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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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sei durch Tapferkeit zu besiegen. Ich denke jedoch, dass wir in dieser<br />

Hinsicht in den letzten 400 Jahren etwas großzügiger geworden sind.<br />

Wir können aber auch um etwas fürchten, ohne dass eine Bedrohung<br />

gegenwärtig ist. Vielleicht gibt es hier eine gewisse Analogie zu der<br />

den Tieren zugeschriebenen Fähigkeit, ständig angstbereit <strong>und</strong> wachsam<br />

zu sein. Diese Befindlichkeit kann auch ohne konkrete Gefahr<br />

vorliegen. So auch beim Menschen: Ich kann um die Zukunft meiner<br />

Kinder fürchten, um meine eigene Ges<strong>und</strong>heit, darum ob ich in vier<br />

Jahren noch die Familie ernähren kann usw. Auch hier ist die <strong>Furcht</strong><br />

gerichtet. Aber es ist eine <strong>Furcht</strong> oder <strong>Angst</strong> um etwas potentiell<br />

Bedrohtes. Kein konkretes bedrohendes Objekt ist vorhanden, nur die<br />

pure Möglichkeit der Bedrohung. Das Glück, die Unversehrtheit wird<br />

als potentiell gefährdet angesehen. Diese <strong>Furcht</strong> oder Sorge kann<br />

nicht so leicht verschwinden wie die <strong>Furcht</strong> vor einer konkreten<br />

Bedrohung. Sie kann persistieren, zum Habitus werden, mehr oder<br />

weniger stark ausgeprägt sein. Und auch sie kann unterschiedlich gut<br />

begründet <strong>und</strong> berechtigt sein, wobei häufig auch die generelle Einschätzung<br />

spezifischer Entwicklungen eine große Rolle spielt, insbesondere<br />

wenn politische, ökonomische <strong>und</strong> gesellschaftliche Prozesse<br />

beteiligt sind.<br />

Was wir in den zuletzt beschriebenen Szenarien beobachten können,<br />

ist eine Abnahme der Bezogenheit der Befürchtungen, vor allem aber<br />

<strong>ihre</strong> Entkoppelung vom tatsächlichen Weltverlauf. Während im<br />

„Normalfall“ zwei Bezugsobjekte konkret vorhanden sind – jemand<br />

fürchtet X als Bedrohung für Y, das ihm oder ihr wertvoll ist –, ist im<br />

zweiten Fall nur noch ein intentionales Objekt tatsächlich vorhanden:<br />

Jemand fürchtet/sorgt sich um Y, das ihm/ihr wertvoll ist. Hier lässt<br />

sich nicht mehr angeben, wovor genau die <strong>Furcht</strong> besteht, sie ist einer<br />

allgemeinen Sorge um etwas gewichen. Das zweite intentionale Objekt<br />

ist allenfalls noch in imaginierten Szenarien vorhanden, die<br />

natürlich als imaginierte Szenarien nicht vorbeigehen können. Aber<br />

selbst dies ist nicht einmal zwingend; Sorgen können eine noch weniger<br />

konkrete Basis haben wie zum Beispiel die bloße Existenzannahme,<br />

dass es etwas geben könnte, das in der Lage ist, Y zu bedro-

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