Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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25.10.2012 Aufrufe

Markus Pawelzik und Birgit Mauler Angststörungen aus psychiatrischer Sicht Es ist noch gar nicht lange her, da wurden die Angststörungen von der deutschen Psychiatrie unisono als „Angstneurose“ begriffen. Die Angstneurosen, so dachte man, seien die Folge unbewusster Konflikte, die es durch eine psychoanalytische Kur aufzulösen galt. Die zugrunde liegenden Konflikte erfolgreich zu bearbeiten, könne lange dauern, weshalb es auch nicht leicht sei, die irrationalen Ängste zum Verschwinden zu bringen (Tölle, 1991). Da psychoanalytische Behandlungen sehr aufwendig, langwierig und deswegen nicht allgemein verfügbar waren, wurden und werden Angstpatienten in der Regel mit anxiolytischen Medikamenten vom Benzodiazepintyp behandelt (Bandelow Sievert et al., et al., 1995). Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Die Revolution der operationalen Diagnostik psychischer Störungen hat sich international und damit auch in Deutschland durchgesetzt. Psychische Störungen werden heute anhand expliziter Kriterien (möglichst unter Zuhilfenahme standardisierter Interviews) diagnostiziert. Auf konzeptueller Ebene ist das alte Pendeln zwischen psychologischen und biologischen Modellen psychischer Krankheit dank neuer technischer Möglichkeiten und entsprechender forschungspolitischer Anstrengungen („decade of the brain“) wieder ganz weit auf der biologischen Seite angekommen. Wir sind seit einigen Jahren mit einer beständig anschwellenden Lawine biologischer Erkenntnisse konfrontiert, die allerdings meist noch kein schlüssiges Bild der Pathogenese bestimmter psychischer Störungen liefern. Gleichzeitig wartet die moderne, maßgeblich von klinischen Psychologen entwickelte Verhaltenstherapie mit hochwirksamen störungsspezifischen Behandlungsansätzen auf, die zunehmend

Markus Pawelzik <strong>und</strong> Birgit Mauler<br />

<strong>Angst</strong>störungen aus psychiatrischer Sicht<br />

Es ist noch gar nicht lange her, da wurden die <strong>Angst</strong>störungen <strong>von</strong> der<br />

deutschen Psychiatrie unisono als „<strong>Angst</strong>neurose“ begriffen. Die<br />

<strong>Angst</strong>neurosen, so dachte man, seien die Folge unbewusster Konflikte,<br />

die es durch eine psychoanalytische Kur aufzulösen galt. Die<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Konflikte erfolgreich zu bearbeiten, könne lange<br />

dauern, weshalb es auch nicht leicht sei, die irrationalen Ängste zum<br />

Verschwinden zu bringen (Tölle, 1991). Da psychoanalytische Behandlungen<br />

sehr aufwendig, langwierig <strong>und</strong> deswegen nicht allgemein<br />

verfügbar waren, wurden <strong>und</strong> werden <strong>Angst</strong>patienten in der<br />

Regel mit anxiolytischen Medikamenten vom Benzodiazepintyp behandelt<br />

(Bandelow Sievert et al., et al., 1995).<br />

Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Die Revolution der operationalen<br />

Diagnostik psychischer Störungen hat sich international <strong>und</strong><br />

damit auch in Deutschland durchgesetzt. Psychische Störungen werden<br />

heute anhand expliziter Kriterien (möglichst unter Zuhilfenahme<br />

standardisierter Interviews) diagnostiziert. Auf konzeptueller Ebene<br />

ist das alte Pendeln zwischen psychologischen <strong>und</strong> biologischen Modellen<br />

psychischer Krankheit dank neuer technischer Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> entsprechender forschungspolitischer Anstrengungen („decade of<br />

the brain“) wieder ganz weit auf der biologischen Seite angekommen.<br />

Wir sind seit einigen Jahren mit einer beständig anschwellenden Lawine<br />

biologischer Erkenntnisse konfrontiert, die allerdings meist noch<br />

kein schlüssiges Bild der Pathogenese bestimmter psychischer Störungen<br />

liefern. Gleichzeitig wartet die moderne, maßgeblich <strong>von</strong><br />

klinischen Psychologen entwickelte Verhaltenstherapie mit hochwirksamen<br />

störungsspezifischen Behandlungsansätzen auf, die zunehmend

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