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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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Intersubjektivität manifestiert sich die <strong>von</strong> beiden mitgestaltete aktuelle<br />

Beziehungsgestalt zwischen Patient <strong>und</strong> Therapeut (Benecke,<br />

2002). Wie die Verlaufsanalysen <strong>von</strong> Jörg Merten (2001) 17 zeigen,<br />

gehen solche dyadischen Verstrickungsmuster in erfolgreichen Kurzpsychotherapien<br />

zurück. Das gilt für Behandlungen unterschiedlicher<br />

Schulrichtungen mit unterschiedlichen Störungsbildern. Wohlgemerkt:<br />

nicht die Anzahl der mimischen Affektexpressionen, noch<br />

nicht einmal unbedingt die Anzahl negativer Affektausdrücke reduziert<br />

sich, sondern das Ausmaß der unbewussten affektiv-interaktiven<br />

Verstrickung zwischen Patienten <strong>und</strong> Therapeuten, wie sie in den<br />

affektiven Mikrodialogen sichtbar wird, geht zurück.<br />

Was passiert nun aber mit der vormals das Beziehungsgeschehen<br />

bestimmenden Affektivität? Insbesondere die negativen Affektausdrücke<br />

binden sich in gut verlaufenden Behandlungen zunehmend an<br />

die Sprache (Benecke, 2002). Wir finden eine Zunahme der systematischen<br />

Verkoppelung <strong>von</strong> Affektmimik <strong>und</strong> spezifischen Sprachinhalten.<br />

Dabei müssen die Therapeuten gegenüber <strong>ihre</strong>n Patientinnen<br />

gewissermaßen in Vorlage treten. Durch die Anbindung der Affekte<br />

an bestimmte sprachlich benannte Vorstellungsinhalte eröffnet der<br />

Therapeut einen affektiv-mentalen Raum. Dieser affektiv-mentale<br />

Raum ermöglicht eine ganz andere Art der Intersubjektivität zwischen<br />

Patient <strong>und</strong> Therapeut: eine repräsentationale Intersubjektivität<br />

(Benecke, 2002). Über die Sprache können sich zwei Personen gewissermaßen<br />

in einem gemeinsamen mentalen Raum bewegen, <strong>und</strong> über<br />

den Affektausdruck können Geschehnisse oder Personen in diesem<br />

mentalen Raum kommentiert, bewertet, illustriert, imitiert oder gespiegelt<br />

werden, wodurch ein intersubjektiver Prozess entsteht, der<br />

die vormals unbewusste Affektivität ins mental Repräsentierbare holt.<br />

Man könnte auch sagen: Die „naturhafte“ Affektivität verknüpft sich<br />

17 Diese Verlaufsanalysen basieren auf den Daten aus dem DFG-Projekt „Multikanale<br />

Psychotherapie-Prozessforschung“, das unter der Leitung <strong>von</strong> Rainer<br />

Krause an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken durchgeführt wurde. Es<br />

wurden Patienten mit sehr verschiedenen Störungsbildern <strong>und</strong> Therapeuten<br />

unterschiedlicher therapeutischen Schulrichtungen untersucht.

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