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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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Eine drohende Gefahr wahrzunehmen, sich vor ihr zu fürchten <strong>und</strong><br />

sich entsprechend zu verhalten, verleiht Guppys also einen Selektionsvorteil:<br />

<strong>Furcht</strong>same Guppys leben länger <strong>und</strong> werden im Mittel<br />

mehr überlebende Nachkommen hinterlassen als <strong>ihre</strong> weniger furchtsamen<br />

Artgenossen. Salopp formuliert: Der dummdreiste Draufgänger<br />

ist offenbar kein Erfolgsrezept in der Evolution (womit freilich<br />

nicht die Frage geklärt ist, warum Guppys überhaupt potentielle Räuber<br />

inspizieren; möglicherweise profitieren <strong>ihre</strong> Schwarmgenossen<br />

da<strong>von</strong>).<br />

Was ein Guppy empfindet, der sich einem gefährlichen Raubfisch<br />

gegenüber sieht, wissen wir natürlich nicht: Zweifel, ob Fische in der<br />

Lage sind, <strong>Angst</strong> als emotionales Phänomen auch subjektiv zu erleben,<br />

mögen durchaus begründet sein (Tembrock, 2000). Für unsere<br />

nächsten Verwandten im Tierreich gilt dies aber wohl kaum: Weder<br />

die Hirnforschung noch die Vergleichende Verhaltensforschung noch<br />

die experimentelle Pharmakologie liefern Anhaltspunkte dafür, dass<br />

im Kopf eines Affen, der sich einer potentiellen Gefahr – etwa einer<br />

Schlange – gegenüber sieht, etwas prinzipiell anderes vorgeht als in<br />

dem eines Menschen (vgl. Roth, 2000; Schino et al., 1996).<br />

Dass sich Affen vor Schlangen fürchten, ist aus evolutionsbiologischer<br />

Sicht leicht verständlich: Gift- <strong>und</strong> Würgeschlangen stellen in<br />

den Lebensräumen der meisten Primaten eine sehr reale Gefahr dar,<br />

<strong>und</strong> jeder Affe, der sich nicht vor Schlangen fürchtet, geht das Risiko<br />

ein, schon bald ein toter Affe zu sein. Irritierender erscheint vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> schon eher, dass Schlangenfurcht weder Affen noch<br />

Menschen angeboren zu sein scheint (wenngleich die generelle Aussage,<br />

dass bei Säugetieren im allgemeinen <strong>und</strong> Primaten im besonderen<br />

praktisch immer genetische <strong>und</strong> erfahrungsbedingte Anteile<br />

zusammenwirken, kaum erstaunen kann). Im Labor geborene Rhesusaffen<br />

jedenfalls zeigen im Gegensatz zu Wildfängen keine spontane<br />

<strong>Angst</strong> vor Schlangen. Allerdings entwickeln sie sehr schnell eine<br />

dauerhafte Schlangenphobie, wenn sie einen anderen Affen sehen, der<br />

sich vor einer Schlange zu fürchten scheint (Mineka et al., 1980,<br />

1984; vgl. auch Hrdy, 2000, S. 672, Anm. 18). Auch <strong>Angst</strong> vor Spiel-<br />

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