Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...
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318 5 Information und Unterhaltung Vor dem Hintergrund der Überlegungen zu dem, was Mediennutzer interessiert, kann nun auch der Unterschied von „Information“ und „Unterhaltung“ bestimmt werden. Dabei geht es um eine für Medienunternehmen traditionelle Differenz, die sich bis auf die Ebene ihrer Organisation und bis in das Prestige der verschiedenen Berufsgruppen fortsetzt. Angesichts der zahlreichen Befunde aus der Mediennutzungsforschung ist jedoch unumstritten, dass viele zum Beispiel an Politik interessierte Zuschauer nur wenige der in Nachrichtensendungen angesprochenen Themen erinnern (Merten, 1985) und umgekehrt Unterhaltungssendungen durchaus auch unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, was sie über gesellschaftliche Prozesse mitteilen (Kepplinger und Tullius, 1995). Zunächst ist jedoch eine Gemeinsamkeit von Information und Unterhaltung anzusprechen: Sowohl Informations- als auch Unterhaltungsangebote müssen interessieren, um wahrgenommen zu werden. Was nicht interessiert, kann weder informieren noch unterhalten; es wird nicht wahrgenommen und existiert damit nicht für die betreffenden Adressaten. Wie schon diese Gemeinsamkeit anzeigt, sind Information und Unterhaltung nicht unabhängig voneinander. Überdies ist das Interesse, auf das ein Ereignis stößt, immer auch vom Nutzer abhängig. Dieses Interesse aber, so hatte ich oben argumentiert, wird durch Merkmale ausgelöst, die aufgrund evolvierter Dispositionen dazu führen, dass wir das Ereignis als potenziell wichtig einstufen. „Wichtig“ heißt aber: Es kann sein, dass das Ereignis von uns als „handlungsrelevant“ gesehen wird. Somit lässt sich bestimmen: Wenn der Unterschied, den ein wahrgenommenes Medienangebot für einen Nutzer ausmacht, in einer Veränderung seines eigenen Zustands besteht, ohne dass er einen weiteren Handlungsbedarf sieht, so handelt es sich um Unterhaltung. Unterhaltung ist von der Verwendung des kommunikativen Angebotes her demnach Selbstzweck im Sinne konsumatorischen Handelns. In jedem anderen Fall, wenn wir ein Ereignis also unter dem Gesichtspunkt wahrnehmen, dass es für unser aktuelles oder
319 späteres Handeln berücksichtigenswert ist, verarbeiten wir es als Information. Einige ergänzende Folgerungen seine kurz genannt: Die Verarbeitung medialer Angebote als Information und/oder als Unterhaltung ist zunächst unabhängig von Bewertungsgesichtspunkten. Sie bleiben weiteren Verarbeitungsschritten überlassen. Das gleiche mediale Ereignis kann überdies von einem Produzenten – oder einem Nutzer – als Information und von einem anderen als Unterhaltung konzipiert bzw. wahrgenommen werden. Schließlich kann ein Nutzer das gleiche mediale Angebot teilweise als Information und teilweise als Unterhaltung verarbeiten, es gibt also keinen exklusiven Dualismus der Bedeutungskonstruktion. 6 Angst in den Medien: ein Erklärungsmodell Damit lassen sich die Bedingungen präzisieren, unter denen Medienangebote (1) Angst auslösen, und es lässt sich erklären, warum Medienunternehmen (2) mit ihren Angeboten Angst auslösen müssen und darüber hinaus dazu tendieren, Angst für ihre Ziele einzusetzen. Zu (1): Generell gilt: Alle direkt erlebten oder medial angebotenen Ereignisse, die wir als relevant wahrnehmen, können auch Angst auslösen. Angst tritt besonders dann auf, wenn die vorgestellten Prozesse oder Ereignisse für den Betrachter negative Folgen hätten, wäre er betroffen, bzw. wenn der Nutzer des betreffenden Medienangebots die vorgestellten Ereignisse oder Prozesse nicht kontrollieren könnte. Mit Hilfe der Unterscheidung von Information und Unterhaltung lässt sich auch das Phänomen besser erklären, dass man Angst sowohl im Informations- als auch im Unterhaltungsbereich findet und dass es offenbar kontinuierliche Übergänge von Information zu Unterhaltung auch mit Blick auf Angst in den Medien gibt. Betrachtet man den WTC-Anschlag, so wird der Zusammenhang deutlich. Das Ereignis selbst weist viele Merkmale von Ereignissen auf, die als relevant wahrgenommen werden. Geht man von der oben wiedergegebenen sicher nicht vollständigen Liste aus, so findet man folgende Merkmale, die auf Interesse stoßen sollten: Es sind viele Menschen betrof-
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6 <strong>Angst</strong> in den Medien: ein Erklärungsmodell<br />
Damit lassen sich die Bedingungen präzisieren, unter denen Medienangebote<br />
(1) <strong>Angst</strong> auslösen, <strong>und</strong> es lässt sich erklären, warum Medienunternehmen<br />
(2) mit <strong>ihre</strong>n Angeboten <strong>Angst</strong> auslösen müssen<br />
<strong>und</strong> darüber hinaus dazu tendieren, <strong>Angst</strong> für <strong>ihre</strong> Ziele einzusetzen.<br />
Zu (1): Generell gilt: Alle direkt erlebten oder medial angebotenen<br />
Ereignisse, die wir als relevant wahrnehmen, können auch <strong>Angst</strong><br />
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Mit Hilfe der Unterscheidung <strong>von</strong> Information <strong>und</strong> Unterhaltung lässt<br />
sich auch das Phänomen besser erklären, dass man <strong>Angst</strong> sowohl im<br />
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