Trialog 2009 - lag-bb.de
Trialog 2009 - lag-bb.de
Trialog 2009 - lag-bb.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Erziehungs- und Familienberatung im Gespräch<br />
Herausgegeben von <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften für<br />
Erziehungsberatung Bran<strong>de</strong>nburg und Berlin<br />
In dieser Ausgabe:<br />
• Hochkonflikthafte<br />
Elternbeziehungen in<br />
<strong>de</strong>r Trennungs- und<br />
Scheidungsberatung<br />
• Lan<strong>de</strong>sweite<br />
Verfahrensstandards zur<br />
Umsetzung <strong>de</strong>s FamFG<br />
• Spielen will gelernt sein:<br />
Ein Präventionsprojekt<br />
für Eltern<br />
11<br />
Themen<br />
• Der stumme Skandal<br />
in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />
• Die Umsetzung <strong>de</strong>s FamFG:<br />
Eine Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
für die Beratungsstellen
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
IMPRESSUM<br />
TRI∆LOG<br />
ist die offizielle Fachzeitschrift <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften<br />
für Erziehungs- und Familienberatung<br />
Bran<strong>de</strong>nburg und Berlin.<br />
Sie richtet sich an <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r sowie an<br />
alle, die an Fachfragen <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />
Familienberatung interessiert sind.<br />
Sie nimmt Stellung zu fachlichen und fachpolitischen<br />
Entwicklungen.<br />
TRI∆LOG<br />
• berichtet über Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Berufspraxis,<br />
• informiert über Forschungsergebnisse, die<br />
für die Arbeit <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />
von Interesse sind,<br />
• nimmt Stellung zu berufs-, familien- und gesellschaftspolitischen<br />
Themen.<br />
TRI∆LOG<br />
ist ein Diskussionsforum für Praktiker, <strong>de</strong>ren Kooperationspartner<br />
und weiteren an Erziehungs- und<br />
Familienberatung interessierten Personen und dient<br />
<strong>de</strong>r innerverbandlichen Information.<br />
HerausgeberInnen:<br />
Vorstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften für Erziehungs-<br />
und Familienberatung Bran<strong>de</strong>nburg (LAG-Geschäftsstelle:<br />
Beratungsstelle für Erziehungsberatung u.a.<br />
(Caritasverband), Leipziger Str. 39, 15232 Frankfurt/O<strong>de</strong>r,<br />
Tel.: 0335/5654136, Fax: 033605/52681,<br />
E-Mail: LAG.efb-<strong>bb</strong>@gmx.<strong>de</strong> und Berlin LAG-Geschäftsstelle:<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle,<br />
Sponholzstraße 15, 12159 Berlin, Tel.: 030/902776548,<br />
Fax: 030/902776742,<br />
E-Mail: erziehungs.familienberatung@gmx.<strong>de</strong>.<br />
Verantwortliche Redakteure:<br />
Dagmar Brönstrup-Häuser (03362) 4715<br />
Achim Haid-Loh (030) 28395275<br />
Barbara Eckey (030) 76904270<br />
Layout & Texteinbindung:<br />
apc_büro, Dipl.-Ing. Juliana Abel<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Titelseite:<br />
Verbum, Druck- und Ver<strong>lag</strong>sgesellschaft mbH,<br />
Stavangerstr. 1, 10439 Berlin<br />
Titelbild:<br />
Das Titelbild wur<strong>de</strong> von Herrn O. Alt gestaltet und freundlicherweise<br />
kostenfrei für diese Zeitschrift zur Verfügung<br />
gestellt. Die Vervielfältigung bedarf <strong>de</strong>r Genehmigung<br />
durch <strong>de</strong>n Künstler.<br />
Pinbrett-Photo:<br />
© Douglas Freer<br />
Vervielfältigung:<br />
© Die Zeitschrift TRI∆LOG und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Je<strong>de</strong> Verwertung<br />
erfor<strong>de</strong>rt die Zustimmung <strong>de</strong>r Herausgeber.<br />
Bezug:<br />
Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften ist <strong>de</strong>r<br />
Bezugspreis durch <strong>de</strong>n Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />
Weitere Bestellungen zum Selbstkostenpreis von 3,- Euro<br />
je Exemplar zzgl. 1,50,- Euro für Porto und Verpackung<br />
(Selbstabholung möglich) richten Sie bitte an die Geschäftsstellen<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften. Bei<br />
Selbstabholung entfällt <strong>de</strong>r Preis für Porto und Verpackung.<br />
Druck:<br />
Druckerei Schmohl & Partner, Gustav-Adolf-Str. 150,<br />
13086 Berlin<br />
Auf<strong>lag</strong>e: 500 Exemplare<br />
Redaktionsschluss für die folgen<strong>de</strong> Ausgabe ist <strong>de</strong>r April 2010
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
INHALT<br />
FACH & MACHT<br />
ANALYSEN<br />
KONFLIKTFELDER<br />
KONTEXTE<br />
Menne, K.<br />
Der stumme Skandal <strong>de</strong>r<br />
Erziehungsberatung -<br />
Stagnation o<strong>de</strong>r Innovationspotential<br />
in <strong>de</strong>r Krise?<br />
Vortrag zum Fachtag:<br />
„Ein Rettungsschirm für<br />
Kin<strong>de</strong>rnöte“<br />
7<br />
Eckey, B.<br />
Jacob, K.<br />
Haid-Loh, A.<br />
Offener Brief an die Abgeordneten<br />
<strong>de</strong>s Haushaltsund<br />
Jugendausschusses<br />
„Familienpolitischer und<br />
haushaltstechnischer<br />
Handlungsbedarf wegen<br />
neuer bun<strong>de</strong>sgesetzlicher<br />
Leistungen“<br />
22<br />
AUS DER WERKSTATT<br />
PRAXISBERICHTE<br />
KONZEPTE UND VISIONEN<br />
...ZUR DISKUSSION GESTELLT<br />
Berliner<br />
Jugendamtsdirektoren<br />
„Verfahrenstandards zur<br />
Kooperation zwischen Familiengericht,<br />
Jugendamt und<br />
Beratungsstellen“<br />
AG BÖJ - Arbeitsgruppen 4<br />
+ 6 <strong>de</strong>r 12 Berliner Jugendämter<br />
(v. 08.05.09)<br />
25<br />
Weber, M.<br />
Beratungsarbeit mit hoch<br />
strittigen Eltern nach Trennung<br />
und Scheidung<br />
28<br />
Fichtner, J.<br />
Brauchen Kin<strong>de</strong>r „bei<strong>de</strong> Eltern“<br />
o<strong>de</strong>r „erstmal Ruhe“? -<br />
Hochkonfliktfamilien und<br />
FGG-Reform<br />
39<br />
FORUM GEMEINWESEN<br />
ZIELORIENTIERTE<br />
GRUPPENORIENTIERTE &<br />
Prof. Dr.<br />
Paetzold, U.<br />
Bernicke, C.<br />
Das Projekt<br />
„Spielen zu Hause“<br />
Ein Präventionsprojekt für<br />
Eltern<br />
49<br />
PROBLEMORIENTIERTE ANGEBOTE<br />
Rogge, S.<br />
Müller, St.<br />
Zwischen Trennungsschmerz<br />
und Zuversicht<br />
52<br />
Seite 3
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
INHALT<br />
VISITENKARTEN<br />
Erziehungs- und<br />
Fami lienberatungsstelle<br />
Caritasverband für das<br />
Erzbistum Berlin e.V.<br />
Region Bran<strong>de</strong>nburg<br />
Ost<br />
56<br />
Erziehungs- und<br />
Fami lienberatungsstelle<br />
Caritasverband für das<br />
Erzbistum Berlin e.V.<br />
Region Bran<strong>de</strong>nburg<br />
West<br />
57<br />
GELESEN & GESICHTET<br />
BÜCHER<br />
Dr. Merbach, M.<br />
Integrierte Familienorientierte<br />
Beratung® - Ein<br />
Weg in die Zukunft<br />
60<br />
ZEITSCHRIFTEN<br />
DIAGNOSTIKA<br />
Eckey, B.<br />
Positiver Multiplikatoreneffekt<br />
- Die Weiterbildung<br />
zum/zur Erziehungs- und<br />
Familienberater/in bke:<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
64<br />
GEHÖRT & GEWICHTET<br />
NEUES AUS BERLIN & BRANDENBURG<br />
VON BUND & LÄNDERN<br />
Bruch, U.<br />
Eckey, B.<br />
Krüger, F.<br />
Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />
LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />
Bran<strong>de</strong>nburg für das<br />
Jahr 2008<br />
Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />
LAG-Vorstan<strong>de</strong>s Berlin<br />
für das Jahr 2008/<strong>2009</strong><br />
67<br />
74<br />
GEPLANT & GEPNT<br />
EREIGNISSE<br />
TERMINE<br />
FORTBILDUNGEN<br />
PN-BRETT<br />
„Schnell, … aber fair ?“<br />
Mediative Techniken<br />
in <strong>de</strong>r gerichtsnahen<br />
Trennungs- und<br />
Scheidungsberatung:<br />
Entschleunigung statt<br />
Beschleunigung!<br />
80<br />
Das neue FamFG und<br />
die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
für die Beratungspraxis:<br />
Strukturierte Angebote<br />
für Hochkonflikt-Familien<br />
82<br />
Seite 4
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
INHALT<br />
GEPLANT & GEPNT<br />
EREIGNISSE<br />
TERMINE<br />
FORTBILDUNGEN<br />
PN-BRETT<br />
Fachtag DJI:<br />
Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger<br />
Elternschaft<br />
Beratungsarbeit mit hochstrittigen<br />
Eltern<br />
Fachtagung:<br />
Das aktive Jugendamt im<br />
familiengerichtlichen<br />
Verfahren<br />
Die „unerhörten“<br />
Botschaften <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r mit<br />
ADHS<br />
Symptome verstehen,<br />
Beziehungen verän<strong>de</strong>rn<br />
83<br />
86<br />
88<br />
93<br />
Seite 5
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
FACH & MACHT<br />
ANALYSEN<br />
KONFLIKTFELDER<br />
KONTEXTE<br />
Seite<br />
7<br />
22<br />
Inhalt<br />
Klaus Menne<br />
Der stumme Skandal <strong>de</strong>r<br />
Erziehungsberatung -<br />
Stagnation o<strong>de</strong>r Innovationspotential<br />
in <strong>de</strong>r Krise?<br />
Vortag zum Fachtag:<br />
„Ein Rettungsschirm für<br />
Kin<strong>de</strong>rnöte“<br />
Barbara Eckey<br />
Karin Jacob<br />
Joachim Haid-Loh<br />
Offener Brief an die Abgeordneten<br />
<strong>de</strong>s Haushalts- und<br />
Jugendausschusses <strong>de</strong>s<br />
Berliner Lan<strong>de</strong>sparlaments<br />
„Familienpolitischer und<br />
haushaltstechnischer<br />
Handlungsbedarf wegen<br />
neuer bun<strong>de</strong>sgesetzlicher<br />
Leistungen“<br />
Seite 6
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Klaus Menne<br />
Der stumme Skandal <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />
– Stagnation o<strong>de</strong>r Innovationspotential<br />
in <strong>de</strong>r Krise?<br />
Vortag zum Fachtag:<br />
„Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>rnöte“<br />
Das Thema <strong>de</strong>s heutigen Fachtages stellt Erziehungs-<br />
und Familienberatung in einen großen<br />
Rahmen. Das Stichwort „Rettungsschirm“ ruft<br />
uns die aktuelle Krise <strong>de</strong>r Weltwirtschaft ins<br />
Bewusstsein. Banken sind zusammengebrochen,<br />
das Vertrauen zwischen <strong>de</strong>n verbliebenen<br />
Instituten ist geschwun<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Folge sind<br />
Finanzströme, die <strong>de</strong>n Wirtschaftskreislauf<br />
speisen, weitgehend versiegt. Und auch die<br />
Realwirtschaft ist von <strong>de</strong>r Krise erfasst.<br />
Vor diesem weltumspannen<strong>de</strong>n Szenario ist<br />
Erziehungsberatung zu diskutieren, also die<br />
Unterstützung von Eltern, wenn diese mit ihren<br />
eigenen Kin<strong>de</strong>rn nicht mehr zurecht kommen,<br />
sie nicht mehr beeinflussen können o<strong>de</strong>r sie in<br />
ihren kleinen und großen Nöten nicht verstehen.<br />
Erziehungsberatung verhan<strong>de</strong>lt - systemisch<br />
gesprochen - Mikrosysteme, nämlich Beziehungen<br />
Einzelner, zu sich selbst und zu an<strong>de</strong>ren<br />
Personen. Die globale Krise dagegen vollzieht<br />
sich im Makrosystem.<br />
Meine Damen und Herren, glücklicherweise<br />
muss ich diesen Zusammenhang hier nicht<br />
entfalten, son<strong>de</strong>rn kann mich – allerdings vor<br />
<strong>de</strong>m beschriebenen Hintergrund – darauf beschränken,<br />
<strong>de</strong>m bisher stummen Skandal <strong>de</strong>r<br />
Erziehungsberatung in Deutschland Stimme zu<br />
verleihen. Ich wer<strong>de</strong> dies in vier Schritten tun,<br />
in<strong>de</strong>m ich zunächst die Situation <strong>de</strong>r Familie<br />
beleuchte und danach Nöte von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
beschreibe. In einem dritten Schritt<br />
wer<strong>de</strong> ich dann die Lage <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />
skizzieren und abschließend das Potential<br />
aufzeigen, das Erziehungs- und Familienberatung<br />
enthält.<br />
1. Die Familie<br />
Familien wer<strong>de</strong>n gemeinhin als die Keimzellen<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft beschrieben. In ihnen wächst<br />
die nächste Generation heran und wird auf ihre<br />
Aufgaben im Leben vorbereitet. Eine Familie zu<br />
grün<strong>de</strong>n und Kin<strong>de</strong>r zu haben war lange Zeit Teil<br />
eines normativ verbürgten Lebenslaufs. Diese<br />
selbstverständliche Reproduktion <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
durch die Familie hindurch sehen Demografen<br />
heute in Frage gestellt und sch<strong>lag</strong>en<br />
Alarm: eine Geburtenrate von 1,4 Kin<strong>de</strong>rn pro<br />
Frau reicht nicht aus, um die jetzige Bevölkerung<br />
zu erhalten. Die Aufregung darüber ist groß: Die<br />
Deutschen sterben aus.<br />
Doch bei allem Erschrecken vor <strong>de</strong>r Krise, die<br />
sich da anbahnt: das hätte man auch wissen<br />
können. Denn <strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>r Geburtenrate<br />
war nicht erst seit <strong>de</strong>n 70er Jahren <strong>de</strong>s letzten<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts zu verfolgen. Zwar ist er mit <strong>de</strong>r<br />
Einführung <strong>de</strong>r Antibabypille und <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
„Pillenknick“ augenscheinlich gewor<strong>de</strong>n.<br />
Doch begonnen hat er längst zuvor als Folge<br />
<strong>de</strong>r gesellschaftlichen Mo<strong>de</strong>rnisierung, die die<br />
Industrialisierung be<strong>de</strong>utete. Um 1900 hatte<br />
eine Frau in Deutschland statistisch gesehen<br />
noch durchschnittlich vier Kin<strong>de</strong>r. Seit<strong>de</strong>m ist in<br />
Zahlen belegt, dass bei uns die Zahl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
pro Frau kontinuierlich zurückgeht.<br />
Kin<strong>de</strong>r zu haben heißt heute zunehmend, eine<br />
bewusste Entscheidung für ihre Existenz zu treffen.<br />
Längst können Erwachsene zwischen unterschiedlichen<br />
Lebensentwürfen und Partnerschaftsformen<br />
wählen. Elternschaft ist nur eine<br />
unter mehreren Optionen. Der bloße Wunsch,<br />
Kin<strong>de</strong>r zu haben, reicht dabei nicht aus. Denn<br />
Kin<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>uten mehr <strong>de</strong>nn je auch Kosten für<br />
die Eltern. Die Entscheidung für Kin<strong>de</strong>r ist <strong>de</strong>shalb<br />
auch eine ökonomische Entscheidung. Angesichts<br />
häufiger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Unterbrechungen<br />
<strong>de</strong>r Erwerbsbiografie be<strong>de</strong>utet die Entscheidung<br />
für ein Kind immer auch ein Wagnis. Deshalb<br />
sind Kin<strong>de</strong>r, die heute geboren wer<strong>de</strong>n, öfter als<br />
je zuvor: Wunschkin<strong>de</strong>r. Es sind Kin<strong>de</strong>r, für die<br />
ihre Eltern alles, was in ihrer Macht steht, richtig<br />
machen wollen. Es sind Kin<strong>de</strong>r, in die viel Liebe,<br />
Bildung und elterliches Engagement investiert<br />
wird. Zwar wird die Zahl <strong>de</strong>r Familien geringer,<br />
aber diejenigen Erwachsenen, die Familien<br />
grün<strong>de</strong>n, gehen ein verstärktes Engagement in<br />
das gemeinsame Leben ein. Die Qualität von<br />
Familie könnte sich durchaus erhöhen.<br />
Doch in <strong>de</strong>r Wirklichkeit sehen Eltern sich einem<br />
steigen<strong>de</strong>n Druck ausgesetzt. Er wird in einer<br />
Untersuchung im Auftrag <strong>de</strong>r Konrad A<strong>de</strong>nauer-<br />
Stiftung gut beschrieben. Eltern sehen sich<br />
heute in doppelter Weise unter Druck gesetzt:<br />
Seite 7
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Zum einen macht die durch PISA angestoßene<br />
Bildungs<strong>de</strong>batte, die <strong>de</strong>n Bildungsauftrag schon<br />
in Tagesbetreuungseinrichtungen unterstreicht,<br />
ihnen <strong>de</strong>utlich, dass es für <strong>de</strong>n Lebensweg ihrer<br />
Kin<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>nd darauf ankommt, welche<br />
Schulabschlüsse sie später erwerben wer<strong>de</strong>n.<br />
Bereits junge Eltern spüren diesen Druck. Sie<br />
wollen für ihre noch kleinen Kin<strong>de</strong>r das enge<br />
Zeitfenster nutzen, in <strong>de</strong>m sich die Lebensperspektive<br />
ihres Kin<strong>de</strong>s entschei<strong>de</strong>t. Später wird<br />
Schule zum dominieren<strong>de</strong>n Thema im Familienalltag.<br />
Der Bildungsdruck gestaltet dann die<br />
Eltern-Kind-Beziehung: Eltern verteilen ihre<br />
Zuneigung je nach <strong>de</strong>n Schulnoten, die ihr Kind<br />
erreicht. Und sie honorieren diese Noten ihrerseits<br />
mit Geld. Immer häufiger sind Eltern auch<br />
genötigt, Aufgaben <strong>de</strong>r Schule zu übernehmen,<br />
wie etwa die Kontrolle <strong>de</strong>r Hausaufgaben, die<br />
von <strong>de</strong>n Lehrern nicht mehr nachgesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Eltern setzen alles daran, ihr Kind möglichst<br />
gut auszustatten, damit es im späteren Lebenswettbewerb<br />
erfolgreich sein kann.<br />
Doch Eltern stehen noch in einer zweiten Hinsicht<br />
unter Druck: nämlich in einem Konflikt<br />
zwischen ihren Aufgaben in <strong>de</strong>r Familie und<br />
ihren Verpflichtungen im Beruf. Unternehmen<br />
erwarten von ihren Mitarbeitern heute auf <strong>de</strong>n<br />
unterschiedlichsten Hierarchieebenen vollen<br />
Einsatz. Aber sie erwarten nicht nur intensiven<br />
Einsatz, sie erwarten auch umfangreichen Einsatz,<br />
<strong>de</strong>r über die vertraglich vereinbarten Zeiten<br />
hinausgeht. (Arlie Hochschild hat beschrieben,<br />
wie eine Betriebskultur entsteht, in <strong>de</strong>r Anwesenheit<br />
am Arbeitsplatz sich als Kriterium für<br />
Firmenloyalität verselbständigt). Und natürlich<br />
erwarten Unternehmen auch zeitliche Flexibilität<br />
ihrer Mitarbeiter und die Bereitschaft zur Mobilität,<br />
sei dies in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Dienstreise o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Umzugs bei einer Betriebsver<strong>lag</strong>erung. Die mo<strong>de</strong>rne<br />
Arbeitswelt vereinnahmt ihre Mitarbeiter.<br />
Ihr I<strong>de</strong>al ist <strong>de</strong>r uneingeschränkt mobile und<br />
verfügbare Mensch - ein Mensch ohne familiale<br />
Bindungen. Eltern, insbeson<strong>de</strong>re Frauen, sehen<br />
sich nach <strong>de</strong>r Elternzeit in <strong>de</strong>n Firmen unter<br />
A<strong>bb</strong>ildung 1:<br />
Dieser Druck, <strong>de</strong>n Eltern täglich spüren, erhöht<br />
sich, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren und<br />
dadurch in <strong>de</strong>n ökonomischen Möglichkeiten,<br />
ihr Kind zu unterstützen, eingeschränkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Und <strong>de</strong>r Druck erhöht sich natürlich auch, wenn<br />
Kin<strong>de</strong>r im Laufe ihrer schulischen Karriere Bildungs<strong>de</strong>fizite<br />
aufweisen. Dann muss alles getan<br />
wer<strong>de</strong>n, damit das Kind wie<strong>de</strong>r Anschluss fin<strong>de</strong>t.<br />
Beobachtung, ob sie auch weiterhin flexibel, mobil<br />
und belastbar sind. Elternschaft schwächt innerbetrieblich<br />
die ihnen zugeschriebene Kompetenz<br />
und gefähr<strong>de</strong>t ihre berufliche Entwicklung.<br />
Arbeitswelt und Familie folgen unterschiedlichen<br />
Leitbil<strong>de</strong>rn. Die mo<strong>de</strong>rne Arbeitswelt erwartet<br />
vollständige Hingabe an <strong>de</strong>n Beruf verbun<strong>de</strong>n<br />
mit hoher Flexibilität und Mobilität. Familie da-<br />
Seite 8
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
gegen ist charakterisiert durch gegenseitige<br />
Bindung ihrer Mitglie<strong>de</strong>r und einen langfristigen<br />
Zusammenhalt. Das Leitbild von Familie steht<br />
in einem Gegensatz zum Leitbild einer wettbewerbsorientierten<br />
Wirtschaft.<br />
Probleme im Umgang mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn können<br />
sie an die Grenzen emotionaler Einfühlung und<br />
intellektuellen Verständnisses bringen. Den Eltern,<br />
die in ihrer Nähe oft kein Kind mehr haben<br />
aufwachsen sehen, fehlt eine Vorstellung wie<br />
A<strong>bb</strong>ildung 2:<br />
Es überrascht daher nicht, wenn Eltern, die an<br />
sich selbst diesen doppelten Druck erfahren,<br />
sich gestresst fühlen. Für ein Drittel ist dies oft<br />
o<strong>de</strong>r beinahe täglich <strong>de</strong>r Fall. Weitere 50 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Eltern sehen sich diesem Druck gelegentlich<br />
ausgesetzt. Lediglich knapp 20 Prozent <strong>de</strong>r Eltern<br />
sehen sich nur selten o<strong>de</strong>r nie unter Druck.<br />
Eltern unter Druck aber fehlt eine wichtige Ressource<br />
für die Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r. Sie stehen<br />
<strong>de</strong>r Erziehung nicht mit innerer Gelassenheit<br />
und Selbstsicherheit gegenüber. Schon kleinere<br />
Kin<strong>de</strong>r sich verhalten und entwickeln. Erziehungsunsicherheit<br />
ist für sie kennzeichnend.<br />
Eltern folgen <strong>de</strong>shalb auch immer weniger einer<br />
ganzheitlichen erzieherischen Einstellung. An<br />
<strong>de</strong>ren Stelle tritt die Suche nach praktischen und<br />
kurzfristig wirksamen Rezepten für das jeweils<br />
gera<strong>de</strong> anstehen<strong>de</strong> Problem.<br />
Das hohe Maß an Hilfsbedürftigkeit von Eltern<br />
unter Druck, das <strong>de</strong>n Forschern entgegen<br />
gesch<strong>lag</strong>en ist, haben diese festgehalten. Sie<br />
Seite 9
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
notieren: Die durchgeführten Interviews haben<br />
<strong>de</strong>n Eltern die Möglichkeit gegeben, lang „aufgestaute<br />
Emotionen in einem geschützten Rahmen<br />
zum Ausdruck zu bringen. Die Gespräche<br />
gewannen z.T. regelrechten Therapiecharakter.“<br />
Dieser Druck, <strong>de</strong>r auf Eltern lastet, und jetzt<br />
erstmals Gegenstand einer wissenschaftlichen<br />
Untersuchung gewor<strong>de</strong>n ist, ist in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />
seit Jahren erkennbar. Er schlägt<br />
sich in einer ständig steigen<strong>de</strong>n Inanspruchnahme<br />
von Beratung durch die Familien nie<strong>de</strong>r.<br />
Im Jahr 1993 wur<strong>de</strong>n in Deutschland 197.000<br />
Beratungen nach § 28 SGB durchgeführt. 2006<br />
waren es bereits 310.000 Beratungen. Das entspricht<br />
einer Zunahme von 57 Prozent innerhalb<br />
von dreizehn Jahren. (Die Quote <strong>de</strong>r Inanspruchnahme<br />
bezogen auf je 10.000 Min<strong>de</strong>rjährige ist<br />
im selben Zeitraum um 75 Prozent gestiegen.)<br />
Auch <strong>de</strong>r Druck, <strong>de</strong>r sich für Eltern aus <strong>de</strong>r<br />
Bildungskarriere ihres Kin<strong>de</strong>s ergibt, schlägt<br />
sich bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme von Erziehungsberatung<br />
nie<strong>de</strong>r: Je<strong>de</strong>s vierte Kind wird wegen<br />
Schul- o<strong>de</strong>r Ausbildungsproblemen vorgestellt.<br />
Für Jungen gilt dies mit 30 % häufiger als für<br />
Mädchen. Bei ihnen wird nur für 20 % dieser<br />
Anlass formuliert. Die höchsten Werte erreichen<br />
Jungen im Alter zwischen 9 und 15 Jahren: bei<br />
40 % <strong>de</strong>r jungen Menschen dieser Altersgruppe<br />
nehmen Eltern die Beratung aus Anlass von<br />
Leistungsproblemen auf.<br />
Wenn Gesellschaften sich nicht mehr quasi<br />
naturwüchsig reproduzieren und es nicht mehr<br />
selbstverständlich zum Lebenszyklus gehört,<br />
Kin<strong>de</strong>r zu haben, son<strong>de</strong>rn Erwachsene jeweils<br />
für sich selbst entschei<strong>de</strong>n müssen, ob sie<br />
überhaupt eine Familie grün<strong>de</strong>n wollen und ob<br />
sie ökonomisch in <strong>de</strong>r Lage sind, Kin<strong>de</strong>r bis zum<br />
En<strong>de</strong> einer Berufsausbildung zu finanzieren,<br />
dann müssen Gesellschaften die Bedingungen<br />
<strong>de</strong>s Aufwachsens ihrer nächsten Generation<br />
bewusst gestalten. Dazu gehört sicherlich die<br />
Entschärfung <strong>de</strong>s Konflikts zwischen Familie<br />
und Arbeitswelt.<br />
Sei dies durch Kin<strong>de</strong>rbetreuungseinrichtungen<br />
o<strong>de</strong>r – das ist die an<strong>de</strong>re, bisher eher vernachlässigte<br />
Alternative - durch die Verän<strong>de</strong>rung<br />
von Unternehmenskulturen. Angesichts zurückgehen<strong>de</strong>r<br />
Erfahrungen Erwachsener mit<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn und einer damit<br />
einhergehen<strong>de</strong>n verbreiteten Erziehungsunsicherheit<br />
in allen sozialen Schichten gehört<br />
dazu aber auch eine Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern in<br />
allen Fragen, die mit <strong>de</strong>r Erziehung ihrer Kin<strong>de</strong>r<br />
verbun<strong>de</strong>n sind.<br />
Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>r – um das Thema<br />
<strong>de</strong>s Tages aufzunehmen – wird aufgespannt,<br />
wenn Eltern ihren Kin<strong>de</strong>rn eine verlässliche<br />
Orientierung geben können. Wenn sie sich <strong>de</strong>n<br />
kleinen und großen Nöten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>ralltags trotz<br />
eigener Berufstätigkeit offen zuwen<strong>de</strong>n können.<br />
Dies wird umso eher gelingen je leichter für<br />
Eltern selbst ein Netz zu Verfügung steht, das<br />
sie in ihrem Erziehungsalltag auffangen und<br />
unterstützen kann.<br />
Dabei können sich Erziehungsprobleme auch<br />
nach <strong>de</strong>m sozialen Milieu unterschei<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m<br />
Familien leben. Am unteren Rand <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
ist nicht die aktive För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
kennzeichnend, son<strong>de</strong>rn eher eine Bereitschaft,<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r ihnen selbst zu<br />
überlassen und nur wenige Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
sie zu stellen. Solche Eltern sind dann leicht<br />
überfor<strong>de</strong>rt, wenn Entwicklungsprobleme<br />
auftreten. Für diese Eltern muss das Unterstützungsnetz<br />
enger geknüpft sein, wenn die Kin<strong>de</strong>r<br />
nachhaltig davon profitieren sollen. Dabei hält<br />
sich hartnäckig – wie man erst in <strong>de</strong>r letzten<br />
Woche wie<strong>de</strong>r lesen konnte – das Vorurteil – ich<br />
zitiere aus <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung vom 24.<br />
März dieses Jahres – „Klassische Erziehungsberatung,<br />
bei <strong>de</strong>r Eltern von sich aus in eine<br />
Beratungsstelle kommen, ist nichts für ärmere<br />
Familien“. Natürlich ist es richtig, dass dort, wo<br />
Hemmschwellen bestehen, ein Angebot aufzusuchen,<br />
diese abgebaut wer<strong>de</strong>n müssen (seit<br />
dies durch die Wahl <strong>de</strong>s Standorts einer Beratungsstelle,<br />
durch Sprechstun<strong>de</strong>n in an<strong>de</strong>ren<br />
Einrichtungen o<strong>de</strong>r durch eigene aufsuchen<strong>de</strong><br />
Arbeit). Erziehungsberatungsstellen haben in<br />
<strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahrzehnten an <strong>de</strong>m A<strong>bb</strong>au<br />
von Hemmschwellen erfolgreich gearbeitet.<br />
Nach einer Untersuchung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung <strong>lag</strong> im Jahr 2001 in <strong>de</strong>r<br />
Erziehungsberatung <strong>de</strong>r Anteil von Kin<strong>de</strong>rn, die<br />
Sozialhilfe erhielten, mit 12 Prozent doppelt so<br />
hoch wie im Durchschnitt <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rjährigen<br />
in <strong>de</strong>r Bevölkerung. Angesichts <strong>de</strong>r grundsätzlich<br />
freiwilligen Inanspruchnahme von Erziehungsberatung<br />
belegt ein überproportionaler<br />
Anteil armer Familien, dass die Betroffenen<br />
Erziehungsberatung sehr wohl als eine für sie<br />
geeignete Hilfe wahrnehmen.<br />
Seite 10
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Die neue Jugendhilfestatistik <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s erfasst<br />
jetzt die wirtschaftliche Situation von Familien.<br />
Danach lebten 2007 min<strong>de</strong>stens 17 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, um <strong>de</strong>rentwillen eine Beratung<br />
erfolgte, in Familien, die Arbeitslosengeld II,<br />
Grundsicherung o<strong>de</strong>r Sozialhilfe bezogen.<br />
Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>r in einem engeren<br />
Sinne muss aufgespannt wer<strong>de</strong>n, wenn<br />
Eltern ihrer Verantwortung für das ge<strong>de</strong>ihliche<br />
Aufwachsen eines Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Jugendlichen<br />
nicht gerecht wer<strong>de</strong>n können o<strong>de</strong>r auch wollen<br />
und das Wohl dieses Kin<strong>de</strong>s gefähr<strong>de</strong>t ist. Die<br />
Neuregelung <strong>de</strong>s § 8a <strong>de</strong>s SGB VIII hat die<br />
Aufgabe <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes in das fachliche<br />
Bewusstsein <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe insgesamt<br />
gerückt. Ihr können wir nur gerecht wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn das Unterstützungsnetz klar strukturiert<br />
und gut koordiniert ist.<br />
dass Kin<strong>de</strong>r auch in ihren Nöten auf <strong>de</strong>n Schutz<br />
durch ihre Eltern vertrauen können. Um dieser<br />
elterlichen Aufgabe gerecht wer<strong>de</strong>n zu können,<br />
bedürfen Eltern in unterschiedlichem Maße<br />
selbst eines Unterstützungsnetzes, auf das sie<br />
ihrerseits sich verlassen können.<br />
2. Die Kin<strong>de</strong>r<br />
Auch wenn die Bedingungen <strong>de</strong>s Aufwachsens<br />
prekärer wer<strong>de</strong>n und für manchen Autor offenbar<br />
eine Verlockung zu marktschreierischer<br />
Situationsbeschreibung darstellen, die Mehrzahl<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen in Deutschland<br />
fin<strong>de</strong>t gut ins Leben. Nur darf uns dies nicht<br />
davon abhalten, genau zu sehen, wo Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendliche Probleme haben und Unterstützung<br />
brauchen.<br />
A<strong>bb</strong>ildung 3:<br />
Eltern selbst spannen <strong>de</strong>n ersten Schirm auf,<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r vor Risiken o<strong>de</strong>r Bedrohungen<br />
schützt und ihnen die Erfahrung vermittelt, dass<br />
sie sich auf die (bei<strong>de</strong>n) Personen, auf die sie<br />
existentiell angewiesen sind, ohne Wenn und<br />
Aber verlassen können. Ein solches Urvertrauen<br />
in das Leben, heute wür<strong>de</strong>n wir sagen: eine<br />
sichere Bindung, ist die Voraussetzung dafür,<br />
Dabei wer<strong>de</strong>n durchaus nicht alle Probleme von<br />
<strong>de</strong>n betroffenen jungen Menschen selbst als<br />
solche gesehen wer<strong>de</strong>n. Es ist <strong>de</strong>shalb angezeigt,<br />
sich einer empirisch verlässlichen Basis zu<br />
vergewissern. Die Studie zur Gesundheit von<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in Deutschland<br />
(KiGGS) <strong>de</strong>s Robert-Koch-Instituts gibt dafür<br />
wichtige Eckpunkte.<br />
Seite 11
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Die Untersuchung beschreibt die Situation <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen durch eine Befragung<br />
ihrer Eltern für die verschie<strong>de</strong>nsten Lebensbereiche.<br />
Einige seien heraus gegriffen.<br />
• So treibt ein Viertel <strong>de</strong>r Jungen und<br />
Mädchen zwischen drei und zehn Jahren<br />
keinen Sport.<br />
• Mehr als 20 Prozent nutzen Fernsehen<br />
und Vi<strong>de</strong>o täglich mehr als drei Stun<strong>de</strong>n.<br />
• 15 Prozent <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />
sind inzwischen übergewichtig.<br />
• Von <strong>de</strong>n 14 bis 17-Jährigen raucht ein<br />
Fünftel bereits täglich.<br />
• Mit 16 Jahren konsumieren beinahe 60<br />
% <strong>de</strong>r Jungen und etwa ein Drittel <strong>de</strong>r<br />
Mädchen regelmäßig Alkohol.<br />
Bis auf das Rauchen, das nach <strong>de</strong>r Erhöhung<br />
<strong>de</strong>r Tabaksteuer leicht zurückgegangen ist, sind<br />
die jeweiligen Aktivitäten – bzw. beim Sport auch<br />
Nicht-Aktivität – im Steigen begriffen.<br />
Spezifischer für unseren Bereich sind die Ergebnisse<br />
zur psychischen Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen, die in einem eigenen Modul<br />
– <strong>de</strong>r BELLA-Studie – vertiefend durch eine Befragung<br />
von Eltern und Jugendlichen untersucht<br />
wor<strong>de</strong>n ist. Sie belegen eine neue Morbidität,<br />
nämlich die Verschiebung von somatischen zu<br />
psychischen Störungen. Eine erste Einschätzung<br />
zielte dabei auf Anzeichen für psychische<br />
Auffälligkeiten. Bei knapp zehn Prozent <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen wur<strong>de</strong> eine psychische<br />
Auffälligkeit als wahrscheinlich gemessen, bei<br />
weiteren zwölf Prozent als möglich angesehen.<br />
Die allgemeine Prävalenz für seelische Auffälligkeiten<br />
<strong>lag</strong> damit bei 22 Prozent. Innerhalb dieser<br />
Gruppe zeigten sich<br />
Spezifische psychische Auffälligkeiten<br />
• mit 10 % für Ängste<br />
• 7,6 % für Störungen <strong>de</strong>s Sozialverhaltens<br />
• 5,4 % für Depressionen und<br />
• 2,2 % für ADHS.<br />
Dabei kommen Kin<strong>de</strong>r mit psychischen Auffälligkeiten<br />
<strong>de</strong>utlich häufiger aus konfliktbelasteten<br />
Familien bzw. unglücklichen Partnerschaften<br />
<strong>de</strong>r Eltern und aus Familien, in <strong>de</strong>nen die Erziehen<strong>de</strong>n<br />
ihre eigene Kindheit und Jugend<br />
nicht als harmonisch empfun<strong>de</strong>n haben. Diese<br />
Kin<strong>de</strong>r wachsen zu<strong>de</strong>m häufiger in einem Ein-<br />
Eltern-Haushalt auf. Auch ein niedriger sozioökonomischer<br />
Status geht häufiger mit Hinweisen<br />
auf psychische Auffälligkeiten einher. Je mehr<br />
solcher Risikofaktoren die Situation eines<br />
Kin<strong>de</strong>s kennzeichnen, <strong>de</strong>sto größer wird die<br />
Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Auftretens psychischer<br />
Auffälligkeiten.<br />
Zwar können persönliche, soziale und familiäre<br />
Ressourcen diese Belastung abmil<strong>de</strong>rn.<br />
Doch bei mehr als einem Fünftel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendlichen wur<strong>de</strong>n z.B. die familiären<br />
Ressourcen (erfasst als Zusammenhalt in <strong>de</strong>r<br />
Familie und als Erziehungsverhalten <strong>de</strong>r Eltern)<br />
als gering bzw. <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>fizitär eingestuft.<br />
Beson<strong>de</strong>rs hervorzuheben ist die Wirkung eines<br />
sozialen Gradienten: Denn psychische Auffälligkeiten<br />
stehen – entgegen einem lang gehegten<br />
Vorurteil – in einem umgekehrt proportionalen<br />
Verhältnis zum sozialen Status. Während bei<br />
jungen Menschen mit hohem Sozialstatus<br />
die allgemeine Prävalenz bei vergleichsweise<br />
geringen 16,5 % <strong>lag</strong>, erreichte sie bei Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen mit niedrigem sozialen Status<br />
beinahe <strong>de</strong>n doppelten Wert, 31,3 % (Vgl. A<strong>bb</strong>.3)<br />
Der geringe soziale Status schlägt sich <strong>de</strong>utlich<br />
in einer Erhöhung <strong>de</strong>r seelischen Belastung<br />
nie<strong>de</strong>r: um ca. 60 % bei <strong>de</strong>n Ängsten, in einer<br />
Verdopplung bei Störungen <strong>de</strong>s Sozialverhalten<br />
und Depression und einer Vervierfachung bei<br />
ADHS.<br />
Eine aktuelle Studie zur Prävalenz psychischer<br />
Störungen in <strong>de</strong>r stationären Jugendhilfe<br />
bestätigt dieses Ergebnis eindrucksvoll.<br />
Sie hat an 20 Einrichtungen alle dort untergebrachten<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen untersucht.<br />
Von ihnen waren mehr als 80 Prozent klinisch<br />
auffällig und 60 Prozent erfüllten die Diagnosekriterien<br />
für eine psychische Störung. Mehr<br />
als ein Drittel zeigten mehrere psychische<br />
Störungen (Schmid; Goldbeck). Die in <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />
geläufige Annahme, es sei die „harte<br />
soziale Wirklichkeit, die die Inanspruchnahme<br />
von Heimerziehungen in erster Linie beeinflusst“<br />
(Ames; Bürger) muss im Lichte dieser Ergebnisse<br />
relativiert wer<strong>de</strong>n. Es ist an <strong>de</strong>r Zeit, bei<br />
diesen Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen eine ebenso<br />
harte seelische Wirklichkeit anzuerkennen.<br />
Seite 12
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
3. Die Lage <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />
Zunächst können wir festhalten, dass Familien<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren zunehmend unter Druck<br />
geraten sind und sich ihre Ressourcen für einen<br />
gelassenen Umgang mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn spürbar<br />
vermin<strong>de</strong>rt haben. Und wir können festhalten,<br />
dass Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche, die von ihnen<br />
empfun<strong>de</strong>nen Probleme – sei dies in <strong>de</strong>r Familie<br />
o<strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>ren Orten wie Schule und peer<br />
group – mit steigen<strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz in seelischen<br />
Symptomatik ausdrücken. Eine Stärkung <strong>de</strong>r<br />
persönlichen wie <strong>de</strong>r familialen Ressourcen, die<br />
in dieser Situation möglichen kritischen Entwicklungen<br />
entgegen wirken können, ist die originäre<br />
Aufgabe <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung.<br />
Dies wird von <strong>de</strong>n Familien selbst offensichtlich<br />
auch so gesehen, <strong>de</strong>nn sie nehmen die Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />
in <strong>de</strong>utlich steigen<strong>de</strong>m Maße in Anspruch.<br />
Wur<strong>de</strong>n 1993 noch 197.955 Beratungen durchgeführt,<br />
