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Angst, Furcht und ihre Bewältigung - oops - Carl von Ossietzky ...

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(<strong>und</strong> dazu gehört auch immer: Fremdkontrolle) abhängig gemacht.<br />

Nach Ausbruch einer schweren <strong>Angst</strong>krankheit <strong>und</strong> mehrmonatiger<br />

stationärer psychiatrischer Behandlung litt die Patientin unter anderem<br />

an sehr beunruhigenden Störungen <strong>ihre</strong>s Körperbildes. Bei heftigen<br />

Wutausbrüchen gegen mich, für die <strong>von</strong> außen gesehen unscheinbare<br />

Anlässe genügten, kam ihr das gute Bild, dass trotz allem <strong>von</strong><br />

mir in ihr entstanden war, abhanden. Schuldangst <strong>und</strong> Verlustangst<br />

folgten auf dem Fuße. Vor allem aber verstärkten sich in solchen<br />

Situationen <strong>ihre</strong> Körperbildstörungen. Die Patientin hatte nicht nur<br />

das Bild <strong>von</strong> mir zerstört <strong>und</strong> verletzt, sondern auch das eigene Körperbild<br />

beschädigt. Dieses Beispiel zeigt, wie sich unbewusste interaktionelle<br />

Prozesse auf innerer Repräsentanzen auswirken, die wir<br />

uns als Bild vorstellen, das durch Affekte gefärbt <strong>und</strong> in diesem Fall<br />

aggressiv übermalt <strong>und</strong> ausgelöscht wurde. Die Patientin konnte den<br />

Zusammenhang zwischen Objektverlust <strong>und</strong> Körperbildstörung <strong>und</strong><br />

<strong>ihre</strong>r Wut begreifen <strong>und</strong> lernte, diesen Automatismus zu verändern.<br />

Im Sinne der Meisterungshypothese gelang es auch, durch mein Verhalten<br />

eine korrektive emotionale Erfahrung zu vermitteln <strong>und</strong> die<br />

unbewussten Erwartungen der Patientin zu widerlegen (Thomä, 1995,<br />

S. 1061f.).<br />

Ich hatte bisher keinen Anlass, die folgende kausale Behauptung zu<br />

revidieren: Neurotische Ängste, die sich auf körperlichen Zerfall oder<br />

auf eine Entstellung des Körperbildes beziehen, haben unbewusste,<br />

aggressive Impulse zur Gr<strong>und</strong>lage. Letztlich geht es um die <strong>Angst</strong> vor<br />

sich selbst bzw. um die <strong>Angst</strong> vor diesen oder jenen Selbstanteilen.<br />

Die therapeutische Wirksamkeit meiner These hat sich bewährt. Gelingt<br />

es, unbewusste, aggressive Phantasie- <strong>und</strong> Handlungsfragmente<br />

zu integrieren, bessern sich neurotische Ängste aller Art wesentlich<br />

oder verschwinden ganz. Jede Verschiebung zugunsten der eigenen<br />

Stärke gegenüber der Größe der Gefahr <strong>und</strong> der befürchteten Hilflosigkeit<br />

muss sich nach der psychoanalytischen Theorie neurotischer<br />

Ängste günstig auswirken. Und tut dies mit vorhersagbarer Regelmäßigkeit.<br />

Die verhaltenstherapeutisch erreichbaren Symptombesserungen<br />

<strong>und</strong> -heilungen gehen nicht zuletzt auf eine Erhöhung der<br />

Selbstsicherheit im Sinne der Verschiebung zugunsten der eigenen

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