Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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25.10.2012 Aufrufe

262 bunden, dass es sich dabei um etwas „Übernatürliches“ handeln würde. Diese Auffassung wird vor allem von den Massenmedien wie Fernsehen und Regenbogenpresse kräftig gefördert, wobei die jeweils angebotenen „magischen“ Interpretationen bestimmten Modetrends unterliegen. Da ist von „Reinkarnationserlebnissen“, „Schutzengeln“, „Besessenheit“ und „Jenseitserfahrungen“ die Rede. Sehr häufig wenden sich Menschen an die Beratungsstelle, die berichten, dass sie sich vor „Gespenstern“ fürchten. Die Vorstellung von „Gespenstern“ gilt gemeinhin als Ausdruck rückständiger, abergläubischer oder gar antiwissenschaftlicher Irrationalität, übt aber offenbar eine eigentümliche Faszination auf viele Menschen aus. Anders wäre es nicht zu erklären, dass Gespenster- und Gruselgeschichten- oder -Filme zum festen Bestandteil der Unterhaltungsindustrie geworden sind, aber auch in der ernsthaften Literatur und Kunst nicht wegzudenken sind (Gauger, 1974; 1975). Auch Meinungsforschungsinstitute halten es offenbar immer wieder für notwendig, der öffentlichen Meinung in bezug auf Gespenstervorstellungen auf den Zahn zu fühlen. So gab vor kurzen das renommierte Allensbacher Institut für Demoskopie bekannt („GESPENS- TER UND BÖSE GEISTER – Stehen wir vor einer Zunahme des Glaubens an das Irrationale?“), dass etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung an Gespenster glaubt. Betont wird, dass Frauen hierzu eine besondere Neigung hätten. Solche Meldungen werden gerne von den Massenmedien aufgegriffen und meist mit einem besorgten oder auch lächerlich machenden Kommentar über die Irrationalität der Bevölkerung verbreitet. Spricht man mit Betroffenen, so bleibt einem manchmal das Lachen im Hals stecken, und zu einer überheblichen Betrachtungsweise ergibt sich kaum ein Anlass. Hören wir hierzu den Bericht von eines Schweizer Rechtsanwalts und Nationalrats, Melchior Joller, der im Jahre 1882 von rätselhaften Geschehnissen in seinem Wohnhaus in Stans am Vierwaldstätter See heimgesucht wurde und die er in einem kleinen Büchlein „Darstel-

263 lung selbsterlebter mystischer Erscheinungen“ (Joller, 1883) festgehalten hat. Hier ein typischer Ausschnitt: Schon während der Nacht ließ sich ein lautes Poltern im Hause vernehmen. Durch den morgen polterte es bald da, bald dort an Dielen und Wänden. Es war heller Sonnenschein, ungefähr um neun Uhr war die Stube aufgeräumt, in der Mitte stand wie gewöhnlich der nussbaumene Tisch von oben nach unten an den Wänden Sessel und Kanapee. So alles geordnet verließ ich das Zimmer mit Frau und zwei Kindern, die übrigen waren abwesend, und wollte sie, die sich sehr fürchteten, in die oberen Zimmer geleiten. Das Dienstmädchen war in der Küche beschäftigt. Auf der Stiege hörten wir an der Wand des oberen Ganges ein rasches Klopfen mit tanzenden Bewegungen. Aufmerksam gemacht auf ein Geräusch in der Stube sprangen wir anderen zur Türe zurück, die ich nie aus dem Auge verloren hatte und an derselben einen Augenblick lauschend vernahmen wir ein Geräusch, als ob eine Gesellschaft von mehreren Personen in Socken herumtanzen würde. Rasch die Türe geöffnet, war es mausstill. Der schwere Tisch lag der Länge nach gegen die Türe, das Unterste zuoberst, ebenso links zwei und vorne in der Stube zwei Stühle nebst dem Tabouret vor dem Canapé. Wir trauten kaum unseren Sinnen. Es mochte seit unserer Entfernung aus der Stube vielleicht eine Minute verstrichen sein. Der Fall ist bis heute ungeklärt, das Haus ist bis dato noch vorhanden, und es hat darin seit dem fluchtartigen Wegzug der Familie Joller auch nicht mehr gespukt. Man könnte die Geschichte vielleicht als Schabernack oder Wahnvorstellung abtun, wenn es nicht Hunderte von Vergleichsfällen gäbe, in denen es nicht weniger irritierend zugeht. Eine 78-jährige Großmutter berichtet folgendes in einem Brief an die „Parapsychologische Beratungsstelle“ über ihre dreizehnjährige Enkelin Alexandra: Im Hausflur beobachtete Alexandra, dass die Klapptüre zum Speicher offen war, die versehentlich nicht hochgeschoben war. Oben im Speicher hörten wir ein lautes Geräusch. Alexandra

