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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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nächsten kommen, werden die zunächst verborgenen Teile des Funktionskreises<br />

sichtbar. Hierbei entdeckt der Patient, dass sich seine<br />

unbewussten Wünsche nach außen, auf „Objekte“, korrekter: auf andere<br />

„Subjekte“, richten. Deren Übermacht <strong>und</strong> die ihr entsprechende<br />

Hilflosigkeit werden geringer, wenn das bisher ausgelieferte „Opfer“<br />

wagt, sich als Täter zu erfahren. Die diffuse, frei flottierende <strong>Angst</strong>,<br />

die scheinbar das Nichts offenbart, wird zur <strong>Angst</strong> vor sich selbst <strong>und</strong><br />

vor den eigenen zerstörerischen Impulsen. Diese sind „objekt“gerichtet.<br />

Aus der frei flottierenden <strong>Angst</strong> Freuds wird in der Therapie<br />

<strong>Furcht</strong>. Die scheinbar aus heiterem Himmel auftretenden Panikattacken<br />

führen im weiteren Verlauf häufig zu phobischen Vermeidungen.<br />

Es handelt sich hierbei um Freuds <strong>Angst</strong>neurosen, die als<br />

<strong>Angst</strong>anfälle <strong>von</strong> ihm prägnant beschrieben wurden. Als folgenschwer<br />

erwies es sich, dass hierfür eine falsche libido-ökonomische<br />

Theorie vorgelegt wurde, so dass dieses Krankheitsbild als Aktualneurose<br />

<strong>und</strong> nicht als Psychoneurose aufgefasst wurde. Es lag an der<br />

falschen Theorie, die zur Erklärung <strong>von</strong> <strong>Angst</strong>anfällen herangezogen<br />

wurde <strong>und</strong> die bis in die jüngste Vergangenheit das tiefenpsychologische<br />

Verständnis <strong>von</strong> Panikattacken <strong>und</strong> damit auch deren analytische<br />

Therapie behindert hat. Die Revision der <strong>Angst</strong>theorie ging nicht<br />

weit genug. Der Zusammenhang zwischen physiologischer, libidoökonomischer<br />

Entstehung der <strong>Angst</strong> <strong>und</strong> der „Signalangst“ der Phobien<br />

blieb ungelöst Mit „non liquet“ beendete Freud (1926) das vierte<br />

Kapitel <strong>von</strong> ‚Hemmung, Symptom <strong>und</strong> <strong>Angst</strong>‘. Insgesamt haben die<br />

metapsychologischen Spekulationen <strong>und</strong> die Zurückführung der<br />

<strong>Angst</strong> auf die Spannungsdifferenzen bei der Geburt das psychoanalytische<br />

Verständnis gerade der Panikattacken unmöglich gemacht.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage des Lust-Unlust-Prinzips betrachtete Freud bis<br />

zuletzt die Geburt als Vorbild für den <strong>Angst</strong>zustand, weil in ihr wie in<br />

jeder Gefahrsituation eine hochgespannte Erregung bestehe, die als<br />

Unlust verspürt werde <strong>und</strong> der man nicht durch Entladung Herr werden<br />

könne (1933, S. 100). Obwohl Freud die Geburtstraumatheorie<br />

<strong>von</strong> Rank (vgl. Thomä, 1990) der Entstehung <strong>von</strong> Neurosen ablehnte,<br />

blieb doch die Umstellung des Neugeborenen vom intrauterinen zum<br />

postnatalen Leben das Vorbild späteren <strong>Angst</strong>erlebens (Thomä, 1995,

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