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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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different ausdrücken, aber psycho-physiologisch Unterschiede bisher<br />

nicht nachgewiesen werden konnten. Fahrenberg (2000, S. 111) fasst<br />

den Wissensstand nach mehr als h<strong>und</strong>ertjährige Emotionsforschung<br />

mit den Worten zusammen: „Die im subjektiven Erleben mögliche<br />

Unterscheidung <strong>von</strong> Gefühlen <strong>und</strong> die mimischen Ausdrucksmuster<br />

haben nach gegenwärtigem Wissensstand keine deutliche Entsprechung<br />

in vegetativ-endokrinen Mustern.“ Klinisch findet man zwischen<br />

den Affekten nicht nur rasche Übergänge, sondern häufig<br />

Mischungen, die <strong>ihre</strong>n sprachlichen Ausdruck beispielsweise durch<br />

die Bezeichnungen „Schamangst“ oder „Schuldangst“ finden. Unter<br />

den Affekten hat die <strong>Angst</strong> eine zentrale Rolle, weshalb es nach wie<br />

vor gerechtfertigt ist, dass in der Psychoanalyse die Abwehrvorgänge<br />

auf die Vermeidung der <strong>Angst</strong> bezogen werden. Es sollte aber nicht<br />

übersehen werden, dass sich Spaltungs- <strong>und</strong> Verdrängungsprozesse<br />

auch auf <strong>von</strong> der <strong>Angst</strong> unabhängige Affekte richten können (siehe<br />

hierzu Thomä <strong>und</strong> Kächele, 1997, S. 471f.).<br />

Es ist meines Erachtens ein Kennzeichen aller neurotischen Ängste,<br />

dass ihr Ausmaß größer ist als in tatsächlichen Gefahrensituationen.<br />

Das hängt damit zusammen, dass in der Konfrontation mit einer<br />

wirklichen Gefahr Schutzhandlungen beinahe reflektorisch einsetzen.<br />

Es bleibt kein Spielraum für angststeigernde bewusste <strong>und</strong> unbewusste<br />

Phantasien. Bei diesen Reaktionen auf reale Gefahren kommt<br />

es nicht zur traumatischen Situation der Hilflosigkeit. Ganz anders ist<br />

es, wenn Menschen längere Zeit, beispielsweise als Geiseln oder in<br />

Isolationshaft, einem ungewissen Schicksal ausgeliefert sind. Extreme<br />

Belastungen dieser Art zeigen, dass die <strong>Angst</strong> eine enge Beziehung<br />

zur Erwartung hat (Freud, 1933, S. 88). Nachwirkungen führen zum<br />

Syndrom der posttraumatischen Belastungsreaktion, dessen Auftreten<br />

<strong>von</strong> der persönlichen Belastbarkeit abhängig ist.<br />

Die Gefahren, die in <strong>Angst</strong>reaktionen signalisiert werden, ergeben<br />

sich aus einem Zwei-Fronten-Krieg, den der Mensch nach innen <strong>und</strong><br />

nach außen führt. Neurotische Ängste beziehen sich auf eingebildete<br />

Gefahren, denen aber seelische Prozesse zu Gr<strong>und</strong>e liegen <strong>und</strong> die<br />

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