25.10.2012 Aufrufe

Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

321<br />

Interesse auslösenden Faktoren arbeiten, die sich beim WTC-<br />

Anschlag identifizieren lassen. 35<br />

Ein weiterer Aspekt kommt hinzu. Er ist spezifisch für die Medien<br />

<strong>und</strong> führt zu einer unvermeidlichen Verstärkung der gerade angesprochenen<br />

Effekte. Aus evolutionärer Sicht ist anzunehmen, dass wir uns<br />

eher für Nah- als für Fernereignisse interessieren. Was weit weg ist,<br />

verliert unvermeidlich an Relevanz. Durch Medien wie insbesondere<br />

das Fernsehen wird diese Situation jedoch verändert. Ferne Ereignisse<br />

finden durch Fernsehen direkten Zugang in unsere Nahwelt. Berichte<br />

über Ereignisse in der Region, in der wir leben, werden praktisch auf<br />

der gleichen Ebene mit Begebenheiten in fernen Ländern berichtet.<br />

Das Medium Fernsehen stellt uns vor eine Situation, die es in unserer<br />

Evolution nicht gegeben hat, in der als nah Erscheinendes tatsächlich<br />

nah <strong>und</strong> damit relevant war. Durch die medial bedingte Präsenz ferner<br />

Ereignisse in der Nahwelt unserer Wohnung <strong>und</strong> durch die Wiederholung<br />

der Berichterstattung werden auch ferne Ereignisse über<br />

das Ausmaß bloßer Kuriositäten hinaus relevant. Wir haben es hier<br />

mit einem der Fälle zu tun, in dem evolvierte Dispositionen in<br />

Zusammenhängen aktiviert werden, die es bei <strong>ihre</strong>r Entstehung nicht<br />

gab, was zu heute problematischen Verhaltensweisen führen kann. 36<br />

Deshalb tragen die Medien – <strong>und</strong> besonders das Fernsehen – zu einem<br />

höheren <strong>Angst</strong>niveau in Mediengesellschaften bei, als angesichts der<br />

tatsächlichen Relevanz der betreffenden Ereignisse für die Zuschauer<br />

angemessen wäre.<br />

35 Zunächst wurden solche Filme aus den Programmangeboten genommen. Etwa<br />

ein halbes Jahr später fällt jedoch <strong>ihre</strong> häufige Ausstrahlung auf. Es wäre interessant<br />

zu prüfen, ob es nach anfänglichem Zögern tatsächlich eine gehäufte Ausstrahlung<br />

solcher Filme gibt, was vermuten lassen würde, dass die Programm-<br />

Macher bewusst an das Interesse anknüpfen, das durch den 11. September ausgelöst<br />

wurde.<br />

36 Andere Beispiele sind unsere Präferenz für kohlehydratreiche Nahrung, was<br />

unter heutigen Lebensbedingungen zu Fettleibigkeit führt (Barkow, 2001).<br />

Schließlich kann man auch vermuten, dass die Aggressivität im Verkehr mit<br />

evolvierten Formen der Konfliktaustragung zu tun hat, die durch die Verkehrssituation<br />

ständig aktualisierten werden aber, zumindest in Europa, kulturell unzureichend<br />

kanalisiert sind.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!