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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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place of all introspective labels for mental states, the child<br />

would immediately learn to speak about this own mental states<br />

in the language of neurophysiology. Of course, the child would<br />

not know this at first, because it would use the expression, e.g.,<br />

‘17–9–6–53–12’ as we would ‘tense-impatient-apprehensiveyet<br />

hopefully-expectant’. But having acquired this vocabulary,<br />

the child, when growing up and becoming a scientist, would<br />

later have no trouble in making this terminology coherent with,<br />

and part of, the conceptual system of neurophysiology. (1958,<br />

S. 470)<br />

Feigls Vision hat, wie alle Utopien, auf das Unbewusste eine sehr<br />

starke Attraktivität, auch wenn das soeben beschriebene Szenario<br />

zukünftiger Pädagogik eher abschreckend wirkt. Aus psychoanalytischer<br />

Sicht wird hierbei die unbewusste Sehnsucht nach Überwindung<br />

aller Unterschiede wirksam. In der Einheitssprache wäre das Paradies<br />

in die Zukunft projiziert, <strong>und</strong> der Sündenfall, der auch zur babylonischen<br />

Sprachverwirrung führte, wäre aufgehoben.<br />

Ich fasse zusammen: Freud hat die seelische Entstehung irrationaler,<br />

neurotischer Ängste in wesentlichen Punkten aufgeklärt. Seine Neigung<br />

zu materialistischen Erklärungen behinderte die Entwicklung<br />

der psychoanalytischern Methode als einer tiefenpsychologischen.<br />

Am Beispiel des <strong>Angst</strong>anfalls, der heute als Panikattacke bezeichnet<br />

wird, demonstrierte ich die negativen theoretischen <strong>und</strong> therapeutischen<br />

Konsequenzen <strong>von</strong> Freuds materialistischer Position. Seiner<br />

Zeit verhaftet, konnte sich auch Freud der faszinierenden monistischen<br />

Utopie nicht entziehen <strong>und</strong> erwartete sogar, dass durch die<br />

Fortschritte der Biologie eines Tages psychoanalytische Hypothesen<br />

„umgeblasen“ würden <strong>und</strong> durch physiologische <strong>und</strong> chemische Termini<br />

die Menge psychoanalytischer Umschreibungen verschwinden<br />

würden (Freud, 1914, S. 143f.; 1920, S. 65). Als Methodiker war<br />

Freud zugleich zum Glück Dualist, sonst gäbe es keine psychoanalytische<br />

Praxis mit einer eigenständigen Methodik. Durch die Entwicklung<br />

der psychoanalytischen Methode in den letzten Jahrzehnten, die<br />

<strong>von</strong> der biologischen Psychiatrie <strong>und</strong> <strong>von</strong> der Verhaltenstherapie<br />

kaum rezipiert wird, konnte die Panikattacke als neurotische <strong>Angst</strong>

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