sind es im Jahr 2006 bereits 310.561<br />
Beratungen gewesen. Stefan Sell beschreibt<br />
Erziehungsberatung <strong>de</strong>shalb auch als eine<br />
Wachstumsbranche.<br />
Doch <strong>de</strong>m erhöhten Bedarf <strong>de</strong>r Familien, <strong>de</strong>r<br />
sich hier fußläufig – nur aufgrund <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
<strong>de</strong>r Familien – ausdrückt, steht keine<br />
angemessene Personalausstattung auf Seiten<br />
<strong>de</strong>r Beratungsstellen gegenüber. In je<strong>de</strong>m Wirtschaftsunternehmen<br />
wür<strong>de</strong> ein solcher Nachfrageboom<br />
durch einen entsprechen<strong>de</strong>n Ausbau<br />
auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Angebots Rechnung getragen.<br />
Auch in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe ist in diesen<br />
Jahren durchaus ein personeller Ausbau erfolgt.<br />
Z.B. im Bereich <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren ambulanten Hilfen<br />
zur Erziehung. In <strong>de</strong>r Erziehungsberatung dagegen<br />
ist <strong>de</strong>r Personalstand, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Ansturm<br />
<strong>de</strong>r Familien bewältigt wer<strong>de</strong>n muss, heute wie<br />
Anfang <strong>de</strong>r 1990er Jahre in <strong>de</strong>r Fläche <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s praktisch gleich geblieben.<br />
Nur für das Jahr 2003 weist die regelmäßige<br />
Erhebung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung<br />
eine leichte Erhöhung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r<br />
Personalstellen für Beratungsfachkräfte auf. Sie<br />
war jedoch 2007 bereits wie<strong>de</strong>r abgebaut war.<br />
Ein nennenswerter Ausbau <strong>de</strong>r Beratungskapazitäten<br />
ist allein durch <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r<br />
Erziehungs- und Familienberatung in <strong>de</strong>n neuen<br />
Län<strong>de</strong>rn erfolgt. Im Übrigen gilt: seit Anfang <strong>de</strong>r<br />
1980er Jahre, also seit<strong>de</strong>m die Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung ihre Erhebungen<br />
durchführt, ist die Personalkapazität für Erziehungsberatung<br />
unverän<strong>de</strong>rt, respektive sinkend.<br />
1982 entfielen auf eine Beratungsfachkraft<br />
20.000 Einwohner, heute sind es ca. 22.500<br />
Einwohner.<br />
In Anbetracht <strong>de</strong>s Rückgangs <strong>de</strong>s Anteils von<br />
Min<strong>de</strong>rjährigen in <strong>de</strong>r Bevölkerung mag man<br />
dies noch hinnehmen wollen. Aufschluss gibt<br />
daher eine Standardisierung <strong>de</strong>r Beratungskapazität<br />
bezogen auf je 10.000 Min<strong>de</strong>rjährige.<br />
Heute gibt es wie schon 1995 2,3 Planstellen<br />
für Beratungsfachkräfte je 10.000 Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendliche. Im Jahr 1982 betrug diese Relation<br />
2,1 Planstellen je 10.000 Min<strong>de</strong>rjährige.<br />
Es wird also mit einer praktisch unverän<strong>de</strong>rten<br />
Beratungskapazität eine über die Jahre <strong>de</strong>utlich<br />
gestiegene Zahl von Ratsuchen<strong>de</strong>n versorgt.<br />
Dies ist <strong>de</strong>r nicht artikulierte Skandal <strong>de</strong>r Erziehungsberatung!<br />
Wir arbeiten mit einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />
Personalausstattung.<br />
Der Skandal besteht nicht in <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsintensität, die mit einer solchen Entwicklung<br />
auch einher geht. Skandalös ist diese<br />
Situation vor allem <strong>de</strong>shalb, weil die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Leistung für die Kin<strong>de</strong>r und ihre Familien<br />
bedroht ist.<br />
Betrachten wir die Konsequenzen, die mit<br />
<strong>de</strong>m Nachfrageboom auf <strong>de</strong>r einen Seite und<br />
<strong>de</strong>r Personalstagnation auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
verbun<strong>de</strong>n sind, im Einzelnen. Im statistischen<br />
Durchschnitt entfielen 1995 auf eine Planstelle<br />
63 been<strong>de</strong>te Beratungen. Im Jahr 2006 waren<br />
es bereits 85 Beratungen. Diese Zunahme<br />
konnte von <strong>de</strong>n Beratungsstellen nur durch interne<br />
Rationalisierungsmaßnahmen bewältigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dazu gehören z.B.<br />
• eine verstärkte familientherapeutische<br />
Arbeitsweise<br />
• ein zunehmen<strong>de</strong>r Verzicht auf ausführliche<br />
Testdiagnostik<br />
• die Verringerung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtherapien<br />
und<br />
• die Begrenzung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Kontakte mit<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Ratsuchen<strong>de</strong>n.<br />
Auch wenn die Familientherapie ihre Verdienste<br />
für die Praxis hat, ist sie doch nicht alleiniges Verfahren.<br />
Erziehungsberatung ist schon gesetzlich<br />
auf eine methodische Vielfalt verpflichtet. Für<br />
an<strong>de</strong>re, auch zeitintensivere Maßnahmen muss<br />
Seite 13
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Raum bleiben. Ebenso muss es in schwierigen<br />
Fällen möglich sein, eine Differentialdiagnostik<br />
durchzuführen. Dies ist nicht mehr gewährleistet.<br />
Die notwendigen Rationalisierungsmaßnahmen<br />
be<strong>de</strong>uten praktisch auch, dass Eltern auf weitere<br />
Gespräche in <strong>de</strong>r Beratungsstelle verzichten<br />
müssen, selbst wenn sie eine Fortsetzung <strong>de</strong>r<br />
Beratung wünschen. Und schließlich heißt dies,<br />
dass vor allem Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />
kaum noch therapeutische Unterstützung<br />
erhalten können, auch dann nicht, wenn kein<br />
an<strong>de</strong>res kin<strong>de</strong>rtherapeutisches Angebot vor Ort<br />
zur Verfügung steht. Diese Einschränkung <strong>de</strong>r<br />
Qualität von Beratung erfolgt letztlich auf <strong>de</strong>m<br />
Rücken <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen. Und das<br />
ist <strong>de</strong>r eigentliche Skandal <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />
Familienberatung.<br />
Die ökonomischen Entscheidungen, die bei<br />
<strong>de</strong>r Finanzierung von Erziehungs- und Familienberatung<br />
getroffen wer<strong>de</strong>n, folgen einer<br />
vor<strong>de</strong>rgründigen Rationalität. Sie orientieren<br />
sich an <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Planstellen, die nicht erhöht<br />
wer<strong>de</strong>n sollen, o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
insgesamt, die stabil bleiben sollen. Aber<br />
sie gehen nicht aus von <strong>de</strong>n einzelnen Kin<strong>de</strong>rn<br />
o<strong>de</strong>r Jugendlichen, die einer Hilfe bedürfen. Für<br />
je<strong>de</strong>s einzelne Kind, das einer Unterstützung<br />
bedarf, stellt sich die Frage, welche Hilfe ist für<br />
es erfor<strong>de</strong>rlich? Reicht eine Beratung aus? O<strong>de</strong>r<br />
ist eine an<strong>de</strong>re Hilfe zur Erziehung geboten?<br />
Innerhalb <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung<br />
stellt Erziehungsberatung die mit Abstand kostengünstigste<br />
Hilfe dar. Ihre „Stückkosten“,<br />
nämlich die durchschnittlichen Kosten für eine<br />
einzelne Beratung, liegen bei 1.100 EUR je Fall.<br />
Erziehungsberatung ist selbst dann die kostengünstigste<br />
Hilfe, wenn eine zeitintensive<br />
therapeutische Einzelfallhilfe mit einem Mehrfachen<br />
<strong>de</strong>s durchschnittlichen Zeitaufwan<strong>de</strong>s<br />
erfor<strong>de</strong>rlich wird. (Vgl. A<strong>bb</strong>. 6) Ein mangelhafter<br />
Ausbau <strong>de</strong>r Erziehungsberatung trägt mit bei zu<br />
einem Anstieg später erfor<strong>de</strong>rlicher intensiver<br />
Hilfen für die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen. Dies ist<br />
die ökonomische Seite <strong>de</strong>s Skandals.<br />
Erziehungsberatung muss <strong>de</strong>shalb klarer im<br />
Kontext <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
4. Erziehungs- und Familienberatung<br />
im Kontext <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung<br />
o<strong>de</strong>r „Scheidung als Leitindikator“<br />
Betrachten wir <strong>de</strong>n Nachfrageboom nach Beratung<br />
genauer, dann zeigt sich, dass er sich<br />
nicht allein aus <strong>de</strong>m Druck erklärt, <strong>de</strong>m Eltern<br />
durch <strong>de</strong>n Spagat zwischen Familie und Beruf<br />
ausgesetzt sind, son<strong>de</strong>rn auch durch eine Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Struktur von Familie insgesamt.<br />
A<strong>bb</strong>ildung 4: HzE Und Familienform<br />
Seite 14
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Familie ist zwar in ihrer normativen Beständigkeit<br />
ein Gegenbild zur Wirtschaft, aber die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />
Flexibilisierung hat die Paarbeziehungen, die<br />
Familien zugrun<strong>de</strong> liegen, längst erreicht. Eltern<br />
können auseinan<strong>de</strong>r gehen und wie<strong>de</strong>r neue<br />
Paarbeziehungen eingehen. Diese Entwicklung<br />
schlägt sich bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme von Erziehungsberatung<br />
nie<strong>de</strong>r.<br />
Ich sagte schon: Von 1993 bis 2006 hat die<br />
Zahl <strong>de</strong>r been<strong>de</strong>ten Beratungen um 57 % zugenommen.<br />
Aber die Zahl <strong>de</strong>r Beratungen, die<br />
ausdrücklich aus Anlass einer Trennung o<strong>de</strong>r<br />
Scheidung <strong>de</strong>r Eltern eines Kin<strong>de</strong>s aufgenommen<br />
wor<strong>de</strong>n sind, hat sich im selben Zeitraum in<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik von 33.000 auf 74.000 mehr<br />
als verdoppelt (plus 124 %). D.h. die Trennung<br />
und Scheidung von Eltern mit min<strong>de</strong>rjährigen<br />
Kin<strong>de</strong>rn ist in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung <strong>de</strong>r Motor<br />
<strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r Inanspruchnahme. Seit 1993<br />
ist in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung <strong>de</strong>r Anteil junger<br />
Menschen, die bei ihren leiblichen Eltern leben,<br />
von zunächst noch 57 Prozent im Durchschnitt<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik auf nun noch 48 Prozent<br />
zurückgegangen. Der Anteil von Kin<strong>de</strong>rn Alleinerziehen<strong>de</strong>r<br />
bzw. Stiefkin<strong>de</strong>r hat dagegen<br />
von anfänglich 31 Prozent auf heute 49 Prozent<br />
zugenommen. Erziehungsberatung erhält inzwischen<br />
<strong>de</strong>n Charakter einer postfamilialen<br />
Hilfe, nämlich einer Hilfe, die einsetzt, nach<strong>de</strong>m<br />
die elterliche Herkunftsfamilie sich aufgelöst hat.<br />
Auch <strong>de</strong>r Bedarf für die an<strong>de</strong>ren Hilfen zur Erziehung<br />
wird durch die familiale Situation in <strong>de</strong>r<br />
Herkunftsfamilie <strong>de</strong>s jungen Menschen erzeugt<br />
o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>nfalls mit erzeugt. Seit Beginn <strong>de</strong>r<br />
Jugendhilfestatistik lässt sich bei <strong>de</strong>n Heimunterbringungen<br />
ein kontinuierlicher Anstieg <strong>de</strong>s<br />
Anteils <strong>de</strong>rjenigen Kin<strong>de</strong>r zeigen, die von <strong>de</strong>r<br />
Trennung o<strong>de</strong>r Scheidung ihrer Eltern betroffen<br />
sind. 1950 hatten nur 20 Prozent <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, die<br />
in ein Heim kamen, geschie<strong>de</strong>ne o<strong>de</strong>r getrennt<br />
leben<strong>de</strong> Eltern. Heute beträgt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r Alleinerziehen<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Stiefkin<strong>de</strong>r,<br />
A<strong>bb</strong>ildung 5:<br />
Seite 15
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
also von Kin<strong>de</strong>rn, die in ihrer Mehrzahl eine<br />
Scheidung o<strong>de</strong>r Trennung ihrer Eltern erlebt<br />
haben – an allen neu begonnenen Heimunterbringungen<br />
bereits 75 Prozent. Nur noch einer<br />
von fünf Min<strong>de</strong>rjährigen – weniger als 20 % - hat<br />
vor seiner Fremdplatzierung noch bei seinen<br />
leiblichen Eltern gelebt.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung, die dieses lebensgeschichtliche<br />
Ereignis für die jungen Menschen hat, wird offenkundig,<br />
wenn man die Inanspruchnahmequote<br />
bei <strong>de</strong>r Heimunterbringung für die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Gruppen betrachtet. Während (im Westen) nur<br />
vier von 10.000 Kin<strong>de</strong>rn, die bei ihren bei<strong>de</strong>n<br />
leiblichen Eltern leben, ins Heim kommen, ist die<br />
Quote bei Kin<strong>de</strong>rn Alleinerziehen<strong>de</strong>r zehn Mal<br />
so hoch. Für Stiefkin<strong>de</strong>r, also für Kin<strong>de</strong>r, die mit<br />
einem neuen Elternteil zusammenleben, erhöht<br />
sich die Chance einer Fremdplatzierung noch<br />
einmal um 50 Prozent.<br />
Diesem kontinuierlichen Anstieg <strong>de</strong>s Anteils <strong>de</strong>r<br />
– wenn man so sagen darf - „mo<strong>de</strong>rnen“ Kin<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>r Fremdunterbringung liegt eine <strong>de</strong>utliche<br />
Zunahme dieser Gruppe in <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
selbst zugrun<strong>de</strong>: Allein zwischen 1991 und<br />
2003, innerhalb von zwölf Jahren, ist <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r Stiefkin<strong>de</strong>r und Kin<strong>de</strong>r allein Erziehen<strong>de</strong>r<br />
an allen Min<strong>de</strong>rjährigen von 15 auf 20 Prozent,<br />
also um ein Drittel gestiegen. Die Fremdunterbringungen<br />
rekrutieren sich aus einer kleinen,<br />
aber ständig wachsen<strong>de</strong>n Gruppe von Min<strong>de</strong>rjährigen.<br />
Die familiären Bedingungen, unter <strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r<br />
leben, bringen <strong>de</strong>n Bedarf an Beratung ebenso<br />
wie an Hilfen außerhalb <strong>de</strong>s Elternhauses hervor.<br />
Deshalb müssen alle Hilfen zur Erziehung<br />
aufeinan<strong>de</strong>r bezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Neue Aufgaben und Kontexte <strong>de</strong>r<br />
Beratung<br />
Lassen Sie mich an<strong>de</strong>uten, was dies aus <strong>de</strong>r<br />
Perspektive eines Gesamtverantwortlichen<br />
für die Jugendhilfe, also für das Jugendamt,<br />
be<strong>de</strong>uten müsste. Wenn man sich vor Augen<br />
führt, dass drei Viertel <strong>de</strong>r neu in einem Heim<br />
untergebrachten jungen Menschen nicht mehr<br />
bei bei<strong>de</strong>n Eltern gelebt haben, dann muss<br />
man – so konservativ es klingen mag – sagen:<br />
Das Aufwachsen bei <strong>de</strong>n leiblichen Eltern ist die<br />
beste Prävention von Fremdunterbringungen.<br />
Zwar wird niemand Eltern, die im Begriff stehen<br />
sich zu trennen, wegen möglicherweise<br />
künftig eintreten<strong>de</strong>r Folgen für die Kin<strong>de</strong>r, nötigen<br />
wollen, ihre Paarbeziehung aufrecht zu<br />
erhalten. Aber <strong>de</strong>nnoch kann die Trennung o<strong>de</strong>r<br />
Scheidung <strong>de</strong>r Eltern als ein wesentlicher Interventionspunkt<br />
für die Jugendhilfe ausgemacht<br />
wer<strong>de</strong>n: Die Bewältigung <strong>de</strong>r Folgen, die elterlichen<br />
Trennungen für die betroffenen Kin<strong>de</strong>r<br />
hat, ist eine Pflichtaufgabe <strong>de</strong>r Jugendhilfe.<br />
Seit mit <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform von 1998<br />
die Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern durch Beratung an<br />
die Stelle <strong>de</strong>r gerichtlichen Sorgerechtsentscheidung<br />
getreten ist, besteht ein Rechtsanspruch<br />
auf diese Leistung. Dennoch hat es in <strong>de</strong>r Breite<br />
<strong>de</strong>r Republik keinen Ausbau dieses notwendigen<br />
Angebots gegeben. Hier besteht im Interesse<br />
<strong>de</strong>r betroffenen Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen ein<br />
Nachholbedarf.<br />
Aber noch ein zweiter Interventionspunkt kann<br />
markiert wer<strong>de</strong>n: Dem Grundmuster romantischer<br />
Liebe folgend gehen junge Paare heute<br />
miteinan<strong>de</strong>r Bindungen ein, die allein durch<br />
A<strong>bb</strong>ildung 6: Kostengünstige Hilfen<br />
Seite 16
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
ihre individuelle Wahl begrün<strong>de</strong>t sind und ihren<br />
Wünschen entsprechen. Von sozial motivierten<br />
Rücksichtnahmen sind sie dabei weitgehend frei.<br />
Sie erleben ihr Glück zu zweit und sie müssen<br />
ihre Enttäuschungen gemeinsam ertragen.<br />
Ebenso müssen sie auch Belastungen ihrer Beziehung<br />
allein bewältigen. Der soziale Nahraum<br />
bietet dabei kaum noch <strong>de</strong>n normativen Rückhalt<br />
für das eigene Han<strong>de</strong>ln.<br />
Der Übergang vom Paar zur Familie stellt eine<br />
solche Belastung dar, die eine Paarbeziehung<br />
auf eine ernsthafte Probe stellen kann. Die<br />
Situation eines jungen Paares mit ihrem Kind<br />
muss ich hier nicht konkretisieren. Ich will nur<br />
hervorheben, dass manche Paarbeziehungen<br />
durch die neue Belastung einen ersten Riss<br />
erhalten. Die Geburt <strong>de</strong>s ersten Kin<strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utet<br />
für viele Paare die Störung eines bis dahin<br />
erlebten Gleichgewichtes und führt nach <strong>de</strong>n<br />
Erfahrungen <strong>de</strong>r Beratung zu Konflikten und<br />
auch Krisen. Für die Situation von Kin<strong>de</strong>rn be<strong>de</strong>utet<br />
dies, dass nicht selten ihre Existenz zu<br />
einer Gefährdung <strong>de</strong>r Beziehung ihrer Eltern und<br />
damit mittelbar zu Belastungen für seine eigene<br />
Entwicklung führt. Das Kind stört die elterliche<br />
Dya<strong>de</strong>. Manche spätere Trennung hat hier ihren<br />
Ausgang genommen.<br />
Deshalb ist <strong>de</strong>r Übergang vom Paar zur Familie<br />
ein zentraler Interventionspunkt <strong>de</strong>r Jugendhilfe.<br />
Wenn sie späteren Fremdunterbringungen<br />
vorbeugen will – o<strong>de</strong>r allgemeiner gesprochen –<br />
wenn sie die seelische Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn<br />
för<strong>de</strong>rn will, dann muss Jugendhilfe Eltern darin<br />
stärken, Eltern sein zu können. Dabei heißt, die<br />
Erziehungskompetenz von Eltern zu stärken,<br />
die heute in aller Mun<strong>de</strong> ist, nicht in erster Linie,<br />
ihnen Techniken zu vermitteln wie sie ein Kind<br />
erziehen sollten, son<strong>de</strong>rn es heißt, ihnen <strong>de</strong>n<br />
Übergang in eine neue Rolle zu ebnen aus <strong>de</strong>r<br />
heraus sie dann selbständig han<strong>de</strong>ln können. Es<br />
heißt, sie dabei zu unterstützen, sich als Eltern<br />
auf ein Drittes, ihr Kind, zu beziehen, ohne dabei<br />
sich selbst als Paar aufzugeben. Also nicht nur<br />
als jeweils einzelne <strong>de</strong>m Kind gegenüber zu<br />
treten, son<strong>de</strong>rn gemeinsam als Eltern.<br />
Die Leistung, die ich hier an<strong>de</strong>ute, ist längst Auftrag<br />
<strong>de</strong>r Jugendhilfe, <strong>de</strong>nn § 17 SGB VIII sieht<br />
nicht nur eine Beratung bei Trennung und Scheidung,<br />
son<strong>de</strong>rn auch eine Beratung in Fragen <strong>de</strong>r<br />
Partnerschaft vor. Allerdings hat die Jugendhilfe<br />
diese Aufgabe, das wird man so sagen können,<br />
nicht son<strong>de</strong>rlich ernst genommen, son<strong>de</strong>rn sie<br />
als politischen Preis für die Einführung einer<br />
Scheidungsberatung durch eine konservative<br />
politische Mehrheit betrachtet. Tatsächlich aber<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um eine Leistung, die es Kin<strong>de</strong>rn<br />
erleichtern kann, bei ihren bei<strong>de</strong>n leiblichen<br />
Eltern aufzuwachsen. Auf solche präventive<br />
Partnerschaftsberatung besteht für je<strong>de</strong> Mutter<br />
und für je<strong>de</strong>n Vater ein Rechtsanspruch, <strong>de</strong>r<br />
heute nicht angemessen befriedigt wird.<br />
Konsequent betrachtet muss auch noch ein dritter<br />
Interventionspunkt markiert wer<strong>de</strong>n: nämlich<br />
die Entscheidung eines Paares für ein Kind.<br />
Man „hat“ heute nicht mehr einfach in einem<br />
bestimmten Alter Kin<strong>de</strong>r. Son<strong>de</strong>rn die Entscheidung<br />
für ein Kind unterliegt einem zuweilen<br />
langen und manchmal quälen<strong>de</strong>n Abwägungsprozess.<br />
Auch hier wäre eine Unterstützung<br />
durch Beratung angezeigt.<br />
Die Gesellschaft muss also die Bedingungen<br />
ihrer eigenen Reproduktion in <strong>de</strong>n Blick nehmen<br />
und <strong>de</strong>n Familien die Unterstützungen bieten,<br />
die ein gelingen<strong>de</strong>s Aufwachsen einer neuen<br />
Generation ermöglichen.<br />
Erziehungsberatung ist aber nicht nur einer<br />
hohen Nachfrage von Seiten <strong>de</strong>r Eltern ausgesetzt.<br />
Erziehungsberatung ist zunehmend auch<br />
gefor<strong>de</strong>rt, ihre Kompetenzen in an<strong>de</strong>re, mit Entscheidungen<br />
verknüpfte Kontexte einzubringen.<br />
Drei solcher „fachdienstlicher Aufgaben“ will ich<br />
hervorheben.<br />
6. Erziehungsberatung, Hilfeplanung<br />
und Kostensteuerung<br />
Zunächst die Hilfeplanung beim örtlichen Jugendamt.<br />
Seit <strong>de</strong>r Jugendhilfeeffektestudie<br />
wissen wir, dass nur 20 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendlichen eine i<strong>de</strong>ale Hilfe, 15 % dagegen<br />
eine für sie ungeeignete Hilfe zur Erziehung<br />
erhalten. Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Hilfen liegt im Graubereich<br />
dazwischen. Dies ist Anlass, die Indikationsstellung<br />
bei <strong>de</strong>r Entscheidung über die<br />
für ein Kind notwendige und geeignete Hilfe zu<br />
verbessern. Erziehungsberatung kann dazu einen<br />
Beitrag leisten, in<strong>de</strong>m sie ihre entwicklungpsychologischen<br />
und psychopathologischen<br />
Kompetenzen in die Beurteilung <strong>de</strong>r Situation<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Konfliktdynamik <strong>de</strong>r Familie<br />
einbringt. Der Deutsche Verein für öffentliche<br />
und private Fürsorge hat dies bereits im Jahr<br />
1994 empfohlen.Aber diese Anregung ist in <strong>de</strong>r<br />
Seite 17
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Fläche noch nicht umgesetzt.<br />
Um es anschaulich zu machen: Die Mehrzahl<br />
<strong>de</strong>r neu beginnen<strong>de</strong>n Fremdunterbringungen<br />
wird für Jugendliche im Alter zwischen 12 und<br />
18 Jahren gewährt. In dieser Lebensphase<br />
haben männliche wie weibliche Jugendliche<br />
die Entwicklungsaufgabe, sich von ihren Eltern<br />
abzulösen und eine eigene I<strong>de</strong>ntität aufzubauen,<br />
die ihnen ein selbstverantwortliches Leben<br />
ermöglicht. Bei in Aussicht genommenen Fremdunterbringungen<br />
kann daher auch eine Ablösungskrise<br />
zwischen <strong>de</strong>m jungen Menschen<br />
und seinen Eltern vorliegen. Gera<strong>de</strong> wenn das<br />
Potential einer Familie zur Lösung eines Beziehungskonflikts<br />
nicht ausreicht, streben Jugendliche<br />
aus ihrer Familie heraus und Helfer stehen<br />
in <strong>de</strong>r Gefahr, einseitig Partei zu ergreifen. In<br />
solchen Situationen kann eine Herausnahme<br />
<strong>de</strong>s jungen Menschen aus seiner Familie be<strong>de</strong>uten,<br />
die Konfliktdynamik mitzuagieren. Eine<br />
Fremdplatzierung bietet dann keine Lösung<br />
<strong>de</strong>s Problems, son<strong>de</strong>rn stellt im Gegenteil die<br />
familiale Dynamik auf Dauer.<br />
Die Praxis <strong>de</strong>r Berliner Bezirke, vor einer beabsichtigten<br />
Fremdplatzierung von Jugendlichen<br />
die Erziehungsberatung einzubeziehen und sie<br />
mit <strong>de</strong>n Jugendlichen fünf Gespräche führen zu<br />
lassen, hat gezeigt, dass nicht nur in etlichen<br />
Fällen eine ambulante Hilfe zur Erziehung ausreichend<br />
sein kann, son<strong>de</strong>rn auch eine weitere<br />
Betreuung <strong>de</strong>s Jugendlichen durch die Beratungsstelle<br />
möglich ist und in ca. 30% - 50%<br />
<strong>de</strong>r Fälle eine kostenintensive Fremdplatzierung<br />
überflüssig wird (Michelsen, 2006); hierduch<br />
ergeben sich enorme Einsparungseffekte in <strong>de</strong>n<br />
stationären Hilfen zur Erziehung.<br />
Die Stadt Heilbronn, um ein zweites Beispiel<br />
zu nennen, hat die hohen Kosten ihrer Schule<br />
für Erziehungshilfe dadurch abgebaut, dass sie<br />
an drei Beratungsstellen eine zusätzliche halbe<br />
Psychologenstelle geschaffen hat. Die von<br />
<strong>de</strong>n Beratungsfachkräften für Schüler, Eltern<br />
und Lehrer an <strong>de</strong>n Regelschulen gehaltenen<br />
Sprechstun<strong>de</strong>n haben einen Rückgang <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbeschulung<br />
auf die Hälfte <strong>de</strong>r zuvor üblichen<br />
Fallzahlen bewirkt.<br />
Sie sehen: Der gezielte Einsatz von Erziehungsberatung<br />
im Kontext <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung<br />
kann dazu beitragen, dass Kin<strong>de</strong>rn die Trennung<br />
von ihren Eltern und <strong>de</strong>m Träger <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Jugendhilfe hohe Kosten erspart bleiben.<br />
7. Kin<strong>de</strong>rschutz durch Beratung<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren sind die politischen und<br />
fachlichen Bemühungen verstärkt wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />
Schutz von Kin<strong>de</strong>rn vor Gefährdungen ihres<br />
Wohls zu verbessern. Rechtlich betrachtet ist<br />
dieser in § 8a SGB VIII normierte Auftrag nicht<br />
neu; neu ist nur <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Konkretisierung dieser Aufgabe. Die Erziehungsberatungsstellen<br />
nehmen die Aufgabe<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes im Rahmen <strong>de</strong>r von ihnen<br />
erbrachten Beratungen wahr. Und so ist eine<br />
Risikoabschätzung zur Gefährdung <strong>de</strong>s Wohl<br />
eines Kin<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Jugendlichen im Jahr 2007<br />
von einer Beratungsstelle durchschnittlich bei<br />
sechs Fällen vorgenommen wor<strong>de</strong>n. Hochgerechnet<br />
sind damit für die Bun<strong>de</strong>srepublik ca.<br />
6.300 Risikoabschätzungen in <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />
erfolgt. Dies sind zwei Prozent<br />
<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Jahr been<strong>de</strong>ten Beratungen.<br />
Da manche Einrichtungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendhilfe für Risikoabschätzungen jedoch<br />
externe Unterstützung durch eine im Kin<strong>de</strong>rschutz<br />
erfahrene Fachkraft benötigen, ist <strong>de</strong>n<br />
Erziehungsberatungsstellen eine weitere Aufgabe<br />
zugewachsen. Mehr als ca. 1.600 Beraterinnen<br />
und Berater tragen bereits als „insofern<br />
erfahrene Fachkräfte“ dazu bei, in Kin<strong>de</strong>rtagesstätten,<br />
Horten und an<strong>de</strong>ren Einrichtungen <strong>de</strong>n<br />
Schutz von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in Gefährdungssituationen<br />
sicherzustellen. Sie sind<br />
für mehr als 5.500 Einrichtungen und Dienste<br />
zuständig. Dies sind in aller Regel Kin<strong>de</strong>rtagesstätten<br />
(90 %), aber auch Horte (4,8 %) und<br />
Familienzentren bzw. Mehrgenerationenhäuser<br />
(3,7 %). Bei diesen Einrichtungen waren Fachkräfte<br />
<strong>de</strong>r Erziehungsberatung im Jahr 2007<br />
für gut 1.200 Kin<strong>de</strong>r (und Jugendliche) an <strong>de</strong>r<br />
Abschätzung eines Gefährdungsrisikos beteiligt.<br />
Ein letztes Beispiel, bei <strong>de</strong>m Erziehungsberatung<br />
in <strong>de</strong>n Kontext von Entscheidungen an<strong>de</strong>rer<br />
Institutionen einbezogen wird.<br />
Seite 18
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
A<strong>bb</strong>ildung 7: Frem<strong>de</strong>valuation<br />
8. Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />
Familiengericht<br />
Die Kindschaftsrechtsreform hat die staatliche<br />
Entscheidung über die elterliche Sorge für<br />
gemeinsame Kin<strong>de</strong>r bei einer Scheidung bekanntlich<br />
zurückgenommen und ihre konkrete<br />
Ausgestaltung in die Autonomie <strong>de</strong>r Eltern gegeben.<br />
Die Eltern selbst sollen klären, wie sie<br />
die elterliche Sorge künftig wahrnehmen wollen.<br />
Dazu steht ihnen unterstützend Beratung durch<br />
die Jugendhilfe zur Seite, auf die die Eltern einen<br />
Rechtsanspruch haben.<br />
In <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Familiengerichts sollen<br />
nur solche Verfahren verbleiben, bei <strong>de</strong>nen das<br />
Sorgerecht strittig ist und min<strong>de</strong>stens ein Elternteil<br />
Antrag auf gerichtliche Entscheidung gestellt<br />
hat. Hier ist Beratung eigentlich außen vor. Aber<br />
immer <strong>de</strong>utlicher zeichnet sich ab, dass in diesen<br />
konflikthaften Konstellationen mit rechtlichen<br />
Mitteln eine Befriedung <strong>de</strong>r familiären Situation<br />
nicht erreichbar ist. Im Gegenteil:<br />
Die ehelichen Partner, die sich gera<strong>de</strong> erst<br />
entschie<strong>de</strong>n haben, auseinan<strong>de</strong>r zu gehen,<br />
vollziehen innerlich die Trennung nicht, son<strong>de</strong>rn<br />
bleiben nach <strong>de</strong>r Scheidung umso heftiger<br />
aufeinan<strong>de</strong>r bezogen. Dabei verstehen sie es,<br />
die mit ihren Angelegenheiten befassten Institutionen,<br />
seien dies nun die Jugendämter o<strong>de</strong>r<br />
die Familiengerichte, Rechtsanwälte o<strong>de</strong>r Beratungsstellen,<br />
in ihre Konflikte hineinzuziehen und<br />
für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren.<br />
Beraterinnen und Berater, die mit diesen Paaren<br />
arbeiten und dabei ein Bild von <strong>de</strong>r Situation<br />
<strong>de</strong>s gemeinsamen Kin<strong>de</strong>s gewinnen wollen,<br />
können nicht mit <strong>de</strong>r gewohnten „Compliance“<br />
von Eltern rechnen. Sie müssen sich vielmehr<br />
auf Abwertungen und Diffamierungen ihrer Arbeit<br />
einstellen. Schriftsätze <strong>de</strong>r Anwälte an das<br />
Familiengericht über die Tätigkeit <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />
und Dienstaufsichtsbeschwer<strong>de</strong>n sind<br />
dann nichts Ungewöhnliches. Die Vertraulichkeit<br />
von Beratung, die wir fachlich als Bedingung für<br />
die Lösung von Problemen ansehen, wird von<br />
diesen Eltern selbst nicht mehr beachtet. Sie<br />
machen Beratung vielmehr zum Gegenstand<br />
öffentlicher Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen.<br />
Das nötig nach aller Erfahrung dazu, hoch<br />
strittigen Eltern, die von ihren Ängsten und<br />
Verletzungen geleitet sind, von außen gesetzte<br />
Regeln aufzuerlegen, die eine therapeutischen<br />
Einwirkung überhaupt erst möglich machen.<br />
Dazu zählen etwa<br />
• die Vereinbarung mit <strong>de</strong>n Eltern, wann Informationen<br />
aus <strong>de</strong>r Beratung an das Familiengericht<br />
weitergegeben wer<strong>de</strong>n<br />
• ebenso wie die Absprache mit <strong>de</strong>m Famili-<br />
Seite 19
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
engericht, wie viel Zeit für <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r<br />
Beratung zur Verfügung stehen muss,<br />
aber auch die Absprache, dass die Anwälte sich<br />
für die Dauer <strong>de</strong>r Beratung weiterer Schriftsätze<br />
enthalten.<br />
Solche Regeln weichen vom üblichen psychotherapeutisch<br />
inspirierten Setting von Beratung<br />
ab. Doch nicht diese Abweichung ist be<strong>de</strong>utsam;<br />
entschei<strong>de</strong>nd ist vielmehr, dass Beratungsstellen<br />
neue Bedingungen setzen, die sie gemeinsam<br />
mit an<strong>de</strong>ren Institutionen <strong>de</strong>finieren und<br />
gewährleisten müssen. Gelingen<strong>de</strong> Kooperation<br />
wird hier zu einer Bedingung von Beratung.<br />
9. Kooperationen<br />
Die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Kooperation ließe sich<br />
auch noch für eine Reihe an<strong>de</strong>rer Themen<br />
unterstreichen: so sind die Fachkräfte von Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />
nach § 22a SGB VIII<br />
verpflichtet, mit kin<strong>de</strong>r- und familienbezogenen<br />
Institutionen im Gemeinwesen zusammen zu<br />
arbeiten. Familienbildung und Familienberatung<br />
hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber hier ausdrücklich genannt.<br />
Ein systematischer Aufbau solcher Zusammenarbeit<br />
ist aber noch kaum in Angriff genommen.<br />
Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser<br />
kommen <strong>de</strong>m noch am nächsten, wenn sie mit<br />
einer Erziehungsberatungsstelle zusammenarbeiten,<br />
wie dies das nordrhein-westfälische<br />
Gütesiegel für Familienzentren vorsieht.<br />
Auch <strong>de</strong>r Aufbau von Netzwerken Früher Hilfen,<br />
die späteren Gefährdungen von Säuglingen und<br />
Kleinkin<strong>de</strong>rn vorbeugen sollen, wird unter <strong>de</strong>r<br />
Beteiligung von Erziehungsberatungsstellen zu<br />
leisten sein. Solche Zusammenarbeit wird von<br />
<strong>de</strong>n Kooperationspartnern mit Werten zwischen<br />
85 und 95 % positiv eingeschätzt. (Vgl. A<strong>bb</strong>. 7)<br />
Für alle diese Kooperationen gilt: sie sind in <strong>de</strong>r<br />
Sache notwendig und meistens unverzichtbar.<br />
Aber es gilt auch: für sie ist ein erheblicher<br />
zusätzlicher Zeitaufwand erfor<strong>de</strong>rlich. Erziehungsberatung<br />
gerät daher nicht nur durch eine<br />
ständig steigen<strong>de</strong> Inanspruchnahme seitens<br />
Ratsuchen<strong>de</strong>r unter Druck, son<strong>de</strong>rn auch durch<br />
immer neue Einladungen zur Vernetzung und zur<br />
Beteiligung an fachdienstlichen Aufgaben. Diese<br />
Kooperationen reduzieren inzwischen die Zeit,<br />
die die Beratungsfachkräfte für die direkte Arbeit<br />
mit Kin<strong>de</strong>rn und Familien zur Verfügung stellen<br />
können. Das war an <strong>de</strong>r sich abflachen<strong>de</strong>n Inanspruchnahmekurve<br />
ablesbar.<br />
Ein weiteres Fortsetzen <strong>de</strong>r personellen Stagnation<br />
in <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />
nimmt wissentlich in Kauf, dass die Beraterinnen<br />
und Berater <strong>de</strong>n Familien und ihren Kooperationsverpflichtungen<br />
nicht mehr gerecht wer<strong>de</strong>n<br />
können. Es ist an <strong>de</strong>r Zeit, Erziehungs- und<br />
Familienberatungsstellen politisch als die unverzichtbaren<br />
Einrichtungen in <strong>de</strong>r sozialen<br />
Infrastruktur für Familien auszuzeichnen, die sie<br />
faktisch heute bereits sind.<br />
Sie konnten sehen, dass im Jahr 2006 je 10.000<br />
Min<strong>de</strong>rjährige 199 Beratungen durchgeführt<br />
wor<strong>de</strong>n sind. Es haben also innerhalb eines<br />
Jahres 2 Prozent aller Min<strong>de</strong>rjährigen von einer<br />
Beratung profitiert. Auf <strong>de</strong>r Grund<strong>lag</strong>e <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sstatistik seit 1993 empirisch dokumentierten<br />
Inanspruchnahme können wir feststellen,<br />
dass in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n 14 Jahren bereits<br />
22 Prozent <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rjährigen eine Unterstützung<br />
durch Erziehungsberatung erfahren haben.<br />
Nimmt man für die nächste Zeit auch nur eine<br />
konstant bleiben<strong>de</strong> Inanspruchnahmequote<br />
von zwei Prozent im Jahr an, dann wer<strong>de</strong>n<br />
30 Prozent Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche bis zu<br />
ihrer Volljährigkeit durch Erziehungsberatung<br />
erreicht. Das gilt auch dann, wenn man wie<strong>de</strong>rholtes<br />
Aufsuchen <strong>de</strong>r Erziehungsberatung für<br />
einen Teil <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r berücksichtigt.<br />
Die Erziehungs- und Familienberatung befriedigt<br />
einen Grundbedarf von Familien nach Unterstützung<br />
bei ihren Erziehungsaufgaben und<br />
bei <strong>de</strong>r Bewältigung von Konflikten und Krisen<br />
in <strong>de</strong>r Familie. Sie ist <strong>de</strong>shalb heute Teil <strong>de</strong>r<br />
sozialen Infrastruktur, die unsere Gesellschaft<br />
ihren Familien für ein gelingen<strong>de</strong>s Aufwachsen<br />
<strong>de</strong>r nächsten Generation zur Verfügung stellen<br />
muss. Nur wenn Erziehungsberatung die für<br />
diese Aufgabe erfor<strong>de</strong>rliche bedarfsgerechte<br />
Ausstattung erhält, kann sie ihr Innovationspotential,<br />
das ich ange<strong>de</strong>utet habe, wirksam<br />
zugunsten von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen zur<br />
Entfaltung bringen.<br />
Literatur:<br />
Ames, A./ Bürger, U.: Untersuchung <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Inanspruchnahme vollstationärer Heimerziehung<br />
im Verbandsgebiet. Teilbericht I und II.<br />
Stuttgart 1996.<br />
Seite 20
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge<br />
(1994): Empfehlungen zur Hilfeplanung nach § 36<br />
KJHG, in: Nachrichtendienst <strong>de</strong>s Deutschen Vereins,<br />
Heft 9/1994, S. 317–326.<br />
Hochschild, Arlie (2006): Keine Zeit - Wenn die Firma<br />
zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet.<br />
Wiesba<strong>de</strong>n.<br />
Michelsen, Herma (2006): „Umsteuerung von Hilfen<br />
zur Erziehung – Der Beitrag <strong>de</strong>r Erziehungsberatung“,<br />
in: Klaus Menne und Andreas Hundsalz<br />
