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Erziehungs- und Familienberatung im Gespräch<br />

Herausgegeben von <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften für<br />

Erziehungsberatung Bran<strong>de</strong>nburg und Berlin<br />

In dieser Ausgabe:<br />

• Hochkonflikthafte<br />

Elternbeziehungen in<br />

<strong>de</strong>r Trennungs- und<br />

Scheidungsberatung<br />

• Lan<strong>de</strong>sweite<br />

Verfahrensstandards zur<br />

Umsetzung <strong>de</strong>s FamFG<br />

• Spielen will gelernt sein:<br />

Ein Präventionsprojekt<br />

für Eltern<br />

11<br />

Themen<br />

• Der stumme Skandal<br />

in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />

• Die Umsetzung <strong>de</strong>s FamFG:<br />

Eine Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

für die Beratungsstellen


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

IMPRESSUM<br />

TRI∆LOG<br />

ist die offizielle Fachzeitschrift <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften<br />

für Erziehungs- und Familienberatung<br />

Bran<strong>de</strong>nburg und Berlin.<br />

Sie richtet sich an <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r sowie an<br />

alle, die an Fachfragen <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />

Familienberatung interessiert sind.<br />

Sie nimmt Stellung zu fachlichen und fachpolitischen<br />

Entwicklungen.<br />

TRI∆LOG<br />

• berichtet über Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Berufspraxis,<br />

• informiert über Forschungsergebnisse, die<br />

für die Arbeit <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />

von Interesse sind,<br />

• nimmt Stellung zu berufs-, familien- und gesellschaftspolitischen<br />

Themen.<br />

TRI∆LOG<br />

ist ein Diskussionsforum für Praktiker, <strong>de</strong>ren Kooperationspartner<br />

und weiteren an Erziehungs- und<br />

Familienberatung interessierten Personen und dient<br />

<strong>de</strong>r innerverbandlichen Information.<br />

HerausgeberInnen:<br />

Vorstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften für Erziehungs-<br />

und Familienberatung Bran<strong>de</strong>nburg (LAG-Geschäftsstelle:<br />

Beratungsstelle für Erziehungsberatung u.a.<br />

(Caritasverband), Leipziger Str. 39, 15232 Frankfurt/O<strong>de</strong>r,<br />

Tel.: 0335/5654136, Fax: 033605/52681,<br />

E-Mail: LAG.efb-<strong>bb</strong>@gmx.<strong>de</strong> und Berlin LAG-Geschäftsstelle:<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle,<br />

Sponholzstraße 15, 12159 Berlin, Tel.: 030/902776548,<br />

Fax: 030/902776742,<br />

E-Mail: erziehungs.familienberatung@gmx.<strong>de</strong>.<br />

Verantwortliche Redakteure:<br />

Dagmar Brönstrup-Häuser (03362) 4715<br />

Achim Haid-Loh (030) 28395275<br />

Barbara Eckey (030) 76904270<br />

Layout & Texteinbindung:<br />

apc_büro, Dipl.-Ing. Juliana Abel<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Titelseite:<br />

Verbum, Druck- und Ver<strong>lag</strong>sgesellschaft mbH,<br />

Stavangerstr. 1, 10439 Berlin<br />

Titelbild:<br />

Das Titelbild wur<strong>de</strong> von Herrn O. Alt gestaltet und freundlicherweise<br />

kostenfrei für diese Zeitschrift zur Verfügung<br />

gestellt. Die Vervielfältigung bedarf <strong>de</strong>r Genehmigung<br />

durch <strong>de</strong>n Künstler.<br />

Pinbrett-Photo:<br />

© Douglas Freer<br />

Vervielfältigung:<br />

© Die Zeitschrift TRI∆LOG und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Je<strong>de</strong> Verwertung<br />

erfor<strong>de</strong>rt die Zustimmung <strong>de</strong>r Herausgeber.<br />

Bezug:<br />

Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften ist <strong>de</strong>r<br />

Bezugspreis durch <strong>de</strong>n Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

Weitere Bestellungen zum Selbstkostenpreis von 3,- Euro<br />

je Exemplar zzgl. 1,50,- Euro für Porto und Verpackung<br />

(Selbstabholung möglich) richten Sie bitte an die Geschäftsstellen<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften. Bei<br />

Selbstabholung entfällt <strong>de</strong>r Preis für Porto und Verpackung.<br />

Druck:<br />

Druckerei Schmohl & Partner, Gustav-Adolf-Str. 150,<br />

13086 Berlin<br />

Auf<strong>lag</strong>e: 500 Exemplare<br />

Redaktionsschluss für die folgen<strong>de</strong> Ausgabe ist <strong>de</strong>r April 2010


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

INHALT<br />

FACH & MACHT<br />

ANALYSEN<br />

KONFLIKTFELDER<br />

KONTEXTE<br />

Menne, K.<br />

Der stumme Skandal <strong>de</strong>r<br />

Erziehungsberatung -<br />

Stagnation o<strong>de</strong>r Innovationspotential<br />

in <strong>de</strong>r Krise?<br />

Vortrag zum Fachtag:<br />

„Ein Rettungsschirm für<br />

Kin<strong>de</strong>rnöte“<br />

7<br />

Eckey, B.<br />

Jacob, K.<br />

Haid-Loh, A.<br />

Offener Brief an die Abgeordneten<br />

<strong>de</strong>s Haushaltsund<br />

Jugendausschusses<br />

„Familienpolitischer und<br />

haushaltstechnischer<br />

Handlungsbedarf wegen<br />

neuer bun<strong>de</strong>sgesetzlicher<br />

Leistungen“<br />

22<br />

AUS DER WERKSTATT<br />

PRAXISBERICHTE<br />

KONZEPTE UND VISIONEN<br />

...ZUR DISKUSSION GESTELLT<br />

Berliner<br />

Jugendamtsdirektoren<br />

„Verfahrenstandards zur<br />

Kooperation zwischen Familiengericht,<br />

Jugendamt und<br />

Beratungsstellen“<br />

AG BÖJ - Arbeitsgruppen 4<br />

+ 6 <strong>de</strong>r 12 Berliner Jugendämter<br />

(v. 08.05.09)<br />

25<br />

Weber, M.<br />

Beratungsarbeit mit hoch<br />

strittigen Eltern nach Trennung<br />

und Scheidung<br />

28<br />

Fichtner, J.<br />

Brauchen Kin<strong>de</strong>r „bei<strong>de</strong> Eltern“<br />

o<strong>de</strong>r „erstmal Ruhe“? -<br />

Hochkonfliktfamilien und<br />

FGG-Reform<br />

39<br />

FORUM GEMEINWESEN<br />

ZIELORIENTIERTE<br />

GRUPPENORIENTIERTE &<br />

Prof. Dr.<br />

Paetzold, U.<br />

Bernicke, C.<br />

Das Projekt<br />

„Spielen zu Hause“<br />

Ein Präventionsprojekt für<br />

Eltern<br />

49<br />

PROBLEMORIENTIERTE ANGEBOTE<br />

Rogge, S.<br />

Müller, St.<br />

Zwischen Trennungsschmerz<br />

und Zuversicht<br />

52<br />

Seite 3


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

INHALT<br />

VISITENKARTEN<br />

Erziehungs- und<br />

Fami lienberatungsstelle<br />

Caritasverband für das<br />

Erzbistum Berlin e.V.<br />

Region Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Ost<br />

56<br />

Erziehungs- und<br />

Fami lienberatungsstelle<br />

Caritasverband für das<br />

Erzbistum Berlin e.V.<br />

Region Bran<strong>de</strong>nburg<br />

West<br />

57<br />

GELESEN & GESICHTET<br />

BÜCHER<br />

Dr. Merbach, M.<br />

Integrierte Familienorientierte<br />

Beratung® - Ein<br />

Weg in die Zukunft<br />

60<br />

ZEITSCHRIFTEN<br />

DIAGNOSTIKA<br />

Eckey, B.<br />

Positiver Multiplikatoreneffekt<br />

- Die Weiterbildung<br />

zum/zur Erziehungs- und<br />

Familienberater/in bke:<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

64<br />

GEHÖRT & GEWICHTET<br />

NEUES AUS BERLIN & BRANDENBURG<br />

VON BUND & LÄNDERN<br />

Bruch, U.<br />

Eckey, B.<br />

Krüger, F.<br />

Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />

LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />

Bran<strong>de</strong>nburg für das<br />

Jahr 2008<br />

Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />

LAG-Vorstan<strong>de</strong>s Berlin<br />

für das Jahr 2008/<strong>2009</strong><br />

67<br />

74<br />

GEPLANT & GEPNT<br />

EREIGNISSE<br />

TERMINE<br />

FORTBILDUNGEN<br />

PN-BRETT<br />

„Schnell, … aber fair ?“<br />

Mediative Techniken<br />

in <strong>de</strong>r gerichtsnahen<br />

Trennungs- und<br />

Scheidungsberatung:<br />

Entschleunigung statt<br />

Beschleunigung!<br />

80<br />

Das neue FamFG und<br />

die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

für die Beratungspraxis:<br />

Strukturierte Angebote<br />

für Hochkonflikt-Familien<br />

82<br />

Seite 4


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

INHALT<br />

GEPLANT & GEPNT<br />

EREIGNISSE<br />

TERMINE<br />

FORTBILDUNGEN<br />

PN-BRETT<br />

Fachtag DJI:<br />

Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger<br />

Elternschaft<br />

Beratungsarbeit mit hochstrittigen<br />

Eltern<br />

Fachtagung:<br />

Das aktive Jugendamt im<br />

familiengerichtlichen<br />

Verfahren<br />

Die „unerhörten“<br />

Botschaften <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r mit<br />

ADHS<br />

Symptome verstehen,<br />

Beziehungen verän<strong>de</strong>rn<br />

83<br />

86<br />

88<br />

93<br />

Seite 5


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

FACH & MACHT<br />

ANALYSEN<br />

KONFLIKTFELDER<br />

KONTEXTE<br />

Seite<br />

7<br />

22<br />

Inhalt<br />

Klaus Menne<br />

Der stumme Skandal <strong>de</strong>r<br />

Erziehungsberatung -<br />

Stagnation o<strong>de</strong>r Innovationspotential<br />

in <strong>de</strong>r Krise?<br />

Vortag zum Fachtag:<br />

„Ein Rettungsschirm für<br />

Kin<strong>de</strong>rnöte“<br />

Barbara Eckey<br />

Karin Jacob<br />

Joachim Haid-Loh<br />

Offener Brief an die Abgeordneten<br />

<strong>de</strong>s Haushalts- und<br />

Jugendausschusses <strong>de</strong>s<br />

Berliner Lan<strong>de</strong>sparlaments<br />

„Familienpolitischer und<br />

haushaltstechnischer<br />

Handlungsbedarf wegen<br />

neuer bun<strong>de</strong>sgesetzlicher<br />

Leistungen“<br />

Seite 6


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Klaus Menne<br />

Der stumme Skandal <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />

– Stagnation o<strong>de</strong>r Innovationspotential<br />

in <strong>de</strong>r Krise?<br />

Vortag zum Fachtag:<br />

„Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>rnöte“<br />

Das Thema <strong>de</strong>s heutigen Fachtages stellt Erziehungs-<br />

und Familienberatung in einen großen<br />

Rahmen. Das Stichwort „Rettungsschirm“ ruft<br />

uns die aktuelle Krise <strong>de</strong>r Weltwirtschaft ins<br />

Bewusstsein. Banken sind zusammengebrochen,<br />

das Vertrauen zwischen <strong>de</strong>n verbliebenen<br />

Instituten ist geschwun<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Folge sind<br />

Finanzströme, die <strong>de</strong>n Wirtschaftskreislauf<br />

speisen, weitgehend versiegt. Und auch die<br />

Realwirtschaft ist von <strong>de</strong>r Krise erfasst.<br />

Vor diesem weltumspannen<strong>de</strong>n Szenario ist<br />

Erziehungsberatung zu diskutieren, also die<br />

Unterstützung von Eltern, wenn diese mit ihren<br />

eigenen Kin<strong>de</strong>rn nicht mehr zurecht kommen,<br />

sie nicht mehr beeinflussen können o<strong>de</strong>r sie in<br />

ihren kleinen und großen Nöten nicht verstehen.<br />

Erziehungsberatung verhan<strong>de</strong>lt - systemisch<br />

gesprochen - Mikrosysteme, nämlich Beziehungen<br />

Einzelner, zu sich selbst und zu an<strong>de</strong>ren<br />

Personen. Die globale Krise dagegen vollzieht<br />

sich im Makrosystem.<br />

Meine Damen und Herren, glücklicherweise<br />

muss ich diesen Zusammenhang hier nicht<br />

entfalten, son<strong>de</strong>rn kann mich – allerdings vor<br />

<strong>de</strong>m beschriebenen Hintergrund – darauf beschränken,<br />

<strong>de</strong>m bisher stummen Skandal <strong>de</strong>r<br />

Erziehungsberatung in Deutschland Stimme zu<br />

verleihen. Ich wer<strong>de</strong> dies in vier Schritten tun,<br />

in<strong>de</strong>m ich zunächst die Situation <strong>de</strong>r Familie<br />

beleuchte und danach Nöte von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

beschreibe. In einem dritten Schritt<br />

wer<strong>de</strong> ich dann die Lage <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />

skizzieren und abschließend das Potential<br />

aufzeigen, das Erziehungs- und Familienberatung<br />

enthält.<br />

1. Die Familie<br />

Familien wer<strong>de</strong>n gemeinhin als die Keimzellen<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft beschrieben. In ihnen wächst<br />

die nächste Generation heran und wird auf ihre<br />

Aufgaben im Leben vorbereitet. Eine Familie zu<br />

grün<strong>de</strong>n und Kin<strong>de</strong>r zu haben war lange Zeit Teil<br />

eines normativ verbürgten Lebenslaufs. Diese<br />

selbstverständliche Reproduktion <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

durch die Familie hindurch sehen Demografen<br />

heute in Frage gestellt und sch<strong>lag</strong>en<br />

Alarm: eine Geburtenrate von 1,4 Kin<strong>de</strong>rn pro<br />

Frau reicht nicht aus, um die jetzige Bevölkerung<br />

zu erhalten. Die Aufregung darüber ist groß: Die<br />

Deutschen sterben aus.<br />

Doch bei allem Erschrecken vor <strong>de</strong>r Krise, die<br />

sich da anbahnt: das hätte man auch wissen<br />

können. Denn <strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>r Geburtenrate<br />

war nicht erst seit <strong>de</strong>n 70er Jahren <strong>de</strong>s letzten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts zu verfolgen. Zwar ist er mit <strong>de</strong>r<br />

Einführung <strong>de</strong>r Antibabypille und <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

„Pillenknick“ augenscheinlich gewor<strong>de</strong>n.<br />

Doch begonnen hat er längst zuvor als Folge<br />

<strong>de</strong>r gesellschaftlichen Mo<strong>de</strong>rnisierung, die die<br />

Industrialisierung be<strong>de</strong>utete. Um 1900 hatte<br />

eine Frau in Deutschland statistisch gesehen<br />

noch durchschnittlich vier Kin<strong>de</strong>r. Seit<strong>de</strong>m ist in<br />

Zahlen belegt, dass bei uns die Zahl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

pro Frau kontinuierlich zurückgeht.<br />

Kin<strong>de</strong>r zu haben heißt heute zunehmend, eine<br />

bewusste Entscheidung für ihre Existenz zu treffen.<br />

Längst können Erwachsene zwischen unterschiedlichen<br />

Lebensentwürfen und Partnerschaftsformen<br />

wählen. Elternschaft ist nur eine<br />

unter mehreren Optionen. Der bloße Wunsch,<br />

Kin<strong>de</strong>r zu haben, reicht dabei nicht aus. Denn<br />

Kin<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>uten mehr <strong>de</strong>nn je auch Kosten für<br />

die Eltern. Die Entscheidung für Kin<strong>de</strong>r ist <strong>de</strong>shalb<br />

auch eine ökonomische Entscheidung. Angesichts<br />

häufiger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Unterbrechungen<br />

<strong>de</strong>r Erwerbsbiografie be<strong>de</strong>utet die Entscheidung<br />

für ein Kind immer auch ein Wagnis. Deshalb<br />

sind Kin<strong>de</strong>r, die heute geboren wer<strong>de</strong>n, öfter als<br />

je zuvor: Wunschkin<strong>de</strong>r. Es sind Kin<strong>de</strong>r, für die<br />

ihre Eltern alles, was in ihrer Macht steht, richtig<br />

machen wollen. Es sind Kin<strong>de</strong>r, in die viel Liebe,<br />

Bildung und elterliches Engagement investiert<br />

wird. Zwar wird die Zahl <strong>de</strong>r Familien geringer,<br />

aber diejenigen Erwachsenen, die Familien<br />

grün<strong>de</strong>n, gehen ein verstärktes Engagement in<br />

das gemeinsame Leben ein. Die Qualität von<br />

Familie könnte sich durchaus erhöhen.<br />

Doch in <strong>de</strong>r Wirklichkeit sehen Eltern sich einem<br />

steigen<strong>de</strong>n Druck ausgesetzt. Er wird in einer<br />

Untersuchung im Auftrag <strong>de</strong>r Konrad A<strong>de</strong>nauer-<br />

Stiftung gut beschrieben. Eltern sehen sich<br />

heute in doppelter Weise unter Druck gesetzt:<br />

Seite 7


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Zum einen macht die durch PISA angestoßene<br />

Bildungs<strong>de</strong>batte, die <strong>de</strong>n Bildungsauftrag schon<br />

in Tagesbetreuungseinrichtungen unterstreicht,<br />

ihnen <strong>de</strong>utlich, dass es für <strong>de</strong>n Lebensweg ihrer<br />

Kin<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>nd darauf ankommt, welche<br />

Schulabschlüsse sie später erwerben wer<strong>de</strong>n.<br />

Bereits junge Eltern spüren diesen Druck. Sie<br />

wollen für ihre noch kleinen Kin<strong>de</strong>r das enge<br />

Zeitfenster nutzen, in <strong>de</strong>m sich die Lebensperspektive<br />

ihres Kin<strong>de</strong>s entschei<strong>de</strong>t. Später wird<br />

Schule zum dominieren<strong>de</strong>n Thema im Familienalltag.<br />

Der Bildungsdruck gestaltet dann die<br />

Eltern-Kind-Beziehung: Eltern verteilen ihre<br />

Zuneigung je nach <strong>de</strong>n Schulnoten, die ihr Kind<br />

erreicht. Und sie honorieren diese Noten ihrerseits<br />

mit Geld. Immer häufiger sind Eltern auch<br />

genötigt, Aufgaben <strong>de</strong>r Schule zu übernehmen,<br />

wie etwa die Kontrolle <strong>de</strong>r Hausaufgaben, die<br />

von <strong>de</strong>n Lehrern nicht mehr nachgesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Eltern setzen alles daran, ihr Kind möglichst<br />

gut auszustatten, damit es im späteren Lebenswettbewerb<br />

erfolgreich sein kann.<br />

Doch Eltern stehen noch in einer zweiten Hinsicht<br />

unter Druck: nämlich in einem Konflikt<br />

zwischen ihren Aufgaben in <strong>de</strong>r Familie und<br />

ihren Verpflichtungen im Beruf. Unternehmen<br />

erwarten von ihren Mitarbeitern heute auf <strong>de</strong>n<br />

unterschiedlichsten Hierarchieebenen vollen<br />

Einsatz. Aber sie erwarten nicht nur intensiven<br />

Einsatz, sie erwarten auch umfangreichen Einsatz,<br />

<strong>de</strong>r über die vertraglich vereinbarten Zeiten<br />

hinausgeht. (Arlie Hochschild hat beschrieben,<br />

wie eine Betriebskultur entsteht, in <strong>de</strong>r Anwesenheit<br />

am Arbeitsplatz sich als Kriterium für<br />

Firmenloyalität verselbständigt). Und natürlich<br />

erwarten Unternehmen auch zeitliche Flexibilität<br />

ihrer Mitarbeiter und die Bereitschaft zur Mobilität,<br />

sei dies in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Dienstreise o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Umzugs bei einer Betriebsver<strong>lag</strong>erung. Die mo<strong>de</strong>rne<br />

Arbeitswelt vereinnahmt ihre Mitarbeiter.<br />

Ihr I<strong>de</strong>al ist <strong>de</strong>r uneingeschränkt mobile und<br />

verfügbare Mensch - ein Mensch ohne familiale<br />

Bindungen. Eltern, insbeson<strong>de</strong>re Frauen, sehen<br />

sich nach <strong>de</strong>r Elternzeit in <strong>de</strong>n Firmen unter<br />

A<strong>bb</strong>ildung 1:<br />

Dieser Druck, <strong>de</strong>n Eltern täglich spüren, erhöht<br />

sich, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren und<br />

dadurch in <strong>de</strong>n ökonomischen Möglichkeiten,<br />

ihr Kind zu unterstützen, eingeschränkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Und <strong>de</strong>r Druck erhöht sich natürlich auch, wenn<br />

Kin<strong>de</strong>r im Laufe ihrer schulischen Karriere Bildungs<strong>de</strong>fizite<br />

aufweisen. Dann muss alles getan<br />

wer<strong>de</strong>n, damit das Kind wie<strong>de</strong>r Anschluss fin<strong>de</strong>t.<br />

Beobachtung, ob sie auch weiterhin flexibel, mobil<br />

und belastbar sind. Elternschaft schwächt innerbetrieblich<br />

die ihnen zugeschriebene Kompetenz<br />

und gefähr<strong>de</strong>t ihre berufliche Entwicklung.<br />

Arbeitswelt und Familie folgen unterschiedlichen<br />

Leitbil<strong>de</strong>rn. Die mo<strong>de</strong>rne Arbeitswelt erwartet<br />

vollständige Hingabe an <strong>de</strong>n Beruf verbun<strong>de</strong>n<br />

mit hoher Flexibilität und Mobilität. Familie da-<br />

Seite 8


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

gegen ist charakterisiert durch gegenseitige<br />

Bindung ihrer Mitglie<strong>de</strong>r und einen langfristigen<br />

Zusammenhalt. Das Leitbild von Familie steht<br />

in einem Gegensatz zum Leitbild einer wettbewerbsorientierten<br />

Wirtschaft.<br />

Probleme im Umgang mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn können<br />

sie an die Grenzen emotionaler Einfühlung und<br />

intellektuellen Verständnisses bringen. Den Eltern,<br />

die in ihrer Nähe oft kein Kind mehr haben<br />

aufwachsen sehen, fehlt eine Vorstellung wie<br />

A<strong>bb</strong>ildung 2:<br />

Es überrascht daher nicht, wenn Eltern, die an<br />

sich selbst diesen doppelten Druck erfahren,<br />

sich gestresst fühlen. Für ein Drittel ist dies oft<br />

o<strong>de</strong>r beinahe täglich <strong>de</strong>r Fall. Weitere 50 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Eltern sehen sich diesem Druck gelegentlich<br />

ausgesetzt. Lediglich knapp 20 Prozent <strong>de</strong>r Eltern<br />

sehen sich nur selten o<strong>de</strong>r nie unter Druck.<br />

Eltern unter Druck aber fehlt eine wichtige Ressource<br />

für die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r. Sie stehen<br />

<strong>de</strong>r Erziehung nicht mit innerer Gelassenheit<br />

und Selbstsicherheit gegenüber. Schon kleinere<br />

Kin<strong>de</strong>r sich verhalten und entwickeln. Erziehungsunsicherheit<br />

ist für sie kennzeichnend.<br />

Eltern folgen <strong>de</strong>shalb auch immer weniger einer<br />

ganzheitlichen erzieherischen Einstellung. An<br />

<strong>de</strong>ren Stelle tritt die Suche nach praktischen und<br />

kurzfristig wirksamen Rezepten für das jeweils<br />

gera<strong>de</strong> anstehen<strong>de</strong> Problem.<br />

Das hohe Maß an Hilfsbedürftigkeit von Eltern<br />

unter Druck, das <strong>de</strong>n Forschern entgegen<br />

gesch<strong>lag</strong>en ist, haben diese festgehalten. Sie<br />

Seite 9


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

notieren: Die durchgeführten Interviews haben<br />

<strong>de</strong>n Eltern die Möglichkeit gegeben, lang „aufgestaute<br />

Emotionen in einem geschützten Rahmen<br />

zum Ausdruck zu bringen. Die Gespräche<br />

gewannen z.T. regelrechten Therapiecharakter.“<br />

Dieser Druck, <strong>de</strong>r auf Eltern lastet, und jetzt<br />

erstmals Gegenstand einer wissenschaftlichen<br />

Untersuchung gewor<strong>de</strong>n ist, ist in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />

seit Jahren erkennbar. Er schlägt<br />

sich in einer ständig steigen<strong>de</strong>n Inanspruchnahme<br />

von Beratung durch die Familien nie<strong>de</strong>r.<br />

Im Jahr 1993 wur<strong>de</strong>n in Deutschland 197.000<br />

Beratungen nach § 28 SGB durchgeführt. 2006<br />

waren es bereits 310.000 Beratungen. Das entspricht<br />

einer Zunahme von 57 Prozent innerhalb<br />

von dreizehn Jahren. (Die Quote <strong>de</strong>r Inanspruchnahme<br />

bezogen auf je 10.000 Min<strong>de</strong>rjährige ist<br />

im selben Zeitraum um 75 Prozent gestiegen.)<br />

Auch <strong>de</strong>r Druck, <strong>de</strong>r sich für Eltern aus <strong>de</strong>r<br />

Bildungskarriere ihres Kin<strong>de</strong>s ergibt, schlägt<br />

sich bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme von Erziehungsberatung<br />

nie<strong>de</strong>r: Je<strong>de</strong>s vierte Kind wird wegen<br />

Schul- o<strong>de</strong>r Ausbildungsproblemen vorgestellt.<br />

Für Jungen gilt dies mit 30 % häufiger als für<br />

Mädchen. Bei ihnen wird nur für 20 % dieser<br />

Anlass formuliert. Die höchsten Werte erreichen<br />

Jungen im Alter zwischen 9 und 15 Jahren: bei<br />

40 % <strong>de</strong>r jungen Menschen dieser Altersgruppe<br />

nehmen Eltern die Beratung aus Anlass von<br />

Leistungsproblemen auf.<br />

Wenn Gesellschaften sich nicht mehr quasi<br />

naturwüchsig reproduzieren und es nicht mehr<br />

selbstverständlich zum Lebenszyklus gehört,<br />

Kin<strong>de</strong>r zu haben, son<strong>de</strong>rn Erwachsene jeweils<br />

für sich selbst entschei<strong>de</strong>n müssen, ob sie<br />

überhaupt eine Familie grün<strong>de</strong>n wollen und ob<br />

sie ökonomisch in <strong>de</strong>r Lage sind, Kin<strong>de</strong>r bis zum<br />

En<strong>de</strong> einer Berufsausbildung zu finanzieren,<br />

dann müssen Gesellschaften die Bedingungen<br />

<strong>de</strong>s Aufwachsens ihrer nächsten Generation<br />

bewusst gestalten. Dazu gehört sicherlich die<br />

Entschärfung <strong>de</strong>s Konflikts zwischen Familie<br />

und Arbeitswelt.<br />

Sei dies durch Kin<strong>de</strong>rbetreuungseinrichtungen<br />

o<strong>de</strong>r – das ist die an<strong>de</strong>re, bisher eher vernachlässigte<br />

Alternative - durch die Verän<strong>de</strong>rung<br />

von Unternehmenskulturen. Angesichts zurückgehen<strong>de</strong>r<br />

Erfahrungen Erwachsener mit<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn und einer damit<br />

einhergehen<strong>de</strong>n verbreiteten Erziehungsunsicherheit<br />

in allen sozialen Schichten gehört<br />

dazu aber auch eine Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern in<br />

allen Fragen, die mit <strong>de</strong>r Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r<br />

verbun<strong>de</strong>n sind.<br />

Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>r – um das Thema<br />

<strong>de</strong>s Tages aufzunehmen – wird aufgespannt,<br />

wenn Eltern ihren Kin<strong>de</strong>rn eine verlässliche<br />

Orientierung geben können. Wenn sie sich <strong>de</strong>n<br />

kleinen und großen Nöten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>ralltags trotz<br />

eigener Berufstätigkeit offen zuwen<strong>de</strong>n können.<br />

Dies wird umso eher gelingen je leichter für<br />

Eltern selbst ein Netz zu Verfügung steht, das<br />

sie in ihrem Erziehungsalltag auffangen und<br />

unterstützen kann.<br />

Dabei können sich Erziehungsprobleme auch<br />

nach <strong>de</strong>m sozialen Milieu unterschei<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m<br />

Familien leben. Am unteren Rand <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

ist nicht die aktive För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

kennzeichnend, son<strong>de</strong>rn eher eine Bereitschaft,<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r ihnen selbst zu<br />

überlassen und nur wenige Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

sie zu stellen. Solche Eltern sind dann leicht<br />

überfor<strong>de</strong>rt, wenn Entwicklungsprobleme<br />

auftreten. Für diese Eltern muss das Unterstützungsnetz<br />

enger geknüpft sein, wenn die Kin<strong>de</strong>r<br />

nachhaltig davon profitieren sollen. Dabei hält<br />

sich hartnäckig – wie man erst in <strong>de</strong>r letzten<br />

Woche wie<strong>de</strong>r lesen konnte – das Vorurteil – ich<br />

zitiere aus <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung vom 24.<br />

März dieses Jahres – „Klassische Erziehungsberatung,<br />

bei <strong>de</strong>r Eltern von sich aus in eine<br />

Beratungsstelle kommen, ist nichts für ärmere<br />

Familien“. Natürlich ist es richtig, dass dort, wo<br />

Hemmschwellen bestehen, ein Angebot aufzusuchen,<br />

diese abgebaut wer<strong>de</strong>n müssen (seit<br />

dies durch die Wahl <strong>de</strong>s Standorts einer Beratungsstelle,<br />

durch Sprechstun<strong>de</strong>n in an<strong>de</strong>ren<br />

Einrichtungen o<strong>de</strong>r durch eigene aufsuchen<strong>de</strong><br />

Arbeit). Erziehungsberatungsstellen haben in<br />

<strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahrzehnten an <strong>de</strong>m A<strong>bb</strong>au<br />

von Hemmschwellen erfolgreich gearbeitet.<br />

Nach einer Untersuchung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung <strong>lag</strong> im Jahr 2001 in <strong>de</strong>r<br />

Erziehungsberatung <strong>de</strong>r Anteil von Kin<strong>de</strong>rn, die<br />

Sozialhilfe erhielten, mit 12 Prozent doppelt so<br />

hoch wie im Durchschnitt <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rjährigen<br />

in <strong>de</strong>r Bevölkerung. Angesichts <strong>de</strong>r grundsätzlich<br />

freiwilligen Inanspruchnahme von Erziehungsberatung<br />

belegt ein überproportionaler<br />

Anteil armer Familien, dass die Betroffenen<br />

Erziehungsberatung sehr wohl als eine für sie<br />

geeignete Hilfe wahrnehmen.<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Die neue Jugendhilfestatistik <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s erfasst<br />

jetzt die wirtschaftliche Situation von Familien.<br />

Danach lebten 2007 min<strong>de</strong>stens 17 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, um <strong>de</strong>rentwillen eine Beratung<br />

erfolgte, in Familien, die Arbeitslosengeld II,<br />

Grundsicherung o<strong>de</strong>r Sozialhilfe bezogen.<br />

Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>r in einem engeren<br />

Sinne muss aufgespannt wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

Eltern ihrer Verantwortung für das ge<strong>de</strong>ihliche<br />

Aufwachsen eines Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Jugendlichen<br />

nicht gerecht wer<strong>de</strong>n können o<strong>de</strong>r auch wollen<br />

und das Wohl dieses Kin<strong>de</strong>s gefähr<strong>de</strong>t ist. Die<br />

Neuregelung <strong>de</strong>s § 8a <strong>de</strong>s SGB VIII hat die<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes in das fachliche<br />

Bewusstsein <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe insgesamt<br />

gerückt. Ihr können wir nur gerecht wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn das Unterstützungsnetz klar strukturiert<br />

und gut koordiniert ist.<br />

dass Kin<strong>de</strong>r auch in ihren Nöten auf <strong>de</strong>n Schutz<br />

durch ihre Eltern vertrauen können. Um dieser<br />

elterlichen Aufgabe gerecht wer<strong>de</strong>n zu können,<br />

bedürfen Eltern in unterschiedlichem Maße<br />

selbst eines Unterstützungsnetzes, auf das sie<br />

ihrerseits sich verlassen können.<br />

2. Die Kin<strong>de</strong>r<br />

Auch wenn die Bedingungen <strong>de</strong>s Aufwachsens<br />

prekärer wer<strong>de</strong>n und für manchen Autor offenbar<br />

eine Verlockung zu marktschreierischer<br />

Situationsbeschreibung darstellen, die Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen in Deutschland<br />

fin<strong>de</strong>t gut ins Leben. Nur darf uns dies nicht<br />

davon abhalten, genau zu sehen, wo Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendliche Probleme haben und Unterstützung<br />

brauchen.<br />

A<strong>bb</strong>ildung 3:<br />

Eltern selbst spannen <strong>de</strong>n ersten Schirm auf,<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r vor Risiken o<strong>de</strong>r Bedrohungen<br />

schützt und ihnen die Erfahrung vermittelt, dass<br />

sie sich auf die (bei<strong>de</strong>n) Personen, auf die sie<br />

existentiell angewiesen sind, ohne Wenn und<br />

Aber verlassen können. Ein solches Urvertrauen<br />

in das Leben, heute wür<strong>de</strong>n wir sagen: eine<br />

sichere Bindung, ist die Voraussetzung dafür,<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n durchaus nicht alle Probleme von<br />

<strong>de</strong>n betroffenen jungen Menschen selbst als<br />

solche gesehen wer<strong>de</strong>n. Es ist <strong>de</strong>shalb angezeigt,<br />

sich einer empirisch verlässlichen Basis zu<br />

vergewissern. Die Studie zur Gesundheit von<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in Deutschland<br />

(KiGGS) <strong>de</strong>s Robert-Koch-Instituts gibt dafür<br />

wichtige Eckpunkte.<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Die Untersuchung beschreibt die Situation <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen durch eine Befragung<br />

ihrer Eltern für die verschie<strong>de</strong>nsten Lebensbereiche.<br />

Einige seien heraus gegriffen.<br />

• So treibt ein Viertel <strong>de</strong>r Jungen und<br />

Mädchen zwischen drei und zehn Jahren<br />

keinen Sport.<br />

• Mehr als 20 Prozent nutzen Fernsehen<br />

und Vi<strong>de</strong>o täglich mehr als drei Stun<strong>de</strong>n.<br />

• 15 Prozent <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

sind inzwischen übergewichtig.<br />

• Von <strong>de</strong>n 14 bis 17-Jährigen raucht ein<br />

Fünftel bereits täglich.<br />

• Mit 16 Jahren konsumieren beinahe 60<br />

% <strong>de</strong>r Jungen und etwa ein Drittel <strong>de</strong>r<br />

Mädchen regelmäßig Alkohol.<br />

Bis auf das Rauchen, das nach <strong>de</strong>r Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Tabaksteuer leicht zurückgegangen ist, sind<br />

die jeweiligen Aktivitäten – bzw. beim Sport auch<br />

Nicht-Aktivität – im Steigen begriffen.<br />

Spezifischer für unseren Bereich sind die Ergebnisse<br />

zur psychischen Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen, die in einem eigenen Modul<br />

– <strong>de</strong>r BELLA-Studie – vertiefend durch eine Befragung<br />

von Eltern und Jugendlichen untersucht<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Sie belegen eine neue Morbidität,<br />

nämlich die Verschiebung von somatischen zu<br />

psychischen Störungen. Eine erste Einschätzung<br />

zielte dabei auf Anzeichen für psychische<br />

Auffälligkeiten. Bei knapp zehn Prozent <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen wur<strong>de</strong> eine psychische<br />

Auffälligkeit als wahrscheinlich gemessen, bei<br />

weiteren zwölf Prozent als möglich angesehen.<br />

Die allgemeine Prävalenz für seelische Auffälligkeiten<br />

<strong>lag</strong> damit bei 22 Prozent. Innerhalb dieser<br />

Gruppe zeigten sich<br />

Spezifische psychische Auffälligkeiten<br />

• mit 10 % für Ängste<br />

• 7,6 % für Störungen <strong>de</strong>s Sozialverhaltens<br />

• 5,4 % für Depressionen und<br />

• 2,2 % für ADHS.<br />

Dabei kommen Kin<strong>de</strong>r mit psychischen Auffälligkeiten<br />

<strong>de</strong>utlich häufiger aus konfliktbelasteten<br />

Familien bzw. unglücklichen Partnerschaften<br />

<strong>de</strong>r Eltern und aus Familien, in <strong>de</strong>nen die Erziehen<strong>de</strong>n<br />

ihre eigene Kindheit und Jugend<br />

nicht als harmonisch empfun<strong>de</strong>n haben. Diese<br />

Kin<strong>de</strong>r wachsen zu<strong>de</strong>m häufiger in einem Ein-<br />

Eltern-Haushalt auf. Auch ein niedriger sozioökonomischer<br />

Status geht häufiger mit Hinweisen<br />

auf psychische Auffälligkeiten einher. Je mehr<br />

solcher Risikofaktoren die Situation eines<br />

Kin<strong>de</strong>s kennzeichnen, <strong>de</strong>sto größer wird die<br />

Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Auftretens psychischer<br />

Auffälligkeiten.<br />

Zwar können persönliche, soziale und familiäre<br />

Ressourcen diese Belastung abmil<strong>de</strong>rn.<br />

Doch bei mehr als einem Fünftel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

und Jugendlichen wur<strong>de</strong>n z.B. die familiären<br />

Ressourcen (erfasst als Zusammenhalt in <strong>de</strong>r<br />

Familie und als Erziehungsverhalten <strong>de</strong>r Eltern)<br />

als gering bzw. <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>fizitär eingestuft.<br />

Beson<strong>de</strong>rs hervorzuheben ist die Wirkung eines<br />

sozialen Gradienten: Denn psychische Auffälligkeiten<br />

stehen – entgegen einem lang gehegten<br />

Vorurteil – in einem umgekehrt proportionalen<br />

Verhältnis zum sozialen Status. Während bei<br />

jungen Menschen mit hohem Sozialstatus<br />

die allgemeine Prävalenz bei vergleichsweise<br />

geringen 16,5 % <strong>lag</strong>, erreichte sie bei Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen mit niedrigem sozialen Status<br />

beinahe <strong>de</strong>n doppelten Wert, 31,3 % (Vgl. A<strong>bb</strong>.3)<br />

Der geringe soziale Status schlägt sich <strong>de</strong>utlich<br />

in einer Erhöhung <strong>de</strong>r seelischen Belastung<br />

nie<strong>de</strong>r: um ca. 60 % bei <strong>de</strong>n Ängsten, in einer<br />

Verdopplung bei Störungen <strong>de</strong>s Sozialverhalten<br />

und Depression und einer Vervierfachung bei<br />

ADHS.<br />

Eine aktuelle Studie zur Prävalenz psychischer<br />

Störungen in <strong>de</strong>r stationären Jugendhilfe<br />

bestätigt dieses Ergebnis eindrucksvoll.<br />

Sie hat an 20 Einrichtungen alle dort untergebrachten<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen untersucht.<br />

Von ihnen waren mehr als 80 Prozent klinisch<br />

auffällig und 60 Prozent erfüllten die Diagnosekriterien<br />

für eine psychische Störung. Mehr<br />

als ein Drittel zeigten mehrere psychische<br />

Störungen (Schmid; Goldbeck). Die in <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />

geläufige Annahme, es sei die „harte<br />

soziale Wirklichkeit, die die Inanspruchnahme<br />

von Heimerziehungen in erster Linie beeinflusst“<br />

(Ames; Bürger) muss im Lichte dieser Ergebnisse<br />

relativiert wer<strong>de</strong>n. Es ist an <strong>de</strong>r Zeit, bei<br />

diesen Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen eine ebenso<br />

harte seelische Wirklichkeit anzuerkennen.<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

3. Die Lage <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />

Zunächst können wir festhalten, dass Familien<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren zunehmend unter Druck<br />

geraten sind und sich ihre Ressourcen für einen<br />

gelassenen Umgang mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn spürbar<br />

vermin<strong>de</strong>rt haben. Und wir können festhalten,<br />

dass Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche, die von ihnen<br />

empfun<strong>de</strong>nen Probleme – sei dies in <strong>de</strong>r Familie<br />

o<strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>ren Orten wie Schule und peer<br />

group – mit steigen<strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz in seelischen<br />

Symptomatik ausdrücken. Eine Stärkung <strong>de</strong>r<br />

persönlichen wie <strong>de</strong>r familialen Ressourcen, die<br />

in dieser Situation möglichen kritischen Entwicklungen<br />

entgegen wirken können, ist die originäre<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung.<br />

Dies wird von <strong>de</strong>n Familien selbst offensichtlich<br />

auch so gesehen, <strong>de</strong>nn sie nehmen die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />

in <strong>de</strong>utlich steigen<strong>de</strong>m Maße in Anspruch.<br />

Wur<strong>de</strong>n 1993 noch 197.955 Beratungen durchgeführt,<br />

sind es im Jahr 2006 bereits 310.561<br />

Beratungen gewesen. Stefan Sell beschreibt<br />

Erziehungsberatung <strong>de</strong>shalb auch als eine<br />

Wachstumsbranche.<br />

Doch <strong>de</strong>m erhöhten Bedarf <strong>de</strong>r Familien, <strong>de</strong>r<br />

sich hier fußläufig – nur aufgrund <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

<strong>de</strong>r Familien – ausdrückt, steht keine<br />

angemessene Personalausstattung auf Seiten<br />

<strong>de</strong>r Beratungsstellen gegenüber. In je<strong>de</strong>m Wirtschaftsunternehmen<br />

wür<strong>de</strong> ein solcher Nachfrageboom<br />

durch einen entsprechen<strong>de</strong>n Ausbau<br />

auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Angebots Rechnung getragen.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe ist in diesen<br />

Jahren durchaus ein personeller Ausbau erfolgt.<br />

Z.B. im Bereich <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren ambulanten Hilfen<br />

zur Erziehung. In <strong>de</strong>r Erziehungsberatung dagegen<br />

ist <strong>de</strong>r Personalstand, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Ansturm<br />

<strong>de</strong>r Familien bewältigt wer<strong>de</strong>n muss, heute wie<br />

Anfang <strong>de</strong>r 1990er Jahre in <strong>de</strong>r Fläche <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s praktisch gleich geblieben.<br />

Nur für das Jahr 2003 weist die regelmäßige<br />

Erhebung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung<br />

eine leichte Erhöhung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r<br />

Personalstellen für Beratungsfachkräfte auf. Sie<br />

war jedoch 2007 bereits wie<strong>de</strong>r abgebaut war.<br />

Ein nennenswerter Ausbau <strong>de</strong>r Beratungskapazitäten<br />

ist allein durch <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r<br />

Erziehungs- und Familienberatung in <strong>de</strong>n neuen<br />

Län<strong>de</strong>rn erfolgt. Im Übrigen gilt: seit Anfang <strong>de</strong>r<br />

1980er Jahre, also seit<strong>de</strong>m die Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung ihre Erhebungen<br />

durchführt, ist die Personalkapazität für Erziehungsberatung<br />

unverän<strong>de</strong>rt, respektive sinkend.<br />

1982 entfielen auf eine Beratungsfachkraft<br />

20.000 Einwohner, heute sind es ca. 22.500<br />

Einwohner.<br />

In Anbetracht <strong>de</strong>s Rückgangs <strong>de</strong>s Anteils von<br />

Min<strong>de</strong>rjährigen in <strong>de</strong>r Bevölkerung mag man<br />

dies noch hinnehmen wollen. Aufschluss gibt<br />

daher eine Standardisierung <strong>de</strong>r Beratungskapazität<br />

bezogen auf je 10.000 Min<strong>de</strong>rjährige.<br />

Heute gibt es wie schon 1995 2,3 Planstellen<br />

für Beratungsfachkräfte je 10.000 Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendliche. Im Jahr 1982 betrug diese Relation<br />

2,1 Planstellen je 10.000 Min<strong>de</strong>rjährige.<br />

Es wird also mit einer praktisch unverän<strong>de</strong>rten<br />

Beratungskapazität eine über die Jahre <strong>de</strong>utlich<br />

gestiegene Zahl von Ratsuchen<strong>de</strong>n versorgt.<br />

Dies ist <strong>de</strong>r nicht artikulierte Skandal <strong>de</strong>r Erziehungsberatung!<br />

Wir arbeiten mit einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Personalausstattung.<br />

Der Skandal besteht nicht in <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsintensität, die mit einer solchen Entwicklung<br />

auch einher geht. Skandalös ist diese<br />

Situation vor allem <strong>de</strong>shalb, weil die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Leistung für die Kin<strong>de</strong>r und ihre Familien<br />

bedroht ist.<br />

Betrachten wir die Konsequenzen, die mit<br />

<strong>de</strong>m Nachfrageboom auf <strong>de</strong>r einen Seite und<br />

<strong>de</strong>r Personalstagnation auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

verbun<strong>de</strong>n sind, im Einzelnen. Im statistischen<br />

Durchschnitt entfielen 1995 auf eine Planstelle<br />

63 been<strong>de</strong>te Beratungen. Im Jahr 2006 waren<br />

es bereits 85 Beratungen. Diese Zunahme<br />

konnte von <strong>de</strong>n Beratungsstellen nur durch interne<br />

Rationalisierungsmaßnahmen bewältigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dazu gehören z.B.<br />

• eine verstärkte familientherapeutische<br />

Arbeitsweise<br />

• ein zunehmen<strong>de</strong>r Verzicht auf ausführliche<br />

Testdiagnostik<br />

• die Verringerung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtherapien<br />

und<br />

• die Begrenzung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Kontakte mit<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Ratsuchen<strong>de</strong>n.<br />

Auch wenn die Familientherapie ihre Verdienste<br />

für die Praxis hat, ist sie doch nicht alleiniges Verfahren.<br />

Erziehungsberatung ist schon gesetzlich<br />

auf eine methodische Vielfalt verpflichtet. Für<br />

an<strong>de</strong>re, auch zeitintensivere Maßnahmen muss<br />

Seite 13


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Raum bleiben. Ebenso muss es in schwierigen<br />

