Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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25.10.2012 Aufrufe

60 faktoren ausgelöst wurden), zeigen sich ähnliche Minderdurchblutungen bzw. Hypometabolismen in gedächtnisverarbeitenden Strukturen (zum Beispiel Fall BT; Markowitsch et al., 1997a). In diesem Zusammenhang ist der Patient AMN zu sehen, der eine durch ein traumatisierendes Ereignis ausgelöste anterograde und retrograde Amnesie zeigte (Markowitsch et al., 1998; Markowitsch et al., 2000). Zu Beginn der Amnesie war – korrespondierend zu den neuropsychologischen Ausfällen – im Ruhe-PET ein massiv reduzierter Glukoseverbrauch in gedächtnisverarbeitenden Strukturen zu sehen. Nach circa acht Monaten psychotherapeutischer und medikamentöser Intervention konnte eine Leistungserholung beobachtet werden. Ebenfalls korrespondierend ergab eine nach einem Jahr durchgeführte Nachuntersuchung seines Hirnstoffwechsels mittels PET eine Rückkehr zu normalen Werten (siehe Abbildung 4). Abb. 4: Fluorodeoxyglucose (FDG) PET-basierter Koronarschnitt durch das Gehirn des Patienten AMN von anterior nach posterior (links nach rechts). In der oberen Reihe befinden sich Abbildungen des Glukosestoffwechsels des Patienten im Akutstadium (zwei Monate nach dem Trauma), in der unteren Reihe ist der Glukosestoffwechsel nach der Erholung von dem Trauma (nach zwölf Monaten) dargestellt. Man beachte die weitreichenden corticalen und subcorticalen hypometabolen Zonen zu Beginn der Amnesie, die sich nach erfolgreicher Therapie innerhalb eines Jahres zurückgebildet haben (modifiziert nach Markowitsch et al., 2000).

Neben den zum Teil vergleichbaren Gedächtnisausfällen nach organischer Hirnschädigung und psychischer Verursachung finden sich bei beiden Patientengruppen ebenfalls häufig Symptome affektiver Veränderungen wie zum Beispiel eine emotionale Verflachung und inadäquate Krankheitsverarbeitung. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise der Fall des Patienten NN (Markowitsch et al., 1997b) zu nennen, der im Rahmen einer dissoziativen Fugue eine schwere retrograde autobiographisch-episodische Amnesie entwickelte. In einem Aktivierungs-PET konnte gezeigt werden, dass NN autobiographischepisodische Informationen linkshemisphärisch (temporo-frontal) verarbeitete, wobei diese Areale im gesunden Gehirn eher bei der Verarbeitung unpersönlicher, semantischer Informationen aus dem Wissenssystem aktiviert sind und autobiographisch-episodische Informationen eher zu rechtshemisphärischen Aktivierungen der entsprechenden Areale führen (Fink et al., 1996). Der Patient schien somit seine autobiographischen Erinnerungen neutral und ohne persönlichen Bezug zu verarbeiten, was ein Korrelat der erwähnten affektiven Verflachung darstellen könnte. Auch für semantische Altgedächtnisinformationen konnte bei einem Fall von Yasuno et al. (2000) eine fehlerhafte emotionale Verarbeitung und die Erholung dieser Fehlfunktion festgestellt werden. Hier wurde mittels PET der Hirnstoffwechsel einer Patientin mit einer dissoziativen Amnesie mit dem gesunder Kontrollprobanden verglichen. In der akuten Phase zeigte die Patientin während des Abrufes semantischer Altgedächtnisinformationen (Gesichter von berühmten Personen) eine rechtshemisphärische Aktivität in anterior-medialen temporalen Regionen, der Amygdala und dem medialen präfrontalen Cortex, wogegen die Kontrollprobanden bilaterale hippocampale Aktivierungen und – entsprechend der semantischen Natur des Materials – eher linkshemisphärische präfrontale Aktivierungen aufwiesen. Yasuno et al. nehmen an, dass es sich bei dem Aktivierungsmuster der Patientin um eine funktionelle Abweichung in der Verarbeitung emotionaler Informationen handelt, und vermuten aufgrund der gesteigerten Aktivierung der Amygdala (LeDoux, 1996), dass die Patientin semantische Altgedächtnisinformationen übermäßig mit Angst oder anderen negativen 61

Neben den zum Teil vergleichbaren Gedächtnisausfällen nach organischer<br />

Hirnschädigung <strong>und</strong> psychischer Verursachung finden sich bei<br />

beiden Patientengruppen ebenfalls häufig Symptome affektiver Veränderungen<br />

wie zum Beispiel eine emotionale Verflachung <strong>und</strong> inadäquate<br />

Krankheitsverarbeitung. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise<br />

der Fall des Patienten NN (Markowitsch et al., 1997b) zu<br />

nennen, der im Rahmen einer dissoziativen Fugue eine schwere retrograde<br />

autobiographisch-episodische Amnesie entwickelte. In einem<br />

Aktivierungs-PET konnte gezeigt werden, dass NN autobiographischepisodische<br />

Informationen linkshemisphärisch (temporo-frontal)<br />

verarbeitete, wobei diese Areale im ges<strong>und</strong>en Gehirn eher bei der<br />

Verarbeitung unpersönlicher, semantischer Informationen aus dem<br />

Wissenssystem aktiviert sind <strong>und</strong> autobiographisch-episodische Informationen<br />

eher zu rechtshemisphärischen Aktivierungen der entsprechenden<br />

Areale führen (Fink et al., 1996). Der Patient schien somit<br />

seine autobiographischen Erinnerungen neutral <strong>und</strong> ohne persönlichen<br />

Bezug zu verarbeiten, was ein Korrelat der erwähnten affektiven<br />

Verflachung darstellen könnte. Auch für semantische Altgedächtnisinformationen<br />

konnte bei einem Fall <strong>von</strong> Yasuno et al. (2000) eine<br />

fehlerhafte emotionale Verarbeitung <strong>und</strong> die Erholung dieser Fehlfunktion<br />

festgestellt werden. Hier wurde mittels PET der Hirnstoffwechsel<br />

einer Patientin mit einer dissoziativen Amnesie mit dem<br />

ges<strong>und</strong>er Kontrollprobanden verglichen. In der akuten Phase zeigte<br />

die Patientin während des Abrufes semantischer Altgedächtnisinformationen<br />

(Gesichter <strong>von</strong> berühmten Personen) eine rechtshemisphärische<br />

Aktivität in anterior-medialen temporalen Regionen, der Amygdala<br />

<strong>und</strong> dem medialen präfrontalen Cortex, wogegen die Kontrollprobanden<br />

bilaterale hippocampale Aktivierungen <strong>und</strong> – entsprechend<br />

der semantischen Natur des Materials – eher linkshemisphärische<br />

präfrontale Aktivierungen aufwiesen. Yasuno et al. nehmen an, dass<br />

es sich bei dem Aktivierungsmuster der Patientin um eine funktionelle<br />

Abweichung in der Verarbeitung emotionaler Informationen<br />

handelt, <strong>und</strong> vermuten aufgr<strong>und</strong> der gesteigerten Aktivierung der<br />

Amygdala (LeDoux, 1996), dass die Patientin semantische Altgedächtnisinformationen<br />

übermäßig mit <strong>Angst</strong> oder anderen negativen<br />

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