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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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deutlichen, was in den folgenden Abschnitten auf einem abstrakteren<br />

Niveau abgehandelt werden soll.<br />

Franz Kafka hat seine Geburtsstadt Prag nur selten <strong>und</strong> dann womöglich<br />

bloß notgedrungen (für Kuraufenthalte) verlassen. Er übte am<br />

Heimatort fast zwei Jahrzehnte hindurch den ungeliebten, aber<br />

Sicherheit bietenden Beruf eines Versicherungsbeamten aus, hatte nur<br />

wenige engere persönliche Kontakte – darunter einige immer sehr<br />

komplizierte Liebesbeziehungen – <strong>und</strong> quälte sich ständig mit Zweifeln<br />

an seinen eigenen schriftstellerischen Fähigkeiten herum, weshalb<br />

er sich auch nicht dazu durchringen konnte, seine Hauptwerke zu<br />

veröffentlichen. Seine Ängste <strong>und</strong> Skrupel offenbarte er in dem berühmten<br />

Brief an den Vater (Kafka, 2000), unter dessen autoritärer<br />

Erziehung der sensible Franz als Kind sehr gelitten hatte. Ganz anders<br />

der Globetrotter, Draufgänger <strong>und</strong> Großwildjäger Ernest Hemingway,<br />

der die Gefahr liebte, deshalb auch den Stierkampf als Ausdruck<br />

männlicher Kampf- <strong>und</strong> Todesbereitschaft bew<strong>und</strong>erte, <strong>und</strong> <strong>von</strong> keinen<br />

Selbstzweifeln geplagt wurde. Im dritten Abschnitt werden wir<br />

noch mehr über dieses Gegenbild zu einem ängstlich-sensitiven Menschen<br />

erfahren.<br />

2 Normalpsychologische Aspekte der Phänomenologie der<br />

Ängstlichkeit<br />

In der experimentellen Psychologie hat man sich dem Phänomen individueller<br />

Unterschiede in der <strong>Angst</strong>bereitschaft vornehmlich in psychophysiologischen<br />

Studien (auf die hier nicht näher eingegangen<br />

werden kann) sowie in – zumeist faktorenanalytischen – Untersuchungen<br />

mit sogenannten <strong>Angst</strong>skalen angenähert (Amelang <strong>und</strong><br />

Bartussek, 1997). Bei diesen „Skalen“ handelt es sich um Fragebögen,<br />

die <strong>von</strong> den Probanden im Selbstbeurteilungsmodus oder – als<br />

„Fremd-Rating“ – <strong>von</strong> Informanten (zum Beispiel Eltern, Lehrern,<br />

Mitschülern, Ehepartner) ausgefüllt werden. Die Fragebögen setzen<br />

sich aus Eigenschaftswörtern, Fragen oder Feststellungen zusammen,<br />

die sich auf ängstliches Verhalten (oder dessen Gegenteil) beziehen<br />

<strong>und</strong> als (evtl. mehr oder weniger) zutreffend bzw. unzutreffend für

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