Fällen möglich sein, eine Differentialdiagnostik<br />

durchzuführen. Dies ist nicht mehr gewährleistet.<br />

Die notwendigen Rationalisierungsmaßnahmen<br />

be<strong>de</strong>uten praktisch auch, dass Eltern auf weitere<br />

Gespräche in <strong>de</strong>r Beratungsstelle verzichten<br />

müssen, selbst wenn sie eine Fortsetzung <strong>de</strong>r<br />

Beratung wünschen. Und schließlich heißt dies,<br />

dass vor allem Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />

kaum noch therapeutische Unterstützung<br />

erhalten können, auch dann nicht, wenn kein<br />

an<strong>de</strong>res kin<strong>de</strong>rtherapeutisches Angebot vor Ort<br />

zur Verfügung steht. Diese Einschränkung <strong>de</strong>r<br />

Qualität von Beratung erfolgt letztlich auf <strong>de</strong>m<br />

Rücken <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen. Und das<br />

ist <strong>de</strong>r eigentliche Skandal <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />

Familienberatung.<br />

Die ökonomischen Entscheidungen, die bei<br />

<strong>de</strong>r Finanzierung von Erziehungs- und Familienberatung<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n, folgen einer<br />

vor<strong>de</strong>rgründigen Rationalität. Sie orientieren<br />

sich an <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Planstellen, die nicht erhöht<br />

wer<strong>de</strong>n sollen, o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Einrichtung<br />

insgesamt, die stabil bleiben sollen. Aber<br />

sie gehen nicht aus von <strong>de</strong>n einzelnen Kin<strong>de</strong>rn<br />

o<strong>de</strong>r Jugendlichen, die einer Hilfe bedürfen. Für<br />

je<strong>de</strong>s einzelne Kind, das einer Unterstützung<br />

bedarf, stellt sich die Frage, welche Hilfe ist für<br />

es erfor<strong>de</strong>rlich? Reicht eine Beratung aus? O<strong>de</strong>r<br />

ist eine an<strong>de</strong>re Hilfe zur Erziehung geboten?<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung<br />

stellt Erziehungsberatung die mit Abstand kostengünstigste<br />

Hilfe dar. Ihre „Stückkosten“,<br />

nämlich die durchschnittlichen Kosten für eine<br />

einzelne Beratung, liegen bei 1.100 EUR je Fall.<br />

Erziehungsberatung ist selbst dann die kostengünstigste<br />

Hilfe, wenn eine zeitintensive<br />

therapeutische Einzelfallhilfe mit einem Mehrfachen<br />

<strong>de</strong>s durchschnittlichen Zeitaufwan<strong>de</strong>s<br />

erfor<strong>de</strong>rlich wird. (Vgl. A<strong>bb</strong>. 6) Ein mangelhafter<br />

Ausbau <strong>de</strong>r Erziehungsberatung trägt mit bei zu<br />

einem Anstieg später erfor<strong>de</strong>rlicher intensiver<br />

Hilfen für die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen. Dies ist<br />

die ökonomische Seite <strong>de</strong>s Skandals.<br />

Erziehungsberatung muss <strong>de</strong>shalb klarer im<br />

Kontext <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

4. Erziehungs- und Familienberatung<br />

im Kontext <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung<br />

o<strong>de</strong>r „Scheidung als Leitindikator“<br />

Betrachten wir <strong>de</strong>n Nachfrageboom nach Beratung<br />

genauer, dann zeigt sich, dass er sich<br />

nicht allein aus <strong>de</strong>m Druck erklärt, <strong>de</strong>m Eltern<br />

durch <strong>de</strong>n Spagat zwischen Familie und Beruf<br />

ausgesetzt sind, son<strong>de</strong>rn auch durch eine Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Struktur von Familie insgesamt.<br />

A<strong>bb</strong>ildung 4: HzE Und Familienform<br />

Seite 14


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Familie ist zwar in ihrer normativen Beständigkeit<br />

ein Gegenbild zur Wirtschaft, aber die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />

Flexibilisierung hat die Paarbeziehungen, die<br />

Familien zugrun<strong>de</strong> liegen, längst erreicht. Eltern<br />

können auseinan<strong>de</strong>r gehen und wie<strong>de</strong>r neue<br />

Paarbeziehungen eingehen. Diese Entwicklung<br />

schlägt sich bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme von Erziehungsberatung<br />

nie<strong>de</strong>r.<br />

Ich sagte schon: Von 1993 bis 2006 hat die<br />

Zahl <strong>de</strong>r been<strong>de</strong>ten Beratungen um 57 % zugenommen.<br />

Aber die Zahl <strong>de</strong>r Beratungen, die<br />

ausdrücklich aus Anlass einer Trennung o<strong>de</strong>r<br />

Scheidung <strong>de</strong>r Eltern eines Kin<strong>de</strong>s aufgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n sind, hat sich im selben Zeitraum in<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik von 33.000 auf 74.000 mehr<br />

als verdoppelt (plus 124 %). D.h. die Trennung<br />

und Scheidung von Eltern mit min<strong>de</strong>rjährigen<br />

Kin<strong>de</strong>rn ist in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung <strong>de</strong>r Motor<br />

<strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r Inanspruchnahme. Seit 1993<br />

ist in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung <strong>de</strong>r Anteil junger<br />

Menschen, die bei ihren leiblichen Eltern leben,<br />

von zunächst noch 57 Prozent im Durchschnitt<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik auf nun noch 48 Prozent<br />

zurückgegangen. Der Anteil von Kin<strong>de</strong>rn Alleinerziehen<strong>de</strong>r<br />

bzw. Stiefkin<strong>de</strong>r hat dagegen<br />

von anfänglich 31 Prozent auf heute 49 Prozent<br />

zugenommen. Erziehungsberatung erhält inzwischen<br />

<strong>de</strong>n Charakter einer postfamilialen<br />

Hilfe, nämlich einer Hilfe, die einsetzt, nach<strong>de</strong>m<br />

die elterliche Herkunftsfamilie sich aufgelöst hat.<br />

Auch <strong>de</strong>r Bedarf für die an<strong>de</strong>ren Hilfen zur Erziehung<br />

wird durch die familiale Situation in <strong>de</strong>r<br />

Herkunftsfamilie <strong>de</strong>s jungen Menschen erzeugt<br />

o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>nfalls mit erzeugt. Seit Beginn <strong>de</strong>r<br />

Jugendhilfestatistik lässt sich bei <strong>de</strong>n Heimunterbringungen<br />

ein kontinuierlicher Anstieg <strong>de</strong>s<br />

Anteils <strong>de</strong>rjenigen Kin<strong>de</strong>r zeigen, die von <strong>de</strong>r<br />

Trennung o<strong>de</strong>r Scheidung ihrer Eltern betroffen<br />

sind. 1950 hatten nur 20 Prozent <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, die<br />

in ein Heim kamen, geschie<strong>de</strong>ne o<strong>de</strong>r getrennt<br />

leben<strong>de</strong> Eltern. Heute beträgt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r Alleinerziehen<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Stiefkin<strong>de</strong>r,<br />

A<strong>bb</strong>ildung 5:<br />

Seite 15


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

also von Kin<strong>de</strong>rn, die in ihrer Mehrzahl eine<br />

Scheidung o<strong>de</strong>r Trennung ihrer Eltern erlebt<br />

haben – an allen neu begonnenen Heimunterbringungen<br />

bereits 75 Prozent. Nur noch einer<br />

von fünf Min<strong>de</strong>rjährigen – weniger als 20 % - hat<br />

vor seiner Fremdplatzierung noch bei seinen<br />

leiblichen Eltern gelebt.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung, die dieses lebensgeschichtliche<br />

Ereignis für die jungen Menschen hat, wird offenkundig,<br />

wenn man die Inanspruchnahmequote<br />

bei <strong>de</strong>r Heimunterbringung für die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gruppen betrachtet. Während (im Westen) nur<br />

vier von 10.000 Kin<strong>de</strong>rn, die bei ihren bei<strong>de</strong>n<br />

leiblichen Eltern leben, ins Heim kommen, ist die<br />

Quote bei Kin<strong>de</strong>rn Alleinerziehen<strong>de</strong>r zehn Mal<br />

so hoch. Für Stiefkin<strong>de</strong>r, also für Kin<strong>de</strong>r, die mit<br />

einem neuen Elternteil zusammenleben, erhöht<br />

sich die Chance einer Fremdplatzierung noch<br />

einmal um 50 Prozent.<br />

Diesem kontinuierlichen Anstieg <strong>de</strong>s Anteils <strong>de</strong>r<br />

– wenn man so sagen darf - „mo<strong>de</strong>rnen“ Kin<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Fremdunterbringung liegt eine <strong>de</strong>utliche<br />

Zunahme dieser Gruppe in <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

selbst zugrun<strong>de</strong>: Allein zwischen 1991 und<br />

2003, innerhalb von zwölf Jahren, ist <strong>de</strong>r Anteil<br />

<strong>de</strong>r Stiefkin<strong>de</strong>r und Kin<strong>de</strong>r allein Erziehen<strong>de</strong>r<br />

an allen Min<strong>de</strong>rjährigen von 15 auf 20 Prozent,<br />

also um ein Drittel gestiegen. Die Fremdunterbringungen<br />

rekrutieren sich aus einer kleinen,<br />

aber ständig wachsen<strong>de</strong>n Gruppe von Min<strong>de</strong>rjährigen.<br />

Die familiären Bedingungen, unter <strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r<br />

leben, bringen <strong>de</strong>n Bedarf an Beratung ebenso<br />

wie an Hilfen außerhalb <strong>de</strong>s Elternhauses hervor.<br />

Deshalb müssen alle Hilfen zur Erziehung<br />

aufeinan<strong>de</strong>r bezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Neue Aufgaben und Kontexte <strong>de</strong>r<br />

Beratung<br />

Lassen Sie mich an<strong>de</strong>uten, was dies aus <strong>de</strong>r<br />

Perspektive eines Gesamtverantwortlichen<br />

für die Jugendhilfe, also für das Jugendamt,<br />

be<strong>de</strong>uten müsste. Wenn man sich vor Augen<br />

führt, dass drei Viertel <strong>de</strong>r neu in einem Heim<br />

untergebrachten jungen Menschen nicht mehr<br />

bei bei<strong>de</strong>n Eltern gelebt haben, dann muss<br />

man – so konservativ es klingen mag – sagen:<br />

Das Aufwachsen bei <strong>de</strong>n leiblichen Eltern ist die<br />

beste Prävention von Fremdunterbringungen.<br />

Zwar wird niemand Eltern, die im Begriff stehen<br />

sich zu trennen, wegen möglicherweise<br />

künftig eintreten<strong>de</strong>r Folgen für die Kin<strong>de</strong>r, nötigen<br />

wollen, ihre Paarbeziehung aufrecht zu<br />

erhalten. Aber <strong>de</strong>nnoch kann die Trennung o<strong>de</strong>r<br />

Scheidung <strong>de</strong>r Eltern als ein wesentlicher Interventionspunkt<br />

für die Jugendhilfe ausgemacht<br />

wer<strong>de</strong>n: Die Bewältigung <strong>de</strong>r Folgen, die elterlichen<br />

Trennungen für die betroffenen Kin<strong>de</strong>r<br />

hat, ist eine Pflichtaufgabe <strong>de</strong>r Jugendhilfe.<br />

Seit mit <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform von 1998<br />

die Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern durch Beratung an<br />

die Stelle <strong>de</strong>r gerichtlichen Sorgerechtsentscheidung<br />

getreten ist, besteht ein Rechtsanspruch<br />

auf diese Leistung. Dennoch hat es in <strong>de</strong>r Breite<br />

<strong>de</strong>r Republik keinen Ausbau dieses notwendigen<br />

Angebots gegeben. Hier besteht im Interesse<br />

<strong>de</strong>r betroffenen Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen ein<br />

Nachholbedarf.<br />

Aber noch ein zweiter Interventionspunkt kann<br />

markiert wer<strong>de</strong>n: Dem Grundmuster romantischer<br />

Liebe folgend gehen junge Paare heute<br />

miteinan<strong>de</strong>r Bindungen ein, die allein durch<br />

A<strong>bb</strong>ildung 6: Kostengünstige Hilfen<br />

Seite 16


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

ihre individuelle Wahl begrün<strong>de</strong>t sind und ihren<br />

Wünschen entsprechen. Von sozial motivierten<br />

Rücksichtnahmen sind sie dabei weitgehend frei.<br />

Sie erleben ihr Glück zu zweit und sie müssen<br />

ihre Enttäuschungen gemeinsam ertragen.<br />

Ebenso müssen sie auch Belastungen ihrer Beziehung<br />

allein bewältigen. Der soziale Nahraum<br />

bietet dabei kaum noch <strong>de</strong>n normativen Rückhalt<br />

für das eigene Han<strong>de</strong>ln.<br />

Der Übergang vom Paar zur Familie stellt eine<br />

solche Belastung dar, die eine Paarbeziehung<br />

auf eine ernsthafte Probe stellen kann. Die<br />

Situation eines jungen Paares mit ihrem Kind<br />

muss ich hier nicht konkretisieren. Ich will nur<br />

hervorheben, dass manche Paarbeziehungen<br />

durch die neue Belastung einen ersten Riss<br />

erhalten. Die Geburt <strong>de</strong>s ersten Kin<strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utet<br />

für viele Paare die Störung eines bis dahin<br />

erlebten Gleichgewichtes und führt nach <strong>de</strong>n<br />

Erfahrungen <strong>de</strong>r Beratung zu Konflikten und<br />

auch Krisen. Für die Situation von Kin<strong>de</strong>rn be<strong>de</strong>utet<br />

dies, dass nicht selten ihre Existenz zu<br />

einer Gefährdung <strong>de</strong>r Beziehung ihrer Eltern und<br />

damit mittelbar zu Belastungen für seine eigene<br />

Entwicklung führt. Das Kind stört die elterliche<br />

Dya<strong>de</strong>. Manche spätere Trennung hat hier ihren<br />

Ausgang genommen.<br />

Deshalb ist <strong>de</strong>r Übergang vom Paar zur Familie<br />

ein zentraler Interventionspunkt <strong>de</strong>r Jugendhilfe.<br />

Wenn sie späteren Fremdunterbringungen<br />

vorbeugen will – o<strong>de</strong>r allgemeiner gesprochen –<br />

wenn sie die seelische Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn<br />

för<strong>de</strong>rn will, dann muss Jugendhilfe Eltern darin<br />

stärken, Eltern sein zu können. Dabei heißt, die<br />

Erziehungskompetenz von Eltern zu stärken,<br />

die heute in aller Mun<strong>de</strong> ist, nicht in erster Linie,<br />

ihnen Techniken zu vermitteln wie sie ein Kind<br />

erziehen sollten, son<strong>de</strong>rn es heißt, ihnen <strong>de</strong>n<br />

Übergang in eine neue Rolle zu ebnen aus <strong>de</strong>r<br />

heraus sie dann selbständig han<strong>de</strong>ln können. Es<br />

heißt, sie dabei zu unterstützen, sich als Eltern<br />

auf ein Drittes, ihr Kind, zu beziehen, ohne dabei<br />

sich selbst als Paar aufzugeben. Also nicht nur<br />

als jeweils einzelne <strong>de</strong>m Kind gegenüber zu<br />

treten, son<strong>de</strong>rn gemeinsam als Eltern.<br />

Die Leistung, die ich hier an<strong>de</strong>ute, ist längst Auftrag<br />

<strong>de</strong>r Jugendhilfe, <strong>de</strong>nn § 17 SGB VIII sieht<br />

nicht nur eine Beratung bei Trennung und Scheidung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch eine Beratung in Fragen <strong>de</strong>r<br />

Partnerschaft vor. Allerdings hat die Jugendhilfe<br />

diese Aufgabe, das wird man so sagen können,<br />

nicht son<strong>de</strong>rlich ernst genommen, son<strong>de</strong>rn sie<br />

als politischen Preis für die Einführung einer<br />

Scheidungsberatung durch eine konservative<br />

politische Mehrheit betrachtet. Tatsächlich aber<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine Leistung, die es Kin<strong>de</strong>rn<br />

erleichtern kann, bei ihren bei<strong>de</strong>n leiblichen<br />

Eltern aufzuwachsen. Auf solche präventive<br />

Partnerschaftsberatung besteht für je<strong>de</strong> Mutter<br />

und für je<strong>de</strong>n Vater ein Rechtsanspruch, <strong>de</strong>r<br />

heute nicht angemessen befriedigt wird.<br />

Konsequent betrachtet muss auch noch ein dritter<br />

Interventionspunkt markiert wer<strong>de</strong>n: nämlich<br />

die Entscheidung eines Paares für ein Kind.<br />

Man „hat“ heute nicht mehr einfach in einem<br />

bestimmten Alter Kin<strong>de</strong>r. Son<strong>de</strong>rn die Entscheidung<br />

für ein Kind unterliegt einem zuweilen<br />

langen und manchmal quälen<strong>de</strong>n Abwägungsprozess.<br />

Auch hier wäre eine Unterstützung<br />

durch Beratung angezeigt.<br />

Die Gesellschaft muss also die Bedingungen<br />

ihrer eigenen Reproduktion in <strong>de</strong>n Blick nehmen<br />

und <strong>de</strong>n Familien die Unterstützungen bieten,<br />

die ein gelingen<strong>de</strong>s Aufwachsen einer neuen<br />

Generation ermöglichen.<br />

Erziehungsberatung ist aber nicht nur einer<br />

hohen Nachfrage von Seiten <strong>de</strong>r Eltern ausgesetzt.<br />

Erziehungsberatung ist zunehmend auch<br />

gefor<strong>de</strong>rt, ihre Kompetenzen in an<strong>de</strong>re, mit Entscheidungen<br />

verknüpfte Kontexte einzubringen.<br />

Drei solcher „fachdienstlicher Aufgaben“ will ich<br />

hervorheben.<br />

6. Erziehungsberatung, Hilfeplanung<br />

und Kostensteuerung<br />

Zunächst die Hilfeplanung beim örtlichen Jugendamt.<br />

Seit <strong>de</strong>r Jugendhilfeeffektestudie<br />

wissen wir, dass nur 20 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendlichen eine i<strong>de</strong>ale Hilfe, 15 % dagegen<br />

eine für sie ungeeignete Hilfe zur Erziehung<br />

erhalten. Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Hilfen liegt im Graubereich<br />

dazwischen. Dies ist Anlass, die Indikationsstellung<br />

bei <strong>de</strong>r Entscheidung über die<br />

für ein Kind notwendige und geeignete Hilfe zu<br />

verbessern. Erziehungsberatung kann dazu einen<br />

Beitrag leisten, in<strong>de</strong>m sie ihre entwicklungpsychologischen<br />

und psychopathologischen<br />

Kompetenzen in die Beurteilung <strong>de</strong>r Situation<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Konfliktdynamik <strong>de</strong>r Familie<br />

einbringt. Der Deutsche Verein für öffentliche<br />

und private Fürsorge hat dies bereits im Jahr<br />

1994 empfohlen.Aber diese Anregung ist in <strong>de</strong>r<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Fläche noch nicht umgesetzt.<br />

Um es anschaulich zu machen: Die Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r neu beginnen<strong>de</strong>n Fremdunterbringungen<br />

wird für Jugendliche im Alter zwischen 12 und<br />

18 Jahren gewährt. In dieser Lebensphase<br />

haben männliche wie weibliche Jugendliche<br />

die Entwicklungsaufgabe, sich von ihren Eltern<br />

abzulösen und eine eigene I<strong>de</strong>ntität aufzubauen,<br />

die ihnen ein selbstverantwortliches Leben<br />

ermöglicht. Bei in Aussicht genommenen Fremdunterbringungen<br />

kann daher auch eine Ablösungskrise<br />

zwischen <strong>de</strong>m jungen Menschen<br />

und seinen Eltern vorliegen. Gera<strong>de</strong> wenn das<br />

Potential einer Familie zur Lösung eines Beziehungskonflikts<br />

nicht ausreicht, streben Jugendliche<br />

aus ihrer Familie heraus und Helfer stehen<br />

in <strong>de</strong>r Gefahr, einseitig Partei zu ergreifen. In<br />

solchen Situationen kann eine Herausnahme<br />

<strong>de</strong>s jungen Menschen aus seiner Familie be<strong>de</strong>uten,<br />

die Konfliktdynamik mitzuagieren. Eine<br />

Fremdplatzierung bietet dann keine Lösung<br />

<strong>de</strong>s Problems, son<strong>de</strong>rn stellt im Gegenteil die<br />

familiale Dynamik auf Dauer.<br />

Die Praxis <strong>de</strong>r Berliner Bezirke, vor einer beabsichtigten<br />

Fremdplatzierung von Jugendlichen<br />

die Erziehungsberatung einzubeziehen und sie<br />

mit <strong>de</strong>n Jugendlichen fünf Gespräche führen zu<br />

lassen, hat gezeigt, dass nicht nur in etlichen<br />

Fällen eine ambulante Hilfe zur Erziehung ausreichend<br />

sein kann, son<strong>de</strong>rn auch eine weitere<br />

Betreuung <strong>de</strong>s Jugendlichen durch die Beratungsstelle<br />

möglich ist und in ca. 30% - 50%<br />

<strong>de</strong>r Fälle eine kostenintensive Fremdplatzierung<br />

überflüssig wird (Michelsen, 2006); hierduch<br />

ergeben sich enorme Einsparungseffekte in <strong>de</strong>n<br />

stationären Hilfen zur Erziehung.<br />

Die Stadt Heilbronn, um ein zweites Beispiel<br />

zu nennen, hat die hohen Kosten ihrer Schule<br />

für Erziehungshilfe dadurch abgebaut, dass sie<br />

an drei Beratungsstellen eine zusätzliche halbe<br />

Psychologenstelle geschaffen hat. Die von<br />

<strong>de</strong>n Beratungsfachkräften für Schüler, Eltern<br />

und Lehrer an <strong>de</strong>n Regelschulen gehaltenen<br />

Sprechstun<strong>de</strong>n haben einen Rückgang <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbeschulung<br />

auf die Hälfte <strong>de</strong>r zuvor üblichen<br />

Fallzahlen bewirkt.<br />

Sie sehen: Der gezielte Einsatz von Erziehungsberatung<br />

im Kontext <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung<br />

kann dazu beitragen, dass Kin<strong>de</strong>rn die Trennung<br />

von ihren Eltern und <strong>de</strong>m Träger <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Jugendhilfe hohe Kosten erspart bleiben.<br />

7. Kin<strong>de</strong>rschutz durch Beratung<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren sind die politischen und<br />

fachlichen Bemühungen verstärkt wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

Schutz von Kin<strong>de</strong>rn vor Gefährdungen ihres<br />

Wohls zu verbessern. Rechtlich betrachtet ist<br />

dieser in § 8a SGB VIII normierte Auftrag nicht<br />

neu; neu ist nur <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Konkretisierung dieser Aufgabe. Die Erziehungsberatungsstellen<br />

nehmen die Aufgabe<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes im Rahmen <strong>de</strong>r von ihnen<br />

erbrachten Beratungen wahr. Und so ist eine<br />

Risikoabschätzung zur Gefährdung <strong>de</strong>s Wohl<br />

eines Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Jugendlichen im Jahr 2007<br />

von einer Beratungsstelle durchschnittlich bei<br />

sechs Fällen vorgenommen wor<strong>de</strong>n. Hochgerechnet<br />

sind damit für die Bun<strong>de</strong>srepublik ca.<br />

6.300 Risikoabschätzungen in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />

erfolgt. Dies sind zwei Prozent<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Jahr been<strong>de</strong>ten Beratungen.<br />

Da manche Einrichtungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendhilfe für Risikoabschätzungen jedoch<br />

externe Unterstützung durch eine im Kin<strong>de</strong>rschutz<br />

erfahrene Fachkraft benötigen, ist <strong>de</strong>n<br />

Erziehungsberatungsstellen eine weitere Aufgabe<br />

zugewachsen. Mehr als ca. 1.600 Beraterinnen<br />

und Berater tragen bereits als „insofern<br />

erfahrene Fachkräfte“ dazu bei, in Kin<strong>de</strong>rtagesstätten,<br />

Horten und an<strong>de</strong>ren Einrichtungen <strong>de</strong>n<br />

Schutz von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in Gefährdungssituationen<br />

sicherzustellen. Sie sind<br />

für mehr als 5.500 Einrichtungen und Dienste<br />

zuständig. Dies sind in aller Regel Kin<strong>de</strong>rtagesstätten<br />

(90 %), aber auch Horte (4,8 %) und<br />

Familienzentren bzw. Mehrgenerationenhäuser<br />

(3,7 %). Bei diesen Einrichtungen waren Fachkräfte<br />

<strong>de</strong>r Erziehungsberatung im Jahr 2007<br />

für gut 1.200 Kin<strong>de</strong>r (und Jugendliche) an <strong>de</strong>r<br />

Abschätzung eines Gefährdungsrisikos beteiligt.<br />

Ein letztes Beispiel, bei <strong>de</strong>m Erziehungsberatung<br />

in <strong>de</strong>n Kontext von Entscheidungen an<strong>de</strong>rer<br />

Institutionen einbezogen wird.<br />

Seite 18


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

A<strong>bb</strong>ildung 7: Frem<strong>de</strong>valuation<br />

8. Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

Familiengericht<br />

Die Kindschaftsrechtsreform hat die staatliche<br />

Entscheidung über die elterliche Sorge für<br />

gemeinsame Kin<strong>de</strong>r bei einer Scheidung bekanntlich<br />

zurückgenommen und ihre konkrete<br />

Ausgestaltung in die Autonomie <strong>de</strong>r Eltern gegeben.<br />

Die Eltern selbst sollen klären, wie sie<br />

die elterliche Sorge künftig wahrnehmen wollen.<br />

Dazu steht ihnen unterstützend Beratung durch<br />

die Jugendhilfe zur Seite, auf die die Eltern einen<br />

Rechtsanspruch haben.<br />

In <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Familiengerichts sollen<br />

nur solche Verfahren verbleiben, bei <strong>de</strong>nen das<br />

Sorgerecht strittig ist und min<strong>de</strong>stens ein Elternteil<br />

Antrag auf gerichtliche Entscheidung gestellt<br />

hat. Hier ist Beratung eigentlich außen vor. Aber<br />

immer <strong>de</strong>utlicher zeichnet sich ab, dass in diesen<br />

konflikthaften Konstellationen mit rechtlichen<br />

Mitteln eine Befriedung <strong>de</strong>r familiären Situation<br />

nicht erreichbar ist. Im Gegenteil:<br />

Die ehelichen Partner, die sich gera<strong>de</strong> erst<br />

entschie<strong>de</strong>n haben, auseinan<strong>de</strong>r zu gehen,<br />

vollziehen innerlich die Trennung nicht, son<strong>de</strong>rn<br />

bleiben nach <strong>de</strong>r Scheidung umso heftiger<br />

aufeinan<strong>de</strong>r bezogen. Dabei verstehen sie es,<br />

die mit ihren Angelegenheiten befassten Institutionen,<br />

seien dies nun die Jugendämter o<strong>de</strong>r<br />

die Familiengerichte, Rechtsanwälte o<strong>de</strong>r Beratungsstellen,<br />

in ihre Konflikte hineinzuziehen und<br />

für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren.<br />

Beraterinnen und Berater, die mit diesen Paaren<br />

arbeiten und dabei ein Bild von <strong>de</strong>r Situation<br />

<strong>de</strong>s gemeinsamen Kin<strong>de</strong>s gewinnen wollen,<br />

können nicht mit <strong>de</strong>r gewohnten „Compliance“<br />

von Eltern rechnen. Sie müssen sich vielmehr<br />

auf Abwertungen und Diffamierungen ihrer Arbeit<br />

einstellen. Schriftsätze <strong>de</strong>r Anwälte an das<br />

Familiengericht über die Tätigkeit <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />

und Dienstaufsichtsbeschwer<strong>de</strong>n sind<br />

dann nichts Ungewöhnliches. Die Vertraulichkeit<br />

von Beratung, die wir fachlich als Bedingung für<br />

die Lösung von Problemen ansehen, wird von<br />

diesen Eltern selbst nicht mehr beachtet. Sie<br />

machen Beratung vielmehr zum Gegenstand<br />

öffentlicher Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen.<br />

Das nötig nach aller Erfahrung dazu, hoch<br />

strittigen Eltern, die von ihren Ängsten und<br />

Verletzungen geleitet sind, von außen gesetzte<br />

Regeln aufzuerlegen, die eine therapeutischen<br />

Einwirkung überhaupt erst möglich machen.<br />

Dazu zählen etwa<br />

• die Vereinbarung mit <strong>de</strong>n Eltern, wann Informationen<br />

aus <strong>de</strong>r Beratung an das Familiengericht<br />

weitergegeben wer<strong>de</strong>n<br />

• ebenso wie die Absprache mit <strong>de</strong>m Famili-<br />

Seite 19


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

engericht, wie viel Zeit für <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r<br />

Beratung zur Verfügung stehen muss,<br />

aber auch die Absprache, dass die Anwälte sich<br />

für die Dauer <strong>de</strong>r Beratung weiterer Schriftsätze<br />

enthalten.<br />

Solche Regeln weichen vom üblichen psychotherapeutisch<br />

inspirierten Setting von Beratung<br />

ab. Doch nicht diese Abweichung ist be<strong>de</strong>utsam;<br />

entschei<strong>de</strong>nd ist vielmehr, dass Beratungsstellen<br />

neue Bedingungen setzen, die sie gemeinsam<br />

mit an<strong>de</strong>ren Institutionen <strong>de</strong>finieren und<br />

gewährleisten müssen. Gelingen<strong>de</strong> Kooperation<br />

wird hier zu einer Bedingung von Beratung.<br />

9. Kooperationen<br />

Die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Kooperation ließe sich<br />

auch noch für eine Reihe an<strong>de</strong>rer Themen<br />

unterstreichen: so sind die Fachkräfte von Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

nach § 22a SGB VIII<br />

verpflichtet, mit kin<strong>de</strong>r- und familienbezogenen<br />

Institutionen im Gemeinwesen zusammen zu<br />

arbeiten. Familienbildung und Familienberatung<br />

hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber hier ausdrücklich genannt.<br />

Ein systematischer Aufbau solcher Zusammenarbeit<br />

ist aber noch kaum in Angriff genommen.<br />

Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser<br />

kommen <strong>de</strong>m noch am nächsten, wenn sie mit<br />

einer Erziehungsberatungsstelle zusammenarbeiten,<br />

wie dies das nordrhein-westfälische<br />

Gütesiegel für Familienzentren vorsieht.<br />

Auch <strong>de</strong>r Aufbau von Netzwerken Früher Hilfen,<br />

die späteren Gefährdungen von Säuglingen und<br />

Kleinkin<strong>de</strong>rn vorbeugen sollen, wird unter <strong>de</strong>r<br />

Beteiligung von Erziehungsberatungsstellen zu<br />

leisten sein. Solche Zusammenarbeit wird von<br />

<strong>de</strong>n Kooperationspartnern mit Werten zwischen<br />

85 und 95 % positiv eingeschätzt. (Vgl. A<strong>bb</strong>. 7)<br />

Für alle diese Kooperationen gilt: sie sind in <strong>de</strong>r<br />

Sache notwendig und meistens unverzichtbar.<br />

Aber es gilt auch: für sie ist ein erheblicher<br />

zusätzlicher Zeitaufwand erfor<strong>de</strong>rlich. Erziehungsberatung<br />

gerät daher nicht nur durch eine<br />

ständig steigen<strong>de</strong> Inanspruchnahme seitens<br />

Ratsuchen<strong>de</strong>r unter Druck, son<strong>de</strong>rn auch durch<br />

immer neue Einladungen zur Vernetzung und zur<br />

Beteiligung an fachdienstlichen Aufgaben. Diese<br />

Kooperationen reduzieren inzwischen die Zeit,<br />

die die Beratungsfachkräfte für die direkte Arbeit<br />

mit Kin<strong>de</strong>rn und Familien zur Verfügung stellen<br />

können. Das war an <strong>de</strong>r sich abflachen<strong>de</strong>n Inanspruchnahmekurve<br />

ablesbar.<br />

Ein weiteres Fortsetzen <strong>de</strong>r personellen Stagnation<br />

in <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />

nimmt wissentlich in Kauf, dass die Beraterinnen<br />

und Berater <strong>de</strong>n Familien und ihren Kooperationsverpflichtungen<br />

nicht mehr gerecht wer<strong>de</strong>n<br />

können. Es ist an <strong>de</strong>r Zeit, Erziehungs- und<br />

Familienberatungsstellen politisch als die unverzichtbaren<br />

Einrichtungen in <strong>de</strong>r sozialen<br />

Infrastruktur für Familien auszuzeichnen, die sie<br />

faktisch heute bereits sind.<br />

Sie konnten sehen, dass im Jahr 2006 je 10.000<br />

Min<strong>de</strong>rjährige 199 Beratungen durchgeführt<br />

wor<strong>de</strong>n sind. Es haben also innerhalb eines<br />

Jahres 2 Prozent aller Min<strong>de</strong>rjährigen von einer<br />

Beratung profitiert. Auf <strong>de</strong>r Grund<strong>lag</strong>e <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sstatistik seit 1993 empirisch dokumentierten<br />

Inanspruchnahme können wir feststellen,<br />

dass in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n 14 Jahren bereits<br />

22 Prozent <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rjährigen eine Unterstützung<br />

durch Erziehungsberatung erfahren haben.<br />

Nimmt man für die nächste Zeit auch nur eine<br />

konstant bleiben<strong>de</strong> Inanspruchnahmequote<br />

von zwei Prozent im Jahr an, dann wer<strong>de</strong>n<br />

30 Prozent Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche bis zu<br />

ihrer Volljährigkeit durch Erziehungsberatung<br />

erreicht. Das gilt auch dann, wenn man wie<strong>de</strong>rholtes<br />

Aufsuchen <strong>de</strong>r Erziehungsberatung für<br />

einen Teil <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r berücksichtigt.<br />

Die Erziehungs- und Familienberatung befriedigt<br />

einen Grundbedarf von Familien nach Unterstützung<br />

bei ihren Erziehungsaufgaben und<br />

bei <strong>de</strong>r Bewältigung von Konflikten und Krisen<br />

in <strong>de</strong>r Familie. Sie ist <strong>de</strong>shalb heute Teil <strong>de</strong>r<br />

sozialen Infrastruktur, die unsere Gesellschaft<br />

ihren Familien für ein gelingen<strong>de</strong>s Aufwachsen<br />

<strong>de</strong>r nächsten Generation zur Verfügung stellen<br />

muss. Nur wenn Erziehungsberatung die für<br />

diese Aufgabe erfor<strong>de</strong>rliche bedarfsgerechte<br />

Ausstattung erhält, kann sie ihr Innovationspotential,<br />

das ich ange<strong>de</strong>utet habe, wirksam<br />

zugunsten von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen zur<br />

Entfaltung bringen.<br />

Literatur:<br />

Ames, A./ Bürger, U.: Untersuchung <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Inanspruchnahme vollstationärer Heimerziehung<br />

im Verbandsgebiet. Teilbericht I und II.<br />

Stuttgart 1996.<br />

Seite 20


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge<br />

(1994): Empfehlungen zur Hilfeplanung nach § 36<br />

KJHG, in: Nachrichtendienst <strong>de</strong>s Deutschen Vereins,<br />

Heft 9/1994, S. 317–326.<br />

Hochschild, Arlie (2006): Keine Zeit - Wenn die Firma<br />

zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Michelsen, Herma (2006): „Umsteuerung von Hilfen<br />

zur Erziehung – Der Beitrag <strong>de</strong>r Erziehungsberatung“,<br />

in: Klaus Menne und Andreas Hundsalz<br />

(Hrsg.): Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 6,<br />

Weinheim und München, S 51–61.<br />

Ravens-Sieberer, U./Wille, N./Bettge, S./Erhart, M.<br />

(2007): Psychische Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse aus <strong>de</strong>r<br />

BELLA-Studie im Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheitssurvey<br />

(KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt, 50, S.<br />

871-878<br />

Robert-Koch-Institut: Ergebnisse <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt,<br />

Band 50, Heft 5/6, Mai/ Juni 2007.<br />

Schmid, M. (2007): Psychische Gesundheit von<br />

Heimkin<strong>de</strong>rn. München.<br />

Schmid, Schnei<strong>de</strong>r, Hohm, Pickartz, Mascenare, Petermann,<br />

Flosdorf, Hölzl und Knapp (2002): Effekte<br />

erzieherischer Hilfen und ihre Hintergrün<strong>de</strong>, Band<br />

219 <strong>de</strong>r Schriftenreihe <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Köln.<br />

Sell, Stefan (2010): Noch nie war Erziehungsberatung<br />

so wertvoll wie heute, in: Hundsalz, Andreas;<br />

Scheuerer-Englisch, Hermann; Menne, Klaus (Hg.):<br />

Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 8, Weinheim<br />

und München (im Druck).<br />

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge<br />

(1994): Empfehlungen zur Hilfeplanung nach § 36<br />

KJHG, in: Nachrichtendienst <strong>de</strong>s Deutschen Vereins,<br />

Heft 9/1994, S. 317–326.<br />

Hochschild, Arlie (2006): Keine Zeit - Wenn die Firma<br />

zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Michelsen, Herma (2006): „Umsteuerung von Hilfen<br />

zur Erziehung – Der Beitrag <strong>de</strong>r Erziehungsberatung“,<br />

in: Klaus Menne und Andreas Hundsalz<br />

(Hrsg.): Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 6,<br />

Weinheim und München, S 51–61.<br />

Ravens-Sieberer, U./Wille, N./Bettge, S./Erhart, M.<br />

(2007): Psychische Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse aus <strong>de</strong>r<br />

BELLA-Studie im Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheitssurvey<br />

(KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt, 50, S.<br />

871-878<br />

Robert-Koch-Institut: Ergebnisse <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt,<br />

Band 50, Heft 5/6, Mai/ Juni 2007.<br />

Schmid, M. (2007): Psychische Gesundheit von<br />

Heimkin<strong>de</strong>rn. München.<br />

Schmid, Schnei<strong>de</strong>r, Hohm, Pickartz, Mascenare, Petermann,<br />

Flosdorf, Hölzl und Knapp (2002): Effekte<br />

erzieherischer Hilfen und ihre Hintergrün<strong>de</strong>, Band<br />

219 <strong>de</strong>r Schriftenreihe <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Köln.<br />

Sell, Stefan (2010): Noch nie war Erziehungsberatung<br />

so wertvoll wie heute, in: Hundsalz, Andreas;<br />

Scheuerer-Englisch, Hermann; Menne, Klaus (Hg.):<br />

Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 8, Weinheim<br />

und München (im Druck).<br />

Eröffnungsvortrag –<br />

gehalten auf <strong>de</strong>m Fachtag:<br />

„Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>rnöte –<br />

Erziehungs- und Familienberatung im<br />

Land Berlin“<br />

Veranstaltet vom Kooperationsgremium<br />

<strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin<br />

am 1. April <strong>2009</strong> im Rathaus Schöneberg<br />

Seite 21


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

LAG Vorstand Berlin e.V.<br />

Offener Brief an die Abgeordneten <strong>de</strong>s<br />

Berliner Lan<strong>de</strong>sparlaments zum Inkrafttreten<br />

<strong>de</strong>s FamFG am 01.09.<strong>2009</strong><br />

Familienpolitischer und haushaltstechnischer<br />

Handlungsbedarf wegen neuer<br />

bun<strong>de</strong>sgesetzlicher Leistungen<br />

An die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Hauptsausschusses<br />

An die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ausschusses für Bildung<br />

Jugend und Familie<br />

An die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sjugendhilfeausschusses<br />

Berlin, im Juli <strong>2009</strong><br />

Familienpolitischer und haushaltstechnischer<br />

Handlungsbedarf wegen neuer<br />

bun<strong>de</strong>sgesetzlicher Leistungen<br />

Sehr geehrte/r Frau/Herr Abgeordnete/r,<br />

nach einem fachpolitischen Austausch mit <strong>de</strong>n<br />

familien- und jugendpolitischen Sprecherinnen<br />

<strong>de</strong>r Abgeordnetenhausfraktionen wen<strong>de</strong>n wir<br />

uns heute an Sie, um auf einen akuten Handlungsbedarf<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Haushaltsberatung<br />

2010/2011 aufmerksam zu machen.<br />

Zum 1. September <strong>2009</strong> tritt bun<strong>de</strong>sweit das<br />

neue FamFG in Kraft. Dies sieht u. a. im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s sogenannten „Beschleunigten familiengerichtlichen<br />

Verfahrens“ regelhaft nach einem<br />

schnellen ersten Anhörungstermin vor, dass das<br />

Gericht <strong>de</strong>n Parteien bzw. Eltern empfehlen o<strong>de</strong>r<br />

anordnen kann, eine Erziehungsberatungsstelle<br />

aufzusuchen.<br />

Diese Anordnung wird insbeson<strong>de</strong>re erteilt,<br />

wenn Themen berührt wer<strong>de</strong>n wie<br />

• Unfähigkeit zu elterlicher Kooperation und<br />

Kommunikation bei Umgangsregelungen im<br />

Fall von Trennung und Scheidung<br />

• Mangeln<strong>de</strong> Elternkompetenz bei <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />

Wahrnehmung elterlicher Sorge<br />

• Kin<strong>de</strong>sgefährdung bei mangeln<strong>de</strong>r Erziehungsfähigkeit<br />

Das nachdrückliche Hinwirken auf elterliches<br />

Einvernehmen soll dazu beitragen,<br />

eine aufkommen<strong>de</strong> bzw. schon vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Konflikteskalation zu verhin<strong>de</strong>rn bzw. zu<br />

been<strong>de</strong>n, um einer Gefährdung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls<br />

entgegenzuwirken.<br />

Dies be<strong>de</strong>utet eine Erweiterung <strong>de</strong>s Leistungsumfangs<br />

<strong>de</strong>r Erziehungsberatung gem. §§ 27/28<br />

SGB VIII und eine sprunghafte Steigerung <strong>de</strong>r zu<br />

erwarten<strong>de</strong>n Fallzahlen im Haushaltsjahr 2010<br />

für die Erziehungs- und Familienberatungsstellen<br />

in kommunaler und freier Trägerschaft. Da es<br />

sich um eine gesetzliche Pflichtleistung han<strong>de</strong>lt,<br />

für die gemäß SGB VIII kein Kostenbeitrag bei<br />

<strong>de</strong>n Eltern erhoben wer<strong>de</strong>n darf, sind die zusätzlichen<br />

Aufwendungen in vollem Umfang von <strong>de</strong>n<br />

öffentlichen Haushalten zu tragen.<br />

Nach Auskunft <strong>de</strong>r Familiengerichte Tempelhof-<br />

Kreuzberg und Pankow-Weißensee sind pro<br />

Jahr ca. 6000 familiengerichtliche Verfahren<br />

im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung<br />

anhängig. Maximal 20 % davon können<br />

durchschnittlich im ersten Termin entschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Weitere 15 bis 20 % erfor<strong>de</strong>rn nach<br />

Hinzuziehung eines Sachverständigen und<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Begutachtung eine gerichtliche<br />

Entscheidung, da es sich um sogenannte hochstrittige,<br />

nicht vermittlungsfähige Fallkonstellationen<br />

mit entsprechen<strong>de</strong>n Folgesachen han<strong>de</strong>lt.<br />

Nach unseren <strong>de</strong>rzeitigen Erkenntnissen ist<br />

also davon auszugehen, dass ca. 60 % <strong>de</strong>r<br />

Scheidungsverfahren im Rahmen <strong>de</strong>s neuen<br />

beschleunigten familiengerichtlichen Verfahrens<br />

zur Erarbeitung eines Konzepts <strong>de</strong>r einvernehmlichen<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge an<br />

die Jugendhilfe bzw. Erziehungsberatungsstellen<br />

überwiesen wer<strong>de</strong>n. Das entspricht lan<strong>de</strong>sweit<br />

einer Fallzahl von ca. 3600 zusätzlich<br />

abzuschließen<strong>de</strong>n Beratungen.<br />

Bei einer Arbeitskapazität von durchschnittlich<br />

80 abgeschlossenen Fällen pro Vollzeitäquivalent<br />

einer Beratungsfachkraft ergibt sich hier<br />

ein Mehrbedarf von 45 Beraterplanstellen für<br />

das Land Berlin. Ein Drittel davon könnte gemäß<br />

<strong>de</strong>m gegenwärtigen Proporz in <strong>de</strong>r Leistungserbringung<br />

durch eine Erhöhung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>szuwendung<br />

zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kernteams in <strong>de</strong>n<br />

freiträgerschaftlichen Beratungsstellen bereitge-<br />

Seite 22


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

stellt wer<strong>de</strong>n. Die Senatsverwaltung für Bildung,<br />

Wissenschaft und Forschung hatte bereits einen<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Mehrbedarf angemel<strong>de</strong>t.<br />

Für die an<strong>de</strong>ren 2/3 <strong>de</strong>s notwendigen Arbeitsvolumens<br />

sollte ein Son<strong>de</strong>reinstellungskorridor<br />

im öffentlichen Dienst geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies erscheint umso dringlicher, da nach <strong>de</strong>n<br />

Berechnungen <strong>de</strong>r Senatsinnenverwaltung bis<br />

2012 mit einem akuten Personalmangel wegen<br />

Ausschei<strong>de</strong>ns von min<strong>de</strong>stens 30 Fachkräften<br />

aus Altersgrün<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n öffentlichen Erziehungsberatungsstellen<br />

zu rechnen ist.<br />

Ziel von Familienberatung ist es, Eltern wie<strong>de</strong>r<br />

in Stand zu setzen, ihre Erziehungsverantwortung<br />

wahrzunehmen und damit eine gesun<strong>de</strong><br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu ermöglichen. Damit<br />

leisten die Beratungsstellen im Bereich <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes<br />

einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n prophylaktischen<br />

Beitrag zur Vermeidung nachfolgen<strong>de</strong>r<br />

gesundheitlicher und seelischer Schä<strong>de</strong>n und<br />

zu erwarten<strong>de</strong>r HzE-Folgekosten (Hilfen zur<br />

Erziehung) als Folge einer andauern<strong>de</strong>n elterlichen<br />

Streitdynamik.<br />

Wir hoffen Ihnen in aller Kürze die Dramatik<br />

dieser neuen Rechts<strong>lag</strong>e und die Auswirkungen<br />

auf die Familien mit Kin<strong>de</strong>rn im Land Berlin vor<br />

Augen geführt zu haben und zählen auf eine<br />

prospektive Beschlussfassung.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

im Namen <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung<br />

Berlin<br />

Barbara Eckey<br />

Karin Jacob<br />

Achim Haid-Loh<br />

Seite 23


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

AUS DER WERKSTATT<br />

PRAXISBERICHTE<br />

KONZEPTE & VISIONEN<br />

...ZUR DISKUSSION GESTELLT<br />

Seite<br />

Inhalt<br />

25 Berliner Jugendamtsdirektoren<br />

AG BÖJ<br />

Arbeitsgruppen 4 und 6 <strong>de</strong>r 12<br />

Berliner Jugendämter<br />

Dokumentation:<br />

Lan<strong>de</strong>sweit einheitliche Verfahrensstandards<br />

<strong>de</strong>r 12 Berliner<br />

Jugendämter zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s FamFG<br />

28 Matthias Weber<br />

Beratungsarbeit mit hoch<br />

strittigen Eltern nach<br />

Trennung und Scheidung<br />

39 Jörg Fichtner<br />

Brauchen Kin<strong>de</strong>r „bei<strong>de</strong><br />

Eltern“ o<strong>de</strong>r „erstmal Ruhe“?<br />

Hochkonfliktfamilien und<br />

FGG-Reform<br />

Seite 24


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Die Berliner Jugendamtsdirektoren<br />

