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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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Dietrich <strong>von</strong> Holst gezeigt hat, an chronischer <strong>Angst</strong> vor einem dominanten<br />

Artgenossen sterben, auch wenn <strong>von</strong> diesem keinerlei akute<br />

Gefährdung ausgeht (<strong>von</strong> Holst <strong>und</strong> Scherer, 1988). Und auch ich<br />

würde mich zweifellos besser fühlen, wenn ich nicht unter Lampenfieber<br />

litte. Viele Ängste, mit denen wir uns in unserem Alltagsleben<br />

herumplagen, erscheinen übertrieben, manche ganz <strong>und</strong> gar irrational.<br />

Hochrationale Feldforscher berichten, dass sie rein gar nichts gegen<br />

das flaue Gefühl im Magen tun können, wenn sie nachts in den<br />

Urwald gehen <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> einheimischen Mitarbeiter noch kurz zuvor<br />

<strong>von</strong> unheimlichen „Waldgeistern“ gemunkelt haben. Warum plage ich<br />

mich mit einer für einen Biologen, der es nun wirklich besser wissen<br />

sollte, ziemlich unsinnigen Spinnenphobie? Und wer hat <strong>Angst</strong> vorm<br />

„bösen Wolf“? Doch wohl nur Kinder, die an die Märchen glauben,<br />

die ihnen die Erwachsenen erzählen, denn der Wolf, so hören wir <strong>von</strong><br />

Biologen, hat seinen schlechten Ruf zu Unrecht:<br />

Noch heute haben viele Menschen panische <strong>Angst</strong> vor Wölfen,<br />

sodass sie ihnen in Albträumen erscheinen. Film <strong>und</strong> Fernsehen,<br />

Romane <strong>und</strong> Märchen bedienten sich seit jeher dieser<br />

angeblichen Urangst, sodass Wölfe eine beliebte Metapher<br />

wurden, die wir <strong>von</strong> Grimm über Hesse bis Prokofjew in unserer<br />

Kultur wieder finden. Selbst Mischlinge zwischen Wolf <strong>und</strong><br />

Mensch kommen seit germanischen Zeiten im Volksglauben<br />

vor („Werwolf“). Sie schüren diffuse Ängste, diesmal vor Wölfen,<br />

die in Gestalt eines Mannes Menschen zerfetzen [...]. Dieses<br />

schlechte Image hat der Wolf gänzlich zu Unrecht, denn es<br />

hat in historischer Zeit in Mitteleuropa vermutlich nie Todesfälle<br />

durch frei lebende Wölfe gegeben. Vielmehr meiden<br />

Wölfe den Menschen, sodass Angriffe, die der Mensch übrigens<br />

auch zum Beispiel durch Waffen, Lärm <strong>und</strong> Aufrechtstehen<br />

leicht abwehren könnte, recht unwahrscheinlich sind.<br />

(Nentwig, 2001)<br />

Auf der anderen Seite haben manche Ängste, <strong>und</strong> dies ist uns spätestens<br />

seit dem 11. September 2001 wieder klar, eine nur allzu reale<br />

Gr<strong>und</strong>lage. Aber <strong>Angst</strong>, so wird uns <strong>von</strong> politischen Entscheidungsträgern<br />

allenthalben versichert, sei kein guter Ratgeber: Nicht <strong>von</strong>

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