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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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träger, die für das Heil der Ihren standen, mieden Nahrungsmittel <strong>und</strong><br />

Güter exosphärischen Ursprungs – wie beispielsweise europäische<br />

Kleidung (Müller, 1987, S. 30, 80; vgl. auch Dittmer, 1961, S. 28f.).<br />

Um sicherzugehen, belegte man Fremdgüter auch mit Berührungs<strong>und</strong><br />

Nutzungstabus (Horton, 1967, S. 176). Die Hima, eine ostafrikanische<br />

Viehzüchter-Gruppe (Uganda), mieden es strikt, zur täglichen<br />

Milchkost Agrarprodukte wie Bohnen oder Süßkartoffeln zu essen.<br />

Wer sich dennoch dazu verstieg, musste ein Abführmittel nehmen <strong>und</strong><br />

zwölf St<strong>und</strong>en fasten (Elam, 1973, S. 3f.). Die Infektion hätte nicht<br />

nur ihn, sondern auch die milchgebende Kuh <strong>und</strong> seine Umgebung in<br />

Gefahr gebracht. Manchmal konnte die Berührung <strong>von</strong> Fremdem<br />

geradezu elektrisieren. Der Betreffende empfand „schlagartig“ einen<br />

stechenden Schmerz, brach zusammen oder erlitt eine Lähmung. Häufiger<br />

indes schritt die Schwächung, wie Fore im Hochland <strong>von</strong> Neuguinea<br />

der amerikanischen Ethnologin Shirley Lindenbaum versicherten,<br />

eher schleichend voran (Lindenbaum, 1979, S. 128; vgl. Müller,<br />

1983, S. 50f.). Die Fore waren erstmals 1947 mit Weißen in Kontakt<br />

geraten. Prompt fürchteten sie, allesamt krank zu werden, ja möglicherweise<br />

zu sterben. Also reinigten sie sich gründlich. Doch der<br />

Bazillus hatte die Gesellschaft ergriffen. Die jungen Männer begannen,<br />

für die Kolonialbehörden zu arbeiten, Fußball zu spielen <strong>und</strong><br />

<strong>ihre</strong>n Fre<strong>und</strong>innen Haaröl zu schenken. 1963 brach eine verheerende<br />

Milzbrandepidemie unter den Schweinen aus. Die Alten wussten<br />

warum: „Der Geruch <strong>von</strong> Fußball <strong>und</strong> Haaröl war in die Nasen der<br />

Schweine eingedrungen, hatte <strong>ihre</strong> Atmung behindert <strong>und</strong> ihnen so<br />

den Tod gebracht.“ (Lindenbaum, 1979, S. 130)<br />

Auch was Ethnographen an seltsamen Gerätschaften mit sich führten,<br />

erweckte nicht selten Beängstigung. Als der finnische Ethnograph<br />

Rafael Karsten Anfang des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts die Jibaro in Ekuador<br />

besuchte, erregten vor allem seine Medizinfläschchen Argwohn. Entkorkte<br />

er eines, breitete sich unter den Umstehenden Panik aus. Man<br />

war sich gewiss, dass ihm ein Teufel entsteigen <strong>und</strong> sie alle töten<br />

werde (Karsten, 1935, S. 60). Später beruhigte man sich, weil sinnfällig<br />

wurde, dass er die Geister unter Kontrolle hatte. Karsten belustigte<br />

das; anderen bereiteten ähnliche Erfahrungen eine herbe Enttäu-

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