Lan<strong>de</strong>sweit einheitliche Verfahrensstandards<br />

<strong>de</strong>r 12 Berliner Jugendämter zur<br />

Umsetzung <strong>de</strong>s FamFG<br />

AG 4 (für das familiengerichtliche Verfahren<br />

- insgesamt -) und AG 6 (für die<br />

Erziehungs- und Familienberatung)<br />

Mitwirkung <strong>de</strong>s Jugendamtes im familiengerichtlichen<br />

Verfahren gemäß § 50 SGB VIII,<br />

Absatz 1 und 2 –<br />

Rollen und Verfahrenshinweise für die<br />

regionalen sozialpädagogischen Dienste<br />

(RSD) und die Erziehungs- und Familienberatungsstellen(EFB)<br />

*<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong>n Verfahrensregelungen beschreiben<br />

die Abläufe und Handlungsschritte.<br />

Detailfragen insbeson<strong>de</strong>re zur Klärung, wie<br />

und auf welchem Wege Terminabsprachen<br />

getroffen und in welcher Form die Informationen<br />

zwischen EFB und RSD kommuniziert<br />

(Helferkonferenzen, schriftliche Berichte und/<br />

o<strong>de</strong>r Telefonate) wer<strong>de</strong>n, sind in <strong>de</strong>n Bezirken<br />

zu vereinbaren.<br />

1. Vorgehen <strong>de</strong>s regionalen sozialpädagogischen<br />

Dienstes nach Information<br />

durch das Familiengericht<br />

Nach Mitteilung <strong>de</strong>s Familiengerichtes per Fax,<br />

mit Telefonnummern und Adressen <strong>de</strong>r Eltern,<br />

nimmt <strong>de</strong>r RSD nach Möglichkeit Kontakt mit<br />

<strong>de</strong>n Eltern und <strong>de</strong>m Kind/ <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn auf.<br />

Bei diesem ersten Kontakt versucht <strong>de</strong>r RSD<br />

die jeweiligen Positionen <strong>de</strong>r Eltern und die<br />

Situation <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s/ <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu erfassen<br />

und die Ressourcen <strong>de</strong>r Eltern auszuloten. Das<br />

erste Gespräch hat gleichzeitig zum Ziel, die<br />

kindlichen Bedürfnisse für die Eltern (wie<strong>de</strong>r)<br />

in <strong>de</strong>n Mittelpunkt zu rücken, die Eltern an ihre<br />

gemeinsame Elternverantwortung zu erinnern<br />

und Hilfe- und Beratungsangebote, die die Eigenverantwortung<br />

för<strong>de</strong>rn, zu erschließen.<br />

Nach diesem Erstkontakt mit Eltern und Kin<strong>de</strong>rn<br />

wird die mündliche Stellungnahme vorbereitet.<br />

2. Mitwirkung im ersten Gerichtstermin<br />

Bei <strong>de</strong>m ersten Gerichtstermin erfolgt die mündliche<br />

Stellungnahme aus sozialpädagogischer<br />

Sicht. Die Grund<strong>lag</strong>e bil<strong>de</strong>n die Erkenntnisse<br />

aus <strong>de</strong>m ersten Kontakt.<br />

Im Verlauf <strong>de</strong>r Verhandlung:<br />

• wirkt <strong>de</strong>r RSD durch fachliche Einschätzung<br />

mit<br />

• gibt lösungsorientierte Anregungen<br />

• beteiligt sich an <strong>de</strong>r Konfliktklärung<br />

• bringt die Perspektive <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s ein, ver<strong>de</strong>utlicht<br />

<strong>de</strong>ssen Bedürfnisse und Interessen<br />

• macht Vorschläge zu weiteren möglichen<br />

Vorgehensweisen/ Handlungsschritten<br />

• informiert konkret über Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />

• regt Vereinbarungen, Auf<strong>lag</strong>en und Verabredungen<br />

an<br />

• arbeitet mit an einer Elternvereinbarung<br />

• stellt ggf. Anträge zum weiteren Verfahren.<br />

3. Mögliche Ergebnisse <strong>de</strong>r ersten<br />

Gerichtsverhandlung<br />

Ziel ist, dass sich die Eltern im Termin über das<br />

weitere Vorgehen einigen.<br />

Falls das Verfahren im ersten Termin nicht infolge<br />

einer Einigung <strong>de</strong>r Eltern abgeschlossen wer<strong>de</strong>n<br />

kann, stellt die Mitarbeiterin / <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s RSD Anträge zum weiteren Vorge-hen.<br />

Diese können in <strong>de</strong>r Regel umfassen:<br />

• vorläufige Umgangs- o<strong>de</strong>r Aufenthaltsregelung<br />

• Einsetzung eines Verfahrensbeistands<br />

• Einholung eines Sachverständigengutachtens<br />

• Beratung durch <strong>de</strong>n RSD<br />

• Beratung durch die EFB o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Beratungsstellen<br />

• Weitere Leistungen gem. SGB VIII<br />

Wer<strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>s Jugendamtes mit <strong>de</strong>m<br />

Ziel <strong>de</strong>r Neugestaltung <strong>de</strong>r Elternverantwortung<br />

vereinbart o<strong>de</strong>r angeordnet, ist das Jugendrundschreiben<br />

6/2008 zu beachten. Danach obliegt<br />

die Hilfeplanung für weitere Leistungen immer<br />

<strong>de</strong>m Jugendamt.<br />

Es ist erfor<strong>de</strong>rlich, dass das Protokoll <strong>de</strong>r er-<br />

Seite 25


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

sten gerichtlichen Anhörung mit <strong>de</strong>n getroffenen<br />

Vereinbarungen und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n erteilten Auf<strong>lag</strong>en<br />

zum Beginn weiterer Leistungen vorliegt.<br />

Wird Beratung als eine erfolgversprechen<strong>de</strong><br />

Option angesehen, so kann diese sowohl vom<br />

RSD als auch von einer EFB erbracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Der RSD trägt bei <strong>de</strong>r Gerichtsverhandlung<br />

dafür Sorge, dass die Selbstverpflichtung <strong>de</strong>r<br />

Parteien, während <strong>de</strong>s Beratungsprozesses<br />

keine weiteren Anträge bei Gericht zu stellen,<br />

protokolliert wird. Bei einer Beratung durch eine<br />

EFB koordiniert <strong>de</strong>r RSD zeitnah die Vermittlung<br />

<strong>de</strong>r Eltern in die Beratungsstelle.<br />

4. Beratung in <strong>de</strong>r EFB<br />

Die EFB hat im Kontext <strong>de</strong>s familiengerichtlichen<br />

Verfahrens die Aufgabe, diese Neugestaltung<br />

<strong>de</strong>r Elternverantwortung unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />

<strong>de</strong>r Trennung (Regelung <strong>de</strong>s Umgangs mit <strong>de</strong>m<br />

Kind, Erarbeitung einer Elternvereinbarung) zu<br />

unterstützen und zu mo<strong>de</strong>rieren.<br />

Rahmenbedingungen von Beratung:<br />

• Es ist erfor<strong>de</strong>rlich, dass das Protokoll <strong>de</strong>r<br />

ersten gerichtlichen Anhörung zum Beginn<br />

<strong>de</strong>r Beratung vorliegt.<br />

• Nach <strong>de</strong>r Kontaktaufnahme bietet die Beratungsstelle<br />

ein erstes Gespräch innerhalb von<br />

zwei bis vier Wochen an.<br />

• Die inhaltliche Gestaltung <strong>de</strong>s Beratungsprozesses<br />

obliegt <strong>de</strong>r EFB, Schweigepflicht und<br />

Vertraulichkeit bleiben gewahrt.<br />

• Für das Beratungsergebnis ist eine Schweigepflichtentbindung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

• Der Beratungsprozess ist zeitlich begrenzt (in<br />

<strong>de</strong>r Regel bis zu fünf Sitzungen).<br />

• Die Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter <strong>de</strong>r EFB<br />

treten in diesem familiengerichtlichen Verfahren<br />

in <strong>de</strong>r Regel nicht als Zeugen o<strong>de</strong>r<br />

Sachverständige auf.<br />

die neben <strong>de</strong>n Absprachen eventuell auch<br />

weiterhin strittige Punkte enthält. Die EFB<br />

stellt sicher, dass das Beratungsergebnis/<br />

die Vereinbarung <strong>de</strong>m RSD übermittelt wird.<br />

Ist eine Vereinbarung nach 5 Sitzungen noch<br />

nicht zustan<strong>de</strong> gekommen, wird <strong>de</strong>r RSD darüber<br />

informiert.<br />

Diese lan<strong>de</strong>sweit gültigen Verfahrensstandards<br />

zur Kooperation zwischen <strong>de</strong>n RSD‘s<br />

<strong>de</strong>r 12 Berliner Bezirke, <strong>de</strong>n Gerichten im beschleunigten<br />

familiengerichtlichen Verfahren<br />

und <strong>de</strong>n beteiligten Beratungsstellen wur<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>n 12 Berliner JugendamtsleiterInnen<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Arbeitsgruppen<br />

4 (RSD‘s) und 6 (EFB‘s) erarbeitet und in<br />

<strong>de</strong>r AG „Berliner Öffentliche Jugendhilfe“<br />

(AG BÖJ) im Juli <strong>2009</strong> verabschie<strong>de</strong>t.<br />

* Diese Verfahrensregelungen<br />

sollen zukünftig als An<strong>lag</strong>e zu <strong>de</strong>n bezirklichen<br />

Leistungsverträgen <strong>de</strong>r freien Träger<br />

auch für die Beratungsstellen außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Jugendamtes gelten!<br />

Beratungsergebnisse und Rückmeldungen an<br />

<strong>de</strong>n RSD:<br />

• Über die Nichtaufnahme o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n A<strong>bb</strong>ruch<br />

<strong>de</strong>r Gespräche durch die Eltern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Berater o<strong>de</strong>r die Beraterin informiert die Beratungsstelle<br />

zeitnah <strong>de</strong>n RSD.<br />

• Einigen sich die Eltern im Beratungsprozess<br />

auf bestimmte Regelungen, fließen diese in<br />

eine gemeinsame schriftliche Vereinbarung,<br />

Seite 26


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Mitwirkung <strong>de</strong>s Jugendamtes im Familiengerichtlichen Verfahren gemäß § 50 Abs. 1 und 2 SGB VIII (Rolle <strong>de</strong>s RSD und <strong>de</strong>r EFB)<br />

Mitteilung FamG per Fax<br />

1. Kontakt<br />

- Kontaktaufnahme<br />

- Kennenlernen <strong>de</strong>r Beteiligten und <strong>de</strong>r Konflikt<strong>lag</strong>e<br />

- Situationserfassung/-klärung<br />

- Ressourcen ermitteln<br />

- Aufzeigen von Beratungsmöglichkeiten/-Angeboten,<br />

Umgangsvereinbarungen, Elternvereinbarungen<br />

- Information über das Verfahren<br />

Mdl. Stellungnahme vorbereiten<br />

Falls 1. Kontakt nicht zustan<strong>de</strong><br />

kommt, sind diese Themen<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s Gerichtstermins<br />

Gerichtstermin/Präsenz <strong>de</strong>s JA<br />

- Mdl. Stellungnahme aus soz.päd. Sicht<br />

- Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r Situationserfassung/-klärung<br />

- Fachl. Einschätzung<br />

- Beteiligung an Konfliktklärung<br />

- Lösungsorientierte Anregungen<br />

- Perspektive <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s sowie seine Interessen und Bedürfnisse<br />

ver<strong>de</strong>utlichen<br />

- Vorschläge zum weiteren Ablauf/Vorgehensweise einbringen<br />

- Aufklärung über Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />

- Mitarbeit an einer Elternvereinbarung<br />

- Anregungen zu: Verabredungen, Vereinbarungen und Auf<strong>lag</strong>en<br />

Zeitrahmen<br />

- Ggf. Anträge zum weiteren Verfahren<br />

Vermittlung an EFB<br />

EFB<br />

Präzise Klärung von Zielstellung und<br />

Vorgehensweise im Sinne<br />

lösungsorientierter Beratung<br />

- Ggf. Koordinierung <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Beschlusses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Auf<strong>lag</strong>en<br />

- Ggf. weitere Kontakte, Termine<br />

- Ggf. Prüfung weiterer Leistungen nach <strong>de</strong>m SGB VIII<br />

- Ggf. 2. Gerichtstermin<br />

Rückmeldung an <strong>de</strong>n RSD über<br />

- Nichtaufnahme bzw. A<strong>bb</strong>ruch <strong>de</strong>r<br />

Beratung<br />

- Beratungsergebnis o<strong>de</strong>r<br />

- nach 5 Terminen weiter<br />

andauern<strong>de</strong> Beratung<br />

Seite 27


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Matthias Weber<br />

Beratungsarbeit mit hoch strittigen<br />

Eltern nach Trennung und Scheidung<br />

1. Die Entwicklung <strong>de</strong>r Thematik<br />

Kontinuierlich steigen<strong>de</strong> Scheidungszahlen,<br />

neue familienrechtliche Regelungen und sozialwissenschaftliche<br />

Sichtweisen haben in <strong>de</strong>n<br />

1980er-Jahren zu einer verstärkten Beschäftigung<br />

mit <strong>de</strong>n psychologischen und sozialen<br />

Dimensionen von Trennung und Scheidung<br />

sowie mit Möglichkeiten einer darauf bezogenen<br />

Beratung geführt.<br />

Die Reform <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Familienrechts 1977<br />

hatte die Wen<strong>de</strong> vom Schuldprinzip zum Zerrüttungsprinzip<br />

vollzogen. Galt zuvor, dass mit<br />

<strong>de</strong>m Auf<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>r Schuldfrage auch die das<br />

Kin<strong>de</strong>swohl betreffen<strong>de</strong>n Fragen geklärt seien,<br />

so führten die Sorgerechtsreformen von 1977<br />

und 1980 zu einer neuen Form <strong>de</strong>r Bestimmung<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls: die Bindungen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

rückten in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

1982 wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts<br />

die gemeinsame elterliche<br />

Sorge nach Trennung und Scheidung möglich.<br />

Das Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht stellte weiter<br />

fest, dass das Fortbestehen <strong>de</strong>r familiären Sozialbeziehung<br />

nach <strong>de</strong>r Trennung <strong>de</strong>r Eltern<br />

eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Grund<strong>lag</strong>e für eine stabile<br />

und gesun<strong>de</strong> psychosoziale Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

heranwachsen<strong>de</strong>n Menschen ist.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>m empirischen Befund, dass<br />

bereits ein Jahr nach <strong>de</strong>r Scheidung fast die<br />

Hälfte <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r keinen Kontakt mehr zum<br />

nicht betreuen<strong>de</strong>n Elternteil hatte (Napp-Peters,<br />

1985), gewann die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Fortbestehens <strong>de</strong>r<br />

Elternschaft nach Trennung und Scheidung zunehmend<br />

an Be<strong>de</strong>utung. Das Reorganisationsmo<strong>de</strong>ll<br />

vollzog die Abkehr von einem Verständnis<br />

<strong>de</strong>s Scheidungsprozesses als Endpunkt<br />

<strong>de</strong>r familialen Entwicklung und verstand <strong>de</strong>n<br />

Scheidungsprozess als Abschnitt <strong>de</strong>r familialen<br />

Gesamtentwicklung (Fthenakis et al., 1993).<br />

1989 erschien im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums<br />

für Familie und Senioren eine Broschüre<br />

mit <strong>de</strong>m prägnanten und programmatischen<br />

Titel »Eltern bleiben Eltern«. Diese Formel wur<strong>de</strong><br />

von vielen Angehörigen <strong>de</strong>r so genannten<br />

Scheidungsprofessionen verinnerlicht und als<br />

Maxime gegenüber Scheidungspaaren geltend<br />

gemacht (Weber, 2002).<br />

Im Sozialgesetzbuch VIII – Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe<br />

(KJHG) –, 1990 in <strong>de</strong>n neuen und 1991<br />

in <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn in Kraft getreten,<br />

wur<strong>de</strong> in §17 »Beratung in Fragen <strong>de</strong>r Partnerschaft,<br />

Trennung und Scheidung« als Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r Jugendhilfe festgeschrieben. Beratung soll<br />

im Falle <strong>de</strong>r Trennung o<strong>de</strong>r Scheidung Eltern<br />

unterstützen, ein einvernehmliches Konzept<br />

zur Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge zu<br />

entwickeln.<br />

Auch in §18 und §28 SGB VIII wur<strong>de</strong>n Beratungsaufgaben<br />

bei Trennung und Scheidung als<br />

Leistungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe normiert.<br />

Mit diesen Regelungen trat die Be<strong>de</strong>utung von<br />

Beratung bei Trennung und Scheidung in <strong>de</strong>n<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund und schob sich vor <strong>de</strong>n bürgerlichrechtlichen<br />

Interventionsansatz (s.u.a. Coester,<br />

1991). Für die Jugendhilfe ging es nun nicht<br />

mehr darum, <strong>de</strong>n für die Erziehung besser geeigneten<br />

Elternteil herauszufin<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn um<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern bei <strong>de</strong>r Entwicklung von<br />

Einvernehmlichkeit.<br />

Mit <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform von 1998 wur<strong>de</strong><br />

die Verantwortung für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r<br />

elterlichen Sorge von einer familiengerichtlichen<br />

Entscheidung abgekoppelt. Das Familiengericht<br />

wird in Bezug auf elterliche Sorge und Umgang<br />

nur mehr aktiv, wenn ein Elternteil einen Antrag<br />

stellt. Aber auch dann soll es »so früh wie möglich<br />

und in je<strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Verfahrens auf ein<br />

Einvernehmen hinwirken« (§52 FGG). Es soll<br />

außer<strong>de</strong>m »auf bestehen<strong>de</strong> Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Beratung durch die Beratungsstellen und -dienste<br />

<strong>de</strong>r Träger <strong>de</strong>r Jugendhilfe insbeson<strong>de</strong>re zur<br />

Entwicklung eines einvernehmlichen Konzepts<br />

für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge und<br />

<strong>de</strong>r elterlichen Verantwortung hinweisen«. Im<br />

geeigneten Fall soll es zugunsten einer außergerichtlichen<br />

Beratung das Verfahren aussetzen<br />

(§52 FGG (2)).<br />

Proksch (2003) hat im Rahmen <strong>de</strong>r Begleitforschung<br />

zur Kindschaftsrechtsreform festgestellt,<br />

dass im Jahr 2000 <strong>de</strong>r Anteil von Eltern mit gemeinsamer<br />

elterlicher Sorge rund 75% beträgt<br />

(Ergebnis einer justizstatistischen Erhebung im<br />

Zeitraum 1994 bis 1995: 17,7%). Er resümiert,<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

dass die Neuregelungen <strong>de</strong>s KindRG zu <strong>de</strong>utlichen<br />

Fortschritten geführt haben. Auch wenn<br />

das Fazit von Proksch zu relativieren ist, weil<br />

nicht je<strong>de</strong> formal gemeinsame elterliche Sorge<br />

be<strong>de</strong>utet, dass Eltern gemeinsam und zum<br />

Wohl <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s die elterliche Sorge ausüben,<br />

so gelingt es offensichtlich vielen Eltern, ohne<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>s Gerichts kompetent und<br />

verantwortlich die Sorge für ihre Kin<strong>de</strong>r wahrzunehmen.<br />

Entgegen dieser allgemeinen Entwicklung gibt<br />

es Fälle, in <strong>de</strong>nen Trennung und Scheidung nicht<br />

zur emotionalen Abgrenzung <strong>de</strong>r Partner und zu<br />

einer Reduzierung <strong>de</strong>r Konflikte führen. Nach<br />

amerikanischen Untersuchungen berichten ein<br />

Viertel bis ein Drittel aller Scheidungspaare<br />

»noch viele Jahre nach <strong>de</strong>r Trennung über ein<br />

hohes Maß an Feindseligkeit und Dissens im<br />

Hinblick auf alltägliche Betreuungsbelange <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r. Ca. 10% aller geschie<strong>de</strong>nen Eltern sind<br />

in langfristige Rechtsstreitigkeiten verwickelt.<br />

Diese relativ kleine Subgruppe von Scheidungsfällen<br />

verbraucht einen unverhältnismäßig hohen<br />

Anteil gerichtlicher Ressourcen.« (Johnston,<br />

2002, S.378)<br />

In Deutschland hat Jopt (1998) auf die beson<strong>de</strong>ren<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />

mit hoch strittigen Trennungspaaren<br />

hingewiesen. Er hat diese Art <strong>de</strong>r Beratung<br />

aber nicht grundsätzlich von Trennungs- und<br />

Scheidungsberatung allgemein unterschie<strong>de</strong>n,<br />

die zur schwierigsten aller Beratungstätigkeiten<br />

überhaupt gehöre.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren nach <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform<br />

wur<strong>de</strong> zunehmend von hoch strittigen Eltern<br />

als einer beson<strong>de</strong>ren Gruppe im von Johnston<br />

beschriebenen Sinne gesprochen. Ein Grund<br />

für das nun fassbare Aufkommen <strong>de</strong>r Thematik<br />

dürfte sein, dass in <strong>de</strong>r Zeit zuvor Konflikte <strong>de</strong>r<br />

Eltern meist dazu führten, dass ein Elternteil sich<br />

aus <strong>de</strong>r Sorge um das Kind zurückzog. Dadurch<br />

wur<strong>de</strong>n eskalierte Konflikte nicht greifbar.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren hat die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Themas ihre Ursache in <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />

Än<strong>de</strong>rungen. Diese brachten einerseits klare<br />

Deregulierungsten<strong>de</strong>nzen mit sich, an<strong>de</strong>rerseits<br />

betonten sie die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Fortbestan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r kindlichen Beziehungen zu bei<strong>de</strong>n Eltern.<br />

Spätestens mit <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform sind<br />

Väter und Mütter aufgefor<strong>de</strong>rt, sich aktiv um die<br />

Beziehung zum Kind zu bemühen. Doch gibt es<br />

für entstehen<strong>de</strong> Konflikte keine vorhersagbaren<br />

rechtlichen Regelungsprinzipien mehr. Die gelten<strong>de</strong>n<br />

Regelungen sehen vor, dass die Eltern<br />

sich einigen. Sind sie dazu nicht in <strong>de</strong>r Lage,<br />

stellen sie, <strong>de</strong>m Gesetz entsprechend, Anträge,<br />

um zu ihrem vermeintlichen Recht zu kommen.<br />

Doch wenn dann Familiengerichte entschei<strong>de</strong>n,<br />

produzieren sie Sieger und Verlierer. Dies führt<br />

nicht zu einer wirklichen Befriedung und Stabilisierung<br />

<strong>de</strong>r Familie. Der »Kampf um das Kind«<br />

und das vermeintliche Recht wird mit subtileren<br />

und/o<strong>de</strong>r gröberen Mitteln weitergeführt.<br />

Durch psychologische Mechanismen, die von<br />

persönlicher Vulnerabilität, von Enttäuschungen<br />

und Verletzungen durch <strong>de</strong>n geschie<strong>de</strong>nen Partner,<br />

von einem unterschwellig weiter wirken<strong>de</strong>n<br />

Schuldprinzip, von feministisch und maskulinistisch<br />

geprägten Haltungen und von einem von<br />

Gesetz und öffentlicher Meinung genährten<br />

Anspruch auf eine ungestörte Beziehung zum<br />

Kind bestimmt sind, wer<strong>de</strong>n die Konflikte aufgeschaukelt.<br />

Obwohl bei hoch eskalierten Elternkonflikten die<br />

Entwicklungsrisiken für die betroffenen Kin<strong>de</strong>r,<br />

die Leistungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe wie auch die<br />

Kosten im Rahmen <strong>de</strong>s familiengerichtlichen<br />

Verfahrens erheblich sind, fehlt es in Deutschland<br />

an »vali<strong>de</strong>n theoretischen Mo<strong>de</strong>llierungen,<br />

diagnostischen Zugängen und abgesicherten<br />

präventiven wie interventionsorientierten Konzepten«<br />

(Dietrich & Paul, in Vorbereitung).<br />

2. Hoch strittige Elternsysteme<br />

Johnston (2002) beschreibt ein stark emotionalisiertes<br />

familiäres Umfeld, gegenseitiges<br />

Misstrauen <strong>de</strong>r Eltern, wechselseitige Schuldzuweisungen,<br />

Furcht, Wut, die Verweigerung von<br />

Kooperation und Kommunikation als Merkmale<br />

hoch konfliktträchtiger Familien. Es zeige sich,<br />

dass viele dieser Familien bereits lange vor <strong>de</strong>r<br />

Trennung dysfunktional waren. Nach Johnston<br />

fin<strong>de</strong>t sich häusliche Gewalt unterschiedlichen<br />

Schweregra<strong>de</strong>s in ca. 75% <strong>de</strong>r Familien, Verdacht<br />

auf Missbrauch und Misshandlung <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r in einer be<strong>de</strong>utsamen Min<strong>de</strong>rheit (ca. 10<br />

bis 30% <strong>de</strong>r Fälle).<br />

Unversöhnlichkeit sowie gegenseitiges Sich-<br />

Bekämpfen mit <strong>de</strong>r Gefahr einer extremen und<br />

dauerhaften Eskalation haben zur Folge, dass<br />

ein Kontakt <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen<br />

Seite 29


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

fast o<strong>de</strong>r ganz unmöglich wird (Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung, 2005). Logischerweise<br />

fin<strong>de</strong>n sich hoch strittige Elternpaare gehäuft in<br />

<strong>de</strong>r Klientel <strong>de</strong>r Umgangsbegleitungen.<br />

Alberstötter (2004) entwickelte in Anlehnung an<br />

das neunstufige Mo<strong>de</strong>ll zur Konflikteskalation<br />

von Glasl (1994) ein dreistufiges Mo<strong>de</strong>ll zur<br />

Einschätzung <strong>de</strong>s Schweregra<strong>de</strong>s von Elternkonflikten.<br />

• Stufe 1 ist durch »zeitweilig gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

gerichtetes Re<strong>de</strong>n und Tun« gekennzeichnet.<br />

Es kommt in akuten Spannungszeiten zu<br />

vorübergehen<strong>de</strong>r Polarisierung im Denken,<br />

zu Schuldzuweisungen, verbalen Angriffen<br />

und <strong>de</strong>r Gefahr (vermeintlich) reaktiver<br />

Sanktionen.<br />

• Merkmale <strong>de</strong>r Stufe 2 sind »verletzen<strong>de</strong>s<br />

Agieren und Ausweitung <strong>de</strong>s Konfliktfel<strong>de</strong>s«.<br />

Der Konflikt weitet sich energetisch aus;<br />

die Zahl in <strong>de</strong>n Konflikt einbezogener und<br />

infizierter Personen wächst. Interpunktionen<br />

erfolgen nach <strong>de</strong>m Täter-Opfer-Mo<strong>de</strong>ll. Das<br />

Verhalten <strong>de</strong>s Gegners wird unabhängig vom<br />

Kontext gesehen (Dekontextualisierung). Es<br />

geht nicht mehr um Mutter und Vater, son<strong>de</strong>rn<br />

um zwei komplexe Kraftfel<strong>de</strong>r.<br />

• Auf Stufe 3 geht es um »Beziehungskrieg –<br />

Kampf um je<strong>de</strong>n Preis«. Es entwickeln sich<br />

extreme Gefühle <strong>de</strong>r Verzweiflung und <strong>de</strong>s<br />

Hasses. Begegnungen mit <strong>de</strong>m »an<strong>de</strong>ren«<br />

können mit Ekelempfindungen und extremen<br />

Erregungszustän<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n sein<br />

und wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb kategorisch abgelehnt.<br />

Ihm wer<strong>de</strong>n unmenschliche Züge o<strong>de</strong>r psychische<br />

Erkrankungen zugeschrieben. In<br />

<strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Beteiligten drohen <strong>de</strong>m<br />

Kind sexueller Missbrauch und Entführung,<br />

weshalb es vor <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren und <strong>de</strong>ssen<br />

Einfluss geschützt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Nach Alberstötter sind in <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />

Setting, Zielperspektiven, Beratungsstrategien<br />

und konkrete Interventionen von <strong>de</strong>r Ausprägung<br />

<strong>de</strong>r Konflikteskalation abhängig.<br />

Dietrich und Paul (in Vorbereitung) diskutieren<br />

als Entstehungsbedingungen hoch strittigen<br />

Verhaltens in Orientierung an Johnston und<br />

Campbell (1988) folgen<strong>de</strong> Einflussgrößen:<br />

• Frühere, dysfunktional verlaufene familiale<br />

Interaktionsprozesse;<br />

• Dynamik <strong>de</strong>s Trennungsverlaufs;<br />

• <strong>de</strong>mografische Faktoren (Einkommensdifferenzen,<br />

kulturelle Unterschie<strong>de</strong>) und<br />

• Einbezug von neuen Partnern und Verwandten<br />

in das Konfliktgeschehen.<br />

Die Autoren weisen darauf hin, dass <strong>de</strong>r trennungsbedingte<br />

Verlust von Lebensperspektiven<br />

regelmäßig die psychische Stabilität und <strong>de</strong>n<br />

Selbstwert <strong>de</strong>r Betroffenen beeinträchtigt sowie<br />

Ängste und psychosomatische Störungen<br />

hervorrufen kann. Als relevante individuelle<br />

Faktoren sehen sie u.a.:<br />

• Emotionale Bindung,<br />

• spezifische intrapsychische Bewältigungsformen,<br />

• akzentuierte Persönlichkeitsstrukturen, z. B.<br />

narzisstische Vulnerabilität;<br />

• intergenerationale Scheidungstransmission.<br />

Die Autoren sehen interagieren<strong>de</strong> intrapsychische<br />

und interpersonale Faktoren in multiplen<br />

Kontexten. Auch sie gehen davon aus, dass dies<br />

Konsequenzen für die jeweils abzuleiten<strong>de</strong>n<br />

Interventionen habe.<br />

3. Die Situation <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

hoch strittiger Eltern<br />

Was hoch eskalierte Elternkonflikte bei Kin<strong>de</strong>rn<br />

auslösen, ist öffenlichkeitswirksam im<br />

Zusammenhang mit PAS (Parental Alienation<br />

Syndrome) diskutiert wor<strong>de</strong>n. Der Begriff wur<strong>de</strong><br />

etwa 1984 von <strong>de</strong>m amerikanischen Psychiater<br />

R. Gardner eingeführt. In Deutschland begann<br />

eine intensive und kritische Diskussion nach <strong>de</strong>r<br />

Veröffentlichung eines Aufsatzes von Kodjoe<br />

und Koeppel (1998).<br />

Nach Gardner ist das elterliche Entfremdungssyndrom<br />

eine Persönlichkeitsstörung, die<br />

hauptsächlich in Zusammenhang mit Konflikten<br />

<strong>de</strong>r Eltern auftritt. Sie resultiert aus programmieren<strong>de</strong>r<br />

(»gehirnwäscheartiger«) elterlicher<br />

Indoktrination und eigenen Beiträgen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

zur Verteufelung <strong>de</strong>s (an<strong>de</strong>ren) Elternteils.<br />

Häufig auftreten<strong>de</strong> Symptome sind nach Gardner<br />

unter an<strong>de</strong>rem<br />

• vage, absur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r leichtfertige Erklärungen<br />

für die Herabsetzung eines Elternteils,<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

• Fehlen von Ambivalenz,<br />

• reflexartige Unterstützung <strong>de</strong>s entfrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Elternteils im elterlichen Konflikt,<br />

• Abwesenheit von Schuldgefühlen wegen<br />

Grausamkeiten und/o<strong>de</strong>r Ausbeutung eines<br />

entfrem<strong>de</strong>ten Elternteils,<br />

• die Gegenwart ausgeborgter Szenarien<br />

(Gardner, 1998).<br />

Die Beschreibung <strong>de</strong>r entfrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verhaltensmuster<br />

<strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>s auffälligen Verhaltens<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, wie sie bei Konzepten von<br />

PAS entwickelt wur<strong>de</strong>n, sind für das Verstehen<br />

von Interaktionen und Haltungen bei hoch eskalierten<br />

Elternkonflikten be<strong>de</strong>utsam und hilfreich.<br />

Das Konzept PAS insgesamt ist jedoch unter<br />

mehreren Aspekten mit Risiken verbun<strong>de</strong>n:<br />

• Es legt mitunter ein vereinfachtes Verständnis<br />

<strong>de</strong>r Interaktionen zwischen hoch strittigen<br />

Eltern sowie zwischen Kin<strong>de</strong>rn und Eltern<br />

nahe. Es besteht z.B. die Gefahr, dass in<br />

diesem Kontext mit <strong>de</strong>r Anschuldigung von<br />

Kin<strong>de</strong>smisshandlung und Kin<strong>de</strong>smissbrauch<br />

nicht genügend differenziert umgegangen<br />

wird.<br />

• Der Begriff an sich legt ein lineares Verständnis<br />

von Entfremdungsprozessen nahe. Das<br />

Geschehen ist in <strong>de</strong>r Regel jedoch komplex<br />

und macht eine explizit systemische Herangehensweise<br />

notwendig.<br />

• Das Konzept PAS fokussiert auf die Beziehung<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s zu <strong>de</strong>n Eltern. In gewisser<br />

Weise stellt es die Tria<strong>de</strong> Mutter – Vater –<br />

Kind mehr in <strong>de</strong>n Mittelpunkt als das Kind<br />

selbst, seine Situation und seine Befindlichkeit<br />

angesichts hochgradiger Elternkonflikte.<br />

Für die Beratungsarbeit <strong>de</strong>r Jugendhilfe sind vor<br />

allem Untersuchungen und Befun<strong>de</strong> von Be<strong>de</strong>utung,<br />

die sich auf das Kind selbst und die für<br />

das Kind selbst entstehen<strong>de</strong>n Folgen beziehen.<br />

Vor psychoanalytischem Hintergrund legte<br />

Figdor eine auf das Kind »und die psychischen<br />

Vorgänge, die das Scheidungsgeschehen ausmachen<br />

bzw. ihm folgen« (1991, S.28) bezogene<br />

Studie vor. Spätestens seit <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />

von Figdor (1991) wird <strong>de</strong>r Zusammenhang<br />

zwischen Elternkonflikten und psychotraumatologischen<br />

Folgen für die Kin<strong>de</strong>r thematisiert.<br />

Befriedigen<strong>de</strong> Antworten auf die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Fragen liegen allerdings nicht vor.<br />

Mit <strong>de</strong>n Langzeitfolgen von Trennung und Scheidung<br />

für Kin<strong>de</strong>r haben sich Wallerstein, Lewis<br />

und Blakeslee (2002) befasst. Sie zeichnen ein<br />

sehr negatives Bild <strong>de</strong>r Scheidungsfolgen. Das<br />

eigentliche Gewicht <strong>de</strong>r elterlichen Scheidung<br />

für Kin<strong>de</strong>r mache sich nicht in <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>r<br />

Kindheit bemerkbar, son<strong>de</strong>rn kulminiere im<br />

Erwachsenenleben. Das Fehlen einer guten<br />

(Beziehungs-)Vor<strong>lag</strong>e wirke sich negativ auf die<br />

Suche nach Liebe, Intimität und persönlicher<br />

Bindung aus. Angst veranlasse viele Scheidungskin<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>n falschen Partner zu wählen,<br />

bei Problemen zu rasch aufzugeben o<strong>de</strong>r sich<br />

überhaupt nicht auf eine Partnerbeziehung<br />

einzulassen.<br />

Hetherington (2003) hingegen führt aus, dass<br />

trotz möglicher kurzfristiger Folgen bei ca.<br />

75% aller Scheidungsfamilien die mittel- und<br />

langfristige Anpassung an die neue Situation<br />

gut gelinge. Scheidung könne vielen Frauen<br />

und beson<strong>de</strong>rs Mädchen die Chance zu einem<br />

bemerkenswerten persönlichen Wachstum<br />

eröffnen.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Kölner Langzeitstudie<br />

(Schmidt-Denter, 2000) sind geeignet, die<br />

Scheidungsfolgen für Kin<strong>de</strong>r bei hoch strittigen<br />

Elternsystemen zu beleuchten. Mit Hilfe einer<br />

Clusteranalyse ermittelte <strong>de</strong>r Autor, dass sich<br />

bei einem Teil <strong>de</strong>r über einen Zeitraum von<br />

sechs Jahren beobachteten Scheidungskin<strong>de</strong>r<br />

das Ausmaß <strong>de</strong>r registrierten kindlichen Verhaltensauffälligkeiten<br />

auf einem sehr hohen Niveau<br />

bewegte. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei also um dauerhaft<br />

hoch belastete Kin<strong>de</strong>r. Eine Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r sozialen Risiko- und Schutzfaktoren ergab,<br />

dass die weitaus meisten Zusammenhänge bei<br />

Merkmalen <strong>de</strong>r familiären Beziehungsgestaltung<br />

nach <strong>de</strong>r Trennung bzw. Scheidung gefun<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n. »Diese Bedingungen mo<strong>de</strong>rieren somit<br />

sehr wesentlich Ausprägung und Verlauf<br />

kindlicher Verhaltensauffälligkeiten. Als soziale<br />

Risikofaktoren erwiesen sich insbeson<strong>de</strong>re<br />

eine negativ erlebte Beziehung zum getrennt<br />

leben<strong>de</strong>n Vater, ungelöste Partnerschafts- und<br />

Trennungsprobleme beziehungsweise eine<br />

misslungene Neu<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r Beziehung zwischen<br />

<strong>de</strong>n Eltern sowie ein sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

beziehungsweise verschlechtern<strong>de</strong>r elterlicher<br />

Erziehungsstil.« (S.22) Auch noch sechs Jahre<br />

nach <strong>de</strong>r elterlichen Trennung, so die Ergebnisse<br />

Seite 31


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

von Schmidt-Denter, bestimmt die Gestaltung<br />

<strong>de</strong>r elterlichen Beziehung maßgeblich das Kin<strong>de</strong>swohl.<br />

Hoch strittige Eltern sind also nicht<br />

nur selbst belastet; ihre Konflikte sind vor allem<br />

auch eine dauerhafte Belastung für die betroffenen<br />

Kin<strong>de</strong>r.<br />

4. Beratungsarbeit bei hoch eskalierten<br />

Elternkonflikten<br />

4.1 Stand <strong>de</strong>r Konzeptbildung<br />

Dietrich und Paul (in Vorbereitung) konstatieren,<br />

dass es in Deutschland bislang keine evaluierten<br />

Interventionskonzepte zum Umgang mit hoch<br />

strittigen Scheidungsfamilien gibt. Auf <strong>de</strong>r Basis<br />

einer Sichtung US-amerikanischer Ansätze<br />

berichten sie über spezielle Elternprogramme<br />

und Mediationsansätze, die für Hochkonfliktparteien<br />

entwickelt wur<strong>de</strong>n. Diese weisen einen<br />

höheren Anteil an Beratung, Information und<br />

Verhaltenstraining auf, um die psychischen und<br />

emotionalen Probleme anzugehen, die <strong>de</strong>n Partnern<br />

ein »Aufgeben« ihres Konfliktverhaltens<br />

unmöglich machen. Die betroffenen Eltern wer<strong>de</strong>n<br />

vom Gericht jeweils verpflichtet, das Training<br />

durchzuführen. Je nach Programm wer<strong>de</strong>n sehr<br />

unterschiedliche Strategien praktiziert, u.a.<br />

• Durchführung einer umfangreichen Diagnostik<br />

<strong>de</strong>r Eltern, die <strong>de</strong>r Vermittlung einer<br />

adäquaten Unterstützung dient;<br />

• Verän<strong>de</strong>rung verzerrter Überzeugungen <strong>de</strong>r<br />

Streitparteien;<br />

• Einsatz von Vi<strong>de</strong>oberichten älterer Kin<strong>de</strong>r,<br />

die schil<strong>de</strong>rn, wie sie solche Konflikte erlebt<br />

haben;<br />

• Vermittlung und Übung konstruktiver Verhandlungsstrategien;<br />

• Verbesserung <strong>de</strong>r Kommunikation;<br />

• Hilfen beim Erkennen eigener und frem<strong>de</strong>r<br />

Interessen.<br />

Ein Überblick über spezifische Programme für<br />

hoch strittige Scheidungen fin<strong>de</strong>t sich bei Neff<br />

und Cooper (2004).<br />

Nach Johnston (2002) haben die Folgen einer<br />

Scheidung viel damit zu tun, wie die Trennung<br />

im Einzelnen verlaufen ist und welche<br />

Unterstützung o<strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung die oft leicht<br />

kränkbaren Scheidungsbetroffenen im Verlauf<br />

erfahren haben. In Zusammenfassung ihrer<br />

zwanzigjährigen Erfahrung in Forschung und<br />

praktischer Beratungsarbeit äußert die Autorin<br />

die Überzeugung, dass <strong>de</strong>r Wechsel von einem<br />

Konfliktmo<strong>de</strong>ll zu einem kooperativen Ansatz<br />

nicht nur in Familiensachen notwendig ist, son<strong>de</strong>rn<br />

auch einen Wechsel im Selbstverständnis<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Professionen verlangt.<br />

In Deutschland stellten Fthenakis und Mitarbeiter<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r 1990er-Jahre eine Liste<br />

spezialisierter Beratungseinrichtungen zum<br />

Thema Trennung und Scheidung zusammen,<br />

die 25 Adressen umfasste (Fthenakis, Niesel &<br />

Griebel, 1993). In je<strong>de</strong>m Fall arbeiteten diese<br />

Einrichtungen mit interdisziplinärer Orientierung.<br />

Wegweisend waren u.a. <strong>de</strong>r Münchner<br />

»Familiennotruf« und <strong>de</strong>r »<strong>Trialog</strong>« in Münster.<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstellen<br />

nahmen zunehmend scheidungsspezifische<br />

Angebote und Aspekte auf. Holzheuer, Le<strong>de</strong>rle<br />

und Rossberger (1990) stellten exemplarisch die<br />

Unterschie<strong>de</strong> einer Trennungs- und Scheidungsberatung<br />

im Vergleich zu einer herkömmlichen<br />

Beratung dar.<br />

Nachhaltige Impulse für die Trennungs- und<br />

Scheidungsberatung vermittelte die wissenschaftliche<br />

Jahrestagung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung 1991 in Mainz (Menne,<br />

Schilling & Weber, 1993). Sie stand unter <strong>de</strong>m<br />

Thema: »Trennung und Scheidung – Folgen und<br />

Hilfen für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche«.<br />

Nach Dietrich und Paul (in Vorbereitung) hat die<br />

Entwicklung von Mo<strong>de</strong>llen, die auf die Situation<br />

hoch strittiger Scheidungsfamilien abgestimmt<br />

sind, in Deutschland erst vor wenigen Jahren<br />

begonnen. Die bisher vorliegen<strong>de</strong>n Ansätze<br />

zum Umgang mit eskalierten Elternkonflikten<br />

beschreiben vor allem Konzepte zum begleiteten<br />

Umgang (Balloff & Gebert, 2003; Spindler, 2002)<br />

und Formen integrativer Beratung (Buchholz-<br />

Graf et al., 1998; Rudolf, 2003).<br />

Eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung<br />

hat sich in <strong>de</strong>r Zeit von 2002<br />

bis 2004 vor allem mit praxisbezogenen Fragen<br />

einer Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern<br />

nach Trennung und Scheidung auseinan<strong>de</strong>r<br />

gesetzt. Ausgangspunkt war <strong>de</strong>r Umstand, dass<br />

Familiengerichte und Jugendämter vermehrt<br />

hoch strittige Eltern in die Beratungsstellen vermittelten,<br />

dort aber kaum elaborierte Konzepte<br />

für <strong>de</strong>n Umgang mit diesem Klientel vor<strong>lag</strong>en.<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Ausführungen greifen wesent-<br />

Seite 32


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

liche Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe auf. Sie<br />

betonen somit Perspektiven, die sich aus <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit von Erziehungsberatungsstellen ergeben.<br />

Diese sind jedoch weitgehend übertragbar<br />

auf an<strong>de</strong>re beraten<strong>de</strong> Dienste im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Trennungs- und Scheidungsberatung. (Siehe<br />

dazu Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung,<br />

2005, Stellungnahme zur Beratung hoch strittiger<br />

Eltern.)<br />

4.2 Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Beratung hoch<br />

strittiger Eltern<br />

Nach Weber (1998, S. 167) hat sich in <strong>de</strong>n<br />

1970er-Jahren in <strong>de</strong>r Erziehungs-, Ehe-, Familien-<br />

und Lebensberatung mit <strong>de</strong>r Etablierung<br />

therapeutischer Metho<strong>de</strong>n ein weitgehend<br />

therapeutisches Selbstverständnis entwickelt.<br />

»Prägend für das Verständnis von Beratungsprozessen<br />

wur<strong>de</strong> die Auffassung, dass sie gera<strong>de</strong><br />

dann ein Weg für die Lösung von Problemen<br />

und Konflikten und zur Weiterentwicklung von<br />

Menschen und Formen <strong>de</strong>s menschlichen Zusammenlebens<br />

seien, wenn sie<br />

• frei von allen Interessen und Vorgaben Dritter<br />

sind,<br />

• in keinem Zusammenhang mit formalen<br />

Entscheidungen und hoheitlichen Machtverhältnissen<br />

stehen und<br />

• grundsätzlich als Prozesse mit offenem Ausgang<br />

begriffen wer<strong>de</strong>n.«<br />

Gemessen daran erweist sich Beratungsarbeit<br />

im Kontext hoch strittiger Eltern als grundsätzlich<br />

an<strong>de</strong>rsartig:<br />

• Die »Ratsuchen<strong>de</strong>n« sind häufig geschickt<br />

o<strong>de</strong>r ihnen ist nach §52 FGG mit <strong>de</strong>r Aussetzung<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens eine Beratung nahe<br />

gelegt wor<strong>de</strong>n. Nicht wenige sehen sich zur<br />

Beratung genötigt. Auch wünschen sie nicht<br />

eigentlich einen Beratungsprozess, son<strong>de</strong>rn<br />

einen Verbün<strong>de</strong>ten für ihre Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Elternteil. In Bezug auf<br />

Beratungsprozess und Beratungssetting sind<br />

sie weitgehend fremdbestimmt.<br />

• Beratungsprozesse mit hoch strittigen Eltern<br />

stehen meist unter <strong>de</strong>m Vorzeichen, <strong>de</strong>m<br />

Recht <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s auf Umgang mit bei<strong>de</strong>n<br />

