Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...
Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ... Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...
56 Im Prozess der Gedächtnisbildung durchläuft die Information folgende Stufen der Verarbeitung: (a) die Informationsaufnahme am Sinnesorgan, (b) die Einspeicherung oder Enkodierung, (c) initiale und vertiefte Konsolidierung und (d) die permanente Ablagerung. Anschließend kann das gespeicherte Material normalerweise wieder abgerufen werden, wobei jedes erneute Abrufen vormals gespeicherter Informationen zu einer Wiedereinspeicherung und damit Änderung der ursprünglichen Gedächtnisspur führt (Tulving, 2001). Amnestische Patienten können diesbezüglich Defizite im Zugriff auf Altgedächtnisinhalte sowie auch verminderte Ressourcen zur Wiedereinspeicherung aufweisen (Markowitsch et al., 1999a). Die inhaltlichen Gedächtnissysteme sind entsprechend dem von Tulving (1995) postulierten SPI-Modell hierarchisch aufgebaut: Die Bezeichnung SPI steht hierbei für seriell, parallel und unabhängig (englisch: „independent“), womit jeweils unterschiedliche Stufen der Informationsverarbeitung gemeint sind. Demnach folgt die Enkodierung von Informationen seriell, die Ablagerung parallel, und der Abruf schließlich ist unabhängig. Das Prinzip der seriellen Enkodierung unterstreicht, dass die Gedächtnissysteme hierarchisch aufgebaut sind, das heißt, dass Informationen erst das semantische Gedächtnis durchlaufen müssen, bevor sie ins episodische Gedächtnis übergehen können (siehe Abbildung 3). Der Prozess der parallelen Ablagerung gewährleistet eine multiple Speicherung der Informationen in verschiedenen Systemen, je nachdem welche Stufen der Hierarchie bei der Enkodierung durchlaufen worden sind. Dementsprechend kann die Ablagerung auch in verschiedenen Hirnregionen gleichzeitig stattfinden und die abgelagerte Information aus den verschiedenen Systemen unabhängig voneinander abgerufen werden. Dies bedeutet, in Abhängigkeit der postulierten Eigenschaft des jeweilig abrufenden Systems kann die Information dem Bewusstsein zugänglich sein oder nicht.
Abb. 3: Darstellung des Zusammenhangs zwischen episodischem und semantischem Gedächtnis nach dem SPI-Modell. Informationen können unabhängig vom episodischen Gedächtnis in das semantische Gedächtnis enkodiert werden. Um dagegen in das episodische Gedächtnis zu gelangen, muss die Information zunächst das semantische Gedächtnis durchlaufen. Enkodierte und gespeicherte Information ist potentiell zum Abruf aus einem der beiden Systeme oder aus beiden gemeinsam verfügbar (modifiziert nach Tulving, 1995). Viele amnestische Patienten können einen Gedächtnisabruf aus höheren Ebenen (zum Beispiel aus dem episodischen Gedächtnis) nicht mehr bewältigen, haben wohl aber – unbewusst – aus tieferliegenden Ebenen Zugriff auf gespeicherte Informationen und belegen somit die Parallelität der Speicherung und die Unabhängigkeit des Abrufs (zur impliziten Nutzung episodischer Altgedächtnisinformationen siehe zum Beispiel die Fälle PA bzw. MA von Barbarotto et al., 1996, bzw. De Renzi et al., 1995). 57
- Seite 5 und 6: Vorwort Die Beiträge des vorliegen
- Seite 7: gie, Medienforschung und Philosophi
- Seite 11 und 12: Andreas Paul Angst: eine evolutions
- Seite 13 und 14: Gefühlen sollten wir uns leiten la
- Seite 15 und 16: Eine drohende Gefahr wahrzunehmen,
- Seite 17 und 18: Es ist bekannt, wie stark Kinder [.
