Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...
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200 tempt wird signifikant weniger gezeigt. 13 Die Reduktion im happiness-Bereich lässt darauf schließen, dass es den Therapeuten zumindest überwiegend gelungen ist, sich nicht in das für Angstpatientinnen beschriebene primär auf Bindungssicherung ausgerichtete Interaktionsmuster einbinden zu lassen. Werden die Häufigkeiten der einzelnen Affektausdrücke der Patientinnen mit denen ihrer Therapeuten korreliert, 14 so finden sich folgende signifikante Zusammenhänge (siehe Tabelle 2). Tabelle 2: Korrelationen der Mimik-Häufigkeiten von Patientinnen und Therapeuten in der ersten Sitzung. Mimik Therapeut Stunde 1 happiness disgust contempt happiness +.60** Patientinnen surprise +.47* sadness +.65** +.50* Die Häufigkeit von happiness korreliert positiv. Die Patientinnen und ihre Therapeuten passen sich in ihren happiness-Häufigkeiten also aneinander an. Weitere signifikante Zusammenhänge finden sich zwischen disgust der Therapeuten und surprise der Patientinnen, zwischen disgust der Therapeuten und sadness der Patientinnen sowie zwischen contempt der Therapeuten und sadness der Patientinnen. In der Stichprobe mit verschiedenen Störungsbildern 15 findet sich keine der in Tabelle 2 aufgeführten Korrelationen, so dass wir hier eine störungsspezifischen Zusammenhangsdynamik annehmen können. 13 Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben, 2-seitig: happiness p < .01 und contempt p < .01. 14 Nichtparametrische Korrelationen: Spaerman-Rho, zweiseitig (** = p < .01; * = p < .05). 15 DFG-Projekt „Multikanale Psychotherapie-Prozessforschung“ unter Leitung von Prof. Rainer Krause, Universität des Saarlandes, Saarbrücken.
201 Die korrelativen Zusammenhänge zwischen disgust und contempt der Therapeuten und surprise und sadness der Patientinnen lassen auf die Aktivierung einer Nähe-Distanz-Problematik schon in den ersten Sitzungen schließen. Die distanzschaffenden Affektsignale der Therapeuten gehen mit Ausdruck von Überraschung und auch Trauer auf seiten der Patientinnen einher. Auch wenn auf dieser Auswertungsebene keine Aussagen über kausale Wirkrichtungen gemacht werden können, so wird doch deutlich, dass sich diese Thematik hier inszeniert zu haben scheint, sei es, dass die Patientinnen auf distanzierende Affektsignale mit Überraschung und Trauer reagieren, sei es, dass die Therapeuten sich von dem in der sadness enthaltenen Wunsch nach stärkerer Nähe distanzieren. Der hypostasierte Zusammenhang zwischen negativen Affektexpressionen der Therapeuten und happiness und fear der Patientinnen findet sich auf korrelativer Ebene nicht. Nähere Einblicke in die affektiven Regulierungen erhält man durch die Analyse der Verhaltenssequenzen auf der Mikroebene. Im folgenden sollen die Ergebnisse der Sequenzanalyse für zwei der ersten Sitzungen dargestellt und im Hinblick auf sich darin möglicherweise ausdrückende Beziehungsdynamik interpretiert werden. 16 Behandlung A: In der ersten Sitzung der Behandlung A findet THEME acht repetitive Muster. Diese Muster sind in Tabelle 3 dargestellt. Das erste Muster ist dasjenige, welches in den meisten Dyaden am häufigsten auftaucht. Diese dyadischen, reziprok-positiven Muster interpretieren wir als Anzeichen einer positiven Bindung zwischen den Interaktanden. Bemerkenswert ist hier, dass die Patientin mit einem Lächeln auf das Lächeln des Therapeuten reagiert, nicht aber umgekehrt. Die Patientin nimmt also die positiven Beziehungsange- 16 Zwar gehen wir nicht davon aus, dass sich alle mimischen Affektausdrücke unmittelbar auf den jeweiligen Interaktionspartner richten (siehe oben: die Unterscheidung zwischen interaktiven vs. objektbezogenen Affekten), bei einer Einbindung der Mimiken in repetitive, zeitlich stabile Sequenzmuster liegt eine solche interaktive Funktion allerdings sehr nahe. Dennoch sind die Interpretationen der Muster als spekulativ zu betrachten.
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Therapeuten <strong>und</strong> surprise <strong>und</strong> sadness der Patientinnen lassen auf die<br />
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Affektsignale mit Überraschung <strong>und</strong> Trauer reagieren, sei es, dass die<br />
Therapeuten sich <strong>von</strong> dem in der sadness enthaltenen Wunsch nach<br />
stärkerer Nähe distanzieren. Der hypostasierte Zusammenhang zwischen<br />
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Nähere Einblicke in die affektiven Regulierungen erhält man durch<br />
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Das erste Muster ist dasjenige, welches in den meisten Dyaden am<br />
häufigsten auftaucht. Diese dyadischen, reziprok-positiven Muster<br />
interpretieren wir als Anzeichen einer positiven Bindung zwischen<br />
den Interaktanden. Bemerkenswert ist hier, dass die Patientin mit<br />
einem Lächeln auf das Lächeln des Therapeuten reagiert, nicht aber<br />
umgekehrt. Die Patientin nimmt also die positiven Beziehungsange-<br />
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unmittelbar auf den jeweiligen Interaktionspartner richten (siehe oben: die<br />
Unterscheidung zwischen interaktiven vs. objektbezogenen Affekten), bei einer<br />
Einbindung der Mimiken in repetitive, zeitlich stabile Sequenzmuster liegt eine<br />
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der Muster als spekulativ zu betrachten.