Elternteilen und <strong>de</strong>r Pflicht und <strong>de</strong>m Recht<br />

bei<strong>de</strong>r Eltern auf Umgang mit <strong>de</strong>m Kind Geltung<br />

zu verschaffen – oft gegen die Überzeugung<br />

<strong>de</strong>r Eltern, die meinen, <strong>de</strong>r Kontakt zum<br />

an<strong>de</strong>ren Elternteil sei für das Kind schädlich.<br />

• Die Überweisungskontexte wie die grundsätzliche<br />

Notwendigkeit <strong>de</strong>r Vernetzung<br />

(siehe 4.3) machen eine verbindliche Koordination<br />

mit <strong>de</strong>r Tätigkeit an<strong>de</strong>rer Scheidungsprofessionen<br />

notwendig. Beratungsarbeit bei<br />

hoch eskalierten Elternkonflikten be<strong>de</strong>utet<br />

Übernahme einer verlässlichen Rolle in<br />

einem sensibel vernetzten System.<br />

• Bei hoch strittigen Eltern besteht die Ten<strong>de</strong>nz<br />

zu emotionalen Polarisierungen. Die Dynamik<br />

<strong>de</strong>r elterlichen Konflikte macht auch vor <strong>de</strong>n<br />

Beratungsfachkräften nicht Halt. Sie wer<strong>de</strong>n<br />

in Frage gestellt, angefein<strong>de</strong>t und diffamiert.<br />

Beratungsinhalte wer<strong>de</strong>n in die Öffentlichkeit<br />

gebracht, verzerrt und instrumentalisiert. Der<br />

gewohnte Schutz für Beratungsprozesse geht<br />

verloren.<br />

• Aus <strong>de</strong>m Wissen um die Belastung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

bei eskalierten Elternkonflikten ergibt sich<br />

insbeson<strong>de</strong>re für die Beratungseinrichtungen<br />

<strong>de</strong>r Jugendhilfe ein zweiter Auftrag, nämlich<br />

nicht nur mit <strong>de</strong>n Eltern zu arbeiten, son<strong>de</strong>rn<br />

auch unmittelbar für das Wohl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

zu sorgen. Dies kann auch be<strong>de</strong>uten, im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Beratungsarbeit Maßnahmen<br />

zu implementieren, durch die die Kin<strong>de</strong>r unmittelbar<br />

geschützt und unterstützt wer<strong>de</strong>n<br />

(Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung,<br />

2005).<br />

Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern hat<br />

also nicht nur eigene Vorzeichen für die Beratungstätigkeit<br />

mit <strong>de</strong>n Eltern selbst (4.3). Sie<br />

ist mit zusätzlichen Leistungen und Aufgaben<br />

(Unterstützung und Beteiligung von Kin<strong>de</strong>rn, 4.4)<br />

verbun<strong>de</strong>n, erfor<strong>de</strong>rt neue Kooperationsformen<br />

(4.5) und beson<strong>de</strong>re Rahmenbedingungen (4.6).<br />

4.3 Beratung <strong>de</strong>r Eltern<br />

Der Anspruch »Eltern bleiben Eltern«, <strong>de</strong>r gemeinsame<br />

Elternschaft und Kooperation zum<br />

Wohl <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s meint und für die meisten<br />

Beratungsprozesse zielführend ist, liegt bei<br />

hoch strittigen Eltern oftmals weitab von <strong>de</strong>r<br />

Überzeugung und <strong>de</strong>n psychischen Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Betroffenen. Er kann bei <strong>de</strong>n um die<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Kin<strong>de</strong>r kämpfen<strong>de</strong>n Vätern und Müttern massive<br />

Abwehr auslösen und sich als kontraproduktiv<br />

erweisen (Weber, 2002). Die Realisierung einer<br />

parallelen Elternschaft, bei <strong>de</strong>r Eltern sich<br />

ermöglichen, ihre Rolle als Vater und Mutter einzunehmen,<br />

erscheint im gegebenen Zusammenhang<br />

realitätsnäher und für die Beratungsarbeit<br />

(je<strong>de</strong>nfalls zunächst) perspektivisch sinnvoller.<br />

Wie Scheidungsmediation zielt Beratung hoch<br />

strittiger Eltern auf die Erarbeitung von Lösungsvorschlägen,<br />

die von allen Beteiligten akzeptiert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Doch liegt in <strong>de</strong>r Mediation die<br />

Verantwortung bei bei<strong>de</strong>n Parteien. »Sie sind<br />

es, die direkt miteinan<strong>de</strong>r verhan<strong>de</strong>ln sollen, ja<br />

müssen.« (Diez & Kra<strong>bb</strong>e, 1995, S.68) Da es bei<br />

eskalierten Elternkonflikten um die Kin<strong>de</strong>r und<br />

<strong>de</strong>ren Wohl geht, diese ihre eigenen Interessen<br />

jedoch in aller Regel nicht selbst vertreten<br />

und verhan<strong>de</strong>ln können, sind Konzepte und<br />

Techniken <strong>de</strong>r Mediation hilfreicher Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Beratungsarbeit, jedoch keinesfalls ausreichend.<br />

In <strong>de</strong>r praktischen Arbeit mit hoch<br />

strittigen Eltern wer<strong>de</strong>n meist Vorgehensweisen<br />

und Techniken <strong>de</strong>r Mediation mit beraterischen,<br />

systemischen und lösungsorientierten Ansätzen<br />

verbun<strong>de</strong>n.<br />

Alberstötter (2004) geht davon aus, dass die<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Konfliktintensität <strong>de</strong>r Eltern eine<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r beraterischen Interventionen in<br />

Richtung bewusst wahrgenommener Kontrolle<br />

notwendig macht. Parallel zu seinem dreistufigen<br />

Eskalationsmo<strong>de</strong>ll stellt er die Frage, was<br />

auf <strong>de</strong>r jeweiligen Eskalationsstufe zu tun sei.<br />

Dabei benennt er:<br />

• Vertrag auf Gegenseitigkeit – »Gibst du mir,<br />

geb’ ich dir.«<br />

• Schlichtung – »Wenn zwei sich (endlos) streiten,<br />

machen Dritte einen Plan.«<br />

• Hilfe und Kontrolle – Formen <strong>de</strong>r Grenzsetzung<br />

(im begleiteten Umgang).<br />

Als Formen <strong>de</strong>r Grenzsetzung beschreibt er<br />

institutionelle Basis-Regeln, einzelfallbezogene<br />

Grenzsetzung durch Setting und Vertrag, situative<br />

Ad-hoc-Grenzsetzungen, Grenzsetzung<br />

in Kooperation und Zwangskontext (siehe dazu<br />

auch 4.5).<br />

4.4 Unterstützung und Beteiligung von<br />

Kin<strong>de</strong>rn<br />

Da eskalierte Elternkonflikte nach Trennung und<br />

Scheidung häufig eine lang andauern<strong>de</strong> Belastung<br />

für die Kin<strong>de</strong>r darstellen, ist es notwendig,<br />

dies im Rahmen <strong>de</strong>r Beratungsarbeit explizit in<br />

<strong>de</strong>n Blick zu nehmen.<br />

Kin<strong>de</strong>r sind nach einer Trennung <strong>de</strong>r Eltern<br />

von diesen emotional beson<strong>de</strong>res abhängig.<br />

Sind Vater und Mutter hoch strittig, so stellen<br />

Kin<strong>de</strong>r eigene Belange zurück und unterziehen<br />

sich höchsten Anpassungsleistungen, um <strong>de</strong>n<br />

Konflikt zu been<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zu begrenzen (Weber,<br />

2004). Die kindliche Bewältigungsstrategie, sich<br />

angesichts <strong>de</strong>r Unlösbarkeit <strong>de</strong>s Konfliktes auf<br />

die Seite eines Elternteiles zu sch<strong>lag</strong>en und<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Elternteil, seine Welt sowie die<br />

Beziehung zu ihm nicht mehr wahrzunehmen,<br />

schafft aktuelle Entlastung, ist unter entwicklungspsychologischen<br />

Vorzeichen jedoch be<strong>de</strong>nklich.<br />

Damit Kin<strong>de</strong>r in solchen Situationen<br />

in gesun<strong>de</strong>r Weise entlastet wer<strong>de</strong>n und sich<br />

gegenüber Vereinnahmungsten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r<br />

streiten<strong>de</strong>n Eltern abgrenzen können, sind sie<br />

auf die Unterstützung Dritter angewiesen. Eine<br />

solche Unterstützung gehört zur Beratungsarbeit<br />

mit Eltern bei hoch eskalierten Konflikten.<br />

Artikel 12 <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rrechtskonvention <strong>de</strong>r Vereinten<br />

Nationen formuliert Beteiligungsrechte<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, die in §17 SGB VIII Berücksichtigung<br />

gefun<strong>de</strong>n haben. Danach ist das Kind in<br />

angemessener Weise bei <strong>de</strong>r Entwicklung von<br />

Konzepten für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen<br />

Sorge zu beteiligen. Doch muss in Anbetracht<br />

<strong>de</strong>r angesprochenen psychischen Situation <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass es<br />

eine autonome und nicht unter <strong>de</strong>r Regie <strong>de</strong>r eigenen<br />

Ängste stehen<strong>de</strong> Haltung bei eskalierten<br />

Elternkonflikten nicht gibt. Die in einer solchen<br />

Situation notwendige Unterstützung von Kin<strong>de</strong>rn<br />

ist <strong>de</strong>shalb in vielen Fällen auch Voraussetzung<br />

dafür, dass das Kind seine eigenen Interessen<br />

klären und <strong>de</strong>n Mut haben kann, sie zu äußern.<br />

Insofern ist sie auch Voraussetzung für die Realisierung<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Charta <strong>de</strong>r Vereinten Nationen<br />

und im KindRG formulierten Beteilungsrechte<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s. Unterstützung und Beteiligung wird<br />

in Abhängigkeit vom Alter und <strong>de</strong>r Situation <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s gewährleistet u.a. durch<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

• kindbezogene diagnostische Metho<strong>de</strong>n und<br />

Erarbeitung <strong>de</strong>r Ergebnisse mit <strong>de</strong>n Eltern;<br />

• Gruppeninterventionsprogramme für Scheidungskin<strong>de</strong>r<br />

(s.u.a. Fthenakis et al., 1995);<br />

• Beteiligung und Unterstützung von Kin<strong>de</strong>rn<br />

in Orientierung an spieltherapeutischen<br />

Konzepten;<br />

• Veranlassung von Verfahrenspflege (Peters<br />

& Schimke, 1999) o<strong>de</strong>r Durchführung von<br />

an <strong>de</strong>r Verfahrenspflege orientierten Maßnahmen.<br />

4.5 Kooperation<br />

Die herkömmliche familiengerichtliche Verfahrensweise<br />

be<strong>de</strong>utet, dass das Gericht anstelle<br />

<strong>de</strong>r streiten<strong>de</strong>n Eltern entschei<strong>de</strong>t und damit ein<br />

Konzept für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen<br />

Sorge und <strong>de</strong>s Umgangs vorgibt. In diesem<br />

System spielen die im gerichtlichen Verfahren<br />

beteiligten Professionen und Institutionen die<br />

Rolle von Entscheidungshelfern <strong>de</strong>s Gerichts.<br />

Ein solches Vorgehen entspricht jedoch nicht<br />

<strong>de</strong>m Grundgedanken <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform,<br />

<strong>de</strong>n Eltern die Verantwortung für das<br />

Wohl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r auch nach einer Trennung zu<br />

übertragen. Auch verschärft es eher Konflikte,<br />

als dass es Einvernehmlichkeit zum Wohle <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r schafft (s.Abschnitt 1). Im Rahmen neuer<br />

Konzepte zum Umgang mit Familienkonflikten<br />

verfolgen alle beteiligten Professionen das Ziel,<br />

<strong>de</strong>n elterlichen Konflikt zu lösen. Die Entwicklung<br />

eines einvernehmlichen Konzeptes wird<br />

zu einem interdisziplinären Projekt, in <strong>de</strong>m das<br />

Familiengericht die an<strong>de</strong>ren Professionen ins<br />

Spiel bringt und ihnen Raum gibt, ihre jeweiligen<br />

Kompetenzen zur Konfliktlösung einzubringen.<br />

Übernimmt in einem so verstan<strong>de</strong>nen Verfahren<br />

eine Beratungsstelle (vorübergehend) die<br />

Zuständigkeit für einen Fall, so hat sie die doppelte<br />

Aufgabe, »Kin<strong>de</strong>rn, Vätern und Müttern in<br />

einer sehr angespannten psychischen Situation<br />

die Bearbeitung intimer persönlicher Themen<br />

in einem geschützten Raum zu ermöglichen,<br />

und an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>nnoch eine für die an<strong>de</strong>ren<br />

Scheidungsprofessionen transparente und verlässliche<br />

Rolle einzunehmen« (Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung, 2005, S. 7).<br />

Doch ist Kooperation nicht nur wegen <strong>de</strong>r jeweils<br />

gegebenen Überweisungskontexte unerlässlich.<br />

Hoch strittige Eltern suchen die Fachkräfte<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Scheidungsprofessionen zu<br />

Verbün<strong>de</strong>ten zu machen, o<strong>de</strong>r, wenn sie <strong>de</strong>ren<br />

Verhalten als nicht ihren Interessen und<br />

Überzeugungen entsprechend erleben, sie zu<br />

bekämpfen und gegeneinan<strong>de</strong>r zu instrumentalisieren.<br />

Ihre Konfliktdynamik inszeniert einen<br />

vielschichtigen Prozess, in <strong>de</strong>n viele Personen<br />

und Institutionen eingebun<strong>de</strong>n sind. Ohne koordinierte<br />

Regel- und Grenzsetzungen durch die<br />

beteiligten Scheidungsprofessionen ist ein therapeutisches<br />

Einwirken auf das Familiensystem<br />

nicht möglich (Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung,<br />

2005). Um mit ihren spezifischen<br />

Kompetenzen wirksam sein zu können, ist also<br />

Beratung auf eine verlässliche Arbeitsweise <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Professionen angewiesen.<br />

Ein <strong>de</strong>rmaßen vernetztes Arbeiten <strong>de</strong>r Professionen<br />

setzt gemeinsame Zielvereinbarungen<br />

voraus. Bei hoch strittigen Eltern geht es dabei<br />

wesentlich um das Bemühen, <strong>de</strong>m Kind die Beziehung<br />

zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen zu erhalten und<br />

ihm dabei eine so weit wie möglich konfliktfreie<br />

Situation zu schaffen. An vielen Orten wur<strong>de</strong>n<br />

interdisziplinäre Arbeitskreise gegrün<strong>de</strong>t, die<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r regionalen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

Konzepte für die Umsetzung solcher<br />

Ziele entwickeln.<br />

4.6 Neue Rahmenbedingungen<br />

Die aufgezeigten Überweisungskontexte, die<br />

Notwendigkeit einer Arbeit im Netzwerk und die<br />

Dynamik <strong>de</strong>r Konflikte machen es erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

für die Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern<br />

neue Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />

4.6.1 Zwangskontext<br />

Insbeson<strong>de</strong>re für Erziehungsberatungsstellen<br />

gilt, dass Anmeldungen häufig in einem gewissen<br />

Zwangkontext stehen: wenn Schulen,<br />

Kin<strong>de</strong>rtagesstätten o<strong>de</strong>r Ärzte eine Empfehlung<br />

zur Erziehungsberatung aussprechen, so setzen<br />

sie damit von außen einen gewissen Druck.<br />

In <strong>de</strong>n meisten Fällen allerdings wird in Anbetracht<br />

<strong>de</strong>r Akzeptanz dieser Institutionen und<br />

ihrer Ziele eine solche Empfehlung akzeptiert.<br />

Dadurch entsteht eine eigene Motivation. Bei<br />

hoch strittigen Eltern dagegen stellt eine »Verweisung«<br />

an die Beratungsdienste häufig eine<br />

im Grun<strong>de</strong> nicht akzeptierte Vorgabe dar, <strong>de</strong>r<br />

die betroffenen Väter und Mütter <strong>de</strong>shalb folgen,<br />

weil sonst unerwünschte Entscheidungen <strong>de</strong>s<br />

Gerichts – o<strong>de</strong>r auch unerwünschte Statements<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

<strong>de</strong>s Jugendamtes – folgen. Im Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren<br />

Verweisungskontexten ist also bei hoch<br />

eskalierten Elternkonflikten ein höheres Maß an<br />

Fremdbestimmung gegeben.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis lösen hoch strittige Eltern <strong>de</strong>nn<br />

auch häufig Versprechen, die sie z.B. bei einer<br />

beim Gericht getroffenen Vereinbarung gegeben<br />

haben, nicht ein (z.B. eine umgehen<strong>de</strong> Anmeldung<br />

bei einem Beratungsdienst). Es liegt dann<br />

bei <strong>de</strong>r Beratungsstelle, durch geeignete Formen<br />

<strong>de</strong>r Kooperation mit <strong>de</strong>m Gericht <strong>de</strong>nnoch Voraussetzungen<br />

für einen Beratungsprozess zu<br />

schaffen und die »Überwiesenen« dafür zu gewinnen<br />

(siehe dazu Buchholz-Graf et al., 1998).<br />

4.6.2 Gerichtsnahe Beratung<br />

Im gegebenen Zusammenhang haben sich<br />

verschie<strong>de</strong>ne Formen gerichtsnaher Beratung<br />

entwickelt. Insbeson<strong>de</strong>re die Mo<strong>de</strong>lle Regensburg<br />

(Vergho & Lossen, 1993) und Cochem<br />

(Rudolf, 2003) sind in diesem Zusammenhang<br />

bekannt gewor<strong>de</strong>n. Dabei geht es vor allem<br />

darum, die vom Gericht nahe gelegte Beratung<br />

(o<strong>de</strong>r die beim Gericht getroffene Vereinbarung,<br />

eine Beratung in Anspruch zu nehmen)<br />

schnell einzuleiten. Dies geschieht, in<strong>de</strong>m ein<br />

Beratungsraum im Gerichtsgebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r eine<br />

nahe gelegene Beratungsstelle unmittelbar nach<br />

<strong>de</strong>m Gerichtstermin aufgesucht und dort eine<br />

terminliche Vereinbarung getroffen wird. Die Gestaltung<br />

<strong>de</strong>s Beratungsprozesses erfolgt dann in<br />

Verantwortung <strong>de</strong>r Beratungseinrichtung, doch<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund, dass das Familiengericht<br />

<strong>de</strong>n Beratungsprozess zur Entwicklung eines<br />

einvernehmlichen Konzepts will.<br />

Eine noch weitergehen<strong>de</strong>, bisher nicht evaluierte<br />

Variante gerichtsnaher Beratung besteht<br />

darin, dass Mitarbeiter einer Beratungsstelle<br />

am Gerichtstermin teilnehmen. Dabei wird von<br />

allen beteiligten Institutionen die Ausrichtung<br />

auf das Kin<strong>de</strong>swohl betont, und es wird gemeinsam<br />

ein Konzept für <strong>de</strong>n weiteren Umgang<br />

mit <strong>de</strong>r Konfliktsituation entwickelt. Eltern und<br />

gegebenenfalls anwesen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r lernen dabei<br />

die Mitarbeiter/-innen <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />

kennen. Die Spielregeln und Perspektiven <strong>de</strong>r<br />

Beratungsarbeit wer<strong>de</strong>n beim Gerichtstermin<br />

ver<strong>de</strong>utlicht, Termine können unmittelbar vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n (Konzept Arbeitskreis Neuwied).<br />

4.6.3 Vertrauensschutz<br />

Kooperation mit an<strong>de</strong>ren Einrichtungen und <strong>de</strong>r<br />

Schutz <strong>de</strong>r Vertrauensbeziehung zu Klienten<br />

stehen in einem Spannungsverhältnis. Während<br />

Informationen an die an<strong>de</strong>ren Verfahrensbeteiligten<br />

über <strong>de</strong>n Gang <strong>de</strong>s Verfahrens unerlässlich<br />

sind, ist es jedoch bei hoch strittigen Eltern<br />

auch unerlässlich, mit Inhalten <strong>de</strong>r Beratungsgespräche<br />

vertraulich umzugehen. Fin<strong>de</strong>t also ein<br />

Beratungsprozess in einem Überweisungskontext<br />

statt, so muss dieser Kontext thematisiert,<br />

die dabei gelten<strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>r Fallübergabe<br />

müssen von Anfang an transparent sein.<br />

4.6.4 Deckung<br />

Alberstötter (in Vorbereitung) zeigt auf, dass<br />

ein Setzen von Grenzen und die Kontrolle über<br />

<strong>de</strong>ren Einhaltung eine Deckung durch das relevante<br />

Umfeld notwendig macht. Dabei könne<br />

Deckung nicht als kritikloser Schutz um je<strong>de</strong>n<br />

Preis verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n; sie bedürfe einer<br />

Gegenleistung, nämlich <strong>de</strong>r Transparenz. Als<br />

institutionelle Ebenen <strong>de</strong>r Deckung benennt er<br />

persönliche und fachliche Deckung durch das<br />

Team und Deckung durch <strong>de</strong>n Träger o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Dienstvorgesetzten. Alberstötter macht auch<br />

darauf aufmerksam, dass bei hoch eskalierten<br />

Elternkonflikten alle Mitarbeiter/-innen <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />

– auch die Verwaltungskräfte – sonst<br />

ungewohnten Verführungen, Anfeindungen und<br />

Verunglimpfungen ausgesetzt sein können. Es<br />

entstehen verstärkter Stress und hohe Belastungen<br />

für die involvierten Mitarbeiter/-innen,<br />

somit auch die Notwendigkeit intensiver Vorsorge<br />

für <strong>de</strong>ren Psychohygiene.<br />

Übernahmegespräche und -vereinbarungen, erhöhter<br />

Koordinations- und Vermittlungsaufwand<br />

und die Notwendigkeit einer sorgfältigen Dokumentation<br />

machen auch auf organisatorischer<br />

Ebene gegenüber an<strong>de</strong>ren Beratungsfällen<br />

einen ungleich höheren Verwaltungsaufwand<br />

notwendig.<br />

5. Abschließen<strong>de</strong> Anmerkungen<br />

Je<strong>de</strong>r Beratungsinhalt ist mit einer spezifischen<br />

Dynamik, spezifischen Kontexten und<br />

Implikationen verbun<strong>de</strong>n. Haben Themen und<br />

Probleme Konzepte erfor<strong>de</strong>rt, die <strong>de</strong>m unter<br />

4.1 angesprochenen Selbstverständnis nicht<br />

entsprechen, so wur<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r Vergan-<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

genheit von Erziehungs-, Ehe-, Familien- und<br />

Lebensberatungsstellen oft nicht aufgenommen.<br />

(Für <strong>de</strong>n Umgang mit Themen wie Gewalt und<br />

Kin<strong>de</strong>rschutz wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb vielerorts eigene<br />

Einrichtungen geschaffen.)<br />

Die Praxis zeigt nun, dass die Thematik »Hoch<br />

eskalierte Elternkonflikte« offen unaufhaltsam<br />

auf Erziehungsberatungsstellen »zurollt«; wohl<br />

auch <strong>de</strong>shalb, weil die in <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />

Familienberatung gegebene Zusammenarbeit<br />

von Fachkräften verschie<strong>de</strong>ner Fachrichtungen<br />

und die damit vorhan<strong>de</strong>nen Kompetenzen gute<br />

Voraussetzungen für die Arbeit mit hoch strittigen<br />

Eltern und ihren Kin<strong>de</strong>rn bieten. Doch<br />

verlangt diese Arbeit <strong>de</strong>finitiv an<strong>de</strong>re Arbeitskonzepte<br />

und ein in vielen Bereichen verän<strong>de</strong>rtes<br />

Selbstverständnis.<br />

Alberstötter (in Vorbereitung) folgert, die Arbeit<br />

mit hoch strittigen Fällen wer<strong>de</strong> so zu einer<br />

»Chance <strong>de</strong>r institutionellen Erziehungsberatung,<br />

sich im Hinblick auf diese beson<strong>de</strong>re<br />

Problemstellung (und an<strong>de</strong>re aktuelle Herausfor<strong>de</strong>rungen)<br />

nach Innen und Außen neu zu<br />

erfin<strong>de</strong>n«.<br />

Literatur<br />

Alberstötter, U. (2004). Professionelles Han<strong>de</strong>ln zwischen<br />

Hilfe und Kontrolle im Kontext <strong>de</strong>s begleiteten<br />

Umgangs. In: Hundsalz, A. & Menne, K. (Hrsg.).<br />

Jahrbuch <strong>de</strong>r Erziehungsberatung. Bd.5, Weinheim:<br />

Juventa, S.139–156<br />

Alberstötter, U. (in Vorbereitung). Berater als Akteure<br />

im ungeschützten Konfliktfeld? Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

die Institution Erziehungsberatung in <strong>de</strong>r Arbeit mit<br />

hoch strittigen Eltern. In: Weber, M. & Schilling, H.<br />

(Hrsg.). Eskalierte Elternkonflikte. Beratungsarbeit<br />

bei Hochstrittigkeit. München: Juventa<br />

Balloff, R. & Gebert, I. (2003). Umgang und Begleiteter<br />

Umgang – o<strong>de</strong>r: Wie helfe ich <strong>de</strong>m Kind nach<br />

Elterntrennungen? Praxis <strong>de</strong>r Rechtspsychologie 13<br />

(1), S.107–121<br />

Buchholz-Graf, W., Caspary, C., Keimele<strong>de</strong>r, L. &<br />

Straus, F. (1998). Familienberatung bei Trennung<br />

und Scheidung. Eine Studie über Erfolg und Nutzen<br />

gerichtsnaher Hilfen. Freiburg i.Br.: Lambertus<br />

Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung (2005).<br />

Zur Beratung hoch strittiger Eltern. Informationen<br />

für Erziehungsberatungsstellen 1/05<br />

Coester, M. (1991). Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und<br />

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FamRZ 3, S.253–263<br />

Dietrich, P.S. & Paul, S. (in Vorbereitung a). Hoch<br />

strittige Elternsysteme im Kontext Trennung und<br />

Scheidung. Differentielle Merkmale und Erklärungsansätze.<br />

In: Weber, M. & Schilling, H. (Hrsg.).<br />

Eskalierte Elternkonflikte. Beratungsarbeit bei Hochstrittigkeit.<br />

München: Juventa<br />

Dietrich, P.S. & Paul, S. (in Vorbereitung b). Interventionsansätze<br />

bei hoch eskalierten Trennungskonflikten.<br />

In: Weber, M. & Schilling, H. (Hrsg.). Eskalierte<br />

Elternkonflikte. Beratungsarbeit bei Hochstrittigkeit.<br />

München: Juventa<br />

Dietz, H. & Kra<strong>bb</strong>e, H. (1995): Indikation und Grenzfälle<br />

<strong>de</strong>r Scheidungsmediation. In: Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung (Hrsg.). Scheidungsmediation.<br />

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S.118–123<br />

Figdor, H. (1991). Kin<strong>de</strong>r aus geschie<strong>de</strong>nen Ehen:<br />

Zwischen Trauma und Hoffnung. Mainz: Grünewald<br />

Fthenakis, W., Niesel, R. & Griebel, W. (1993). Scheidung<br />

als Reorganisationsprozess. Interventionsansätze<br />

für Kin<strong>de</strong>r und Eltern. In: Menne, K., Schilling,<br />

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Beratung von Kin<strong>de</strong>rn und Eltern bei Trennung und<br />

Scheidung. Weinheim: Juventa, S.261–289<br />

Gardner, R.A. (1998). The Parental Alienation Syndrome.<br />

A Gui<strong>de</strong> for Mental Health and Legal Professionals.<br />

(2.Auf<strong>lag</strong>e) New Jersey: Creskill<br />

Glasl, F. (1994). Konfliktmanagement. Stuttgart:<br />

Ver<strong>lag</strong> Freies Geistesleben<br />

Hetherington, E.M. & Kelly, J. (2003). Scheidung. Die<br />

Perspektiven <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Weinheim: Beltz<br />

Holzheuer, K., Le<strong>de</strong>rle, O. & Rossberger, H. (1990).<br />

Erfahrungen zur Trennungs- und Scheidungsberatung.<br />

Was unterschei<strong>de</strong>t Trennungs- und Scheidungsberatung<br />

von herkömmlicher Beratung? Informationen<br />

für Erziehungsberatungsstellen 1, S.10–17<br />

Johnston, J.R. (2002). Mo<strong>de</strong>lle fachübergreifen<strong>de</strong>r<br />

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S.378–386<br />

Johnston, J.R. & Campell, L. (1988). Impasses of Divorce:<br />

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New York: Free Press<br />

Jopt, U. (1998). Jugendhilfe und Trennungsberatung.<br />

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Kodjoe, U. & Koeppel, P. (1998). The Parental Alienation<br />

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LBS-Initiative Junge Familie, Fthenakis, W., Chow,<br />

S. & Gemar, K. (Hrsg.) (1995). Gruppeninterventionsprogramm<br />

für Kin<strong>de</strong>r mit getrennt leben<strong>de</strong>n<br />

Seite 37


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

o<strong>de</strong>r geschie<strong>de</strong>nen Eltern. TSK – Trennungs- und<br />

Scheidungskin<strong>de</strong>r. Weinheim: Beltz<br />

Menne, K., Schilling, H. & Weber, M. (Hrsg.) (1993).<br />

Kin<strong>de</strong>r im Scheidungskonflikt. Beratung von Kin<strong>de</strong>rn<br />

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Juventa<br />

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Weinheim: Juventa<br />

Neff, R., Cooper, K. (2004). Parental conflict resolution.<br />

Six-, Twelve-, and Fifteen-Month Follow-ups<br />

of a High-Conflict Program. Family Court Review 42<br />

(1), S.99–114<br />

Peters, J. & Schimke, H.J. (1999). Die Verfahrenspflegschaft<br />

nach §50 FGG – erste Erfahrungen und<br />

Konsequenzen. Kind-Prax 5, S.143–148<br />

Proksch, R. (2003). Ergebnisse <strong>de</strong>r Begleitforschung<br />

zur Kindschaftsrechtsreform. KindPrax 1, S.3–11<br />

Rudolf, J. (2003). Konfliktlösung durch Vernetzung.<br />

Kurze Chronologie einer gelungenen interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit: Der Arbeitskreis Trennung/<br />

Scheidung Cochem-Zell. In: Weber, M., Eggemann-<br />

Dann, H.W. & Schilling, H. (Hrsg.). Beratung bei<br />

Konflikten. Wirksame Interventionen in Familie und<br />

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Scheidung aus kindzentrierter Perspektive. In: Verein<br />

für Kommunalwissenschaften (Hrsg.). Die Reform<br />

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http://www.vfk.<strong>de</strong>/agfj/veranstaltungen/2000-05-12-<br />

dokumentation.pdf, S.15–30<br />

Spindler, M. (2002). Gerichtsnahe Beratung bei<br />

Trennung und Scheidung. O<strong>de</strong>r: Psychologische<br />

Beratung »Wenn nichts mehr geht«? Kind-Prax 3,<br />

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Vergho, C. & Lossen, H. (1993). Familienberatung<br />

bei Trennung und Scheidung im Amtsgericht: Das<br />

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Wallerstein, J., Lewis, J. & Blakeslee, S. (2002).<br />

Scheidungsfolgen – Die Kin<strong>de</strong>r tragen die Last. Eine<br />

Langzeitstudie über 25 Jahre. Münster: Votum<br />

Weber, M. (1998). Das neue Kindschaftsrecht – Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

für Beratungsstellen. Jugendhilfe 3<br />

Weber, M. (2002). Eltern bleiben Eltern!? – o<strong>de</strong>r:<br />

Warum eine gute I<strong>de</strong>e manchmal scheitern muss.<br />

Kind-Prax 4, S.120–125<br />

Weber, M. (2004). Beteiligung von Kin<strong>de</strong>rn bei<br />

Beratung in Fragen <strong>de</strong>r Trennung und Scheidung.<br />

Kind-Prax 2, S.48–53<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Jörg Fichtner<br />

Brauchen Kin<strong>de</strong>r „bei<strong>de</strong> Eltern“ o<strong>de</strong>r<br />

„erstmal Ruhe“? -<br />

Hochkonfliktfamilien und FGG-Reform<br />

Fraglos ist die nun rechtskräftig Reform <strong>de</strong>s<br />

familiengerichtlichen Verfahrens insbeson<strong>de</strong>re<br />

vom Impetus getragen, die für betroffene Familienmitglie<strong>de</strong>r<br />

und beteiligte Fachkräfte häufig<br />

unbe-friedigend verlaufen<strong>de</strong>n gerichtlichen<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung um Aufenthalt und Kontaktregelungen<br />

für die Kin<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r elterlichen<br />

Trennung zu verbessern und damit die teilweise<br />

erheblichen Beeinträchtigungen für die Kin<strong>de</strong>r<br />

im Zentrum dieser Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen zu<br />

verringern. Insbeson<strong>de</strong>re wird dabei auf die in<br />

<strong>de</strong>r angloamerikanischen Literatur schon seit<br />

Jahren beschriebenen und inzwischen auch in<br />

Deutschland zunehmend relevanten Gruppe <strong>de</strong>r<br />

Hochkonflikt-Paare gezielt, <strong>de</strong>nen es auch nach<br />

vielfältigen und lange dauern<strong>de</strong>n Interventionen<br />

durch Beartungsangebote und Gerichte nicht<br />

gelingt, stabile Lösungen dieser Fragen zu fin<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Kelly 2003). Stilbil<strong>de</strong>nd für die Reform<br />

waren allerdings weniger Erfahrungen aus <strong>de</strong>m<br />

fernen englischsprachigen Ausland, als vielmehr<br />

die Aktivitäten einiger engagierter Fachkräfte<br />

aus <strong>de</strong>m Moselstädtchens Cochem. Deren<br />

Bemühungen um eine Beschleunigung <strong>de</strong>s Verfahrens<br />

und <strong>de</strong>ren nachdrückliches Hinwirken<br />

auf elterliche Einigung soll dazu beitragen, eine<br />

aufkommen<strong>de</strong> Konflikteskalation zu verhin<strong>de</strong>rn<br />

und damit auch <strong>de</strong>n A<strong>bb</strong>ruch <strong>de</strong>r Kontakte<br />

zwischen Kin<strong>de</strong>rn und getrennt leben<strong>de</strong>n Elternteil.<br />

Während dieses Vorgehend bereits vor<br />

<strong>de</strong>r Reform in unter-schiedlichen Städten eine<br />

Reihe von Nachahmungen und Adaptationen<br />

gefun<strong>de</strong>n hat, ist die vorliegen<strong>de</strong> Datenbasis<br />

zu <strong>de</strong>n erzielten Effekten <strong>de</strong>s „Cochemer Mo<strong>de</strong>lls“<br />

nicht ganz ein<strong>de</strong>utig (vgl. Fichtner 2006).<br />

Insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>m Blickwinkel hochstrittiger<br />

Eltern und ihrer Kin<strong>de</strong>r lohnt daher ein Blick auf<br />

die nun vorliegen<strong>de</strong> Gesetzesreform, die ohnehin<br />

eine Reihe weiterer relevanter Regelungen<br />

enthält, die für dieses Gruppe von Be<strong>de</strong>utung<br />

sein dürften.<br />

Als Kernanliegen <strong>de</strong>r FGG-Reform, zu <strong>de</strong>r inzwischen<br />

von zahlreichen gesellschaftlichen<br />

Gruppierungen Kommentierungen vorliegen,<br />

sind – gera<strong>de</strong> im Hinblick auf Hochkonflikt-Paare<br />

insbeson<strong>de</strong>re zu nennen (vgl. hierzu auch Ohlemann<br />

2006; Meyer-Seitz et al. 2008):<br />

• Die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gerichtlichen und außergerichtlichen<br />

Streitschlichtung,<br />

• eine effizientere Gestaltung <strong>de</strong>r Durchsetzung<br />

von Entscheidungen zum Sorgerecht,<br />

zur Herausgabe und zu Umgangsregelungen,<br />

• eine Verstärkung <strong>de</strong>r Beteiligungs- und<br />

Mitwirkungsrechte betroffener Kin<strong>de</strong>r durch<br />

Präzisierung <strong>de</strong>r Funktionen <strong>de</strong>s Verfahrensbeistands<br />

(früher: Verfahrenspfleger)<br />

• und schließlich und insbeson<strong>de</strong>re die Beschleunigung<br />

von Verfahren über das Umgangs-<br />

und Sorgerecht durch Einführung<br />

von Elementen <strong>de</strong>s sog. Cochemer Mo<strong>de</strong>lls.<br />

Nicht unmittelbar im FamFG geregelt, aber mit<br />

<strong>de</strong>ssen Einführung im § 1684 BGB verän<strong>de</strong>rt,<br />

wird zusätzlich eine Präzisierung und Aufwertung<br />

<strong>de</strong>r Umgangspflegschaft.<br />

Einigung und Vermittlung<br />

Die in §§ 156 und 165 FamFG gefasste Intention<br />

einer stärkeren Hinwirkung <strong>de</strong>s Familiengerichts<br />

auf Einvernehmen <strong>de</strong>r Parteien und auf<br />

Initiative eines Vermittlungsverfahren ist fraglos<br />

zu begrüßen. Nicht selten stellen gera<strong>de</strong> die familiengerichtlichen<br />

Verfahren bei hochstreitigen<br />

Eltern die Bühne zur unproduktiven Austragung<br />

<strong>de</strong>r Konflikte und führen zu einer weiteren Verhärtung<br />

<strong>de</strong>r Fronten. Allerdings ist auch davon<br />

auszugehen, dass eine substantielle Gruppe<br />

streitiger Eltern eine Entscheidung ihrer Fragen<br />

durch das Gericht möchte, nicht bereit zu<br />

gemeinsamen Elterngesprächen ist, und durch<br />

Eigenverantwortung und Kooperation mit <strong>de</strong>m<br />

ehemaligen Partner auch überfor<strong>de</strong>rt wäre. In<br />

diesen Fällen kann eine gerichtliche Entscheidung<br />

durchaus auch eine Entlastung darstellen,<br />

auch wenn diese ggf. nicht an<strong>de</strong>rs ausfällt, als<br />

wenn eine elterliche Einigung möglich gewesen<br />

wäre. Darüber hinaus ist zu be<strong>de</strong>nken, dass<br />

neben einer grundsätzlich zu begrüßen<strong>de</strong>n elterlichen<br />

Einigung auch Fallkonstellationen möglich<br />

sind, in <strong>de</strong>nen eine fundierte Entscheidung <strong>de</strong>s<br />

Gerichts über die anstehen<strong>de</strong>n Fragen höhere<br />

Gewähr einer Orientierung am Kin<strong>de</strong>swohl be-<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

inhaltet, als <strong>de</strong>r elterliche Kompromiss, <strong>de</strong>r ja<br />

gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r belasten<strong>de</strong>n Trennungssituation<br />

durch viele weitere Motive und Überlegungen<br />

geprägt sein kann. Beispielhaft sei hier etwa auf<br />

eine Aufteilung von Geschwistern auf die Eltern<br />

o<strong>de</strong>r eines schematischen Wechselmo<strong>de</strong>lls<br />

verwiesen.<br />

Durchsetzung von Entscheidungen<br />

In <strong>de</strong>n §§ 89 / 90 FamFG wer<strong>de</strong>n von Ordnungsmittel<br />

bis hin zum ummittelbarer Zwang Sanktionen<br />

geregelt, falls die getroffenen gerichtlichen<br />

Vereinbarungen gera<strong>de</strong> bei Umgangsregelungen<br />

von einem Elternteil nicht eingehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>r Praxis streitiger Umgangsregelung<br />

sind je<strong>de</strong>r beteiligten Fachkraft Fälle bekannt, in<br />

<strong>de</strong>nen Umgangsregelungen, die nach allen verfügbaren<br />

Informationen die kin<strong>de</strong>swohldienlichste<br />

dieses Mittel von <strong>de</strong>n betroffenen Richtern und<br />

Richterinnen selbst skeptisch gesehen. In einer<br />

bun<strong>de</strong>sweiten Erhebung an Familiengerichten<br />

durch das Staatsinstitut für Frühpädagogik in<br />

München im Jahre 2001 (vgl. Fichtner & Fthenakis<br />

2002; Fichtner 2008) zeigten sich die<br />

Befragten wenig überzeugt von <strong>de</strong>r Anwendung<br />

von Sanktionen, wenn Umgangsregelungen<br />

durch einen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Elternteile nicht eingehalten<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

Hintergrund dieser Skepsis mag die Einschätzung<br />

sein, dass in verschie<strong>de</strong>nen Fallkonstellationen<br />

eine Zunahme <strong>de</strong>s rechtlichen Zwanges<br />

o<strong>de</strong>r gar die Anwendung von Sanktionen eher<br />

konfliktverschärfend wirkt und damit zusätzlich<br />

belastend auf die betroffenen Kin<strong>de</strong>r wirken<br />

könnte.<br />

Ergebnisse einer bun<strong>de</strong>sweiten Befragung von FamilienrichterInnen: Studie <strong>de</strong>s IFP (Fichtner 2008)<br />

Lösung darstellen, gleichwohl von einem<br />

Elternteil nicht befolgt wer<strong>de</strong>n. Selbst in <strong>de</strong>r<br />

Beratungsliteratur wird inzwischen davon ausgegangen,<br />

dass für hochstrittige Eltern neben<br />

unterstützen<strong>de</strong>n Maßnahmen <strong>de</strong>r Beratung<br />

auch klare Strukturierungen und verbindliche<br />

Vorgaben sinnvoll sind. Insofern ist ein verstärktes<br />

Hinwirken auf die Einhaltung gefun<strong>de</strong>ner<br />

Regelungen fraglos zu begrüßen. Allerdings wird<br />

Verfahrensbeistandschaft<br />

Mit <strong>de</strong>m §158 FamFG einher geht eine Aufwertung<br />

<strong>de</strong>r Funktion <strong>de</strong>s ehemaligen Verfahrenspflegers<br />

bzw. jetzigen Verfahrensbeistands.<br />

Damit verbun<strong>de</strong>n ist die positiv zu bewerten<strong>de</strong><br />

Absicht, <strong>de</strong>m Kind eine eigene Vertretung seiner<br />

Interessen im Verfahren zu zusichern, da insbeson<strong>de</strong>re<br />

diese elterliche Funktion aufgrund <strong>de</strong>r<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Hochstrittigkeit von <strong>de</strong>n Eltern häufig nicht mehr<br />

hinreichend zu gewährleisten ist. Als kritisch ist<br />

hierbei allerdings zweierlei zu bewerten: Zum<br />

einen sind gera<strong>de</strong> Hochkonfliktkonstellationen<br />

durch die Einbindung zahlreicher und teilweise<br />

in die Konfliktkonstellationen involvierten Fachkräfte<br />

gekennzeichnet, von <strong>de</strong>nen ein Teil dann<br />

eher konfliktför<strong>de</strong>rnd wirkt (vgl. Alberstötter<br />

2006, bke 2005). Auch sind Konstellationen<br />

<strong>de</strong>nkbar und in Einzelfällen auch bislang schon<br />

eingetreten, in <strong>de</strong>nen die Kin<strong>de</strong>r durch Jugendamt,<br />

Gutachterin Umgangspflegerin und<br />

Verfahrenspflegerin zu ihrer Situation befragt<br />

wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> das hilfreiche Intervenieren in<br />

einem durch hohe Konflikte und viele Beteiligten<br />

geprägten Spannungsfeld erfor<strong>de</strong>rt hohe<br />

fachliche Kompetenzen und eine klare Definition<br />

bzw. Abgrenzung <strong>de</strong>r einzelnen Rollen. Bei<strong>de</strong>s<br />

ist aus Sicht <strong>de</strong>r Hochkonfliktforschung im<br />

Falle <strong>de</strong>r Verfahrensbeistand we<strong>de</strong>r durch das<br />

Gesetz noch durch die Berufsgruppe selbst in<br />

<strong>de</strong>r wünschenswerten Klarheit gewährleistet. Im<br />

Zweifelsfall scheinen daher die durch entsprechen<strong>de</strong><br />

fachliche Standards und Ausbildungen<br />

geprägten Rollen <strong>de</strong>s Jugendamtes und <strong>de</strong>r<br />

GutachterInnen eine Orientierung am Kin<strong>de</strong>swohl<br />

und das Einbringen <strong>de</strong>s Best Interests <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r in das Verfahren kaum weniger geeignet,<br />

als die erst in <strong>de</strong>r Konturierung und fachlichen<br />

Standardisierung begriffene Gruppe <strong>de</strong>r Verfahrenspfleger.<br />

Wünschenswert wäre zweitens eine besser verständliche<br />

Regelung <strong>de</strong>r Verfahrensbeistandschaft<br />

im Hinblick auf eine mögliche elterliche<br />

Einigung, da gera<strong>de</strong> hier in <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Praxis Rollenkonflikte zu beobachten waren<br />

zwischen einer Vertretung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>sinteressen<br />

und <strong>de</strong>m selbstständigen Hinwirken <strong>de</strong>r<br />

VerfahrenspflegerInnen auf eine elterliche<br />

Einigung, bei <strong>de</strong>r nicht selbstverständlich <strong>de</strong>r<br />

subjektive Kin<strong>de</strong>swillen im Vor<strong>de</strong>rgrund steht.<br />

Die im Gesetz gebrauchte Formulierung vom<br />

„Mitwirken“ mag zwar juristisch ein<strong>de</strong>utig eine<br />

eigene Initiative ausschließen – die nach <strong>de</strong>r Gesetzesvor<strong>lag</strong>e<br />

vielmehr seitens <strong>de</strong>r Gerichte <strong>de</strong>n<br />

Sachverständigen im Sinne eines „Hinwirken“<br />

übertragen wer<strong>de</strong>n soll - in <strong>de</strong>r Praxis könnte<br />

dies aber Anlass zu Missverständnissen geben<br />

(vgl. Stözel <strong>2009</strong>).<br />

Relevant erscheint dieser Aspekt vor allem vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund einer intensiven Diskussion<br />

<strong>de</strong>r Fachwissenschaften um das komplexe<br />

Verhältnis von Kin<strong>de</strong>swillen und Kin<strong>de</strong>swohl<br />

(z.B. Dettenborn 2002), etwa bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r<br />

Kontaktverweigerung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Wird hierbei<br />

etwa <strong>de</strong>m differenzierten Vorsch<strong>lag</strong> von Kelly<br />

und Johnston (z.B. Johnston 2007) gefolgt, wie<br />

auf einem Kontinuum von Beziehungsformen<br />

Elternabweisung zu erklären ist, wird gleichzeitig<br />

<strong>de</strong>r fachliche Anspruch an Diagnostik und<br />

Exploration <strong>de</strong>utlich, <strong>de</strong>r unabdingbare Vorrausetzung<br />

dafür ist, <strong>de</strong>n subjektiven Kin<strong>de</strong>swillen<br />

in das richtige Verhältnis zu seinem objektiven<br />

Wohl zu setzen.<br />

Kontinuum <strong>de</strong>r Beziehungen zu <strong>de</strong>n Elternteilen nach Kelly und Johnsen<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Beschleunigung von Verfahren<br />

