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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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chiatrischen Weltanschauung gesprochen haben, trifft diese Widerlegung<br />

mehr als einen Trend der modernen Psychiatrie. Denn es wird<br />

bei dieser weltanschaulichen Wende fast immer impliziert, nun sei<br />

auch für die Neurosen das ursächliche, zerebrale Substrat gef<strong>und</strong>en.<br />

Als Verhaltenstherapeuten haben Basoglu <strong>und</strong> Marks (1989) den Protagonisten<br />

einer „endogenen“ Entstehung der Panikattacken vorgehalten,<br />

dass diese Pharmakopsychiater verhaltenstherapeutische Erkenntnisse<br />

einfach ignorieren. Als Psychoanalytiker kann ich mich dieser<br />

Klage anschließen. Selbst renommierte Psychiater wie Möller (1994)<br />

unterlassen es, bei der Darstellung pharmakotherapeutischer Vergleichsstudien<br />

zu betonen, dass Benzodiazepine oder Antidepressiva<br />

lediglich symptomatisch bzw. palliativ wirken <strong>und</strong> im Rahmen einer<br />

Psychotherapie supportiv eingesetzt werden sollten (Häfner, 1987,<br />

S. 203; Kapfhammer, 1998). Andernfalls wird durch die Medikation<br />

dem Patienten gegenüber impliziert, als handele es sich bei den<br />

zentral-nervösen Begleiterscheinungen der <strong>Angst</strong> um deren „endogene“<br />

Ursache.<br />

7 <strong>Furcht</strong> <strong>und</strong> <strong>Angst</strong><br />

Unabhängig <strong>von</strong>einander gelangten Kierkegaard <strong>und</strong> Freud zur Unterscheidung<br />

<strong>von</strong> <strong>Angst</strong> <strong>und</strong> <strong>Furcht</strong>. Danach bezöge sich die <strong>Furcht</strong> auf<br />

etwas Bestimmtes, <strong>Angst</strong> sei dagegen eine gegenstandslose Stimmung.<br />

In der Alltagssprache werden <strong>Angst</strong> <strong>und</strong> <strong>Furcht</strong> freilich gleichbedeutend<br />

verwendet. Auch der Philosoph Walter Schulz (1965) hält<br />

die Unterscheidung zwischen <strong>Angst</strong> <strong>und</strong> <strong>Furcht</strong> aus sprachlichen <strong>und</strong><br />

psychologischen Gründen für problematisch. Da jedoch Martin<br />

Heidegger <strong>von</strong> Kierkegaards <strong>Angst</strong>verständnis ausgegangen ist, blieb<br />

Schulz der Unterscheidung treu. 4<br />

4 Besagt die philosophische Aussage, dass das Sein in der Welt der Gr<strong>und</strong> der<br />

<strong>Angst</strong> ist, viel mehr als die schlichte Feststellung, dass <strong>Angst</strong> zum Leben gehört?<br />

Schulz scheint diesen Sachverhalt im Auge zu haben, wenn er Heideggers Inder-Welt-Sein<br />

als Gr<strong>und</strong> der <strong>Angst</strong> durch den ersten Teil des Wortes Jesu Christi<br />

aus dem Johannesevangelium (16, 33) erläutert: „In der Welt habt ihr <strong>Angst</strong>,<br />

aber seid getrost, ich habe die Welt überw<strong>und</strong>en.“ Gewöhnlichen Menschen ist<br />

diese Überwindung unmöglich. Ihr Leben ist bis zum Tod <strong>von</strong> <strong>Angst</strong> begleitet.

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