Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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168 Die Sichtweise, dass Exposition ein Vehikel für kognitive Veränderungen ist, wird durch Befunde bestätigt, dass Ablenkung während der Exposition zwar kurzfristig Angst reduziert (Craske et al., 1991), aber mit dem Prozess des langfristigen Angstabbaus interferiert (Grayson et al., 1982; Salkovskis et al., 1999). Das heißt, kognitive Mediation der Expositionserfahrung ist zentral für erfolgreiche Angstreduktion. Konfrontation allein, ohne kognitive Veränderungen, wird keine langfristigen Erfolge produzieren (Barlow, 2002). Es verwundert somit nicht, dass sich Expositionstherapien deutlich in ihrer Wirksamkeit verbessern lassen, wenn die kognitive Seite von vornherein berücksichtigt wird (Salkovskis et al., 1999). Dass KBT zu einer Reduktion von katastrophisierenden Kognitionen und der Angst vor Körperempfindungen führt, konnten unter anderem Williams und Falbo (1996) sowie Peterson und Reiss (1992) zeigen. Von einer Reduktion dysfunktionaler Kognitionen durch Medikamente kann nicht ausgegangen werden (Westra und Stewart, 1998), denn die Verhinderung von Panikattacken führt dazu, dass die Befürchtungen des Patienten (zum Beispiel während einer Panikattacke zu sterben, verrückt zu werden) nie auf die Probe gestellt werden. Im Gegensatz dazu ermutigt Exposition kombiniert mit kognitiven Techniken den Patienten solche Befürchtungen zu testen, in dem er die körperlichen Angstsymptome in ihrer maximalen Stärke zulässt. Dieses Erleben der Symptome und der Erkenntnis, dass die Befürchtungen nicht eintreten, ist der wichtigste Weg, um die dysfunktionalen Gedanken zu verändern (Foa und Kozak, 1986). Infolge der Dämpfung der vegetativen Erregbarkeit verhindern medikamentöse Behandlungen nicht nur neue Lernerfahrungen. Darüber hinaus kann Medikamenteneinnahme katastrophisierende Befürchtungen verstärken und Vermeidungsverhalten verfestigen. In der Form eines falschen Sicherheitssignals bahnen Medikamente den Gedanken, dass ohne die Medikamenteneinnahme die katastrophalen Befürchtungen eingetreten wären. Für viele gerade mit Benzodiazepinen behandelte Patienten ist allein deren Verfügbarkeit geeignet, ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln, unabhängig ob diese überhaupt ein-

169 genommen worden sind (Mellinger et al., 1984). Selbst nachweislich wirkungslose Medikamente haben diesen Effekt. Nicht wenige Patienten klammern sich infolge derartiger Lernerfahrungen geradezu an ihre Tabletten. Barlow (2002) berichtet, dass das Mitführen von anxiolytischen Medikamenten (häufig längst abgelaufen oder nur die Verpackung dabei) eines der wichtigsten Sicherheitssignale für Angstpatienten ist. 17 Selbstwirksamkeit Der Eindruck, Kontrolle über eine Situation zu haben, gibt einem das Gefühl der Sicherheit, das wiederum im starkem Maße dem Gefühl der Angst entgegenwirkt. Gibt man Panikpatienten durch spezifische Rückmeldung ein Gefühl der Vorhersagbarkeit (Rapee et al., 1986) oder der Kontrollierbarkeit (Sanderson et al., 1989) ihrer vegetativen Erregung, so verringert dies die Angstsymptomatik. Ein weiterer Hinweis für die Wichtigkeit von erlebter Bewältigungsfähigkeit besteht darin, dass man Panikpatienten dadurch von Gesunden mit Panikattacken unterscheiden kann, dass letztere ein stärkeres Gefühl haben mit ihren Panikattacken umgehen zu können (Norton, Dorward et al., 1986). Die sogenannte Selbstwirksamkeit erweist sich als ein besserer Prädiktor von Angstsymptomatik als etwa katastrophisierende Kognitionen (Williams und Falbo, 1996). Dass der Aufbau von Selbstwirksamkeit wesentlich für den Therapieerfolg bei der Panikstörung ist, wurde wiederholt gezeigt (zum Beispiel Borden et al., 1991). Dabei gehen die Veränderungen der Selbstwirksamkeit den Veränderungen der Grundüberzeugungen des Patienten voraus und mediieren den Therapieerfolg (Bouchard et al., 1994). Die erworbene Selbstwirksamkeit sagt den endgültigen Therapieerfolg besser voraus, als Maße für körperliche Erregung, Angst vor der Angst oder erlebter Gefahr (Williams et al., 1989). Dass die Selbstwirksamkeit von Panikpatienten durch KBT erhöht werden kann, konnte in verschiedenen Untersuchungen gezeigt werden (Williams und Falbo, 1996, Bouchard et al., 1994, Borden et al.,