Zentraler Bestandteil <strong>de</strong>r Novellierung stellt fraglos<br />

<strong>de</strong>r § 155 FamFG und damit die intendierte<br />

Beschleunigung von kindschaftsrechtlichen<br />

Verfahren dar, <strong>de</strong>r allerdings zunächst vor allem<br />

auf die eine frühe Terminierung <strong>de</strong>r ersten mündlichen<br />

Anhörung vier Wochen nach Antragsstellung<br />

gerichtet ist und explizit auch formuliert,<br />

das Ausnahmen vom Beschleunigungsgebot ein<br />

Einzelfällen notwendig und sinnvoll sein können.<br />

Verzögerungen bis zu einer abschließen<strong>de</strong>n<br />

Reglung unvermeidlich sind.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>s dargestellten Kontinuums<br />

<strong>de</strong>r Kontaktwünsche <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r könnte ein solches<br />

auch für mögliche elterliche Einigungen<br />

bzw. bestehen<strong>de</strong>n Dissens formuliert wer<strong>de</strong>n:<br />

Hiernach wären dann als Grün<strong>de</strong> dafür, dass<br />

Eltern keine tragfähige Lösungen fin<strong>de</strong>n, an<br />

durchaus unterschiedliche Konstellationen mit<br />

unterschiedlichem Bedarf an Maßnahmen zu<br />

Bei durchschnittlichen Verfahrensdauern in Sorge-<br />

und Umgangsverfahren von circa 7 Monaten<br />

im Jahr 2005 (vgl. Statistisches Bun<strong>de</strong>samt o.<br />

Jg.) dürfe diese Maßnahme vor allem auf das<br />

Fünftel <strong>de</strong>r gerichtsanhängigen Verfahren zielen,<br />

in <strong>de</strong>nen auch nach einem Jahr noch keine<br />

Regelung getroffen wur<strong>de</strong>. Diese Gruppe dürfte<br />

zu einem großen Teil durch Hochkonfliktfamilien<br />

geprägt sein.<br />

Allerdings wird – gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hintergrund einer<br />

angestrebten elterlichen Einigung – weiterhin<br />

auch eine Gruppe von Fällen bestehen bleiben,<br />

bei <strong>de</strong>nen eine gründliche Situationsabklärung<br />

und Streitschlichtung zwischen <strong>de</strong>n Eltern notwendig<br />

ist und dadurch entsprechen<strong>de</strong> zeitliche<br />

<strong>de</strong>nken: Neben einem „pathologischen Streitverhalten“<br />

wäre auch an subjektive und ggf. auszuräumen<strong>de</strong><br />

Befürchtungen eines Elternteils, aber<br />

auch an objektive Gefährdungen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s zu<br />

<strong>de</strong>nken, die gewissenhaft differentialdiagnostisch<br />

abgeklärt wer<strong>de</strong>n müssen und sich einer<br />

raschen gerichtlichen Regelung entziehen (vgl.<br />

Salzgeber & Fichtner <strong>2009</strong>).<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Kontinuum <strong>de</strong>r elterlichen Einigung bzw. <strong>de</strong>s elterlichen Dissens<br />

Während zunächst das Anliegen, Eskalation von<br />

Konflikten und möglicherweise Trennungen von<br />

Elternteilen und ihren Kin<strong>de</strong>rn im Rahmen lange<br />

dauern<strong>de</strong>r Gerichtsverfahren zu verhin<strong>de</strong>rn, unmittelbar<br />

einleuchtend ist und gera<strong>de</strong> in Fällen<br />

von Hochstreitigkeit fortdauern<strong>de</strong> juristische<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung tatsächlich zur Verfestigung<br />

<strong>de</strong>s Konfliktes häufig beizutragen scheinen,<br />

sind die wissenschaftlichen Befun<strong>de</strong> zum<br />

Nutzen und zu Chancen schneller Interventionen<br />

nicht einheitlich. Tatsächlich lassen sich generell<br />

mit Abstand zum Trennungszeitpunkt auch in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Bereichen das Anwachsen von<br />

Ressourcen und <strong>de</strong>r Rückgang von zeitweiligen<br />

Einschränkungen beobachten: So konnte in einer<br />

<strong>de</strong>utschen Studie ein <strong>de</strong>utlicher Rückgang<br />

<strong>de</strong>r negativen Emotionen und Streitthemen<br />

zwischen Ex-Partnern aufgezeigt wer<strong>de</strong>n (Winkelmann<br />

2005), auch in us-amerikanischen Untersuchungen<br />

wur<strong>de</strong> ein solcher Rückgang <strong>de</strong>s<br />

elterlichen Konfliktniveaus nachgewiesen (z.B.<br />

Masheter 1991). Ebenfalls zwei neuere Studien<br />

in Deutschland zeigen auch, dass bei Frauen<br />

unmittelbar nach <strong>de</strong>r Trennung zunächst eine<br />

Neuorientierungsphase durchlaufen wer<strong>de</strong>n<br />

muss (Gladziejewski, 2003) und ebenfalls bei<br />

Vätern zeigten sich die größten Belastung relativ<br />

zeitnah zum Trennungszeitpunkt (Pagels 2002).<br />

Hiernach wäre zu vermuten, dass die Fähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Eltern zu einer Kooperation im Sinne <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>swohls zeitliche nahe an die Trennung<br />

stärker eingeschränkt ist als mit einem etwas<br />

größeren zeitlichen Abstand. Aber auch bei<br />

Kin<strong>de</strong>rn zeigt sich – zumin<strong>de</strong>st bei <strong>de</strong>n meisten<br />

Scheidungsverläufen – Verbesserungen mit<br />

Abstand zur Trennung: Symptombelastung von<br />

Kin<strong>de</strong>rn nahmen in einer Deutschen Längsschnittstudie<br />

mit <strong>de</strong>r Zeit erkennbar ab, drei Jahre<br />

nach <strong>de</strong>r Trennung in <strong>de</strong>n meisten Gruppen<br />

kein signifikanter Unterschied mehr zur Normpopulation<br />

(Schmidt-Denter & Beelmann 1995).<br />

In einer großen Metaanalyse us-amerikanischer<br />

Studien konnte nachgewiesen wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r<br />

Zusammenhang zwischen elterlichem Konflikt<br />

und <strong>de</strong>r Anpassung <strong>de</strong>r betroffenen Kin<strong>de</strong>r<br />

nimmt mit Zeitdauer seit Elterntrennung abnimmt<br />

(Buehler et al. 1997).<br />

Umgekehrt lassen sich durchaus auch zahlreiche<br />

Hinweise auf die schädliche Wirkung von<br />

fortdauern<strong>de</strong>n Elternkonflikten fin<strong>de</strong>n: So konnte<br />

Radovanovic (1993) einen Zusammenhang<br />

zwischen Andauer elterlicher Konflikte und <strong>de</strong>r<br />

Abnahme <strong>de</strong>r soziale Kompetenz <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

nachweisen, auch Walper (2006) berichtete<br />

davon, dass fortgesetzte elterliche Konflikte<br />

Erziehungsleistung von Eltern unterminieren.<br />

Deutsche Studien zum Umgang zeigen, dass<br />

Umgangsbeglei-tungen erfolgreicher verlaufen,<br />

wenn ein davor liegen<strong>de</strong>r Kontakta<strong>bb</strong>ruch möglichst<br />

kurz andauerte (Stephan & Wolf 2002),<br />

generell erhöht die Dauer <strong>de</strong>r Unterbrechung<br />

<strong>de</strong>s Umgangs - auch wenn sie von vornherein<br />

zeitlich befristet war - die Wahrscheinlichkeit<br />

eines dauerhaften Kontaktsa<strong>bb</strong>ruchs (Karle &<br />

Klosinski 2000). Von reduzierter Kontakthäufigkeit<br />

in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Andauerns elterlicher<br />

Konflikte nach <strong>de</strong>r Trennung berichten auch<br />

an<strong>de</strong>re Studien (z.B. Hartl 2002 und Walper &<br />

Wendt 2005).<br />

Die heterogenen Befun<strong>de</strong> sprechen gegen eine<br />

mechanische Handhabung <strong>de</strong>s Beschleunigungsgebotes<br />

gera<strong>de</strong> im Hinblick auf die<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Lösung bzw. das zu erzielen<strong>de</strong><br />

Einver-nehmen zwischen <strong>de</strong>n Eltern; und für<br />

das im Gesetz ausdrücklich formulierte Regel-<br />

Ausnahme-Verhältnis und <strong>de</strong>ssen fallspezifische<br />

Anwendung gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Hochkonfliktfamilien.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re dürften dabei abzuwägen<br />

sein zwischen <strong>de</strong>r Gefahr einer dauerhaften<br />

Verschlechterung <strong>de</strong>s Kontaktes zwischen<br />

Kin<strong>de</strong>rn und getrennt leben<strong>de</strong>m Elterteil auf <strong>de</strong>r<br />

einen und <strong>de</strong>n im Regelfall zunehmen<strong>de</strong>n Ressourcen<br />

<strong>de</strong>r Eltern für tragfähige, kooperative<br />

Lösungen auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren. Häufig wird in diesen<br />

Fällen angezeigt sein, in einer möglichst raschen<br />

Intervention vorläufige Regelungen zu treffen<br />

und damit Kontaktunterbrechungen aber auch<br />

weitere Eskalationen zu verhin<strong>de</strong>rn, und dann<br />

längerfristig mit <strong>de</strong>n Eltern auf konsensuellere<br />

Lösungen hinzuarbeiten.<br />

Umgangspflegschaft<br />

Mit <strong>de</strong>r Reform <strong>de</strong>r FamFG wird auch eine Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s § 1684 BGB <strong>de</strong>rgestalt einhergehen,<br />

dass die Rolle <strong>de</strong>r Umgangspflegschaft in<br />

streitigen Umgangsfällen explizit beschrieben<br />

wird. Gera<strong>de</strong> für Fachkräfte, die sich mit <strong>de</strong>r<br />

us-amerikanischen Praxis beschäftigen könnten<br />

damit Assoziationen in Richtung eines „Parent<br />

Coordinator“ geweckt wer<strong>de</strong>n, da <strong>de</strong>n UmgangspflegerInnen<br />

eben auch Entscheidungsbefugnisse<br />

durch eine Teilübertragung <strong>de</strong>r elterlichen<br />

Sorge eingeräumt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>n US liegen inzwischen einige Befun<strong>de</strong><br />

vor, die auf die hilfreiche Wirkung solcher<br />

Parenting Coordination verweisen: Durch sie<br />

können familiengerichtliche Verfahren reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n, ein angemessenes Fallmanagement –<br />

das auch kontrollieren<strong>de</strong> und strukturieren<strong>de</strong><br />

Elemente enthält – erhöht die Erziehungsfunktionen<br />

selbst in Familien mit mangeln<strong>de</strong>n<br />

Erziehungskompetenzen, Psychopathologien<br />

und vereinnahmen<strong>de</strong>n Beziehungen (z.B.<br />

Coates et al. 2004; Baris et al. 2001). Allerdings<br />

wird die Funktion <strong>de</strong>r Umgangspflegschaft erheblich<br />

eingeschränkter ausfallen als die <strong>de</strong>s<br />

Parenting Coordinators und zu einem solchen<br />

Fallmanagement gar nicht berufen sein, son<strong>de</strong>rn<br />

lediglich einer Ersetzung <strong>de</strong>r Umgangsentscheidung<br />

<strong>de</strong>s „umgangsver-weigern<strong>de</strong>n“ Elternteils<br />

dienen. Die zentrale Aufgabe <strong>de</strong>s Parenting<br />

Coordinator, die Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern bei<br />

<strong>de</strong>r Konfliktbewältigung, bei außergerichtlichen<br />

Einigungen und dabei, die Bedürfnisse ihrer<br />

Kin<strong>de</strong>r zu erkennen (Stahl 1995), sowie die<br />

Koordination <strong>de</strong>r beteiligten Professionen im<br />

Sinne eines Fallmanagement (Baris et al. 2001)<br />

bleibt in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Rechtssprechung weiter<br />

vakant, obgleich gera<strong>de</strong> für Hochkonfliktfamilien<br />

die Rolle einer dauerhaft und schnell verfügbaren<br />

Entscheidungsinstanz mit koordinativen<br />

und kooperationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>m Auftrag dringend<br />

geboten scheint.<br />

Schlussfolgerung<br />

Mit <strong>de</strong>r Reform <strong>de</strong>s Kindschaftsrechts von 1998<br />

und <strong>de</strong>r FFG-Reform durch das FamFG von<br />

<strong>2009</strong> fan<strong>de</strong>n zweifellos notwendige Anpassungen<br />

juristischer Regelungen an verän<strong>de</strong>rte<br />

gesellschaftliche Entwicklungen im Bereich<br />

Familie statt. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht<br />

bemerkenswert ist dabei, dass mit <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />

gesellschaftlichen Deinstitutionalisierung<br />

<strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r Bedarf für <strong>de</strong>ren rechtliche<br />

Regelung zu steigen scheint, das „Doing Family”<br />

(vgl. Schier & Jurczyk 2007) insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

<strong>de</strong>n „post divorce families“ vermehrt auf institutionelle<br />

Ersatzpraktiken angewiesen erscheint.<br />

Mit bei<strong>de</strong>n Reformen wird fraglos auch verän<strong>de</strong>rten<br />

gesellschaftlichen Vorstellungen Rechnung<br />

getragen: nämlich, dass im Falle <strong>de</strong>r hochstreitigen<br />

Trennungen das Familienrecht gera<strong>de</strong><br />

nicht die Bühne bieten soll für unproduktive Aufarbeitungen<br />

<strong>de</strong>r eigenen Trennung, son<strong>de</strong>rn im<br />

Sinne <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls hinwirken auf möglichst<br />

schnelle, möglichst konsensuelle Lösungen.<br />

Dass damit im Familienrecht eine Abkehr von<br />

möglichst konfrontativen Prozess-Strategien zur<br />

Durchsetzung von Einzelinteressen, die nicht<br />

selten diese Konflikte noch weiter verschärfen,<br />

einhergehen soll, ist aus psychosozialer Sicht<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Hinblick auf die betroffenen<br />

Kin<strong>de</strong>r nur zu begrüßen. Ohnehin scheint<br />

sich aus dieser Sicht das familiengerichtliche<br />

Verfahren durch die stärkere Einbindung von<br />

psychosozialen Fachpersonen, durch Hinwirken<br />

auf Kooperation und durch Initiierung konkreter<br />

erziehungsberaterischer Maßnahmen wie <strong>de</strong>m<br />

begleiteten Umgang verstärkt aus <strong>de</strong>m Kontext<br />

formaler Rechtssprechung heraus in Richtung<br />

psychosozialer Intervention zu bewegen.<br />

Zu vermuten ist, dass - ähnlich wie bei <strong>de</strong>r<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Kindschaftsrechtsreform – weniger die Regelungen<br />

im einzelnen, son<strong>de</strong>rn zentrale Punkte<br />

<strong>de</strong>r Reform das breite Rechtsbewusstsein insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Betroffenen zukünftig prägen<br />

wer<strong>de</strong>n: War es 1998 die Feststellung, dass <strong>de</strong>r<br />

Umgang <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>swohl dient, so wird es jetzt sein, dass ein<br />

schnelles einvernehmliches Verfahren diesem<br />

Wohl zuträglich ist. Ähnlich wie wir inzwischen<br />

für <strong>de</strong>n postulierten Regelzusammenhang zwischen<br />

Aufrechterhaltung von Kontakten und<br />

Kin<strong>de</strong>swohl infolge von Ergebnissen sozialwissenschaftlicher<br />

Forschung auch gewichtige<br />

Ausnahmen formulieren müssen (z.B. Kindler<br />

2006), dürfte auch für das Beschleunigungsund<br />

Einigungsgebot eine solche fallspezifische<br />

Sicht notwendig wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> für die Hochkonfliktfamilien<br />

dürfte die vermeintlich schnellste<br />

Lösung nicht immer die beste sein. Damit sind<br />

die im Gesetzt expliziten angesprochenen Ausnahmen<br />

vom Beschleunigungsgebot dringend<br />

erfor<strong>de</strong>rlich und zu begrüßen. Wie sehr solche<br />

Differenzierungen dann auch in <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>s Gesetzes Nie<strong>de</strong>rsch<strong>lag</strong> fin<strong>de</strong>n,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Außer<strong>de</strong>m sollte – trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergrund <strong>de</strong>r Annäherung von Familienrecht<br />

an psychosoziale Intervention – <strong>de</strong>r profun<strong>de</strong><br />

Graben zwischen juristischer Regelung und<br />

Interventionswissen nicht unterschätzt wer<strong>de</strong>n,<br />

ebenso wenig wie die enormen fachlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die beteiligten Professionen, die im<br />

Gesetzt erheblich aufgewertet wer<strong>de</strong>n. Deshalb<br />

sollten die fachlichen Standards insbeson<strong>de</strong>re<br />

für Verfahrensbeistän<strong>de</strong> und Umgangspfleger<br />

<strong>de</strong>m hohen, an sie gerichteten gesetzlichen<br />

Anspruch, weiter angepasst wer<strong>de</strong>n. Auch die<br />

Überlegung im Hinblick eine verlässlichere<br />

Durchsetzung von kin<strong>de</strong>swohldienlichen Kontakten<br />

erscheint zunächst aus Praxissicht für<br />

eine kleine, aber be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Gruppe von<br />

strittigen Eltern sinnvoll. Allerdings könnte sich<br />

herausstellen, dass <strong>de</strong>r Weg über eine stärker in<br />

<strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>r Familien eingebun<strong>de</strong>ne Fachkraft<br />

mit psychosozialem Hintergrund – vergleichbar<br />

<strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Parenting Coordinator – mit<br />

gleichzeitig beraterischen Kapazitäten für die<br />

Schaffung von Verlässlichkeit im Sinne <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s langfristig produktiver ist.<br />

Und schließlich muss die gesetzlich nun aufgewertete<br />

Beratungsarbeit auch entsprechend<br />

weiterentwickelt wer<strong>de</strong>. Die insbeson<strong>de</strong>re im<br />

§163 betonte Verweisung solcher strittiger Eltern<br />

an Beratung ist mit einem or<strong>de</strong>ntlichen Optimismus<br />

<strong>de</strong>s Gesetzgebers zu <strong>de</strong>ren Arbeitserfolgen<br />

gefüttert. Dass solche – im Wortsinne – anspruchsvollen<br />

Aufgaben nicht im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Jugendhilferoutine nebenher miterledigt wer<strong>de</strong>n<br />

können, und dass auch – spätestens durch die<br />

Macht <strong>de</strong>r faktischen Nachfrage mittlerweile –<br />

auf Scheidungs- und Trennungsfamilien spezialisierte<br />

Anbieter <strong>de</strong>r Erziehungsberatung und<br />

Ehe-, Familien- und Lebensberatung zwar intensiv,<br />

aber gleichwohl noch nicht abschließend auf<br />

<strong>de</strong>r Suche nach wirkungsvollen Interventionsformen<br />

sind (vgl. Fichtner 2006), dürfte sich herum<br />

gesprochen haben. Was genau die fachlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an eine solche Beratung von<br />

Hochkonfliktfamilien sind, und wie diese jenseits<br />

bestehen<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mediation<br />

und beraterischer Intervention tatsächlich zu<br />

tragfähigem Einvernehmen zu bringen sind,<br />

ist schon weniger Allgemeingut. Damit Kin<strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong> Eltern in kin<strong>de</strong>swohldienlicher Ruhe „haben“<br />

können, dürfte <strong>de</strong>r Faktor Zeit gera<strong>de</strong> für<br />

Hochkonfliktfamilien zumin<strong>de</strong>st an zwei Stellen<br />

noch notwendig sein: Zum einen beim Fin<strong>de</strong>n<br />

von tragfähigen Lösungen im Einzelfall, wobei<br />

die Zeit hier durchaus ja ab einer schnellen ersten<br />

Intervention läuft. Und zum an<strong>de</strong>ren bei <strong>de</strong>r<br />

Weiterentwicklung und Weitervermittlung von<br />

effektiven Beratungs- und Interventionsformen.<br />

Nur mit Tempo und Druck auf Einigung und<br />

ohne Handwerkszeug wird es gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n<br />

hochstrittigen Familien kaum gehen.<br />

Die Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung bezeichnete das neue<br />

Familienrecht als ein „Gesetz wie Weihnachten“.<br />

Allerdings ist aus gleicher regionaler Herkunft<br />

auch die Frage sprichwörtlich gewor<strong>de</strong>n,<br />

ob <strong>de</strong>nn heute schon Weihnachten sei. Die<br />

Antwort im Hinblick auf Beratungsformen für<br />

Hochkonfliktfamilien muss lei<strong>de</strong>r heißen, „Nein,<br />

heute noch nicht“. Aber auch für solche Entwicklungen<br />

sollte spätestens durch das FamFG <strong>de</strong>r<br />

Startschuss gegeben wor<strong>de</strong>n sein.<br />

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com/articles/in<strong>de</strong>x.html<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Statistisches Bun<strong>de</strong>samt (o. Jg.). Son<strong>de</strong>rauswertung<br />

zur Familiengerichtsstatistik 2005 auf Anfrage <strong>de</strong>s<br />

BfJ, Referat III 3, vom 12.11.2006.<br />

Stephan, H. R. & Wolf, C. (2002). Betreuter Umgang:<br />

Wem hilft er? Kind-Prax, 2, 44-46.<br />

Stephan, H. R. (2000). Betreuter Umgang – Ein Bericht<br />

aus <strong>de</strong>r Praxis. Kind-Prax, 5, 141-143.<br />

Stözel, M. (<strong>2009</strong>). Hinwirken auf Einvernehmen durch<br />

<strong>de</strong>n Verfahrensbeistand. FPR, 7, 332-335.<br />

Walper, S. & Wendt, S.V. (2005). Nicht mit bei<strong>de</strong>n<br />

Eltern aufwachsen – ein Risiko? In C. Alt (Hrsg.),<br />

Kin<strong>de</strong>rleben – Aufwachsen zwischen Familie,<br />

Freun<strong>de</strong>n und Institutionen. Band 1: Aufwachsen in<br />

Familien (S. 187-216). Wiesba<strong>de</strong>n: VS - Ver<strong>lag</strong> für<br />

Sozialwissenschaften.<br />

Walper, S.(2006). Umgangsrecht im Spiegel psychologischer<br />

Forschung. In: P. Kirchhof, C. PfeifferG.<br />

Rixe & S. Walper (Hrsg.), Sechzehnter Deutscher<br />

Familiengerichtstag. Band 14:. Bielefeld: Giese-king,<br />

23-42.<br />

Winkelmann, S. (2005). Elternkonflikte in <strong>de</strong>r Trennungsfamilie<br />

als Risikobedingung kindlicher Anpassung<br />

nach Trennung und Scheidung. Universität<br />

Göttingen. Elektronisch veröffentlichte Dissertation.<br />

Seite 47


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

FORUM GEMEINWESEN<br />

ZIELORIENTIERTE<br />

GRUPPENORIENTIERTE &<br />

PROBLEMORIENTIERTE ANGEBOTE<br />

Seite<br />

Inhalt<br />

49 Prof. Dr. Ulrich Paetzold<br />

Dipl.-Sozialpäd.<br />

Claudia Bernicke<br />

Das Projekt „Spielen zu<br />

Hause“ –<br />

Ein Präventionsprojekt<br />

für Eltern<br />

52 Sigrid Rogge<br />

Stefan Müller<br />

Zwischen Trennungsschmerz<br />

und Zuversicht<br />

Seite 48


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Prof. Dr. U. Paetzold<br />

Dipl.-Sozialpäd. Claudia Bernicke<br />

Das Projekt „Spielen zu Hause“<br />

Ein Präventionsprojekt für Eltern<br />

Vorbemerkung<br />

Die Ausgangsi<strong>de</strong>e für dieses Projekt basiert<br />

auf verschie<strong>de</strong>nen psychologischen Mo<strong>de</strong>llen<br />

über die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Spiels für Kin<strong>de</strong>r und<br />

auf Alltagsbeobachtungen in Familien unterschiedlicher<br />

Kulturkreise, in <strong>de</strong>nen eine geringe<br />

Wichtigkeit <strong>de</strong>s kindlichen Spiels zu registrieren<br />

war. Allgemeine Wirkweisen <strong>de</strong>s Spiels wer<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Literatur wie<strong>de</strong>rholt thematisiert, so betont<br />

Piaget die „Vorübung künftiger Intelligenz“ o<strong>de</strong>r<br />

auch die Anpassung <strong>de</strong>r Wirklichkeit an das Ich<br />

über das Spiel, übergreifend könnte man eine<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Selbständigkeit und Handlungsfertigkeit<br />

durch das Spiel annehmen.<br />

Inhaltlich wur<strong>de</strong> ein nie<strong>de</strong>rländisches Projekt<br />

für Cottbus adaptiert, mit <strong>de</strong>r pragmatischen<br />

Frage, welches Spiel und welches Spielzeug für<br />

welchen Aspekt eines Kin<strong>de</strong>s.<br />

Inhaltliche Projektbeschreibung<br />

In Cottbus wer<strong>de</strong>n seit mittlerweile acht Jahren,<br />

zugeschnitten auf die jeweiligen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>r Familien, durch ein niedrigschwelliges, präventives<br />

Angebot, <strong>de</strong>m Spielen mit Kin<strong>de</strong>rn im<br />

Alter von 2 bis 12 Jahren aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Kulturen vor <strong>de</strong>m Auftreten offensichtlicher Verhaltensauffälligkeiten,<br />

die Kin<strong>de</strong>r selbst gestärkt<br />

und die Eltern mit <strong>de</strong>m Einbezug in das Spiel<br />

zu einer intensiveren Beschäftigung mit <strong>de</strong>n<br />

eigenen Kin<strong>de</strong>rn ermutigt. Durch die freiwillige<br />

Teilnahme <strong>de</strong>r Familien wer<strong>de</strong>n mögliche Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>,<br />

wie sie bei offiziellen Institutionen<br />

beobachtbar sind, minimiert.<br />

Ziele<br />

Als allgemeine Ziele können benannt wer<strong>de</strong>n:<br />

• Präventive För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erziehung in <strong>de</strong>r<br />

Familie<br />

• Sozialpädagogische Intervention vor <strong>de</strong>r Manifestierung<br />

von Verhaltensauffälligkeiten von<br />

Kin<strong>de</strong>rn im Vorschul- und Grundschulalter<br />

• Ressourcenorientierte Stärkung von Eltern<br />

in ihrer Erziehungsfähigkeit und <strong>de</strong>r Eltern-<br />

Kind- Beziehungen<br />

• För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Integration von Kin<strong>de</strong>rn aus<br />

Aussiedlerfamilien und Familien von Asylbewerbern<br />

• Evaluation <strong>de</strong>r Effekte durch wissenschaftliche<br />

Begleitung <strong>de</strong>r Fachhochschule Lausitz<br />

• Ausgleich leichter Entwicklungsrückstän<strong>de</strong><br />

Die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Vorgehens sind auf unterschiedlichen<br />

Ebenen angesie<strong>de</strong>lt:<br />

• regelmäßige Kooperationsgespräche mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen Partnern im sozialen Bereich<br />

• wöchentliche, fachlich angeleitete und supervidierte<br />

Spielstun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Wohnungen <strong>de</strong>r<br />

Familien selbst mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn durch Studieren<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r FHSL(Fachbereich Sozialwesen)<br />

• mittel- und langfristiger Einbezug <strong>de</strong>r Eltern/<br />

Erziehungspersonen in die Spielstun<strong>de</strong>n<br />

• gezielte Abstimmung <strong>de</strong>r Spielarten auf die<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>s jeweiligen Kin<strong>de</strong>s, gezielte<br />

För<strong>de</strong>rung von spezifischen Sinnesbereichen<br />

(Entwicklungsför<strong>de</strong>rung)<br />

Die Projektleiterin Dipl.-Sozialpäd. C.Bernicke,<br />

Mitarbeiterin von SOS-Kin<strong>de</strong>rdorf e.V. Cottbus,<br />

ist für ca. einen Tag pro Woche vom Träger für<br />

die Koordination, Supervision, Erstgespräche<br />

etc. freigestellt. Zwei Projektkoordinatorinnen<br />

(Stu<strong>de</strong>ntinnen <strong>de</strong>s Fachbereiches), die min<strong>de</strong>stens<br />

ein Semester Spielleiterinnen waren,<br />

übernehmen die Vor- und Nachbereitung mit<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Stu<strong>de</strong>ntinnen, Stun<strong>de</strong>nplanung,<br />

sowie selbst eine Familie. Vier bis max. zehn<br />

Stu<strong>de</strong>ntinnen je<strong>de</strong>s Semester gehen einmal die<br />

Woche in eine Familie (für ca. 1,5 bis 2 Stun<strong>de</strong>n)<br />

und absolvieren zunächst 4 Wochen eine<br />

Beobachtungsphase, setzen diese dann fort in<br />

ca. 8-10 Wochen Spielphase. Darauf folgt die<br />

A<strong>bb</strong>auphase, von ca. 4 Wochen. Die notwendigen<br />

Vorraussetzungen für die Teilnahme <strong>de</strong>r<br />

Studieren<strong>de</strong>n sind relativ komplex und beinhalten<br />

neben <strong>de</strong>n Spielbesuchen selbst ein Blockseminar<br />

zum Thema Interkulturelle Pädagogik<br />

mit projektbezogenen Rollenspielen, gezielte,<br />

angeleitete Vor- und Nachbereitung von je<strong>de</strong>m<br />

Besuch, Gruppensupervision und die Erstellung<br />

eines Abschlussberichtes.<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Semesters wird jeweils ein Fest<br />

mit allen Kin<strong>de</strong>rn und Eltern durchgeführt.<br />

Einmal pro Jahr fin<strong>de</strong>t ein Workshop zu The-<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

men <strong>de</strong>s Projektes mit <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rländischen<br />

Partnern (Uni Amsterdam) statt, <strong>de</strong>n Projektkoordinatorinnen<br />

und <strong>de</strong>r Projektleiterin. Die<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Familien bzw. Kin<strong>de</strong>r läuft über die<br />

Kooperationspartner, die eine Familie anmel<strong>de</strong>n.<br />

Diese sind u. a. das Jugendamt Cottbus, das<br />

Sozialpädiatrische Zentrum, das Asylbewerberheim,<br />

die Sozialpädagogische Familienhilfe <strong>de</strong>s<br />

Paul-Gerhardt-Werkes, Integrationskin<strong>de</strong>rgärten<br />

und Schulsozialarbeiter <strong>de</strong>r Grundschulen. Ein<br />

Klärungsgespräch mit <strong>de</strong>r Familie wird durch<br />

die Projektleiterin durchgeführt. Hier wer<strong>de</strong>n<br />

mögliche Regeln besprochen. Koordinatorinnen<br />

und Leiterin überlegen dann, welche Stu<strong>de</strong>ntin<br />

am besten für diese Familie passen könnte.<br />

Insgesamt zeichnet sich das Projekt aus, durch<br />

• Ergänzung <strong>de</strong>r spezialisierten Hilfestruktur:<br />

das Projekt wird als Angebot genutzt,<br />

wenn noch keine spezifische Problem<strong>lag</strong>e<br />

entstan<strong>de</strong>n, also kein spezieller Fachdienst<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist und erreicht:<br />

1. <strong>de</strong>utsche Familien, Aussiedlerfamilien,<br />

Asylbewerberfamilien<br />

2. Vorschulkin<strong>de</strong>r, Grundschulkin<strong>de</strong>r,…<br />

3. „unauffällige“ Kin<strong>de</strong>r- Kin<strong>de</strong>r mit För<strong>de</strong>rbedarf.<br />

• Vernetzung, in<strong>de</strong>m die verschie<strong>de</strong>nen speziellen<br />

Dienste je nach Bedarf einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

• niedrigschwelliger Zugang<br />

(Spielen zu Hause)<br />

• frühzeitiger Zugang, d.h. notwendige weitergehen<strong>de</strong><br />

Hilfen können schnell vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

• präventiver und<br />

• integrativer Ansatz.<br />

Die bisherigen Erfahrungen sind ermutigend, da<br />

das Projekt Akzeptanz sowohl von <strong>de</strong>n Familien<br />

und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn als auch von <strong>de</strong>n fachlichen<br />

Institutionen erfährt. Stets problematisch ist die<br />

Grenzziehung zwischen „auffälligem“ Verhalten<br />

und präventivem Anspruch.<br />

Effektes <strong>de</strong>s Projektes<br />

Die Resonanz bei allen am Projekt Beteiligten,<br />

teilnehmen<strong>de</strong>n Familien sowie Kooperationspartnern,<br />

ist sehr positiv. Beson<strong>de</strong>rs ist, das die<br />

Aktivierung <strong>de</strong>r Ressourcen und Möglichkeiten<br />

im Mittelpunkt steht und die Eltern nicht nur auf<br />

ihre Hilfsbedürftigkeit angesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r letzten Jahre sind folgen<strong>de</strong><br />

Effekte beson<strong>de</strong>rs häufig zu beobachten:<br />

• allgemeine/ganzheitliche Entwicklungsför<strong>de</strong>rung,<br />

• Verbesserung <strong>de</strong>s Konzentrationsvermögens<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

• Erlernen und Erweitern von sozialem Verhalten<br />

und Kompetenzen (insb. Im Zusammenspiel<br />

mit an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn),<br />

• damit z. T. verbun<strong>de</strong>n die Vermin<strong>de</strong>rung von<br />

Aggressionen,<br />

• Stärkung <strong>de</strong>r Eltern-Kind-Beziehung,<br />

• Kennenlernen von altersgerechten Spielmaterialien<br />

sowie die „Wie<strong>de</strong>r/Neuent<strong>de</strong>ckung“<br />

vom Wert <strong>de</strong>s Spiels.<br />

Der Fachhochschule Lausitz liegt eine Diplomarbeit<br />

vor, in welcher die genannten Effekte<br />

belegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Für je<strong>de</strong> Familie wird ein individueller Spiel/<br />

För<strong>de</strong>rplan aufgestellt, <strong>de</strong>r immer an <strong>de</strong>n Ressourcen<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Familie ansetzt und<br />

aufbaut.<br />

Ausländische Familien<br />

Hier gilt es, <strong>de</strong>r Isolation <strong>de</strong>r Familien entgegenzusteuern<br />

und eine angemessene Integration in<br />

das Lebensumfeld zu erleichtern.<br />

Durch <strong>de</strong>n Besuch einer <strong>de</strong>utschen Spielleiterin<br />

lernt die Familie die <strong>de</strong>utsche Sprache, altersgerechte<br />

Spiele und unsere Kultur kennen.<br />

In einem gewachsenen Vertrauensverhältnis<br />

können sie Ängste und Erwartungen formulieren<br />

und wichtige Informationen über unsere<br />

Sozialisationseinrichtungen (wie z.B. Kita und<br />

Schule) erhalten.<br />

Oft konnten wir eine Vermittlung in Sprachkurse,<br />

Anmeldung in Kita o<strong>de</strong>r die Anbindung an an<strong>de</strong>re<br />

Einrichtungen gewährleisten<br />

Aussiedlerfamilien<br />

In <strong>de</strong>r Arbeit mit Aussiedlerfamilien haben wir<br />

große Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Erziehungskultur <strong>de</strong>s<br />

Herkunftslan<strong>de</strong>s und unseres Lan<strong>de</strong>s erfahren.<br />

Diese wird beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Wertigkeit <strong>de</strong>s Spielens<br />

<strong>de</strong>utlich. Der Leistungsanspruch <strong>de</strong>r Eltern<br />

an ihre Kin<strong>de</strong>r ist gewöhnlich sehr hoch, wobei<br />

das kindliche Spiel beson<strong>de</strong>rs im Vorschul- und<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Grundschulalter in seiner Be<strong>de</strong>utung für das<br />

Kind traditionell nicht erkannt wird. Spielen wird<br />

selten als Lernen betrachtet. Der Wert <strong>de</strong>s Spiels<br />

kann hier <strong>de</strong>utlich gemacht wer<strong>de</strong>n, Stärkung<br />

<strong>de</strong>r Eltern-Kind-Beziehung und Bereiche <strong>de</strong>r<br />

Kreativität und Phantasie wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt.<br />

Durch das Projekt „Spielen zu Hause“ können<br />

frühzeitig entwicklungsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Impulse in die<br />

Familien gegeben wer<strong>de</strong>n. Dadurch können<br />

weiterführen<strong>de</strong> Hilfen vermin<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r aber<br />

bestehen<strong>de</strong> Hilfen unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Notwendigkeit ergibt sich auch aus <strong>de</strong>n zahlreichen<br />

Anmeldungen verschie<strong>de</strong>ner Instanzen<br />

sowie Selbstanmeldungen von Familien, die von<br />

<strong>de</strong>m Projekt gehört haben. So ist <strong>de</strong>r Bedarf<br />

dieser Hilfeform stetig gewachsen.<br />

„Spielen zu Hause“ ist zu einem einzigartigen<br />

und in seiner Bewährung nachgewiesenen<br />

Integrations- und Familienbildungsprojekt gewachsen,<br />

welches einen großen Wert auf die<br />

Entwicklungsför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r legt.<br />

Prof. Dr. U. Paetzold<br />

Fachhochschule Lausitz, Fachbereich Sozialwesen<br />

Dipl.-Sozialpäd. Claudia Bernicke<br />

SOS-Beratungszentrum Cottbus <strong>de</strong>s SOS-<br />

Kin<strong>de</strong>rdorfes e.V.<br />

Seite 51


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Sigrid Rogge, Stefan Müller<br />

Zwischen Trennungsschmerz und<br />

Zuversicht<br />

...noch das Plakat, das die Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r letzten<br />

Stun<strong>de</strong> gestaltet haben, von außen an <strong>de</strong>r Tür<br />

anbringen und die Kekse und das Obst auf <strong>de</strong>n<br />

Tellern anrichten ... dann sind wir soweit.<br />

Die kommen<strong>de</strong> Gruppenstun<strong>de</strong> ist inhaltlich<br />

vorbereitet. Die Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n u.a. einen Vi<strong>de</strong>ofilm<br />

mit <strong>de</strong>m Titel: Verliebt, verlobt, verheiratet,<br />

geschie<strong>de</strong>n sehen. In diesem Trickfilm wird das<br />

Wer<strong>de</strong>n und Vergehen von Partnerschaft und<br />

Familie normalisiert und enttabuisiert.<br />

Für Kin<strong>de</strong>r ist es entlastend zu erfahren, dass<br />

es überall auf <strong>de</strong>r Welt vorkommt, dass Eltern<br />

sich trennen und dass Kin<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Trennung<br />

nicht schuld sind. Das gemeinsame Schauen<br />

dieses kurzen Filmes ist die Grund<strong>lag</strong>e, um<br />

anschließend miteinan<strong>de</strong>r ins Gespräch über<br />

ein oftmals schambesetztes Thema zu kommen.<br />

Wenn Eltern sich trennen bricht für die betroffenen<br />

Kin<strong>de</strong>r ihre bisherige Welt zusammen,<br />

die ihnen Halt, Geborgenheit und Orientierung<br />

gab. Für Kin<strong>de</strong>r ist die Trennung <strong>de</strong>r Eltern eine<br />

schmerzvolle und verunsichern<strong>de</strong> Erfahrung,<br />

<strong>de</strong>r sie ohnmächtig ausgeliefert sind, die sie in<br />

<strong>de</strong>n meisten Fällen nicht gewollt haben und für<br />

die sie sich oft die Verantwortung geben. Es<br />

kostet sie viel Kraft, mit dieser Situation, die<br />

einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen mit sich bringt,<br />

umzugehen.<br />

Für eine positive Bewältigung <strong>de</strong>r Trennung<br />

brauchen die Kin<strong>de</strong>r Unterstützung. Es ist nur zu<br />

verständlich, dass viele Mütter und Väter in <strong>de</strong>r<br />

Trennungssituation so sehr mit ihren eigenen<br />

Sorgen und Problemen beschäftigt sind, dass<br />

sie auf die Traurigkeit, die Wut und Enttäuschung,<br />

auf die Ängste, Nöte und Schulprobleme<br />

ihrer Kin<strong>de</strong>r nur unzureichend eingehen<br />

können.<br />

Dann klingelt es an <strong>de</strong>r Tür. Es ist kurz vor 15.00<br />

Uhr. Thomas kommt meistens etwas früher.<br />

Er nimmt sich eines <strong>de</strong>r ausliegen<strong>de</strong>n Bücher<br />

und beginnt zu lesen. Paul hingegen legt sich<br />

erstmal hin und ruht sich aus.<br />

Auf <strong>de</strong>m Teppichbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gruppenraumes<br />

sind für je<strong>de</strong>s Kind und für uns Sitzkissen im<br />

Kreis ausgelegt. In <strong>de</strong>r Mitte liegt das Themenplakat<br />

für die heutige Stun<strong>de</strong>. Darauf liegt ein<br />

kleines Krokodil aus Plüsch. Es begleitet von<br />

Anfang an die Kin<strong>de</strong>r. Es hilft beim Strukturieren,<br />

<strong>de</strong>nn wer es in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hält, <strong>de</strong>r hat<br />

Re<strong>de</strong>zeit. Es wird von Kin<strong>de</strong>rhän<strong>de</strong>n geknetet,<br />

gedrückt, geschmissen. Es hält alles aus. In<br />

<strong>de</strong>r letzten Gruppenstun<strong>de</strong> haben die Kin<strong>de</strong>r<br />

für ihre Gruppe einen Namen gesucht. Einer<br />

von zehn Vorschlägen war Krokodilgruppe.<br />

Auf diesen Namen haben sich die Kin<strong>de</strong>r in<br />

einem Abstimmungsverfahren geeinigt und<br />

dazu anschließend ihr Plakat, was jetzt an<br />

<strong>de</strong>r Eingangstür hängt, gestaltet – mit vielen<br />

kleinen Symbolen. Damit ist die erste Phase<br />

<strong>de</strong>s Gruppenangebotes abgeschlossen; viele<br />

ausgewählte Spiele und Aufgaben haben dazu<br />

beigetragen, Vertrauen aufbauen und sich mit<br />

<strong>de</strong>r Gruppe von Kin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>ren Eltern sich getrennt<br />

haben, i<strong>de</strong>ntifizieren zu können.<br />

Wir beginnen mit <strong>de</strong>r Gruppenstun<strong>de</strong> sehr<br />

pünktlich – ein Zeichen für Verlässlichkeit. Und<br />

wir beginnen nach <strong>de</strong>r Begrüßung in <strong>de</strong>r Gruppe,<br />

wozu auch ein kurzer inhaltlicher Überblick<br />

gehört, mit einem gemeinsamen Spiel. Anschließend<br />

haben die Kin<strong>de</strong>r Gelegenheit, einan<strong>de</strong>r<br />

von ihren Erlebnissen <strong>de</strong>r vergangenen Woche<br />

und <strong>de</strong>s Wochenen<strong>de</strong>s zu erzählen. Die Kin<strong>de</strong>r<br />

lernen sich dadurch besser kennen und wir<br />

bekommen erste Rückmeldungen über Begebenheiten,<br />

auf die wir näher eingehen sollten.<br />

Die Wochenen<strong>de</strong>n haben für Kin<strong>de</strong>r aus<br />

Trennungsfamilien oftmals einen beson<strong>de</strong>ren<br />

Charakter; es ist für viele Kin<strong>de</strong>r die Zeit <strong>de</strong>r<br />

Begegnung mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Elternteil. Auch<br />

Thea erzählt, dass sie zusammen mit ihrem<br />

Bru<strong>de</strong>r beim Vater war. In ihrer Stimme schwingt<br />

Freu<strong>de</strong> und Unsicherheit gleichermaßen mit.<br />

Ihre Eltern liegen miteinan<strong>de</strong>r im Rechtsstreit um<br />

das Sorgerecht. In <strong>de</strong>r Gruppe kann sie unbefangen<br />

über ihre Erlebnisse erzählen. Zuhause<br />

schweigt sie lieber. Sie hat jetzt zwei Zuhause.<br />

Den Kin<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>n Eltern teilen wir schon im<br />

Vorbereitungsgespräch mit, dass die Gruppe mit<br />

einer Art Schutzmantel umhüllt ist. Nichts von<br />

<strong>de</strong>m, was erzählt, geschrieben o<strong>de</strong>r gemalt wird,<br />

dringt nach außen. Damit signalisieren wir <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn die Möglichkeit, ihren Gefühlen im ge-<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

schützten Rahmen freien Lauf lassen zu können<br />

ohne je<strong>de</strong>s mal im Vorfeld die Konsequenzen<br />

ihres Verhaltens abwägen zu müssen. Und das<br />

tun Kin<strong>de</strong>r häufig in Trennungssituationen, um<br />

ihre Eltern und an<strong>de</strong>re betroffene Personen zu<br />

schonen.<br />

Lisa berichtet von einem Besuch bei <strong>de</strong>r Tante,<br />

die kürzlich ein Baby bekommen hat. Sie ist einerseits<br />

ganz entzückt, an<strong>de</strong>rerseits nimmt sie<br />

all das, was ihr mittlerweile fehlt, schmerzlich<br />

wahr.<br />

Tim hat im Sportunterricht erlebt, wie an<strong>de</strong>re<br />

sich gegenseitig verletzt haben. Ihm ist wichtig,<br />

dass so etwas in <strong>de</strong>r Gruppe hier nicht passiert.<br />

So ungefähr beginnt für die Kin<strong>de</strong>r je<strong>de</strong> Gruppenstun<strong>de</strong>.<br />

Thematisch und inhaltlich bauen<br />

die Stun<strong>de</strong>n aufeinan<strong>de</strong>r auf. Heute haben sie<br />

Gelegenheit, über ihre Vorstellungen, weswegen<br />

Eltern sich trennen, zu re<strong>de</strong>n. Beim nächsten<br />

Mal wer<strong>de</strong>n sie malen, mit wem sie jetzt bei<br />

<strong>de</strong>r Mutter und mit wem beim Vater zusammen<br />

leben und was ihnen dort jeweils wichtig ist.<br />

Später wird es darum gehen, was sich durch die<br />

Trennung <strong>de</strong>r Eltern für sie verän<strong>de</strong>rt hat und wie<br />

sie die Trennung <strong>de</strong>r Eltern erlebt haben, was<br />

sie machen können, wenn sie wütend, ärgerlich<br />

o<strong>de</strong>r verzweifelt sind – auch darüber, wenn die<br />

lange bestehen<strong>de</strong> Hoffnung, die Eltern könnten<br />

wie<strong>de</strong>r zusammen kommen, nicht in Erfüllung<br />

geht.<br />

Um die zum Teil belasten<strong>de</strong>n Dinge, die in <strong>de</strong>n<br />