(Hrsg.): Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 6,<br />
Weinheim und München, S 51–61.<br />
Ravens-Sieberer, U./Wille, N./Bettge, S./Erhart, M.<br />
(2007): Psychische Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn und<br />
Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse aus <strong>de</strong>r<br />
BELLA-Studie im Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheitssurvey<br />
(KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt, 50, S.<br />
871-878<br />
Robert-Koch-Institut: Ergebnisse <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt,<br />
Band 50, Heft 5/6, Mai/ Juni 2007.<br />
Schmid, M. (2007): Psychische Gesundheit von<br />
Heimkin<strong>de</strong>rn. München.<br />
Schmid, Schnei<strong>de</strong>r, Hohm, Pickartz, Mascenare, Petermann,<br />
Flosdorf, Hölzl und Knapp (2002): Effekte<br />
erzieherischer Hilfen und ihre Hintergrün<strong>de</strong>, Band<br />
219 <strong>de</strong>r Schriftenreihe <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Köln.<br />
Sell, Stefan (2010): Noch nie war Erziehungsberatung<br />
so wertvoll wie heute, in: Hundsalz, Andreas;<br />
Scheuerer-Englisch, Hermann; Menne, Klaus (Hg.):<br />
Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 8, Weinheim<br />
und München (im Druck).<br />
Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge<br />
(1994): Empfehlungen zur Hilfeplanung nach § 36<br />
KJHG, in: Nachrichtendienst <strong>de</strong>s Deutschen Vereins,<br />
Heft 9/1994, S. 317–326.<br />
Hochschild, Arlie (2006): Keine Zeit - Wenn die Firma<br />
zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet.<br />
Wiesba<strong>de</strong>n.<br />
Michelsen, Herma (2006): „Umsteuerung von Hilfen<br />
zur Erziehung – Der Beitrag <strong>de</strong>r Erziehungsberatung“,<br />
in: Klaus Menne und Andreas Hundsalz<br />
(Hrsg.): Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 6,<br />
Weinheim und München, S 51–61.<br />
Ravens-Sieberer, U./Wille, N./Bettge, S./Erhart, M.<br />
(2007): Psychische Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn und<br />
Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse aus <strong>de</strong>r<br />
BELLA-Studie im Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheitssurvey<br />
(KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt, 50, S.<br />
871-878<br />
Robert-Koch-Institut: Ergebnisse <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). In: Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt,<br />
Band 50, Heft 5/6, Mai/ Juni 2007.<br />
Schmid, M. (2007): Psychische Gesundheit von<br />
Heimkin<strong>de</strong>rn. München.<br />
Schmid, Schnei<strong>de</strong>r, Hohm, Pickartz, Mascenare, Petermann,<br />
Flosdorf, Hölzl und Knapp (2002): Effekte<br />
erzieherischer Hilfen und ihre Hintergrün<strong>de</strong>, Band<br />
219 <strong>de</strong>r Schriftenreihe <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Köln.<br />
Sell, Stefan (2010): Noch nie war Erziehungsberatung<br />
so wertvoll wie heute, in: Hundsalz, Andreas;<br />
Scheuerer-Englisch, Hermann; Menne, Klaus (Hg.):<br />
Jahrbuch für Erziehungsberatung, Band 8, Weinheim<br />
und München (im Druck).<br />
Eröffnungsvortrag –<br />
gehalten auf <strong>de</strong>m Fachtag:<br />
„Ein Rettungsschirm für Kin<strong>de</strong>rnöte –<br />
Erziehungs- und Familienberatung im<br />
Land Berlin“<br />
Veranstaltet vom Kooperationsgremium<br />
<strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft<br />
und Forschung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin<br />
am 1. April <strong>2009</strong> im Rathaus Schöneberg<br />
Seite 21
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
LAG Vorstand Berlin e.V.<br />
Offener Brief an die Abgeordneten <strong>de</strong>s<br />
Berliner Lan<strong>de</strong>sparlaments zum Inkrafttreten<br />
<strong>de</strong>s FamFG am 01.09.<strong>2009</strong><br />
Familienpolitischer und haushaltstechnischer<br />
Handlungsbedarf wegen neuer<br />
bun<strong>de</strong>sgesetzlicher Leistungen<br />
An die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Hauptsausschusses<br />
An die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ausschusses für Bildung<br />
Jugend und Familie<br />
An die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sjugendhilfeausschusses<br />
Berlin, im Juli <strong>2009</strong><br />
Familienpolitischer und haushaltstechnischer<br />
Handlungsbedarf wegen neuer<br />
bun<strong>de</strong>sgesetzlicher Leistungen<br />
Sehr geehrte/r Frau/Herr Abgeordnete/r,<br />
nach einem fachpolitischen Austausch mit <strong>de</strong>n<br />
familien- und jugendpolitischen Sprecherinnen<br />
<strong>de</strong>r Abgeordnetenhausfraktionen wen<strong>de</strong>n wir<br />
uns heute an Sie, um auf einen akuten Handlungsbedarf<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Haushaltsberatung<br />
2010/2011 aufmerksam zu machen.<br />
Zum 1. September <strong>2009</strong> tritt bun<strong>de</strong>sweit das<br />
neue FamFG in Kraft. Dies sieht u. a. im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s sogenannten „Beschleunigten familiengerichtlichen<br />
Verfahrens“ regelhaft nach einem<br />
schnellen ersten Anhörungstermin vor, dass das<br />
Gericht <strong>de</strong>n Parteien bzw. Eltern empfehlen o<strong>de</strong>r<br />
anordnen kann, eine Erziehungsberatungsstelle<br />
aufzusuchen.<br />
Diese Anordnung wird insbeson<strong>de</strong>re erteilt,<br />
wenn Themen berührt wer<strong>de</strong>n wie<br />
• Unfähigkeit zu elterlicher Kooperation und<br />
Kommunikation bei Umgangsregelungen im<br />
Fall von Trennung und Scheidung<br />
• Mangeln<strong>de</strong> Elternkompetenz bei <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />
Wahrnehmung elterlicher Sorge<br />
• Kin<strong>de</strong>sgefährdung bei mangeln<strong>de</strong>r Erziehungsfähigkeit<br />
Das nachdrückliche Hinwirken auf elterliches<br />
Einvernehmen soll dazu beitragen,<br />
eine aufkommen<strong>de</strong> bzw. schon vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Konflikteskalation zu verhin<strong>de</strong>rn bzw. zu<br />
been<strong>de</strong>n, um einer Gefährdung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls<br />
entgegenzuwirken.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet eine Erweiterung <strong>de</strong>s Leistungsumfangs<br />
<strong>de</strong>r Erziehungsberatung gem. §§ 27/28<br />
SGB VIII und eine sprunghafte Steigerung <strong>de</strong>r zu<br />
erwarten<strong>de</strong>n Fallzahlen im Haushaltsjahr 2010<br />
für die Erziehungs- und Familienberatungsstellen<br />
in kommunaler und freier Trägerschaft. Da es<br />
sich um eine gesetzliche Pflichtleistung han<strong>de</strong>lt,<br />
für die gemäß SGB VIII kein Kostenbeitrag bei<br />
<strong>de</strong>n Eltern erhoben wer<strong>de</strong>n darf, sind die zusätzlichen<br />
Aufwendungen in vollem Umfang von <strong>de</strong>n<br />
öffentlichen Haushalten zu tragen.<br />
Nach Auskunft <strong>de</strong>r Familiengerichte Tempelhof-<br />
Kreuzberg und Pankow-Weißensee sind pro<br />
Jahr ca. 6000 familiengerichtliche Verfahren<br />
im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung<br />
anhängig. Maximal 20 % davon können<br />
durchschnittlich im ersten Termin entschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Weitere 15 bis 20 % erfor<strong>de</strong>rn nach<br />
Hinzuziehung eines Sachverständigen und<br />
entsprechen<strong>de</strong>r Begutachtung eine gerichtliche<br />
Entscheidung, da es sich um sogenannte hochstrittige,<br />
nicht vermittlungsfähige Fallkonstellationen<br />
mit entsprechen<strong>de</strong>n Folgesachen han<strong>de</strong>lt.<br />
Nach unseren <strong>de</strong>rzeitigen Erkenntnissen ist<br />
also davon auszugehen, dass ca. 60 % <strong>de</strong>r<br />
Scheidungsverfahren im Rahmen <strong>de</strong>s neuen<br />
beschleunigten familiengerichtlichen Verfahrens<br />
zur Erarbeitung eines Konzepts <strong>de</strong>r einvernehmlichen<br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge an<br />
die Jugendhilfe bzw. Erziehungsberatungsstellen<br />
überwiesen wer<strong>de</strong>n. Das entspricht lan<strong>de</strong>sweit<br />
einer Fallzahl von ca. 3600 zusätzlich<br />
abzuschließen<strong>de</strong>n Beratungen.<br />
Bei einer Arbeitskapazität von durchschnittlich<br />
80 abgeschlossenen Fällen pro Vollzeitäquivalent<br />
einer Beratungsfachkraft ergibt sich hier<br />
ein Mehrbedarf von 45 Beraterplanstellen für<br />
das Land Berlin. Ein Drittel davon könnte gemäß<br />
<strong>de</strong>m gegenwärtigen Proporz in <strong>de</strong>r Leistungserbringung<br />
durch eine Erhöhung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>szuwendung<br />
zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kernteams in <strong>de</strong>n<br />
freiträgerschaftlichen Beratungsstellen bereitge-<br />
Seite 22
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
stellt wer<strong>de</strong>n. Die Senatsverwaltung für Bildung,<br />
Wissenschaft und Forschung hatte bereits einen<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Mehrbedarf angemel<strong>de</strong>t.<br />
Für die an<strong>de</strong>ren 2/3 <strong>de</strong>s notwendigen Arbeitsvolumens<br />
sollte ein Son<strong>de</strong>reinstellungskorridor<br />
im öffentlichen Dienst geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies erscheint umso dringlicher, da nach <strong>de</strong>n<br />
Berechnungen <strong>de</strong>r Senatsinnenverwaltung bis<br />
2012 mit einem akuten Personalmangel wegen<br />
Ausschei<strong>de</strong>ns von min<strong>de</strong>stens 30 Fachkräften<br />
aus Altersgrün<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n öffentlichen Erziehungsberatungsstellen<br />
zu rechnen ist.<br />
Ziel von Familienberatung ist es, Eltern wie<strong>de</strong>r<br />
in Stand zu setzen, ihre Erziehungsverantwortung<br />
wahrzunehmen und damit eine gesun<strong>de</strong><br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu ermöglichen. Damit<br />
leisten die Beratungsstellen im Bereich <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes<br />
einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n prophylaktischen<br />
Beitrag zur Vermeidung nachfolgen<strong>de</strong>r<br />
gesundheitlicher und seelischer Schä<strong>de</strong>n und<br />
zu erwarten<strong>de</strong>r HzE-Folgekosten (Hilfen zur<br />
Erziehung) als Folge einer andauern<strong>de</strong>n elterlichen<br />
Streitdynamik.<br />
Wir hoffen Ihnen in aller Kürze die Dramatik<br />
dieser neuen Rechts<strong>lag</strong>e und die Auswirkungen<br />
auf die Familien mit Kin<strong>de</strong>rn im Land Berlin vor<br />
Augen geführt zu haben und zählen auf eine<br />
prospektive Beschlussfassung.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
im Namen <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung<br />
Berlin<br />
Barbara Eckey<br />
Karin Jacob<br />
Achim Haid-Loh<br />
Seite 23
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
AUS DER WERKSTATT<br />
PRAXISBERICHTE<br />
KONZEPTE & VISIONEN<br />
...ZUR DISKUSSION GESTELLT<br />
Seite<br />
Inhalt<br />
25 Berliner Jugendamtsdirektoren<br />
AG BÖJ<br />
Arbeitsgruppen 4 und 6 <strong>de</strong>r 12<br />
Berliner Jugendämter<br />
Dokumentation:<br />
Lan<strong>de</strong>sweit einheitliche Verfahrensstandards<br />
<strong>de</strong>r 12 Berliner<br />
Jugendämter zur Umsetzung<br />
<strong>de</strong>s FamFG<br />
28 Matthias Weber<br />
Beratungsarbeit mit hoch<br />
strittigen Eltern nach<br />
Trennung und Scheidung<br />
39 Jörg Fichtner<br />
Brauchen Kin<strong>de</strong>r „bei<strong>de</strong><br />
Eltern“ o<strong>de</strong>r „erstmal Ruhe“?<br />
Hochkonfliktfamilien und<br />
FGG-Reform<br />
Seite 24
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Die Berliner Jugendamtsdirektoren<br />
Lan<strong>de</strong>sweit einheitliche Verfahrensstandards<br />
<strong>de</strong>r 12 Berliner Jugendämter zur<br />
Umsetzung <strong>de</strong>s FamFG<br />
AG 4 (für das familiengerichtliche Verfahren<br />
- insgesamt -) und AG 6 (für die<br />
Erziehungs- und Familienberatung)<br />
Mitwirkung <strong>de</strong>s Jugendamtes im familiengerichtlichen<br />
Verfahren gemäß § 50 SGB VIII,<br />
Absatz 1 und 2 –<br />
Rollen und Verfahrenshinweise für die<br />
regionalen sozialpädagogischen Dienste<br />
(RSD) und die Erziehungs- und Familienberatungsstellen(EFB)<br />
*<br />
Die nachfolgen<strong>de</strong>n Verfahrensregelungen beschreiben<br />
die Abläufe und Handlungsschritte.<br />
Detailfragen insbeson<strong>de</strong>re zur Klärung, wie<br />
und auf welchem Wege Terminabsprachen<br />
getroffen und in welcher Form die Informationen<br />
zwischen EFB und RSD kommuniziert<br />
(Helferkonferenzen, schriftliche Berichte und/<br />
o<strong>de</strong>r Telefonate) wer<strong>de</strong>n, sind in <strong>de</strong>n Bezirken<br />
zu vereinbaren.<br />
1. Vorgehen <strong>de</strong>s regionalen sozialpädagogischen<br />
Dienstes nach Information<br />
durch das Familiengericht<br />
Nach Mitteilung <strong>de</strong>s Familiengerichtes per Fax,<br />
mit Telefonnummern und Adressen <strong>de</strong>r Eltern,<br />
nimmt <strong>de</strong>r RSD nach Möglichkeit Kontakt mit<br />
<strong>de</strong>n Eltern und <strong>de</strong>m Kind/ <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn auf.<br />
Bei diesem ersten Kontakt versucht <strong>de</strong>r RSD<br />
die jeweiligen Positionen <strong>de</strong>r Eltern und die<br />
Situation <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s/ <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu erfassen<br />
und die Ressourcen <strong>de</strong>r Eltern auszuloten. Das<br />
erste Gespräch hat gleichzeitig zum Ziel, die<br />
kindlichen Bedürfnisse für die Eltern (wie<strong>de</strong>r)<br />
in <strong>de</strong>n Mittelpunkt zu rücken, die Eltern an ihre<br />
gemeinsame Elternverantwortung zu erinnern<br />
und Hilfe- und Beratungsangebote, die die Eigenverantwortung<br />
för<strong>de</strong>rn, zu erschließen.<br />
Nach diesem Erstkontakt mit Eltern und Kin<strong>de</strong>rn<br />
wird die mündliche Stellungnahme vorbereitet.<br />
2. Mitwirkung im ersten Gerichtstermin<br />
Bei <strong>de</strong>m ersten Gerichtstermin erfolgt die mündliche<br />
Stellungnahme aus sozialpädagogischer<br />
Sicht. Die Grund<strong>lag</strong>e bil<strong>de</strong>n die Erkenntnisse<br />
aus <strong>de</strong>m ersten Kontakt.<br />
Im Verlauf <strong>de</strong>r Verhandlung:<br />
• wirkt <strong>de</strong>r RSD durch fachliche Einschätzung<br />
mit<br />
• gibt lösungsorientierte Anregungen<br />
• beteiligt sich an <strong>de</strong>r Konfliktklärung<br />
• bringt die Perspektive <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s ein, ver<strong>de</strong>utlicht<br />
<strong>de</strong>ssen Bedürfnisse und Interessen<br />
• macht Vorschläge zu weiteren möglichen<br />
Vorgehensweisen/ Handlungsschritten<br />
• informiert konkret über Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />
• regt Vereinbarungen, Auf<strong>lag</strong>en und Verabredungen<br />
an<br />
• arbeitet mit an einer Elternvereinbarung<br />
• stellt ggf. Anträge zum weiteren Verfahren.<br />
3. Mögliche Ergebnisse <strong>de</strong>r ersten<br />
Gerichtsverhandlung<br />
Ziel ist, dass sich die Eltern im Termin über das<br />
weitere Vorgehen einigen.<br />
Falls das Verfahren im ersten Termin nicht infolge<br />
einer Einigung <strong>de</strong>r Eltern abgeschlossen wer<strong>de</strong>n<br />
kann, stellt die Mitarbeiterin / <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
<strong>de</strong>s RSD Anträge zum weiteren Vorge-hen.<br />
Diese können in <strong>de</strong>r Regel umfassen:<br />
• vorläufige Umgangs- o<strong>de</strong>r Aufenthaltsregelung<br />
• Einsetzung eines Verfahrensbeistands<br />
• Einholung eines Sachverständigengutachtens<br />
• Beratung durch <strong>de</strong>n RSD<br />
• Beratung durch die EFB o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Beratungsstellen<br />
• Weitere Leistungen gem. SGB VIII<br />
Wer<strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>s Jugendamtes mit <strong>de</strong>m<br />
Ziel <strong>de</strong>r Neugestaltung <strong>de</strong>r Elternverantwortung<br />
vereinbart o<strong>de</strong>r angeordnet, ist das Jugendrundschreiben<br />
6/2008 zu beachten. Danach obliegt<br />
die Hilfeplanung für weitere Leistungen immer<br />
<strong>de</strong>m Jugendamt.<br />
Es ist erfor<strong>de</strong>rlich, dass das Protokoll <strong>de</strong>r er-<br />
Seite 25
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
sten gerichtlichen Anhörung mit <strong>de</strong>n getroffenen<br />
Vereinbarungen und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n erteilten Auf<strong>lag</strong>en<br />
zum Beginn weiterer Leistungen vorliegt.<br />
Wird Beratung als eine erfolgversprechen<strong>de</strong><br />
Option angesehen, so kann diese sowohl vom<br />
RSD als auch von einer EFB erbracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Der RSD trägt bei <strong>de</strong>r Gerichtsverhandlung<br />
dafür Sorge, dass die Selbstverpflichtung <strong>de</strong>r<br />
Parteien, während <strong>de</strong>s Beratungsprozesses<br />
keine weiteren Anträge bei Gericht zu stellen,<br />
protokolliert wird. Bei einer Beratung durch eine<br />
EFB koordiniert <strong>de</strong>r RSD zeitnah die Vermittlung<br />
<strong>de</strong>r Eltern in die Beratungsstelle.<br />
4. Beratung in <strong>de</strong>r EFB<br />
Die EFB hat im Kontext <strong>de</strong>s familiengerichtlichen<br />
Verfahrens die Aufgabe, diese Neugestaltung<br />
<strong>de</strong>r Elternverantwortung unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />
<strong>de</strong>r Trennung (Regelung <strong>de</strong>s Umgangs mit <strong>de</strong>m<br />
Kind, Erarbeitung einer Elternvereinbarung) zu<br />
unterstützen und zu mo<strong>de</strong>rieren.<br />
Rahmenbedingungen von Beratung:<br />
• Es ist erfor<strong>de</strong>rlich, dass das Protokoll <strong>de</strong>r<br />
ersten gerichtlichen Anhörung zum Beginn<br />
<strong>de</strong>r Beratung vorliegt.<br />
• Nach <strong>de</strong>r Kontaktaufnahme bietet die Beratungsstelle<br />
ein erstes Gespräch innerhalb von<br />
zwei bis vier Wochen an.<br />
• Die inhaltliche Gestaltung <strong>de</strong>s Beratungsprozesses<br />
obliegt <strong>de</strong>r EFB, Schweigepflicht und<br />
Vertraulichkeit bleiben gewahrt.<br />
• Für das Beratungsergebnis ist eine Schweigepflichtentbindung<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
• Der Beratungsprozess ist zeitlich begrenzt (in<br />
<strong>de</strong>r Regel bis zu fünf Sitzungen).<br />
• Die Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter <strong>de</strong>r EFB<br />
treten in diesem familiengerichtlichen Verfahren<br />
in <strong>de</strong>r Regel nicht als Zeugen o<strong>de</strong>r<br />
Sachverständige auf.<br />
die neben <strong>de</strong>n Absprachen eventuell auch<br />
weiterhin strittige Punkte enthält. Die EFB<br />
stellt sicher, dass das Beratungsergebnis/<br />
die Vereinbarung <strong>de</strong>m RSD übermittelt wird.<br />
Ist eine Vereinbarung nach 5 Sitzungen noch<br />
nicht zustan<strong>de</strong> gekommen, wird <strong>de</strong>r RSD darüber<br />
informiert.<br />
Diese lan<strong>de</strong>sweit gültigen Verfahrensstandards<br />
zur Kooperation zwischen <strong>de</strong>n RSD‘s<br />
<strong>de</strong>r 12 Berliner Bezirke, <strong>de</strong>n Gerichten im beschleunigten<br />
familiengerichtlichen Verfahren<br />
und <strong>de</strong>n beteiligten Beratungsstellen wur<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>n 12 Berliner JugendamtsleiterInnen<br />
in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Arbeitsgruppen<br />
4 (RSD‘s) und 6 (EFB‘s) erarbeitet und in<br />
<strong>de</strong>r AG „Berliner Öffentliche Jugendhilfe“<br />
(AG BÖJ) im Juli <strong>2009</strong> verabschie<strong>de</strong>t.<br />
* Diese Verfahrensregelungen<br />
sollen zukünftig als An<strong>lag</strong>e zu <strong>de</strong>n bezirklichen<br />
Leistungsverträgen <strong>de</strong>r freien Träger<br />
auch für die Beratungsstellen außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Jugendamtes gelten!<br />
Beratungsergebnisse und Rückmeldungen an<br />
<strong>de</strong>n RSD:<br />
• Über die Nichtaufnahme o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n A<strong>bb</strong>ruch<br />
<strong>de</strong>r Gespräche durch die Eltern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Berater o<strong>de</strong>r die Beraterin informiert die Beratungsstelle<br />
zeitnah <strong>de</strong>n RSD.<br />
• Einigen sich die Eltern im Beratungsprozess<br />
auf bestimmte Regelungen, fließen diese in<br />
eine gemeinsame schriftliche Vereinbarung,<br />
Seite 26
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Mitwirkung <strong>de</strong>s Jugendamtes im Familiengerichtlichen Verfahren gemäß § 50 Abs. 1 und 2 SGB VIII (Rolle <strong>de</strong>s RSD und <strong>de</strong>r EFB)<br />
Mitteilung FamG per Fax<br />
1. Kontakt<br />
- Kontaktaufnahme<br />
- Kennenlernen <strong>de</strong>r Beteiligten und <strong>de</strong>r Konflikt<strong>lag</strong>e<br />
- Situationserfassung/-klärung<br />
- Ressourcen ermitteln<br />
- Aufzeigen von Beratungsmöglichkeiten/-Angeboten,<br />
Umgangsvereinbarungen, Elternvereinbarungen<br />
- Information über das Verfahren<br />
Mdl. Stellungnahme vorbereiten<br />
Falls 1. Kontakt nicht zustan<strong>de</strong><br />
kommt, sind diese Themen<br />
Gegenstand <strong>de</strong>s Gerichtstermins<br />
Gerichtstermin/Präsenz <strong>de</strong>s JA<br />
- Mdl. Stellungnahme aus soz.päd. Sicht<br />
- Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r Situationserfassung/-klärung<br />
- Fachl. Einschätzung<br />
- Beteiligung an Konfliktklärung<br />
- Lösungsorientierte Anregungen<br />
- Perspektive <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s sowie seine Interessen und Bedürfnisse<br />
ver<strong>de</strong>utlichen<br />
- Vorschläge zum weiteren Ablauf/Vorgehensweise einbringen<br />
- Aufklärung über Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />
- Mitarbeit an einer Elternvereinbarung<br />
- Anregungen zu: Verabredungen, Vereinbarungen und Auf<strong>lag</strong>en<br />
Zeitrahmen<br />
- Ggf. Anträge zum weiteren Verfahren<br />
Vermittlung an EFB<br />
EFB<br />
Präzise Klärung von Zielstellung und<br />
Vorgehensweise im Sinne<br />
lösungsorientierter Beratung<br />
- Ggf. Koordinierung <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Beschlusses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Auf<strong>lag</strong>en<br />
- Ggf. weitere Kontakte, Termine<br />
- Ggf. Prüfung weiterer Leistungen nach <strong>de</strong>m SGB VIII<br />
- Ggf. 2. Gerichtstermin<br />
Rückmeldung an <strong>de</strong>n RSD über<br />
- Nichtaufnahme bzw. A<strong>bb</strong>ruch <strong>de</strong>r<br />
Beratung<br />
- Beratungsergebnis o<strong>de</strong>r<br />
- nach 5 Terminen weiter<br />
andauern<strong>de</strong> Beratung<br />
Seite 27
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Matthias Weber<br />
Beratungsarbeit mit hoch strittigen<br />
Eltern nach Trennung und Scheidung<br />
1. Die Entwicklung <strong>de</strong>r Thematik<br />
Kontinuierlich steigen<strong>de</strong> Scheidungszahlen,<br />
neue familienrechtliche Regelungen und sozialwissenschaftliche<br />
Sichtweisen haben in <strong>de</strong>n<br />
1980er-Jahren zu einer verstärkten Beschäftigung<br />
mit <strong>de</strong>n psychologischen und sozialen<br />
Dimensionen von Trennung und Scheidung<br />
sowie mit Möglichkeiten einer darauf bezogenen<br />
Beratung geführt.<br />
Die Reform <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Familienrechts 1977<br />
hatte die Wen<strong>de</strong> vom Schuldprinzip zum Zerrüttungsprinzip<br />
vollzogen. Galt zuvor, dass mit<br />
<strong>de</strong>m Auf<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>r Schuldfrage auch die das<br />
Kin<strong>de</strong>swohl betreffen<strong>de</strong>n Fragen geklärt seien,<br />
so führten die Sorgerechtsreformen von 1977<br />
und 1980 zu einer neuen Form <strong>de</strong>r Bestimmung<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls: die Bindungen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
rückten in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
1982 wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts<br />
die gemeinsame elterliche<br />
Sorge nach Trennung und Scheidung möglich.<br />
Das Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht stellte weiter<br />
fest, dass das Fortbestehen <strong>de</strong>r familiären Sozialbeziehung<br />
nach <strong>de</strong>r Trennung <strong>de</strong>r Eltern<br />
eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Grund<strong>lag</strong>e für eine stabile<br />
und gesun<strong>de</strong> psychosoziale Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
heranwachsen<strong>de</strong>n Menschen ist.<br />
Gegenüber <strong>de</strong>m empirischen Befund, dass<br />
bereits ein Jahr nach <strong>de</strong>r Scheidung fast die<br />
Hälfte <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r keinen Kontakt mehr zum<br />
nicht betreuen<strong>de</strong>n Elternteil hatte (Napp-Peters,<br />
1985), gewann die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Fortbestehens <strong>de</strong>r<br />
Elternschaft nach Trennung und Scheidung zunehmend<br />
an Be<strong>de</strong>utung. Das Reorganisationsmo<strong>de</strong>ll<br />
vollzog die Abkehr von einem Verständnis<br />
<strong>de</strong>s Scheidungsprozesses als Endpunkt<br />
<strong>de</strong>r familialen Entwicklung und verstand <strong>de</strong>n<br />
Scheidungsprozess als Abschnitt <strong>de</strong>r familialen<br />
Gesamtentwicklung (Fthenakis et al., 1993).<br />
1989 erschien im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums<br />
für Familie und Senioren eine Broschüre<br />
mit <strong>de</strong>m prägnanten und programmatischen<br />
Titel »Eltern bleiben Eltern«. Diese Formel wur<strong>de</strong><br />
von vielen Angehörigen <strong>de</strong>r so genannten<br />
Scheidungsprofessionen verinnerlicht und als<br />
Maxime gegenüber Scheidungspaaren geltend<br />
gemacht (Weber, 2002).<br />
Im Sozialgesetzbuch VIII – Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe<br />
(KJHG) –, 1990 in <strong>de</strong>n neuen und 1991<br />
in <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn in Kraft getreten,<br />
wur<strong>de</strong> in §17 »Beratung in Fragen <strong>de</strong>r Partnerschaft,<br />
Trennung und Scheidung« als Aufgabe<br />
<strong>de</strong>r Jugendhilfe festgeschrieben. Beratung soll<br />
im Falle <strong>de</strong>r Trennung o<strong>de</strong>r Scheidung Eltern<br />
unterstützen, ein einvernehmliches Konzept<br />
zur Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge zu<br />
entwickeln.<br />
Auch in §18 und §28 SGB VIII wur<strong>de</strong>n Beratungsaufgaben<br />
bei Trennung und Scheidung als<br />
Leistungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe normiert.<br />
Mit diesen Regelungen trat die Be<strong>de</strong>utung von<br />
Beratung bei Trennung und Scheidung in <strong>de</strong>n<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund und schob sich vor <strong>de</strong>n bürgerlichrechtlichen<br />
Interventionsansatz (s.u.a. Coester,<br />
1991). Für die Jugendhilfe ging es nun nicht<br />
mehr darum, <strong>de</strong>n für die Erziehung besser geeigneten<br />
Elternteil herauszufin<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn um<br />
Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern bei <strong>de</strong>r Entwicklung von<br />
Einvernehmlichkeit.<br />
Mit <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform von 1998 wur<strong>de</strong><br />
die Verantwortung für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r<br />
elterlichen Sorge von einer familiengerichtlichen<br />
Entscheidung abgekoppelt. Das Familiengericht<br />
wird in Bezug auf elterliche Sorge und Umgang<br />
nur mehr aktiv, wenn ein Elternteil einen Antrag<br />
stellt. Aber auch dann soll es »so früh wie möglich<br />
und in je<strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Verfahrens auf ein<br />
Einvernehmen hinwirken« (§52 FGG). Es soll<br />
außer<strong>de</strong>m »auf bestehen<strong>de</strong> Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Beratung durch die Beratungsstellen und -dienste<br />
<strong>de</strong>r Träger <strong>de</strong>r Jugendhilfe insbeson<strong>de</strong>re zur<br />
Entwicklung eines einvernehmlichen Konzepts<br />
für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge und<br />
<strong>de</strong>r elterlichen Verantwortung hinweisen«. Im<br />
geeigneten Fall soll es zugunsten einer außergerichtlichen<br />
Beratung das Verfahren aussetzen<br />
(§52 FGG (2)).<br />
Proksch (2003) hat im Rahmen <strong>de</strong>r Begleitforschung<br />
zur Kindschaftsrechtsreform festgestellt,<br />
dass im Jahr 2000 <strong>de</strong>r Anteil von Eltern mit gemeinsamer<br />
elterlicher Sorge rund 75% beträgt<br />
(Ergebnis einer justizstatistischen Erhebung im<br />
Zeitraum 1994 bis 1995: 17,7%). Er resümiert,<br />
Seite 28
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
dass die Neuregelungen <strong>de</strong>s KindRG zu <strong>de</strong>utlichen<br />
Fortschritten geführt haben. Auch wenn<br />
das Fazit von Proksch zu relativieren ist, weil<br />
nicht je<strong>de</strong> formal gemeinsame elterliche Sorge<br />
be<strong>de</strong>utet, dass Eltern gemeinsam und zum<br />
Wohl <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s die elterliche Sorge ausüben,<br />
so gelingt es offensichtlich vielen Eltern, ohne<br />
Einbeziehung <strong>de</strong>s Gerichts kompetent und<br />
verantwortlich die Sorge für ihre Kin<strong>de</strong>r wahrzunehmen.<br />
Entgegen dieser allgemeinen Entwicklung gibt<br />
es Fälle, in <strong>de</strong>nen Trennung und Scheidung nicht<br />
zur emotionalen Abgrenzung <strong>de</strong>r Partner und zu<br />
einer Reduzierung <strong>de</strong>r Konflikte führen. Nach<br />
amerikanischen Untersuchungen berichten ein<br />
Viertel bis ein Drittel aller Scheidungspaare<br />
»noch viele Jahre nach <strong>de</strong>r Trennung über ein<br />
hohes Maß an Feindseligkeit und Dissens im<br />
Hinblick auf alltägliche Betreuungsbelange <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r. Ca. 10% aller geschie<strong>de</strong>nen Eltern sind<br />
in langfristige Rechtsstreitigkeiten verwickelt.<br />
Diese relativ kleine Subgruppe von Scheidungsfällen<br />
verbraucht einen unverhältnismäßig hohen<br />
Anteil gerichtlicher Ressourcen.« (Johnston,<br />
2002, S.378)<br />
In Deutschland hat Jopt (1998) auf die beson<strong>de</strong>ren<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />
mit hoch strittigen Trennungspaaren<br />
hingewiesen. Er hat diese Art <strong>de</strong>r Beratung<br />
aber nicht grundsätzlich von Trennungs- und<br />
Scheidungsberatung allgemein unterschie<strong>de</strong>n,<br />
die zur schwierigsten aller Beratungstätigkeiten<br />
überhaupt gehöre.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren nach <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform<br />
wur<strong>de</strong> zunehmend von hoch strittigen Eltern<br />
als einer beson<strong>de</strong>ren Gruppe im von Johnston<br />
beschriebenen Sinne gesprochen. Ein Grund<br />
für das nun fassbare Aufkommen <strong>de</strong>r Thematik<br />
dürfte sein, dass in <strong>de</strong>r Zeit zuvor Konflikte <strong>de</strong>r<br />
Eltern meist dazu führten, dass ein Elternteil sich<br />
aus <strong>de</strong>r Sorge um das Kind zurückzog. Dadurch<br />
wur<strong>de</strong>n eskalierte Konflikte nicht greifbar.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren hat die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Themas ihre Ursache in <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />
Än<strong>de</strong>rungen. Diese brachten einerseits klare<br />
Deregulierungsten<strong>de</strong>nzen mit sich, an<strong>de</strong>rerseits<br />
betonten sie die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Fortbestan<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>r kindlichen Beziehungen zu bei<strong>de</strong>n Eltern.<br />
Spätestens mit <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform sind<br />
Väter und Mütter aufgefor<strong>de</strong>rt, sich aktiv um die<br />
Beziehung zum Kind zu bemühen. Doch gibt es<br />
für entstehen<strong>de</strong> Konflikte keine vorhersagbaren<br />
rechtlichen Regelungsprinzipien mehr. Die gelten<strong>de</strong>n<br />
Regelungen sehen vor, dass die Eltern<br />
sich einigen. Sind sie dazu nicht in <strong>de</strong>r Lage,<br />
stellen sie, <strong>de</strong>m Gesetz entsprechend, Anträge,<br />
um zu ihrem vermeintlichen Recht zu kommen.<br />
Doch wenn dann Familiengerichte entschei<strong>de</strong>n,<br />
produzieren sie Sieger und Verlierer. Dies führt<br />
nicht zu einer wirklichen Befriedung und Stabilisierung<br />
<strong>de</strong>r Familie. Der »Kampf um das Kind«<br />
und das vermeintliche Recht wird mit subtileren<br />
und/o<strong>de</strong>r gröberen Mitteln weitergeführt.<br />
Durch psychologische Mechanismen, die von<br />
persönlicher Vulnerabilität, von Enttäuschungen<br />
und Verletzungen durch <strong>de</strong>n geschie<strong>de</strong>nen Partner,<br />
von einem unterschwellig weiter wirken<strong>de</strong>n<br />
Schuldprinzip, von feministisch und maskulinistisch<br />
geprägten Haltungen und von einem von<br />
Gesetz und öffentlicher Meinung genährten<br />
Anspruch auf eine ungestörte Beziehung zum<br />
Kind bestimmt sind, wer<strong>de</strong>n die Konflikte aufgeschaukelt.<br />
Obwohl bei hoch eskalierten Elternkonflikten die<br />
Entwicklungsrisiken für die betroffenen Kin<strong>de</strong>r,<br />
die Leistungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe wie auch die<br />
Kosten im Rahmen <strong>de</strong>s familiengerichtlichen<br />
Verfahrens erheblich sind, fehlt es in Deutschland<br />
an »vali<strong>de</strong>n theoretischen Mo<strong>de</strong>llierungen,<br />
diagnostischen Zugängen und abgesicherten<br />
präventiven wie interventionsorientierten Konzepten«<br />
(Dietrich & Paul, in Vorbereitung).<br />
2. Hoch strittige Elternsysteme<br />
Johnston (2002) beschreibt ein stark emotionalisiertes<br />
familiäres Umfeld, gegenseitiges<br />
Misstrauen <strong>de</strong>r Eltern, wechselseitige Schuldzuweisungen,<br />
Furcht, Wut, die Verweigerung von<br />
Kooperation und Kommunikation als Merkmale<br />
hoch konfliktträchtiger Familien. Es zeige sich,<br />
dass viele dieser Familien bereits lange vor <strong>de</strong>r<br />
Trennung dysfunktional waren. Nach Johnston<br />
fin<strong>de</strong>t sich häusliche Gewalt unterschiedlichen<br />
Schweregra<strong>de</strong>s in ca. 75% <strong>de</strong>r Familien, Verdacht<br />
auf Missbrauch und Misshandlung <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r in einer be<strong>de</strong>utsamen Min<strong>de</strong>rheit (ca. 10<br />
bis 30% <strong>de</strong>r Fälle).<br />
Unversöhnlichkeit sowie gegenseitiges Sich-<br />
Bekämpfen mit <strong>de</strong>r Gefahr einer extremen und<br />
dauerhaften Eskalation haben zur Folge, dass<br />
ein Kontakt <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen<br />
Seite 29
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
fast o<strong>de</strong>r ganz unmöglich wird (Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung, 2005). Logischerweise<br />
fin<strong>de</strong>n sich hoch strittige Elternpaare gehäuft in<br />
<strong>de</strong>r Klientel <strong>de</strong>r Umgangsbegleitungen.<br />
Alberstötter (2004) entwickelte in Anlehnung an<br />
das neunstufige Mo<strong>de</strong>ll zur Konflikteskalation<br />
von Glasl (1994) ein dreistufiges Mo<strong>de</strong>ll zur<br />
Einschätzung <strong>de</strong>s Schweregra<strong>de</strong>s von Elternkonflikten.<br />
• Stufe 1 ist durch »zeitweilig gegeneinan<strong>de</strong>r<br />
gerichtetes Re<strong>de</strong>n und Tun« gekennzeichnet.<br />
Es kommt in akuten Spannungszeiten zu<br />
vorübergehen<strong>de</strong>r Polarisierung im Denken,<br />
zu Schuldzuweisungen, verbalen Angriffen<br />
und <strong>de</strong>r Gefahr (vermeintlich) reaktiver<br />
Sanktionen.<br />
• Merkmale <strong>de</strong>r Stufe 2 sind »verletzen<strong>de</strong>s<br />
Agieren und Ausweitung <strong>de</strong>s Konfliktfel<strong>de</strong>s«.<br />
Der Konflikt weitet sich energetisch aus;<br />
die Zahl in <strong>de</strong>n Konflikt einbezogener und<br />
infizierter Personen wächst. Interpunktionen<br />
erfolgen nach <strong>de</strong>m Täter-Opfer-Mo<strong>de</strong>ll. Das<br />
Verhalten <strong>de</strong>s Gegners wird unabhängig vom<br />
Kontext gesehen (Dekontextualisierung). Es<br />
geht nicht mehr um Mutter und Vater, son<strong>de</strong>rn<br />
um zwei komplexe Kraftfel<strong>de</strong>r.<br />
• Auf Stufe 3 geht es um »Beziehungskrieg –<br />
Kampf um je<strong>de</strong>n Preis«. Es entwickeln sich<br />
extreme Gefühle <strong>de</strong>r Verzweiflung und <strong>de</strong>s<br />
Hasses. Begegnungen mit <strong>de</strong>m »an<strong>de</strong>ren«<br />
können mit Ekelempfindungen und extremen<br />
Erregungszustän<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n sein<br />
und wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb kategorisch abgelehnt.<br />
Ihm wer<strong>de</strong>n unmenschliche Züge o<strong>de</strong>r psychische<br />
Erkrankungen zugeschrieben. In<br />
<strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Beteiligten drohen <strong>de</strong>m<br />
Kind sexueller Missbrauch und Entführung,<br />
weshalb es vor <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren und <strong>de</strong>ssen<br />
Einfluss geschützt wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Nach Alberstötter sind in <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />
