Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...
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312 chungen in dem von Mandrou untersuchten Teilkorpus, alle stammen aus dem 18. Jahrhundert. Dass es freilich andere Spiele und Unterhaltungen gegeben hat, zeigen die anderen Texte, in denen vielfache Vergnügungen auftauchen (siehe oben). Etwa 20 Büchlein sind Erziehungs- und Bildungsfragen gewidmet bzw. bieten Hilfe für Situationen, denen sich die Käufer sonst nicht gewachsen fühlen. Einige Texten bieten eine Grundausbildung im Lesen, Schreiben und Rechnen an, etwa indem sie mit Hilfe von Gebeten das ABC lehren (A wie Ave Maria, B wie Benedictus, C wie Credo usw.). Eine zahlreichere Gruppe bilden die Briefsteller. Mit Hilfe von Musterbriefen kann der Käufer Komplimente, moralische Ermahnungen oder Liebesbriefe redigieren bzw. sich an Hand von Dialogmustern auf Dialoge vorbereiten, in denen er seine Liebe erklärt. „Bien parler“ wird demnach zu einem sozialen Ziel, das auch mit sozialem Aufstieg zusammengeht, etwa wenn Autoren Hilfe für Fälle bieten, in denen die umworbene Frau höherem sozialen Niveau entstammt und nicht durch die Sprache des Aspiranten auf dessen sozialen Ursprung verwiesen werden soll. Ungeklärt bleibt freilich, wie zu reagieren ist, wenn eine Gesprächspartnerin anders reagiert als vorgesehen… Die größte Gruppe in diesem Sozialisations- und Bildungsbereich stellen jedoch Benimmbücher für Kinder und Erwachsene. Wie aus den Untersuchungen von Elias (1977) bekannt, werden Verhaltensweisen gelehrt, die mehr Zurückhaltung bei natürlichen Funktionen verlangen, deutlicher zwischen öffentlichem und privaten Bereich unterscheiden und die darauf angelegt sind, die soziale Umwelt zu respektieren. Mandrou verweist darauf, dass hier Verhaltensweisen und Modelle aus den gebildeten Schichten in der Zielgruppe der von ihm untersuchten Literatur aufgenommen und verbreitet werden, was natürlich einen integrativen Effekt hat. Die letzte Unterabteilung, historische Legenden und der Adelsgesellschaft gewidmete Texte, umfasst etwa 40 Titel, davon zwei Geschichten der Französischen Könige, drei Romane mit antiken Stoffen und einige historisierende Erzählungen zu erfundenen Personen. Das
313 Gros, etwa dreißig Texte von jeweils hundert bis zweihundert Seiten, gehört dagegen zum Sagenzyklus um Karl den Großen. Der Ursprung dieser Texte ist der Korpus mittelalterlicher Heldenlieder bzw. -gedichte, die in Prosaform gebracht, gestrafft und gedruckt wurden. Hier ist nicht der Ort, auf diese Texte einzugehen, die, sieht man vom Rolandslied ab, deutschen Lesern überdies weitgehend unbekannt sein dürften. 30 Die verwendeten Stoffe wurden freilich nicht nur gekürzt, sondern auch durch zahlreiche Geister, Zauberer und mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Helden und Tiere bereichert. Damit verbunden stellten die Bearbeiter eine Adelsgesellschaft dar, in der die Menge der Bevölkerung nicht auftrat, es sei denn, selten genug, als Opfer von Belagerungen oder Hungersnöten. Dargestellt wurde dieser Adel im übrigen als das Ergebnis von Abstammung und damit „Rasse“ (Mandrou, 1975, S. 151ff.), wenn auch nicht im rassistischen Sinne, der erst Ende des 19. Jahrhunderts entsteht. 31 Die Beschäftigung dieser überwiegend männlichen und kaum je ermüdenden Protagonisten besteht vor allem aus der Verteidigung der Christenheit, anderen Kriegszügen, Turnieren und Jagd. Angetrieben werden diese Helden von angeborener Tendenz zu Treue und Gerechtigkeit, die sich selbst bei hochgeborenen Muslimen findet. Ein wiederkehrendes Thema ist das von Treue und Verrat im Verhältnis zwischen Lehnsherr, meist in Gestalt des Kaisers, und hohem Adel, übrigens in einer Zeit, in der die französischen Könige ihre absolute Macht durchsetzen und den Adel entmachten. Ein anderes wichtiges Thema sind die Kreuzzüge, die ebenso wenig wie die Kirche selbst in Frage gestellt werden, eine als geeint und harmonisch beschrieben Kirche, die vor allem aus geistlichen Kriegsherren besteht. Als Gegenmodell findet sich lediglich der fromme Einsiedler. Entsprechend der übergreifenden Disposition folgen alle Konflikte einem schlichten Dualismus: Das Christentum ist das Reich des Guten, das 30 Wer kennt Heldenerzählungen wie die von Huon de Bordeaux, Les quatre fils Aymon, Valentin et Orsons usw.? Vgl. zu den Zyklen mit zahlreichen Hinweisen http://www.chanson-de-geste.com 31 Aus der kaum noch überschaubaren Literatur vgl. Becker, 1988 und 1990; Weingart, Kroll und Bayertz. 1988.
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Die größte Gruppe in diesem Sozialisations- <strong>und</strong> Bildungsbereich<br />
stellen jedoch Benimmbücher für Kinder <strong>und</strong> Erwachsene. Wie aus<br />
den Untersuchungen <strong>von</strong> Elias (1977) bekannt, werden Verhaltensweisen<br />
gelehrt, die mehr Zurückhaltung bei natürlichen Funktionen<br />
verlangen, deutlicher zwischen öffentlichem <strong>und</strong> privaten Bereich<br />
unterscheiden <strong>und</strong> die darauf angelegt sind, die soziale Umwelt zu<br />
respektieren. Mandrou verweist darauf, dass hier Verhaltensweisen<br />
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natürlich einen integrativen Effekt hat.<br />
Die letzte Unterabteilung, historische Legenden <strong>und</strong> der Adelsgesellschaft<br />
gewidmete Texte, umfasst etwa 40 Titel, da<strong>von</strong> zwei Geschichten<br />
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