Stun<strong>de</strong>n Ausdruck fin<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>r weglegen zu<br />

können, machen es sich die Kin<strong>de</strong>r am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Treffens auf Decken bequem und lauschen<br />

einer Geschichte.<br />

Nach <strong>de</strong>m Abschlusskreis und guten Wünschen<br />

für die kommen<strong>de</strong> Woche ziehen sie von dannen<br />

und kommen oft gern zur nächsten Stun<strong>de</strong><br />

wie<strong>de</strong>r.<br />

Wir gestalten die Gruppe grundsätzlich zu zweit.<br />

Unsere Aufgabe sehen wir darin, die Kin<strong>de</strong>r<br />

zu ermutigen sich zu öffnen und zu entlasten,<br />

sensibel auf ihre je eigenen Befindlichkeiten und<br />

Bedürfnisse einzugehen, sie ernst zu nehmen<br />

und damit ihr Selbstwertgefühl zu stärken.<br />

Die Trennung <strong>de</strong>r Eltern berührt die Kin<strong>de</strong>r<br />

emotional stark. Trotz allem erleben wir ein<br />

großes Bedürfnis, davon zu erzählen. Eine vertrauensvolle<br />

Atmosphäre in <strong>de</strong>r Gruppe ist dafür<br />

sehr wichtig. Wir lassen <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Zeit, sich<br />

kennen und schätzen zu lernen. Erst allmählich<br />

konfrontieren wir sie mit Trennungsthemen –<br />

beispielsweise über Vi<strong>de</strong>os o<strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Beschreibungen, wie es Kin<strong>de</strong>rn geht, <strong>de</strong>ren<br />

Eltern sich getrennt haben. Wenn sie sich sicher<br />

genug fühlen, können sie ihre eigene Situation<br />

und ihre eigenen Gefühlen zum Ausdruck bringen.<br />

In Rollenspielen machen sich die Kin<strong>de</strong>r<br />

auf die Suche nach Lösungen für Situationen,<br />

in <strong>de</strong>nen sie in <strong>de</strong>r Realität nicht weiter wissen,<br />

wie zum Beispiel beim Streiten <strong>de</strong>r Eltern o<strong>de</strong>r<br />

beim Auftrag eines Elternteils, stellvertretend<br />

für diesen <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren unangenehme Dinge<br />

mitzuteilen. Aufgrund <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Erfahrungen und <strong>de</strong>r unterschiedlichen Lebenssituation<br />

können sich die Kin<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r<br />

unterstützen und bereichern.<br />

Unser Angebot richtet sich an Kin<strong>de</strong>r im Grundschulalter.<br />

Eine Gruppe besteht aus 4 bis 6 Kin<strong>de</strong>rn<br />

mit einer Altersdifferenz von ca. 2 Jahren.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r treffen sich in einer festen Gruppe 14<br />

Mal, wöchentlich für an<strong>de</strong>rthalb Stun<strong>de</strong>n; Ferien<br />

und Feiertage ausgenommen.<br />

Zur letzten Gruppenstun<strong>de</strong> sind die Eltern mit<br />

eingela<strong>de</strong>n. Der gemeinsame Abschluss bietet<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Gelegenheit im ihnen vertrauten<br />

Rahmen ihren Eltern über sich und ihr Erleben<br />

zu berichten. Die Kin<strong>de</strong>r haben die Möglichkeit,<br />

beson<strong>de</strong>rs lieb gewor<strong>de</strong>ne Spiele und Übungen<br />

mit <strong>de</strong>n Eltern gemeinsam zu machen. Sie<br />

können, sofern sie möchten, die angefertigten<br />

Materialien wie Plakate und Bil<strong>de</strong>r und die selbst<br />

angefertigten Materialien aus ihren Mappen zeigen.<br />

Sowohl für die Kin<strong>de</strong>r als auch die Eltern<br />

ist dies ein beson<strong>de</strong>rer Moment. Die Zuhause<br />

oft schweigsamen Kin<strong>de</strong>r öffnen sich Vater und<br />

Mutter gegenüber auch mit ihren Gefühlen zur<br />

Trennung, was sie aus Rücksichtnahme bislang<br />

meistens nicht getan haben. Es ist auch für uns<br />

schön zu erleben, wie viel Mut die Kin<strong>de</strong>r in<br />

diesem geschützten Rahmen entwickelt haben,<br />

auch diese Seite <strong>de</strong>n Eltern zuzumuten und sich<br />

als betroffene Kin<strong>de</strong>r zu zeigen. Die Eltern bitten<br />

wir in diesem Rahmen darum, dieses Geschenk<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r ohne Drängen und Infragestellen<br />

einfach nur anzunehmen.<br />

Die Leistung <strong>de</strong>r Eltern, <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn diese<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Unterstützung zu ermöglichen, sie im Gruppenprozess<br />

emotional zu begleiten, sie zu bringen<br />

und zu holen, auszuhalten, wenn sich die Kin<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utlicher für ihre Belange einsetzen, ihr<br />

Vertrauen in uns, sie uns anzuvertrauen - auch<br />

wenn sie von uns und oft auch von ihren Kin<strong>de</strong>rn<br />

wenig einbezogen sind in <strong>de</strong>n Gruppenprozess<br />

- ist nicht hoch genug einzuschätzen.<br />

Begleitend zum Gruppenangebot fin<strong>de</strong>n zwei<br />

Elternaben<strong>de</strong> statt, einer für die Väter, einer für<br />

die Mütter, um allen Elternteilen unabhängig ihrer<br />

Trennungssituation die Teilnahme zu ermöglichen.<br />

Im Elternabend wer<strong>de</strong>n die Eltern über<br />

Struktur und Inhalte <strong>de</strong>r Gruppe und allgemein<br />

über <strong>de</strong>n Gruppenprozess informiert. Außer<strong>de</strong>m<br />

haben sie die Möglichkeit, als Betroffene miteinan<strong>de</strong>r<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

Sigrid Rogge<br />

Stefan Müller<br />

Caritas<br />

Integrierte Beratungsstelle Potsdam<br />

Plantagenstr. 23-24<br />

14482 Potsdam<br />

Seite 54


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

VISITENKARTEN<br />

Seite<br />

56<br />

57<br />

Inhalt<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />

Caritasverband für das<br />

Erzbistum Berlin e.V.<br />

Region Bran<strong>de</strong>nburg Ost<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />

Caritasverband für das<br />

Erzbistum Berlin e.V.<br />

Region Bran<strong>de</strong>nburg West<br />

Seite 55


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />

Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.<br />

Region Bran<strong>de</strong>nburg Ost<br />

E. Thälmann Str. 35<br />

15366 Neuenhagen<br />

Tel: (033 42) 80 798<br />

FAX: (033 42) 20 61 54<br />

Mail: efb-neuenhagen@caritas-fuerstenwal<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

w w w.caritas-bran<strong>de</strong>nburg- ost.<strong>de</strong><br />

Web: www.caritas-fuerstenwal<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

Ansprechpartnerin: Katharina Witte<br />

Mail: k.witte@caritas-fuerstenwal<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

Beratungszeiten: nach telefonischer<br />

Vereinbarung<br />

Die Erziehungs- und Familienberatungsstelle ist ein Anlaufpunkt für:<br />

• Kin<strong>de</strong>r<br />

• Jugendliche<br />

• Junge Erwachsene bis zum 27. Lebensjahr<br />

• Eltern<br />

und für alle, die im Erziehungsprozess Verantwortung tragen:<br />

• Lehrer/Innen<br />

• Sozialarbeiter/Innen<br />

• Familien- und Einzelhelfer/Innen<br />

• Ehrenamtliche Mitarbeiter/Innen<br />

• Kooperierte Fachkräfte aus an<strong>de</strong>ren psychologischen Einrichtungen<br />

wir bieten Hilfe und Unterstützung an bei:<br />

• Familiären Konflikten<br />

• Erziehungsfragen<br />

• Beziehungskonflikten<br />

• Verhaltensproblemen<br />

• Problemen in <strong>de</strong>r Kita, in <strong>de</strong>r Schule, in <strong>de</strong>r Ausbildung und in Einrichtungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />

• Psychologische Diagnostik im Rahmen psychologischer Betreuung<br />

• Verdacht auf Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung<br />

in Form von:<br />

• Einzelberatungen<br />

• Beratungen im Familienverbund<br />

• Teilnahme an Gruppenangeboten (Jungengruppe, Eltern-Kind-Gruppe)<br />

• Psychologische Diagnostik<br />

• Fallbesprechungen für pädagogische und psychosozialen Berufsgruppen<br />

wir sichern Ihnen zu:<br />

• Verschwiegenheit<br />

• Auf Wunsch Anonymität<br />

• Kostenfreiheit <strong>de</strong>r Beratungen<br />

• Weltanschauliche und konfessionelle Unabhängigkeit<br />

unser Beratungsteam besteht aus:<br />

• 1 Dipl. Psychologin/Psychologische Psychotherapeutin, Gestalttherapeutin<br />

• 1 Dipl. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge Familientherapeut<br />

• 1 Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin Familientherapeutin<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

BehrinGstrasse<br />

Pasteurstrasse<br />

st.<br />

antonius<br />

KirChe<br />

22-23<br />

Goethe-<br />

PLatZ<br />

Goethestrasse<br />

uhLandstrasse<br />

turnstrasse<br />

müLLerstrasse<br />

Bruno-h.-<br />

BürGeLstrasse<br />

Plantagenstrasse<br />

PLan-<br />

taGen-<br />

PLatZ<br />

KarL-GruhL-strasse<br />

KreuZstrasse<br />

LessinGstrasse<br />

rudoLf-BreitsCheid-strasse<br />

T<br />

WiChGrafstrasse<br />

Für sie im team<br />

Carmen Bernal, Leiterin <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />

Sigrid Rogge, Dipl. Psychologin<br />

Stefan Müller, Dipl. Sozialpädagoge<br />

unsere mitarbeiterinnen und<br />

mitarbeiter haben zusatzausbildungen<br />

in ...<br />

• Familientherapie<br />

• Systemischer Therapie<br />

• Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />

• Systemischer Kin<strong>de</strong>r-, und Jugendlichentherapie<br />

• mo<strong>de</strong>rner Hypnosetherapie<br />

• Mediation<br />

• Supervision<br />

inFOrmatiOn und anmeldung<br />

tel. (0331) 71 02 98, -99<br />

Montag 9.00 bis 16.00 Uhr<br />

Dienstag 8.00 bis 15.00 Uhr<br />

Mittwoch 9.00 bis 16.00 Uhr<br />

Donnerstag 8.00 bis 15.00 Uhr<br />

Freitag 9.00 bis 13.00 Uhr<br />

aussenstelle beelitz<br />

Clara-Zetkin-Straße 197a<br />

14547 Beelitz<br />

Termine nach Vereinbarung<br />

Tel. (033204) 626 12 o<strong>de</strong>r<br />

Tel. (0331) 71 02 98, -99<br />

Caritasverband für<br />

das Erzbistum Berlin e.V.<br />

regiOn bran<strong>de</strong>nburg West<br />

integrierte Beratungsstelle für<br />

erziehungs- und familienberatung,<br />

schwangerschaftsberatung,<br />

allgemeine sozialberatung<br />

Plantagenstraße 23 - 24, 14482 Potsdam<br />

tel. (0331) 71 02 98, -99<br />

fax (0331) 71 03 00<br />

potsdam.ib@caritas-bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong><br />

SO ERREICHEN SIE UNS<br />

S-Bahn: S7 Haltestelle Babelsberg<br />

Tram: 94 und 99 Haltestelle Plantagenstraße<br />

Bus: 694 Haltestelle Goetheplatz<br />

BaBeLsBerG<br />

Spen<strong>de</strong>n, steuerlich abzugsfähig:<br />

Caritas Beratungsstelle Potsdam | Konto 418 06 14<br />

BLZ 400 602 65 | Darlehnskasse Münster EG<br />

erziehungsund<br />

Familienberatung...<br />

...und Knoten lassen sich lösen<br />

Potsdam | Potsdam-Mittelmark<br />

www.caritas-bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong><br />

Seite 57


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

sPezielle angebOte<br />

• Gruppe für Kin<strong>de</strong>r aus Trennungsund<br />

Scheidungsfamilien<br />

bei<br />

• Schwierigkeiten im<br />

familiären Miteinan<strong>de</strong>r<br />

• Kommunikationsproblemen<br />

• Belastungs- und Konfliktsituationen<br />

• Erziehungsfragen<br />

Neue Wege fin<strong>de</strong>n...<br />

Wir bieten Beratung,<br />

klären<strong>de</strong> Gespräche und therapeutische Begleitung<br />

• gewünschten Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Partnerschaft<br />

• Trennung o<strong>de</strong>r Scheidung<br />

• Problemen mit <strong>de</strong>m Leben in<br />

mehreren Kulturen<br />

für<br />

• Familien<br />

• Paare<br />

• Mütter und Väter<br />

• Alleinerziehen<strong>de</strong><br />

• Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />

Unsere Angebote richten sich an Menschen<br />

je<strong>de</strong>r Religion, Weltanschauung, Herkunft und<br />

sozialen Lebenswelt.<br />

• Elterntrainingsprogramm KIB<br />

(Kin<strong>de</strong>r im Blick) für Eltern in Trennung/<br />

Scheidung<br />

• Elternkurs „Kess erziehen“<br />

• Mediation (außergerichtliche Einigung)<br />

• Präventive Angebote<br />

wie z. B. Elternaben<strong>de</strong> in Kita/Schule<br />

• Supervision und Praxisberatung<br />

für psychosoziale und pädagogische Berufe<br />

• Familienrechtliche Beratung durch eine<br />

Rechtsanwältin o<strong>de</strong>r einen Rechtsanwalt<br />

• Interkulturelle Beratung<br />

• Beratung in spanischer Sprache<br />

Kommen Sie zu uns – je nach Bedarf einmal,<br />

zweimal... mehrmalig. Wir beraten auch in<br />

Ihrem Umfeld.<br />

Unsere Angebote sind für Sie kostenfrei. Wir wahren Schweigepflicht und Datenschutz.<br />

Seite 58


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

GELESEN & GESICHTET<br />

BÜCHER<br />

ZEITSCHRIFTEN<br />

DIAGNOSTISCHE MATERIALIEN<br />

Seite<br />

60<br />

Inhalt<br />

Dr. Martin Merbach<br />

Integrierte Familienorientierte<br />

Beratung® –<br />

Ein Weg in die Zukunft<br />

64<br />

Barbara Eckey<br />

Positiver<br />

Multiplikatoreneffekt<br />

Die Weiterbildung zum/<br />

zur Erziehungs- und<br />

Familienberater/in bke:<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Seite 59


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Dr. Martin Merbach<br />

„Integrierte Familienorientierte Beratung®<br />

- Ein Weg in die Zukunft“<br />

Publikation <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitforschung<br />

zur Weiterbildung in Psychologischer<br />

Beratung am Evangelischen Zentralinstitut,<br />

veröffentlicht in <strong>de</strong>r Schriftenreihe „Untersuchungen<br />

aus <strong>de</strong>m Evangelischen Zentralinstitut,<br />

Band 24 und 25, Berlin <strong>2009</strong>“<br />

Autoren: Achim Haid-Loh, Sabine Hufendiek, Dr.<br />

Christine Kröger, Dr. Martin Merbach, Annelene<br />

Meyer und Dr. Ingeborg Volger<br />

Zu einer Zeit, als die Europäische Union noch<br />

Finanzmittel aufbrachte, um ihre arbeiten<strong>de</strong><br />

Bevölkerung, insbeson<strong>de</strong>re Frauen in o<strong>de</strong>r<br />

nach <strong>de</strong>r Familienphase, beim Wie<strong>de</strong>reinstieg<br />

ins Berufsleben durch gezielte Qualifikationsmaßnahmen<br />

zu unterstützen und letztere auch<br />

wissenschaftlich zu evaluieren, hatte am Evangelischen<br />

Zentralinstitut für Familienberatung<br />

die traditionsreiche Weiterbildung in „Ehe-,<br />

Familien- und Lebensberatung“ gera<strong>de</strong> eine<br />

nachhaltige Erneuerung erfahren. In diesem Innovationsprozess<br />

war sie zu einer umfänglichen<br />

Grundausbildung für „Integrierte Familienorientierte<br />

Beratung“ um- und ausgebaut wor<strong>de</strong>n. Die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r neuen IFB®-Weiterbildung<br />

erhalten nunmehr eine umfassen<strong>de</strong> beraterischtherapeutische<br />

Basisqualifikation für alle Arbeitsfel<strong>de</strong>r<br />

psychologischer Beratung.<br />

Die Mittel aus <strong>de</strong>m Europäischen Sozialfonds<br />

(ESF) gaben <strong>de</strong>m Zentralinstitut die Möglichkeit,<br />

sein neues Produkt „am Markt zu testen“ und<br />

die Qualität dieser Weiterbildungsmaßnahme in<br />

Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit<br />

wissen-schaftlich überprüfen zu lassen.<br />

Nach Abschluss <strong>de</strong>s Projektes sind soeben<br />

die ausführlichen Ergebnisse und die Befun<strong>de</strong><br />

zur Evaluation <strong>de</strong>r Kurse in zwei Bän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Schriftenreihe <strong>de</strong>s Evangelischen Zentralinstituts<br />

„IFB - Integrierte Familienorientierte Beratung®<br />

- Ein Weg in die Zukunft“ erschienen.<br />

Bei<strong>de</strong> Bän<strong>de</strong> sind im Internet einsehbar und zum<br />

Download bereitgestellt.<br />

Dabei stellt Band 1 (Schriftenreihe Nr. 24) die<br />

fachliche Konzeption dieses „Mo<strong>de</strong>llprojekts“,<br />

die theoretischen wie didaktischen Umsetzungsschritte<br />

und die Ergebnisse <strong>de</strong>r externen<br />

Evaluation aus <strong>de</strong>n Jahren 2005 bis 2008 vor.<br />

Im Kapitel 1 <strong>de</strong>s ersten Ban<strong>de</strong>s wird dargestellt,<br />

wie sich Psychologische Beratung für Einzelne,<br />

Paare und Familien als multiprofessionelles<br />

Spezialisierungsgebiet von Beratung und Seelsorge<br />

in die Lebens- und Wesensäußerungen<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche und ihrer Diakonie<br />

einordnet. Weiterhin wird diskutiert, welche<br />

Erkenntnisse vorliegen über Bedarfs<strong>lag</strong>en, Inanspruchnahme<br />

und Wirkungsweise integrierter<br />

Beratung.<br />

Im 2. Kapitel wer<strong>de</strong>n die theoretischen Grund<strong>lag</strong>en<br />

tiefenpsychologischer Beratung entfaltet<br />

und eine Unterscheidung von konfliktzentrierter<br />

und strukturbezogener Beratungsmethodik als<br />

wesentliches neues Element einer zielgruppenspezifischen<br />

Beratungspraxis eingeführt.<br />

Im 3. Kapitel wird unter <strong>de</strong>r Überschrift „Anwendungsbereiche“<br />

veranschaulicht, wie auf<br />

einer gemeinsamen theoretischen Grund<strong>lag</strong>e<br />

aufbauend, ein differenziertes Interventionskonzept<br />

für die unterschiedlichen Zielgruppen von<br />

Ratsuchen<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Arbeitsfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Eheund<br />

Paarberatung, <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung,<br />

<strong>de</strong>r Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

sowie <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Lebensberatung zur Anwendung kommt. Auch<br />

<strong>de</strong>r Unterschied zwischen konfliktzentrierter und<br />

strukturbezogener Beratung wird anhand von<br />

Fallbeispielen anschaulich dargestellt.<br />

Kapitel 4 erläutert Aufbau und Struktur <strong>de</strong>r<br />

zweisäuligen Weiterbildung in IFB - Integrierter<br />

Familienorientierter Beratung®. Die für das<br />

didaktische Konzept charakteristische Verzahnung<br />

von theoretischer Wissens- und Konzeptvermittlung,<br />

praktisch-methodischem Einüben<br />

beraterischer Fähigkeiten und <strong>de</strong>r Arbeit an<br />

<strong>de</strong>r Persönlichkeit <strong>de</strong>r Beraten<strong>de</strong>n wird für die<br />

einzelnen Ausbildungsabschnitte und konzeptionellen<br />

Perspektiven - wie z. B. Tiefenpsychologie,<br />

Paardynamik, Familiendynamik, Theologie<br />

und Recht anhand von Kurseinheiten erläutert.<br />

Kapitel 5 und 6 geben einen Überblick über die<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Evaluation. Dabei stehen im 5.<br />

Kapitel die Bewertungen <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>szentralen<br />

Seite 60


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Intensivkurse am EZI und <strong>de</strong>r zweiten Säule<br />

<strong>de</strong>r Weiterbildung, <strong>de</strong>r reflektierten Praxis und<br />

Supervision in <strong>de</strong>n Regionen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Praktika, im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Das 6. Kapitel widmet sich <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>r Weiterbildung auf die berufliche und persönliche<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n und<br />

beschäftigt sich zum Beispiel mit <strong>de</strong>n Fragen<br />

<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Beraterpersönlichkeit<br />

und <strong>de</strong>r längerfristigen Integration <strong>de</strong>r Weiterbildungsteilnehmen<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt.<br />

Kapitel 7 schließlich fasst die fachpolitisch<br />

relevantesten Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Begleitforschung zusammen und reflektiert die<br />

z. T. erstaunlichen Ergebnisse auf <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

einer sich abzeichnen<strong>de</strong>n Trendwen<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Institutionellen Beratung. Darauf aufbauend<br />

wer<strong>de</strong>n die sich ergeben<strong>de</strong>n Konsequenzen<br />

für die Zukunft <strong>de</strong>r Weiterbildung, Impulse zur<br />

Qualitätsentwicklung in konzeptioneller wie fachlicher<br />

Hinsicht und Prognosen zur beruflichen<br />

Perspektive zukünftiger WeiterbildungsteilnehmerInnen<br />

erörtert.<br />

Band 2 (Schriftenreihe Nr. 25) hingegen<br />

dokumentiert das Forschungs<strong>de</strong>sign, die Erhebungsinstrumente<br />

und die Auswertungsergebnisse<br />

einschließlich <strong>de</strong>r offenen Antworten <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n im Einzelnen.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n als Kostprobe einige <strong>de</strong>r<br />

zum Teil überraschen<strong>de</strong>n Ergebnisse zur Integration<br />

in <strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt, zur weiteren<br />

beruflichen Entwicklung <strong>de</strong>r AbsolventInnen<br />

und zur Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

<strong>de</strong>r WeiterbildungsteilnehmerInnen zusammengefasst:<br />

1. Persönliches Wachstum <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

und Entwicklung neuer Personaler<br />

Kompetenzen<br />

Die von <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n bereits<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung erwartete<br />

Konsolidierung ihrer beruflichen I<strong>de</strong>ntität wur<strong>de</strong><br />

zum Abschluss <strong>de</strong>r Weiterbildung von 91%,<br />

ein ¾ Jahr später von 100% <strong>de</strong>r Absolventen<br />

bestätigt. Dieses Ergebnis ist zwar sicher auch<br />

<strong>de</strong>r Gelegenheit zu vertiefter Praxis nach Weiterbildungsen<strong>de</strong><br />

geschul<strong>de</strong>t, kann insgesamt<br />

aber als i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong>r Effekt <strong>de</strong>r gesamten<br />

Weiterbildung betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Beson<strong>de</strong>rs eindrücklich war aber einer Erweiterung<br />

personaler Kompetenzen, die als unspezifische,<br />

nicht nur auf das berufliche Feld <strong>de</strong>r<br />

Institutionellen Beratung begrenzte Entwicklung<br />

erhoben wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Im Einzelnen bezogen sich diese Befun<strong>de</strong> auf<br />

a. Die Erweiterung <strong>de</strong>r sozialen Kontakte <strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Person - ein Effekt <strong>de</strong>r von<br />

19% <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />

erwartet wur<strong>de</strong>, jedoch bei 68 %<br />

<strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n eingetroffen war.<br />

b. Die Entwicklung und die Aneignung eines<br />

selbstbewussteren und sicheren Auftretens<br />

in beruflichen Kontexten, die von 54 % <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />

erwartet wor<strong>de</strong>n war, aber von 96 % am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Weiterbildung bestätigt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

c. Den Gewinn an Empathie als personaler<br />

Kompetenz im zwischenmenschlichen<br />

Bereich, <strong>de</strong>r von 90% <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

benannt wur<strong>de</strong>.<br />

Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert ist <strong>de</strong>r Befund, dass<br />

87 % <strong>de</strong>r Weiterbildungsteilnehmer die Frage, ob<br />

sie seit Abschluss <strong>de</strong>r Weiterbildung insgesamt<br />

im Beruf o<strong>de</strong>r Privatleben „mehr Zufrie<strong>de</strong>nheit“<br />

erleben, zuverlässig und mit wissenschaftlicher<br />

Signifikanz (p≤.01) mit „Ja“ beantwortet haben.<br />

Mit „mehr Zufrie<strong>de</strong>nheit“ in ihrem Leben hatten<br />

am Anfang ihrer Ausbildung lediglich 46 % <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n gerechnet. Zum Abschluss <strong>de</strong>r<br />

Weiterbildung stellten fast 90% fest, dass ein solcher<br />

Effekt eingetreten war, noch 9 Monate nach<br />

Verlassen <strong>de</strong>s EZI war für 74% dieser Effekt mit<br />

einer gewissen Nachhaltigkeit in ihrem ganz<br />

individuellen Alltag zu Hause zu bemerken. Hier<br />

offenbart sich die kontinuierliche Arbeit an <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeit <strong>de</strong>r Weiterbildungsteilnehmen<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Selbsterfahrungsgruppen und <strong>de</strong>r Supervision.<br />

In<strong>de</strong>m beispielsweise im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Selbsterfahrung innerpsychische Konflikte<br />

und Lebensthemen in <strong>de</strong>n Blick genommen,<br />

bearbeitet o<strong>de</strong>r als zur Person gehörig akzeptiert<br />

wer<strong>de</strong>n konnten, wur<strong>de</strong>n innerpsychische<br />

Spannungen aufgelockert und damit Ressourcen<br />

eröffnet, das persönliche Leben zufrie<strong>de</strong>n<br />

stellen<strong>de</strong>r zu gestalten.<br />

Seite 61


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

2. Berufliche Perspektiven <strong>de</strong>r Absolventen im Arbeitsfeld <strong>de</strong>r Institutionellen<br />

Beratung<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong> Grafik zeigt die Ergebnisse <strong>de</strong>r Follow-Up-Untersuchung vom Oktober 2008.<br />

Dargestellt sind die Beschäftigungsverhältnisse <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n neun Monate nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Weiterbildung am EZI im Vergleich zur Ausgangssituation <strong>de</strong>r zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung 2005.<br />

Lediglich drei Teilnehmerinnen hatten keine Anstellung erhalten.<br />

A<strong>bb</strong>ildung 1: Entwicklung <strong>de</strong>r Beschäftigungsverhältnisse insgesamt<br />

Die A<strong>bb</strong>ildungen 2 und 3 zeigen nahezu eine Verdoppelung <strong>de</strong>s Anteils <strong>de</strong>r festangestellten WeiterbildungsabsolventInnen<br />

und ein 7-faches an Honorarbeschäftigungsverhältnissen. Obwohl es sich<br />

bei <strong>de</strong>n Honorartätigkeiten oft um einen geringen Stun<strong>de</strong>numfang han<strong>de</strong>lt, die vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>r Minijobs kritisch zu diskutieren ist, ist in diesem Ergebnis auch eine positive Entwicklung zu<br />

sehen, da Honorartätigkeiten u. U. ausgebaut wer<strong>de</strong>n können und nicht selten zu Teilzeit- o<strong>de</strong>r<br />

Festanstellungen führen.<br />

A<strong>bb</strong>ildung 2: Entwicklung <strong>de</strong>s Anteils an Festanstellungen<br />

A<strong>bb</strong>ildung 3: Entwicklung <strong>de</strong>s Anteils an Honorartätigkeiten<br />

Seite 62


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Beson<strong>de</strong>rs dies letzte Ergebnis legt nahe, dass<br />

das Angebot an flexiblen, auf die Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>r MitarbeiterInnen wie auf die Bedarfe <strong>de</strong>r<br />

Institution zugeschnittenen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

wesentlich größer ist als allgemein<br />

erwartet wur<strong>de</strong>. Dies gilt beson<strong>de</strong>rs für hochqualifizierte,<br />

in das Arbeitsfeld bereits eingearbeitete<br />

Fachkräfte, wie sie die AbsolventInnen <strong>de</strong>r IFB-<br />

Weiterbildung in beson<strong>de</strong>rer Weise darstellen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass sich diese Befun<strong>de</strong><br />

auf die hohe Qualität <strong>de</strong>s Weiterbildungsangebotes<br />

<strong>de</strong>s EZI stützen und insbeson<strong>de</strong>re<br />

auf das Alleinstellungsmerkmal evangelischer<br />

Beraterausbildung mit ihrem „zweisäuligen Mo<strong>de</strong>ll“<br />

(Intensivkurse am Evangelischen Zentralinstitut<br />

und regionale Praxis) zurückzuführen sind.<br />

Darüber hinaus bleibt einzuschätzen, welche<br />

zusätzlichen bislang unterschätzten Effekte<br />

eine insgesamt Trendwen<strong>de</strong> hin zu günstigeren<br />

Beschäftigungsaussichten für interessierte<br />

Fachkräfte und WeiterbildungsabsolventInnen in<br />

<strong>de</strong>r Institutionellen Beratung bewirken könnten.<br />

Einige Indikatoren hierfür wer<strong>de</strong>n u.a. im Buch<br />

in Kapitel 7 und ausführlich in Veröffentlichungen<br />

<strong>de</strong>r Bke zur Zukunft <strong>de</strong>s multiprofessionellen<br />

Teams in <strong>de</strong>r Institutionellen Beratung (vgl<br />

Vortrag von K.Menne in diesem Heft und bke:<br />

„Memorandum zur Erziehungsberatung“, Fürth<br />

<strong>2009</strong>) diskutiert.<br />

Dr. Martin Merbach , Berlin<br />

Seite 63


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Barbara Eckey<br />

Positiver Multiplikatoreneffekt<br />

Die Weiterbildung zum/zur Erziehungsund<br />

Familienberaterin bke: Eine Zwischenbilanz<br />

Die bke hat sich mit <strong>de</strong>m Konzept für <strong>de</strong>n Erwerb<br />

von Grundkompetenzen im Bereich <strong>de</strong>r Erziehungs-<br />

und Familienberatung ein anspruchsvolles<br />

Ziel gesetzt, das auf <strong>de</strong>n Rechtsgrund<strong>lag</strong>en<br />

<strong>de</strong>s § 28 SGB VIII basiert. Hier wird die<br />

For<strong>de</strong>rung erhoben, dass in <strong>de</strong>r institutionellen<br />

Erziehungsberatung „Fachkräfte verschie<strong>de</strong>ner<br />

Fachrichtungen zusammenwirken, die mit unterschiedlichen<br />

methodischen Ansätzen vertraut<br />

sind“.<br />

Aus langjähriger Erfahrung als Mitarbeiterin<br />

und später als Leiterin einer kommunalen Erziehungs-<br />

und Familienberatung weiß ich, wie<br />

notwendig dieser Gesetzesauftrag für das zeitgemäße<br />

Profil und damit die Qualität unserer<br />

Arbeit ist, und zugleich wie schwierig in <strong>de</strong>r<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r kollegialen Zusammenarbeit.<br />

Die Jahrzehnte zurückliegen<strong>de</strong>n Anfänge von<br />

familientherapeutischen Ansätzen und systemischem<br />

Denken verursachten große Irritationen<br />

und erfor<strong>de</strong>rten ein Um<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>n<br />

Fallbesprechungen. Der anfänglich mitunter<br />

gescheiterte Versuch <strong>de</strong>r Integration dieser<br />

ungewohnten „verstören<strong>de</strong>n“ methodischen<br />

Ansätze führte in Berlin in Einzelfällen aufgrund<br />

unterschiedlicher Theoriekonzepte und<br />

unvereinbarer Lösungsi<strong>de</strong>en zur Spaltung von<br />

Teams und zur Teilung von Fallbesprechungen.<br />

Eine <strong>de</strong>m postmo<strong>de</strong>rnen Trend folgen<strong>de</strong> zunehmen<strong>de</strong><br />

Vielfalt und Unübersichtlichkeit <strong>de</strong>r therapeutischen<br />

Schulen und Ansätze kennzeichnete<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten die Psychoszene.<br />

Viele ähneln sich, an<strong>de</strong>re unterschei<strong>de</strong>n sich<br />

stark voneinan<strong>de</strong>r. Die Unterschie<strong>de</strong> betreffen<br />

sowohl die Vorgehensweise, als auch die für<br />

angemessen erachtete Dauer <strong>de</strong>r Sitzungen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>nvielfalt hat auch die Fülle<br />

<strong>de</strong>r Aufgaben für die Erziehungs- und Familienberatung<br />

zugenommen. Dies erfor<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>n<br />

Mitarbeiter/innen eine hohe Flexibilität und eine<br />

ständige Bereitschaft zu Fortbildungen. Zwangskontexte<br />

z.B., die zu Beginn meiner Tätigkeit als<br />

unvereinbar mit unserer Arbeit galten, sind inzwischen<br />

selbstverständlicher Teil unserer Aufgaben.<br />

Trennungs- und Scheidungsberatung von<br />

oft wenig motivierten Elternpaaren sind wegen<br />

zunehmen<strong>de</strong>r Verweisungskontexte durch die<br />

Gerichte Alltag unserer Beratungstätigkeit. Elternschulen<br />

mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen<br />

gehören zum präventiven Angebot<br />

und interkulturelle Beratung wird in Deutschland<br />

als Einwan<strong>de</strong>rungsland zunehmend erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sein. Die Vielfalt von Familienformen und Zielgruppen<br />

macht differenzierte Zugehensweisen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Zur Bün<strong>de</strong>lung von Kompetenzen,<br />

aktuell zum Thema Kin<strong>de</strong>rschutz, ist eine zeitaufwendige<br />

Vernetzungstätigkeit notwendig.<br />

Dies sind nur Beispiele dafür, wie die Vielfalt<br />

methodischer Beratungsansätze als auch die<br />

Aufgabenfülle das Profil von Erziehungs- und<br />

Familienberatung verän<strong>de</strong>rt haben. Das Konzept<br />

zur Weiterbildung zum/zur Erziehungs- und<br />

Familienberaterin bke trägt dieser notwendigen<br />

Metho<strong>de</strong>n- und Aufgabenvielfalt Rechnung. Das<br />

Curriculum richtet sich an Fachkräfte, die diese<br />

spezifische Beratungstätigkeit anstreben, am<br />

Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit stehen o<strong>de</strong>r<br />

ihre Kompetenzen vertiefen wollen. Meine Befragung<br />

von einzelnen Teilnehmer/innen wird hier<br />

beispielhaft wie<strong>de</strong>rgegeben. Sie erhebt nicht<br />

<strong>de</strong>n Anspruch einer repräsentativen Umfrage.<br />

• Durch <strong>de</strong>n guten Überblick über die vielfältigen<br />

Aufgaben und Metho<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n<br />

mit praktischen Übungen fühlten sie sich gut<br />

vorbereitet für die alltägliche Praxis.<br />

• Didaktik und Auswahl <strong>de</strong>r Referenten haben<br />

das erfreuliche Ergebnis, dass die Vermittlung<br />

von Metho<strong>de</strong>nvielfalt als bereichernd<br />

erlebt wur<strong>de</strong>. Offensichtlich konnte die Verschie<strong>de</strong>nheit<br />

in einem integrativen Ansatz<br />

ihren Platz fin<strong>de</strong>n.<br />

• Die Teilnehmer/innen fühlten sich über die<br />

Rechtsgrund<strong>lag</strong>en, auf <strong>de</strong>nen unsere Arbeit<br />

basiert, gut informiert und sicher darin, wenn<br />

notwendig, auf die entsprechen<strong>de</strong>n Gesetzestexte<br />

zurückgreifen zu können.<br />

• Die Vielfalt <strong>de</strong>r angebotenen kin<strong>de</strong>rtherapeutischen<br />

Interventionen und die Kreativität,<br />

mit <strong>de</strong>r man Settings mit Kin<strong>de</strong>rn gestalten<br />

kann, wur<strong>de</strong> als beson<strong>de</strong>rs anregend hervorgehoben.<br />

• In <strong>de</strong>n Fallbesprechungs- bzw. Übungsgruppen,<br />

<strong>de</strong>ren Zusammensetzung über <strong>de</strong>n<br />

ganzen Weiterbildungsgang hinweg konstant<br />

Seite 64


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

bleibt, konnte eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

entstehen.<br />

• Die Module „Arbeit mit ausgewählten Zielgruppen“<br />

und „Beratung bei ausgewählten<br />

Problem<strong>lag</strong>en“ wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Teilnehmer/<br />

innen in Referaten dargestellt. Dies wur<strong>de</strong><br />

als beson<strong>de</strong>rs bereichernd erlebt, da sie<br />

von <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r Spezialkenntnisse und<br />

Erfahrungen profitieren konnten, noch zumal<br />

die Textvor<strong>lag</strong>en an alle verteilt wur<strong>de</strong>n.<br />

• Insgesamt wur<strong>de</strong> die Fülle <strong>de</strong>r Handouts<br />

sehr geschätzt, die <strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zur<br />

Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

• Als Beson<strong>de</strong>rheit ist zu begrüßen, dass <strong>de</strong>r<br />

Weiterbildungsteil „Grund<strong>lag</strong>en systemischer<br />

Familientherapie“, <strong>de</strong>r in Kooperation mit <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgemeinschaft für psychoanalytischsystemische<br />

Praxis und Forschung APF e.V.<br />

eine Anerkennung als systemische/r Berater/<br />

in durch die Systemische Gesellschaft SG<br />

e.V. ermöglicht.<br />

• Einige Neuerungen sind hervorzuheben:<br />

Die bei<strong>de</strong>n Weiterbildungsteile „Paarberatung,<br />

Elterncoaching und Krisenberatung“<br />

und „Spezifische Familiensysteme; Familie<br />

und Helfersysteme“ wer<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>m<br />

fünften Durchgang <strong>de</strong>r Weiterbildung von<br />

einem Frau/Mann-Referentenpaar angeboten,<br />

das <strong>de</strong>n Gen<strong>de</strong>r Aspekt mo<strong>de</strong>llhaft<br />

vertritt. Da sowohl in <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />

Familienberatung als auch im Curriculum<br />

mehrheitlich Frauen vertreten sind, wäre es<br />

wünschenswert, wenn dieses Geschlechterverhältnis<br />

zukünftig bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r<br />

Dozenten/innen Berücksichtigung fän<strong>de</strong>.<br />

Eine weitere Än<strong>de</strong>rung seit <strong>de</strong>m sechsten<br />

Durchgang <strong>de</strong>r Weiterbildung wur<strong>de</strong> ebenfalls<br />

sehr positiv aufgenommen. Die Mentorenrolle<br />

wur<strong>de</strong> strukturell neu <strong>de</strong>finiert. Für<br />

die Kurse ist in <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Wochen<br />

eine ständige Anwesenheit vorgesehen,<br />

und für je<strong>de</strong> zweite Ausbildungswoche eine<br />

Präsenz von ein bis zwei Tagen. Damit ist ein<br />

kontinuierlicher Kontakt zu <strong>de</strong>n Teilnehmer/<br />

innen und Dozent/innen gewährleistet.<br />

Die Selbsterfahrung wur<strong>de</strong> in die Weiterbildung<br />

integriert. Bereits nach <strong>de</strong>m ersten Jahr erfolgt<br />

eine Selbsteinschätzung, ein Gruppenfeedback<br />

und ein Abgleich mit <strong>de</strong>r Beurteilung durch<br />

Ausbil<strong>de</strong>r/in und Mentor/in. Diese rechtzeitige<br />

Stärken- und Schwächen-Analyse wur<strong>de</strong> sehr<br />

genutzt und als Entwicklungspotential erkannt.<br />

Da die Ausbildungsvoraussetzungen und Berufserfahrung<br />

<strong>de</strong>r Kursteilnehmer/innen sehr<br />

heterogen waren, erschienen manche Kursinhalte<br />

schon bekannt, während an<strong>de</strong>re sich<br />

wie<strong>de</strong>rum eine größere Vertiefung bestimmter<br />

Inhalte gewünscht hätten. Allen Teilnehmern<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass die fachliche Arbeit in<br />

<strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung Fähigkeiten<br />

voraussetzt, die über die Grundstudien<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen Fachrichtungen hinausgehen.<br />

Abschließend kann ich aus meinem<br />

persönlichen Eindruck ergänzen, dass zwei<br />

Kolleginnen oft nach <strong>de</strong>n Kursen voller Tatendrang<br />

in die Beratungsstelle zurückkamen, um<br />

die neu gelernten Verfahren anzuwen<strong>de</strong>n. Sie<br />

berichteten <strong>de</strong>n übrigen Kollegen/innen von <strong>de</strong>n<br />

Erfolgen ihrer neu angewandten Metho<strong>de</strong>n und<br />

machten sie neugierig, so dass im besten Fall<br />

ein positiver Multiplikatoreneffekt für das ganze<br />

Beratungsteam entstehen kann.<br />

Barbara Eckey<br />

PS: Im Oktober 2010 beginnt ein neuer Durchgang<br />

zum/zur Erziehungs- und<br />

Familienberaterin (bke)<br />

Anmeldungen über: www.bke.<strong>de</strong><br />

Seite 65


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

GEHÖRT & GEWICHTET<br />

NEUES AUS BERLIN & BRANDENBURG<br />

VON BUND & LÄNDERN<br />

Seite<br />

67<br />

Inhalt<br />

Uta Bruch<br />

Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />

LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />

Bran<strong>de</strong>nburg für das<br />

Jahr 2008<br />

74<br />

Barbara Eckey<br />

Felix Krüger<br />

Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />

LAG-Vorstan<strong>de</strong>s Berlin<br />

für das Jahr 2008/<strong>2009</strong><br />

Seite 66


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Uta Bruch<br />

Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />

Bran<strong>de</strong>nburg für das Jahr 2008<br />

1. Der Vorstand<br />

Bis zur Mitglie<strong>de</strong>rversammlung am 18.06.2008<br />

war <strong>de</strong>r 2007 gewählte LAG-Vorstand personell<br />

unverän<strong>de</strong>rt tätig. Zur Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

erklärte Dr. Max-Otto Stoye seinen Rücktritt<br />

aus <strong>de</strong>r Vorstandsarbeit. Dies machte eine<br />

Nachwahl erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Für die Mitarbeit im Vorstand kandidierte Frau<br />

Karin Weiß, die einstimmig gewählt wur<strong>de</strong>.<br />

Folgen<strong>de</strong> Kolleginnen und Kollegen bil<strong>de</strong>ten<br />

nach <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>n Vorstand:<br />

Frau Dagmar Brönstrup-Häuser<br />

• Dipl.-Psychologin<br />

• Arbeiterwohlfahrt (AWO)<br />

• Verantwortlich für die Zeitschrift „TRI∆LOG“,<br />

Stellvertreterin <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />

Hessenwinklerstr.1<br />

15537 Erkner<br />

Tel.: 03362 / 47 15<br />

E-Mail: awo.erziehungsberatung.erkner@ewetel.net<br />

Frau Uta Bruch<br />

• Dipl.-Psychologin<br />

• Caritas-Verband<br />

• Leiterin <strong>de</strong>r Geschäftsstelle, Koordination <strong>de</strong>r<br />

Vorstandsarbeit<br />

Beratungsstelle für Erziehungsberatung, Ehe-,<br />

Familien- und Lebensberatung<br />

Leipziger Str. 39<br />

15232 Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />

Tel.: 0335 / 56 54 130<br />

E-mail: LAG-efb-<strong>bb</strong>@gmx.<strong>de</strong><br />

Herr Alex Hoestermann<br />

• Dipl.-Psychologe<br />

• SOS-Kin<strong>de</strong>rdorf e.V.<br />

• verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit<br />

SOS Beratungszentrum<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />

Poznaner Str. 1<br />

03050 Cottbus<br />

Tel.: 0355 / 52 57 00<br />

E-mail: Alex.hoestermann@sos-kin<strong>de</strong>rdorf.<strong>de</strong><br />

Frau Ines Richter<br />

• Dipl.-Psychologin<br />

• Deutsches Rotes Kreuz<br />

• Verantwortlich für Weiterbildungen<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />

A.-Buchmann-Str. 17<br />

16515 Oranienburg<br />

Tel.: 03301 / 53 01 07<br />

E-mail: erziehungsberatung@drk-oranienburg.<strong>de</strong><br />

Frau Anke Röwer<br />

• Dipl.-Pädagogin<br />

• Arbeiterwohlfahrt<br />

• Verantwortliche für Kassenverwaltung und<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />

Marktplatz 8<br />

15806 Zossen<br />

Tel.: 03377 / 30 22 72<br />

E-Mail: efb.zossen@awo-wohnstaetten.<strong>de</strong><br />

Frau Dr. Katharina Schiersch<br />

• Dipl.-Psychologin<br />

• Kindheit e.V.<br />

• Stellvertreterin <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />

Familien- und Erziehungsberatungsstelle<br />

Freiheitsstr. 98<br />

15745 Wildau<br />

Tel.: 03376 / 50 37 21<br />

E-mail: Kindheit.eV.wildau@t-online.<strong>de</strong><br />

Frau Karin Weiß<br />

• Diplompsychologin / Rentnerin<br />

• verantwortlich für internationale Kontakte<br />

2. Geschäftsstelle<br />

Anschrift:<br />

Caritasverband für das Erzbistum Berlin / Region<br />

Bran<strong>de</strong>nburg Ost<br />

Beratungsstelle für Erziehungsberatung, Ehe-,<br />

Familien- und Lebensberatung<br />

Leipziger Str. 39<br />

15232 Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />

Tel.: 0335 / 56 54 130<br />

Fax: 0335 / 56 54 100<br />

E-Mail: LAG-efb-<strong>bb</strong>@gmx.<strong>de</strong><br />

Seite 67


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

In <strong>de</strong>r Geschäftsstelle liegt die Verantwortung<br />

für die Koordination <strong>de</strong>r Vorstandsarbeit. Sie<br />

ist verantwortlich für die Organisation von Vorstandssitzungen,<br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlungen,<br />

Leitertagungen und Treffen mit Vertretern fachlicher<br />

und politischer Institutionen. Die Protokolle<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Veranstaltungen wer<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsstelle gesammelt und können von<br />

dort abgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Adressen <strong>de</strong>r LAG-Mitglie<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r<br />