Setting, Zielperspektiven, Beratungsstrategien<br />
und konkrete Interventionen von <strong>de</strong>r Ausprägung<br />
<strong>de</strong>r Konflikteskalation abhängig.<br />
Dietrich und Paul (in Vorbereitung) diskutieren<br />
als Entstehungsbedingungen hoch strittigen<br />
Verhaltens in Orientierung an Johnston und<br />
Campbell (1988) folgen<strong>de</strong> Einflussgrößen:<br />
• Frühere, dysfunktional verlaufene familiale<br />
Interaktionsprozesse;<br />
• Dynamik <strong>de</strong>s Trennungsverlaufs;<br />
• <strong>de</strong>mografische Faktoren (Einkommensdifferenzen,<br />
kulturelle Unterschie<strong>de</strong>) und<br />
• Einbezug von neuen Partnern und Verwandten<br />
in das Konfliktgeschehen.<br />
Die Autoren weisen darauf hin, dass <strong>de</strong>r trennungsbedingte<br />
Verlust von Lebensperspektiven<br />
regelmäßig die psychische Stabilität und <strong>de</strong>n<br />
Selbstwert <strong>de</strong>r Betroffenen beeinträchtigt sowie<br />
Ängste und psychosomatische Störungen<br />
hervorrufen kann. Als relevante individuelle<br />
Faktoren sehen sie u.a.:<br />
• Emotionale Bindung,<br />
• spezifische intrapsychische Bewältigungsformen,<br />
• akzentuierte Persönlichkeitsstrukturen, z. B.<br />
narzisstische Vulnerabilität;<br />
• intergenerationale Scheidungstransmission.<br />
Die Autoren sehen interagieren<strong>de</strong> intrapsychische<br />
und interpersonale Faktoren in multiplen<br />
Kontexten. Auch sie gehen davon aus, dass dies<br />
Konsequenzen für die jeweils abzuleiten<strong>de</strong>n<br />
Interventionen habe.<br />
3. Die Situation <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
hoch strittiger Eltern<br />
Was hoch eskalierte Elternkonflikte bei Kin<strong>de</strong>rn<br />
auslösen, ist öffenlichkeitswirksam im<br />
Zusammenhang mit PAS (Parental Alienation<br />
Syndrome) diskutiert wor<strong>de</strong>n. Der Begriff wur<strong>de</strong><br />
etwa 1984 von <strong>de</strong>m amerikanischen Psychiater<br />
R. Gardner eingeführt. In Deutschland begann<br />
eine intensive und kritische Diskussion nach <strong>de</strong>r<br />
Veröffentlichung eines Aufsatzes von Kodjoe<br />
und Koeppel (1998).<br />
Nach Gardner ist das elterliche Entfremdungssyndrom<br />
eine Persönlichkeitsstörung, die<br />
hauptsächlich in Zusammenhang mit Konflikten<br />
<strong>de</strong>r Eltern auftritt. Sie resultiert aus programmieren<strong>de</strong>r<br />
(»gehirnwäscheartiger«) elterlicher<br />
Indoktrination und eigenen Beiträgen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
zur Verteufelung <strong>de</strong>s (an<strong>de</strong>ren) Elternteils.<br />
Häufig auftreten<strong>de</strong> Symptome sind nach Gardner<br />
unter an<strong>de</strong>rem<br />
• vage, absur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r leichtfertige Erklärungen<br />
für die Herabsetzung eines Elternteils,<br />
Seite 30
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
• Fehlen von Ambivalenz,<br />
• reflexartige Unterstützung <strong>de</strong>s entfrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Elternteils im elterlichen Konflikt,<br />
• Abwesenheit von Schuldgefühlen wegen<br />
Grausamkeiten und/o<strong>de</strong>r Ausbeutung eines<br />
entfrem<strong>de</strong>ten Elternteils,<br />
• die Gegenwart ausgeborgter Szenarien<br />
(Gardner, 1998).<br />
Die Beschreibung <strong>de</strong>r entfrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verhaltensmuster<br />
<strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>s auffälligen Verhaltens<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, wie sie bei Konzepten von<br />
PAS entwickelt wur<strong>de</strong>n, sind für das Verstehen<br />
von Interaktionen und Haltungen bei hoch eskalierten<br />
Elternkonflikten be<strong>de</strong>utsam und hilfreich.<br />
Das Konzept PAS insgesamt ist jedoch unter<br />
mehreren Aspekten mit Risiken verbun<strong>de</strong>n:<br />
• Es legt mitunter ein vereinfachtes Verständnis<br />
<strong>de</strong>r Interaktionen zwischen hoch strittigen<br />
Eltern sowie zwischen Kin<strong>de</strong>rn und Eltern<br />
nahe. Es besteht z.B. die Gefahr, dass in<br />
diesem Kontext mit <strong>de</strong>r Anschuldigung von<br />
Kin<strong>de</strong>smisshandlung und Kin<strong>de</strong>smissbrauch<br />
nicht genügend differenziert umgegangen<br />
wird.<br />
• Der Begriff an sich legt ein lineares Verständnis<br />
von Entfremdungsprozessen nahe. Das<br />
Geschehen ist in <strong>de</strong>r Regel jedoch komplex<br />
und macht eine explizit systemische Herangehensweise<br />
notwendig.<br />
• Das Konzept PAS fokussiert auf die Beziehung<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s zu <strong>de</strong>n Eltern. In gewisser<br />
Weise stellt es die Tria<strong>de</strong> Mutter – Vater –<br />
Kind mehr in <strong>de</strong>n Mittelpunkt als das Kind<br />
selbst, seine Situation und seine Befindlichkeit<br />
angesichts hochgradiger Elternkonflikte.<br />
Für die Beratungsarbeit <strong>de</strong>r Jugendhilfe sind vor<br />
allem Untersuchungen und Befun<strong>de</strong> von Be<strong>de</strong>utung,<br />
die sich auf das Kind selbst und die für<br />
das Kind selbst entstehen<strong>de</strong>n Folgen beziehen.<br />
Vor psychoanalytischem Hintergrund legte<br />
Figdor eine auf das Kind »und die psychischen<br />
Vorgänge, die das Scheidungsgeschehen ausmachen<br />
bzw. ihm folgen« (1991, S.28) bezogene<br />
Studie vor. Spätestens seit <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />
von Figdor (1991) wird <strong>de</strong>r Zusammenhang<br />
zwischen Elternkonflikten und psychotraumatologischen<br />
Folgen für die Kin<strong>de</strong>r thematisiert.<br />
Befriedigen<strong>de</strong> Antworten auf die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Fragen liegen allerdings nicht vor.<br />
Mit <strong>de</strong>n Langzeitfolgen von Trennung und Scheidung<br />
für Kin<strong>de</strong>r haben sich Wallerstein, Lewis<br />
und Blakeslee (2002) befasst. Sie zeichnen ein<br />
sehr negatives Bild <strong>de</strong>r Scheidungsfolgen. Das<br />
eigentliche Gewicht <strong>de</strong>r elterlichen Scheidung<br />
für Kin<strong>de</strong>r mache sich nicht in <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>r<br />
Kindheit bemerkbar, son<strong>de</strong>rn kulminiere im<br />
Erwachsenenleben. Das Fehlen einer guten<br />
(Beziehungs-)Vor<strong>lag</strong>e wirke sich negativ auf die<br />
Suche nach Liebe, Intimität und persönlicher<br />
Bindung aus. Angst veranlasse viele Scheidungskin<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>n falschen Partner zu wählen,<br />
bei Problemen zu rasch aufzugeben o<strong>de</strong>r sich<br />
überhaupt nicht auf eine Partnerbeziehung<br />
einzulassen.<br />
Hetherington (2003) hingegen führt aus, dass<br />
trotz möglicher kurzfristiger Folgen bei ca.<br />
75% aller Scheidungsfamilien die mittel- und<br />
langfristige Anpassung an die neue Situation<br />
gut gelinge. Scheidung könne vielen Frauen<br />
und beson<strong>de</strong>rs Mädchen die Chance zu einem<br />
bemerkenswerten persönlichen Wachstum<br />
eröffnen.<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Kölner Langzeitstudie<br />
(Schmidt-Denter, 2000) sind geeignet, die<br />
Scheidungsfolgen für Kin<strong>de</strong>r bei hoch strittigen<br />
Elternsystemen zu beleuchten. Mit Hilfe einer<br />
Clusteranalyse ermittelte <strong>de</strong>r Autor, dass sich<br />
bei einem Teil <strong>de</strong>r über einen Zeitraum von<br />
sechs Jahren beobachteten Scheidungskin<strong>de</strong>r<br />
das Ausmaß <strong>de</strong>r registrierten kindlichen Verhaltensauffälligkeiten<br />
auf einem sehr hohen Niveau<br />
bewegte. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei also um dauerhaft<br />
hoch belastete Kin<strong>de</strong>r. Eine Untersuchung<br />
<strong>de</strong>r sozialen Risiko- und Schutzfaktoren ergab,<br />
dass die weitaus meisten Zusammenhänge bei<br />
Merkmalen <strong>de</strong>r familiären Beziehungsgestaltung<br />
nach <strong>de</strong>r Trennung bzw. Scheidung gefun<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>n. »Diese Bedingungen mo<strong>de</strong>rieren somit<br />
sehr wesentlich Ausprägung und Verlauf<br />
kindlicher Verhaltensauffälligkeiten. Als soziale<br />
Risikofaktoren erwiesen sich insbeson<strong>de</strong>re<br />
eine negativ erlebte Beziehung zum getrennt<br />
leben<strong>de</strong>n Vater, ungelöste Partnerschafts- und<br />
Trennungsprobleme beziehungsweise eine<br />
misslungene Neu<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r Beziehung zwischen<br />
<strong>de</strong>n Eltern sowie ein sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
beziehungsweise verschlechtern<strong>de</strong>r elterlicher<br />
Erziehungsstil.« (S.22) Auch noch sechs Jahre<br />
nach <strong>de</strong>r elterlichen Trennung, so die Ergebnisse<br />
Seite 31
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
von Schmidt-Denter, bestimmt die Gestaltung<br />
<strong>de</strong>r elterlichen Beziehung maßgeblich das Kin<strong>de</strong>swohl.<br />
Hoch strittige Eltern sind also nicht<br />
nur selbst belastet; ihre Konflikte sind vor allem<br />
auch eine dauerhafte Belastung für die betroffenen<br />
Kin<strong>de</strong>r.<br />
4. Beratungsarbeit bei hoch eskalierten<br />
Elternkonflikten<br />
4.1 Stand <strong>de</strong>r Konzeptbildung<br />
Dietrich und Paul (in Vorbereitung) konstatieren,<br />
dass es in Deutschland bislang keine evaluierten<br />
Interventionskonzepte zum Umgang mit hoch<br />
strittigen Scheidungsfamilien gibt. Auf <strong>de</strong>r Basis<br />
einer Sichtung US-amerikanischer Ansätze<br />
berichten sie über spezielle Elternprogramme<br />
und Mediationsansätze, die für Hochkonfliktparteien<br />
entwickelt wur<strong>de</strong>n. Diese weisen einen<br />
höheren Anteil an Beratung, Information und<br />
Verhaltenstraining auf, um die psychischen und<br />
emotionalen Probleme anzugehen, die <strong>de</strong>n Partnern<br />
ein »Aufgeben« ihres Konfliktverhaltens<br />
unmöglich machen. Die betroffenen Eltern wer<strong>de</strong>n<br />
vom Gericht jeweils verpflichtet, das Training<br />
durchzuführen. Je nach Programm wer<strong>de</strong>n sehr<br />
unterschiedliche Strategien praktiziert, u.a.<br />
• Durchführung einer umfangreichen Diagnostik<br />
<strong>de</strong>r Eltern, die <strong>de</strong>r Vermittlung einer<br />
adäquaten Unterstützung dient;<br />
• Verän<strong>de</strong>rung verzerrter Überzeugungen <strong>de</strong>r<br />
Streitparteien;<br />
• Einsatz von Vi<strong>de</strong>oberichten älterer Kin<strong>de</strong>r,<br />
die schil<strong>de</strong>rn, wie sie solche Konflikte erlebt<br />
haben;<br />
• Vermittlung und Übung konstruktiver Verhandlungsstrategien;<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>r Kommunikation;<br />
• Hilfen beim Erkennen eigener und frem<strong>de</strong>r<br />
Interessen.<br />
Ein Überblick über spezifische Programme für<br />
hoch strittige Scheidungen fin<strong>de</strong>t sich bei Neff<br />
und Cooper (2004).<br />
Nach Johnston (2002) haben die Folgen einer<br />
Scheidung viel damit zu tun, wie die Trennung<br />
im Einzelnen verlaufen ist und welche<br />
Unterstützung o<strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung die oft leicht<br />
kränkbaren Scheidungsbetroffenen im Verlauf<br />
erfahren haben. In Zusammenfassung ihrer<br />
zwanzigjährigen Erfahrung in Forschung und<br />
praktischer Beratungsarbeit äußert die Autorin<br />
die Überzeugung, dass <strong>de</strong>r Wechsel von einem<br />
Konfliktmo<strong>de</strong>ll zu einem kooperativen Ansatz<br />
nicht nur in Familiensachen notwendig ist, son<strong>de</strong>rn<br />
auch einen Wechsel im Selbstverständnis<br />
<strong>de</strong>r beteiligten Professionen verlangt.<br />
In Deutschland stellten Fthenakis und Mitarbeiter<br />
zu Beginn <strong>de</strong>r 1990er-Jahre eine Liste<br />
spezialisierter Beratungseinrichtungen zum<br />
Thema Trennung und Scheidung zusammen,<br />
die 25 Adressen umfasste (Fthenakis, Niesel &<br />
Griebel, 1993). In je<strong>de</strong>m Fall arbeiteten diese<br />
Einrichtungen mit interdisziplinärer Orientierung.<br />
Wegweisend waren u.a. <strong>de</strong>r Münchner<br />
»Familiennotruf« und <strong>de</strong>r »<strong>Trialog</strong>« in Münster.<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstellen<br />
nahmen zunehmend scheidungsspezifische<br />
Angebote und Aspekte auf. Holzheuer, Le<strong>de</strong>rle<br />
und Rossberger (1990) stellten exemplarisch die<br />
Unterschie<strong>de</strong> einer Trennungs- und Scheidungsberatung<br />
im Vergleich zu einer herkömmlichen<br />
Beratung dar.<br />
Nachhaltige Impulse für die Trennungs- und<br />
Scheidungsberatung vermittelte die wissenschaftliche<br />
Jahrestagung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung 1991 in Mainz (Menne,<br />
Schilling & Weber, 1993). Sie stand unter <strong>de</strong>m<br />
Thema: »Trennung und Scheidung – Folgen und<br />
Hilfen für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche«.<br />
Nach Dietrich und Paul (in Vorbereitung) hat die<br />
Entwicklung von Mo<strong>de</strong>llen, die auf die Situation<br />
hoch strittiger Scheidungsfamilien abgestimmt<br />
sind, in Deutschland erst vor wenigen Jahren<br />
begonnen. Die bisher vorliegen<strong>de</strong>n Ansätze<br />
zum Umgang mit eskalierten Elternkonflikten<br />
beschreiben vor allem Konzepte zum begleiteten<br />
Umgang (Balloff & Gebert, 2003; Spindler, 2002)<br />
und Formen integrativer Beratung (Buchholz-<br />
Graf et al., 1998; Rudolf, 2003).<br />
Eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung<br />
hat sich in <strong>de</strong>r Zeit von 2002<br />
bis 2004 vor allem mit praxisbezogenen Fragen<br />
einer Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern<br />
nach Trennung und Scheidung auseinan<strong>de</strong>r<br />
gesetzt. Ausgangspunkt war <strong>de</strong>r Umstand, dass<br />
Familiengerichte und Jugendämter vermehrt<br />
hoch strittige Eltern in die Beratungsstellen vermittelten,<br />
dort aber kaum elaborierte Konzepte<br />
für <strong>de</strong>n Umgang mit diesem Klientel vor<strong>lag</strong>en.<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Ausführungen greifen wesent-<br />
Seite 32
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
liche Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe auf. Sie<br />
betonen somit Perspektiven, die sich aus <strong>de</strong>r<br />
Tätigkeit von Erziehungsberatungsstellen ergeben.<br />
Diese sind jedoch weitgehend übertragbar<br />
auf an<strong>de</strong>re beraten<strong>de</strong> Dienste im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Trennungs- und Scheidungsberatung. (Siehe<br />
dazu Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung,<br />
2005, Stellungnahme zur Beratung hoch strittiger<br />
Eltern.)<br />
4.2 Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Beratung hoch<br />
strittiger Eltern<br />
Nach Weber (1998, S. 167) hat sich in <strong>de</strong>n<br />
1970er-Jahren in <strong>de</strong>r Erziehungs-, Ehe-, Familien-<br />
und Lebensberatung mit <strong>de</strong>r Etablierung<br />
therapeutischer Metho<strong>de</strong>n ein weitgehend<br />
therapeutisches Selbstverständnis entwickelt.<br />
»Prägend für das Verständnis von Beratungsprozessen<br />
wur<strong>de</strong> die Auffassung, dass sie gera<strong>de</strong><br />
dann ein Weg für die Lösung von Problemen<br />
und Konflikten und zur Weiterentwicklung von<br />
Menschen und Formen <strong>de</strong>s menschlichen Zusammenlebens<br />
seien, wenn sie<br />
• frei von allen Interessen und Vorgaben Dritter<br />
sind,<br />
• in keinem Zusammenhang mit formalen<br />
Entscheidungen und hoheitlichen Machtverhältnissen<br />
stehen und<br />
• grundsätzlich als Prozesse mit offenem Ausgang<br />
begriffen wer<strong>de</strong>n.«<br />
Gemessen daran erweist sich Beratungsarbeit<br />
im Kontext hoch strittiger Eltern als grundsätzlich<br />
an<strong>de</strong>rsartig:<br />
• Die »Ratsuchen<strong>de</strong>n« sind häufig geschickt<br />
o<strong>de</strong>r ihnen ist nach §52 FGG mit <strong>de</strong>r Aussetzung<br />
<strong>de</strong>s Verfahrens eine Beratung nahe<br />
gelegt wor<strong>de</strong>n. Nicht wenige sehen sich zur<br />
Beratung genötigt. Auch wünschen sie nicht<br />
eigentlich einen Beratungsprozess, son<strong>de</strong>rn<br />
einen Verbün<strong>de</strong>ten für ihre Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Elternteil. In Bezug auf<br />
Beratungsprozess und Beratungssetting sind<br />
sie weitgehend fremdbestimmt.<br />
• Beratungsprozesse mit hoch strittigen Eltern<br />
stehen meist unter <strong>de</strong>m Vorzeichen, <strong>de</strong>m<br />
Recht <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s auf Umgang mit bei<strong>de</strong>n<br />
Elternteilen und <strong>de</strong>r Pflicht und <strong>de</strong>m Recht<br />
bei<strong>de</strong>r Eltern auf Umgang mit <strong>de</strong>m Kind Geltung<br />
zu verschaffen – oft gegen die Überzeugung<br />
<strong>de</strong>r Eltern, die meinen, <strong>de</strong>r Kontakt zum<br />
an<strong>de</strong>ren Elternteil sei für das Kind schädlich.<br />
• Die Überweisungskontexte wie die grundsätzliche<br />
Notwendigkeit <strong>de</strong>r Vernetzung<br />
(siehe 4.3) machen eine verbindliche Koordination<br />
mit <strong>de</strong>r Tätigkeit an<strong>de</strong>rer Scheidungsprofessionen<br />
notwendig. Beratungsarbeit bei<br />
hoch eskalierten Elternkonflikten be<strong>de</strong>utet<br />
Übernahme einer verlässlichen Rolle in<br />
einem sensibel vernetzten System.<br />
• Bei hoch strittigen Eltern besteht die Ten<strong>de</strong>nz<br />
zu emotionalen Polarisierungen. Die Dynamik<br />
<strong>de</strong>r elterlichen Konflikte macht auch vor <strong>de</strong>n<br />
Beratungsfachkräften nicht Halt. Sie wer<strong>de</strong>n<br />
in Frage gestellt, angefein<strong>de</strong>t und diffamiert.<br />
Beratungsinhalte wer<strong>de</strong>n in die Öffentlichkeit<br />
gebracht, verzerrt und instrumentalisiert. Der<br />
gewohnte Schutz für Beratungsprozesse geht<br />
verloren.<br />
• Aus <strong>de</strong>m Wissen um die Belastung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
bei eskalierten Elternkonflikten ergibt sich<br />
insbeson<strong>de</strong>re für die Beratungseinrichtungen<br />
<strong>de</strong>r Jugendhilfe ein zweiter Auftrag, nämlich<br />
nicht nur mit <strong>de</strong>n Eltern zu arbeiten, son<strong>de</strong>rn<br />
auch unmittelbar für das Wohl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
zu sorgen. Dies kann auch be<strong>de</strong>uten, im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Beratungsarbeit Maßnahmen<br />
zu implementieren, durch die die Kin<strong>de</strong>r unmittelbar<br />
geschützt und unterstützt wer<strong>de</strong>n<br />
(Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung,<br />
2005).<br />
Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern hat<br />
also nicht nur eigene Vorzeichen für die Beratungstätigkeit<br />
mit <strong>de</strong>n Eltern selbst (4.3). Sie<br />
ist mit zusätzlichen Leistungen und Aufgaben<br />
(Unterstützung und Beteiligung von Kin<strong>de</strong>rn, 4.4)<br />
verbun<strong>de</strong>n, erfor<strong>de</strong>rt neue Kooperationsformen<br />
(4.5) und beson<strong>de</strong>re Rahmenbedingungen (4.6).<br />
4.3 Beratung <strong>de</strong>r Eltern<br />
Der Anspruch »Eltern bleiben Eltern«, <strong>de</strong>r gemeinsame<br />
Elternschaft und Kooperation zum<br />
Wohl <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s meint und für die meisten<br />
Beratungsprozesse zielführend ist, liegt bei<br />
hoch strittigen Eltern oftmals weitab von <strong>de</strong>r<br />
Überzeugung und <strong>de</strong>n psychischen Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Betroffenen. Er kann bei <strong>de</strong>n um die<br />
Seite 33
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Kin<strong>de</strong>r kämpfen<strong>de</strong>n Vätern und Müttern massive<br />
Abwehr auslösen und sich als kontraproduktiv<br />
erweisen (Weber, 2002). Die Realisierung einer<br />
parallelen Elternschaft, bei <strong>de</strong>r Eltern sich<br />
ermöglichen, ihre Rolle als Vater und Mutter einzunehmen,<br />
erscheint im gegebenen Zusammenhang<br />
realitätsnäher und für die Beratungsarbeit<br />
(je<strong>de</strong>nfalls zunächst) perspektivisch sinnvoller.<br />
Wie Scheidungsmediation zielt Beratung hoch<br />
strittiger Eltern auf die Erarbeitung von Lösungsvorschlägen,<br />
die von allen Beteiligten akzeptiert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Doch liegt in <strong>de</strong>r Mediation die<br />
Verantwortung bei bei<strong>de</strong>n Parteien. »Sie sind<br />
es, die direkt miteinan<strong>de</strong>r verhan<strong>de</strong>ln sollen, ja<br />
müssen.« (Diez & Kra<strong>bb</strong>e, 1995, S.68) Da es bei<br />
eskalierten Elternkonflikten um die Kin<strong>de</strong>r und<br />
<strong>de</strong>ren Wohl geht, diese ihre eigenen Interessen<br />
jedoch in aller Regel nicht selbst vertreten<br />
und verhan<strong>de</strong>ln können, sind Konzepte und<br />
Techniken <strong>de</strong>r Mediation hilfreicher Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r Beratungsarbeit, jedoch keinesfalls ausreichend.<br />
In <strong>de</strong>r praktischen Arbeit mit hoch<br />
strittigen Eltern wer<strong>de</strong>n meist Vorgehensweisen<br />
und Techniken <strong>de</strong>r Mediation mit beraterischen,<br />
systemischen und lösungsorientierten Ansätzen<br />
verbun<strong>de</strong>n.<br />
Alberstötter (2004) geht davon aus, dass die<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Konfliktintensität <strong>de</strong>r Eltern eine<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r beraterischen Interventionen in<br />
Richtung bewusst wahrgenommener Kontrolle<br />
notwendig macht. Parallel zu seinem dreistufigen<br />
Eskalationsmo<strong>de</strong>ll stellt er die Frage, was<br />
auf <strong>de</strong>r jeweiligen Eskalationsstufe zu tun sei.<br />
Dabei benennt er:<br />
• Vertrag auf Gegenseitigkeit – »Gibst du mir,<br />
geb’ ich dir.«<br />
• Schlichtung – »Wenn zwei sich (endlos) streiten,<br />
machen Dritte einen Plan.«<br />
• Hilfe und Kontrolle – Formen <strong>de</strong>r Grenzsetzung<br />
(im begleiteten Umgang).<br />
Als Formen <strong>de</strong>r Grenzsetzung beschreibt er<br />
institutionelle Basis-Regeln, einzelfallbezogene<br />
Grenzsetzung durch Setting und Vertrag, situative<br />
Ad-hoc-Grenzsetzungen, Grenzsetzung<br />
in Kooperation und Zwangskontext (siehe dazu<br />
auch 4.5).<br />
4.4 Unterstützung und Beteiligung von<br />
Kin<strong>de</strong>rn<br />
Da eskalierte Elternkonflikte nach Trennung und<br />
Scheidung häufig eine lang andauern<strong>de</strong> Belastung<br />
für die Kin<strong>de</strong>r darstellen, ist es notwendig,<br />
dies im Rahmen <strong>de</strong>r Beratungsarbeit explizit in<br />
<strong>de</strong>n Blick zu nehmen.<br />
Kin<strong>de</strong>r sind nach einer Trennung <strong>de</strong>r Eltern<br />
von diesen emotional beson<strong>de</strong>res abhängig.<br />
Sind Vater und Mutter hoch strittig, so stellen<br />
Kin<strong>de</strong>r eigene Belange zurück und unterziehen<br />
sich höchsten Anpassungsleistungen, um <strong>de</strong>n<br />
Konflikt zu been<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zu begrenzen (Weber,<br />
2004). Die kindliche Bewältigungsstrategie, sich<br />
angesichts <strong>de</strong>r Unlösbarkeit <strong>de</strong>s Konfliktes auf<br />
die Seite eines Elternteiles zu sch<strong>lag</strong>en und<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Elternteil, seine Welt sowie die<br />
Beziehung zu ihm nicht mehr wahrzunehmen,<br />
schafft aktuelle Entlastung, ist unter entwicklungspsychologischen<br />
Vorzeichen jedoch be<strong>de</strong>nklich.<br />
Damit Kin<strong>de</strong>r in solchen Situationen<br />
in gesun<strong>de</strong>r Weise entlastet wer<strong>de</strong>n und sich<br />
gegenüber Vereinnahmungsten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r<br />
streiten<strong>de</strong>n Eltern abgrenzen können, sind sie<br />
auf die Unterstützung Dritter angewiesen. Eine<br />
solche Unterstützung gehört zur Beratungsarbeit<br />
mit Eltern bei hoch eskalierten Konflikten.<br />
Artikel 12 <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rrechtskonvention <strong>de</strong>r Vereinten<br />
Nationen formuliert Beteiligungsrechte<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, die in §17 SGB VIII Berücksichtigung<br />
gefun<strong>de</strong>n haben. Danach ist das Kind in<br />
angemessener Weise bei <strong>de</strong>r Entwicklung von<br />
Konzepten für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen<br />
Sorge zu beteiligen. Doch muss in Anbetracht<br />
<strong>de</strong>r angesprochenen psychischen Situation <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>s davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass es<br />
eine autonome und nicht unter <strong>de</strong>r Regie <strong>de</strong>r eigenen<br />
Ängste stehen<strong>de</strong> Haltung bei eskalierten<br />
Elternkonflikten nicht gibt. Die in einer solchen<br />
Situation notwendige Unterstützung von Kin<strong>de</strong>rn<br />
ist <strong>de</strong>shalb in vielen Fällen auch Voraussetzung<br />
dafür, dass das Kind seine eigenen Interessen<br />
klären und <strong>de</strong>n Mut haben kann, sie zu äußern.<br />
Insofern ist sie auch Voraussetzung für die Realisierung<br />
<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Charta <strong>de</strong>r Vereinten Nationen<br />
und im KindRG formulierten Beteilungsrechte<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s. Unterstützung und Beteiligung wird<br />
in Abhängigkeit vom Alter und <strong>de</strong>r Situation <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>s gewährleistet u.a. durch<br />
Seite 34
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
• kindbezogene diagnostische Metho<strong>de</strong>n und<br />
Erarbeitung <strong>de</strong>r Ergebnisse mit <strong>de</strong>n Eltern;<br />
• Gruppeninterventionsprogramme für Scheidungskin<strong>de</strong>r<br />
(s.u.a. Fthenakis et al., 1995);<br />
• Beteiligung und Unterstützung von Kin<strong>de</strong>rn<br />
in Orientierung an spieltherapeutischen<br />
Konzepten;<br />
• Veranlassung von Verfahrenspflege (Peters<br />
& Schimke, 1999) o<strong>de</strong>r Durchführung von<br />
an <strong>de</strong>r Verfahrenspflege orientierten Maßnahmen.<br />
4.5 Kooperation<br />
Die herkömmliche familiengerichtliche Verfahrensweise<br />
be<strong>de</strong>utet, dass das Gericht anstelle<br />
<strong>de</strong>r streiten<strong>de</strong>n Eltern entschei<strong>de</strong>t und damit ein<br />
Konzept für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen<br />
Sorge und <strong>de</strong>s Umgangs vorgibt. In diesem<br />
System spielen die im gerichtlichen Verfahren<br />
beteiligten Professionen und Institutionen die<br />
Rolle von Entscheidungshelfern <strong>de</strong>s Gerichts.<br />
Ein solches Vorgehen entspricht jedoch nicht<br />
<strong>de</strong>m Grundgedanken <strong>de</strong>r Kindschaftsrechtsreform,<br />
<strong>de</strong>n Eltern die Verantwortung für das<br />
Wohl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r auch nach einer Trennung zu<br />
übertragen. Auch verschärft es eher Konflikte,<br />
als dass es Einvernehmlichkeit zum Wohle <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r schafft (s.Abschnitt 1). Im Rahmen neuer<br />
Konzepte zum Umgang mit Familienkonflikten<br />
verfolgen alle beteiligten Professionen das Ziel,<br />
<strong>de</strong>n elterlichen Konflikt zu lösen. Die Entwicklung<br />
eines einvernehmlichen Konzeptes wird<br />
zu einem interdisziplinären Projekt, in <strong>de</strong>m das<br />
Familiengericht die an<strong>de</strong>ren Professionen ins<br />
Spiel bringt und ihnen Raum gibt, ihre jeweiligen<br />
Kompetenzen zur Konfliktlösung einzubringen.<br />
Übernimmt in einem so verstan<strong>de</strong>nen Verfahren<br />
eine Beratungsstelle (vorübergehend) die<br />
Zuständigkeit für einen Fall, so hat sie die doppelte<br />
Aufgabe, »Kin<strong>de</strong>rn, Vätern und Müttern in<br />
einer sehr angespannten psychischen Situation<br />
die Bearbeitung intimer persönlicher Themen<br />
in einem geschützten Raum zu ermöglichen,<br />
und an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>nnoch eine für die an<strong>de</strong>ren<br />
Scheidungsprofessionen transparente und verlässliche<br />
Rolle einzunehmen« (Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung, 2005, S. 7).<br />
Doch ist Kooperation nicht nur wegen <strong>de</strong>r jeweils<br />
gegebenen Überweisungskontexte unerlässlich.<br />
Hoch strittige Eltern suchen die Fachkräfte<br />
<strong>de</strong>r beteiligten Scheidungsprofessionen zu<br />
Verbün<strong>de</strong>ten zu machen, o<strong>de</strong>r, wenn sie <strong>de</strong>ren<br />
Verhalten als nicht ihren Interessen und<br />
Überzeugungen entsprechend erleben, sie zu<br />
bekämpfen und gegeneinan<strong>de</strong>r zu instrumentalisieren.<br />
Ihre Konfliktdynamik inszeniert einen<br />
vielschichtigen Prozess, in <strong>de</strong>n viele Personen<br />
und Institutionen eingebun<strong>de</strong>n sind. Ohne koordinierte<br />
Regel- und Grenzsetzungen durch die<br />
beteiligten Scheidungsprofessionen ist ein therapeutisches<br />
Einwirken auf das Familiensystem<br />
nicht möglich (Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung,<br />
2005). Um mit ihren spezifischen<br />
Kompetenzen wirksam sein zu können, ist also<br />
Beratung auf eine verlässliche Arbeitsweise <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>ren Professionen angewiesen.<br />
Ein <strong>de</strong>rmaßen vernetztes Arbeiten <strong>de</strong>r Professionen<br />
setzt gemeinsame Zielvereinbarungen<br />
voraus. Bei hoch strittigen Eltern geht es dabei<br />
wesentlich um das Bemühen, <strong>de</strong>m Kind die Beziehung<br />
zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen zu erhalten und<br />
ihm dabei eine so weit wie möglich konfliktfreie<br />
Situation zu schaffen. An vielen Orten wur<strong>de</strong>n<br />
interdisziplinäre Arbeitskreise gegrün<strong>de</strong>t, die<br />
unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r regionalen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
Konzepte für die Umsetzung solcher<br />
Ziele entwickeln.<br />
4.6 Neue Rahmenbedingungen<br />
Die aufgezeigten Überweisungskontexte, die<br />
Notwendigkeit einer Arbeit im Netzwerk und die<br />
Dynamik <strong>de</strong>r Konflikte machen es erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
für die Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern<br />
neue Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />
4.6.1 Zwangskontext<br />
Insbeson<strong>de</strong>re für Erziehungsberatungsstellen<br />
gilt, dass Anmeldungen häufig in einem gewissen<br />
Zwangkontext stehen: wenn Schulen,<br />
Kin<strong>de</strong>rtagesstätten o<strong>de</strong>r Ärzte eine Empfehlung<br />
zur Erziehungsberatung aussprechen, so setzen<br />
sie damit von außen einen gewissen Druck.<br />
In <strong>de</strong>n meisten Fällen allerdings wird in Anbetracht<br />
<strong>de</strong>r Akzeptanz dieser Institutionen und<br />
ihrer Ziele eine solche Empfehlung akzeptiert.<br />
Dadurch entsteht eine eigene Motivation. Bei<br />
hoch strittigen Eltern dagegen stellt eine »Verweisung«<br />
an die Beratungsdienste häufig eine<br />
im Grun<strong>de</strong> nicht akzeptierte Vorgabe dar, <strong>de</strong>r<br />
die betroffenen Väter und Mütter <strong>de</strong>shalb folgen,<br />
weil sonst unerwünschte Entscheidungen <strong>de</strong>s<br />
Gerichts – o<strong>de</strong>r auch unerwünschte Statements<br />
Seite 35
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
<strong>de</strong>s Jugendamtes – folgen. Im Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren<br />
Verweisungskontexten ist also bei hoch<br />
eskalierten Elternkonflikten ein höheres Maß an<br />
Fremdbestimmung gegeben.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis lösen hoch strittige Eltern <strong>de</strong>nn<br />
auch häufig Versprechen, die sie z.B. bei einer<br />
beim Gericht getroffenen Vereinbarung gegeben<br />
haben, nicht ein (z.B. eine umgehen<strong>de</strong> Anmeldung<br />
bei einem Beratungsdienst). Es liegt dann<br />
bei <strong>de</strong>r Beratungsstelle, durch geeignete Formen<br />
<strong>de</strong>r Kooperation mit <strong>de</strong>m Gericht <strong>de</strong>nnoch Voraussetzungen<br />
für einen Beratungsprozess zu<br />
schaffen und die »Überwiesenen« dafür zu gewinnen<br />
(siehe dazu Buchholz-Graf et al., 1998).<br />
4.6.2 Gerichtsnahe Beratung<br />
Im gegebenen Zusammenhang haben sich<br />
verschie<strong>de</strong>ne Formen gerichtsnaher Beratung<br />
entwickelt. Insbeson<strong>de</strong>re die Mo<strong>de</strong>lle Regensburg<br />
(Vergho & Lossen, 1993) und Cochem<br />
(Rudolf, 2003) sind in diesem Zusammenhang<br />
bekannt gewor<strong>de</strong>n. Dabei geht es vor allem<br />
darum, die vom Gericht nahe gelegte Beratung<br />
(o<strong>de</strong>r die beim Gericht getroffene Vereinbarung,<br />
eine Beratung in Anspruch zu nehmen)<br />
schnell einzuleiten. Dies geschieht, in<strong>de</strong>m ein<br />
Beratungsraum im Gerichtsgebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r eine<br />
nahe gelegene Beratungsstelle unmittelbar nach<br />
<strong>de</strong>m Gerichtstermin aufgesucht und dort eine<br />
terminliche Vereinbarung getroffen wird. Die Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s Beratungsprozesses erfolgt dann in<br />
Verantwortung <strong>de</strong>r Beratungseinrichtung, doch<br />
vor <strong>de</strong>m Hintergrund, dass das Familiengericht<br />
<strong>de</strong>n Beratungsprozess zur Entwicklung eines<br />
einvernehmlichen Konzepts will.<br />
Eine noch weitergehen<strong>de</strong>, bisher nicht evaluierte<br />
Variante gerichtsnaher Beratung besteht<br />
darin, dass Mitarbeiter einer Beratungsstelle<br />
am Gerichtstermin teilnehmen. Dabei wird von<br />
allen beteiligten Institutionen die Ausrichtung<br />
auf das Kin<strong>de</strong>swohl betont, und es wird gemeinsam<br />
ein Konzept für <strong>de</strong>n weiteren Umgang<br />
mit <strong>de</strong>r Konfliktsituation entwickelt. Eltern und<br />
gegebenenfalls anwesen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r lernen dabei<br />
die Mitarbeiter/-innen <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />
kennen. Die Spielregeln und Perspektiven <strong>de</strong>r<br />
Beratungsarbeit wer<strong>de</strong>n beim Gerichtstermin<br />
ver<strong>de</strong>utlicht, Termine können unmittelbar vereinbart<br />
wer<strong>de</strong>n (Konzept Arbeitskreis Neuwied).<br />
4.6.3 Vertrauensschutz<br />
Kooperation mit an<strong>de</strong>ren Einrichtungen und <strong>de</strong>r<br />
Schutz <strong>de</strong>r Vertrauensbeziehung zu Klienten<br />
stehen in einem Spannungsverhältnis. Während<br />
Informationen an die an<strong>de</strong>ren Verfahrensbeteiligten<br />
über <strong>de</strong>n Gang <strong>de</strong>s Verfahrens unerlässlich<br />
sind, ist es jedoch bei hoch strittigen Eltern<br />
auch unerlässlich, mit Inhalten <strong>de</strong>r Beratungsgespräche<br />
vertraulich umzugehen. Fin<strong>de</strong>t also ein<br />
Beratungsprozess in einem Überweisungskontext<br />
statt, so muss dieser Kontext thematisiert,<br />
die dabei gelten<strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>r Fallübergabe<br />
müssen von Anfang an transparent sein.<br />
4.6.4 Deckung<br />
Alberstötter (in Vorbereitung) zeigt auf, dass<br />
ein Setzen von Grenzen und die Kontrolle über<br />
<strong>de</strong>ren Einhaltung eine Deckung durch das relevante<br />
Umfeld notwendig macht. Dabei könne<br />
Deckung nicht als kritikloser Schutz um je<strong>de</strong>n<br />
Preis verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n; sie bedürfe einer<br />
Gegenleistung, nämlich <strong>de</strong>r Transparenz. Als<br />
institutionelle Ebenen <strong>de</strong>r Deckung benennt er<br />
persönliche und fachliche Deckung durch das<br />
Team und Deckung durch <strong>de</strong>n Träger o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Dienstvorgesetzten. Alberstötter macht auch<br />
darauf aufmerksam, dass bei hoch eskalierten<br />
Elternkonflikten alle Mitarbeiter/-innen <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />
– auch die Verwaltungskräfte – sonst<br />
ungewohnten Verführungen, Anfeindungen und<br />
Verunglimpfungen ausgesetzt sein können. Es<br />
entstehen verstärkter Stress und hohe Belastungen<br />
für die involvierten Mitarbeiter/-innen,<br />
somit auch die Notwendigkeit intensiver Vorsorge<br />
für <strong>de</strong>ren Psychohygiene.<br />
Übernahmegespräche und -vereinbarungen, erhöhter<br />
Koordinations- und Vermittlungsaufwand<br />
und die Notwendigkeit einer sorgfältigen Dokumentation<br />
machen auch auf organisatorischer<br />
Ebene gegenüber an<strong>de</strong>ren Beratungsfällen<br />
einen ungleich höheren Verwaltungsaufwand<br />
notwendig.<br />
5. Abschließen<strong>de</strong> Anmerkungen<br />
Je<strong>de</strong>r Beratungsinhalt ist mit einer spezifischen<br />
Dynamik, spezifischen Kontexten und<br />
Implikationen verbun<strong>de</strong>n. Haben Themen und<br />
Probleme Konzepte erfor<strong>de</strong>rt, die <strong>de</strong>m unter<br />
4.1 angesprochenen Selbstverständnis nicht<br />
entsprechen, so wur<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r Vergan-<br />
Seite 36
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
genheit von Erziehungs-, Ehe-, Familien- und<br />
