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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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schaft“, wie im Indoeuropäischen, teils auf Verbalstämme mit der<br />

Bedeutung „binden“ zurück, teils bilden sie Synonyme für Begriffe<br />

wie „eigen“, „selbst“, „lieb“ <strong>und</strong> „befre<strong>und</strong>et“. Gotisch frijōn,<br />

„lieben“, oder frijonds, „Fre<strong>und</strong>“, hängen etymologisch mit freidjan,<br />

„schonen“, bzw. althochdeutsch fridu, „Frieden“, „Sicherung des<br />

Lebens“, zusammen. Ein „unsibjis“ (gotisch), ein „Friedloser“, war,<br />

wörtlich übersetzt, „jemand, der ohne Sippe ist“ (Güntert, 1923, S. 72,<br />

79f.; Mühlmann, 1940, S. 49f.). Dörfer, <strong>von</strong> Hecken oder Zäunen<br />

umhegt, trugen in Deutschland früher auch die Bezeichnung „Einighag“<br />

oder „Friedhag“ (Bader, 1957, S. 87f.).<br />

Geschlossen siedelnd <strong>und</strong> verwandt, sprachen alle eine Sprache, wirtschafteten<br />

auf übereinstimmende Weise, benutzten dieselben Gerätschaften,<br />

besaßen eine gemeinsame Moral <strong>und</strong> Weltanschauung usw.<br />

Mehr – die biologische setzte sich fort in der kulturellen Verwandtschaft.<br />

Man vermochte sich verlässlich zu orientieren, vertraute einander<br />

<strong>und</strong> fühlte sich unter den Seinen daheim zutiefst geborgen:<br />

Die Menschen, mit denen wir verkehren, werden uns lieb, je<br />

mehr wir mit ihnen fühlen <strong>und</strong> empfinden können, <strong>und</strong> je mehr<br />

wir ihnen <strong>von</strong> uns selbst im Umgange, im wechselseitigen<br />

Tragen <strong>von</strong> Leid <strong>und</strong> Freude, mitgeteilt haben <strong>und</strong> uns selbst in<br />

ihnen wiederfinden, aber auch unsere unbelebte Umgebung<br />

wird uns so vertraut – <strong>und</strong> wäre es nur ein enges Gemach oder<br />

ein Schrank, ein Sessel u. s. f., weil wir ihnen, den stummen<br />

Zeugen unserer wechselnden Stimmungen, Anteil supponieren<br />

<strong>und</strong> uns in unserem Wesen mit ihnen verwachsen <strong>und</strong> verschmolzen<br />

denken. (Biese, 1890, S. 20)<br />

Das hatte auch zur Voraussetzung, dass man, schon als die Ersterschaffenen<br />

<strong>und</strong> Bevorzugten Gottes, wie es der Mythos jeweils lehrte,<br />

überzeugt war, richtig zu empfinden, zu denken <strong>und</strong> zu handeln. Ein<br />

stabiles Identitätsbewusstsein krönte die Ideologie des Ethno-, bzw.<br />

Nostrozentrismus. Man hielt sich für die Menschen schlechthin, die<br />

eigene, altüberkommene Seinsordnung für die absolute Vervollkommnung,<br />

das Nonplusultra menschenmöglicher Lebensverwirklichung.<br />

Daraus folgte, dass alles, was abwich <strong>von</strong> der eigenen Art,

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