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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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stets weiter <strong>von</strong> seinen gefährdeten Jungen. Kommt ihm der Angreifer<br />

jedoch zu nahe, so fliegt er da<strong>von</strong>, um dann wieder in sicherer<br />

Entfernung in dessen Blickfeld zurückzukehren. Offensichtlich ist er<br />

in der Lage zu unterscheiden, ob die unmittelbare Gefahr gerade ihm<br />

selbst oder eher seinen Nachkommen droht. Ich halte es in diesem<br />

Fall durchaus für angemessen, diesen Tieren intentionale Einstellungen<br />

zuzuschreiben, <strong>und</strong> zwar in doppelter Hinsicht: zum einen bezüglich<br />

dessen, was bedroht ist, <strong>und</strong> zum anderen bezüglich dessen, was<br />

bedroht. Sie müssen da<strong>von</strong> eine Repräsentation haben, wenn auch<br />

nicht in Form propositionaler Einstellungen.<br />

Neben dem konkreten Gefahrenabwehrverhalten sind bei Tieren, insbesondere<br />

bei stark durch Fressfeinde gefährdeten Tieren, Verhaltensweisen<br />

zu beobachten, die man als „ständige ängstliche Bereitschaft“<br />

charakterisieren könnte. Der sogenannte „<strong>Angst</strong>-Hase“ wurde<br />

geradezu zur Metapher. Selbst im Schlaf ist er in der Lage, sofort aufzuspringen<br />

<strong>und</strong> dem Fuchs hakenschlagend zu entkommen. Im Unterschied<br />

zur zuvor diskutierten Situation, in der ein reales Objekt mehr<br />

oder weniger begründet Flucht-, Ablenkungs- oder Aggressionsverhalten<br />

auslöst, ist die ständige ängstliche Bereitschaft (Dauerwachsamkeit,<br />

Scheuen, Sichern usw.) dazu angetan, mögliche Bedrohungen<br />

rechtzeitig zu erkennen. Eine Sek<strong>und</strong>e zu spät könnte buchstäblich<br />

die letzte sein.<br />

Wenn wir Tieren <strong>Furcht</strong> <strong>und</strong> <strong>Angst</strong> als spezifische emotionale Zustände<br />

zuschreiben wollen, so stellt sich damit die Frage, welche Befindlichkeit<br />

genau als <strong>Furcht</strong> beziehungsweise <strong>Angst</strong> auszumachen<br />

ist: fortwährendes sicherndes Verhalten (zum Beispiel <strong>von</strong> pickenden<br />

<strong>und</strong> dabei regelmäßig aufschauenden Vögeln oder ständig Witterung<br />

aufnehmenden Rehen – geht deren Dauerwachsamkeit mit empf<strong>und</strong>enen<br />

„Ängsten“ einher?) oder das auf eine spezifische Gefährdung bezogene<br />

Verhalten, wie es zum Beispiel unter H<strong>und</strong>en oder bei Katzen<br />

zu beobachten ist, wenn sie einem H<strong>und</strong> begegnen? Es dürfte schwer<br />

sein, aus unserer Beobachter-Perspektive zu einer zuverlässigen Antwort<br />

auf diese Fragen zu kommen.

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