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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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Einigermaßen unstrittig dürfte sein, dass die Unterscheidung <strong>und</strong><br />

emotionale Verarbeitung fremder <strong>und</strong> vertrauter Stimuli ein gewisses<br />

Maß an neuronalen Verschaltungen voraussetzt <strong>und</strong> Fremdeln daher<br />

erst im Alter <strong>von</strong> fünf bis sechs Monaten auftritt (vorher lächeln<br />

Säuglinge nahezu unterschiedslos jeden an). Keine der genannten<br />

Hypothesen vermag freilich zu erklären, warum fremde Personen<br />

<strong>Angst</strong> auslösen, <strong>und</strong> nicht einfach nur Indifferenz. Dass Fremdheit per<br />

se schon Gr<strong>und</strong> genug sei, sich zu fürchten, erscheint wenig überzeugend:<br />

Es sind fremde Personen, die <strong>Angst</strong> auslösend wirken, nicht<br />

aber notwendigerweise fremde Objekte (Freedman, 1974). Darüber<br />

hinaus bleibt unklar, warum große, bärtige Männer mehr <strong>Angst</strong> erzeugen<br />

als Frauen, Kinder <strong>und</strong> Liliputaner.<br />

Sämtliche empirischen Bef<strong>und</strong>e zum Fremdeln deuten darauf hin,<br />

dass es sich um ein evolviertes <strong>Angst</strong>modul handelt, das sich ganz im<br />

Sinne <strong>von</strong> Bowlby weder erklären noch vernünftig erörtern lässt,<br />

wenn man die Umwelt der evolutionären Angepasstheit des Menschen<br />

ignoriert. Allerdings beschränkt sich diese Umwelt nicht auf die<br />

Zeit, in der die Spezies Homo sapiens oder die Gattung Homo entstand.<br />

Zahlreiche Merkmale des Menschen, einschließlich zahlreicher<br />

Merkmale seines Gehirns, haben eine sehr viel ältere Evolutionsgeschichte.<br />

Um die Bedeutung menschlicher Verhaltensanpassungen<br />

zu verstehen, kann es daher sinnvoll sein, den Blick – ebenso wie es<br />

schon Bowlby getan hatte – auf unsere nächsten nichtmenschlichen<br />

Verwandten zu richten. (Selbstverständlich impliziert dieser Ansatz<br />

weder, dass irgendeine der rezenten Affen- oder Menschenaffenarten<br />

zu unseren Vorfahren gehört, noch dass es legitim wäre, vom Verhalten<br />

etwa des Schimpansen auf das des Menschen zu schließen.<br />

Allerdings ermöglicht es die Vergleichende Methode der Evolutionsbiologie,<br />

etwas über den Ursprung <strong>von</strong> Merkmalen <strong>und</strong> über die Bedingungen,<br />

die zu <strong>ihre</strong>r Entstehung geführt haben, zu erfahren.)<br />

Untersuchungen an nichtmenschlichen Primaten unterstützen die Auffassung,<br />

dass Fremdheit per se noch kein Gr<strong>und</strong> ist, sich zu fürchten:<br />

Paarungsbereite Primatenweibchen haben keine <strong>Angst</strong> vor fremden<br />

Männchen – sie werfen sich ihnen geradezu an den Hals (Paul, 2002)!<br />

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