Bran<strong>de</strong>nburger Beratungsstellen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsstelle gespeichert und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

an die Bun<strong>de</strong>skonferenz weitergeleitet.<br />

Informationen über fachpolitische Themen,<br />

Stellungnahmen u.ä. gehen von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung, an<strong>de</strong>ren<br />

Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften, <strong>de</strong>n zuständigen<br />

Ministerien, <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sjugendamt und <strong>de</strong>n Trägern<br />

<strong>de</strong>r Jugendhilfe ein. Sie wer<strong>de</strong>n ebenfalls<br />

in <strong>de</strong>r Geschäftsstelle gespeichert und können<br />

von allen LAG-Mitglie<strong>de</strong>rn genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Vorstandssitzungen<br />

Die Vorstandssitzungen <strong>de</strong>r LAG sind öffentlich,<br />

je<strong>de</strong>s LAG-Mitglied hat das Recht, nach vorheriger<br />

Absprache an <strong>de</strong>n Zusammenkünften<br />

teilzunehmen.<br />

Über je<strong>de</strong> Vorstandssitzung wird ein Protokoll<br />

angefertigt, welches allen Vorstandsmitglie<strong>de</strong>rn<br />

und Gästen <strong>de</strong>r jeweiligen Sitzung zugeschickt<br />

wird. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n die Protokolle in<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsstelle gesammelt. Sie können von<br />

je<strong>de</strong>m LAG-Mitglied eingesehen bzw. abgefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Jahr 2008 wur<strong>de</strong>n 6 Vorstandssitzungen<br />

durchgeführt. Um <strong>de</strong>n Kontakt zu <strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Regionen zu vertiefen,<br />

wur<strong>de</strong>n die Sitzungen in unterschiedlichen<br />

Beratungsstellen durchgeführt. Lei<strong>de</strong>r machten<br />

nur wenige Kolleginnen und Kollegen von <strong>de</strong>m<br />

Angebot, an <strong>de</strong>n Vorstandssitzungen teilzunehmen,<br />

Gebrauch.<br />

Die Zusammenkünfte 2008 hatten folgen<strong>de</strong><br />

Schwerpunkte (bei Interesse können die jeweiligen<br />

Protokolle abgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n):<br />

26.02.2008, Beratungsstelle Bernau<br />

• Bericht von <strong>de</strong>r Vorstandssitzung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungs-beratung (BKE)<br />

• Vorbereitung <strong>de</strong>s Fachtages <strong>de</strong>r LAG<br />

• Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r LAG – Diskussion<br />

und Überarbeitung eines Flyers<br />

• I<strong>de</strong>ensammlung zu einer Umfrage zur strukturellen<br />

Ausstattung <strong>de</strong>r Erziehungsberatungsstellen<br />

• „TRI∆LOG“ – Inhalte <strong>de</strong>r Jubiläumsausgabe<br />

Heft 9 / 10, Extraausgabe zur Wissenschaftlichen<br />

Jahrestagung 2007 in Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />

• Situation in <strong>de</strong>r Beratungsstelle Bernau<br />

14.04.<strong>2009</strong>, Beratungsstelle Erkner<br />

• Organisation <strong>de</strong>s Fachtages (21.04.<strong>2009</strong>)<br />

• Vorbereitung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

2008<br />

• LAG-Mitglie<strong>de</strong>rbewegung, Abstimmung zum<br />

Ausschluss verschie<strong>de</strong>ner Mitglie<strong>de</strong>r aufgrund<br />

jahrelanger Nichtzahlung <strong>de</strong>r Beiträge<br />

trotz mehrmaliger Mahnung / Beschluss, ab<br />

<strong>2009</strong> an alle Mitglie<strong>de</strong>r eine Rechnung zu<br />

schicken<br />

• „TRI∆LOG“ – Finanzierung, Suche nach<br />

Beiträgen für das Doppelheft<br />

• Strukturreformdiskussion <strong>de</strong>r BKE<br />

• Kontakte zu polnischen Beratungsstellen in<br />

Anknüpfung an die Wissenschaftliche Jahrestagung<br />

– I<strong>de</strong>ensammlung<br />

26.05.<strong>2009</strong>, Eltern-Kind-Zentrum<br />

Schönefeld<br />

• Auswertung <strong>de</strong>s Fachtages, I<strong>de</strong>ensammlung<br />

für <strong>de</strong>n Fachtag <strong>2009</strong><br />

• abschließen<strong>de</strong> Vorbereitung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

• Wissenschaftliche Jahrestagung <strong>de</strong>r BKE in<br />

Hamburg, Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r BKE,<br />

Diskussion <strong>de</strong>r Beschlussvor<strong>lag</strong>en<br />

• Diskussion <strong>de</strong>r möglichen Schritte zur Kontaktaufnahme<br />

mit polnischen Kolleginnen<br />

und Kollegen<br />

• I<strong>de</strong>ensammlung zur Leitertagung 2008<br />

13.06.2008, Beratungsstelle “Lichtblick“<br />

Wer<strong>de</strong>r<br />

• Versand <strong>de</strong>r Materialien vom Fachtag<br />

• abschließen<strong>de</strong> Vorbereitung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

• Öffentlichkeitsarbeit – Überlegungen zur<br />

Gestaltung einer Homepage <strong>de</strong>r LAG<br />

• „TRI∆LOG“ – Diskussion zur Veröffentlichung<br />

im Internet, Grußworte <strong>de</strong>s LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />

Seite 68


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

im Jubiläumsheft, Mitglie<strong>de</strong>rwerbung in <strong>de</strong>r<br />

Zeitschrift<br />

• Kontakte nach Polen – Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>r BKE o<strong>de</strong>r eigene Initiativen<br />

• Situation in <strong>de</strong>r Region Potsdam-Mittelmark<br />

04.11.<strong>2009</strong>, Beratungsstelle Pritzwalk<br />

• Vorstandssitzung und Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

<strong>de</strong>r BKE im Rahmen <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen<br />

Jahrestagung in Hamburg – Bericht<br />

und Diskussion<br />

• Fachtag in Schönefeld zum Thema „Die Rolle<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes in <strong>de</strong>r EFB“ – Organisation<br />

durch Kindheit e.V. in Kooperation mit<br />

<strong>de</strong>r LAG<br />

• Planung <strong>de</strong>r LAG-Arbeit für <strong>2009</strong>, Profildiskussion<br />

• Bericht von <strong>de</strong>r Familienbildungsmesse, Anfrage<br />

<strong>de</strong>r LAG Familienbildung zum Beitritt<br />

<strong>de</strong>r LAG Erziehungsberatung<br />

• AG „Seelische Gesundheit“<br />

• Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Beratungsangebotes in<br />

<strong>de</strong>r Stadt Bran<strong>de</strong>nburg<br />

• Situation in Pritzwalk und Wittenberge<br />

15.12.<strong>2009</strong>, Stahnsdorf<br />

• Auswertung <strong>de</strong>s Fachtages in Schönefeld<br />

• Planung <strong>de</strong>r Leitertagung, Terminverschiebung<br />

auf Februar <strong>2009</strong> aufgrund räumlicher<br />

Schwierigkeiten, Thema „Neue rechtliche<br />

Entwicklungen und ihre Be<strong>de</strong>utung für die<br />

Erziehungsberatungsstellen“<br />

• I<strong>de</strong>ensammlung zum Fachtag <strong>2009</strong><br />

• Finanzen <strong>de</strong>r LAG, Unterschriftsbefugnisse<br />

bei <strong>de</strong>r Bank für Sozialwirtschaft<br />

• „TRI∆LOG“ – Planung <strong>de</strong>s nächsten Heftes<br />

• Info-Brief <strong>de</strong>r LAG <strong>2009</strong><br />

4. Ausgewählte Arbeitsschwerpunkte<br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r LAG<br />

am 18.06.2008, Stadthalle Erkner<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s Jahres 2008<br />

fand am 18.06. in Erkner statt. Nach Genehmigung<br />

<strong>de</strong>r Tagesordnung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tätigkeitsbericht<br />

<strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s in Auszügen verlesen.<br />

Der Kassenbericht wur<strong>de</strong> schriftlich vorgelegt,<br />

da die Kassenverantwortliche an diesem Tag die<br />

LAG im BKE-Vorstand vertrat. Diskutiert wur<strong>de</strong>n<br />

die Mängel bei <strong>de</strong>r regelmäßigen Zahlung <strong>de</strong>r<br />

Mitgliedsbeiträge. Ab <strong>de</strong>m Jahr <strong>2009</strong> sollen an<br />

alle Mitglie<strong>de</strong>r Rechnungen zur Einzahlung <strong>de</strong>s<br />

Beitrages verschickt wer<strong>de</strong>n. Eine konsequente<br />

Regelung bei wie<strong>de</strong>rholter Nichtzahlung wur<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n begrüßt (Mahnung mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Gebühr, Ausschluss bei wie<strong>de</strong>rholtem<br />

Ausstand <strong>de</strong>s Beitrages).<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung wur<strong>de</strong><br />

eine Nachwahl für <strong>de</strong>n Vorstand erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Dr. Max-Otto Stoye hatte aufgrund einer notwendigen<br />

beruflichen Neuorientierung seinen<br />

Rücktritt erklärt. Zur Nachwahl kandidierte Frau<br />

Karin Weiß, ehemalige Mitarbeiterin <strong>de</strong>r EFB<br />

<strong>de</strong>s Landkreises Potsdam-Mittelmark, die <strong>de</strong>n<br />

Vorstand bei <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen<br />

Jahrestagung in Frankfurt maßgeblich<br />

unterstützt hatte. Frau Weiß wur<strong>de</strong> einstimmig<br />

in <strong>de</strong>n Vorstand gewählt.<br />

Vorgestellt wur<strong>de</strong>n die Arbeitsschwerpunkte<br />

<strong>de</strong>r LAG für das Jahr <strong>2009</strong>. Beson<strong>de</strong>re Betonung<br />

erhielt die Zeitschrift „TRI∆LOG“ mit <strong>de</strong>m<br />

Aufruf an alle Bran<strong>de</strong>nburger Kolleginnen und<br />

Kollegen, bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Zeitschrift aktiv<br />

mitzuwirken (Beiträge aus <strong>de</strong>r Praxis, Buchrezensionen<br />

u.ä.).<br />

Diskutiert wur<strong>de</strong> über die weitere Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Vorstandssitzungen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Regionen. Hintergrund war die mangeln<strong>de</strong><br />

Resonanz durch die jeweils umliegen<strong>de</strong>n Beratungsstellen.<br />

Die anwesen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r betonten<br />

ihr Interesse, <strong>de</strong>n Kontakt zum Vorstand<br />

auch zukünftig auf diese Weise zu halten, was<br />

zu <strong>de</strong>m Beschluss führte, diese Praxis weiterhin<br />

beizubehalten.<br />

Für die geplante Leitertagung und <strong>de</strong>n Fachtag<br />

wur<strong>de</strong> nach Themenvorschlägen gesucht.<br />

Die Berichte aus <strong>de</strong>n Regionen ergaben ein sehr<br />

differenziertes Bild <strong>de</strong>r Arbeitsmöglichkeiten<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Beratungsstellen. Während<br />

in einigen Regionen von einem zufrie<strong>de</strong>n stellen<strong>de</strong>n<br />

Ausbaustand <strong>de</strong>r Beratung gesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n kann, berichteten an<strong>de</strong>re Kolleginnen<br />

von großen Defiziten, die vor allem in <strong>de</strong>r Diskrepanz<br />

zwischen steigen<strong>de</strong>r Nachfrage und<br />

gleich bleiben<strong>de</strong>m Personal, aber auch in fehlen<strong>de</strong>n<br />

Möglichkeiten für präventive Angebote<br />

zu spüren sind.<br />

Nach <strong>de</strong>r Mittagspause gab es einen praktischen<br />

Workshop zum Thema „Freu<strong>de</strong> am Spiel<br />

<strong>de</strong>s Lebens – Begegnung mit meinem inneren<br />

Seite 69


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Clown; neue Lebendigkeit erfahren“. Referentin<br />

war die Erziehungswissenschaftlerin Birgit Blaßkiewitz<br />

aus Leipzig, die als freiberufliche Clownin<br />

arbeitet. Mit spielerischen Übungen ermöglichte<br />

sie <strong>de</strong>n Teilnehmern humorvoll und leicht, sich<br />

selbst zu erfahren und in die „Welt <strong>de</strong>r roten<br />

Nasen“ hineinzuschnuppern.<br />

Fachtag <strong>de</strong>r LAG am 21.04.2008<br />

Die LAG führt seit 2005 jährlich einen Fachtag<br />

im Bürgerzentrum Oranienburg durch. Die Tagung<br />

2008 fand am 21.04.2008 in Oranienburg<br />

unter <strong>de</strong>m Titel „Hoch-strittige Eltern“ stand.<br />

Die Referenten waren Peter Dietrich (Institut<br />

für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung),<br />

Matthias Weber (Arbeitsgruppe<br />

„Hoch-strittige Eltern“ <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung) und Dr. Jörg Fichtner<br />

(Wissenschaftlicher Referent beim Deutschen<br />

Jugendinstitut im Projekt „Kin<strong>de</strong>rschutz bei<br />

hochstrittiger Elternschaft“). Herr Dietrich beleuchtete<br />

das Phänomen <strong>de</strong>r Hochstrittigkeit,<br />

Dr. Fichtner warf vor allem einen Blick auf die<br />

betroffenen Kin<strong>de</strong>r und stellte Interventionsmöglichkeiten<br />

vor, während Herr Weber insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Frage nachging, welche Konsequenzen<br />

in <strong>de</strong>r Beratungsarbeit mit <strong>de</strong>n hochstrittigen<br />

Eltern zu ziehen sind.<br />

Neben Kolleginnen und Kollegen aus <strong>de</strong>n Bran<strong>de</strong>nburger<br />

Beratungsstellen waren unter <strong>de</strong>n<br />

Teilnehmern auch Mitarbeiter verschie<strong>de</strong>ner<br />

Jugendämter sowie auf Familienrecht spezialisierte<br />

Anwälte. Die Skripte dieses interessanten<br />

Fachtages wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Teilnehmern zugesandt.<br />

Darüber hinaus ist eine Veröffentlichung in <strong>de</strong>r<br />

nächsten Ausgabe <strong>de</strong>r Zeitschrift „TRI∆LOG“<br />

geplant.<br />

Leitertagung<br />

Die geplante Leitertagung 2008 musste aus organisatorischen<br />

Grün<strong>de</strong>n lei<strong>de</strong>r auf das Frühjahr<br />

<strong>2009</strong> verschoben wer<strong>de</strong>n.<br />

Fachtag am 11.12.2008, Schönefeld<br />

In fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong>r Kooperation mit <strong>de</strong>m Verein<br />

Kindheit e.V. fand ein weiterer Fachtag am<br />

11.12.08 im Rathaus Schönefeld statt. Zum Thema<br />

„Die Rolle <strong>de</strong>r EFB beim Kin<strong>de</strong>rschutz“ stand<br />

Herr Klaus Menne, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung, kompetent<br />

Re<strong>de</strong> und Antwort. Das Skript <strong>de</strong>s Vortrages<br />

wird allen Beratungsstellen zugesandt.<br />

„TRI∆LOG“- die Zeitschrift<br />

Die Zeitschrift hatte mit <strong>de</strong>r Ausgabe Heft 9/10<br />

im Jahr 2008 ihr 10 jähriges Jubiläum!<br />

Das war uns Anlass die Ausgabe beson<strong>de</strong>rs<br />

sorgfältig zu bearbeiten. Zunächst haben wir<br />

Rückschau gehalten. Und uns bedankt bei Otmar<br />

Alt, <strong>de</strong>m Künstler, <strong>de</strong>m wir die wun<strong>de</strong>rbaren<br />

Titelblätter zu verdanken haben, die farben- uns<br />

stimmungsfroh zum Blättern, Lesen und Kaufen<br />

einla<strong>de</strong>n. Zur Würdigung haben wir die Titelblätter<br />

aller Ausgaben im Jubiläumsheft einmal zur<br />

Anschauung dargestellt.<br />

Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r Minister Rupprecht<br />

(Bildung, Jugend und Sport im Land Bran<strong>de</strong>nburg)<br />

aus Jubiläumsanlass die Zeitschrift und<br />

die Erziehungsberatung im Land gewürdigt und<br />

weiterhin eine „erfolgreiche Arbeit, spannen<strong>de</strong><br />

Beiträge und wichtige Impulse“ für die Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Erziehungsberatungsstellen in diesem Kontext<br />

gewünscht.<br />

Das ist doch mal was!<br />

Und die recht aufwändige Arbeit <strong>de</strong>r Herausgabe<br />

<strong>de</strong>r Zeitschrift macht so gewürdigt, doppelt<br />

so viel Freu<strong>de</strong>, am meisten, wenn sie dann vor<br />

uns liegt!<br />

TRI∆LOG ist als Mitglie<strong>de</strong>rzeitschrift konzipiert,<br />

als ein Forum zur fachlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

und ist als eine über <strong>de</strong>n LAG- Rahmen<br />

hinaus beachtete Fachzeitschrift bekannt gewor<strong>de</strong>n.<br />

Auf allen Fachveranstaltungen verkaufen<br />

wir sie gut und auf <strong>de</strong>n Jahrestagungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

ist TRI∆LOG immer vertreten und<br />

erfreut sich beson<strong>de</strong>rs guter Nachfrage. Unsere<br />

Restbestän<strong>de</strong> sind sehr <strong>de</strong>zimiert und von <strong>de</strong>n<br />

ersten Jahrgängen gibt es gar keine Exemplare<br />

mehr, we<strong>de</strong>r in Bran<strong>de</strong>nburg noch Berlin.<br />

Hefte können so lange <strong>de</strong>r Vorrat noch reicht<br />

über die Herausgeber bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

TRI∆LOG ist immer bemüht, <strong>de</strong>m professionellen<br />

Anspruch <strong>de</strong>r Fachkräfte gerecht zu wer<strong>de</strong>n<br />

und die aktuellen fachpolitischen Ten<strong>de</strong>nzen<br />

und fachlichen Entwicklungen aufzugreifen, um<br />

zum Informationsbedarf und zum fachlichen<br />

Austausch beizutragen.<br />

Seite 70


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Wir wünschen uns, dass mehr KollegInnen unser<br />

Angebot, sich über die Zeitschrift zu Wort zu<br />

mel<strong>de</strong>n, nutzen.<br />

Bezugspreis<br />

Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r LAG ist <strong>de</strong>r Bezugspreis durch<br />

<strong>de</strong>n Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

Weitere Bestellungen sind zum Selbstkostenpreis<br />

von nach wie vor 3,00 € je Heft zzgl. 1,50 €<br />

für Porto und Verpackung über die Redaktion<br />

die LAG zu erhalten. Das ist ein guter Preis für<br />

die Fachkollegen.<br />

Redaktion und Inhaltliches<br />

Im Jahr 2008 haben insgesamt fünf KollegInnen<br />

in <strong>de</strong>r Redaktion am Heft gebastelt: Dagmar<br />

Brönstrup-Häuser für Bran<strong>de</strong>nburg, Achim Haid-<br />

Loh, Barbara Eckey und Herma Michelsen für<br />

Berlin. Für die Bran<strong>de</strong>nburg Erziehungsberatung<br />

ist Dagmar Brönstrup-Häuser seit vielen Jahren<br />

die einzige verantwortliche Redakteurin.<br />

Damit waren wir eine gute Besetzung.<br />

In <strong>de</strong>n letzen drei Jahren stan<strong>de</strong>n nur Frau Brönstrup-Häuser<br />

und Herr Haid-Loh zur Verfügung.<br />

Interessierte Kollegen sind also herzlich willkommen!<br />

Die Redaktionssitzungen fin<strong>de</strong>n je nach Bedarf<br />

statt (4-6), das an<strong>de</strong>re sind Hausaufgaben,<br />

Austausch per Telefon, Internet, Fax. Im vergangenen<br />

Jahr waren es 5 Sitzungen.<br />

Zusätzlichen Zeitaufwand erfor<strong>de</strong>rte im vergangenen<br />

Jahr die elektronische Bearbeitung<br />

<strong>de</strong>r Zeitschrift, die Frau Brönstrup-Häuser mit<br />

<strong>de</strong>r Layouterin, Frau Abel, alleine bewältigt hat.<br />

Frau Abel hat die Layoutgestaltung 2008 übernommen<br />

und sich zunächst eingearbeitet. Auch<br />

die Organisation <strong>de</strong>r Titelblattgestaltung durch<br />

eine geson<strong>de</strong>rte Ver<strong>lag</strong>sgesellschaft, sowie <strong>de</strong>r<br />

Druck <strong>de</strong>s Heftes und <strong>de</strong>r Versand wer<strong>de</strong>n durch<br />

Frau Brönstrup-Häuser geregelt.<br />

Inhaltlich betreuen wir die einzelnen Ausgaben<br />

gemeinsam im Team. Wir nutzten die Zeitschrift,<br />

um die Inhalte stattgefun<strong>de</strong>ner Fachtagungen<br />

allen Fachkolleginnen zugänglich zu machen.<br />

So war 2008 ein Schwerpunktthema „Traumatherapie<br />

und Notfallpsychologie“, was ein Fachtagthema<br />

<strong>de</strong>r LAG in Bran<strong>de</strong>nburg war.<br />

Also- mit „TRI∆LOG“ haben wir eine gute I<strong>de</strong>e<br />

erfolgreich umgesetzt.<br />

Weiter so!<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r LAG<br />

Zum Fachtag <strong>de</strong>r LAG im April erarbeiteten wir<br />

eine Selbstdarstellung <strong>de</strong>s Vereins, aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

gesetzliche Auftrag <strong>de</strong>r Erziehungsberatung,<br />

unser Arbeitsverständnis sowie allgemeine Qualitätsstandards<br />

hervorgehen. Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n<br />

Sie dort eine Liste aller Erziehungs- und Familienberatungsstellen<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg.<br />

Die Selbstdarstellung ist in Papierform (Din A 5,<br />

zweifarbig) in <strong>de</strong>r Geschäftsstelle erhältlich. Auf<br />

Anfrage versen<strong>de</strong>n wir auch eine Version als<br />

*.pdf-Datei.<br />

Geplant ist die Erstellung einer Homepage, auf<br />

<strong>de</strong>r sich alle interessierten Kollegen, aber auch<br />

Träger und an<strong>de</strong>re Institutionen über die Arbeit<br />

<strong>de</strong>r LAG und geplante Veranstaltungen informieren<br />

können.<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />

für Erziehungsberatung (BKE)<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr führt die BKE drei Vorstandssitzungen<br />

statt, an <strong>de</strong>nen Vertreter <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften teilnehmen. Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Jahrestagung<br />

wird darüber hinaus jährlich die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

<strong>de</strong>r BKE durchgeführt.<br />

Die Vorstandssitzungen informieren die Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften<br />

über politische Verän<strong>de</strong>rungen<br />

und Aktivitäten <strong>de</strong>s geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />

Ausschusses und <strong>de</strong>r Geschäftsführung auf<br />

Bun<strong>de</strong>sebene. Be<strong>de</strong>utsam sind darüber hinaus<br />

die Berichte aus <strong>de</strong>n einzelnen Län<strong>de</strong>rn, die<br />

einen intensiven Austausch über Bedingungen<br />

von Erziehungsberatung und Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

ermöglichen.<br />

2008 fan<strong>de</strong>n die Vorstandssitzungen in Borken<br />

(Hessen), Mülheim und Hamburg statt.<br />

Die Vorstandssitzung in Borken befasste sich<br />

vor allem mit folgen<strong>de</strong>n Themen:<br />

• internationale Kontakte von Beratungsstellen<br />

• Online-Beratung<br />

• Strukturreform <strong>de</strong>r BKE<br />

• Fachdienstliche Aufgaben <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />

• Rechtsfragen in <strong>de</strong>r Beratung<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

• Be<strong>de</strong>utung von Bachelor- und Master-Abschlüssen<br />

für die Erziehungsberatungsstellen<br />

• Projekte <strong>de</strong>r BKE (z.B. „Erziehungs-Checks“,<br />

Kin<strong>de</strong>sschutz durch Fachberatung im Internet,<br />

Hochstrittige Elternschaft)<br />

Die Sitzung in Mülheim hatte folgen<strong>de</strong> Schwerpunkte:<br />

• Weiterbildungsangebote <strong>de</strong>r BKE<br />

• Erfahrungsaustausch zu Integrierten Beratungszentren<br />

• Mitgliedschaft in LAG und BKE (Einzel- und<br />

Stellenmitgliedschaft)<br />

• Wissenschaftliche Jahrestagungen<br />

• Qualitätssiegel <strong>de</strong>r BKE<br />

In Hamburg wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re folgen<strong>de</strong><br />

Fragen bearbeitet:<br />

• Mitwirkung im familiengerichtlichen Verfahren<br />

• Familiengerichtsgesetz (FGG)<br />

• Psychotherapeutische Praktika<br />

• Zusammenarbeit mit osteuropäischen Län<strong>de</strong>rn<br />

– geplanter Fachtag<br />

• Finanz<strong>lag</strong>e <strong>de</strong>r BKE<br />

Die Protokolle <strong>de</strong>r Vorstandssitzungen wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen LAG-Geschäftsstellen ebenso<br />

wie Stellungnahmen und an<strong>de</strong>re Informationen<br />

zugesandt. Bei Interesse können diese Materialien<br />

bei <strong>de</strong>r Geschäftsstelle abgefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Außenkontakte<br />

Seit ihrer Gründung im Jahr 1992 hat die LAG<br />

intensive Kontakte zu Institutionen und Vereinen<br />

hergestellt, um sich als Vertreter <strong>de</strong>r Bran<strong>de</strong>nburger<br />

Beratungsstellen präsent zu machen und<br />

konkrete Arbeitsziele umzusetzen.<br />

Im Jahr 2008 waren beson<strong>de</strong>rs folgen<strong>de</strong> Kontakte<br />

von Be<strong>de</strong>utung:<br />

• Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung<br />

• Vorstand <strong>de</strong>r LAG Berlin (Zeitschrift “<strong>Trialog</strong>“)<br />

• Lan<strong>de</strong>sjugendamt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg<br />

- Referat Hilfen zur Erziehung, Herr Kreichelt<br />

• Ministerium für Bildung, Jugend und Sport<br />

Darüber hinaus gestaltete sich 2008 auch<br />

eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Bran<strong>de</strong>nburger<br />

Arbeitsministerium. Am 15.09.2008 richtete<br />

die AG „Seelische Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen“ <strong>de</strong>s „Bündnisses Gesund<br />

Aufwachsen in Bran<strong>de</strong>nburg“ im Ministerium<br />

für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie<br />

(MASGF) <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg einen Workshop<br />

mit Beispielen guter Praxis zur För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r seelischen Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

aus. Nach einem Einführungsvortrag<br />

zu Rahmendaten <strong>de</strong>r seelischen Gesundheit<br />

von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen im Land teilte<br />

sich die Veranstaltung in zwei Arbeitsgruppen,<br />

die innovative Projekte einerseits für junge Kin<strong>de</strong>r,<br />

an<strong>de</strong>rerseits für Jugendliche in <strong>de</strong>r Schule<br />

vorstellten. So kamen insgesamt 12 Initiativen<br />

zur Verbreitung.<br />

Die LAG Bran<strong>de</strong>nburg stellte <strong>de</strong>n Beitrag <strong>de</strong>r<br />

Erziehungsberatung an Prävention anhand<br />

einer ausgewählten Einrichtung mit vielen unterschiedlichen<br />

Einrichtungsteilen (Kin<strong>de</strong>rtreff,<br />

betreuter Spielplatz, Jugendclub, Schulclub,<br />

Familientreff, Seniorentreff etc. und Beratungsstelle)<br />

dar.<br />

Wir hoffen auf eine Fortsetzung <strong>de</strong>r AG und<br />

eine gute Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Ministerium.<br />

6. Ausblick<br />

Im Jahr 2010 wollen wir an unseren bewährten<br />

Veranstaltungen (Mitglie<strong>de</strong>rversammlung, Leitertagung,<br />

Fachtag) festhalten. Themenwünsche<br />

o<strong>de</strong>r - i<strong>de</strong>en können je<strong>de</strong>rzeit an die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />

weitergereicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r diskutiert <strong>de</strong>r Vorstand mit <strong>de</strong>n<br />

Vertretern <strong>de</strong>r Beratungsstellen darüber, ob<br />

das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r wechseln<strong>de</strong>n Tagungsorte für<br />

die Vorstandssitzungen weiter gewünscht wird.<br />

Obwohl wir stets die Rückmeldung bekommen,<br />

dass die Kolleginnen und Kollegen an dieser<br />

Kontaktmöglichkeit Interesse haben, zeigt die<br />

Realität, dass das Angebot nur wenig angenommen<br />

wird. Aufgrund <strong>de</strong>r begrenzten zeitlichen<br />

Ressourcen <strong>de</strong>r Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r gab es<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>n Beschluss, die<br />

Sitzungen wie<strong>de</strong>r zentral durchzuführen. Beratungsstellen,<br />

die <strong>de</strong>n Kontakt wünschen, können<br />

sich jedoch an <strong>de</strong>n Vorstand wen<strong>de</strong>n und in die<br />

Planung aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Für das kommen<strong>de</strong> Jahr plant <strong>de</strong>r Vorstand<br />

eine erneute Erhebung zu Fragen <strong>de</strong>s Ausbaus<br />

und <strong>de</strong>r Arbeitsweise <strong>de</strong>r Bran<strong>de</strong>nburger Beratungsstellen.<br />

Das Ergebnis soll als Argumentationsbasis<br />

von Gesprächen mit Ministerien,<br />

Jugendämtern und Trägern genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Intensiviert wer<strong>de</strong>n soll im kommen<strong>de</strong>n Jahr<br />

die Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r LAG. Neben <strong>de</strong>r<br />

Seite 72


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

regelmäßigen Aktualisierung <strong>de</strong>s Flyers planen<br />

wir auch eine Internetpräsentation <strong>de</strong>r LAG,<br />

welche Links zu <strong>de</strong>n einzelnen Stellen ermöglichen<br />

kann.<br />

Uta Bruch<br />

Geschäftsführen<strong>de</strong>s Vorstandsmitglied<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Barbara Eckey<br />

Felix Krüger<br />

Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />

Berlin für das Jahr 2008/<strong>2009</strong><br />

1. Der Vorstand<br />

Die LAG Berlin besteht seit <strong>de</strong>m 10. Januar<br />

1962. Der jetzige Vorstand existiert seit 2006;<br />

2008 hat sich erfreulicherweise Frau Grauel-von<br />

Strünck in <strong>de</strong>r Vorstand wählen lassen. Die LAG<br />

Berlin hat als e.V. die Struktur eines kollektiven<br />

Vorstan<strong>de</strong>s, die sieben aktiven Mitglie<strong>de</strong>r sind<br />

gleichberechtigt in ihrer Stimmabgabe, die drei<br />

Senior-Coaches haben nur beraten<strong>de</strong> Funktion.<br />

Vorstandswahlen fin<strong>de</strong>n alle zwei Jahre statt.<br />

Petra Birkert<br />

• Dipl.-Psych<br />

• Honorarkraft in EFB Chbg-Wilmersdorf<br />

• Projekt „Unruhige Kin<strong>de</strong>r“<br />

Erz.- u. Familienberatung<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

10585 Berlin-Charlottenburg<br />

Haubachstr. 45; Tel. 9029-18500<br />

E-mail:<br />

cw270002@charlottenburg-wilmersdorf.<strong>de</strong><br />

Barbara Eckey<br />

• Dipl.-Psych.<br />

• Ehemalige Leiterin <strong>de</strong>r EFB Tempelhof-<br />

Schöneberg<br />

• Redaktionsmitglied TRIALOG<br />

• Mithrsg. <strong>de</strong>r bke-Reihe „jugend und erziehung“<br />

im Balance Ver<strong>lag</strong>„<br />

Tel. 030/76 90 42 70<br />

E-mail: barbara-eckey@web.<strong>de</strong><br />

Wieland Eiberger<br />

• Dipl.-Psych.<br />

• Stellvertr. Leiter<br />

Ev. Beratungsstelle Diakonisches Werk<br />

Tempelhof-Schöneberg (DWTS)<br />

12099 Berlin-Tempelhof<br />

Götzstr. 24 e; Tel. 7575-0270; 71 30 16 45<br />

E-mail: ev.beratungsstelle.thf@dwts.<strong>de</strong><br />

Hannelore Grauel-von Strünck<br />

• Dipl.-Psych.<br />

• Fachreferentin Psychosoziale Dienste im<br />

Bez.Amt Steglitz-Zehlendorf<br />

Erz.- u. Familienberatung Steglitz-Zehlendorf<br />

14163 Berlin- Zehlendorf<br />

Hohenzollernstr. 11<br />

Tel. 90 299-8401<br />

E-mail:<br />

hannelore.grauel-von-struenck@ba-sz.berlin.<strong>de</strong><br />

Achim Haid-Loh<br />

• Dipl.-Psych<br />

• Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent;<br />

• Leiter <strong>de</strong>r Weiterbildung in Integrierter familienorientierter<br />

Beratung (I F B)<br />

• Redaktionsmitglied TRIALOG<br />

Ev. Zentralinstitut für Familienberatung<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Auguststr.80; Tel. 283 95-200; -275; -273<br />

E-mail: Haid-Loh@ezi-berlin.<strong>de</strong><br />

Sabine Hollefreund<br />

• Dipl.-Psych<br />

• LAG-Kassenverantwortliche<br />

Erz. u. Familienberatung Tempelhof-Schöneberg<br />

12159 Berlin-Schöneberg<br />

Sponholzstr. 15; Tel 90 277-64 11; -78 30<br />

E-mail: s.hollefreund@web.<strong>de</strong><br />

Karin Jacob<br />

• Dipl.-Psych.<br />

• Teamkoordination<br />

• bke-Vorstandsmitglied<br />

• Mithrsg.<strong>de</strong>r bke-Reihe „jugend und erziehung“<br />

im Balance Ver<strong>lag</strong><br />

SOS Familienzentrum Berlin<br />

12629 Berlin-Hellersdorf<br />

Alte Hellersdorfer Str.77, Tel. 56 89 10-0,<br />

E-mail: karin.jacob@sos-kin<strong>de</strong>rdorf.<strong>de</strong>,<br />

Felix Krüger<br />

• Dipl.-Psych.<br />

• Ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r EFB Spandau<br />

Tel. 030/802 96 61<br />

E-mail: fx.krueger@gmail.com<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Herma Michelsen<br />

• Dipl.-Psych.<br />

• 1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zentralen Weiterbildung<br />

<strong>de</strong>r bke<br />

• Mentorin und Dozentin im Curriculum Erziehungs-<br />

u Familienberater<br />

Tel: 030/873 50 60<br />

E-mail: herma.michelsen@gmx.<strong>de</strong>.<br />

Adrienne Schürenberg<br />

• Dipl.-Soz.Päd<br />

• Notfallpsychologische Hilfen<br />

Erz. u. Familienberatung<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

10585 Berlin- Charlottenburg<br />

Haubachstr. 45; Tel. 9029-18 500; -18 511<br />

E-mail:<br />

cw270002@charlottenburg-wilmersdorf.<strong>de</strong><br />

2. Die Geschäftsstelle<br />

Anschrift:<br />

Erziehungs- u. Familienberatung<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

12159 Berlin-Schöneberg<br />

Sponholzstr. 15;<br />

Tel. 90 277-64 11; -78 30; Fax: 90 277-6742<br />

E-mail: erziehungs.familienberatung@gmx.<strong>de</strong><br />

Homepage: www.efb-berlin.<strong>de</strong><br />

3. Vorstandssitzungen und Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

Vorstandssitzungen fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel monatlich<br />

statt. Die jährliche Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

ist verbun<strong>de</strong>n mit einem Fachvortrag, Die Themen<br />

<strong>de</strong>r letzten bei<strong>de</strong>n MVn waren:<br />

2008: „Wenn Eltern resignieren – o<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

an <strong>de</strong>r Macht“<br />

Referentin:<br />

Frau Dr. Marie-Luise Conen<br />

<strong>2009</strong>: „Wie<strong>de</strong>r gemeinsam auf die Kin<strong>de</strong>r<br />

schauen – Einführung in die Arbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Lebensflussmo<strong>de</strong>ll bei Trennung<br />

und Scheidung“<br />

Vortrag und Präsentation anhand praktischer<br />

Beispiele: Dr. Peter Spengler.<br />

4. Redaktionelle und Herausgebertätigkeiten<br />

• Barbara Eckey, Achim Haid-Loh und Karin<br />

Jacob haben im Sommer 2008 als Auswertung<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Jahrestagung<br />

<strong>de</strong>r bke 2006 in Berlin (100 Jahre Erziehungsberatung)<br />

<strong>de</strong>n Band „Jugend bewegt“<br />

im Juventa Ver<strong>lag</strong> herausgegeben.<br />

• In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m LAG-Vorstand<br />

ist im September 2008 das Jubiläum-Doppelheft<br />

10 Jahre TRIALOG erschienen.<br />

• Barbara Eckey und Karin Jacob sind Mitherausgeberinnen<br />

<strong>de</strong>r Reihe “jugend und<br />

erziehung“ im Auftrag <strong>de</strong>r bke, die Reihe<br />

erscheint im Balance Ver<strong>lag</strong>.<br />

5. Fachpolitische Tätigkeiten<br />

• Achim Haid-Loh ist Mitglied im Kooperationsgremium,<br />

<strong>de</strong>m obersten Beschlussorgan <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Berlin bezüglich <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />

in öffentlicher und freier Trägerschaft.<br />

Es ist paritätisch besetzt mit Vertretern <strong>de</strong>r<br />

Jugendstadträte <strong>de</strong>r Berliner Bezirke, <strong>de</strong>r<br />

Spitzenverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtspflege<br />

und <strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Bildung,<br />

Wissenschaft und Forschung.<br />

• Achim Haid-Loh und Hannelore Grauelvon<br />

Strünck sind im Ständigen Ausschuss<br />

(STAU) vertreten. Dieser hat die Funktion,<br />

<strong>de</strong>m Kooperationsgremium als oberster Entscheidungsinstanz<br />

fachliche Stellungnahmen<br />

zuzuarbeiten. Er ist paritätisch besetzt mit je<br />

drei Leitern kommunaler und freiträgerlicher<br />

Beratungsstellen.<br />

• Aktuelles Thema ist in bei<strong>de</strong>n Gremien zur<br />

Zeit die Umsetzung <strong>de</strong>s „Beschleunigten<br />

Familiengerichtlichen Verfahrens“ im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r FamFG-Reform – als zusätzliche<br />

fachdienstlicher Aufgabe <strong>de</strong>r EFBn.<br />

• Im bke-Bun<strong>de</strong>svorstand ist das Land Berlin<br />

durch Frau Karin Jacob vertreten. Der<br />

Vorstand hat sich im vergangenen Jahr mit<br />

folgen<strong>de</strong>n Themen beschäftigt, die hier nur<br />

stichwortartig aufgeführt wer<strong>de</strong>n:<br />

▫ I<strong>de</strong>ntität und weitere Profilierung <strong>de</strong>r EFBn.<br />

▫ Austausch mit familiären Unterstützungssystemen<br />

in an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn<br />

initiieren: themenbezogene Zugänge<br />

wer<strong>de</strong>n überlegt.<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

▫ EFBn als Ausbildungsorte für Psychologische<br />

Psychotherapeuten und Kin<strong>de</strong>rund<br />

Jugendlichenpsychotherapeuten: bke<br />

befürwortet, einen Teil <strong>de</strong>s Praktikums in<br />

einer EFB durchführen zu können.<br />

▫ Kooperation bke-Bun<strong>de</strong>spsychotherapeutenkammer:<br />

zur Aufbewahrung von<br />

Aufzeichnungen bestehen weiterhin Kontroversen.<br />

▫ Zum Thema „ Beratung von Eltern mit<br />

Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn“ soll voraussichtlich<br />

noch in diesem Jahr eine<br />

Weiterbildung angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

▫ gesetzlicher Jugendschutz (z.B. Medien,<br />

Alkohol) als mögliches Thema <strong>de</strong>r EFBn.<br />

▫ Herausgabe einer Ratgeberreihe für Eltern<br />

von Jugendlichen im balance-Ver<strong>lag</strong>.<br />

▫ Beratung von jungen Erwachsenen bis 27<br />

Jahre nach KJHG.<br />

▫ EFBn können verschie<strong>de</strong>ne fachdienstliche<br />

Aufgaben wahrnehmen (Hilfeplan,<br />

§§ 8a, 35a SGB VIII, FGG) – Beratung<br />

bleibt Kernaufgabe.<br />

▫ FGG-Reform als neue Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

(gerichtsnahe Beratung):<br />

▫ Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r FGG-Reform<br />

sind wir fachlich die geeigneten Stellen,<br />

um gerichtsnahe Beratung im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendhilfe anzubieten,<br />

können diese zusätzliche fachdienstliche<br />

Aufgabe aber nicht aus <strong>de</strong>m bisherigen<br />

Etat erbringen. Zusätzliche finanzielle<br />

Mittel sind notwendig.<br />

▫ Rechtsberatung in <strong>de</strong>r EFB nach Gesetzesän<strong>de</strong>rung<br />

(s.a. bke-Info 1/08): Berater<br />

darf jetzt im Rahmen seiner Tätigkeit<br />

(§ 17 SGB VIII) ergänzend rechtliche Informationen<br />

geben<br />

▫ dpa-Rubrik: „Erziehungsratgeber“<br />

▫ Bachelor- und Masterabschlüsse: Es wird<br />

an einer Empfehlung gearbeitet, wie sich<br />

zukünftig das multiprofessionelle EFB-<br />

Team zusammensetzen soll. Derzeitiger<br />

Diskussionsstand: Es soll ein Aufgabenkanon<br />

mit ca. 50 Aufgaben, die in <strong>de</strong>r EFB<br />

bearbeitet wer<strong>de</strong>n, entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Aufgaben könnten mit <strong>de</strong>n Kompetenzen<br />

von Stellenbewerbern verbun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, um festzustellen, ob diese für<br />

eine Stelle geeignet sind. Es wird überlegt,<br />

die Kernteamgröße auf 5 Personalstellen<br />

(bisher 3) zu erweitern, möglicherweise mit<br />

einer Besetzung von 50% mit Bachelorund<br />

50% mit Masterabschlüssen.<br />

▫ Statistik: voraussichtlich wird die Bun<strong>de</strong>sstatistische<br />

Erfassung <strong>de</strong>r Beratung aufgesplittet<br />

in Beratung nach §28 (weiterhin<br />

auch in Verbindung mit §17 und §18) und<br />

§§16,17,18 SGB VIII ohne §28 SGB VIII.<br />

Dafür wer<strong>de</strong>n Instrumente entwickelt<br />

▫ Qualitätssiegel: Gruppen mit min<strong>de</strong>stens<br />

3 EFBn einer Region o<strong>de</strong>r eines Trägers,<br />

können ein Qualitätssiegel zu finanziell<br />

günstigeren Konditionen als eine einzelne<br />

EFB beantragen. Frankfurt/Main hat 14<br />

Beratungsstellen zertifizieren lassen.<br />

• Im Rahmen einer Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft für Beratung, DGfB e.V.,<br />

<strong>de</strong>r Dachorganisation von 32 Verbän<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Beratung und Therapie,<br />

hat Herr Krüger (Senior-coach <strong>de</strong>r LAG) als<br />

Vertreter <strong>de</strong>r bke teilgenommen, um gemeinsam<br />

mit an<strong>de</strong>ren eine Orientierungshilfe für<br />

Ratsuchen<strong>de</strong> zu erarbeiten und damit <strong>de</strong>r<br />

Fachöffentlichkeit, <strong>de</strong>r Politik und <strong>de</strong>m Verbraucher<br />

einen Orientierungsrahmen für die<br />

Qualität von Beratungsleistungen zu bieten.<br />

Die abschließen<strong>de</strong> Sitzung hat am 29. 6 <strong>2009</strong><br />

in Frankfurt /M. statt gefun<strong>de</strong>n.<br />

• Fachtag am 1.4.<strong>2009</strong> „Ein Rettungsschirm<br />

für Kin<strong>de</strong>rnöte“. Die die ständig steigen<strong>de</strong><br />

Nachfrage bei bei zugleich unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Personalressourcen (aktueller Versorgungsgrad<br />

bei 47% !) und insbeson<strong>de</strong>re die Altersstruktur<br />

<strong>de</strong>r kommunalen EFBn geben<br />

weiterhin Anlass zu Sorge, vor allem im<br />

Verbund mit <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Aufgabenfülle.<br />

Dies war <strong>de</strong>r Anlass, in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Kooperationsgremium die o.g. Veranstaltung<br />

zu organisieren. Adressaten waren<br />

vor allem fachpolitische Vertreter <strong>de</strong>r Parteien<br />

und Führungskräfte <strong>de</strong>r Jugendämter, mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, unsere Tätigkeiten und die neuen<br />

zusätzlichen Aufgaben transparent zu<br />

machen. Die interessanten Vorträge waren<br />

zum Teil sehr anschaulich mit Schaubil<strong>de</strong>rn,<br />

Statistiken, Comics und szenischen Darstellungen<br />

mit Vi<strong>de</strong>ounterstützung gestaltet.<br />

Herr Klaus Menne, Bun<strong>de</strong>sgeschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r bke, eröffnete die Veranstaltung mit <strong>de</strong>m<br />

Vortrag „Der stumme Skandal <strong>de</strong>r Erzie-<br />

Seite 76


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

hungsberatung in Deutschland – Stagnation<br />

o<strong>de</strong>r Innovationspotenzial in <strong>de</strong>r Krise?“ Den<br />

Textabdruck fin<strong>de</strong>n Sie in diesem Heft. Weitere<br />

Vortragsthemen waren:<br />

▫ „Wie gut funktioniert <strong>de</strong>r Rettungsschirm<br />

– Wirkungen <strong>de</strong>r Erziehungsberatung aus<br />

<strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Berliner“<br />

▫ „Der Berliner Weg – Referenzmo<strong>de</strong>ll o<strong>de</strong>r<br />

Sackgasse?“<br />

▫ „Blick zurück aus <strong>de</strong>r Zukunft – <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische<br />

Faktor und die erweiterten<br />

Aufgaben kommunaler Beratungsstellen.“<br />

In „Fallarbeit zum Anfassen – Erziehungsberatung<br />

life“ wur<strong>de</strong>n zwei Projekte in lebendiger<br />

Form, teilweise im Rollenspiel, dargestellt.<br />

▫ „Size gelen egitim danismanligi“ – Zugehen<strong>de</strong><br />

Erziehungsberatung und ihre interkulturellen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

