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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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ohne dass man <strong>von</strong> vornherein gezwungen ist, sich an den entscheidenden<br />

Stellen immer auf vortheoretische, lebensweltliche Intuitionen<br />

– etwa bei der Frage der Grenzziehung zwischen normaler <strong>und</strong> pathologischer<br />

<strong>Angst</strong> – zu verlassen? Getreu Dobzhanskys Diktum, „Nothing<br />

in biology makes sense except in the light of evolution“ (1973),<br />

scheint uns die evolutionäre Perspektive in der Psychiatrie <strong>und</strong> Psychologie<br />

die beste Basis für eine heuristisch fruchtbare Theoriebildung<br />

zu liefern (siehe auch Stein <strong>und</strong> Bouwer, 1997).<br />

Die modulare Architektur des menschlichen Geistes, so die Gr<strong>und</strong>idee,<br />

ist unter Bedingungen evolutionärer Selektion entstanden. Jedes<br />

Modul wäre nicht Teil unseres Speziesdesigns, wenn es sich nicht<br />

dank eines wichtigen funktionalen Beitrags zum überlebensdienlichen<br />

Verhalten bewährt hätte. Den Emotionen kommt bekanntlich eine<br />

wichtige verhaltenssteuernde Funktion zu. Sie lassen sich als übergeordnete<br />

Programme verstehen, deren Aufgabe es ist, die jeweils erforderlichen<br />

„Unterprogramme“ oder Module zu aktivieren <strong>und</strong> in <strong>ihre</strong>r<br />

Aktivität zu koordinieren (Cosmides <strong>und</strong> Tooby, 2000).<br />

<strong>Angst</strong> ist eine offensichtlich überlebensdienliche Emotion, weil funktionale,<br />

das heißt den situativen Anforderungen angemessene <strong>Angst</strong><br />

dem Organismus hilft, Gefahren <strong>und</strong> Schäden zu vermeiden. Das<br />

zentralnervöse „<strong>Angst</strong>system“, das diese Funktion beim Menschen<br />

implementiert, sollte in der Lage sein, seine Funktion unter höchst<br />

unterschiedlichen Umständen zu erfüllen. Während das Auftauchen<br />

direkter <strong>und</strong> ernsthafter Bedrohungen, wie der drohende Sturz aus<br />

großer Höhe, eine schnelle <strong>und</strong> unbedingte <strong>Angst</strong>reaktion erfordert,<br />

ist dies in ängstigenden sozialen Auseinandersetzungen möglicherweise<br />

sogar kontraproduktiv (Öhman, 1986). Angesichts eines dominanten<br />

Gegners kann es günstig sein, sich nicht <strong>von</strong> der ersten <strong>Angst</strong><br />

bzw. Fluchtimpulsen überwältigen zu lassen, sondern seine <strong>Angst</strong><br />

bewusst zu kontrollieren. Die Vielseitigkeit der situativen Anforderungen<br />

an die Emotion „<strong>Angst</strong>“ lässt zweierlei vermuten: Zum einen<br />

dürfte es sich um eine nicht geringe Zahl der jeweils zu rekrutierenden<br />

<strong>und</strong> in <strong>ihre</strong>r Aktivität zu integrierenden Module handeln; zum<br />

anderen muss gelernt werden können, unter welchen Bedingungen

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