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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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einem etwas anderen Zusammenhang einer Ulmer Patientin (Thomä<br />

<strong>und</strong> Kächele, 1997, S. 104ff.) – verdanke, der eine Phantasie <strong>von</strong><br />

Leibniz in unsere Zeit übertragen hat. Leibniz hatte das Gehirn mit<br />

einer Mühle verglichen. Bieri stellt uns ein menschliches Gehirn vor,<br />

„das maßstabsgetreu soweit vergrößert wäre, dass wir in ihm umhergehen<br />

könnten wie in einer riesigen Fabrik, denn wir möchten wissen,<br />

woran es liegt, dass der entsprechend vergrößerte Mensch, dem das<br />

Gehirn gehört“, an einem komplexen <strong>Angst</strong>syndrom leidet. Der Führer,<br />

ein Gehirnforscher auf dem neuesten Stand des Wissens, hat auch<br />

einen Psychoanalytiker in die Gruppe <strong>von</strong> Wissenschaftlern aufgenommen,<br />

die das interdisziplinäre Gespräch suchen. Der Leser wird<br />

rasch erraten, um wen es sich bei den beiden handelt. Beim limbischen<br />

System angekommen, zu dem die Mandelkerne bekanntlich<br />

gehören, überrascht Gerhard Roth die Gruppe mit einem lehrreichen<br />

historischen Rückblick, der <strong>von</strong> Paul MacLean über John Hughlings<br />

Jackson bis zum Heiligen Augustin reicht. Alle Teilnehmer lassen<br />

sich <strong>von</strong> dem Argumenten gegen MacLeans „Dreiteilung des Gehirns<br />

mit höheren <strong>und</strong> niederen Zentren“ überzeugen. Besonders der Analytiker<br />

unter ihnen fühlt sich ganz zu Hause, als er hört: „dieses sinnfällige,<br />

aber falsche Modell“ – gemeint ist das Papez-MacLeansche-<br />

Modell – „verstellt den Blick auf die Tatsache, dass es sich beim limbischen<br />

System um ein System <strong>von</strong> zentraler Bedeutung handelt,<br />

nämlich um das Verhaltensbewertungssystem des Gehirns.“ Gehirne<br />

sind keine „datenverarbeitende“ Systeme; sie müssen ein Verhalten<br />

erzeugen, das den Organismus in die Lage versetzt zu überleben,<br />

oder, weniger dramatisch ausgedrückt, die Frage zu beantworten:<br />

„Was tue ich jetzt?“ Wie der Organismus es konkret schafft zu überleben,<br />

hängt in einer komplexen Umwelt <strong>von</strong> sehr vielen <strong>und</strong> wechselnden<br />

Dingen ab, die eben meist nicht genau berechnet werden<br />

können. Deshalb spielt Erfahrung als Ergebnis <strong>von</strong> Lernen eine große<br />

Rolle. Jedes Lebewesen, auch ein einfaches, benötigt in seinem Nervensystem<br />

dafür eine Instanz, welche dasjenige, was der Organismus<br />

tut, nach seinen Konsequenzen für den Organismus bewertet. Das<br />

Resultat dieser Bewertung wird dann im Gedächtnissystem festgehalten<br />

<strong>und</strong> für das weitere Verhalten genutzt (Roth, 1996, S. 198).

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