Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...
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142 Fall. Aber auch die Lern- oder Kalibrierungsprozesse, die einen normalerweise in die Lage versetzen sollten, adaptiv auf Gefahrenreize zu reagieren, können gestört worden sein. Wer von früh auf vermittelt bekommt, dass das Leben eine grundsätzlich gefährliche Angelegenheit ist, entwickelt möglicherweise ein übersteigertes Sicherheits- und Kontrollbedürfnis (Arrindell al., 1983). Schließlich kann der Prozess der Rekrutierung, der Abstimmung und Integration der modularen Teilleistungen gestört sein, sei es durch einen primären Fehler im exekutiven „Oberprogramm“, durch unzureichende Inhibitionsprozesse, die problematische Aufschaukelungsprozesse ermöglichen, oder sei es durch Schwächung der Integrations- und Entscheidungsroutinen. Der heuristische Wert dieser Betrachtungsweise besteht unseres Erachtens darin, dass diese ein umfassendes Rahmenmodell liefert, das die Daten der unterschiedlichen Beschreibungsebenen auf erhellende Weise aufeinander zu beziehen und in bezug auf das zu erklärende Verhalten zu deuten erlaubt. 3 Die Angststörungen Die Angststörungen werden dem neurotischen Spektrum psychischer Störungen zugerechnet. Obwohl die spekulative Neurosenkonzeption Freuds, die dieser Auffassung zugrunde liegt, erheblich an Bedeutung verloren hat, gelten die Neurosen bis heute als diejenigen psychischen Störungen, die im wesentlichen auf eine psychische Verursachung zurückzuführen sind. Da dies alles andere als gesichert ist, streben die beiden heutzutage wichtigsten psychiatrischen Krankheitslehren – die „Internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10)“ der Weltgesundheitsorganisation (Dilling et al., 1991) und das „Diagnostische und statistische Manual psychischer Störungen (DSM-IV)“ der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (Saß et al., 1998) – atheoretische, rein deskriptive Definitionen der einzelnen Störungen an.
143 Beide Klassifikationssysteme unterscheiden die folgenden Angststörungen, wobei den präziseren Definitionen der DSM IV aus wissenschaftlicher Sicht der Vorzug zu geben ist: • Objekt- oder situationsgebundene, phobische Störungen wie die Agoraphobie (mit/ohne Panikstörung), Soziale Phobie und Spezifischen Phobien, • nicht situationsgebundene Störungen wie die Panikstörung, die Generalisierte Angststörung oder die hybride Kategorie „Angst und Depression, gemischt“, • die Zwangsstörung, • Reaktionen auf schwere Belastungen wie die Akute Belastungsreaktion oder die Posttraumatische Belastungsstörung sowie • verschienene Restkategorien, die durch somatische oder unklare Faktoren bestimmt werden, wie die Substanzinduzierte Angststörung, die Angststörung aufgrund eines Medizinischen Krankheitsfaktors und die Nicht Näher Bezeichnete Angststörung. 4 Panikstörung mit/ohne Agoraphobie Wie sehen Panikstörungen mit/ohne Agoraphobie aus? – Definierend für die Panikstörung ist das wiederkehrende Auftreten unerwarteter, anfallsartiger Angstattacken (Panikattacken), die sich nicht ausschließlich auf eine spezifische Situation bzw. besondere Umstände beschränken. Auf mindestens eine der Panikattacken folgt mindestens ein Monat, in dem die Betroffenen unter anhaltender Besorgnis vor weiteren Panikattacken leiden, sich Sorgen wegen der Bedeutung bzw. der Konsequenzen der Panikattacken (zum Beispiel Kontrolle verlieren, einen Herzinfarkt erleiden, verrückt werden) machen und/ oder eine deutliche Verhaltensänderung (zum Beispiel Verzicht auf Sport, Vermeidung von Orten an denen das Auftreten einer erneuten Panikattacke befürchtet wird) infolge der Attacken erleben. Die wiederkehrenden Angstattacken dürfen nicht auf einen medizinischen Krankheitsfaktor, einen Substanzmissbrauch oder eine andere psychische Störung zurückzuführen sein (Saß et al., 1998, S. 363).
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3 Die <strong>Angst</strong>störungen<br />
Die <strong>Angst</strong>störungen werden dem neurotischen Spektrum psychischer<br />
Störungen zugerechnet. Obwohl die spekulative Neurosenkonzeption<br />
Freuds, die dieser Auffassung zugr<strong>und</strong>e liegt, erheblich an Bedeutung<br />
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Störungen, die im wesentlichen auf eine psychische Verursachung<br />
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„Internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10)“ der<br />
Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (Dilling et al., 1991) <strong>und</strong> das „Diagnostische<br />
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Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (Saß et al., 1998) –<br />
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