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Die Sichtweise, dass Exposition ein Vehikel für kognitive Veränderungen<br />

ist, wird durch Bef<strong>und</strong>e bestätigt, dass Ablenkung während<br />

der Exposition zwar kurzfristig <strong>Angst</strong> reduziert (Craske et al., 1991),<br />

aber mit dem Prozess des langfristigen <strong>Angst</strong>abbaus interferiert<br />

(Grayson et al., 1982; Salkovskis et al., 1999). Das heißt, kognitive<br />

Mediation der Expositionserfahrung ist zentral für erfolgreiche <strong>Angst</strong>reduktion.<br />

Konfrontation allein, ohne kognitive Veränderungen, wird<br />

keine langfristigen Erfolge produzieren (Barlow, 2002). Es verw<strong>und</strong>ert<br />

somit nicht, dass sich Expositionstherapien deutlich in <strong>ihre</strong>r<br />

Wirksamkeit verbessern lassen, wenn die kognitive Seite <strong>von</strong> vornherein<br />

berücksichtigt wird (Salkovskis et al., 1999).<br />

Dass KBT zu einer Reduktion <strong>von</strong> katastrophisierenden Kognitionen<br />

<strong>und</strong> der <strong>Angst</strong> vor Körperempfindungen führt, konnten unter anderem<br />

Williams <strong>und</strong> Falbo (1996) sowie Peterson <strong>und</strong> Reiss (1992) zeigen.<br />

Von einer Reduktion dysfunktionaler Kognitionen durch Medikamente<br />

kann nicht ausgegangen werden (Westra <strong>und</strong> Stewart, 1998),<br />

denn die Verhinderung <strong>von</strong> Panikattacken führt dazu, dass die Befürchtungen<br />

des Patienten (zum Beispiel während einer Panikattacke<br />

zu sterben, verrückt zu werden) nie auf die Probe gestellt werden. Im<br />

Gegensatz dazu ermutigt Exposition kombiniert mit kognitiven Techniken<br />

den Patienten solche Befürchtungen zu testen, in dem er die<br />

körperlichen <strong>Angst</strong>symptome in <strong>ihre</strong>r maximalen Stärke zulässt. Dieses<br />

Erleben der Symptome <strong>und</strong> der Erkenntnis, dass die Befürchtungen<br />

nicht eintreten, ist der wichtigste Weg, um die dysfunktionalen<br />

Gedanken zu verändern (Foa <strong>und</strong> Kozak, 1986).<br />

Infolge der Dämpfung der vegetativen Erregbarkeit verhindern medikamentöse<br />

Behandlungen nicht nur neue Lernerfahrungen. Darüber<br />

hinaus kann Medikamenteneinnahme katastrophisierende Befürchtungen<br />

verstärken <strong>und</strong> Vermeidungsverhalten verfestigen. In der Form<br />

eines falschen Sicherheitssignals bahnen Medikamente den Gedanken,<br />

dass ohne die Medikamenteneinnahme die katastrophalen Befürchtungen<br />

eingetreten wären. Für viele gerade mit Benzodiazepinen<br />

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Sicherheitsgefühl zu vermitteln, unabhängig ob diese überhaupt ein-

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