Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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25.10.2012 Aufrufe

Detlev v. Zerssen Angst und Persönlichkeit 1 Einleitung Menschen unterscheiden sich voneinander nicht nur in ihrem äußeren Schicksal – im Kontext des Tagungsthemas heißt das: nicht nur in den äußeren, angstauslösenden Gefahrensituationen, denen sie ausgesetzt sind –, sondern ebenfalls in ihrer persönlichen Verfassung, in der sie dem Schicksal begegnen und durch die sie es wesentlich beeinflussen. Von Heraklit (zitiert nach Snell, 2000, S. 36) ist der Ausspruch überliefert: „˜Ηϑοσ άνϑρώπω δαίµων“, was man sinngemäß übersetzt hat mit: „Des Menschen Sinnesart ist sein Schicksal“. Anstatt von „Sinnesart“ würde man heute von Persönlichkeit als einer individuellen Verhaltensdisposition sprechen. Bezogen auf die Disposition zu Angstreaktionen, also die Angstbereitschaft eines Menschen, geht es um das, was man umgangssprachlich und auch im Fachjargon der Psychologen als Ängstlichkeit bezeichnet. Eltern mehrerer Kinder wissen – ebenso wie Kinderpsychologen und Pädopsychiater –, dass sich unterschiedliche Grade von Ängstlichkeit bereits in frühester Kindheit manifestieren und häufig in ähnlicher Ausprägung bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben, in dem sich Verhaltensdispositionen ohnehin oft nur noch wenig verändern. Das bedeutet aber, dass es nicht nur besonders ängstliche, sondern ebenso wohl besonders wenig ängstliche, das heißt wagemutige Menschen gibt – ja, einige von diesen scheinen sich nur wohl zu fühlen, wenn es recht gefährlich zugeht. Ein bekannter Vertreter dieser „sensation seeker“ im Sinne von Zuckerman (1979) war beispielsweise Ernest Hemingway (1899 bis 1961), dem man seinen älteren Zeitgenossen Franz Kafka (1883 bis 1924) als einen ängstlich-sensitiven Menschen gegenüberstellen kann. An diesen beiden Beispielen lässt sich ver-

Detlev v. Zerssen<br />

<strong>Angst</strong> <strong>und</strong> Persönlichkeit<br />

1 Einleitung<br />

Menschen unterscheiden sich <strong>von</strong>einander nicht nur in <strong>ihre</strong>m äußeren<br />

Schicksal – im Kontext des Tagungsthemas heißt das: nicht nur in den<br />

äußeren, angstauslösenden Gefahrensituationen, denen sie ausgesetzt<br />

sind –, sondern ebenfalls in <strong>ihre</strong>r persönlichen Verfassung, in der sie<br />

dem Schicksal begegnen <strong>und</strong> durch die sie es wesentlich beeinflussen.<br />

Von Heraklit (zitiert nach Snell, 2000, S. 36) ist der Ausspruch überliefert:<br />

„˜Ηϑοσ άνϑρώπω δαίµων“, was man sinngemäß übersetzt<br />

hat mit: „Des Menschen Sinnesart ist sein Schicksal“. Anstatt <strong>von</strong><br />

„Sinnesart“ würde man heute <strong>von</strong> Persönlichkeit als einer individuellen<br />

Verhaltensdisposition sprechen. Bezogen auf die Disposition zu<br />

<strong>Angst</strong>reaktionen, also die <strong>Angst</strong>bereitschaft eines Menschen, geht es<br />

um das, was man umgangssprachlich <strong>und</strong> auch im Fachjargon der<br />

Psychologen als Ängstlichkeit bezeichnet.<br />

Eltern mehrerer Kinder wissen – ebenso wie Kinderpsychologen <strong>und</strong><br />

Pädopsychiater –, dass sich unterschiedliche Grade <strong>von</strong> Ängstlichkeit<br />

bereits in frühester Kindheit manifestieren <strong>und</strong> häufig in ähnlicher<br />

Ausprägung bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben, in dem sich<br />

Verhaltensdispositionen ohnehin oft nur noch wenig verändern. Das<br />

bedeutet aber, dass es nicht nur besonders ängstliche, sondern ebenso<br />

wohl besonders wenig ängstliche, das heißt wagemutige Menschen<br />

gibt – ja, einige <strong>von</strong> diesen scheinen sich nur wohl zu fühlen, wenn es<br />

recht gefährlich zugeht. Ein bekannter Vertreter dieser „sensation<br />

seeker“ im Sinne <strong>von</strong> Zuckerman (1979) war beispielsweise Ernest<br />

Hemingway (1899 bis 1961), dem man seinen älteren Zeitgenossen<br />

Franz Kafka (1883 bis 1924) als einen ängstlich-sensitiven Menschen<br />

gegenüberstellen kann. An diesen beiden Beispielen lässt sich ver-

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