Lebensberatungsstellen oft nicht aufgenommen.<br />
(Für <strong>de</strong>n Umgang mit Themen wie Gewalt und<br />
Kin<strong>de</strong>rschutz wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb vielerorts eigene<br />
Einrichtungen geschaffen.)<br />
Die Praxis zeigt nun, dass die Thematik »Hoch<br />
eskalierte Elternkonflikte« offen unaufhaltsam<br />
auf Erziehungsberatungsstellen »zurollt«; wohl<br />
auch <strong>de</strong>shalb, weil die in <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />
Familienberatung gegebene Zusammenarbeit<br />
von Fachkräften verschie<strong>de</strong>ner Fachrichtungen<br />
und die damit vorhan<strong>de</strong>nen Kompetenzen gute<br />
Voraussetzungen für die Arbeit mit hoch strittigen<br />
Eltern und ihren Kin<strong>de</strong>rn bieten. Doch<br />
verlangt diese Arbeit <strong>de</strong>finitiv an<strong>de</strong>re Arbeitskonzepte<br />
und ein in vielen Bereichen verän<strong>de</strong>rtes<br />
Selbstverständnis.<br />
Alberstötter (in Vorbereitung) folgert, die Arbeit<br />
mit hoch strittigen Fällen wer<strong>de</strong> so zu einer<br />
»Chance <strong>de</strong>r institutionellen Erziehungsberatung,<br />
sich im Hinblick auf diese beson<strong>de</strong>re<br />
Problemstellung (und an<strong>de</strong>re aktuelle Herausfor<strong>de</strong>rungen)<br />
nach Innen und Außen neu zu<br />
erfin<strong>de</strong>n«.<br />
Literatur<br />
Alberstötter, U. (2004). Professionelles Han<strong>de</strong>ln zwischen<br />
Hilfe und Kontrolle im Kontext <strong>de</strong>s begleiteten<br />
Umgangs. In: Hundsalz, A. & Menne, K. (Hrsg.).<br />
Jahrbuch <strong>de</strong>r Erziehungsberatung. Bd.5, Weinheim:<br />
Juventa, S.139–156<br />
Alberstötter, U. (in Vorbereitung). Berater als Akteure<br />
im ungeschützten Konfliktfeld? Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
die Institution Erziehungsberatung in <strong>de</strong>r Arbeit mit<br />
hoch strittigen Eltern. In: Weber, M. & Schilling, H.<br />
(Hrsg.). Eskalierte Elternkonflikte. Beratungsarbeit<br />
bei Hochstrittigkeit. München: Juventa<br />
Balloff, R. & Gebert, I. (2003). Umgang und Begleiteter<br />
Umgang – o<strong>de</strong>r: Wie helfe ich <strong>de</strong>m Kind nach<br />
Elterntrennungen? Praxis <strong>de</strong>r Rechtspsychologie 13<br />
(1), S.107–121<br />
Buchholz-Graf, W., Caspary, C., Keimele<strong>de</strong>r, L. &<br />
Straus, F. (1998). Familienberatung bei Trennung<br />
und Scheidung. Eine Studie über Erfolg und Nutzen<br />
gerichtsnaher Hilfen. Freiburg i.Br.: Lambertus<br />
Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung (2005).<br />
Zur Beratung hoch strittiger Eltern. Informationen<br />
für Erziehungsberatungsstellen 1/05<br />
Coester, M. (1991). Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendhilfegesetzes (KJHG) für das Familienrecht.<br />
FamRZ 3, S.253–263<br />
Dietrich, P.S. & Paul, S. (in Vorbereitung a). Hoch<br />
strittige Elternsysteme im Kontext Trennung und<br />
Scheidung. Differentielle Merkmale und Erklärungsansätze.<br />
In: Weber, M. & Schilling, H. (Hrsg.).<br />
Eskalierte Elternkonflikte. Beratungsarbeit bei Hochstrittigkeit.<br />
München: Juventa<br />
Dietrich, P.S. & Paul, S. (in Vorbereitung b). Interventionsansätze<br />
bei hoch eskalierten Trennungskonflikten.<br />
In: Weber, M. & Schilling, H. (Hrsg.). Eskalierte<br />
Elternkonflikte. Beratungsarbeit bei Hochstrittigkeit.<br />
München: Juventa<br />
Dietz, H. & Kra<strong>bb</strong>e, H. (1995): Indikation und Grenzfälle<br />
<strong>de</strong>r Scheidungsmediation. In: Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung (Hrsg.). Scheidungsmediation.<br />
Möglichkeiten und Grenzen. Münster: Votum,<br />
S.118–123<br />
Figdor, H. (1991). Kin<strong>de</strong>r aus geschie<strong>de</strong>nen Ehen:<br />
Zwischen Trauma und Hoffnung. Mainz: Grünewald<br />
Fthenakis, W., Niesel, R. & Griebel, W. (1993). Scheidung<br />
als Reorganisationsprozess. Interventionsansätze<br />
für Kin<strong>de</strong>r und Eltern. In: Menne, K., Schilling,<br />
H. & Weber, M. (Hrsg.). Kin<strong>de</strong>r im Scheidungskonflikt:<br />
Beratung von Kin<strong>de</strong>rn und Eltern bei Trennung und<br />
Scheidung. Weinheim: Juventa, S.261–289<br />
Gardner, R.A. (1998). The Parental Alienation Syndrome.<br />
A Gui<strong>de</strong> for Mental Health and Legal Professionals.<br />
(2.Auf<strong>lag</strong>e) New Jersey: Creskill<br />
Glasl, F. (1994). Konfliktmanagement. Stuttgart:<br />
Ver<strong>lag</strong> Freies Geistesleben<br />
Hetherington, E.M. & Kelly, J. (2003). Scheidung. Die<br />
Perspektiven <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Weinheim: Beltz<br />
Holzheuer, K., Le<strong>de</strong>rle, O. & Rossberger, H. (1990).<br />
Erfahrungen zur Trennungs- und Scheidungsberatung.<br />
Was unterschei<strong>de</strong>t Trennungs- und Scheidungsberatung<br />
von herkömmlicher Beratung? Informationen<br />
für Erziehungsberatungsstellen 1, S.10–17<br />
Johnston, J.R. (2002). Mo<strong>de</strong>lle fachübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Familiengericht in hochkonflikthaften<br />
Scheidungsfällen. Das Jugendamt 9,<br />
S.378–386<br />
Johnston, J.R. & Campell, L. (1988). Impasses of Divorce:<br />
The dynamics and resolution of family conflict.<br />
New York: Free Press<br />
Jopt, U. (1998). Jugendhilfe und Trennungsberatung.<br />
Zentralblatt für Jugendrecht 7/8, S.286–297<br />
Kodjoe, U. & Koeppel, P. (1998). The Parental Alienation<br />
Syndrome (PAS). Der Amtsvormund 1, S.9–32<br />
LBS-Initiative Junge Familie, Fthenakis, W., Chow,<br />
S. & Gemar, K. (Hrsg.) (1995). Gruppeninterventionsprogramm<br />
für Kin<strong>de</strong>r mit getrennt leben<strong>de</strong>n<br />
Seite 37
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
o<strong>de</strong>r geschie<strong>de</strong>nen Eltern. TSK – Trennungs- und<br />
Scheidungskin<strong>de</strong>r. Weinheim: Beltz<br />
Menne, K., Schilling, H. & Weber, M. (Hrsg.) (1993).<br />
Kin<strong>de</strong>r im Scheidungskonflikt. Beratung von Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Eltern bei Trennung und Scheidung. Weinheim:<br />
Juventa<br />
Napp-Peters, A. (1985). Ein-Elternteil-Familien.<br />
Weinheim: Juventa<br />
Neff, R., Cooper, K. (2004). Parental conflict resolution.<br />
Six-, Twelve-, and Fifteen-Month Follow-ups<br />
of a High-Conflict Program. Family Court Review 42<br />
(1), S.99–114<br />
Peters, J. & Schimke, H.J. (1999). Die Verfahrenspflegschaft<br />
nach §50 FGG – erste Erfahrungen und<br />
Konsequenzen. Kind-Prax 5, S.143–148<br />
Proksch, R. (2003). Ergebnisse <strong>de</strong>r Begleitforschung<br />
zur Kindschaftsrechtsreform. KindPrax 1, S.3–11<br />
Rudolf, J. (2003). Konfliktlösung durch Vernetzung.<br />
Kurze Chronologie einer gelungenen interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit: Der Arbeitskreis Trennung/<br />
Scheidung Cochem-Zell. In: Weber, M., Eggemann-<br />
Dann, H.W. & Schilling, H. (Hrsg.). Beratung bei<br />
Konflikten. Wirksame Interventionen in Familie und<br />
Jugendhilfe. Weinheim: Juventa<br />
Schmidt-Denter, U. (2000). Folgen von Trennung und<br />
Scheidung aus kindzentrierter Perspektive. In: Verein<br />
für Kommunalwissenschaften (Hrsg.). Die Reform<br />
<strong>de</strong>s Kindschaftsrechts – eine Reform für Kin<strong>de</strong>r?<br />
http://www.vfk.<strong>de</strong>/agfj/veranstaltungen/2000-05-12-<br />
dokumentation.pdf, S.15–30<br />
Spindler, M. (2002). Gerichtsnahe Beratung bei<br />
Trennung und Scheidung. O<strong>de</strong>r: Psychologische<br />
Beratung »Wenn nichts mehr geht«? Kind-Prax 3,<br />
S.80–88<br />
Vergho, C. & Lossen, H. (1993). Familienberatung<br />
bei Trennung und Scheidung im Amtsgericht: Das<br />
Regensburger Mo<strong>de</strong>ll. Praxis <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rpsychologie<br />
und Kin<strong>de</strong>rpsychiatrie 42, S.345–348<br />
Wallerstein, J., Lewis, J. & Blakeslee, S. (2002).<br />
Scheidungsfolgen – Die Kin<strong>de</strong>r tragen die Last. Eine<br />
Langzeitstudie über 25 Jahre. Münster: Votum<br />
Weber, M. (1998). Das neue Kindschaftsrecht – Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
für Beratungsstellen. Jugendhilfe 3<br />
Weber, M. (2002). Eltern bleiben Eltern!? – o<strong>de</strong>r:<br />
Warum eine gute I<strong>de</strong>e manchmal scheitern muss.<br />
Kind-Prax 4, S.120–125<br />
Weber, M. (2004). Beteiligung von Kin<strong>de</strong>rn bei<br />
Beratung in Fragen <strong>de</strong>r Trennung und Scheidung.<br />
Kind-Prax 2, S.48–53<br />
Seite 38
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Jörg Fichtner<br />
Brauchen Kin<strong>de</strong>r „bei<strong>de</strong> Eltern“ o<strong>de</strong>r<br />
„erstmal Ruhe“? -<br />
Hochkonfliktfamilien und FGG-Reform<br />
Fraglos ist die nun rechtskräftig Reform <strong>de</strong>s<br />
familiengerichtlichen Verfahrens insbeson<strong>de</strong>re<br />
vom Impetus getragen, die für betroffene Familienmitglie<strong>de</strong>r<br />
und beteiligte Fachkräfte häufig<br />
unbe-friedigend verlaufen<strong>de</strong>n gerichtlichen<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung um Aufenthalt und Kontaktregelungen<br />
für die Kin<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r elterlichen<br />
Trennung zu verbessern und damit die teilweise<br />
erheblichen Beeinträchtigungen für die Kin<strong>de</strong>r<br />
im Zentrum dieser Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen zu<br />
verringern. Insbeson<strong>de</strong>re wird dabei auf die in<br />
<strong>de</strong>r angloamerikanischen Literatur schon seit<br />
Jahren beschriebenen und inzwischen auch in<br />
Deutschland zunehmend relevanten Gruppe <strong>de</strong>r<br />
Hochkonflikt-Paare gezielt, <strong>de</strong>nen es auch nach<br />
vielfältigen und lange dauern<strong>de</strong>n Interventionen<br />
durch Beartungsangebote und Gerichte nicht<br />
gelingt, stabile Lösungen dieser Fragen zu fin<strong>de</strong>n<br />
(vgl. Kelly 2003). Stilbil<strong>de</strong>nd für die Reform<br />
waren allerdings weniger Erfahrungen aus <strong>de</strong>m<br />
fernen englischsprachigen Ausland, als vielmehr<br />
die Aktivitäten einiger engagierter Fachkräfte<br />
aus <strong>de</strong>m Moselstädtchens Cochem. Deren<br />
Bemühungen um eine Beschleunigung <strong>de</strong>s Verfahrens<br />
und <strong>de</strong>ren nachdrückliches Hinwirken<br />
auf elterliche Einigung soll dazu beitragen, eine<br />
aufkommen<strong>de</strong> Konflikteskalation zu verhin<strong>de</strong>rn<br />
und damit auch <strong>de</strong>n A<strong>bb</strong>ruch <strong>de</strong>r Kontakte<br />
zwischen Kin<strong>de</strong>rn und getrennt leben<strong>de</strong>n Elternteil.<br />
Während dieses Vorgehend bereits vor<br />
<strong>de</strong>r Reform in unter-schiedlichen Städten eine<br />
Reihe von Nachahmungen und Adaptationen<br />
gefun<strong>de</strong>n hat, ist die vorliegen<strong>de</strong> Datenbasis<br />
zu <strong>de</strong>n erzielten Effekten <strong>de</strong>s „Cochemer Mo<strong>de</strong>lls“<br />
nicht ganz ein<strong>de</strong>utig (vgl. Fichtner 2006).<br />
Insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>m Blickwinkel hochstrittiger<br />
Eltern und ihrer Kin<strong>de</strong>r lohnt daher ein Blick auf<br />
die nun vorliegen<strong>de</strong> Gesetzesreform, die ohnehin<br />
eine Reihe weiterer relevanter Regelungen<br />
enthält, die für dieses Gruppe von Be<strong>de</strong>utung<br />
sein dürften.<br />
Als Kernanliegen <strong>de</strong>r FGG-Reform, zu <strong>de</strong>r inzwischen<br />
von zahlreichen gesellschaftlichen<br />
Gruppierungen Kommentierungen vorliegen,<br />
sind – gera<strong>de</strong> im Hinblick auf Hochkonflikt-Paare<br />
insbeson<strong>de</strong>re zu nennen (vgl. hierzu auch Ohlemann<br />
2006; Meyer-Seitz et al. 2008):<br />
• Die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gerichtlichen und außergerichtlichen<br />
Streitschlichtung,<br />
• eine effizientere Gestaltung <strong>de</strong>r Durchsetzung<br />
von Entscheidungen zum Sorgerecht,<br />
zur Herausgabe und zu Umgangsregelungen,<br />
• eine Verstärkung <strong>de</strong>r Beteiligungs- und<br />
Mitwirkungsrechte betroffener Kin<strong>de</strong>r durch<br />
Präzisierung <strong>de</strong>r Funktionen <strong>de</strong>s Verfahrensbeistands<br />
(früher: Verfahrenspfleger)<br />
• und schließlich und insbeson<strong>de</strong>re die Beschleunigung<br />
von Verfahren über das Umgangs-<br />
und Sorgerecht durch Einführung<br />
von Elementen <strong>de</strong>s sog. Cochemer Mo<strong>de</strong>lls.<br />
Nicht unmittelbar im FamFG geregelt, aber mit<br />
<strong>de</strong>ssen Einführung im § 1684 BGB verän<strong>de</strong>rt,<br />
wird zusätzlich eine Präzisierung und Aufwertung<br />
<strong>de</strong>r Umgangspflegschaft.<br />
Einigung und Vermittlung<br />
Die in §§ 156 und 165 FamFG gefasste Intention<br />
einer stärkeren Hinwirkung <strong>de</strong>s Familiengerichts<br />
auf Einvernehmen <strong>de</strong>r Parteien und auf<br />
Initiative eines Vermittlungsverfahren ist fraglos<br />
zu begrüßen. Nicht selten stellen gera<strong>de</strong> die familiengerichtlichen<br />
Verfahren bei hochstreitigen<br />
Eltern die Bühne zur unproduktiven Austragung<br />
<strong>de</strong>r Konflikte und führen zu einer weiteren Verhärtung<br />
<strong>de</strong>r Fronten. Allerdings ist auch davon<br />
auszugehen, dass eine substantielle Gruppe<br />
streitiger Eltern eine Entscheidung ihrer Fragen<br />
durch das Gericht möchte, nicht bereit zu<br />
gemeinsamen Elterngesprächen ist, und durch<br />
Eigenverantwortung und Kooperation mit <strong>de</strong>m<br />
ehemaligen Partner auch überfor<strong>de</strong>rt wäre. In<br />
diesen Fällen kann eine gerichtliche Entscheidung<br />
durchaus auch eine Entlastung darstellen,<br />
auch wenn diese ggf. nicht an<strong>de</strong>rs ausfällt, als<br />
wenn eine elterliche Einigung möglich gewesen<br />
wäre. Darüber hinaus ist zu be<strong>de</strong>nken, dass<br />
neben einer grundsätzlich zu begrüßen<strong>de</strong>n elterlichen<br />
Einigung auch Fallkonstellationen möglich<br />
sind, in <strong>de</strong>nen eine fundierte Entscheidung <strong>de</strong>s<br />
Gerichts über die anstehen<strong>de</strong>n Fragen höhere<br />
Gewähr einer Orientierung am Kin<strong>de</strong>swohl be-<br />
Seite 39
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
inhaltet, als <strong>de</strong>r elterliche Kompromiss, <strong>de</strong>r ja<br />
gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r belasten<strong>de</strong>n Trennungssituation<br />
durch viele weitere Motive und Überlegungen<br />
geprägt sein kann. Beispielhaft sei hier etwa auf<br />
eine Aufteilung von Geschwistern auf die Eltern<br />
o<strong>de</strong>r eines schematischen Wechselmo<strong>de</strong>lls<br />
verwiesen.<br />
Durchsetzung von Entscheidungen<br />
In <strong>de</strong>n §§ 89 / 90 FamFG wer<strong>de</strong>n von Ordnungsmittel<br />
bis hin zum ummittelbarer Zwang Sanktionen<br />
geregelt, falls die getroffenen gerichtlichen<br />
Vereinbarungen gera<strong>de</strong> bei Umgangsregelungen<br />
von einem Elternteil nicht eingehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong>de</strong>r Praxis streitiger Umgangsregelung<br />
sind je<strong>de</strong>r beteiligten Fachkraft Fälle bekannt, in<br />
<strong>de</strong>nen Umgangsregelungen, die nach allen verfügbaren<br />
Informationen die kin<strong>de</strong>swohldienlichste<br />
dieses Mittel von <strong>de</strong>n betroffenen Richtern und<br />
Richterinnen selbst skeptisch gesehen. In einer<br />
bun<strong>de</strong>sweiten Erhebung an Familiengerichten<br />
durch das Staatsinstitut für Frühpädagogik in<br />
München im Jahre 2001 (vgl. Fichtner & Fthenakis<br />
2002; Fichtner 2008) zeigten sich die<br />
Befragten wenig überzeugt von <strong>de</strong>r Anwendung<br />
von Sanktionen, wenn Umgangsregelungen<br />
durch einen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Elternteile nicht eingehalten<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
Hintergrund dieser Skepsis mag die Einschätzung<br />
sein, dass in verschie<strong>de</strong>nen Fallkonstellationen<br />
eine Zunahme <strong>de</strong>s rechtlichen Zwanges<br />
o<strong>de</strong>r gar die Anwendung von Sanktionen eher<br />
konfliktverschärfend wirkt und damit zusätzlich<br />
belastend auf die betroffenen Kin<strong>de</strong>r wirken<br />
könnte.<br />
Ergebnisse einer bun<strong>de</strong>sweiten Befragung von FamilienrichterInnen: Studie <strong>de</strong>s IFP (Fichtner 2008)<br />
Lösung darstellen, gleichwohl von einem<br />
Elternteil nicht befolgt wer<strong>de</strong>n. Selbst in <strong>de</strong>r<br />
Beratungsliteratur wird inzwischen davon ausgegangen,<br />
dass für hochstrittige Eltern neben<br />
unterstützen<strong>de</strong>n Maßnahmen <strong>de</strong>r Beratung<br />
auch klare Strukturierungen und verbindliche<br />
Vorgaben sinnvoll sind. Insofern ist ein verstärktes<br />
Hinwirken auf die Einhaltung gefun<strong>de</strong>ner<br />
Regelungen fraglos zu begrüßen. Allerdings wird<br />
Verfahrensbeistandschaft<br />
Mit <strong>de</strong>m §158 FamFG einher geht eine Aufwertung<br />
<strong>de</strong>r Funktion <strong>de</strong>s ehemaligen Verfahrenspflegers<br />
bzw. jetzigen Verfahrensbeistands.<br />
Damit verbun<strong>de</strong>n ist die positiv zu bewerten<strong>de</strong><br />
Absicht, <strong>de</strong>m Kind eine eigene Vertretung seiner<br />
Interessen im Verfahren zu zusichern, da insbeson<strong>de</strong>re<br />
diese elterliche Funktion aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Seite 40
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Hochstrittigkeit von <strong>de</strong>n Eltern häufig nicht mehr<br />
hinreichend zu gewährleisten ist. Als kritisch ist<br />
hierbei allerdings zweierlei zu bewerten: Zum<br />
einen sind gera<strong>de</strong> Hochkonfliktkonstellationen<br />
durch die Einbindung zahlreicher und teilweise<br />
in die Konfliktkonstellationen involvierten Fachkräfte<br />
gekennzeichnet, von <strong>de</strong>nen ein Teil dann<br />
eher konfliktför<strong>de</strong>rnd wirkt (vgl. Alberstötter<br />
2006, bke 2005). Auch sind Konstellationen<br />
<strong>de</strong>nkbar und in Einzelfällen auch bislang schon<br />
eingetreten, in <strong>de</strong>nen die Kin<strong>de</strong>r durch Jugendamt,<br />
Gutachterin Umgangspflegerin und<br />
Verfahrenspflegerin zu ihrer Situation befragt<br />
wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> das hilfreiche Intervenieren in<br />
einem durch hohe Konflikte und viele Beteiligten<br />
geprägten Spannungsfeld erfor<strong>de</strong>rt hohe<br />
fachliche Kompetenzen und eine klare Definition<br />
bzw. Abgrenzung <strong>de</strong>r einzelnen Rollen. Bei<strong>de</strong>s<br />
ist aus Sicht <strong>de</strong>r Hochkonfliktforschung im<br />
Falle <strong>de</strong>r Verfahrensbeistand we<strong>de</strong>r durch das<br />
Gesetz noch durch die Berufsgruppe selbst in<br />
<strong>de</strong>r wünschenswerten Klarheit gewährleistet. Im<br />
Zweifelsfall scheinen daher die durch entsprechen<strong>de</strong><br />
fachliche Standards und Ausbildungen<br />
geprägten Rollen <strong>de</strong>s Jugendamtes und <strong>de</strong>r<br />
GutachterInnen eine Orientierung am Kin<strong>de</strong>swohl<br />
und das Einbringen <strong>de</strong>s Best Interests <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r in das Verfahren kaum weniger geeignet,<br />
als die erst in <strong>de</strong>r Konturierung und fachlichen<br />
Standardisierung begriffene Gruppe <strong>de</strong>r Verfahrenspfleger.<br />
Wünschenswert wäre zweitens eine besser verständliche<br />
Regelung <strong>de</strong>r Verfahrensbeistandschaft<br />
im Hinblick auf eine mögliche elterliche<br />
Einigung, da gera<strong>de</strong> hier in <strong>de</strong>r bisherigen<br />
Praxis Rollenkonflikte zu beobachten waren<br />
zwischen einer Vertretung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>sinteressen<br />
und <strong>de</strong>m selbstständigen Hinwirken <strong>de</strong>r<br />
VerfahrenspflegerInnen auf eine elterliche<br />
Einigung, bei <strong>de</strong>r nicht selbstverständlich <strong>de</strong>r<br />
subjektive Kin<strong>de</strong>swillen im Vor<strong>de</strong>rgrund steht.<br />
Die im Gesetz gebrauchte Formulierung vom<br />
„Mitwirken“ mag zwar juristisch ein<strong>de</strong>utig eine<br />
eigene Initiative ausschließen – die nach <strong>de</strong>r Gesetzesvor<strong>lag</strong>e<br />
vielmehr seitens <strong>de</strong>r Gerichte <strong>de</strong>n<br />
Sachverständigen im Sinne eines „Hinwirken“<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n soll - in <strong>de</strong>r Praxis könnte<br />
dies aber Anlass zu Missverständnissen geben<br />
(vgl. Stözel <strong>2009</strong>).<br />
Relevant erscheint dieser Aspekt vor allem vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund einer intensiven Diskussion<br />
<strong>de</strong>r Fachwissenschaften um das komplexe<br />
Verhältnis von Kin<strong>de</strong>swillen und Kin<strong>de</strong>swohl<br />
(z.B. Dettenborn 2002), etwa bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r<br />
Kontaktverweigerung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Wird hierbei<br />
etwa <strong>de</strong>m differenzierten Vorsch<strong>lag</strong> von Kelly<br />
und Johnston (z.B. Johnston 2007) gefolgt, wie<br />
auf einem Kontinuum von Beziehungsformen<br />
Elternabweisung zu erklären ist, wird gleichzeitig<br />
<strong>de</strong>r fachliche Anspruch an Diagnostik und<br />
Exploration <strong>de</strong>utlich, <strong>de</strong>r unabdingbare Vorrausetzung<br />
dafür ist, <strong>de</strong>n subjektiven Kin<strong>de</strong>swillen<br />
in das richtige Verhältnis zu seinem objektiven<br />
Wohl zu setzen.<br />
Kontinuum <strong>de</strong>r Beziehungen zu <strong>de</strong>n Elternteilen nach Kelly und Johnsen<br />
Seite 41
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Beschleunigung von Verfahren<br />
Zentraler Bestandteil <strong>de</strong>r Novellierung stellt fraglos<br />
<strong>de</strong>r § 155 FamFG und damit die intendierte<br />
Beschleunigung von kindschaftsrechtlichen<br />
Verfahren dar, <strong>de</strong>r allerdings zunächst vor allem<br />
auf die eine frühe Terminierung <strong>de</strong>r ersten mündlichen<br />
Anhörung vier Wochen nach Antragsstellung<br />
gerichtet ist und explizit auch formuliert,<br />
das Ausnahmen vom Beschleunigungsgebot ein<br />
Einzelfällen notwendig und sinnvoll sein können.<br />
Verzögerungen bis zu einer abschließen<strong>de</strong>n<br />
Reglung unvermeidlich sind.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>s dargestellten Kontinuums<br />
<strong>de</strong>r Kontaktwünsche <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r könnte ein solches<br />
auch für mögliche elterliche Einigungen<br />
bzw. bestehen<strong>de</strong>n Dissens formuliert wer<strong>de</strong>n:<br />
Hiernach wären dann als Grün<strong>de</strong> dafür, dass<br />
Eltern keine tragfähige Lösungen fin<strong>de</strong>n, an<br />
durchaus unterschiedliche Konstellationen mit<br />
unterschiedlichem Bedarf an Maßnahmen zu<br />
Bei durchschnittlichen Verfahrensdauern in Sorge-<br />
und Umgangsverfahren von circa 7 Monaten<br />
im Jahr 2005 (vgl. Statistisches Bun<strong>de</strong>samt o.<br />
Jg.) dürfe diese Maßnahme vor allem auf das<br />
Fünftel <strong>de</strong>r gerichtsanhängigen Verfahren zielen,<br />
in <strong>de</strong>nen auch nach einem Jahr noch keine<br />
Regelung getroffen wur<strong>de</strong>. Diese Gruppe dürfte<br />
zu einem großen Teil durch Hochkonfliktfamilien<br />
geprägt sein.<br />
Allerdings wird – gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hintergrund einer<br />
angestrebten elterlichen Einigung – weiterhin<br />
auch eine Gruppe von Fällen bestehen bleiben,<br />
bei <strong>de</strong>nen eine gründliche Situationsabklärung<br />
und Streitschlichtung zwischen <strong>de</strong>n Eltern notwendig<br />
ist und dadurch entsprechen<strong>de</strong> zeitliche<br />
<strong>de</strong>nken: Neben einem „pathologischen Streitverhalten“<br />
wäre auch an subjektive und ggf. auszuräumen<strong>de</strong><br />
Befürchtungen eines Elternteils, aber<br />
auch an objektive Gefährdungen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s zu<br />
<strong>de</strong>nken, die gewissenhaft differentialdiagnostisch<br />
abgeklärt wer<strong>de</strong>n müssen und sich einer<br />
raschen gerichtlichen Regelung entziehen (vgl.<br />
Salzgeber & Fichtner <strong>2009</strong>).<br />
Seite 42
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Kontinuum <strong>de</strong>r elterlichen Einigung bzw. <strong>de</strong>s elterlichen Dissens<br />
Während zunächst das Anliegen, Eskalation von<br />
Konflikten und möglicherweise Trennungen von<br />
Elternteilen und ihren Kin<strong>de</strong>rn im Rahmen lange<br />
dauern<strong>de</strong>r Gerichtsverfahren zu verhin<strong>de</strong>rn, unmittelbar<br />
einleuchtend ist und gera<strong>de</strong> in Fällen<br />
von Hochstreitigkeit fortdauern<strong>de</strong> juristische<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung tatsächlich zur Verfestigung<br />
<strong>de</strong>s Konfliktes häufig beizutragen scheinen,<br />
sind die wissenschaftlichen Befun<strong>de</strong> zum<br />
Nutzen und zu Chancen schneller Interventionen<br />
nicht einheitlich. Tatsächlich lassen sich generell<br />
mit Abstand zum Trennungszeitpunkt auch in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Bereichen das Anwachsen von<br />
Ressourcen und <strong>de</strong>r Rückgang von zeitweiligen<br />
Einschränkungen beobachten: So konnte in einer<br />
<strong>de</strong>utschen Studie ein <strong>de</strong>utlicher Rückgang<br />
<strong>de</strong>r negativen Emotionen und Streitthemen<br />
zwischen Ex-Partnern aufgezeigt wer<strong>de</strong>n (Winkelmann<br />
2005), auch in us-amerikanischen Untersuchungen<br />
wur<strong>de</strong> ein solcher Rückgang <strong>de</strong>s<br />
elterlichen Konfliktniveaus nachgewiesen (z.B.<br />
Masheter 1991). Ebenfalls zwei neuere Studien<br />
in Deutschland zeigen auch, dass bei Frauen<br />
unmittelbar nach <strong>de</strong>r Trennung zunächst eine<br />
Neuorientierungsphase durchlaufen wer<strong>de</strong>n<br />
muss (Gladziejewski, 2003) und ebenfalls bei<br />
Vätern zeigten sich die größten Belastung relativ<br />
zeitnah zum Trennungszeitpunkt (Pagels 2002).<br />
Hiernach wäre zu vermuten, dass die Fähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Eltern zu einer Kooperation im Sinne <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>swohls zeitliche nahe an die Trennung<br />
stärker eingeschränkt ist als mit einem etwas<br />
größeren zeitlichen Abstand. Aber auch bei<br />
Kin<strong>de</strong>rn zeigt sich – zumin<strong>de</strong>st bei <strong>de</strong>n meisten<br />
Scheidungsverläufen – Verbesserungen mit<br />
Abstand zur Trennung: Symptombelastung von<br />
Kin<strong>de</strong>rn nahmen in einer Deutschen Längsschnittstudie<br />
mit <strong>de</strong>r Zeit erkennbar ab, drei Jahre<br />
nach <strong>de</strong>r Trennung in <strong>de</strong>n meisten Gruppen<br />
kein signifikanter Unterschied mehr zur Normpopulation<br />
(Schmidt-Denter & Beelmann 1995).<br />
In einer großen Metaanalyse us-amerikanischer<br />
Studien konnte nachgewiesen wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r<br />
Zusammenhang zwischen elterlichem Konflikt<br />
und <strong>de</strong>r Anpassung <strong>de</strong>r betroffenen Kin<strong>de</strong>r<br />
nimmt mit Zeitdauer seit Elterntrennung abnimmt<br />
(Buehler et al. 1997).<br />
Umgekehrt lassen sich durchaus auch zahlreiche<br />
Hinweise auf die schädliche Wirkung von<br />
fortdauern<strong>de</strong>n Elternkonflikten fin<strong>de</strong>n: So konnte<br />
Radovanovic (1993) einen Zusammenhang<br />
zwischen Andauer elterlicher Konflikte und <strong>de</strong>r<br />
Abnahme <strong>de</strong>r soziale Kompetenz <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
nachweisen, auch Walper (2006) berichtete<br />
davon, dass fortgesetzte elterliche Konflikte<br />
Erziehungsleistung von Eltern unterminieren.<br />
Deutsche Studien zum Umgang zeigen, dass<br />
Umgangsbeglei-tungen erfolgreicher verlaufen,<br />
wenn ein davor liegen<strong>de</strong>r Kontakta<strong>bb</strong>ruch möglichst<br />
kurz andauerte (Stephan & Wolf 2002),<br />
generell erhöht die Dauer <strong>de</strong>r Unterbrechung<br />
<strong>de</strong>s Umgangs - auch wenn sie von vornherein<br />
zeitlich befristet war - die Wahrscheinlichkeit<br />
eines dauerhaften Kontaktsa<strong>bb</strong>ruchs (Karle &<br />
Klosinski 2000). Von reduzierter Kontakthäufigkeit<br />
in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Andauerns elterlicher<br />
Konflikte nach <strong>de</strong>r Trennung berichten auch<br />
an<strong>de</strong>re Studien (z.B. Hartl 2002 und Walper &<br />
Wendt 2005).<br />
Die heterogenen Befun<strong>de</strong> sprechen gegen eine<br />
mechanische Handhabung <strong>de</strong>s Beschleunigungsgebotes<br />
gera<strong>de</strong> im Hinblick auf die<br />
Seite 43
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Lösung bzw. das zu erzielen<strong>de</strong><br />
Einver-nehmen zwischen <strong>de</strong>n Eltern; und für<br />
das im Gesetz ausdrücklich formulierte Regel-<br />
Ausnahme-Verhältnis und <strong>de</strong>ssen fallspezifische<br />
Anwendung gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Hochkonfliktfamilien.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re dürften dabei abzuwägen<br />
sein zwischen <strong>de</strong>r Gefahr einer dauerhaften<br />
Verschlechterung <strong>de</strong>s Kontaktes zwischen<br />
Kin<strong>de</strong>rn und getrennt leben<strong>de</strong>m Elterteil auf <strong>de</strong>r<br />
einen und <strong>de</strong>n im Regelfall zunehmen<strong>de</strong>n Ressourcen<br />
<strong>de</strong>r Eltern für tragfähige, kooperative<br />
Lösungen auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren. Häufig wird in diesen<br />
Fällen angezeigt sein, in einer möglichst raschen<br />
Intervention vorläufige Regelungen zu treffen<br />
und damit Kontaktunterbrechungen aber auch<br />
weitere Eskalationen zu verhin<strong>de</strong>rn, und dann<br />
längerfristig mit <strong>de</strong>n Eltern auf konsensuellere<br />
Lösungen hinzuarbeiten.<br />
Umgangspflegschaft<br />
Mit <strong>de</strong>r Reform <strong>de</strong>r FamFG wird auch eine Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s § 1684 BGB <strong>de</strong>rgestalt einhergehen,<br />
dass die Rolle <strong>de</strong>r Umgangspflegschaft in<br />
streitigen Umgangsfällen explizit beschrieben<br />
wird. Gera<strong>de</strong> für Fachkräfte, die sich mit <strong>de</strong>r<br />
us-amerikanischen Praxis beschäftigen könnten<br />
damit Assoziationen in Richtung eines „Parent<br />
Coordinator“ geweckt wer<strong>de</strong>n, da <strong>de</strong>n UmgangspflegerInnen<br />
eben auch Entscheidungsbefugnisse<br />
durch eine Teilübertragung <strong>de</strong>r elterlichen<br />
Sorge eingeräumt wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong>de</strong>n US liegen inzwischen einige Befun<strong>de</strong><br />
vor, die auf die hilfreiche Wirkung solcher<br />
Parenting Coordination verweisen: Durch sie<br />
können familiengerichtliche Verfahren reduziert<br />
wer<strong>de</strong>n, ein angemessenes Fallmanagement –<br />
das auch kontrollieren<strong>de</strong> und strukturieren<strong>de</strong><br />
Elemente enthält – erhöht die Erziehungsfunktionen<br />
selbst in Familien mit mangeln<strong>de</strong>n<br />
Erziehungskompetenzen, Psychopathologien<br />
und vereinnahmen<strong>de</strong>n Beziehungen (z.B.<br />
Coates et al. 2004; Baris et al. 2001). Allerdings<br />
wird die Funktion <strong>de</strong>r Umgangspflegschaft erheblich<br />
eingeschränkter ausfallen als die <strong>de</strong>s<br />
Parenting Coordinators und zu einem solchen<br />
Fallmanagement gar nicht berufen sein, son<strong>de</strong>rn<br />
lediglich einer Ersetzung <strong>de</strong>r Umgangsentscheidung<br />
<strong>de</strong>s „umgangsver-weigern<strong>de</strong>n“ Elternteils<br />
dienen. Die zentrale Aufgabe <strong>de</strong>s Parenting<br />
Coordinator, die Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern bei<br />
<strong>de</strong>r Konfliktbewältigung, bei außergerichtlichen<br />
Einigungen und dabei, die Bedürfnisse ihrer<br />
Kin<strong>de</strong>r zu erkennen (Stahl 1995), sowie die<br />
Koordination <strong>de</strong>r beteiligten Professionen im<br />
Sinne eines Fallmanagement (Baris et al. 2001)<br />
bleibt in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Rechtssprechung weiter<br />
vakant, obgleich gera<strong>de</strong> für Hochkonfliktfamilien<br />
die Rolle einer dauerhaft und schnell verfügbaren<br />
Entscheidungsinstanz mit koordinativen<br />
und kooperationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>m Auftrag dringend<br />
geboten scheint.<br />
Schlussfolgerung<br />
Mit <strong>de</strong>r Reform <strong>de</strong>s Kindschaftsrechts von 1998<br />
und <strong>de</strong>r FFG-Reform durch das FamFG von<br />
<strong>2009</strong> fan<strong>de</strong>n zweifellos notwendige Anpassungen<br />
juristischer Regelungen an verän<strong>de</strong>rte<br />
gesellschaftliche Entwicklungen im Bereich<br />
Familie statt. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht<br />
bemerkenswert ist dabei, dass mit <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />
gesellschaftlichen Deinstitutionalisierung<br />
<strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r Bedarf für <strong>de</strong>ren rechtliche<br />
Regelung zu steigen scheint, das „Doing Family”<br />
(vgl. Schier & Jurczyk 2007) insbeson<strong>de</strong>re bei<br />
<strong>de</strong>n „post divorce families“ vermehrt auf institutionelle<br />
Ersatzpraktiken angewiesen erscheint.<br />
Mit bei<strong>de</strong>n Reformen wird fraglos auch verän<strong>de</strong>rten<br />
gesellschaftlichen Vorstellungen Rechnung<br />
getragen: nämlich, dass im Falle <strong>de</strong>r hochstreitigen<br />
Trennungen das Familienrecht gera<strong>de</strong><br />
nicht die Bühne bieten soll für unproduktive Aufarbeitungen<br />
<strong>de</strong>r eigenen Trennung, son<strong>de</strong>rn im<br />
Sinne <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls hinwirken auf möglichst<br />
schnelle, möglichst konsensuelle Lösungen.<br />
Dass damit im Familienrecht eine Abkehr von<br />
möglichst konfrontativen Prozess-Strategien zur<br />
Durchsetzung von Einzelinteressen, die nicht<br />
selten diese Konflikte noch weiter verschärfen,<br />
einhergehen soll, ist aus psychosozialer Sicht<br />
insbeson<strong>de</strong>re im Hinblick auf die betroffenen<br />
Kin<strong>de</strong>r nur zu begrüßen. Ohnehin scheint<br />
sich aus dieser Sicht das familiengerichtliche<br />
Verfahren durch die stärkere Einbindung von<br />
psychosozialen Fachpersonen, durch Hinwirken<br />
auf Kooperation und durch Initiierung konkreter<br />
erziehungsberaterischer Maßnahmen wie <strong>de</strong>m<br />
begleiteten Umgang verstärkt aus <strong>de</strong>m Kontext<br />
formaler Rechtssprechung heraus in Richtung<br />
psychosozialer Intervention zu bewegen.<br />
Zu vermuten ist, dass - ähnlich wie bei <strong>de</strong>r<br />
Seite 44
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Kindschaftsrechtsreform – weniger die Regelungen<br />
im einzelnen, son<strong>de</strong>rn zentrale Punkte<br />
<strong>de</strong>r Reform das breite Rechtsbewusstsein insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Betroffenen zukünftig prägen<br />
wer<strong>de</strong>n: War es 1998 die Feststellung, dass <strong>de</strong>r<br />
Umgang <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s zu bei<strong>de</strong>n Elternteilen <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>swohl dient, so wird es jetzt sein, dass ein<br />
schnelles einvernehmliches Verfahren diesem<br />
Wohl zuträglich ist. Ähnlich wie wir inzwischen<br />
für <strong>de</strong>n postulierten Regelzusammenhang zwischen<br />
Aufrechterhaltung von Kontakten und<br />
Kin<strong>de</strong>swohl infolge von Ergebnissen sozialwissenschaftlicher<br />
Forschung auch gewichtige<br />
Ausnahmen formulieren müssen (z.B. Kindler<br />
2006), dürfte auch für das Beschleunigungsund<br />
Einigungsgebot eine solche fallspezifische<br />
Sicht notwendig wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> für die Hochkonfliktfamilien<br />
dürfte die vermeintlich schnellste<br />
Lösung nicht immer die beste sein. Damit sind<br />
die im Gesetzt expliziten angesprochenen Ausnahmen<br />
vom Beschleunigungsgebot dringend<br />
erfor<strong>de</strong>rlich und zu begrüßen. Wie sehr solche<br />
Differenzierungen dann auch in <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>s Gesetzes Nie<strong>de</strong>rsch<strong>lag</strong> fin<strong>de</strong>n,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
Außer<strong>de</strong>m sollte – trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergrund <strong>de</strong>r Annäherung von Familienrecht<br />
an psychosoziale Intervention – <strong>de</strong>r profun<strong>de</strong><br />
Graben zwischen juristischer Regelung und<br />
Interventionswissen nicht unterschätzt wer<strong>de</strong>n,<br />
ebenso wenig wie die enormen fachlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an die beteiligten Professionen, die im<br />
Gesetzt erheblich aufgewertet wer<strong>de</strong>n. Deshalb<br />
sollten die fachlichen Standards insbeson<strong>de</strong>re<br />
für Verfahrensbeistän<strong>de</strong> und Umgangspfleger<br />
<strong>de</strong>m hohen, an sie gerichteten gesetzlichen<br />
Anspruch, weiter angepasst wer<strong>de</strong>n. Auch die<br />
