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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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Gefühlen sollten wir uns leiten lassen, sondern <strong>von</strong> unserem Verstand,<br />

<strong>und</strong> man ist geneigt, dem zuzustimmen: Wenn Mutter Natur<br />

uns schon mit einem Verstand versehen hat, sollten wir ihn gelegentlich<br />

vielleicht auch benutzen. Allerdings lehrt uns die Hirnforschung,<br />

dass Gefühl <strong>und</strong> Verstand nicht die Gegenspieler sind, als die sie<br />

lange Zeit betrachtet wurden (Damasio, 1995): „Wer nicht fühlt, kann<br />

auch nicht vernünftig entscheiden <strong>und</strong> handeln“ (Roth, 1996, S. 212),<br />

<strong>und</strong> Psychiater wissen in der Tat, dass Menschen, die vor nichts <strong>und</strong><br />

niemandem <strong>Angst</strong> haben (oder <strong>ihre</strong> Ängste durch Drogen oder Medikamente<br />

unterdrücken), oft ganz unvernünftige Entscheidungen treffen:<br />

Sie landen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, laufen<br />

Gefahr, <strong>ihre</strong>n Arbeitsplatz zu verlieren, oder trennen sich überstürzt<br />

<strong>von</strong> <strong>ihre</strong>m Ehepartner, obwohl drei kleine Kinder zu versorgen sind,<br />

sie kein eigenes Einkommen haben <strong>und</strong> obendrein noch einen Kredit<br />

abbezahlen müssen (Nesse <strong>und</strong> Williams, 1997).<br />

Manche Ängste scheinen also durchaus nützlich zu sein, andere völlig<br />

übertrieben <strong>und</strong> sinnlos. Noch merkwürdiger erscheint, dass manche<br />

Menschen den „Kick der <strong>Angst</strong>“ geradezu suchen: „Extremsportarten“<br />

erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – was vielleicht nicht<br />

nur daran liegt, dass das Bezwingen der <strong>Angst</strong> <strong>von</strong> positiven Gefühlen<br />

begleitet ist.<br />

2 <strong>Angst</strong> <strong>und</strong> <strong>Furcht</strong><br />

Spätestens seit Sigm<strong>und</strong> Freud ist es üblich, zwischen <strong>Angst</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Furcht</strong> zu unterscheiden (vgl. Thomä, in diesem Band). „<strong>Angst</strong>“, so<br />

sagt ein Lehrbuch der Neurologie <strong>und</strong> Psychiatrie, „gehört zur Gruppe<br />

der phylogenetisch alten Lebensschutzinstinkte. Wir sprechen <strong>von</strong><br />

<strong>Angst</strong>, wenn das Objekt des Unbehagens nicht bewusst ist oder wenn<br />

keine Möglichkeit besteht, die Gefahr abzuwenden. <strong>Furcht</strong> dagegen<br />

bedeutet, dass der Mensch das Gefahrenmoment erkennt <strong>und</strong> auch<br />

Wege zur Abwehr sucht“ (Seidel et al., 1980, zitiert nach Tembrock,<br />

2000; Hervorhebungen <strong>von</strong> mir). <strong>Angst</strong>, so könnte man auch sagen,<br />

ist diffus, oft genug, wie es scheint, auch irrational, <strong>Furcht</strong> dagegen<br />

konkret. Dies wiederum bedeutet nichts anderes als dass <strong>Furcht</strong> – als<br />

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