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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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schlag), die das eigene Dasein als unmittelbar bedroht erscheinen<br />

lassen: Die Panik ist da.<br />

Alle pathologischen Ängste erscheinen somit als gerichtet, mitunter<br />

sogar als mehrfach gerichtet. Besonders eindringlich ist dies bei der<br />

Panik <strong>und</strong> Agoraphobie, aber auch bei den <strong>von</strong> Michael Linden (in<br />

diesem Band) beschriebenen Sorgenkaskaden zu sehen. Ebenso unterstreicht<br />

Helmut Thomä (in diesem Band, Kapitel 6), dass es aus Sicht<br />

der Psychoanalyse keine objektlosen Ängste gibt.<br />

Und dennoch scheint es, wenn man einigen Philosophen Glauben<br />

schenken darf, einen noch weiteren Verlust an Bezug zu geben. Mit<br />

dem, was seit Kierkegaard <strong>und</strong> besonders seit den Existenzphilosophen<br />

als Stimmung <strong>Angst</strong> der gerichteten <strong>Furcht</strong> gegenübergestellt<br />

wurde, geht keine Gerichtetheit auf ein Objekt einher. Was bleibt ist:<br />

P ängstigt sich. In seinem Buch Das Wesen der Stimmungen gibt Otto<br />

Friedrich Bollnow die folgende, an Heidegger anknüpfende Beschreibung:<br />

Die <strong>Angst</strong> (...) löst den Menschen <strong>von</strong> allen seinen vertrauten<br />

Bezügen, bringt die ihn sonst sicher tragende Welt gleichsam<br />

zum Schwinden, so dass um ihn das Nichts entsteht, in der<br />

Erfahrung eines unheimlich bedrückenden Verlassenseins. Die<br />

Unheimlichkeit <strong>und</strong> Ungeborgenheit des Daseins überhaupt<br />

bricht in diesem Nichts der <strong>Angst</strong> auf. (1956, S. 72f.)<br />

Doch was liegt diesem Verlassensein, dem Schwinden vertrauter Bezüge,<br />

zugr<strong>und</strong>e? Sieht man <strong>von</strong> verschiedenen Nuancen einmal ab, so<br />

lässt sich der Tenor der <strong>Angst</strong>theorie existentialistischer Prägung auf<br />

einen kurzen Nenner bringen: <strong>Angst</strong> vor der Freiheit.<br />

Am deutlichsten kommt das bei Kierkegaard selbst zum Ausdruck:<br />

<strong>Angst</strong> ist bei ihm das ambivalente, stimmungsmäßige Korrelat zur<br />

„Wirklichkeit der Freiheit“, die sich für den modernen Menschen<br />

darin äußert, dass er vielfältige Möglichkeiten hat, selbst gestaltend<br />

auf den Verlauf seines Lebens einzuwirken – Möglichkeiten, die aber<br />

allesamt auch scheitern oder ins Unheil führen können. Diese Zweischneidigkeit<br />

des Möglichen – dass es einerseits positiv <strong>und</strong> erstre-

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