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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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Situationen zu versagen. Dass diese Ängste beim Menschen so ausgeprägt<br />

sind, dürfte damit zusammenhängen, dass wir Primaten sind.<br />

Primaten sind, mehr als die Angehörigen anderer Tiergruppen (vielleicht<br />

mit Ausnahme <strong>von</strong> Delphinen), auf soziale Unterstützung angewiesen,<br />

um sich erfolgreich fortzupflanzen (Paul, 1998). In sozialen<br />

Situationen zu versagen, birgt das Risiko, Ansehen <strong>und</strong> soziale Unterstützung<br />

zu verlieren, was den Zugang zu Ressourcen, die für die<br />

erfolgreiche Weitergabe der eigenen Gene notwendig sind, enorm<br />

erschwert.<br />

Wenn die Hypothese richtig ist, dass Ängste <strong>und</strong> andere Emotionen<br />

„nicht dazu angelegt sind, Glück <strong>und</strong> Überleben des einzelnen zu<br />

fördern“, erscheint aber noch ein weiteres Phänomen in neuem Licht:<br />

Hinter der „Sucht nach dem Kick“, der Faszination der Gefahr,<br />

könnte mehr stecken als nur die Suche nach dem – den Bezwinger der<br />

Gefahr zweifellos beglückenden – Endorphinrausch. Die Begründung<br />

für diese Hypothese liefert die Theorie der sexuellen Selektion, mit<br />

der Charles Darwin die Evolution zahlreicher – meist beim männlichen<br />

Geschlecht ausgeprägten – Merkmale erklären konnte, die vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der natürlichen Selektion eher widersinnig erscheinen:<br />

Das Rad des Pfaus ist das berühmteste Beispiel (Cronin, 1991).<br />

Übertriebene <strong>und</strong> kostspielige Merkmale können allerdings ein verlässlicher<br />

Indikator für „gute Gene“ sein <strong>und</strong> dadurch die Attraktivität<br />

für das andere Geschlecht erhöhen (Überblick bei Andersson, 1994).<br />

Sich in Gefahr zu begeben <strong>und</strong> das (zwar kalkulierte, aber dennoch<br />

existente) Risiko in Kauf zu nehmen, dabei umzukommen, ist zweifellos<br />

ebenfalls ein übertriebenes <strong>und</strong> potentiell sehr kostspieliges<br />

Merkmal. Und doch (oder gerade deshalb) scheint die ausgeprägte<br />

Risikobereitschaft junger Männer (Wilson <strong>und</strong> Daly, 1985), <strong>ihre</strong> Bereitschaft,<br />

Gefahren zu suchen <strong>und</strong> ihnen (<strong>und</strong> sei es im Horrorfilm)<br />

buchstäblich „ins Auge zu sehen“ (während sich <strong>ihre</strong> Fre<strong>und</strong>in die<br />

Augen zuhält), vor dem Hintergr<strong>und</strong> der sexuellen Selektion erklärbar.<br />

Noch ist dies, wie gesagt, nicht viel mehr als eine Hypothese.<br />

Über die physiologisch-neurobiologischen Ursachen der <strong>Angst</strong> wissen<br />

wir heute viel mehr als über <strong>ihre</strong> evolutionsbiologischen Ursachen.<br />

Dass die Selektionstheorie aber dereinst auch eine wichtige Rolle für<br />

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