Überlegung im Hinblick eine verlässlichere<br />
Durchsetzung von kin<strong>de</strong>swohldienlichen Kontakten<br />
erscheint zunächst aus Praxissicht für<br />
eine kleine, aber be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Gruppe von<br />
strittigen Eltern sinnvoll. Allerdings könnte sich<br />
herausstellen, dass <strong>de</strong>r Weg über eine stärker in<br />
<strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>r Familien eingebun<strong>de</strong>ne Fachkraft<br />
mit psychosozialem Hintergrund – vergleichbar<br />
<strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Parenting Coordinator – mit<br />
gleichzeitig beraterischen Kapazitäten für die<br />
Schaffung von Verlässlichkeit im Sinne <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>s langfristig produktiver ist.<br />
Und schließlich muss die gesetzlich nun aufgewertete<br />
Beratungsarbeit auch entsprechend<br />
weiterentwickelt wer<strong>de</strong>. Die insbeson<strong>de</strong>re im<br />
§163 betonte Verweisung solcher strittiger Eltern<br />
an Beratung ist mit einem or<strong>de</strong>ntlichen Optimismus<br />
<strong>de</strong>s Gesetzgebers zu <strong>de</strong>ren Arbeitserfolgen<br />
gefüttert. Dass solche – im Wortsinne – anspruchsvollen<br />
Aufgaben nicht im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Jugendhilferoutine nebenher miterledigt wer<strong>de</strong>n<br />
können, und dass auch – spätestens durch die<br />
Macht <strong>de</strong>r faktischen Nachfrage mittlerweile –<br />
auf Scheidungs- und Trennungsfamilien spezialisierte<br />
Anbieter <strong>de</strong>r Erziehungsberatung und<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung zwar intensiv,<br />
aber gleichwohl noch nicht abschließend auf<br />
<strong>de</strong>r Suche nach wirkungsvollen Interventionsformen<br />
sind (vgl. Fichtner 2006), dürfte sich herum<br />
gesprochen haben. Was genau die fachlichen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an eine solche Beratung von<br />
Hochkonfliktfamilien sind, und wie diese jenseits<br />
bestehen<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mediation<br />
und beraterischer Intervention tatsächlich zu<br />
tragfähigem Einvernehmen zu bringen sind,<br />
ist schon weniger Allgemeingut. Damit Kin<strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong> Eltern in kin<strong>de</strong>swohldienlicher Ruhe „haben“<br />
können, dürfte <strong>de</strong>r Faktor Zeit gera<strong>de</strong> für<br />
Hochkonfliktfamilien zumin<strong>de</strong>st an zwei Stellen<br />
noch notwendig sein: Zum einen beim Fin<strong>de</strong>n<br />
von tragfähigen Lösungen im Einzelfall, wobei<br />
die Zeit hier durchaus ja ab einer schnellen ersten<br />
Intervention läuft. Und zum an<strong>de</strong>ren bei <strong>de</strong>r<br />
Weiterentwicklung und Weitervermittlung von<br />
effektiven Beratungs- und Interventionsformen.<br />
Nur mit Tempo und Druck auf Einigung und<br />
ohne Handwerkszeug wird es gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n<br />
hochstrittigen Familien kaum gehen.<br />
Die Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung bezeichnete das neue<br />
Familienrecht als ein „Gesetz wie Weihnachten“.<br />
Allerdings ist aus gleicher regionaler Herkunft<br />
auch die Frage sprichwörtlich gewor<strong>de</strong>n,<br />
ob <strong>de</strong>nn heute schon Weihnachten sei. Die<br />
Antwort im Hinblick auf Beratungsformen für<br />
Hochkonfliktfamilien muss lei<strong>de</strong>r heißen, „Nein,<br />
heute noch nicht“. Aber auch für solche Entwicklungen<br />
sollte spätestens durch das FamFG <strong>de</strong>r<br />
Startschuss gegeben wor<strong>de</strong>n sein.<br />
Literatur<br />
Alberstötter, U. (2006). Kooperation als Haltung und<br />
Strategie bei hoch strittigen Elternkonflikten. In: M.<br />
Weber & H. Schilling (Hrsg.), Eskalierte Elternkonflikte.<br />
Beratungsarbeit im Interesse <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s bei<br />
hoch strittigen Trennungen. Weinheim: Juventa,<br />
177-198.<br />
Seite 45
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Baris, M. A., Coates, C. A., Duvall, B. B., Garrity, C.<br />
B., Johnson, E. T. & LaCrosse, E. R. (2001). Working<br />
with high-conflict families of divorce. A gui<strong>de</strong> for<br />
professionals. New Jersey: Aronson.<br />
Buehler, C., Anthony, C., Krishnakamur, A., Stone,<br />
G., Gerard, J. & Pemberton, S. (1997). Interparental<br />
conflict and youth problem behaviors: A metaanalysis.<br />
Journal of Child and Family Studies, 6 (2),<br />
233-247.<br />
Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung (2005).<br />
Zur Beratung hochstrittiger Eltern. Stellungnahme<br />
<strong>de</strong>r bke. Fürth: bke.<br />
Coates, C. A., Deutsch, R., Starnes, H., Sullivan,<br />
M. J. & Sydlik, B. (2004). Parenting coordination for<br />
high-conflict families. Family Court Review, 42 (2),<br />
246-262.<br />
Dettenborn, H. (2002) Kin<strong>de</strong>swohl und Kin<strong>de</strong>swille:<br />
Psychologische und rechtliche Aspekte. München:<br />
Reinhardt.<br />
Fichtner J. & Fthenakis W.E. (2002). Der begleitete<br />
Umgang gemäß § 1684 IV BGB: Wie wirken<br />
mitwirkungsbereite Dritte mit? Ergebnisse einer<br />
bun<strong>de</strong>sweiten Richterbefragung zur Kooperation<br />
zwischen Familiengerichten, Jugendämtern und<br />
Maßnahmeanbietern beim begleiteten Umgang.<br />
Familie Part-nerschaft Recht, 6, 231-236.<br />
Fichtner, J. (2006): Konzeptionen und Erfahrungen<br />
zur Intervention bei hochkonflikthaften Trennungsund<br />
Scheidungsprozessen – Exemplarische Praxisprojekte.<br />
München: DJI.<br />
Fichtner, J. (2008). Evaluation und Qualitätssicherung<br />
im begleiteten Umgang. In W. E. Fthenakis (Ed.),<br />
Begleiteter Umgang von Kin<strong>de</strong>rn: Ein Handbuch für<br />
die Praxis (pp. 510-553). München: Beck.<br />
Gladziejewski, N. (2003). Entwicklungswege von<br />
Frauen in Partnerschaft und Liebe. Eine empirische<br />
Studie auf <strong>de</strong>r Basis von persönlichen Gesprächen.<br />
Universität Hamburg. Elektronisch veröffentlichte<br />
Dissertation.<br />
Hartl, A. (2002). Die Beziehung <strong>de</strong>s Stiefkin<strong>de</strong>s zu<br />
seinem außerhalb leben<strong>de</strong>n Elternteil. In W. Bien,<br />
A. Hartl, and M. Teubner (Hrsg.), Stieffamilien in<br />
Deutschland: Eltern und Kin<strong>de</strong>r zwischen Normalität<br />
und Konflikt (S. 177-200). Opla<strong>de</strong>n: Leske + Budrich.<br />
Johnson, J. R. (2007). Entfrem<strong>de</strong>te Scheidungskin<strong>de</strong>r?<br />
Neuere Forschungsergebnisse und Lösungsansätze.<br />
Kindschaftsrecht und Jugendhilfe,<br />
6, 218-224.<br />
Karle, M. & Klosinski, G. (2000). Ausschluss <strong>de</strong>s<br />
Umgangs - und was dann? Zentralblatt für Jugendrecht,<br />
87 (9), 343–347.<br />
Kelly, J. B. (2003). Parents with enduring child disputes:<br />
focused interventions with parents in enduring<br />
disputes. Journal of Family Studies, 9 (1), 51-62.<br />
Kindler, H. (2006). Welcher Zusammenhang besteht<br />
zwischen <strong>de</strong>r Entfreudung von einem Elternteil und<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn? In: H. Kindler, S. Lillig,<br />
H. Blüml, T. Meyen und A. Werner (Hrsg). Handbuch<br />
Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung nach 1666 BGB und Allgemeiner<br />
Sozialer Dienst (ASD). München: DJI.<br />
Masheter, C. (1991). Postdivorce relationships<br />
between exspouses: The roles of attachment and<br />
inter-personal conflict. Journal of Marriage and the<br />
Family, 53, 103-110.<br />
Meyer-Seitz, C., Frantzioch, P. & Ziegler, R (2008).<br />
Die FGG-Reform: Das neue Verfahrensrecht. Köln:<br />
Bun<strong>de</strong>sanzeiger-Ver<strong>lag</strong>.<br />
Ohlemann, L. (2006): Interventionsmöglichkeiten<br />
bei hoch strittiger Elternschaft. Eine Analyse <strong>de</strong>r<br />
nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen unter<br />
beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung för<strong>de</strong>rlicher Rechtsstrukturen<br />
im Ausland. Gutachten <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Instituts für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJuF)<br />
e. V. München: DJI.<br />
Pagels, H. (2002). Verlassene Väter - Die innerseelische<br />
Situation und das Bewältigungsverhalten von<br />
Männern nach einer ungewollten Trennung von Frau<br />
und Kin<strong>de</strong>rn: Eine empirische Untersuchung auf<br />
<strong>de</strong>r Basis von Gesprächen und einer Fragebogen-<br />
Erhebung. Universität Hamburg. Elektronisch veröffentlichte<br />
Dissertation.<br />
Radovanovic, H. (1993). Parental conflict and<br />
children’s coping styles in litigating separated families:<br />
Relationships with children’s adjustment. Journal<br />
of Abnormal Child Psychology, 29, 697-713.<br />
Salzgeber, J. & Fichtner J. (<strong>2009</strong>.). Neue Aufgaben<br />
für <strong>de</strong>n Sachverständigen. ZKJ, 8/9, 334-338.<br />
Schier, M. & Jurczyk, K. (2007). „Familie als Herstellungsleistung“<br />
in Zeiten <strong>de</strong>r Entgrenzung. Aus Politik<br />
und Zeitgeschichte, 34, 10-17.<br />
Schmidt-Denter, U. & Schmitz, H. (1999). Familiäre<br />
Beziehungen und Strukturen sechs Jahre nach <strong>de</strong>r<br />
elterlichen Trennung. In S. Walper, and B. Schwarz<br />
(Hrsg.), Was wird aus <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn? Chancen und<br />
Risiken für die Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn aus Trennungs-<br />
und Stieffamilien (S. 73-90). Weinheim und<br />
München: Juventa Ver<strong>lag</strong>.<br />
Stahl, P. H. (1995). The use of special masters in<br />
high conflict divorces. California Psychologist, 28<br />
(3), [21.12.2006]. http://www.parentingafterdivorce.<br />
com/articles/in<strong>de</strong>x.html<br />
Seite 46
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Statistisches Bun<strong>de</strong>samt (o. Jg.). Son<strong>de</strong>rauswertung<br />
zur Familiengerichtsstatistik 2005 auf Anfrage <strong>de</strong>s<br />
BfJ, Referat III 3, vom 12.11.2006.<br />
Stephan, H. R. & Wolf, C. (2002). Betreuter Umgang:<br />
Wem hilft er? Kind-Prax, 2, 44-46.<br />
Stephan, H. R. (2000). Betreuter Umgang – Ein Bericht<br />
aus <strong>de</strong>r Praxis. Kind-Prax, 5, 141-143.<br />
Stözel, M. (<strong>2009</strong>). Hinwirken auf Einvernehmen durch<br />
<strong>de</strong>n Verfahrensbeistand. FPR, 7, 332-335.<br />
Walper, S. & Wendt, S.V. (2005). Nicht mit bei<strong>de</strong>n<br />
Eltern aufwachsen – ein Risiko? In C. Alt (Hrsg.),<br />
Kin<strong>de</strong>rleben – Aufwachsen zwischen Familie,<br />
Freun<strong>de</strong>n und Institutionen. Band 1: Aufwachsen in<br />
Familien (S. 187-216). Wiesba<strong>de</strong>n: VS - Ver<strong>lag</strong> für<br />
Sozialwissenschaften.<br />
Walper, S.(2006). Umgangsrecht im Spiegel psychologischer<br />
Forschung. In: P. Kirchhof, C. PfeifferG.<br />
Rixe & S. Walper (Hrsg.), Sechzehnter Deutscher<br />
Familiengerichtstag. Band 14:. Bielefeld: Giese-king,<br />
23-42.<br />
Winkelmann, S. (2005). Elternkonflikte in <strong>de</strong>r Trennungsfamilie<br />
als Risikobedingung kindlicher Anpassung<br />
nach Trennung und Scheidung. Universität<br />
Göttingen. Elektronisch veröffentlichte Dissertation.<br />
Seite 47
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
FORUM GEMEINWESEN<br />
ZIELORIENTIERTE<br />
GRUPPENORIENTIERTE &<br />
PROBLEMORIENTIERTE ANGEBOTE<br />
Seite<br />
Inhalt<br />
49 Prof. Dr. Ulrich Paetzold<br />
Dipl.-Sozialpäd.<br />
Claudia Bernicke<br />
Das Projekt „Spielen zu<br />
Hause“ –<br />
Ein Präventionsprojekt<br />
für Eltern<br />
52 Sigrid Rogge<br />
Stefan Müller<br />
Zwischen Trennungsschmerz<br />
und Zuversicht<br />
Seite 48
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Prof. Dr. U. Paetzold<br />
Dipl.-Sozialpäd. Claudia Bernicke<br />
Das Projekt „Spielen zu Hause“<br />
Ein Präventionsprojekt für Eltern<br />
Vorbemerkung<br />
Die Ausgangsi<strong>de</strong>e für dieses Projekt basiert<br />
auf verschie<strong>de</strong>nen psychologischen Mo<strong>de</strong>llen<br />
über die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Spiels für Kin<strong>de</strong>r und<br />
auf Alltagsbeobachtungen in Familien unterschiedlicher<br />
Kulturkreise, in <strong>de</strong>nen eine geringe<br />
Wichtigkeit <strong>de</strong>s kindlichen Spiels zu registrieren<br />
war. Allgemeine Wirkweisen <strong>de</strong>s Spiels wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Literatur wie<strong>de</strong>rholt thematisiert, so betont<br />
Piaget die „Vorübung künftiger Intelligenz“ o<strong>de</strong>r<br />
auch die Anpassung <strong>de</strong>r Wirklichkeit an das Ich<br />
über das Spiel, übergreifend könnte man eine<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Selbständigkeit und Handlungsfertigkeit<br />
durch das Spiel annehmen.<br />
Inhaltlich wur<strong>de</strong> ein nie<strong>de</strong>rländisches Projekt<br />
für Cottbus adaptiert, mit <strong>de</strong>r pragmatischen<br />
Frage, welches Spiel und welches Spielzeug für<br />
welchen Aspekt eines Kin<strong>de</strong>s.<br />
Inhaltliche Projektbeschreibung<br />
In Cottbus wer<strong>de</strong>n seit mittlerweile acht Jahren,<br />
zugeschnitten auf die jeweiligen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
<strong>de</strong>r Familien, durch ein niedrigschwelliges, präventives<br />
Angebot, <strong>de</strong>m Spielen mit Kin<strong>de</strong>rn im<br />
Alter von 2 bis 12 Jahren aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Kulturen vor <strong>de</strong>m Auftreten offensichtlicher Verhaltensauffälligkeiten,<br />
die Kin<strong>de</strong>r selbst gestärkt<br />
und die Eltern mit <strong>de</strong>m Einbezug in das Spiel<br />
zu einer intensiveren Beschäftigung mit <strong>de</strong>n<br />
eigenen Kin<strong>de</strong>rn ermutigt. Durch die freiwillige<br />
Teilnahme <strong>de</strong>r Familien wer<strong>de</strong>n mögliche Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>,<br />
wie sie bei offiziellen Institutionen<br />
beobachtbar sind, minimiert.<br />
Ziele<br />
Als allgemeine Ziele können benannt wer<strong>de</strong>n:<br />
• Präventive För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erziehung in <strong>de</strong>r<br />
Familie<br />
• Sozialpädagogische Intervention vor <strong>de</strong>r Manifestierung<br />
von Verhaltensauffälligkeiten von<br />
Kin<strong>de</strong>rn im Vorschul- und Grundschulalter<br />
• Ressourcenorientierte Stärkung von Eltern<br />
in ihrer Erziehungsfähigkeit und <strong>de</strong>r Eltern-<br />
Kind- Beziehungen<br />
• För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Integration von Kin<strong>de</strong>rn aus<br />
Aussiedlerfamilien und Familien von Asylbewerbern<br />
• Evaluation <strong>de</strong>r Effekte durch wissenschaftliche<br />
Begleitung <strong>de</strong>r Fachhochschule Lausitz<br />
• Ausgleich leichter Entwicklungsrückstän<strong>de</strong><br />
Die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Vorgehens sind auf unterschiedlichen<br />
Ebenen angesie<strong>de</strong>lt:<br />
• regelmäßige Kooperationsgespräche mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Partnern im sozialen Bereich<br />
• wöchentliche, fachlich angeleitete und supervidierte<br />
Spielstun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Wohnungen <strong>de</strong>r<br />
Familien selbst mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn durch Studieren<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r FHSL(Fachbereich Sozialwesen)<br />
• mittel- und langfristiger Einbezug <strong>de</strong>r Eltern/<br />
Erziehungspersonen in die Spielstun<strong>de</strong>n<br />
• gezielte Abstimmung <strong>de</strong>r Spielarten auf die<br />
Bedürfnisse <strong>de</strong>s jeweiligen Kin<strong>de</strong>s, gezielte<br />
För<strong>de</strong>rung von spezifischen Sinnesbereichen<br />
(Entwicklungsför<strong>de</strong>rung)<br />
Die Projektleiterin Dipl.-Sozialpäd. C.Bernicke,<br />
Mitarbeiterin von SOS-Kin<strong>de</strong>rdorf e.V. Cottbus,<br />
ist für ca. einen Tag pro Woche vom Träger für<br />
die Koordination, Supervision, Erstgespräche<br />
etc. freigestellt. Zwei Projektkoordinatorinnen<br />
(Stu<strong>de</strong>ntinnen <strong>de</strong>s Fachbereiches), die min<strong>de</strong>stens<br />
ein Semester Spielleiterinnen waren,<br />
übernehmen die Vor- und Nachbereitung mit<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Stu<strong>de</strong>ntinnen, Stun<strong>de</strong>nplanung,<br />
sowie selbst eine Familie. Vier bis max. zehn<br />
Stu<strong>de</strong>ntinnen je<strong>de</strong>s Semester gehen einmal die<br />
Woche in eine Familie (für ca. 1,5 bis 2 Stun<strong>de</strong>n)<br />
und absolvieren zunächst 4 Wochen eine<br />
Beobachtungsphase, setzen diese dann fort in<br />
ca. 8-10 Wochen Spielphase. Darauf folgt die<br />
A<strong>bb</strong>auphase, von ca. 4 Wochen. Die notwendigen<br />
Vorraussetzungen für die Teilnahme <strong>de</strong>r<br />
Studieren<strong>de</strong>n sind relativ komplex und beinhalten<br />
neben <strong>de</strong>n Spielbesuchen selbst ein Blockseminar<br />
zum Thema Interkulturelle Pädagogik<br />
mit projektbezogenen Rollenspielen, gezielte,<br />
angeleitete Vor- und Nachbereitung von je<strong>de</strong>m<br />
Besuch, Gruppensupervision und die Erstellung<br />
eines Abschlussberichtes.<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Semesters wird jeweils ein Fest<br />
mit allen Kin<strong>de</strong>rn und Eltern durchgeführt.<br />
Einmal pro Jahr fin<strong>de</strong>t ein Workshop zu The-<br />
Seite 49
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
men <strong>de</strong>s Projektes mit <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rländischen<br />
Partnern (Uni Amsterdam) statt, <strong>de</strong>n Projektkoordinatorinnen<br />
und <strong>de</strong>r Projektleiterin. Die<br />
Auswahl <strong>de</strong>r Familien bzw. Kin<strong>de</strong>r läuft über die<br />
Kooperationspartner, die eine Familie anmel<strong>de</strong>n.<br />
Diese sind u. a. das Jugendamt Cottbus, das<br />
Sozialpädiatrische Zentrum, das Asylbewerberheim,<br />
die Sozialpädagogische Familienhilfe <strong>de</strong>s<br />
Paul-Gerhardt-Werkes, Integrationskin<strong>de</strong>rgärten<br />
und Schulsozialarbeiter <strong>de</strong>r Grundschulen. Ein<br />
Klärungsgespräch mit <strong>de</strong>r Familie wird durch<br />
die Projektleiterin durchgeführt. Hier wer<strong>de</strong>n<br />
mögliche Regeln besprochen. Koordinatorinnen<br />
und Leiterin überlegen dann, welche Stu<strong>de</strong>ntin<br />
am besten für diese Familie passen könnte.<br />
Insgesamt zeichnet sich das Projekt aus, durch<br />
• Ergänzung <strong>de</strong>r spezialisierten Hilfestruktur:<br />
das Projekt wird als Angebot genutzt,<br />
wenn noch keine spezifische Problem<strong>lag</strong>e<br />
entstan<strong>de</strong>n, also kein spezieller Fachdienst<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist und erreicht:<br />
1. <strong>de</strong>utsche Familien, Aussiedlerfamilien,<br />
Asylbewerberfamilien<br />
2. Vorschulkin<strong>de</strong>r, Grundschulkin<strong>de</strong>r,…<br />
3. „unauffällige“ Kin<strong>de</strong>r- Kin<strong>de</strong>r mit För<strong>de</strong>rbedarf.<br />
• Vernetzung, in<strong>de</strong>m die verschie<strong>de</strong>nen speziellen<br />
Dienste je nach Bedarf einbezogen<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
• niedrigschwelliger Zugang<br />
(Spielen zu Hause)<br />
• frühzeitiger Zugang, d.h. notwendige weitergehen<strong>de</strong><br />
Hilfen können schnell vermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
• präventiver und<br />
• integrativer Ansatz.<br />
Die bisherigen Erfahrungen sind ermutigend, da<br />
das Projekt Akzeptanz sowohl von <strong>de</strong>n Familien<br />
und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn als auch von <strong>de</strong>n fachlichen<br />
Institutionen erfährt. Stets problematisch ist die<br />
Grenzziehung zwischen „auffälligem“ Verhalten<br />
und präventivem Anspruch.<br />
Effektes <strong>de</strong>s Projektes<br />
Die Resonanz bei allen am Projekt Beteiligten,<br />
teilnehmen<strong>de</strong>n Familien sowie Kooperationspartnern,<br />
ist sehr positiv. Beson<strong>de</strong>rs ist, das die<br />
Aktivierung <strong>de</strong>r Ressourcen und Möglichkeiten<br />
im Mittelpunkt steht und die Eltern nicht nur auf<br />
ihre Hilfsbedürftigkeit angesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r letzten Jahre sind folgen<strong>de</strong><br />
Effekte beson<strong>de</strong>rs häufig zu beobachten:<br />
• allgemeine/ganzheitliche Entwicklungsför<strong>de</strong>rung,<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>s Konzentrationsvermögens<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
• Erlernen und Erweitern von sozialem Verhalten<br />
und Kompetenzen (insb. Im Zusammenspiel<br />
mit an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn),<br />
• damit z. T. verbun<strong>de</strong>n die Vermin<strong>de</strong>rung von<br />
Aggressionen,<br />
• Stärkung <strong>de</strong>r Eltern-Kind-Beziehung,<br />
• Kennenlernen von altersgerechten Spielmaterialien<br />
sowie die „Wie<strong>de</strong>r/Neuent<strong>de</strong>ckung“<br />
vom Wert <strong>de</strong>s Spiels.<br />
Der Fachhochschule Lausitz liegt eine Diplomarbeit<br />
vor, in welcher die genannten Effekte<br />
belegt wur<strong>de</strong>n.<br />
Für je<strong>de</strong> Familie wird ein individueller Spiel/<br />
För<strong>de</strong>rplan aufgestellt, <strong>de</strong>r immer an <strong>de</strong>n Ressourcen<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Familie ansetzt und<br />
aufbaut.<br />
Ausländische Familien<br />
Hier gilt es, <strong>de</strong>r Isolation <strong>de</strong>r Familien entgegenzusteuern<br />
und eine angemessene Integration in<br />
das Lebensumfeld zu erleichtern.<br />
Durch <strong>de</strong>n Besuch einer <strong>de</strong>utschen Spielleiterin<br />
lernt die Familie die <strong>de</strong>utsche Sprache, altersgerechte<br />
Spiele und unsere Kultur kennen.<br />
In einem gewachsenen Vertrauensverhältnis<br />
können sie Ängste und Erwartungen formulieren<br />
und wichtige Informationen über unsere<br />
Sozialisationseinrichtungen (wie z.B. Kita und<br />
Schule) erhalten.<br />
Oft konnten wir eine Vermittlung in Sprachkurse,<br />
Anmeldung in Kita o<strong>de</strong>r die Anbindung an an<strong>de</strong>re<br />
Einrichtungen gewährleisten<br />
Aussiedlerfamilien<br />
In <strong>de</strong>r Arbeit mit Aussiedlerfamilien haben wir<br />
große Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Erziehungskultur <strong>de</strong>s<br />
Herkunftslan<strong>de</strong>s und unseres Lan<strong>de</strong>s erfahren.<br />
Diese wird beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Wertigkeit <strong>de</strong>s Spielens<br />
<strong>de</strong>utlich. Der Leistungsanspruch <strong>de</strong>r Eltern<br />
an ihre Kin<strong>de</strong>r ist gewöhnlich sehr hoch, wobei<br />
das kindliche Spiel beson<strong>de</strong>rs im Vorschul- und<br />
Seite 50
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Grundschulalter in seiner Be<strong>de</strong>utung für das<br />
Kind traditionell nicht erkannt wird. Spielen wird<br />
selten als Lernen betrachtet. Der Wert <strong>de</strong>s Spiels<br />
kann hier <strong>de</strong>utlich gemacht wer<strong>de</strong>n, Stärkung<br />
<strong>de</strong>r Eltern-Kind-Beziehung und Bereiche <strong>de</strong>r<br />
Kreativität und Phantasie wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt.<br />
Durch das Projekt „Spielen zu Hause“ können<br />
frühzeitig entwicklungsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Impulse in die<br />
Familien gegeben wer<strong>de</strong>n. Dadurch können<br />
weiterführen<strong>de</strong> Hilfen vermin<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r aber<br />
bestehen<strong>de</strong> Hilfen unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Notwendigkeit ergibt sich auch aus <strong>de</strong>n zahlreichen<br />
Anmeldungen verschie<strong>de</strong>ner Instanzen<br />
sowie Selbstanmeldungen von Familien, die von<br />
<strong>de</strong>m Projekt gehört haben. So ist <strong>de</strong>r Bedarf<br />
dieser Hilfeform stetig gewachsen.<br />
„Spielen zu Hause“ ist zu einem einzigartigen<br />
und in seiner Bewährung nachgewiesenen<br />
Integrations- und Familienbildungsprojekt gewachsen,<br />
welches einen großen Wert auf die<br />
Entwicklungsför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r legt.<br />
Prof. Dr. U. Paetzold<br />
Fachhochschule Lausitz, Fachbereich Sozialwesen<br />
Dipl.-Sozialpäd. Claudia Bernicke<br />
SOS-Beratungszentrum Cottbus <strong>de</strong>s SOS-<br />
Kin<strong>de</strong>rdorfes e.V.<br />
Seite 51
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Sigrid Rogge, Stefan Müller<br />
Zwischen Trennungsschmerz und<br />
Zuversicht<br />
...noch das Plakat, das die Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r letzten<br />
Stun<strong>de</strong> gestaltet haben, von außen an <strong>de</strong>r Tür<br />
anbringen und die Kekse und das Obst auf <strong>de</strong>n<br />
Tellern anrichten ... dann sind wir soweit.<br />
Die kommen<strong>de</strong> Gruppenstun<strong>de</strong> ist inhaltlich<br />
vorbereitet. Die Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n u.a. einen Vi<strong>de</strong>ofilm<br />
mit <strong>de</strong>m Titel: Verliebt, verlobt, verheiratet,<br />
geschie<strong>de</strong>n sehen. In diesem Trickfilm wird das<br />
Wer<strong>de</strong>n und Vergehen von Partnerschaft und<br />
Familie normalisiert und enttabuisiert.<br />
Für Kin<strong>de</strong>r ist es entlastend zu erfahren, dass<br />
es überall auf <strong>de</strong>r Welt vorkommt, dass Eltern<br />
sich trennen und dass Kin<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Trennung<br />
nicht schuld sind. Das gemeinsame Schauen<br />
dieses kurzen Filmes ist die Grund<strong>lag</strong>e, um<br />
anschließend miteinan<strong>de</strong>r ins Gespräch über<br />
ein oftmals schambesetztes Thema zu kommen.<br />
Wenn Eltern sich trennen bricht für die betroffenen<br />
Kin<strong>de</strong>r ihre bisherige Welt zusammen,<br />
die ihnen Halt, Geborgenheit und Orientierung<br />
gab. Für Kin<strong>de</strong>r ist die Trennung <strong>de</strong>r Eltern eine<br />
schmerzvolle und verunsichern<strong>de</strong> Erfahrung,<br />
<strong>de</strong>r sie ohnmächtig ausgeliefert sind, die sie in<br />
<strong>de</strong>n meisten Fällen nicht gewollt haben und für<br />
die sie sich oft die Verantwortung geben. Es<br />
kostet sie viel Kraft, mit dieser Situation, die<br />
einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen mit sich bringt,<br />
umzugehen.<br />
Für eine positive Bewältigung <strong>de</strong>r Trennung<br />
brauchen die Kin<strong>de</strong>r Unterstützung. Es ist nur zu<br />
verständlich, dass viele Mütter und Väter in <strong>de</strong>r<br />
Trennungssituation so sehr mit ihren eigenen<br />
Sorgen und Problemen beschäftigt sind, dass<br />
sie auf die Traurigkeit, die Wut und Enttäuschung,<br />
auf die Ängste, Nöte und Schulprobleme<br />
ihrer Kin<strong>de</strong>r nur unzureichend eingehen<br />
können.<br />
Dann klingelt es an <strong>de</strong>r Tür. Es ist kurz vor 15.00<br />
Uhr. Thomas kommt meistens etwas früher.<br />
Er nimmt sich eines <strong>de</strong>r ausliegen<strong>de</strong>n Bücher<br />
und beginnt zu lesen. Paul hingegen legt sich<br />
erstmal hin und ruht sich aus.<br />
Auf <strong>de</strong>m Teppichbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gruppenraumes<br />
sind für je<strong>de</strong>s Kind und für uns Sitzkissen im<br />
Kreis ausgelegt. In <strong>de</strong>r Mitte liegt das Themenplakat<br />
für die heutige Stun<strong>de</strong>. Darauf liegt ein<br />
kleines Krokodil aus Plüsch. Es begleitet von<br />
Anfang an die Kin<strong>de</strong>r. Es hilft beim Strukturieren,<br />
<strong>de</strong>nn wer es in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hält, <strong>de</strong>r hat<br />
Re<strong>de</strong>zeit. Es wird von Kin<strong>de</strong>rhän<strong>de</strong>n geknetet,<br />
gedrückt, geschmissen. Es hält alles aus. In<br />
<strong>de</strong>r letzten Gruppenstun<strong>de</strong> haben die Kin<strong>de</strong>r<br />
für ihre Gruppe einen Namen gesucht. Einer<br />
von zehn Vorschlägen war Krokodilgruppe.<br />
Auf diesen Namen haben sich die Kin<strong>de</strong>r in<br />
einem Abstimmungsverfahren geeinigt und<br />
dazu anschließend ihr Plakat, was jetzt an<br />
<strong>de</strong>r Eingangstür hängt, gestaltet – mit vielen<br />
kleinen Symbolen. Damit ist die erste Phase<br />
<strong>de</strong>s Gruppenangebotes abgeschlossen; viele<br />
ausgewählte Spiele und Aufgaben haben dazu<br />
beigetragen, Vertrauen aufbauen und sich mit<br />
<strong>de</strong>r Gruppe von Kin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>ren Eltern sich getrennt<br />
haben, i<strong>de</strong>ntifizieren zu können.<br />
Wir beginnen mit <strong>de</strong>r Gruppenstun<strong>de</strong> sehr<br />
pünktlich – ein Zeichen für Verlässlichkeit. Und<br />
wir beginnen nach <strong>de</strong>r Begrüßung in <strong>de</strong>r Gruppe,<br />
wozu auch ein kurzer inhaltlicher Überblick<br />
gehört, mit einem gemeinsamen Spiel. Anschließend<br />
haben die Kin<strong>de</strong>r Gelegenheit, einan<strong>de</strong>r<br />
von ihren Erlebnissen <strong>de</strong>r vergangenen Woche<br />
und <strong>de</strong>s Wochenen<strong>de</strong>s zu erzählen. Die Kin<strong>de</strong>r<br />
lernen sich dadurch besser kennen und wir<br />
bekommen erste Rückmeldungen über Begebenheiten,<br />
auf die wir näher eingehen sollten.<br />
Die Wochenen<strong>de</strong>n haben für Kin<strong>de</strong>r aus<br />
Trennungsfamilien oftmals einen beson<strong>de</strong>ren<br />
Charakter; es ist für viele Kin<strong>de</strong>r die Zeit <strong>de</strong>r<br />
Begegnung mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Elternteil. Auch<br />
Thea erzählt, dass sie zusammen mit ihrem<br />
Bru<strong>de</strong>r beim Vater war. In ihrer Stimme schwingt<br />
Freu<strong>de</strong> und Unsicherheit gleichermaßen mit.<br />
Ihre Eltern liegen miteinan<strong>de</strong>r im Rechtsstreit um<br />
das Sorgerecht. In <strong>de</strong>r Gruppe kann sie unbefangen<br />
über ihre Erlebnisse erzählen. Zuhause<br />
schweigt sie lieber. Sie hat jetzt zwei Zuhause.<br />
Den Kin<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>n Eltern teilen wir schon im<br />
Vorbereitungsgespräch mit, dass die Gruppe mit<br />
einer Art Schutzmantel umhüllt ist. Nichts von<br />
<strong>de</strong>m, was erzählt, geschrieben o<strong>de</strong>r gemalt wird,<br />
dringt nach außen. Damit signalisieren wir <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rn die Möglichkeit, ihren Gefühlen im ge-<br />
Seite 52
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
schützten Rahmen freien Lauf lassen zu können<br />
ohne je<strong>de</strong>s mal im Vorfeld die Konsequenzen<br />
ihres Verhaltens abwägen zu müssen. Und das<br />
tun Kin<strong>de</strong>r häufig in Trennungssituationen, um<br />
ihre Eltern und an<strong>de</strong>re betroffene Personen zu<br />
schonen.<br />
Lisa berichtet von einem Besuch bei <strong>de</strong>r Tante,<br />
die kürzlich ein Baby bekommen hat. Sie ist einerseits<br />
ganz entzückt, an<strong>de</strong>rerseits nimmt sie<br />
all das, was ihr mittlerweile fehlt, schmerzlich<br />
wahr.<br />
Tim hat im Sportunterricht erlebt, wie an<strong>de</strong>re<br />
sich gegenseitig verletzt haben. Ihm ist wichtig,<br />
dass so etwas in <strong>de</strong>r Gruppe hier nicht passiert.<br />
So ungefähr beginnt für die Kin<strong>de</strong>r je<strong>de</strong> Gruppenstun<strong>de</strong>.<br />
Thematisch und inhaltlich bauen<br />
die Stun<strong>de</strong>n aufeinan<strong>de</strong>r auf. Heute haben sie<br />
Gelegenheit, über ihre Vorstellungen, weswegen<br />
Eltern sich trennen, zu re<strong>de</strong>n. Beim nächsten<br />
Mal wer<strong>de</strong>n sie malen, mit wem sie jetzt bei<br />
<strong>de</strong>r Mutter und mit wem beim Vater zusammen<br />
leben und was ihnen dort jeweils wichtig ist.<br />
Später wird es darum gehen, was sich durch die<br />
Trennung <strong>de</strong>r Eltern für sie verän<strong>de</strong>rt hat und wie<br />
sie die Trennung <strong>de</strong>r Eltern erlebt haben, was<br />
sie machen können, wenn sie wütend, ärgerlich<br />
o<strong>de</strong>r verzweifelt sind – auch darüber, wenn die<br />
lange bestehen<strong>de</strong> Hoffnung, die Eltern könnten<br />
wie<strong>de</strong>r zusammen kommen, nicht in Erfüllung<br />
geht.<br />
Um die zum Teil belasten<strong>de</strong>n Dinge, die in <strong>de</strong>n<br />
Stun<strong>de</strong>n Ausdruck fin<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>r weglegen zu<br />
können, machen es sich die Kin<strong>de</strong>r am En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Treffens auf Decken bequem und lauschen<br />
einer Geschichte.<br />
Nach <strong>de</strong>m Abschlusskreis und guten Wünschen<br />
für die kommen<strong>de</strong> Woche ziehen sie von dannen<br />
und kommen oft gern zur nächsten Stun<strong>de</strong><br />
wie<strong>de</strong>r.<br />
Wir gestalten die Gruppe grundsätzlich zu zweit.<br />
Unsere Aufgabe sehen wir darin, die Kin<strong>de</strong>r<br />
zu ermutigen sich zu öffnen und zu entlasten,<br />
sensibel auf ihre je eigenen Befindlichkeiten und<br />
Bedürfnisse einzugehen, sie ernst zu nehmen<br />
und damit ihr Selbstwertgefühl zu stärken.<br />
Die Trennung <strong>de</strong>r Eltern berührt die Kin<strong>de</strong>r<br />
emotional stark. Trotz allem erleben wir ein<br />
großes Bedürfnis, davon zu erzählen. Eine vertrauensvolle<br />
Atmosphäre in <strong>de</strong>r Gruppe ist dafür<br />
sehr wichtig. Wir lassen <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Zeit, sich<br />
kennen und schätzen zu lernen. Erst allmählich<br />
konfrontieren wir sie mit Trennungsthemen –<br />
beispielsweise über Vi<strong>de</strong>os o<strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Beschreibungen, wie es Kin<strong>de</strong>rn geht, <strong>de</strong>ren<br />
Eltern sich getrennt haben. Wenn sie sich sicher<br />
genug fühlen, können sie ihre eigene Situation<br />
und ihre eigenen Gefühlen zum Ausdruck bringen.<br />
In Rollenspielen machen sich die Kin<strong>de</strong>r<br />
auf die Suche nach Lösungen für Situationen,<br />
in <strong>de</strong>nen sie in <strong>de</strong>r Realität nicht weiter wissen,<br />
wie zum Beispiel beim Streiten <strong>de</strong>r Eltern o<strong>de</strong>r<br />
beim Auftrag eines Elternteils, stellvertretend<br />
für diesen <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren unangenehme Dinge<br />
mitzuteilen. Aufgrund <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Erfahrungen und <strong>de</strong>r unterschiedlichen Lebenssituation<br />
können sich die Kin<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r<br />
unterstützen und bereichern.<br />
Unser Angebot richtet sich an Kin<strong>de</strong>r im Grundschulalter.<br />
Eine Gruppe besteht aus 4 bis 6 Kin<strong>de</strong>rn<br />
mit einer Altersdifferenz von ca. 2 Jahren.<br />
Die Kin<strong>de</strong>r treffen sich in einer festen Gruppe 14<br />
Mal, wöchentlich für an<strong>de</strong>rthalb Stun<strong>de</strong>n; Ferien<br />
und Feiertage ausgenommen.<br />
Zur letzten Gruppenstun<strong>de</strong> sind die Eltern mit<br />
eingela<strong>de</strong>n. Der gemeinsame Abschluss bietet<br />
<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Gelegenheit im ihnen vertrauten<br />
Rahmen ihren Eltern über sich und ihr Erleben<br />
zu berichten. Die Kin<strong>de</strong>r haben die Möglichkeit,<br />
beson<strong>de</strong>rs lieb gewor<strong>de</strong>ne Spiele und Übungen<br />
mit <strong>de</strong>n Eltern gemeinsam zu machen. Sie<br />
können, sofern sie möchten, die angefertigten<br />
Materialien wie Plakate und Bil<strong>de</strong>r und die selbst<br />
angefertigten Materialien aus ihren Mappen zeigen.<br />
Sowohl für die Kin<strong>de</strong>r als auch die Eltern<br />
ist dies ein beson<strong>de</strong>rer Moment. Die Zuhause<br />
oft schweigsamen Kin<strong>de</strong>r öffnen sich Vater und<br />
Mutter gegenüber auch mit ihren Gefühlen zur<br />
Trennung, was sie aus Rücksichtnahme bislang<br />
meistens nicht getan haben. Es ist auch für uns<br />
schön zu erleben, wie viel Mut die Kin<strong>de</strong>r in<br />
diesem geschützten Rahmen entwickelt haben,<br />
auch diese Seite <strong>de</strong>n Eltern zuzumuten und sich<br />
als betroffene Kin<strong>de</strong>r zu zeigen. Die Eltern bitten<br />
wir in diesem Rahmen darum, dieses Geschenk<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r ohne Drängen und Infragestellen<br />
einfach nur anzunehmen.<br />
Die Leistung <strong>de</strong>r Eltern, <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn diese<br />
Seite 53
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Unterstützung zu ermöglichen, sie im Gruppenprozess<br />
emotional zu begleiten, sie zu bringen<br />
und zu holen, auszuhalten, wenn sich die Kin<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utlicher für ihre Belange einsetzen, ihr<br />
Vertrauen in uns, sie uns anzuvertrauen - auch<br />
wenn sie von uns und oft auch von ihren Kin<strong>de</strong>rn<br />
wenig einbezogen sind in <strong>de</strong>n Gruppenprozess<br />
- ist nicht hoch genug einzuschätzen.<br />
Begleitend zum Gruppenangebot fin<strong>de</strong>n zwei<br />
Elternaben<strong>de</strong> statt, einer für die Väter, einer für<br />
die Mütter, um allen Elternteilen unabhängig ihrer<br />
Trennungssituation die Teilnahme zu ermöglichen.<br />
