25.10.2012 Aufrufe

Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

301<br />

dieser Frage finden lassen. Insbesondere begegnet man einer große<br />

Anzahl <strong>von</strong> Arbeiten, die – oft vor einem bildungsbürgerlichen, neomarxistischen<br />

oder anderem „kritischen“ Hintergr<strong>und</strong> – die „Verflachung“<br />

des Angebots bzw. den „Eskapismus“ der Zuschauer kritisieren.<br />

Tatsächlich kann man da<strong>von</strong> ausgehen, dass mit dem Rückgang<br />

sozialpädagogischer Zielsetzungen <strong>und</strong> der stärkeren Orientierung an<br />

Zuschauerinteressen die Anzahl der nach Kritikerurteilen <strong>und</strong> damit -<br />

maßstäben „wertvollen“ Sendungen zurückgegangen ist. Die Privatsender<br />

erzielten <strong>und</strong> sicherten <strong>ihre</strong> Anfangserfolge durch vermehrte<br />

Gewaltdarstellungen, Softpornos <strong>und</strong> Erotikmagazinen sowie durch<br />

Spiele <strong>und</strong> Talkshows, in denen Tabubrüche, Voyeurismus, Indiskretion,<br />

Vulgarität <strong>und</strong> Streit bis zu Handgreiflichkeiten zum Sendungskonzept<br />

gehören.<br />

Es ist kaum zu bestreiten, dass die <strong>von</strong> den Kritikern verwendeten<br />

Maßstäbe die der „bürgerlichen“ Mittel- <strong>und</strong> Oberschichtangehörigen<br />

bzw. der „Bildungsbürger“ sind. Zu <strong>ihre</strong>m Habitus gehören Selbstbeherrschung,<br />

ein gewisses Maß an Höflichkeit <strong>und</strong> Rücksichtnahme<br />

sowie ein ästhetisches Interesse an elaborierten Formen der Darstellung.<br />

Wirtschaftlicher, politischer aber auch kultureller Liberalismus<br />

wirkten bei den Veränderungen jedoch so zusammen, dass manche<br />

der Modifikationen <strong>und</strong> Neuerungen praktisch nur noch aus kulturkritischer<br />

bzw. konservativer Sicht kritisierbar zu sein scheinen. Dies<br />

kann hier nicht weiter diskutiert werden. Es sei lediglich darauf verwiesen,<br />

dass die Veränderungen der Medienangebote zumindest vordergründig<br />

nur mit Bezug auf die Schwächung des traditionell vorherrschenden<br />

Mittelschichteinflusses als „Rückschritt“ gewertet werden<br />

können. 15 Bezieht man die Einschätzung der Veränderungen<br />

dagegen auf die Bevölkerungsmehrheit, könnte man den eingetrete-<br />

15 Tenbruck (1986, S. 272) verweist darauf, dass das Kulturverständnis des Bürgertums<br />

in dem Sinne universalistisch war, als seine Vertreter Kultur nicht als spezifisch<br />

für <strong>ihre</strong> Klasse oder für <strong>ihre</strong>n Stand auffassten. Vielmehr trat die „bürgerliche<br />

Kultur der Neuzeit … mit dem revolutionären Anspruch auf …, die allgemeine<br />

<strong>und</strong> gültige Kultur zu sein.“ Was sich aus einem solchen Bef<strong>und</strong> für die<br />

Einschätzung der gerade nicht universalistischen Zielgruppenspezifik <strong>von</strong> Programmen<br />

ergeben kann, sei hier nicht weiter diskutiert.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!