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b<strong>und</strong>en, dass es sich dabei um etwas „Übernatürliches“ handeln<br />

würde. Diese Auffassung wird vor allem <strong>von</strong> den Massenmedien wie<br />

Fernsehen <strong>und</strong> Regenbogenpresse kräftig gefördert, wobei die jeweils<br />

angebotenen „magischen“ Interpretationen bestimmten Modetrends<br />

unterliegen. Da ist <strong>von</strong> „Reinkarnationserlebnissen“, „Schutzengeln“,<br />

„Besessenheit“ <strong>und</strong> „Jenseitserfahrungen“ die Rede. Sehr häufig wenden<br />

sich Menschen an die Beratungsstelle, die berichten, dass sie sich<br />

vor „Gespenstern“ fürchten.<br />

Die Vorstellung <strong>von</strong> „Gespenstern“ gilt gemeinhin als Ausdruck rückständiger,<br />

abergläubischer oder gar antiwissenschaftlicher Irrationalität,<br />

übt aber offenbar eine eigentümliche Faszination auf viele Menschen<br />

aus. Anders wäre es nicht zu erklären, dass Gespenster- <strong>und</strong><br />

Gruselgeschichten- oder -Filme zum festen Bestandteil der Unterhaltungsindustrie<br />

geworden sind, aber auch in der ernsthaften Literatur<br />

<strong>und</strong> Kunst nicht wegzudenken sind (Gauger, 1974; 1975).<br />

Auch Meinungsforschungsinstitute halten es offenbar immer wieder<br />

für notwendig, der öffentlichen Meinung in bezug auf Gespenstervorstellungen<br />

auf den Zahn zu fühlen. So gab vor kurzen das renommierte<br />

Allensbacher Institut für Demoskopie bekannt („GESPENS-<br />

TER UND BÖSE GEISTER – Stehen wir vor einer Zunahme des<br />

Glaubens an das Irrationale?“), dass etwa zehn Prozent der deutschen<br />

Bevölkerung an Gespenster glaubt. Betont wird, dass Frauen hierzu<br />

eine besondere Neigung hätten. Solche Meldungen werden gerne <strong>von</strong><br />

den Massenmedien aufgegriffen <strong>und</strong> meist mit einem besorgten oder<br />

auch lächerlich machenden Kommentar über die Irrationalität der<br />

Bevölkerung verbreitet.<br />

Spricht man mit Betroffenen, so bleibt einem manchmal das Lachen<br />

im Hals stecken, <strong>und</strong> zu einer überheblichen Betrachtungsweise ergibt<br />

sich kaum ein Anlass.<br />

Hören wir hierzu den Bericht <strong>von</strong> eines Schweizer Rechtsanwalts <strong>und</strong><br />

Nationalrats, Melchior Joller, der im Jahre 1882 <strong>von</strong> rätselhaften<br />

Geschehnissen in seinem Wohnhaus in Stans am Vierwaldstätter See<br />

heimgesucht wurde <strong>und</strong> die er in einem kleinen Büchlein „Darstel-

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