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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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welche Art der <strong>Angst</strong>reaktion funktional ist. Dies spricht für ein ausgedehntes<br />

<strong>und</strong> weit verzweigtes <strong>Angst</strong>netzwerk im Gehirn, dessen<br />

Reaktionsweisen zudem erfahrungsabhängig „kalibriert“ werden<br />

müssen. Ohne ein hinreichend großes Repertoire emotionaler Reaktionen,<br />

die an die funktionellen Erfordernisse unterschiedlicher Situationen<br />

angepasst sind, <strong>und</strong> ohne die Fähigkeit, diese im Sinne lebenslangen<br />

Lernens weiterzuentwickeln, wären unsere emotionalen Reaktionen<br />

vermutlich wenig zur <strong>Bewältigung</strong> entsprechender Verhaltensaufgaben<br />

geeignet.<br />

Dass eine situativ entstehende <strong>Angst</strong> eine Vielzahl <strong>von</strong> „Unterprogrammen“<br />

aktiviert, lässt sich an einfachen Beispielen verdeutlichen:<br />

Stellen wir uns vor, wir erwachen mitten in der Nacht durch ein Geräusch<br />

<strong>und</strong> führen dieses auf einen Einbrecher zurück. Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> Wahrnehmung fokussieren augenblicklich auf die Bedrohungssituation.<br />

Es kommt zu einer erheblichen physiologischen Aktivierung<br />

mit starkem Herzklopfen, Blutdrucksteigerung usw. Die bisherigen<br />

Ziele <strong>und</strong> Motivationen treten augenblicklich zugunsten des<br />

Ziels zurück, diese Gefahrensituation zu bewältigen. Systeme der<br />

Informationsgewinnung, bestimmte konzeptuelle Bezugssysteme,<br />

spezifische Erinnerungsprozesse (für vergleichbarer Situationen) <strong>und</strong><br />

Entscheidungsregeln werden aktiviert, ohne dass es dazu bewusster<br />

Entscheidungen bedürfte. In einem schnellen <strong>und</strong> als dramatisch erlebten<br />

Abgleich werden alle eintreffenden Informationen mit den eingeschalteten<br />

Bewertungsroutinen bearbeitet, da eine schnelle Handlungsentscheidung<br />

gefragt ist.<br />

Wie sind die <strong>Angst</strong>störungen aus dieser Sicht zu verstehen? Unrealistische,<br />

bezogen auf Anlass oder Situation in keiner Weise funktionale<br />

Ängste sind Ausdruck einer maladaptiven Fehlsteuerung des <strong>Angst</strong>systems.<br />

Dies kann auf dem Hintergr<strong>und</strong> der skizzierten Konzeption<br />

die verschiedensten Ursachen haben. Eines oder mehrere Module des<br />

<strong>Angst</strong>systems können aus konstitutionellen oder traumatischen Gründen<br />

überaktiv oder hypersensibel eingestellt sein. Dies wäre etwa bei<br />

einer Neigung zu einseitig übersteigerter Aufmerksamkeit, zu Fehlinterpretationen<br />

oder übersteigerten automatischen Reaktionen der

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