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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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Stelle des alten getreten. Auch hier beziehen sich die Befürchtungen<br />

auf etwas Zukünftiges.<br />

Als Philosoph unterliegt man bei solchen Klassifikationsversuchen<br />

schnell der Versuchung, allgemeinere Kategorien zu postulieren, die<br />

geeignet sind, das jeweils Bedrohte auf weniges zu reduzieren. Was<br />

zu bleiben scheint, sind: das eigene Leben, die Lebensqualität oder<br />

der Lebensstil, die eigene Identität <strong>und</strong> Unversehrtheit (sei es in physischer,<br />

psychischer oder sozialer Hinsicht) <strong>und</strong> das Entsprechende<br />

bei Personen, die uns lieb <strong>und</strong> teuer sind. Mitunter beschreibt der<br />

Ausdruck „Sorge“ präziser als der Ausdruck „<strong>Furcht</strong>“ das Gefühl, das<br />

wir ihnen gegenüber empfinden.<br />

Ferner scheinen wir gewisse Standards entwickelt zu haben, die uns<br />

sagen, ob angesichts einer gegebenen Situation <strong>Furcht</strong> beziehungsweise<br />

furchtsames Verhalten berechtigt sind: Relativ zu bestimmten<br />

kulturellen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Kontexten gelten spezifische Befürchtungen<br />

als angemessen (oder als eher unangemessen). Allerdings<br />

scheint es auch Zeiten gegeben zu haben, in denen keine Situation als<br />

eine eingeschätzt wurde, die zu <strong>Furcht</strong> berechtige; nehmen wir nur<br />

Descartes Ausführungen über den „Nutzen der <strong>Furcht</strong>“. In Die Leidenschaften<br />

der Seele schreibt er:<br />

Was die <strong>Furcht</strong> oder den Schrecken betrifft, so sehe ich nicht,<br />

dass sie jemals lobenswert oder nützlich sein können. Auch ist<br />

dies nicht eigentlich eine Leidenschaft, sondern nur ein Äußerstes<br />

des Sichgehenlassens, des Erstaunens <strong>und</strong> der <strong>Furcht</strong>samkeit,<br />

welche immer gänzlich lasterhaft ist, wie auch die<br />

Kühnheit ein äußerster Mut ist, der immer gut ist, vorausgesetzt,<br />

dass der Zweck, den man sich vornimmt, gut ist. Und da<br />

der Hauptgr<strong>und</strong> der <strong>Furcht</strong> in der Überraschung besteht, gibt es<br />

nichts Besseres, daran vorbeizukommen, als <strong>von</strong> Vorüberlegungen<br />

Gebrauch zu machen <strong>und</strong> auf alle Ereignisse vorbereitet<br />

zu sein, vor denen zu bangen, <strong>Furcht</strong>samkeit verursachen<br />

kann. (Descartes, 1649, Artikel 176)<br />

Descartes scheint <strong>Furcht</strong> auch <strong>und</strong> vor allem mit dem gleichzusetzen,<br />

das uns hindert, angemessen zu handeln. Diese Art <strong>von</strong> <strong>Furcht</strong>samkeit

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