Im Elternabend wer<strong>de</strong>n die Eltern über<br />
Struktur und Inhalte <strong>de</strong>r Gruppe und allgemein<br />
über <strong>de</strong>n Gruppenprozess informiert. Außer<strong>de</strong>m<br />
haben sie die Möglichkeit, als Betroffene miteinan<strong>de</strong>r<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
Sigrid Rogge<br />
Stefan Müller<br />
Caritas<br />
Integrierte Beratungsstelle Potsdam<br />
Plantagenstr. 23-24<br />
14482 Potsdam<br />
Seite 54
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
VISITENKARTEN<br />
Seite<br />
56<br />
57<br />
Inhalt<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />
Caritasverband für das<br />
Erzbistum Berlin e.V.<br />
Region Bran<strong>de</strong>nburg Ost<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />
Caritasverband für das<br />
Erzbistum Berlin e.V.<br />
Region Bran<strong>de</strong>nburg West<br />
Seite 55
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />
Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.<br />
Region Bran<strong>de</strong>nburg Ost<br />
E. Thälmann Str. 35<br />
15366 Neuenhagen<br />
Tel: (033 42) 80 798<br />
FAX: (033 42) 20 61 54<br />
Mail: efb-neuenhagen@caritas-fuerstenwal<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
w w w.caritas-bran<strong>de</strong>nburg- ost.<strong>de</strong><br />
Web: www.caritas-fuerstenwal<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Ansprechpartnerin: Katharina Witte<br />
Mail: k.witte@caritas-fuerstenwal<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Beratungszeiten: nach telefonischer<br />
Vereinbarung<br />
Die Erziehungs- und Familienberatungsstelle ist ein Anlaufpunkt für:<br />
• Kin<strong>de</strong>r<br />
• Jugendliche<br />
• Junge Erwachsene bis zum 27. Lebensjahr<br />
• Eltern<br />
und für alle, die im Erziehungsprozess Verantwortung tragen:<br />
• Lehrer/Innen<br />
• Sozialarbeiter/Innen<br />
• Familien- und Einzelhelfer/Innen<br />
• Ehrenamtliche Mitarbeiter/Innen<br />
• Kooperierte Fachkräfte aus an<strong>de</strong>ren psychologischen Einrichtungen<br />
wir bieten Hilfe und Unterstützung an bei:<br />
• Familiären Konflikten<br />
• Erziehungsfragen<br />
• Beziehungskonflikten<br />
• Verhaltensproblemen<br />
• Problemen in <strong>de</strong>r Kita, in <strong>de</strong>r Schule, in <strong>de</strong>r Ausbildung und in Einrichtungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />
• Psychologische Diagnostik im Rahmen psychologischer Betreuung<br />
• Verdacht auf Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung<br />
in Form von:<br />
• Einzelberatungen<br />
• Beratungen im Familienverbund<br />
• Teilnahme an Gruppenangeboten (Jungengruppe, Eltern-Kind-Gruppe)<br />
• Psychologische Diagnostik<br />
• Fallbesprechungen für pädagogische und psychosozialen Berufsgruppen<br />
wir sichern Ihnen zu:<br />
• Verschwiegenheit<br />
• Auf Wunsch Anonymität<br />
• Kostenfreiheit <strong>de</strong>r Beratungen<br />
• Weltanschauliche und konfessionelle Unabhängigkeit<br />
unser Beratungsteam besteht aus:<br />
• 1 Dipl. Psychologin/Psychologische Psychotherapeutin, Gestalttherapeutin<br />
• 1 Dipl. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge Familientherapeut<br />
• 1 Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin Familientherapeutin<br />
Seite 56
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
BehrinGstrasse<br />
Pasteurstrasse<br />
st.<br />
antonius<br />
KirChe<br />
22-23<br />
Goethe-<br />
PLatZ<br />
Goethestrasse<br />
uhLandstrasse<br />
turnstrasse<br />
müLLerstrasse<br />
Bruno-h.-<br />
BürGeLstrasse<br />
Plantagenstrasse<br />
PLan-<br />
taGen-<br />
PLatZ<br />
KarL-GruhL-strasse<br />
KreuZstrasse<br />
LessinGstrasse<br />
rudoLf-BreitsCheid-strasse<br />
T<br />
WiChGrafstrasse<br />
Für sie im team<br />
Carmen Bernal, Leiterin <strong>de</strong>r Beratungsstelle<br />
Sigrid Rogge, Dipl. Psychologin<br />
Stefan Müller, Dipl. Sozialpädagoge<br />
unsere mitarbeiterinnen und<br />
mitarbeiter haben zusatzausbildungen<br />
in ...<br />
• Familientherapie<br />
• Systemischer Therapie<br />
• Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />
• Systemischer Kin<strong>de</strong>r-, und Jugendlichentherapie<br />
• mo<strong>de</strong>rner Hypnosetherapie<br />
• Mediation<br />
• Supervision<br />
inFOrmatiOn und anmeldung<br />
tel. (0331) 71 02 98, -99<br />
Montag 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Dienstag 8.00 bis 15.00 Uhr<br />
Mittwoch 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Donnerstag 8.00 bis 15.00 Uhr<br />
Freitag 9.00 bis 13.00 Uhr<br />
aussenstelle beelitz<br />
Clara-Zetkin-Straße 197a<br />
14547 Beelitz<br />
Termine nach Vereinbarung<br />
Tel. (033204) 626 12 o<strong>de</strong>r<br />
Tel. (0331) 71 02 98, -99<br />
Caritasverband für<br />
das Erzbistum Berlin e.V.<br />
regiOn bran<strong>de</strong>nburg West<br />
integrierte Beratungsstelle für<br />
erziehungs- und familienberatung,<br />
schwangerschaftsberatung,<br />
allgemeine sozialberatung<br />
Plantagenstraße 23 - 24, 14482 Potsdam<br />
tel. (0331) 71 02 98, -99<br />
fax (0331) 71 03 00<br />
potsdam.ib@caritas-bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong><br />
SO ERREICHEN SIE UNS<br />
S-Bahn: S7 Haltestelle Babelsberg<br />
Tram: 94 und 99 Haltestelle Plantagenstraße<br />
Bus: 694 Haltestelle Goetheplatz<br />
BaBeLsBerG<br />
Spen<strong>de</strong>n, steuerlich abzugsfähig:<br />
Caritas Beratungsstelle Potsdam | Konto 418 06 14<br />
BLZ 400 602 65 | Darlehnskasse Münster EG<br />
erziehungsund<br />
Familienberatung...<br />
...und Knoten lassen sich lösen<br />
Potsdam | Potsdam-Mittelmark<br />
www.caritas-bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong><br />
Seite 57
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
sPezielle angebOte<br />
• Gruppe für Kin<strong>de</strong>r aus Trennungsund<br />
Scheidungsfamilien<br />
bei<br />
• Schwierigkeiten im<br />
familiären Miteinan<strong>de</strong>r<br />
• Kommunikationsproblemen<br />
• Belastungs- und Konfliktsituationen<br />
• Erziehungsfragen<br />
Neue Wege fin<strong>de</strong>n...<br />
Wir bieten Beratung,<br />
klären<strong>de</strong> Gespräche und therapeutische Begleitung<br />
• gewünschten Verän<strong>de</strong>rungen<br />
in <strong>de</strong>r Partnerschaft<br />
• Trennung o<strong>de</strong>r Scheidung<br />
• Problemen mit <strong>de</strong>m Leben in<br />
mehreren Kulturen<br />
für<br />
• Familien<br />
• Paare<br />
• Mütter und Väter<br />
• Alleinerziehen<strong>de</strong><br />
• Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
Unsere Angebote richten sich an Menschen<br />
je<strong>de</strong>r Religion, Weltanschauung, Herkunft und<br />
sozialen Lebenswelt.<br />
• Elterntrainingsprogramm KIB<br />
(Kin<strong>de</strong>r im Blick) für Eltern in Trennung/<br />
Scheidung<br />
• Elternkurs „Kess erziehen“<br />
• Mediation (außergerichtliche Einigung)<br />
• Präventive Angebote<br />
wie z. B. Elternaben<strong>de</strong> in Kita/Schule<br />
• Supervision und Praxisberatung<br />
für psychosoziale und pädagogische Berufe<br />
• Familienrechtliche Beratung durch eine<br />
Rechtsanwältin o<strong>de</strong>r einen Rechtsanwalt<br />
• Interkulturelle Beratung<br />
• Beratung in spanischer Sprache<br />
Kommen Sie zu uns – je nach Bedarf einmal,<br />
zweimal... mehrmalig. Wir beraten auch in<br />
Ihrem Umfeld.<br />
Unsere Angebote sind für Sie kostenfrei. Wir wahren Schweigepflicht und Datenschutz.<br />
Seite 58
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
GELESEN & GESICHTET<br />
BÜCHER<br />
ZEITSCHRIFTEN<br />
DIAGNOSTISCHE MATERIALIEN<br />
Seite<br />
60<br />
Inhalt<br />
Dr. Martin Merbach<br />
Integrierte Familienorientierte<br />
Beratung® –<br />
Ein Weg in die Zukunft<br />
64<br />
Barbara Eckey<br />
Positiver<br />
Multiplikatoreneffekt<br />
Die Weiterbildung zum/<br />
zur Erziehungs- und<br />
Familienberater/in bke:<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Seite 59
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Dr. Martin Merbach<br />
„Integrierte Familienorientierte Beratung®<br />
- Ein Weg in die Zukunft“<br />
Publikation <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitforschung<br />
zur Weiterbildung in Psychologischer<br />
Beratung am Evangelischen Zentralinstitut,<br />
veröffentlicht in <strong>de</strong>r Schriftenreihe „Untersuchungen<br />
aus <strong>de</strong>m Evangelischen Zentralinstitut,<br />
Band 24 und 25, Berlin <strong>2009</strong>“<br />
Autoren: Achim Haid-Loh, Sabine Hufendiek, Dr.<br />
Christine Kröger, Dr. Martin Merbach, Annelene<br />
Meyer und Dr. Ingeborg Volger<br />
Zu einer Zeit, als die Europäische Union noch<br />
Finanzmittel aufbrachte, um ihre arbeiten<strong>de</strong><br />
Bevölkerung, insbeson<strong>de</strong>re Frauen in o<strong>de</strong>r<br />
nach <strong>de</strong>r Familienphase, beim Wie<strong>de</strong>reinstieg<br />
ins Berufsleben durch gezielte Qualifikationsmaßnahmen<br />
zu unterstützen und letztere auch<br />
wissenschaftlich zu evaluieren, hatte am Evangelischen<br />
Zentralinstitut für Familienberatung<br />
die traditionsreiche Weiterbildung in „Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberatung“ gera<strong>de</strong> eine<br />
nachhaltige Erneuerung erfahren. In diesem Innovationsprozess<br />
war sie zu einer umfänglichen<br />
Grundausbildung für „Integrierte Familienorientierte<br />
Beratung“ um- und ausgebaut wor<strong>de</strong>n. Die<br />
Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r neuen IFB®-Weiterbildung<br />
erhalten nunmehr eine umfassen<strong>de</strong> beraterischtherapeutische<br />
Basisqualifikation für alle Arbeitsfel<strong>de</strong>r<br />
psychologischer Beratung.<br />
Die Mittel aus <strong>de</strong>m Europäischen Sozialfonds<br />
(ESF) gaben <strong>de</strong>m Zentralinstitut die Möglichkeit,<br />
sein neues Produkt „am Markt zu testen“ und<br />
die Qualität dieser Weiterbildungsmaßnahme in<br />
Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit<br />
wissen-schaftlich überprüfen zu lassen.<br />
Nach Abschluss <strong>de</strong>s Projektes sind soeben<br />
die ausführlichen Ergebnisse und die Befun<strong>de</strong><br />
zur Evaluation <strong>de</strong>r Kurse in zwei Bän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Schriftenreihe <strong>de</strong>s Evangelischen Zentralinstituts<br />
„IFB - Integrierte Familienorientierte Beratung®<br />
- Ein Weg in die Zukunft“ erschienen.<br />
Bei<strong>de</strong> Bän<strong>de</strong> sind im Internet einsehbar und zum<br />
Download bereitgestellt.<br />
Dabei stellt Band 1 (Schriftenreihe Nr. 24) die<br />
fachliche Konzeption dieses „Mo<strong>de</strong>llprojekts“,<br />
die theoretischen wie didaktischen Umsetzungsschritte<br />
und die Ergebnisse <strong>de</strong>r externen<br />
Evaluation aus <strong>de</strong>n Jahren 2005 bis 2008 vor.<br />
Im Kapitel 1 <strong>de</strong>s ersten Ban<strong>de</strong>s wird dargestellt,<br />
wie sich Psychologische Beratung für Einzelne,<br />
Paare und Familien als multiprofessionelles<br />
Spezialisierungsgebiet von Beratung und Seelsorge<br />
in die Lebens- und Wesensäußerungen<br />
<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche und ihrer Diakonie<br />
einordnet. Weiterhin wird diskutiert, welche<br />
Erkenntnisse vorliegen über Bedarfs<strong>lag</strong>en, Inanspruchnahme<br />
und Wirkungsweise integrierter<br />
Beratung.<br />
Im 2. Kapitel wer<strong>de</strong>n die theoretischen Grund<strong>lag</strong>en<br />
tiefenpsychologischer Beratung entfaltet<br />
und eine Unterscheidung von konfliktzentrierter<br />
und strukturbezogener Beratungsmethodik als<br />
wesentliches neues Element einer zielgruppenspezifischen<br />
Beratungspraxis eingeführt.<br />
Im 3. Kapitel wird unter <strong>de</strong>r Überschrift „Anwendungsbereiche“<br />
veranschaulicht, wie auf<br />
einer gemeinsamen theoretischen Grund<strong>lag</strong>e<br />
aufbauend, ein differenziertes Interventionskonzept<br />
für die unterschiedlichen Zielgruppen von<br />
Ratsuchen<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Arbeitsfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Eheund<br />
Paarberatung, <strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung,<br />
<strong>de</strong>r Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung<br />
sowie <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Lebensberatung zur Anwendung kommt. Auch<br />
<strong>de</strong>r Unterschied zwischen konfliktzentrierter und<br />
strukturbezogener Beratung wird anhand von<br />
Fallbeispielen anschaulich dargestellt.<br />
Kapitel 4 erläutert Aufbau und Struktur <strong>de</strong>r<br />
zweisäuligen Weiterbildung in IFB - Integrierter<br />
Familienorientierter Beratung®. Die für das<br />
didaktische Konzept charakteristische Verzahnung<br />
von theoretischer Wissens- und Konzeptvermittlung,<br />
praktisch-methodischem Einüben<br />
beraterischer Fähigkeiten und <strong>de</strong>r Arbeit an<br />
<strong>de</strong>r Persönlichkeit <strong>de</strong>r Beraten<strong>de</strong>n wird für die<br />
einzelnen Ausbildungsabschnitte und konzeptionellen<br />
Perspektiven - wie z. B. Tiefenpsychologie,<br />
Paardynamik, Familiendynamik, Theologie<br />
und Recht anhand von Kurseinheiten erläutert.<br />
Kapitel 5 und 6 geben einen Überblick über die<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Evaluation. Dabei stehen im 5.<br />
Kapitel die Bewertungen <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>szentralen<br />
Seite 60
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Intensivkurse am EZI und <strong>de</strong>r zweiten Säule<br />
<strong>de</strong>r Weiterbildung, <strong>de</strong>r reflektierten Praxis und<br />
Supervision in <strong>de</strong>n Regionen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Praktika, im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Das 6. Kapitel widmet sich <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>r Weiterbildung auf die berufliche und persönliche<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n und<br />
beschäftigt sich zum Beispiel mit <strong>de</strong>n Fragen<br />
<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Beraterpersönlichkeit<br />
und <strong>de</strong>r längerfristigen Integration <strong>de</strong>r Weiterbildungsteilnehmen<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt.<br />
Kapitel 7 schließlich fasst die fachpolitisch<br />
relevantesten Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />
Begleitforschung zusammen und reflektiert die<br />
z. T. erstaunlichen Ergebnisse auf <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
einer sich abzeichnen<strong>de</strong>n Trendwen<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r Institutionellen Beratung. Darauf aufbauend<br />
wer<strong>de</strong>n die sich ergeben<strong>de</strong>n Konsequenzen<br />
für die Zukunft <strong>de</strong>r Weiterbildung, Impulse zur<br />
Qualitätsentwicklung in konzeptioneller wie fachlicher<br />
Hinsicht und Prognosen zur beruflichen<br />
Perspektive zukünftiger WeiterbildungsteilnehmerInnen<br />
erörtert.<br />
Band 2 (Schriftenreihe Nr. 25) hingegen<br />
dokumentiert das Forschungs<strong>de</strong>sign, die Erhebungsinstrumente<br />
und die Auswertungsergebnisse<br />
einschließlich <strong>de</strong>r offenen Antworten <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmen<strong>de</strong>n im Einzelnen.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n als Kostprobe einige <strong>de</strong>r<br />
zum Teil überraschen<strong>de</strong>n Ergebnisse zur Integration<br />
in <strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt, zur weiteren<br />
beruflichen Entwicklung <strong>de</strong>r AbsolventInnen<br />
und zur Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />
<strong>de</strong>r WeiterbildungsteilnehmerInnen zusammengefasst:<br />
1. Persönliches Wachstum <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
und Entwicklung neuer Personaler<br />
Kompetenzen<br />
Die von <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n bereits<br />
zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung erwartete<br />
Konsolidierung ihrer beruflichen I<strong>de</strong>ntität wur<strong>de</strong><br />
zum Abschluss <strong>de</strong>r Weiterbildung von 91%,<br />
ein ¾ Jahr später von 100% <strong>de</strong>r Absolventen<br />
bestätigt. Dieses Ergebnis ist zwar sicher auch<br />
<strong>de</strong>r Gelegenheit zu vertiefter Praxis nach Weiterbildungsen<strong>de</strong><br />
geschul<strong>de</strong>t, kann insgesamt<br />
aber als i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong>r Effekt <strong>de</strong>r gesamten<br />
Weiterbildung betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Beson<strong>de</strong>rs eindrücklich war aber einer Erweiterung<br />
personaler Kompetenzen, die als unspezifische,<br />
nicht nur auf das berufliche Feld <strong>de</strong>r<br />
Institutionellen Beratung begrenzte Entwicklung<br />
erhoben wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Im Einzelnen bezogen sich diese Befun<strong>de</strong> auf<br />
a. Die Erweiterung <strong>de</strong>r sozialen Kontakte <strong>de</strong>r<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Person - ein Effekt <strong>de</strong>r von<br />
19% <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />
erwartet wur<strong>de</strong>, jedoch bei 68 %<br />
<strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n eingetroffen war.<br />
b. Die Entwicklung und die Aneignung eines<br />
selbstbewussteren und sicheren Auftretens<br />
in beruflichen Kontexten, die von 54 % <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmen<strong>de</strong>n zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />
erwartet wor<strong>de</strong>n war, aber von 96 % am En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Weiterbildung bestätigt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
c. Den Gewinn an Empathie als personaler<br />
Kompetenz im zwischenmenschlichen<br />
Bereich, <strong>de</strong>r von 90% <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
benannt wur<strong>de</strong>.<br />
Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert ist <strong>de</strong>r Befund, dass<br />
87 % <strong>de</strong>r Weiterbildungsteilnehmer die Frage, ob<br />
sie seit Abschluss <strong>de</strong>r Weiterbildung insgesamt<br />
im Beruf o<strong>de</strong>r Privatleben „mehr Zufrie<strong>de</strong>nheit“<br />
erleben, zuverlässig und mit wissenschaftlicher<br />
Signifikanz (p≤.01) mit „Ja“ beantwortet haben.<br />
Mit „mehr Zufrie<strong>de</strong>nheit“ in ihrem Leben hatten<br />
am Anfang ihrer Ausbildung lediglich 46 % <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmen<strong>de</strong>n gerechnet. Zum Abschluss <strong>de</strong>r<br />
Weiterbildung stellten fast 90% fest, dass ein solcher<br />
Effekt eingetreten war, noch 9 Monate nach<br />
Verlassen <strong>de</strong>s EZI war für 74% dieser Effekt mit<br />
einer gewissen Nachhaltigkeit in ihrem ganz<br />
individuellen Alltag zu Hause zu bemerken. Hier<br />
offenbart sich die kontinuierliche Arbeit an <strong>de</strong>r<br />
Persönlichkeit <strong>de</strong>r Weiterbildungsteilnehmen<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>n Selbsterfahrungsgruppen und <strong>de</strong>r Supervision.<br />
In<strong>de</strong>m beispielsweise im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Selbsterfahrung innerpsychische Konflikte<br />
und Lebensthemen in <strong>de</strong>n Blick genommen,<br />
bearbeitet o<strong>de</strong>r als zur Person gehörig akzeptiert<br />
wer<strong>de</strong>n konnten, wur<strong>de</strong>n innerpsychische<br />
Spannungen aufgelockert und damit Ressourcen<br />
eröffnet, das persönliche Leben zufrie<strong>de</strong>n<br />
stellen<strong>de</strong>r zu gestalten.<br />
Seite 61
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
2. Berufliche Perspektiven <strong>de</strong>r Absolventen im Arbeitsfeld <strong>de</strong>r Institutionellen<br />
Beratung<br />
Die nachfolgen<strong>de</strong> Grafik zeigt die Ergebnisse <strong>de</strong>r Follow-Up-Untersuchung vom Oktober 2008.<br />
Dargestellt sind die Beschäftigungsverhältnisse <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n neun Monate nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Weiterbildung am EZI im Vergleich zur Ausgangssituation <strong>de</strong>r zu Beginn <strong>de</strong>r Weiterbildung 2005.<br />
Lediglich drei Teilnehmerinnen hatten keine Anstellung erhalten.<br />
A<strong>bb</strong>ildung 1: Entwicklung <strong>de</strong>r Beschäftigungsverhältnisse insgesamt<br />
Die A<strong>bb</strong>ildungen 2 und 3 zeigen nahezu eine Verdoppelung <strong>de</strong>s Anteils <strong>de</strong>r festangestellten WeiterbildungsabsolventInnen<br />
und ein 7-faches an Honorarbeschäftigungsverhältnissen. Obwohl es sich<br />
bei <strong>de</strong>n Honorartätigkeiten oft um einen geringen Stun<strong>de</strong>numfang han<strong>de</strong>lt, die vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>r Minijobs kritisch zu diskutieren ist, ist in diesem Ergebnis auch eine positive Entwicklung zu<br />
sehen, da Honorartätigkeiten u. U. ausgebaut wer<strong>de</strong>n können und nicht selten zu Teilzeit- o<strong>de</strong>r<br />
Festanstellungen führen.<br />
A<strong>bb</strong>ildung 2: Entwicklung <strong>de</strong>s Anteils an Festanstellungen<br />
A<strong>bb</strong>ildung 3: Entwicklung <strong>de</strong>s Anteils an Honorartätigkeiten<br />
Seite 62
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Beson<strong>de</strong>rs dies letzte Ergebnis legt nahe, dass<br />
das Angebot an flexiblen, auf die Bedürfnisse<br />
<strong>de</strong>r MitarbeiterInnen wie auf die Bedarfe <strong>de</strong>r<br />
Institution zugeschnittenen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
wesentlich größer ist als allgemein<br />
erwartet wur<strong>de</strong>. Dies gilt beson<strong>de</strong>rs für hochqualifizierte,<br />
in das Arbeitsfeld bereits eingearbeitete<br />
Fachkräfte, wie sie die AbsolventInnen <strong>de</strong>r IFB-<br />
Weiterbildung in beson<strong>de</strong>rer Weise darstellen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass sich diese Befun<strong>de</strong><br />
auf die hohe Qualität <strong>de</strong>s Weiterbildungsangebotes<br />
<strong>de</strong>s EZI stützen und insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf das Alleinstellungsmerkmal evangelischer<br />
Beraterausbildung mit ihrem „zweisäuligen Mo<strong>de</strong>ll“<br />
(Intensivkurse am Evangelischen Zentralinstitut<br />
und regionale Praxis) zurückzuführen sind.<br />
Darüber hinaus bleibt einzuschätzen, welche<br />
zusätzlichen bislang unterschätzten Effekte<br />
eine insgesamt Trendwen<strong>de</strong> hin zu günstigeren<br />
Beschäftigungsaussichten für interessierte<br />
Fachkräfte und WeiterbildungsabsolventInnen in<br />
<strong>de</strong>r Institutionellen Beratung bewirken könnten.<br />
Einige Indikatoren hierfür wer<strong>de</strong>n u.a. im Buch<br />
in Kapitel 7 und ausführlich in Veröffentlichungen<br />
<strong>de</strong>r Bke zur Zukunft <strong>de</strong>s multiprofessionellen<br />
Teams in <strong>de</strong>r Institutionellen Beratung (vgl<br />
Vortrag von K.Menne in diesem Heft und bke:<br />
„Memorandum zur Erziehungsberatung“, Fürth<br />
<strong>2009</strong>) diskutiert.<br />
Dr. Martin Merbach , Berlin<br />
Seite 63
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Barbara Eckey<br />
Positiver Multiplikatoreneffekt<br />
Die Weiterbildung zum/zur Erziehungsund<br />
Familienberaterin bke: Eine Zwischenbilanz<br />
Die bke hat sich mit <strong>de</strong>m Konzept für <strong>de</strong>n Erwerb<br />
von Grundkompetenzen im Bereich <strong>de</strong>r Erziehungs-<br />
und Familienberatung ein anspruchsvolles<br />
Ziel gesetzt, das auf <strong>de</strong>n Rechtsgrund<strong>lag</strong>en<br />
<strong>de</strong>s § 28 SGB VIII basiert. Hier wird die<br />
For<strong>de</strong>rung erhoben, dass in <strong>de</strong>r institutionellen<br />
Erziehungsberatung „Fachkräfte verschie<strong>de</strong>ner<br />
Fachrichtungen zusammenwirken, die mit unterschiedlichen<br />
methodischen Ansätzen vertraut<br />
sind“.<br />
Aus langjähriger Erfahrung als Mitarbeiterin<br />
und später als Leiterin einer kommunalen Erziehungs-<br />
und Familienberatung weiß ich, wie<br />
notwendig dieser Gesetzesauftrag für das zeitgemäße<br />
Profil und damit die Qualität unserer<br />
Arbeit ist, und zugleich wie schwierig in <strong>de</strong>r<br />
Umsetzung <strong>de</strong>r kollegialen Zusammenarbeit.<br />
Die Jahrzehnte zurückliegen<strong>de</strong>n Anfänge von<br />
familientherapeutischen Ansätzen und systemischem<br />
Denken verursachten große Irritationen<br />
und erfor<strong>de</strong>rten ein Um<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>n<br />
Fallbesprechungen. Der anfänglich mitunter<br />
gescheiterte Versuch <strong>de</strong>r Integration dieser<br />
ungewohnten „verstören<strong>de</strong>n“ methodischen<br />
Ansätze führte in Berlin in Einzelfällen aufgrund<br />
unterschiedlicher Theoriekonzepte und<br />
unvereinbarer Lösungsi<strong>de</strong>en zur Spaltung von<br />
Teams und zur Teilung von Fallbesprechungen.<br />
Eine <strong>de</strong>m postmo<strong>de</strong>rnen Trend folgen<strong>de</strong> zunehmen<strong>de</strong><br />
Vielfalt und Unübersichtlichkeit <strong>de</strong>r therapeutischen<br />
Schulen und Ansätze kennzeichnete<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten die Psychoszene.<br />
Viele ähneln sich, an<strong>de</strong>re unterschei<strong>de</strong>n sich<br />
stark voneinan<strong>de</strong>r. Die Unterschie<strong>de</strong> betreffen<br />
sowohl die Vorgehensweise, als auch die für<br />
angemessen erachtete Dauer <strong>de</strong>r Sitzungen.<br />
Neben <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>nvielfalt hat auch die Fülle<br />
<strong>de</strong>r Aufgaben für die Erziehungs- und Familienberatung<br />
zugenommen. Dies erfor<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>n<br />
Mitarbeiter/innen eine hohe Flexibilität und eine<br />
ständige Bereitschaft zu Fortbildungen. Zwangskontexte<br />
z.B., die zu Beginn meiner Tätigkeit als<br />
unvereinbar mit unserer Arbeit galten, sind inzwischen<br />
selbstverständlicher Teil unserer Aufgaben.<br />
Trennungs- und Scheidungsberatung von<br />
oft wenig motivierten Elternpaaren sind wegen<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Verweisungskontexte durch die<br />
Gerichte Alltag unserer Beratungstätigkeit. Elternschulen<br />
mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen<br />
gehören zum präventiven Angebot<br />
und interkulturelle Beratung wird in Deutschland<br />
als Einwan<strong>de</strong>rungsland zunehmend erfor<strong>de</strong>rlich<br />
sein. Die Vielfalt von Familienformen und Zielgruppen<br />
macht differenzierte Zugehensweisen<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Zur Bün<strong>de</strong>lung von Kompetenzen,<br />
aktuell zum Thema Kin<strong>de</strong>rschutz, ist eine zeitaufwendige<br />
Vernetzungstätigkeit notwendig.<br />
Dies sind nur Beispiele dafür, wie die Vielfalt<br />
methodischer Beratungsansätze als auch die<br />
Aufgabenfülle das Profil von Erziehungs- und<br />
Familienberatung verän<strong>de</strong>rt haben. Das Konzept<br />
zur Weiterbildung zum/zur Erziehungs- und<br />
Familienberaterin bke trägt dieser notwendigen<br />
Metho<strong>de</strong>n- und Aufgabenvielfalt Rechnung. Das<br />
Curriculum richtet sich an Fachkräfte, die diese<br />
spezifische Beratungstätigkeit anstreben, am<br />
Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit stehen o<strong>de</strong>r<br />
ihre Kompetenzen vertiefen wollen. Meine Befragung<br />
von einzelnen Teilnehmer/innen wird hier<br />
beispielhaft wie<strong>de</strong>rgegeben. Sie erhebt nicht<br />
<strong>de</strong>n Anspruch einer repräsentativen Umfrage.<br />
• Durch <strong>de</strong>n guten Überblick über die vielfältigen<br />
Aufgaben und Metho<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n<br />
mit praktischen Übungen fühlten sie sich gut<br />
vorbereitet für die alltägliche Praxis.<br />
• Didaktik und Auswahl <strong>de</strong>r Referenten haben<br />
das erfreuliche Ergebnis, dass die Vermittlung<br />
von Metho<strong>de</strong>nvielfalt als bereichernd<br />
erlebt wur<strong>de</strong>. Offensichtlich konnte die Verschie<strong>de</strong>nheit<br />
in einem integrativen Ansatz<br />
ihren Platz fin<strong>de</strong>n.<br />
• Die Teilnehmer/innen fühlten sich über die<br />
Rechtsgrund<strong>lag</strong>en, auf <strong>de</strong>nen unsere Arbeit<br />
basiert, gut informiert und sicher darin, wenn<br />
notwendig, auf die entsprechen<strong>de</strong>n Gesetzestexte<br />
zurückgreifen zu können.<br />
• Die Vielfalt <strong>de</strong>r angebotenen kin<strong>de</strong>rtherapeutischen<br />
Interventionen und die Kreativität,<br />
mit <strong>de</strong>r man Settings mit Kin<strong>de</strong>rn gestalten<br />
kann, wur<strong>de</strong> als beson<strong>de</strong>rs anregend hervorgehoben.<br />
• In <strong>de</strong>n Fallbesprechungs- bzw. Übungsgruppen,<br />
<strong>de</strong>ren Zusammensetzung über <strong>de</strong>n<br />
ganzen Weiterbildungsgang hinweg konstant<br />
Seite 64
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
bleibt, konnte eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
entstehen.<br />
• Die Module „Arbeit mit ausgewählten Zielgruppen“<br />
und „Beratung bei ausgewählten<br />
Problem<strong>lag</strong>en“ wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Teilnehmer/<br />
innen in Referaten dargestellt. Dies wur<strong>de</strong><br />
als beson<strong>de</strong>rs bereichernd erlebt, da sie<br />
von <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r Spezialkenntnisse und<br />
Erfahrungen profitieren konnten, noch zumal<br />
die Textvor<strong>lag</strong>en an alle verteilt wur<strong>de</strong>n.<br />
• Insgesamt wur<strong>de</strong> die Fülle <strong>de</strong>r Handouts<br />
sehr geschätzt, die <strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zur<br />
Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />
• Als Beson<strong>de</strong>rheit ist zu begrüßen, dass <strong>de</strong>r<br />
Weiterbildungsteil „Grund<strong>lag</strong>en systemischer<br />
Familientherapie“, <strong>de</strong>r in Kooperation mit <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsgemeinschaft für psychoanalytischsystemische<br />
Praxis und Forschung APF e.V.<br />
eine Anerkennung als systemische/r Berater/<br />
in durch die Systemische Gesellschaft SG<br />
e.V. ermöglicht.<br />
• Einige Neuerungen sind hervorzuheben:<br />
Die bei<strong>de</strong>n Weiterbildungsteile „Paarberatung,<br />
Elterncoaching und Krisenberatung“<br />
und „Spezifische Familiensysteme; Familie<br />
und Helfersysteme“ wer<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>m<br />
fünften Durchgang <strong>de</strong>r Weiterbildung von<br />
einem Frau/Mann-Referentenpaar angeboten,<br />
das <strong>de</strong>n Gen<strong>de</strong>r Aspekt mo<strong>de</strong>llhaft<br />
vertritt. Da sowohl in <strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />
Familienberatung als auch im Curriculum<br />
mehrheitlich Frauen vertreten sind, wäre es<br />
wünschenswert, wenn dieses Geschlechterverhältnis<br />
zukünftig bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r<br />
Dozenten/innen Berücksichtigung fän<strong>de</strong>.<br />
Eine weitere Än<strong>de</strong>rung seit <strong>de</strong>m sechsten<br />
Durchgang <strong>de</strong>r Weiterbildung wur<strong>de</strong> ebenfalls<br />
sehr positiv aufgenommen. Die Mentorenrolle<br />
wur<strong>de</strong> strukturell neu <strong>de</strong>finiert. Für<br />
die Kurse ist in <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Wochen<br />
eine ständige Anwesenheit vorgesehen,<br />
und für je<strong>de</strong> zweite Ausbildungswoche eine<br />
Präsenz von ein bis zwei Tagen. Damit ist ein<br />
kontinuierlicher Kontakt zu <strong>de</strong>n Teilnehmer/<br />
innen und Dozent/innen gewährleistet.<br />
Die Selbsterfahrung wur<strong>de</strong> in die Weiterbildung<br />
integriert. Bereits nach <strong>de</strong>m ersten Jahr erfolgt<br />
eine Selbsteinschätzung, ein Gruppenfeedback<br />
und ein Abgleich mit <strong>de</strong>r Beurteilung durch<br />
Ausbil<strong>de</strong>r/in und Mentor/in. Diese rechtzeitige<br />
Stärken- und Schwächen-Analyse wur<strong>de</strong> sehr<br />
genutzt und als Entwicklungspotential erkannt.<br />
Da die Ausbildungsvoraussetzungen und Berufserfahrung<br />
<strong>de</strong>r Kursteilnehmer/innen sehr<br />
heterogen waren, erschienen manche Kursinhalte<br />
schon bekannt, während an<strong>de</strong>re sich<br />
wie<strong>de</strong>rum eine größere Vertiefung bestimmter<br />
Inhalte gewünscht hätten. Allen Teilnehmern<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass die fachliche Arbeit in<br />
<strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung Fähigkeiten<br />
voraussetzt, die über die Grundstudien<br />
<strong>de</strong>r unterschiedlichen Fachrichtungen hinausgehen.<br />
Abschließend kann ich aus meinem<br />
persönlichen Eindruck ergänzen, dass zwei<br />
Kolleginnen oft nach <strong>de</strong>n Kursen voller Tatendrang<br />
in die Beratungsstelle zurückkamen, um<br />
die neu gelernten Verfahren anzuwen<strong>de</strong>n. Sie<br />
berichteten <strong>de</strong>n übrigen Kollegen/innen von <strong>de</strong>n<br />
Erfolgen ihrer neu angewandten Metho<strong>de</strong>n und<br />
machten sie neugierig, so dass im besten Fall<br />
ein positiver Multiplikatoreneffekt für das ganze<br />
Beratungsteam entstehen kann.<br />
Barbara Eckey<br />
PS: Im Oktober 2010 beginnt ein neuer Durchgang<br />
zum/zur Erziehungs- und<br />
Familienberaterin (bke)<br />
Anmeldungen über: www.bke.<strong>de</strong><br />
Seite 65
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
GEHÖRT & GEWICHTET<br />
NEUES AUS BERLIN & BRANDENBURG<br />
VON BUND & LÄNDERN<br />
Seite<br />
67<br />
Inhalt<br />
Uta Bruch<br />
Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />
LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />
Bran<strong>de</strong>nburg für das<br />
Jahr 2008<br />
74<br />
Barbara Eckey<br />
Felix Krüger<br />
Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s<br />
LAG-Vorstan<strong>de</strong>s Berlin<br />
für das Jahr 2008/<strong>2009</strong><br />
Seite 66
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Uta Bruch<br />
Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />
Bran<strong>de</strong>nburg für das Jahr 2008<br />
1. Der Vorstand<br />
Bis zur Mitglie<strong>de</strong>rversammlung am 18.06.2008<br />
war <strong>de</strong>r 2007 gewählte LAG-Vorstand personell<br />
unverän<strong>de</strong>rt tätig. Zur Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
erklärte Dr. Max-Otto Stoye seinen Rücktritt<br />
aus <strong>de</strong>r Vorstandsarbeit. Dies machte eine<br />
Nachwahl erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Für die Mitarbeit im Vorstand kandidierte Frau<br />
Karin Weiß, die einstimmig gewählt wur<strong>de</strong>.<br />
Folgen<strong>de</strong> Kolleginnen und Kollegen bil<strong>de</strong>ten<br />
nach <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>n Vorstand:<br />
Frau Dagmar Brönstrup-Häuser<br />
• Dipl.-Psychologin<br />
• Arbeiterwohlfahrt (AWO)<br />
• Verantwortlich für die Zeitschrift „TRI∆LOG“,<br />
Stellvertreterin <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />
Hessenwinklerstr.1<br />
15537 Erkner<br />
Tel.: 03362 / 47 15<br />
E-Mail: awo.erziehungsberatung.erkner@ewetel.net<br />
Frau Uta Bruch<br />
• Dipl.-Psychologin<br />
• Caritas-Verband<br />
• Leiterin <strong>de</strong>r Geschäftsstelle, Koordination <strong>de</strong>r<br />
Vorstandsarbeit<br />
Beratungsstelle für Erziehungsberatung, Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberatung<br />
Leipziger Str. 39<br />
15232 Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />
Tel.: 0335 / 56 54 130<br />
E-mail: LAG-efb-<strong>bb</strong>@gmx.<strong>de</strong><br />
Herr Alex Hoestermann<br />
• Dipl.-Psychologe<br />
• SOS-Kin<strong>de</strong>rdorf e.V.<br />
• verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit<br />
SOS Beratungszentrum<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />
Poznaner Str. 1<br />
03050 Cottbus<br />
Tel.: 0355 / 52 57 00<br />
E-mail: Alex.hoestermann@sos-kin<strong>de</strong>rdorf.<strong>de</strong><br />
Frau Ines Richter<br />
• Dipl.-Psychologin<br />
• Deutsches Rotes Kreuz<br />
• Verantwortlich für Weiterbildungen<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />
A.-Buchmann-Str. 17<br />
16515 Oranienburg<br />
Tel.: 03301 / 53 01 07<br />
E-mail: erziehungsberatung@drk-oranienburg.<strong>de</strong><br />
Frau Anke Röwer<br />
• Dipl.-Pädagogin<br />
• Arbeiterwohlfahrt<br />
• Verantwortliche für Kassenverwaltung und<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstelle<br />
Marktplatz 8<br />
15806 Zossen<br />
Tel.: 03377 / 30 22 72<br />
E-Mail: efb.zossen@awo-wohnstaetten.<strong>de</strong><br />
Frau Dr. Katharina Schiersch<br />
• Dipl.-Psychologin<br />
• Kindheit e.V.<br />
• Stellvertreterin <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />
Familien- und Erziehungsberatungsstelle<br />
Freiheitsstr. 98<br />
15745 Wildau<br />
Tel.: 03376 / 50 37 21<br />
E-mail: Kindheit.eV.wildau@t-online.<strong>de</strong><br />
Frau Karin Weiß<br />
• Diplompsychologin / Rentnerin<br />
• verantwortlich für internationale Kontakte<br />
2. Geschäftsstelle<br />
Anschrift:<br />
Caritasverband für das Erzbistum Berlin / Region<br />
Bran<strong>de</strong>nburg Ost<br />
Beratungsstelle für Erziehungsberatung, Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberatung<br />
Leipziger Str. 39<br />
15232 Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />
