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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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interdisziplinären Einbettung <strong>von</strong> Befürchtungen <strong>und</strong> Ängsten zuwenden.<br />

Dies ist sowohl in diachroner als auch in synchroner Hinsicht<br />

möglich. In diachroner Hinsicht stecken evolutionsbiologische<br />

Untersuchungen den weitesten Rahmen ab: Sie geben uns einerseits<br />

Anhaltspunkte, inwiefern Ängste eine extrem sinnvolle Ausstattung<br />

für alles Lebendige schlechthin sind. Darüber hinaus könnten sie helfen,<br />

auch einige der pathologischen Ausprägungen unter Umständen<br />

als ehemals überlebensrelevante Mechanismen zu begreifen, die freilich<br />

in einer veränderten Welt inadäquat geworden sein mögen.<br />

Als im engeren Sinne diachron sind diejenigen Untersuchungen zu<br />

verstehen, die sich mit den Entstehungs- <strong>und</strong> Erhaltungsbedingungen<br />

pathologischer <strong>Angst</strong>formen beschäftigen. Von großer Bedeutung<br />

sind hierbei sowohl die sozialen Bedingungen als auch die genetische<br />

Disposition <strong>von</strong> <strong>Angst</strong>patienten. Insbesondere der soziale Aspekt<br />

sollte nicht unterschätzt werden. In manchem „sozialen“ Umfeld entstehen<br />

Prädispositionen für <strong>Angst</strong>erkrankungen, die auch dann noch<br />

persistieren, wenn die ursprünglichen Auslösefaktoren längst beseitigt<br />

sind.<br />

Wenn man diese ohne jeden Zweifel bestehende Relevanz sozialer<br />

Zusammenhänge anerkennt, wird nun allerdings häufig geschlossen,<br />

dass reduktive Betrachtungsweisen, die sich vor allem auf den einzelnen<br />

Organismus, den jeweiligen Träger der <strong>Angst</strong> oder des <strong>Furcht</strong>verhaltens,<br />

beziehen, <strong>von</strong> vornherein zum Scheitern verurteilt sind, da<br />

diese Ansätze die interpersonellen Aspekte außer acht lassen. Dem<br />

möchte ich hier widersprechen. Denn dieser Vorwurf scheint auf einer<br />

Verwechslung der diachronen <strong>und</strong> der synchronen Gesichtspunkte zu<br />

basieren. Der eine betrifft die Entstehungs- <strong>und</strong> Erhaltungsbedingungen<br />

einer <strong>Angst</strong>erkrankung, der andere die somatischen Vorgänge, die<br />

einem jeden einzelnen <strong>Angst</strong>ausbruch oder <strong>Furcht</strong>zustand zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen, die ihn, um es philosophisch zu sagen: realisieren. Mit dem<br />

Gedanken der Realisierung ist zugleich der Gedanke der reduktiven<br />

Erklärung verb<strong>und</strong>en. Diese möchte ich ganz grob skizzieren, um<br />

einigen an der Debatte Beteiligten die spezifische <strong>Angst</strong> zu nehmen,<br />

die man vielleicht Reduktionsphobie nennen könnte (auch wenn

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