de<br />

http://www.sintiallianz-deutschland.de<br />

http://www.sinti<strong>und</strong>roma.de<br />

http://www.stiftung-evz.de<br />

http://www.wikipedia.org<br />

http://zentralrat.sinti<strong>und</strong>roma.de/

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