- Seite 19 und 20: Tabelle 1: Typen der Angst und ihre
- Seite 21 und 22: Einigermaßen unstrittig dürfte se
- Seite 23 und 24: menschlichen Gesellschaften verbrei
- Seite 25 und 26: Situationen zu versagen. Dass diese
- Seite 27 und 28: Darwin, C. (1998 [1878]), „Biogra
- Seite 29: Temrin, H. Buchmayer, S. und Enquis
- Seite 32 und 33: 32 matik - teilweise erheblich zum
- Seite 34 und 35: 34 aversiver Reflex, der nach Konor
- Seite 36 und 37: 36 spricht alles dafür, dass damit
- Seite 38 und 39: 38 zu kontrollieren. Tierexperiment
- Seite 40 und 41: 40 Voraussetzung dafür ist, diese
- Seite 42 und 43: 42 schiede der lokomotorischen Akti
- Seite 44 und 45: 44 fig zur Co-Selektion des jeweils
- Seite 46 und 47: 46 Möglichkeit der unabhängigen p
- Seite 49 und 50: Esther Fujiwara und Hans J. Markowi
- Seite 51 und 52: Persönlichkeitsstörung und Gedäc
- Seite 53 und 54: ungen und Depressionen (Brady et al
- Seite 55: EPISODISCHES GEDÄCHTNIS Meine letz
- Seite 59 und 60: mationen durch homologe Regionen de
- Seite 61 und 62: Neben den zum Teil vergleichbaren G
- Seite 63 und 64: Tabelle 2: Fälle mit psychogen-fun
- Seite 65 und 66: Studie Patientencharakteristika Mar
- Seite 67 und 68: Aufgrund der phänomenologischen Ä
- Seite 69 und 70: zwischen kontrollierbarem und unkon
- Seite 71 und 72: corticale und subcorticale Netzwerk
- Seite 73 und 74: Insbesondere die Spezifität der Ge
- Seite 75 und 76: Blackburn-Munro, G. und Blackburn-M
- Seite 77 und 78: Franklin, C.L. und Zimmerman, M. (2
- Seite 79 und 80: Mackenzie Ross, S. (2000), “Profo
- Seite 81 und 82: models of neurodegenerative disease
- Seite 83: Wheeler, M.A. Stuss, D.T. und Tulvi
- Seite 87 und 88: Helmut Thomä Sitzt die Angst in de
- Seite 89 und 90: iologie sind mit dem Körper identi
- Seite 91 und 92: Symptomen, ohne Rücksicht auf dere
- Seite 93 und 94: different ausdrücken, aber psycho-
- Seite 95 und 96: 5 Trauma und Angst Dem DSM kann nic
- Seite 97 und 98: mende medizinische Begriff ist wede
- Seite 99 und 100: (Bartlett, 1932) in seiner vielfäl
- Seite 101 und 102: 101 (und dazu gehört auch immer: F
- Seite 103 und 104: 103 chiatrischen Weltanschauung ges
- Seite 105 und 106: 105 nächsten kommen, werden die zu
Abb. 3: Darstellung des Zusammenhangs zwischen episodischem <strong>und</strong> semantischem<br />
Gedächtnis nach dem SPI-Modell. Informationen können unabhängig vom<br />
episodischen Gedächtnis in das semantische Gedächtnis enkodiert werden.<br />
Um dagegen in das episodische Gedächtnis zu gelangen, muss die Information<br />
zunächst das semantische Gedächtnis durchlaufen. Enkodierte <strong>und</strong> gespeicherte<br />
Information ist potentiell zum Abruf aus einem der beiden Systeme<br />
oder aus beiden gemeinsam verfügbar (modifiziert nach Tulving,<br />
1995).<br />
Viele amnestische Patienten können einen Gedächtnisabruf aus höheren<br />
Ebenen (zum Beispiel aus dem episodischen Gedächtnis) nicht<br />
mehr bewältigen, haben wohl aber – unbewusst – aus tieferliegenden<br />
Ebenen Zugriff auf gespeicherte Informationen <strong>und</strong> belegen somit die<br />
Parallelität der Speicherung <strong>und</strong> die Unabhängigkeit des Abrufs (zur<br />
impliziten Nutzung episodischer Altgedächtnisinformationen siehe<br />
zum Beispiel die Fälle PA bzw. MA <strong>von</strong> Barbarotto et al., 1996, bzw.<br />
De Renzi et al., 1995).<br />
57