▫ Neuköllner Schüler in Not: „Trau dich doch<br />

– sch<strong>lag</strong> zu ...!“ Macht und Ohnmacht<br />

in Schulen – Soziales Training und Lehrerprojektwerkstatt<br />

<strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />

Familienberatung.<br />

Die Fachtagung wur<strong>de</strong> been<strong>de</strong>t mit zwei Beiträgen<br />

von Jugendamtsleitern zum Thema:<br />

▫ „Wohin <strong>de</strong>s Weges?“ – Zusammenfassung<br />

und Ausblick<br />

• Die Bun<strong>de</strong>skanzlerin hat in ihrer Vi<strong>de</strong>obotschaft<br />

im Podcast vom 25.4.<strong>2009</strong><br />

(http://bun<strong>de</strong>skanzlerin.<strong>de</strong>/CONTENT/DE/<br />

Podcast/<strong>2009</strong>/<strong>2009</strong>-04-25-Vi<strong>de</strong>o-Podcast.<br />

html) die Arbeit <strong>de</strong>r Jugendhilfe, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Erziehungsberatungsstellen, gewürdigt<br />

und herausgehoben und sich mit Vertretern<br />

von Beratungsstellen in Berlin getroffen; wir<br />

reagierten mit einem Dankesschreiben an<br />

die Kanzlerin.<br />

• Fester Bestandteil unserer fachpolitischen<br />

Tätigkeit war schon in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />

Jahren <strong>de</strong>r Kontakt zu <strong>de</strong>n jugend- und familienpolitischen<br />

Sprechern <strong>de</strong>r Parteien. In<br />

diesem Jahr haben wir die neuen Aufgaben<br />

aus <strong>de</strong>r FGG-Reform zum Anlass genommen,<br />

die fachpolitischen Sprecher/innen <strong>de</strong>r<br />

Fraktionen zu einem fachlichen Austausch<br />

am 26.6. und 4.9.<strong>2009</strong> einzula<strong>de</strong>n. Dabei<br />

konnten wir sie von <strong>de</strong>r Wichtigkeit dieser<br />

neuen Aufgaben überzeugen. Sie bestätigten<br />

unsere Einschätzung, dass es sich dabei<br />

um genuine Aufgaben <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes<br />

han<strong>de</strong>lt. Auf Bitte <strong>de</strong>r Abgeordneten haben<br />

wir ihnen fachliche Unter<strong>lag</strong>en zur Vertiefung<br />

<strong>de</strong>r Thematik zugeschickt.<br />

• Da die prognostizierten zuzkünftigen Aufträge<br />

<strong>de</strong>r Familiengerichte („geschickte<br />

Familien“) zur Trennungs- und Scheidungsberatung<br />

kapazitätsmäßig nicht abge<strong>de</strong>ckt<br />

sind, haben wir uns entschlossen, einen<br />

Offenen Brief „Familienpolitischer und haushaltstechnischer<br />

Handlungsbedarf wegen<br />

neuer bun<strong>de</strong>sgesetzlicher Leistungen“ an<br />

alle Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fachausschüsse und <strong>de</strong>n<br />

LJHA zu schicken (Der Wortlaut <strong>de</strong>s Briefes<br />

ist in diesem Heft dokumentiert).<br />

6. Weitere thematische Schwerpunkte<br />

• Wir versuchten, das von <strong>de</strong>r bke entwickelte<br />

und angebotene Qualitätssiegel für Erziehungsberatungsstellen<br />

(vgl. Bericht aus <strong>de</strong>m<br />

bke – Bun<strong>de</strong>svorstand) <strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />

<strong>de</strong>r kommunalen und freien Träger zu Son<strong>de</strong>rkonditionen<br />

im Rahmen einer Gruppenzertifizierung<br />

anzubieten - bisher aber ohne<br />

Erfolg.<br />

• Im Rahmen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

Berliner Psychotherapeutenkammer gab es<br />

Anregungen, die Praktikagestaltung für Psychologiestu<strong>de</strong>nten/innen<br />

und Psychologen/<br />

innen in Ausbildung zu thematisieren.<br />

• Im Rundbrief 1/09 <strong>de</strong>r Psychotherapeutenkammer<br />

Berlin war eine Buchrezension<br />

unseres Tagungsban<strong>de</strong>s „Jugend bewegt“<br />

abgedruckt.<br />

• Lange war es üblich, in Berlin jährlich eine<br />

EFB-Fachtagung durchzuführen, ausgerichtet<br />

im Rotationsverfahren durch die Bezirke.<br />

Steigen<strong>de</strong> Arbeitsbelastung hat vermutlich<br />

dazugeführt, dass diese Tradition unterbrochen<br />

wur<strong>de</strong>. Als Wie<strong>de</strong>rbelebungsversuch<br />

machten wir <strong>de</strong>n Vorsch<strong>lag</strong>, uns in einem<br />

Dreierverbund, bestehend aus freiträgerschaftlicher<br />

und kommunaler EFB und LAG,<br />

zu beteiligen. Wir hoffen auf ein positives<br />

Ergebnis.<br />

7. Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Die LAG-Berlin ist im I-Net auf <strong>de</strong>r web-Seite<br />

www.efb-berlin.<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n.<br />

• Es freut uns, durch die Anschaffung eines<br />

Seite 77


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Roll-ups die LAG besser und professioneller<br />

präsentieren zu können.<br />

Zu Öffentlichkeitsarbeit zählen wir auch unsere<br />

fachpolitische Tätigkeit. Aufgrund <strong>de</strong>r Zunahme<br />

von Aufgaben und <strong>de</strong>r leeren Haushaltskassen,<br />

noch zumal in <strong>de</strong>r gegenwärtigen Wirtschaftskrise,<br />

wird dies neben <strong>de</strong>r Beschäftigung mit Fachthemen<br />

weiterhin ein notwendiger Schwerpunkt<br />

unserer Arbeit sein.<br />

Für <strong>de</strong>n Vorstand:<br />

Barbara Eckey<br />

Felix Krüger<br />

Berlin, im August <strong>2009</strong><br />

Seite 78


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

GEPLANT & GEPNT<br />

EREIGNISSE<br />

TERMINE<br />

FORTBILDUNGEN<br />

PN-BRETT<br />

Seite<br />

Inhalt<br />

80 „Schnell, … aber fair ?“<br />

Mediative Techniken in<br />

<strong>de</strong>r gerichtsnahen Trennungs-<br />

und Scheidungsberatung:<br />

Entschleunigung statt<br />

Beschleunigung !<br />

82 Das neue FamFG und die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen für<br />

die Beratungspraxis:<br />

Strukturierte Angebote<br />

für Hochkonflikt-Familien<br />

83<br />

86<br />

88<br />

Fachtag DJI:<br />

Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger<br />

Elternschaft<br />

Beratungsarbeit mit<br />

hochstrittigen Eltern<br />

Fachtagung:<br />

Das aktive Jugendamt<br />

im familiengerichtlichen<br />

Verfahren<br />

93 Die „unerhörten“<br />

Botschaften <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

mit ADHS<br />

Symptome verstehen,<br />

Beziehungen verän<strong>de</strong>rn<br />

Seite 79


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

„Schnell, … aber fair ?“<br />

Mediative Techniken in <strong>de</strong>r gerichtsnahen<br />

Trennungs- und Scheidungsberatung:<br />

Entschleunigung statt Beschleunigung !<br />

Referenten:<br />

Katrin Normann (Soz.Päd.,FNR, München)<br />

& Stefan Wiesinger (Rechtsanwalt, FNR<br />

München)<br />

Das neue „Gesetz über das Verfahren in Familiensachen<br />

und in <strong>de</strong>n Angelegenheiten <strong>de</strong>r<br />

freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG)“ stellt erhöhte<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an die Kooperation von<br />

Familiengericht, Jugendamt und Beratungsstelle<br />

und alle an<strong>de</strong>ren Verfahrensbeteiligten.<br />

Die Hauptaufgabe wird sein, Elternkonflikte ressourcen-<br />

und lösungsorientiert zu mo<strong>de</strong>rieren!<br />

Mit <strong>de</strong>m zentralen Anliegen <strong>de</strong>s Gesetzes, bei<br />

Kindschaftssachen auf ein Einvernehmen <strong>de</strong>r<br />

Eltern hinzuwirken, ist die Erwartung an alle<br />

Prozessbeteiligten verbun<strong>de</strong>n, als kompetente<br />

Mo<strong>de</strong>ratoren von Konflikten zu agieren sowie<br />

die breite Angebotspalette psychosozialer<br />

Beratungsangebote zu kennen und <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong><br />

Empfehlungen zur Beratung und<br />

Streitschlichtung auszusprechen o<strong>de</strong>r sogar<br />

anzuordnen. Das FamFG ermöglicht hierzu<br />

verstärkt die Überweisung <strong>de</strong>r Streitparteien in<br />

die psychosoziale Beratung und Mediation.Dies<br />

alles erfor<strong>de</strong>rt Grund<strong>lag</strong>enwissen von Juristen<br />

auf Gebieten, die bislang <strong>de</strong>n psychosozialen<br />

Berufen vorbehalten waren.<br />

SozialpädagogInnen und FamilienberaterInnen<br />

wie<strong>de</strong>rum benötigen im Kontakt mit ihren Klienten<br />

Mo<strong>de</strong>lle und Metho<strong>de</strong>n gerichtsnaher<br />

Arbeit mit „geschickten Klienten“.<br />

Dieses interdisziplinäre Seminar stellt mediative<br />

Techniken und Interventionsansätze vor, die in<br />

flexibler Form eingesetzt wer<strong>de</strong>n können und<br />

vermittelt Kompetenzen für eine gelingen<strong>de</strong><br />

Kooperation und Kommunikation.<br />

Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lle und Verfahrensstandards<br />

interdisziplinärer Zusammenarbeit <strong>de</strong>r<br />

beteiligten Professionen und Institutionen (am<br />

Beispiel <strong>de</strong>s Münchener und Berliner Mo<strong>de</strong>lls)<br />

vorgestellt und diskutiert (z.B. Beteiligung am<br />

1. Termin; Gerichtsprotokolle als Auftragsbasis;<br />

Schweigepflichtsentbindung etc.)<br />

Seminarinhalte<br />

• Indikation für beraterische/therapeutische<br />

und mediative Interventionen<br />

• Grenzen von Beratung/Mediation<br />

• Einbezug <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in das Trennungs- und<br />

Scheidungsgeschehen ihrer Eltern<br />

• Design einer Kooperationsform, Entwicklung<br />

von neuem Miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r professionellen<br />

Verfahrensbeteiligten<br />

• Grund<strong>lag</strong>en <strong>de</strong>s lösungsorientierten Verhan<strong>de</strong>lns<br />

• Merkmale hochstrittiger Elternsysteme und<br />

Konfliktdiagnostik<br />

• Die anwaltliche Tätigkeit in Fällen mit hoher<br />

Beziehungsverstrickung<br />

• Die richterliche Mo<strong>de</strong>ration von Parteien mit<br />

hoher Beziehungsverstrickung<br />

Didaktik<br />

Der verschie<strong>de</strong>nen Arbeitsformen wie Theorieinput,<br />

Rollenspielen und praktischen Demonstrationen<br />

im Plenum sowie Kleingruppenarbeit dient<br />

einem intensiven und lebendigen Lernen.<br />

Basiskurs I: 17. bis 19. März 2010<br />

Aufbaukurs II: 22. bis 24. Juli 2010<br />

Diese Fortbildung kann nur als Basis- und Aufbaukurs<br />

gebucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Referenten:<br />

Bei<strong>de</strong> Referenten haben gemeinsam langjährige<br />

Erfahrungen als Sozialpädagogin und Anwalt in<br />

<strong>de</strong>r Arbeit mit Trennungsfamilien und wirken im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Münchner Mo<strong>de</strong>lls aktiv mit.<br />

Bei<strong>de</strong> sind seit Mitte <strong>de</strong>r 90er Jahre als Ausbil<strong>de</strong>r,<br />

Trainer und Supervisor von MediatorInnen<br />

tätig.<br />

Zur Person:<br />

Katrin Normann<br />

Diplom-Sozialpädagogin, Paar- und Familientherapeutin,<br />

Mediatorin (BAFM), Leiterin <strong>de</strong>s<br />

Familien-Notruf München; langjährige Erfahrung<br />

in Paar- und Familienberatung; Trennungs- und<br />

Scheidungsberatung und Mediation; Fort- und<br />

Weiterbildung in <strong>de</strong>n Bereichen Mediation, Be-<br />

Seite 80


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

gleiteter Umgang und Beratungsangebote für<br />

hocheskalierte Familienkonflikte. München<br />

Stefan Wiesinger<br />

Rechtsanwalt und Mediator, freier Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Familiennotrufs München (Ehe- Familienund<br />

Lebensberatungsstelle für Familien in Trennung<br />

und Scheidung). Ausbildung zum Mediator<br />

1989-1990 in München durch Gary Friedman,<br />

Jack Himmelstein und John Haynes, seit<strong>de</strong>m als<br />

freier Mediator (BAFM) tätig. Seit 1994 Trainer<br />

und Supervisor für Mediation im Auftrag von<br />

Ausbildungsinstituten in Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz und Italien. Seit 1996 Mitglied<br />

(advanced practitioner member) von ACR (Association<br />

of Conflict Resolution), USA. Seit 2006<br />

eingetragener Mediator (nach ZivMedGesetz),<br />

Wien (Österreich). Mitbegrün<strong>de</strong>r und Partner<br />

<strong>de</strong>r Berater- und Trainergemeinschaft „vierfürfair“<br />

(systemisch-mediative Beratungs- und<br />

Trainingskonzepte, Berater- und Trainergruppe).<br />

Tätigkeiten als Berater, Trainer und Supervisor<br />

für Führungskräfte, Teams und Unternehmen.<br />

München<br />

Zertifizierung<br />

Die Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammer<br />

im Land Berlin wird beantragt.<br />

Zielgruppe<br />

Erziehungs- Ehe- und FamilienberaterInnen,<br />

RechtsanwältInnen, RichterInnen, Verfahrensund<br />

UmgangspflegerInnen, MitarbeiterInnen<br />

<strong>de</strong>s Jugendamtes bzw. <strong>de</strong>r Sozialbürgerhäuser.<br />

Ort<br />

Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung;<br />

Auguststraße 80, 10117 Berlin<br />

Organisation<br />

Achim Haid-Loh / Michaela Bärthel<br />

Evangelisches Zentralinstitut für<br />

Familienberatung gGmbH<br />

Auguststraße 80, 10117 Berlin-Mitte<br />

Telefon 030/28395-200 Telefax 030/28395-222<br />

e-mail: baerthel@ezi-berlin.<strong>de</strong><br />

www.ezi-berlin.<strong>de</strong><br />

Seite 81


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Das neue FamFG und die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

für die Beratungspraxis:<br />

Strukturierte Angebote für Hochkonflikt-<br />

Familien<br />

27. bis 29. Januar 2010<br />

Referenten:<br />

Dr. Jörg Fichtner (DJI) & Katrin Normann<br />

(FNR) , München<br />

Ab 1.September <strong>2009</strong> tritt das neue FamFG in<br />

Kraft. Zur Umsetzung eines zentralen Anliegens<br />

<strong>de</strong>r Gesetzesreform, nämlich bei Kindschaftssachen<br />

auf zukünftiges Einvernehmen <strong>de</strong>r<br />

Eltern hinzuwirken, wird <strong>de</strong>n Gerichten eine<br />

breite Palette von Interventionsmöglichkeiten<br />

im familiengerichtlichen Verfahren eröffnet:<br />

von „Empfehlungen“ an die Konfliktparteien<br />

zur Inanspruchnahme von Erziehungs- o<strong>de</strong>r<br />

Familienberatung o<strong>de</strong>r Streitschlichtung (Familienmediation)<br />

bis hin zur „Anordnung“ dieser<br />

Maßnahmen mit o<strong>de</strong>r ohne Androhung von<br />

Sanktionen gegenüber <strong>de</strong>n Eltern.<br />

Um <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen einer obligatorischen<br />

bzw. „angeordneten“ Beratung von Eltern und<br />

<strong>de</strong>n erhöhten Kooperationsanfor<strong>de</strong>rungen von<br />

Gerichten und Jugendämtern an die Beratungsstellen<br />

gerecht wer<strong>de</strong>n zu können, möchten wir<br />

in dieser Fortbildung angemessene Konzepte<br />

und erprobte Instrumente vorstellen und ausführlich<br />

zur Diskussion stellen.<br />

Themenschwerpunkte<br />

• Aktueller Stand <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Forschung<br />

im Kontext Hochkonflikt-Familien<br />

• Diagnostik <strong>de</strong>s elterlichen Konfliktes<br />

• Diagnostik von Kin<strong>de</strong>rn aus Konfliktfamilien<br />

• Indikationen für beraterisch-therapeutische<br />

o<strong>de</strong>r mediative Beratungsprozesse<br />

• Basis-Techniken verschie<strong>de</strong>ner Interventionsformen<br />

bei „geschickten Familien“<br />

• Adäquate Settings für die Arbeit mit Hochkonfliktfamilien<br />

• Möglichkeiten <strong>de</strong>s Einbezugs <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

• Hilfreiche Kooperationsformen mit <strong>de</strong>m Familiengericht<br />

und <strong>de</strong>m Jugendamt<br />

• Vorstellung einer flankieren<strong>de</strong>n Maßnahmen:<br />

„KiB“ - Kin<strong>de</strong>r im Blick, ein Elterntrainingsprogramm<br />

für Trennungs- und/o<strong>de</strong>r Scheidungssituationen<br />

Metho<strong>de</strong>n<br />

Theorie-Inputs; angeleitete Rollenspiele und<br />

praktische Übungen im Plenum und in Kleingruppen;<br />

themenzentrierte Selbsterfahrung<br />

Zur Person:<br />

Jörg Fichtner<br />

Dr., Diplom-Psychologe, Verhaltenstherapeut,<br />

forensischer Sachverständiger im Familienrecht<br />

und Mitglied im Leitungskreis <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für wissenschaftliche Gerichts- und Rechtspsychologie<br />

(GWG) München. Projektkoordinator<br />

<strong>de</strong>s BMFSFJ Praxisprojektes „Kin<strong>de</strong>rschutz bei<br />

hochstrittiger Elternschaft“; Scheidungs- und<br />

Trennungsberater im Familiennotruf München.<br />

Fortbil<strong>de</strong>r im Bereich Kin<strong>de</strong>rschutz und Scheidungs-<br />

und Trennungsberatung. München<br />

Katrin Normann<br />

Diplom-Sozialpädagogin, Paar- und Familientherapeutin,<br />

Mediatorin (BAFM), Leiterin <strong>de</strong>s<br />

Familien-Notruf München; langjährige Erfahrung<br />

in Paar- und Familienberatung; Trennungs- und<br />

Scheidungsberatung und Mediation; Fort- und<br />

Weiterbildung in <strong>de</strong>n Bereichen Mediation, Begleiteter<br />

Umgang und Beratungsangebote für<br />

hocheskalierte Familienkonflikte. München<br />

Zertifizierung<br />

Die Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammer<br />

im Land Berlin wird beantragt.<br />

Zielgruppe<br />

BeraterInnen <strong>de</strong>r erziehungs- und Familienberatung<br />

und <strong>de</strong>s ASD bzw. RSD <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Jugendhilfe.<br />

Ort<br />

Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung;<br />

Auguststraße 80, 10117 Berlin<br />

Organisation<br />

Achim Haid-Loh / Michaela Bärthel<br />

Evangelisches Zentralinstitut für<br />

Familienberatung gGmbH<br />

Auguststraße 80, 10117 Berlin-Mitte<br />

Telefon 030/28395-200 Telefax 030/28395-222<br />

e-mail: baerthel@ezi-berlin.<strong>de</strong><br />

www.ezi-berlin.<strong>de</strong><br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

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Seite 84<br />

TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong>


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Fachtag: Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger Elternschaft<br />

Am 23.11.<strong>2009</strong> in Fulda (Kongresszentrum Esperanto)<br />

Bitte per Post o<strong>de</strong>r Fax zurücksen<strong>de</strong>n an:<br />

Deutsches Jugendinstitut e.V.<br />

Abt. Familie und Familienpolitik<br />

Astrid Salem<br />

Nockherstrasse 2<br />

D-81541 München<br />

Fax.: 089/62306-162<br />

Tel.: 089/62306-359<br />

Anmel<strong>de</strong>schluss: 12. Oktober <strong>2009</strong><br />

Anmel<strong>de</strong>bogen<br />

Die Tagung ist kostenfrei. Eine Teilnahme kann nur <strong>de</strong>n ersten 100 Anmeldungen<br />

garantiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Titel<br />

Vorname / Name<br />

Beruf<br />

Institution<br />

Adresse<br />

Telefon<br />

Email<br />

Datum<br />

Unterschrift<br />

Veranstaltungsort:<br />

Kongresszentrum Hotel Esperanto<br />

Esperantoplatz / 36037 Fulda<br />

Tel.: 0661/ 2 42 91-0 / www.kongresszentrum-fulda.com<br />

Übernachtungen sind im Bedarfsfall selbst zu buchen<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Beratungsarbeit mit hochstrittigen Eltern<br />

Termin: 28. April bis 30. April 2010<br />

Referenten:<br />

Dipl.-Päd. Uli Alberstötter<br />

Dipl.-Psych. Matthias Weber<br />

Metho<strong>de</strong>n:<br />

• Erarbeitung, Vermittlung und Diskussion im<br />

Plenum<br />

• Kleingruppenarbeit<br />

Referenten:<br />

Dipl.-Päd. Uli Alberstötter<br />

Dipl.-Psych. Matthias Weber<br />

Teil 1: Einführung<br />

Beratungsarbeit mit hochstrittigen Eltern nach<br />

Trennung und Scheidung ist in <strong>de</strong>r berufspolitischen<br />

Diskussion wie in <strong>de</strong>r Praxis ein aktuelles<br />

Thema.<br />

Die „Cochemer Praxis“ wird in vielen Regionen<br />

intensiv diskutiert. Das FGG-Reformgesetz orientiert<br />

sich an ihr und sieht im Familiengerichtlichen<br />

Verfahren die Anordnung von Beratung<br />

vor.<br />

An vielen Orten ist bereits jetzt Praxis, dass<br />

Gerichte bei eskalierten Elternkonflikten die<br />

betroffenen Familien an Beratungsdienste verweisen,<br />

damit dort ein einvernehmliches Konzept<br />

zur Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge<br />

entwickelt wird.<br />

Diese Situation stellt viele Erziehungs- und<br />

Familienberatungsstellen vor neue Fragen und<br />

Aufgaben.<br />

Ziel:<br />

Der Kurs soll auf <strong>de</strong>r Basis eines systemischen<br />

Verständnisses in die Thematik <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />

mit eskalierten Elternkonflikten einführen.<br />

Inhalt:<br />

Der Kurs<br />

• vermittelt grundlegen<strong>de</strong> diagnostische und<br />

beraterische Strategien,<br />

• zeigt Möglichkeiten <strong>de</strong>r Beteiligung und Unterstützung<br />

von Kin<strong>de</strong>rn auf,<br />

• geht auf die notwendige Vernetzung mit an<strong>de</strong>ren<br />

Scheidungsprofessionen und damit<br />

verbun<strong>de</strong>ne Implikationen ein und<br />

• beleuchtet, wie in diesem Kontext mit Themen<br />

wie Unfreiwilligkeit und Schutz von Privatgeheimnissen<br />

umgegangen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Termin:<br />

von Mittwoch, 28.04.2010, 14.00 Uhr<br />

bis Freitag, 30.04.2010, 13.00 Uhr<br />

Beratungsarbeit mit hochstrittigen Eltern<br />

Teil 2: Vertiefung<br />

Beratungsarbeit bei eskalierten Elternkonflikten<br />

nach Trennung und Scheidung verlangt von<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstellen neue<br />

Konzepte, neue Arbeitsformen und ein weiter<br />

entwickeltes Selbstverständnis.<br />

Ziel:<br />

Die Teilnehmen<strong>de</strong>n sind in <strong>de</strong>r Lage, mit hochstrittigen<br />

Eltern und <strong>de</strong>ren Umfeld sowohl auf<br />

<strong>de</strong>r direkten Beratungsebene als auch auf <strong>de</strong>r<br />

Ebene <strong>de</strong>r Vernetzung und Kooperation mit<br />

an<strong>de</strong>ren Helfern und Institutionen sicherer und<br />

kompetenter umzugehen.<br />

Inhalt:<br />

Während im Einführungskurs grundsätzliche<br />

Dimensionen <strong>de</strong>r Thematik und <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />

in diesem Feld behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n<br />

im Vertiefungskurs anhand von Fällen konkrete<br />

Vorgehensweisen erarbeitet und dargestellt.<br />

Folgen<strong>de</strong> Bereiche wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re thematisiert:<br />

• Diagnostik und Indikationsstellung,<br />

• Beratungsgespräche mit Vätern und Müttern<br />

unter <strong>de</strong>n Vorzeichen von Hilfe und Kontrolle,<br />

• Formen <strong>de</strong>r Beteiligung und Unterstützung<br />

von Kin<strong>de</strong>rn<br />

• Vereinbarungen für die Kooperation mit an<strong>de</strong>ren<br />

Scheidungsprofessionen,<br />

• Entwicklung neuer Rahmenbedingungen für<br />

die Beratungsstelle.<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Metho<strong>de</strong>n:<br />

• Vermittlung und Diskussion im Plenum<br />

• Kleingruppenarbeit<br />

Ort:<br />

Bildungshaus Schmerlenbach<br />

63768 Hösbach<br />

Anmeldung über: www.bke.<strong>de</strong><br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Fachtagung<br />

Das aktive Jugendamt im<br />

familiengerichtlichen Verfahren<br />

Fachtagung, Berlin, 01.-02.10.<strong>2009</strong><br />

Eine Fachtagung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Fachtagungen<br />

Jugendhilfe im Deutschen Institut<br />

für Urbanistik in Kooperation mit <strong>de</strong>m Deutschen<br />

Institut für Jugendhilfe und Familienrecht<br />

e.V. Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Zur „Philosophie“ <strong>de</strong>s neuen Gesetzes:<br />

Anliegen <strong>de</strong>r Tagung ist es, die „Philosophie“, die<br />

Möglichkeiten und Grenzen <strong>de</strong>s neuen Rechts,<br />

das einen Rahmen für Konfliktlösungsmöglichkeiten<br />

im Verfahren schaffen soll, vorzustellen.<br />

Dabei sollen insbeson<strong>de</strong>re die Schnittstellen<br />

zur Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe, die aktivere Rolle<br />

<strong>de</strong>s Jugendamtes und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Handlungsschritte <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Akteure<br />

(bei Trennung und Scheidung, Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung<br />

und Häuslicher Gewalt) diskutiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Bestandteil dieser Diskussion soll auch<br />

ein Erfahrungsaustausch zu <strong>de</strong>m Gesetzesteil<br />

(Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher<br />

Maßnahmen bei Gefährdung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls<br />

- KiWoMaG), <strong>de</strong>r bereits im Sommer 2008 in<br />

Kraft getreten ist, sein.<br />

verständigen. In diesem Zusammenhang ist es<br />

wichtig, Begrifflichkeiten zu klären und sich darüber<br />

zu verständigen, was die eine Profession<br />

über die Arbeitsaufgaben <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren wissen<br />

muss.<br />

Die Justiz muss sich <strong>de</strong>utlich vertiefter auch<br />

inhaltlich auf das Was und Wie <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe einlassen, <strong>de</strong>r ASD<br />

muss (neu) lernen, wann er das Familiengericht<br />

einbezieht. Dafür ist es notwendig zu klären, was<br />

<strong>de</strong>r ASD für methodisches Handwerkszeug - in<br />

<strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r Termine, beim Auftreten<br />

im Termin, beim Verfassen schriftlicher Stellungnahmen,<br />

beim Nachbereiten und Weiterverfolgen<br />

von Terminen und Entscheidungen<br />

- benötigt. Hierzu braucht es Sprache, Inhalte,<br />

Standards.<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Tagung wer<strong>de</strong>n im Zusammenhang<br />

mit familiengerichtlichen Verfahren<br />

folgen<strong>de</strong> drei Themen stehen:<br />

• Trennung + Scheidung,<br />

• Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung (§ 1666 BGB),<br />

• Schutz vor häuslicher Gewalt.<br />

Zielgruppe <strong>de</strong>r Tagung sind Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Sozialen Diensten <strong>de</strong>r<br />

Jugendämter und in Beratungsstellen, Verfahrensbeistän<strong>de</strong>,<br />

Vormün<strong>de</strong>r und Pfleger, psychologische<br />

Sachverständige, Familienrichter/innen<br />

und Rechtsanwält/innen.<br />

Rollenklärung und Selbstverständnis/<br />

Zwangsläufigkeit interdisziplinärer Kooperation:<br />

Primärakteure im familienrechtlichen Verfahren<br />

sind das Familiengericht und <strong>de</strong>r ASD (bei Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung).<br />

Die Verschränkung von<br />

zwei (unabhängigen) Verfahren, Hilfeplanung<br />

und FG-Verfahren, muss jetzt parallel gedacht<br />

und in einen gemeinsamen Prozess zusammenund<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Jugendamt erhält durch die Reform eine<br />

neue Rolle, da sich die Aufträge <strong>de</strong>s Familiengerichts<br />

an das Jugendamt än<strong>de</strong>rn. Jugendamt<br />

und Familiengericht müssen dadurch aktiver<br />

wer<strong>de</strong>n, sich früher <strong>de</strong>r Familien und ihrer Konflikte<br />

durch persönliche Kontakte annehmen<br />

und sich bei <strong>de</strong>r Perspektivenentwicklung im<br />

Verfahren und für das Kind und seine Eltern<br />

Seite 88


TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Programm<br />

Donnerstag, 01.10 <strong>2009</strong><br />

11.00 Uhr Eröffnung:<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus-J. Beckmann,<br />

Wissenschaftlicher Direktor, Institutsleiter und Geschäftsführer, Deutsches Institut<br />

für Urbanistik, Berlin<br />

Dr. Thomas Meysen,<br />

Fachlicher Leiter, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />

(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Mo<strong>de</strong>ration:<br />

Dr. Thomas Meysen, DIJuF, Hei<strong>de</strong>lberg<br />

11.20 Uhr Was brauchen Familien in <strong>de</strong>r Krise? Was brauchen Familien an <strong>de</strong>r<br />

Schwelle zur Fremdbestimmung durch das Familiengericht?<br />

Was brauchen Familien in Trennungs- und Scheidungssituationen?<br />

Welche Hilfen können Institutionen zur Konfliktlösung geben?<br />

Wer hört das Kind (an)?<br />

Dr. Helmuth Figdor,<br />

Psychoanalytiker, Kin<strong>de</strong>rpsychotherapeut und Erziehungsberater, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft Psychoanalytische Pädagogik, Dozent am Institut für<br />

Bildungswissenschaft <strong>de</strong>r Universität Wien<br />

Nachfragen und Diskussion<br />

12.30 Uhr Mittagspause<br />

13.30 Uhr Das familiengerichtliche Verfahren nach <strong>de</strong>m FamFG<br />

Ministerialrat Dr. Christian Meyer-Seitz,<br />

Leiter <strong>de</strong>s Referates Zivilprozess im Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Justiz (BMJ), Berlin<br />

Nachfragen und Diskussion<br />

15.00 Uhr Diskussion in drei Foren:<br />

Das Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls (KiWoMaG): Erste Erfahrungen und Fragen aus <strong>de</strong>r Praxis<br />

Forum 1:<br />

Erörterung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung<br />

Mo<strong>de</strong>ration:<br />

Dr. Kerstin Ferse,<br />

Leiterin <strong>de</strong>s Allgemeinen Sozialen Dienstes, Jugendamt Dres<strong>de</strong>n<br />

Input:<br />

Johannes Schmitt-Althaus,<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Familie und Jugend 1, Jugendamt Stuttgart<br />

Michael Grabow,<br />

Richter am Amtsgericht Pankow-Weißensee, Berlin<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Forum 2:<br />

Der frühe erste Termin bei Trennung und Scheidung<br />

Mo<strong>de</strong>ration:<br />

Petra Stibane,<br />

Abteilungsleiterin Kindschaftsrecht und Unterhaltsvorschuss, Jugendamt Leipzig<br />

Input:<br />

Wolfgang Rüting,<br />

Leiter <strong>de</strong>s Kreisjugendamtes Warendorf<br />

Kathrin Wessels,<br />

Richterin am Amtsgericht Hannover<br />

Forum 3:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung an Jugendamt, Gericht (und Polizei) im Zusammenhang mit<br />

häuslicher Gewalt<br />

Mo<strong>de</strong>ration:<br />

Dr. Thomas Meysen,<br />

Fachlicher Leiter, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />

(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Input:<br />

Dr. Susanne Heynen,<br />

Leiterin <strong>de</strong>s Jugendamtes Karlsruhe<br />

Sabine Heinke,<br />

Familienrichterin, Aufsichtsführen<strong>de</strong> Richterin am Amtsgericht - Familiengericht -<br />

Bremen<br />

Die Kaffeepause wird individuell in <strong>de</strong>n Foren festgelegt.<br />

17.00 Uhr Neue Anfor<strong>de</strong>rungen an die Kooperation von Familiengericht und Jugendhilfe:<br />

Aufgabenklärung und Rollenverständnis<br />

Gregor Profitlich,<br />

Familienrichter, Amtsgericht Tempelhof/Kreuzberg, Berlin<br />

Winfried Flemming,<br />

Referent, Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Berlin<br />

Nachfragen und Diskussion<br />

Freitag, 02.10.<strong>2009</strong><br />

09.00 Uhr Fortsetzung <strong>de</strong>r Tagung im Plenum<br />

Mo<strong>de</strong>ration:<br />

Hanne Stürtz,<br />

Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Deutschen Instituts für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />

(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />

09.10 Uhr Mitwirkungsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Jugendamtes im Verfahren:<br />

Rechtliche Grund<strong>lag</strong>en und fachliche Standards bei Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung,<br />

bei Trennung und Scheidung und bei häuslicher Gewalt<br />

Dr. Thomas Meysen,<br />

Fachlicher Leiter, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />

(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

10.00 Uhr Die weiteren Akteure im familiengerichtlichen Verfahren:<br />

• Umgangspflegschaft<br />

• Verfahrensbeistand<br />

• Erziehungsberatung<br />

Statement „Umgangspflegschaft“<br />

Birgit Büchner,<br />

Juristin und Sozialpädagogin, Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Vereins und Leiterin <strong>de</strong>r<br />

Koordinierungsstelle Verfahrenspflegschaften, Anwalt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s e.V., München<br />

Statement „Verfahrensbeistand“<br />

Reinhard Prenzlow,<br />

Verfahrensbeistand, Stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r BAG Verfahrenspflegschaft<br />

für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche e.V., Hannover/Garbsen<br />

Statement „Erziehungsberatung“<br />

Matthias Weber,<br />

Dipl.-Psychologe, Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberater und Psychotherapeut,<br />

Melsbach<br />

11.30 Uhr Mittagspause<br />

12.00 Uhr Podiumsdiskussion: „Zusammen aktiv?“<br />

Was muss ich in meinem Arbeitsbereich konkret än<strong>de</strong>rn?<br />

Beate Schiffer,<br />

Leiterin <strong>de</strong>s Fachbereichs Jugend und Soziales, Vorstandsmitglied DIJuF e.V.,<br />

Heiligenhaus<br />

Susanne Lehmann,<br />

Richterin, Amtsgericht Bückeburg<br />

Matthias Weber,<br />

Dipl.-Psychologe, Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberater und Psychotherapeut,<br />

Melsbach<br />

13.00 Uhr En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tagung<br />

Praktische Hinweise<br />

Veranstalter: Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe im Deutschen Institut für Urbanistik<br />

Ernst-Reuter-Haus, Berlin<br />

Straße <strong>de</strong>s 17. Juni 112, 10623 Berlin<br />

Telefon: 030/39001-136; Fax: 030/39001-146<br />

E-Mail: agfj@difu.<strong>de</strong><br />

Internet:<br />

http://www.fachtagungen-jugendhilfe.<strong>de</strong>/veranstaltungen/www.fachtagungen-jugendhilfe.<strong>de</strong><br />

Tagungsort: Ernst-Reuter-Haus, Berlin siehe Adresse <strong>de</strong>s Veranstalters<br />

Anmeldung: Bitte mel<strong>de</strong>n Sie sich schriftlich bis zum 21. September <strong>2009</strong> an. Ihre Anmeldung<br />

ist verbindlich. Die Anmel<strong>de</strong>bestätigung/Rechnung erhalten Sie spätestens nach<br />

Anmel<strong>de</strong>schluss. Bei Abmeldung Ihrerseits nach <strong>de</strong>m 21.09.<strong>2009</strong> ist die volle<br />

Gebühr gültig; die Tagungsunter<strong>lag</strong>en wer<strong>de</strong>n Ihnen in diesem Fall zugesandt.<br />

Selbstverständlich ist Ihre Anmeldung ggf. auf eine an<strong>de</strong>re von Ihnen benannte<br />

Person übertragbar.<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Kosten:<br />

Die Tagungsgebühr beträgt 90 Euro. Bitte überweisen Sie diesen Betrag nach<br />

Erhalt <strong>de</strong>r Rechnung/Bestätigung auf das angegebene Konto. Getränke und Verpflegung<br />

in <strong>de</strong>n Pausen sind frei.<br />

Übernachtung:Die Buchung im Hotel nehmen Sie bitte selbst vor. Ihre Übernachtung zahlen Sie<br />

bitte bei Abreise direkt im Hotel.<br />

Angebot:<br />

Das Hotel ALLEGRA/ALBRECHTSHOF stellt bis 10.08.<strong>2009</strong> ein Zimmerkontingent<br />

zur Verfügung, das unter <strong>de</strong>m Stichwort „AGFJ“ abgerufen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Das Einzelzimmer kostet im ALLEGRA pro Nacht 88 Euro inkl. Frühstück, im<br />

ALBRECHTSHOF pro Nacht 93 Euro inkl. Frühstück.<br />

Adresse: Hotel Allegra/Albrechtshof, Albrechtstr. 8, 10117 Berlin<br />

(Nähe S-Bahnhof Friedrichstraße, drei S-Bahn-Stationen vom Tagungsort entfernt).<br />

Telefon: 030/3 08 86-0<br />

Fax: 030/3 08 86-1 00<br />

E-Mail: allegra@albrechtshof-hotels.<strong>de</strong><br />

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />

Das Ernst-Reuter-Haus befin<strong>de</strong>t sich im Zentrum Berlins, direkt am S-Bahnhof Tiergarten, zwei<br />

S-Bahn-Stationen vom Hauptbahnhof entfernt.<br />

Von <strong>de</strong>n Bahnhöfen Hauptbahnhof, Ostbahnhof, Friedrichstraße fahren Sie mit <strong>de</strong>r S-Bahn in<br />

westliche Richtung (Wannsee, Spandau, Westkreuz, Potsdam) bis Bahnhof Tiergarten.<br />

Vom Flughafen Tegel mit <strong>de</strong>m Bus X9 o<strong>de</strong>r 109 bis zum Bahnhof Zoologischer Garten, eine Station<br />

mit <strong>de</strong>r S-Bahn in östliche Richtung (Ahrensfel<strong>de</strong>, Mahlsdorf, Strausberg, Wartenberg, Schönefeld)<br />

bis Bahnhof Tiergarten.<br />

Der JetExpressBus TXL ab Flughafen Tegel hält am Hauptbahnhof - täglich bis 21:00 Uhr im<br />

10-Minuten-Takt, weiter wie oben.<br />

Vom Flughafen Schönefeld nutzen Sie bitte <strong>de</strong>n Airport-Express bis zum Ostbahnhof, steigen<br />

dort um und fahren weiter bis zum S-Bhf. Tiergarten, je<strong>de</strong> S-Bahn Richtung Westen (Westkreuz,<br />

Spandau, Potsdam, Wannsee) ist möglich. Die AirportExpress-Züge (RE 7 und RE 14) verkehren<br />

täglich zwischen 5.00 Uhr und 24.00 Uhr im 30-Minuten-Takt zwischen zahlreichen Berliner<br />

Bahnhöfen und <strong>de</strong>m Flughafen Schönefeld.<br />

Außer<strong>de</strong>m gibt es eine Busverbindung SXF 1 von Schönefeld bis zum S-Bahnhof Südkreuz -<br />

Fahrtdauer 17 Minuten. Von dort ist <strong>de</strong>r Hauptbahnhof in 5 Minuten mit <strong>de</strong>m Regionalexpress zu<br />

erreichen.<br />

Anreise mit <strong>de</strong>m PKW: Aus allen Richtungen ins Zentrum (Tiergarten), Straße <strong>de</strong>s 17. Juni, zwischen<br />

Ernst-Reuter-Platz und Siegessäule.<br />

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TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />

Die „unerhörten“ Botschaften <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

mit ADHS<br />

– Symptome verstehen, Beziehungen<br />

verän<strong>de</strong>rn –<br />

Termin: 3. bis 5. Dezember <strong>2009</strong><br />

Referent: Dr. Terje Neraal, Gießen<br />

Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität<br />

stellen bei Kin<strong>de</strong>rn ein unspezifisches<br />

„Syndrom“ dar, hinter <strong>de</strong>m sich die unterschiedlichsten<br />

biologischen, psycho-, familien- und<br />

soziodynamischen Ursachen verbergen.<br />

Von Anfang <strong>de</strong>r Entwicklung an versuchen Kin<strong>de</strong>r<br />

durch Ausdrucksmotorik (im Unterschied zur<br />

Leistungsmotorik) <strong>de</strong>r Umgebung innere Befindlichkeit<br />

mitzuteilen. Bei einer ungestörten Empathie<br />

und Bindungsdynamik in <strong>de</strong>r Eltern-Kind-<br />

Beziehung gelingt es <strong>de</strong>n Erwachsenen, die<br />

motorisch gezeigten Spannungen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

zu entschlüsseln. Daraufhin können adäquate<br />

Maßnahmen zur Entspannung bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wenn aber aufgrund eigener Unsicherheiten<br />

o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>r Ressourcen <strong>de</strong>r Eltern<br />

die Einfühlung in <strong>de</strong>n Säugling unzureichend<br />

gelingt, entstehen frühe Symptome (Schlafund<br />

Ge<strong>de</strong>ihstörungen, „Schreikin<strong>de</strong>r“), die eine<br />

große Hilflosigkeit und Ohnmacht bei <strong>de</strong>n Eltern<br />

hervorrufen. Daraus können Situationen resultieren,<br />

in <strong>de</strong>nen das Kind traumatische Erfahrungen<br />

von Vernachlässigung, Misshandlungen<br />

und Missbrauch ausgeliefert wird.<br />

Bei zu engen frühen Beziehungen zwischen<br />

<strong>de</strong>m Kind und einem Elternteil, in <strong>de</strong>nen die<br />

frühe Triangulierung nicht zustan<strong>de</strong> kommt,<br />

können beziehungsdynamische „Verklebungen“<br />

auch zu motorischer Unruhe und mangeln<strong>de</strong>r<br />

Aufmerksamkeit beim Kind führen. Auch spätere<br />

Krisen in <strong>de</strong>r Familie können Spannungen beim<br />

Kind auslösen, die sich in Unaufmerksamkeit<br />

und motorischer Unruhe ausdrücken.<br />

Die unterschiedlichen Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ADHS-<br />

Störung erfor<strong>de</strong>rn eine sorgfältige Anamnese-<br />

Erhebung (z. B. Berücksichtigung von szenischer<br />

Darstellung, Übertragungs-/Gegenübertragungsdynamik,<br />

Situationsdiagnostik,<br />

Bewältigungsstrategien etc).<br />

Entsprechend <strong>de</strong>n unterschiedlichen Ursachen<br />

<strong>de</strong>r Unruhe und Unaufmerksamkeit wer<strong>de</strong>n<br />

Beratung bzw. Therapie individuell und bedürfnisangepasst<br />

konzipiert. Bei einem beziehungsdynamischen<br />

Ansatz können Störungen<br />

sowohl innerhalb <strong>de</strong>r Familienbeziehungen wie<br />

im weiteren sozialen Umfeld (Kin<strong>de</strong>rgarten,<br />

Schule, Freun<strong>de</strong>) als auch in <strong>de</strong>r Beziehung<br />

zum Beraten<strong>de</strong>n/Therapeuten reflektiert und<br />

bearbeitet wer<strong>de</strong>n (Arbeit in unterschiedlichen<br />

Settings wie z. B. Einzelberatung mit Kind, Eltern<br />

und Familienberatung, kreative Gruppenarbeit<br />

für das Kind, Netzwerkarbeit mit Schule und<br />

Kin<strong>de</strong>rarzt).<br />

Das Ziel besteht in <strong>de</strong>r Entwicklung einer besseren<br />

Selbst-Wahrnehmung und -Kontrolle aller<br />

Beteiligten wie <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>r Fähigkeit,<br />

Wünsche und Ängste verbal auszudrücken.<br />

Zur Person:<br />

Terje Neraal<br />

Dr. med., Facharzt für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie<br />

und Psychotherapeutische Medizin,<br />

Psychoanalytiker (DPV/IPV), Leiter <strong>de</strong>r Sektion<br />

Paar-, Familien- und Sozialtherapie im Institut<br />

für Psychoanalyse und Psychotherapie Gießen<br />

e. V. Wettenberg<br />

Zertifizierung<br />

Die Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammer<br />

im Land Berlin wird beantragt.<br />

Zielgruppe<br />

BeraterInnen in integrierten familienorientierten,<br />

Erziehungs- und Familienberatungsstellen, Kin<strong>de</strong>r-<br />

und JugendlichenpsychotherapeutInnen.<br />

Ort<br />

Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung;<br />

Auguststraße 80, 10117 Berlin<br />

Anmeldung<br />

Den Anmel<strong>de</strong>bogen fin<strong>de</strong>n Sie im Internet<br />

unter www.ezi-berlin.<strong>de</strong>. Auf Wunsch sen<strong>de</strong>n<br />

wir Ihnen diesen auch gerne zu.<br />

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Artikel und Rezensionen für die nächste Zeitschrift bitte<br />

per E-Mail richten an: Dagmar Brönstrup-Häuser<br />

awo.erziehungsberatung.erkner@ewetel.net<br />

+ + + + + + + +<br />

Hinweise zum fachwissenschaftlichen Leben in <strong>de</strong>r Region<br />

o<strong>de</strong>r Anzeigenwünsche bitte an: Achim Haid-Loh<br />

EZI Berlin, Auguststr. 80, 10117 Berlin<br />

(030) 28395-275, Sekretariat: (030) 28395-273<br />

Haid-Loh@web.<strong>de</strong><br />

+ + + + + + + +<br />

PN-Brett<br />

Bestellungen, höfliche Kritiken und freundliche<br />

Zustimmungen zur Zeitschrift bitte richten an:<br />

Barbara Eckey<br />

Devrientweg 20, 12207 Berlin<br />

Tel: (030) 76904270<br />

barbara-eckey@web.<strong>de</strong>

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