Tel.: 0335 / 56 54 130<br />
Fax: 0335 / 56 54 100<br />
E-Mail: LAG-efb-<strong>bb</strong>@gmx.<strong>de</strong><br />
Seite 67
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
In <strong>de</strong>r Geschäftsstelle liegt die Verantwortung<br />
für die Koordination <strong>de</strong>r Vorstandsarbeit. Sie<br />
ist verantwortlich für die Organisation von Vorstandssitzungen,<br />
Mitglie<strong>de</strong>rversammlungen,<br />
Leitertagungen und Treffen mit Vertretern fachlicher<br />
und politischer Institutionen. Die Protokolle<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Veranstaltungen wer<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsstelle gesammelt und können von<br />
dort abgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Adressen <strong>de</strong>r LAG-Mitglie<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r<br />
Bran<strong>de</strong>nburger Beratungsstellen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsstelle gespeichert und Verän<strong>de</strong>rungen<br />
an die Bun<strong>de</strong>skonferenz weitergeleitet.<br />
Informationen über fachpolitische Themen,<br />
Stellungnahmen u.ä. gehen von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung, an<strong>de</strong>ren<br />
Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften, <strong>de</strong>n zuständigen<br />
Ministerien, <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sjugendamt und <strong>de</strong>n Trägern<br />
<strong>de</strong>r Jugendhilfe ein. Sie wer<strong>de</strong>n ebenfalls<br />
in <strong>de</strong>r Geschäftsstelle gespeichert und können<br />
von allen LAG-Mitglie<strong>de</strong>rn genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Vorstandssitzungen<br />
Die Vorstandssitzungen <strong>de</strong>r LAG sind öffentlich,<br />
je<strong>de</strong>s LAG-Mitglied hat das Recht, nach vorheriger<br />
Absprache an <strong>de</strong>n Zusammenkünften<br />
teilzunehmen.<br />
Über je<strong>de</strong> Vorstandssitzung wird ein Protokoll<br />
angefertigt, welches allen Vorstandsmitglie<strong>de</strong>rn<br />
und Gästen <strong>de</strong>r jeweiligen Sitzung zugeschickt<br />
wird. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n die Protokolle in<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsstelle gesammelt. Sie können von<br />
je<strong>de</strong>m LAG-Mitglied eingesehen bzw. abgefor<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Jahr 2008 wur<strong>de</strong>n 6 Vorstandssitzungen<br />
durchgeführt. Um <strong>de</strong>n Kontakt zu <strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Regionen zu vertiefen,<br />
wur<strong>de</strong>n die Sitzungen in unterschiedlichen<br />
Beratungsstellen durchgeführt. Lei<strong>de</strong>r machten<br />
nur wenige Kolleginnen und Kollegen von <strong>de</strong>m<br />
Angebot, an <strong>de</strong>n Vorstandssitzungen teilzunehmen,<br />
Gebrauch.<br />
Die Zusammenkünfte 2008 hatten folgen<strong>de</strong><br />
Schwerpunkte (bei Interesse können die jeweiligen<br />
Protokolle abgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n):<br />
26.02.2008, Beratungsstelle Bernau<br />
• Bericht von <strong>de</strong>r Vorstandssitzung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungs-beratung (BKE)<br />
• Vorbereitung <strong>de</strong>s Fachtages <strong>de</strong>r LAG<br />
• Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r LAG – Diskussion<br />
und Überarbeitung eines Flyers<br />
• I<strong>de</strong>ensammlung zu einer Umfrage zur strukturellen<br />
Ausstattung <strong>de</strong>r Erziehungsberatungsstellen<br />
• „TRI∆LOG“ – Inhalte <strong>de</strong>r Jubiläumsausgabe<br />
Heft 9 / 10, Extraausgabe zur Wissenschaftlichen<br />
Jahrestagung 2007 in Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />
• Situation in <strong>de</strong>r Beratungsstelle Bernau<br />
14.04.<strong>2009</strong>, Beratungsstelle Erkner<br />
• Organisation <strong>de</strong>s Fachtages (21.04.<strong>2009</strong>)<br />
• Vorbereitung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
2008<br />
• LAG-Mitglie<strong>de</strong>rbewegung, Abstimmung zum<br />
Ausschluss verschie<strong>de</strong>ner Mitglie<strong>de</strong>r aufgrund<br />
jahrelanger Nichtzahlung <strong>de</strong>r Beiträge<br />
trotz mehrmaliger Mahnung / Beschluss, ab<br />
<strong>2009</strong> an alle Mitglie<strong>de</strong>r eine Rechnung zu<br />
schicken<br />
• „TRI∆LOG“ – Finanzierung, Suche nach<br />
Beiträgen für das Doppelheft<br />
• Strukturreformdiskussion <strong>de</strong>r BKE<br />
• Kontakte zu polnischen Beratungsstellen in<br />
Anknüpfung an die Wissenschaftliche Jahrestagung<br />
– I<strong>de</strong>ensammlung<br />
26.05.<strong>2009</strong>, Eltern-Kind-Zentrum<br />
Schönefeld<br />
• Auswertung <strong>de</strong>s Fachtages, I<strong>de</strong>ensammlung<br />
für <strong>de</strong>n Fachtag <strong>2009</strong><br />
• abschließen<strong>de</strong> Vorbereitung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
• Wissenschaftliche Jahrestagung <strong>de</strong>r BKE in<br />
Hamburg, Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r BKE,<br />
Diskussion <strong>de</strong>r Beschlussvor<strong>lag</strong>en<br />
• Diskussion <strong>de</strong>r möglichen Schritte zur Kontaktaufnahme<br />
mit polnischen Kolleginnen<br />
und Kollegen<br />
• I<strong>de</strong>ensammlung zur Leitertagung 2008<br />
13.06.2008, Beratungsstelle “Lichtblick“<br />
Wer<strong>de</strong>r<br />
• Versand <strong>de</strong>r Materialien vom Fachtag<br />
• abschließen<strong>de</strong> Vorbereitung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
• Öffentlichkeitsarbeit – Überlegungen zur<br />
Gestaltung einer Homepage <strong>de</strong>r LAG<br />
• „TRI∆LOG“ – Diskussion zur Veröffentlichung<br />
im Internet, Grußworte <strong>de</strong>s LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />
Seite 68
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
im Jubiläumsheft, Mitglie<strong>de</strong>rwerbung in <strong>de</strong>r<br />
Zeitschrift<br />
• Kontakte nach Polen – Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>r BKE o<strong>de</strong>r eigene Initiativen<br />
• Situation in <strong>de</strong>r Region Potsdam-Mittelmark<br />
04.11.<strong>2009</strong>, Beratungsstelle Pritzwalk<br />
• Vorstandssitzung und Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
<strong>de</strong>r BKE im Rahmen <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen<br />
Jahrestagung in Hamburg – Bericht<br />
und Diskussion<br />
• Fachtag in Schönefeld zum Thema „Die Rolle<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes in <strong>de</strong>r EFB“ – Organisation<br />
durch Kindheit e.V. in Kooperation mit<br />
<strong>de</strong>r LAG<br />
• Planung <strong>de</strong>r LAG-Arbeit für <strong>2009</strong>, Profildiskussion<br />
• Bericht von <strong>de</strong>r Familienbildungsmesse, Anfrage<br />
<strong>de</strong>r LAG Familienbildung zum Beitritt<br />
<strong>de</strong>r LAG Erziehungsberatung<br />
• AG „Seelische Gesundheit“<br />
• Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Beratungsangebotes in<br />
<strong>de</strong>r Stadt Bran<strong>de</strong>nburg<br />
• Situation in Pritzwalk und Wittenberge<br />
15.12.<strong>2009</strong>, Stahnsdorf<br />
• Auswertung <strong>de</strong>s Fachtages in Schönefeld<br />
• Planung <strong>de</strong>r Leitertagung, Terminverschiebung<br />
auf Februar <strong>2009</strong> aufgrund räumlicher<br />
Schwierigkeiten, Thema „Neue rechtliche<br />
Entwicklungen und ihre Be<strong>de</strong>utung für die<br />
Erziehungsberatungsstellen“<br />
• I<strong>de</strong>ensammlung zum Fachtag <strong>2009</strong><br />
• Finanzen <strong>de</strong>r LAG, Unterschriftsbefugnisse<br />
bei <strong>de</strong>r Bank für Sozialwirtschaft<br />
• „TRI∆LOG“ – Planung <strong>de</strong>s nächsten Heftes<br />
• Info-Brief <strong>de</strong>r LAG <strong>2009</strong><br />
4. Ausgewählte Arbeitsschwerpunkte<br />
Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r LAG<br />
am 18.06.2008, Stadthalle Erkner<br />
Die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s Jahres 2008<br />
fand am 18.06. in Erkner statt. Nach Genehmigung<br />
<strong>de</strong>r Tagesordnung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tätigkeitsbericht<br />
<strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s in Auszügen verlesen.<br />
Der Kassenbericht wur<strong>de</strong> schriftlich vorgelegt,<br />
da die Kassenverantwortliche an diesem Tag die<br />
LAG im BKE-Vorstand vertrat. Diskutiert wur<strong>de</strong>n<br />
die Mängel bei <strong>de</strong>r regelmäßigen Zahlung <strong>de</strong>r<br />
Mitgliedsbeiträge. Ab <strong>de</strong>m Jahr <strong>2009</strong> sollen an<br />
alle Mitglie<strong>de</strong>r Rechnungen zur Einzahlung <strong>de</strong>s<br />
Beitrages verschickt wer<strong>de</strong>n. Eine konsequente<br />
Regelung bei wie<strong>de</strong>rholter Nichtzahlung wur<strong>de</strong><br />
von <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n begrüßt (Mahnung mit<br />
entsprechen<strong>de</strong>r Gebühr, Ausschluss bei wie<strong>de</strong>rholtem<br />
Ausstand <strong>de</strong>s Beitrages).<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung wur<strong>de</strong><br />
eine Nachwahl für <strong>de</strong>n Vorstand erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Dr. Max-Otto Stoye hatte aufgrund einer notwendigen<br />
beruflichen Neuorientierung seinen<br />
Rücktritt erklärt. Zur Nachwahl kandidierte Frau<br />
Karin Weiß, ehemalige Mitarbeiterin <strong>de</strong>r EFB<br />
<strong>de</strong>s Landkreises Potsdam-Mittelmark, die <strong>de</strong>n<br />
Vorstand bei <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen<br />
Jahrestagung in Frankfurt maßgeblich<br />
unterstützt hatte. Frau Weiß wur<strong>de</strong> einstimmig<br />
in <strong>de</strong>n Vorstand gewählt.<br />
Vorgestellt wur<strong>de</strong>n die Arbeitsschwerpunkte<br />
<strong>de</strong>r LAG für das Jahr <strong>2009</strong>. Beson<strong>de</strong>re Betonung<br />
erhielt die Zeitschrift „TRI∆LOG“ mit <strong>de</strong>m<br />
Aufruf an alle Bran<strong>de</strong>nburger Kolleginnen und<br />
Kollegen, bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Zeitschrift aktiv<br />
mitzuwirken (Beiträge aus <strong>de</strong>r Praxis, Buchrezensionen<br />
u.ä.).<br />
Diskutiert wur<strong>de</strong> über die weitere Durchführung<br />
<strong>de</strong>r Vorstandssitzungen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Regionen. Hintergrund war die mangeln<strong>de</strong><br />
Resonanz durch die jeweils umliegen<strong>de</strong>n Beratungsstellen.<br />
Die anwesen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r betonten<br />
ihr Interesse, <strong>de</strong>n Kontakt zum Vorstand<br />
auch zukünftig auf diese Weise zu halten, was<br />
zu <strong>de</strong>m Beschluss führte, diese Praxis weiterhin<br />
beizubehalten.<br />
Für die geplante Leitertagung und <strong>de</strong>n Fachtag<br />
wur<strong>de</strong> nach Themenvorschlägen gesucht.<br />
Die Berichte aus <strong>de</strong>n Regionen ergaben ein sehr<br />
differenziertes Bild <strong>de</strong>r Arbeitsmöglichkeiten<br />
in <strong>de</strong>n einzelnen Beratungsstellen. Während<br />
in einigen Regionen von einem zufrie<strong>de</strong>n stellen<strong>de</strong>n<br />
Ausbaustand <strong>de</strong>r Beratung gesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n kann, berichteten an<strong>de</strong>re Kolleginnen<br />
von großen Defiziten, die vor allem in <strong>de</strong>r Diskrepanz<br />
zwischen steigen<strong>de</strong>r Nachfrage und<br />
gleich bleiben<strong>de</strong>m Personal, aber auch in fehlen<strong>de</strong>n<br />
Möglichkeiten für präventive Angebote<br />
zu spüren sind.<br />
Nach <strong>de</strong>r Mittagspause gab es einen praktischen<br />
Workshop zum Thema „Freu<strong>de</strong> am Spiel<br />
<strong>de</strong>s Lebens – Begegnung mit meinem inneren<br />
Seite 69
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Clown; neue Lebendigkeit erfahren“. Referentin<br />
war die Erziehungswissenschaftlerin Birgit Blaßkiewitz<br />
aus Leipzig, die als freiberufliche Clownin<br />
arbeitet. Mit spielerischen Übungen ermöglichte<br />
sie <strong>de</strong>n Teilnehmern humorvoll und leicht, sich<br />
selbst zu erfahren und in die „Welt <strong>de</strong>r roten<br />
Nasen“ hineinzuschnuppern.<br />
Fachtag <strong>de</strong>r LAG am 21.04.2008<br />
Die LAG führt seit 2005 jährlich einen Fachtag<br />
im Bürgerzentrum Oranienburg durch. Die Tagung<br />
2008 fand am 21.04.2008 in Oranienburg<br />
unter <strong>de</strong>m Titel „Hoch-strittige Eltern“ stand.<br />
Die Referenten waren Peter Dietrich (Institut<br />
für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung),<br />
Matthias Weber (Arbeitsgruppe<br />
„Hoch-strittige Eltern“ <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung) und Dr. Jörg Fichtner<br />
(Wissenschaftlicher Referent beim Deutschen<br />
Jugendinstitut im Projekt „Kin<strong>de</strong>rschutz bei<br />
hochstrittiger Elternschaft“). Herr Dietrich beleuchtete<br />
das Phänomen <strong>de</strong>r Hochstrittigkeit,<br />
Dr. Fichtner warf vor allem einen Blick auf die<br />
betroffenen Kin<strong>de</strong>r und stellte Interventionsmöglichkeiten<br />
vor, während Herr Weber insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Frage nachging, welche Konsequenzen<br />
in <strong>de</strong>r Beratungsarbeit mit <strong>de</strong>n hochstrittigen<br />
Eltern zu ziehen sind.<br />
Neben Kolleginnen und Kollegen aus <strong>de</strong>n Bran<strong>de</strong>nburger<br />
Beratungsstellen waren unter <strong>de</strong>n<br />
Teilnehmern auch Mitarbeiter verschie<strong>de</strong>ner<br />
Jugendämter sowie auf Familienrecht spezialisierte<br />
Anwälte. Die Skripte dieses interessanten<br />
Fachtages wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Teilnehmern zugesandt.<br />
Darüber hinaus ist eine Veröffentlichung in <strong>de</strong>r<br />
nächsten Ausgabe <strong>de</strong>r Zeitschrift „TRI∆LOG“<br />
geplant.<br />
Leitertagung<br />
Die geplante Leitertagung 2008 musste aus organisatorischen<br />
Grün<strong>de</strong>n lei<strong>de</strong>r auf das Frühjahr<br />
<strong>2009</strong> verschoben wer<strong>de</strong>n.<br />
Fachtag am 11.12.2008, Schönefeld<br />
In fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong>r Kooperation mit <strong>de</strong>m Verein<br />
Kindheit e.V. fand ein weiterer Fachtag am<br />
11.12.08 im Rathaus Schönefeld statt. Zum Thema<br />
„Die Rolle <strong>de</strong>r EFB beim Kin<strong>de</strong>rschutz“ stand<br />
Herr Klaus Menne, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung, kompetent<br />
Re<strong>de</strong> und Antwort. Das Skript <strong>de</strong>s Vortrages<br />
wird allen Beratungsstellen zugesandt.<br />
„TRI∆LOG“- die Zeitschrift<br />
Die Zeitschrift hatte mit <strong>de</strong>r Ausgabe Heft 9/10<br />
im Jahr 2008 ihr 10 jähriges Jubiläum!<br />
Das war uns Anlass die Ausgabe beson<strong>de</strong>rs<br />
sorgfältig zu bearbeiten. Zunächst haben wir<br />
Rückschau gehalten. Und uns bedankt bei Otmar<br />
Alt, <strong>de</strong>m Künstler, <strong>de</strong>m wir die wun<strong>de</strong>rbaren<br />
Titelblätter zu verdanken haben, die farben- uns<br />
stimmungsfroh zum Blättern, Lesen und Kaufen<br />
einla<strong>de</strong>n. Zur Würdigung haben wir die Titelblätter<br />
aller Ausgaben im Jubiläumsheft einmal zur<br />
Anschauung dargestellt.<br />
Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r Minister Rupprecht<br />
(Bildung, Jugend und Sport im Land Bran<strong>de</strong>nburg)<br />
aus Jubiläumsanlass die Zeitschrift und<br />
die Erziehungsberatung im Land gewürdigt und<br />
weiterhin eine „erfolgreiche Arbeit, spannen<strong>de</strong><br />
Beiträge und wichtige Impulse“ für die Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Erziehungsberatungsstellen in diesem Kontext<br />
gewünscht.<br />
Das ist doch mal was!<br />
Und die recht aufwändige Arbeit <strong>de</strong>r Herausgabe<br />
<strong>de</strong>r Zeitschrift macht so gewürdigt, doppelt<br />
so viel Freu<strong>de</strong>, am meisten, wenn sie dann vor<br />
uns liegt!<br />
TRI∆LOG ist als Mitglie<strong>de</strong>rzeitschrift konzipiert,<br />
als ein Forum zur fachlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
und ist als eine über <strong>de</strong>n LAG- Rahmen<br />
hinaus beachtete Fachzeitschrift bekannt gewor<strong>de</strong>n.<br />
Auf allen Fachveranstaltungen verkaufen<br />
wir sie gut und auf <strong>de</strong>n Jahrestagungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
ist TRI∆LOG immer vertreten und<br />
erfreut sich beson<strong>de</strong>rs guter Nachfrage. Unsere<br />
Restbestän<strong>de</strong> sind sehr <strong>de</strong>zimiert und von <strong>de</strong>n<br />
ersten Jahrgängen gibt es gar keine Exemplare<br />
mehr, we<strong>de</strong>r in Bran<strong>de</strong>nburg noch Berlin.<br />
Hefte können so lange <strong>de</strong>r Vorrat noch reicht<br />
über die Herausgeber bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
TRI∆LOG ist immer bemüht, <strong>de</strong>m professionellen<br />
Anspruch <strong>de</strong>r Fachkräfte gerecht zu wer<strong>de</strong>n<br />
und die aktuellen fachpolitischen Ten<strong>de</strong>nzen<br />
und fachlichen Entwicklungen aufzugreifen, um<br />
zum Informationsbedarf und zum fachlichen<br />
Austausch beizutragen.<br />
Seite 70
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Wir wünschen uns, dass mehr KollegInnen unser<br />
Angebot, sich über die Zeitschrift zu Wort zu<br />
mel<strong>de</strong>n, nutzen.<br />
Bezugspreis<br />
Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r LAG ist <strong>de</strong>r Bezugspreis durch<br />
<strong>de</strong>n Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />
Weitere Bestellungen sind zum Selbstkostenpreis<br />
von nach wie vor 3,00 € je Heft zzgl. 1,50 €<br />
für Porto und Verpackung über die Redaktion<br />
die LAG zu erhalten. Das ist ein guter Preis für<br />
die Fachkollegen.<br />
Redaktion und Inhaltliches<br />
Im Jahr 2008 haben insgesamt fünf KollegInnen<br />
in <strong>de</strong>r Redaktion am Heft gebastelt: Dagmar<br />
Brönstrup-Häuser für Bran<strong>de</strong>nburg, Achim Haid-<br />
Loh, Barbara Eckey und Herma Michelsen für<br />
Berlin. Für die Bran<strong>de</strong>nburg Erziehungsberatung<br />
ist Dagmar Brönstrup-Häuser seit vielen Jahren<br />
die einzige verantwortliche Redakteurin.<br />
Damit waren wir eine gute Besetzung.<br />
In <strong>de</strong>n letzen drei Jahren stan<strong>de</strong>n nur Frau Brönstrup-Häuser<br />
und Herr Haid-Loh zur Verfügung.<br />
Interessierte Kollegen sind also herzlich willkommen!<br />
Die Redaktionssitzungen fin<strong>de</strong>n je nach Bedarf<br />
statt (4-6), das an<strong>de</strong>re sind Hausaufgaben,<br />
Austausch per Telefon, Internet, Fax. Im vergangenen<br />
Jahr waren es 5 Sitzungen.<br />
Zusätzlichen Zeitaufwand erfor<strong>de</strong>rte im vergangenen<br />
Jahr die elektronische Bearbeitung<br />
<strong>de</strong>r Zeitschrift, die Frau Brönstrup-Häuser mit<br />
<strong>de</strong>r Layouterin, Frau Abel, alleine bewältigt hat.<br />
Frau Abel hat die Layoutgestaltung 2008 übernommen<br />
und sich zunächst eingearbeitet. Auch<br />
die Organisation <strong>de</strong>r Titelblattgestaltung durch<br />
eine geson<strong>de</strong>rte Ver<strong>lag</strong>sgesellschaft, sowie <strong>de</strong>r<br />
Druck <strong>de</strong>s Heftes und <strong>de</strong>r Versand wer<strong>de</strong>n durch<br />
Frau Brönstrup-Häuser geregelt.<br />
Inhaltlich betreuen wir die einzelnen Ausgaben<br />
gemeinsam im Team. Wir nutzten die Zeitschrift,<br />
um die Inhalte stattgefun<strong>de</strong>ner Fachtagungen<br />
allen Fachkolleginnen zugänglich zu machen.<br />
So war 2008 ein Schwerpunktthema „Traumatherapie<br />
und Notfallpsychologie“, was ein Fachtagthema<br />
<strong>de</strong>r LAG in Bran<strong>de</strong>nburg war.<br />
Also- mit „TRI∆LOG“ haben wir eine gute I<strong>de</strong>e<br />
erfolgreich umgesetzt.<br />
Weiter so!<br />
Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r LAG<br />
Zum Fachtag <strong>de</strong>r LAG im April erarbeiteten wir<br />
eine Selbstdarstellung <strong>de</strong>s Vereins, aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
gesetzliche Auftrag <strong>de</strong>r Erziehungsberatung,<br />
unser Arbeitsverständnis sowie allgemeine Qualitätsstandards<br />
hervorgehen. Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n<br />
Sie dort eine Liste aller Erziehungs- und Familienberatungsstellen<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg.<br />
Die Selbstdarstellung ist in Papierform (Din A 5,<br />
zweifarbig) in <strong>de</strong>r Geschäftsstelle erhältlich. Auf<br />
Anfrage versen<strong>de</strong>n wir auch eine Version als<br />
*.pdf-Datei.<br />
Geplant ist die Erstellung einer Homepage, auf<br />
<strong>de</strong>r sich alle interessierten Kollegen, aber auch<br />
Träger und an<strong>de</strong>re Institutionen über die Arbeit<br />
<strong>de</strong>r LAG und geplante Veranstaltungen informieren<br />
können.<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skonferenz<br />
für Erziehungsberatung (BKE)<br />
Je<strong>de</strong>s Jahr führt die BKE drei Vorstandssitzungen<br />
statt, an <strong>de</strong>nen Vertreter <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften teilnehmen. Im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Jahrestagung<br />
wird darüber hinaus jährlich die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
<strong>de</strong>r BKE durchgeführt.<br />
Die Vorstandssitzungen informieren die Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften<br />
über politische Verän<strong>de</strong>rungen<br />
und Aktivitäten <strong>de</strong>s geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />
Ausschusses und <strong>de</strong>r Geschäftsführung auf<br />
Bun<strong>de</strong>sebene. Be<strong>de</strong>utsam sind darüber hinaus<br />
die Berichte aus <strong>de</strong>n einzelnen Län<strong>de</strong>rn, die<br />
einen intensiven Austausch über Bedingungen<br />
von Erziehungsberatung und Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />
ermöglichen.<br />
2008 fan<strong>de</strong>n die Vorstandssitzungen in Borken<br />
(Hessen), Mülheim und Hamburg statt.<br />
Die Vorstandssitzung in Borken befasste sich<br />
vor allem mit folgen<strong>de</strong>n Themen:<br />
• internationale Kontakte von Beratungsstellen<br />
• Online-Beratung<br />
• Strukturreform <strong>de</strong>r BKE<br />
• Fachdienstliche Aufgaben <strong>de</strong>r Erziehungsberatung<br />
• Rechtsfragen in <strong>de</strong>r Beratung<br />
Seite 71
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
• Be<strong>de</strong>utung von Bachelor- und Master-Abschlüssen<br />
für die Erziehungsberatungsstellen<br />
• Projekte <strong>de</strong>r BKE (z.B. „Erziehungs-Checks“,<br />
Kin<strong>de</strong>sschutz durch Fachberatung im Internet,<br />
Hochstrittige Elternschaft)<br />
Die Sitzung in Mülheim hatte folgen<strong>de</strong> Schwerpunkte:<br />
• Weiterbildungsangebote <strong>de</strong>r BKE<br />
• Erfahrungsaustausch zu Integrierten Beratungszentren<br />
• Mitgliedschaft in LAG und BKE (Einzel- und<br />
Stellenmitgliedschaft)<br />
• Wissenschaftliche Jahrestagungen<br />
• Qualitätssiegel <strong>de</strong>r BKE<br />
In Hamburg wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re folgen<strong>de</strong><br />
Fragen bearbeitet:<br />
• Mitwirkung im familiengerichtlichen Verfahren<br />
• Familiengerichtsgesetz (FGG)<br />
• Psychotherapeutische Praktika<br />
• Zusammenarbeit mit osteuropäischen Län<strong>de</strong>rn<br />
– geplanter Fachtag<br />
• Finanz<strong>lag</strong>e <strong>de</strong>r BKE<br />
Die Protokolle <strong>de</strong>r Vorstandssitzungen wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen LAG-Geschäftsstellen ebenso<br />
wie Stellungnahmen und an<strong>de</strong>re Informationen<br />
zugesandt. Bei Interesse können diese Materialien<br />
bei <strong>de</strong>r Geschäftsstelle abgefor<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Außenkontakte<br />
Seit ihrer Gründung im Jahr 1992 hat die LAG<br />
intensive Kontakte zu Institutionen und Vereinen<br />
hergestellt, um sich als Vertreter <strong>de</strong>r Bran<strong>de</strong>nburger<br />
Beratungsstellen präsent zu machen und<br />
konkrete Arbeitsziele umzusetzen.<br />
Im Jahr 2008 waren beson<strong>de</strong>rs folgen<strong>de</strong> Kontakte<br />
von Be<strong>de</strong>utung:<br />
• Bun<strong>de</strong>skonferenz für Erziehungsberatung<br />
• Vorstand <strong>de</strong>r LAG Berlin (Zeitschrift “<strong>Trialog</strong>“)<br />
• Lan<strong>de</strong>sjugendamt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg<br />
- Referat Hilfen zur Erziehung, Herr Kreichelt<br />
• Ministerium für Bildung, Jugend und Sport<br />
Darüber hinaus gestaltete sich 2008 auch<br />
eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Bran<strong>de</strong>nburger<br />
Arbeitsministerium. Am 15.09.2008 richtete<br />
die AG „Seelische Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen“ <strong>de</strong>s „Bündnisses Gesund<br />
Aufwachsen in Bran<strong>de</strong>nburg“ im Ministerium<br />
für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie<br />
(MASGF) <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg einen Workshop<br />
mit Beispielen guter Praxis zur För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r seelischen Gesundheit von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
aus. Nach einem Einführungsvortrag<br />
zu Rahmendaten <strong>de</strong>r seelischen Gesundheit<br />
von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen im Land teilte<br />
sich die Veranstaltung in zwei Arbeitsgruppen,<br />
die innovative Projekte einerseits für junge Kin<strong>de</strong>r,<br />
an<strong>de</strong>rerseits für Jugendliche in <strong>de</strong>r Schule<br />
vorstellten. So kamen insgesamt 12 Initiativen<br />
zur Verbreitung.<br />
Die LAG Bran<strong>de</strong>nburg stellte <strong>de</strong>n Beitrag <strong>de</strong>r<br />
Erziehungsberatung an Prävention anhand<br />
einer ausgewählten Einrichtung mit vielen unterschiedlichen<br />
Einrichtungsteilen (Kin<strong>de</strong>rtreff,<br />
betreuter Spielplatz, Jugendclub, Schulclub,<br />
Familientreff, Seniorentreff etc. und Beratungsstelle)<br />
dar.<br />
Wir hoffen auf eine Fortsetzung <strong>de</strong>r AG und<br />
eine gute Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Ministerium.<br />
6. Ausblick<br />
Im Jahr 2010 wollen wir an unseren bewährten<br />
Veranstaltungen (Mitglie<strong>de</strong>rversammlung, Leitertagung,<br />
Fachtag) festhalten. Themenwünsche<br />
o<strong>de</strong>r - i<strong>de</strong>en können je<strong>de</strong>rzeit an die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />
weitergereicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r diskutiert <strong>de</strong>r Vorstand mit <strong>de</strong>n<br />
Vertretern <strong>de</strong>r Beratungsstellen darüber, ob<br />
das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r wechseln<strong>de</strong>n Tagungsorte für<br />
die Vorstandssitzungen weiter gewünscht wird.<br />
Obwohl wir stets die Rückmeldung bekommen,<br />
dass die Kolleginnen und Kollegen an dieser<br />
Kontaktmöglichkeit Interesse haben, zeigt die<br />
Realität, dass das Angebot nur wenig angenommen<br />
wird. Aufgrund <strong>de</strong>r begrenzten zeitlichen<br />
Ressourcen <strong>de</strong>r Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r gab es<br />
innerhalb <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>n Beschluss, die<br />
Sitzungen wie<strong>de</strong>r zentral durchzuführen. Beratungsstellen,<br />
die <strong>de</strong>n Kontakt wünschen, können<br />
sich jedoch an <strong>de</strong>n Vorstand wen<strong>de</strong>n und in die<br />
Planung aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Für das kommen<strong>de</strong> Jahr plant <strong>de</strong>r Vorstand<br />
eine erneute Erhebung zu Fragen <strong>de</strong>s Ausbaus<br />
und <strong>de</strong>r Arbeitsweise <strong>de</strong>r Bran<strong>de</strong>nburger Beratungsstellen.<br />
Das Ergebnis soll als Argumentationsbasis<br />
von Gesprächen mit Ministerien,<br />
Jugendämtern und Trägern genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Intensiviert wer<strong>de</strong>n soll im kommen<strong>de</strong>n Jahr<br />
die Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r LAG. Neben <strong>de</strong>r<br />
Seite 72
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
regelmäßigen Aktualisierung <strong>de</strong>s Flyers planen<br />
wir auch eine Internetpräsentation <strong>de</strong>r LAG,<br />
welche Links zu <strong>de</strong>n einzelnen Stellen ermöglichen<br />
kann.<br />
Uta Bruch<br />
Geschäftsführen<strong>de</strong>s Vorstandsmitglied<br />
Seite 73
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Barbara Eckey<br />
Felix Krüger<br />
Tätigkeitsbericht <strong>de</strong>s LAG-Vorstan<strong>de</strong>s<br />
Berlin für das Jahr 2008/<strong>2009</strong><br />
1. Der Vorstand<br />
Die LAG Berlin besteht seit <strong>de</strong>m 10. Januar<br />
1962. Der jetzige Vorstand existiert seit 2006;<br />
2008 hat sich erfreulicherweise Frau Grauel-von<br />
Strünck in <strong>de</strong>r Vorstand wählen lassen. Die LAG<br />
Berlin hat als e.V. die Struktur eines kollektiven<br />
Vorstan<strong>de</strong>s, die sieben aktiven Mitglie<strong>de</strong>r sind<br />
gleichberechtigt in ihrer Stimmabgabe, die drei<br />
Senior-Coaches haben nur beraten<strong>de</strong> Funktion.<br />
Vorstandswahlen fin<strong>de</strong>n alle zwei Jahre statt.<br />
Petra Birkert<br />
• Dipl.-Psych<br />
• Honorarkraft in EFB Chbg-Wilmersdorf<br />
• Projekt „Unruhige Kin<strong>de</strong>r“<br />
Erz.- u. Familienberatung<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
10585 Berlin-Charlottenburg<br />
Haubachstr. 45; Tel. 9029-18500<br />
E-mail:<br />
cw270002@charlottenburg-wilmersdorf.<strong>de</strong><br />
Barbara Eckey<br />
• Dipl.-Psych.<br />
• Ehemalige Leiterin <strong>de</strong>r EFB Tempelhof-<br />
Schöneberg<br />
• Redaktionsmitglied TRIALOG<br />
• Mithrsg. <strong>de</strong>r bke-Reihe „jugend und erziehung“<br />
im Balance Ver<strong>lag</strong>„<br />
Tel. 030/76 90 42 70<br />
E-mail: barbara-eckey@web.<strong>de</strong><br />
Wieland Eiberger<br />
• Dipl.-Psych.<br />
• Stellvertr. Leiter<br />
Ev. Beratungsstelle Diakonisches Werk<br />
Tempelhof-Schöneberg (DWTS)<br />
12099 Berlin-Tempelhof<br />
Götzstr. 24 e; Tel. 7575-0270; 71 30 16 45<br />
E-mail: ev.beratungsstelle.thf@dwts.<strong>de</strong><br />
Hannelore Grauel-von Strünck<br />
• Dipl.-Psych.<br />
• Fachreferentin Psychosoziale Dienste im<br />
Bez.Amt Steglitz-Zehlendorf<br />
Erz.- u. Familienberatung Steglitz-Zehlendorf<br />
14163 Berlin- Zehlendorf<br />
Hohenzollernstr. 11<br />
Tel. 90 299-8401<br />
E-mail:<br />
hannelore.grauel-von-struenck@ba-sz.berlin.<strong>de</strong><br />
Achim Haid-Loh<br />
• Dipl.-Psych<br />
• Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent;<br />
• Leiter <strong>de</strong>r Weiterbildung in Integrierter familienorientierter<br />
Beratung (I F B)<br />
• Redaktionsmitglied TRIALOG<br />
Ev. Zentralinstitut für Familienberatung<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Auguststr.80; Tel. 283 95-200; -275; -273<br />
E-mail: Haid-Loh@ezi-berlin.<strong>de</strong><br />
Sabine Hollefreund<br />
• Dipl.-Psych<br />
• LAG-Kassenverantwortliche<br />
Erz. u. Familienberatung Tempelhof-Schöneberg<br />
12159 Berlin-Schöneberg<br />
Sponholzstr. 15; Tel 90 277-64 11; -78 30<br />
E-mail: s.hollefreund@web.<strong>de</strong><br />
Karin Jacob<br />
• Dipl.-Psych.<br />
• Teamkoordination<br />
• bke-Vorstandsmitglied<br />
• Mithrsg.<strong>de</strong>r bke-Reihe „jugend und erziehung“<br />
im Balance Ver<strong>lag</strong><br />
SOS Familienzentrum Berlin<br />
12629 Berlin-Hellersdorf<br />
Alte Hellersdorfer Str.77, Tel. 56 89 10-0,<br />
E-mail: karin.jacob@sos-kin<strong>de</strong>rdorf.<strong>de</strong>,<br />
Felix Krüger<br />
• Dipl.-Psych.<br />
• Ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r EFB Spandau<br />
Tel. 030/802 96 61<br />
E-mail: fx.krueger@gmail.com<br />
Seite 74
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Herma Michelsen<br />
• Dipl.-Psych.<br />
• 1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zentralen Weiterbildung<br />
<strong>de</strong>r bke<br />
• Mentorin und Dozentin im Curriculum Erziehungs-<br />
u Familienberater<br />
Tel: 030/873 50 60<br />
E-mail: herma.michelsen@gmx.<strong>de</strong>.<br />
Adrienne Schürenberg<br />
• Dipl.-Soz.Päd<br />
• Notfallpsychologische Hilfen<br />
Erz. u. Familienberatung<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
10585 Berlin- Charlottenburg<br />
Haubachstr. 45; Tel. 9029-18 500; -18 511<br />
E-mail:<br />
cw270002@charlottenburg-wilmersdorf.<strong>de</strong><br />
2. Die Geschäftsstelle<br />
Anschrift:<br />
Erziehungs- u. Familienberatung<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
12159 Berlin-Schöneberg<br />
Sponholzstr. 15;<br />
Tel. 90 277-64 11; -78 30; Fax: 90 277-6742<br />
E-mail: erziehungs.familienberatung@gmx.<strong>de</strong><br />
Homepage: www.efb-berlin.<strong>de</strong><br />
3. Vorstandssitzungen und Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
Vorstandssitzungen fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel monatlich<br />
statt. Die jährliche Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
ist verbun<strong>de</strong>n mit einem Fachvortrag, Die Themen<br />
<strong>de</strong>r letzten bei<strong>de</strong>n MVn waren:<br />
2008: „Wenn Eltern resignieren – o<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
an <strong>de</strong>r Macht“<br />
Referentin:<br />
Frau Dr. Marie-Luise Conen<br />
<strong>2009</strong>: „Wie<strong>de</strong>r gemeinsam auf die Kin<strong>de</strong>r<br />
schauen – Einführung in die Arbeit mit<br />
<strong>de</strong>m Lebensflussmo<strong>de</strong>ll bei Trennung<br />
und Scheidung“<br />
Vortrag und Präsentation anhand praktischer<br />
Beispiele: Dr. Peter Spengler.<br />
4. Redaktionelle und Herausgebertätigkeiten<br />
• Barbara Eckey, Achim Haid-Loh und Karin<br />
Jacob haben im Sommer 2008 als Auswertung<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Jahrestagung<br />
<strong>de</strong>r bke 2006 in Berlin (100 Jahre Erziehungsberatung)<br />
<strong>de</strong>n Band „Jugend bewegt“<br />
im Juventa Ver<strong>lag</strong> herausgegeben.<br />
• In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m LAG-Vorstand<br />
ist im September 2008 das Jubiläum-Doppelheft<br />
10 Jahre TRIALOG erschienen.<br />
• Barbara Eckey und Karin Jacob sind Mitherausgeberinnen<br />
<strong>de</strong>r Reihe “jugend und<br />
erziehung“ im Auftrag <strong>de</strong>r bke, die Reihe<br />
erscheint im Balance Ver<strong>lag</strong>.<br />
5. Fachpolitische Tätigkeiten<br />
• Achim Haid-Loh ist Mitglied im Kooperationsgremium,<br />
<strong>de</strong>m obersten Beschlussorgan <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s Berlin bezüglich <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen<br />
<strong>de</strong>r Erziehungs- und Familienberatung<br />
in öffentlicher und freier Trägerschaft.<br />
Es ist paritätisch besetzt mit Vertretern <strong>de</strong>r<br />
Jugendstadträte <strong>de</strong>r Berliner Bezirke, <strong>de</strong>r<br />
Spitzenverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Freien Wohlfahrtspflege<br />
und <strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Bildung,<br />
Wissenschaft und Forschung.<br />
• Achim Haid-Loh und Hannelore Grauelvon<br />
Strünck sind im Ständigen Ausschuss<br />
(STAU) vertreten. Dieser hat die Funktion,<br />
<strong>de</strong>m Kooperationsgremium als oberster Entscheidungsinstanz<br />
fachliche Stellungnahmen<br />
zuzuarbeiten. Er ist paritätisch besetzt mit je<br />
drei Leitern kommunaler und freiträgerlicher<br />
Beratungsstellen.<br />
• Aktuelles Thema ist in bei<strong>de</strong>n Gremien zur<br />
Zeit die Umsetzung <strong>de</strong>s „Beschleunigten<br />
Familiengerichtlichen Verfahrens“ im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r FamFG-Reform – als zusätzliche<br />
fachdienstlicher Aufgabe <strong>de</strong>r EFBn.<br />
• Im bke-Bun<strong>de</strong>svorstand ist das Land Berlin<br />
durch Frau Karin Jacob vertreten. Der<br />
Vorstand hat sich im vergangenen Jahr mit<br />
folgen<strong>de</strong>n Themen beschäftigt, die hier nur<br />
stichwortartig aufgeführt wer<strong>de</strong>n:<br />
▫ I<strong>de</strong>ntität und weitere Profilierung <strong>de</strong>r EFBn.<br />
▫ Austausch mit familiären Unterstützungssystemen<br />
in an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn<br />
initiieren: themenbezogene Zugänge<br />
wer<strong>de</strong>n überlegt.<br />
Seite 75
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
▫ EFBn als Ausbildungsorte für Psychologische<br />
Psychotherapeuten und Kin<strong>de</strong>rund<br />
Jugendlichenpsychotherapeuten: bke<br />
befürwortet, einen Teil <strong>de</strong>s Praktikums in<br />
einer EFB durchführen zu können.<br />
▫ Kooperation bke-Bun<strong>de</strong>spsychotherapeutenkammer:<br />
zur Aufbewahrung von<br />
Aufzeichnungen bestehen weiterhin Kontroversen.<br />
▫ Zum Thema „ Beratung von Eltern mit<br />
Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn“ soll voraussichtlich<br />
noch in diesem Jahr eine<br />
Weiterbildung angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
▫ gesetzlicher Jugendschutz (z.B. Medien,<br />
Alkohol) als mögliches Thema <strong>de</strong>r EFBn.<br />
▫ Herausgabe einer Ratgeberreihe für Eltern<br />
von Jugendlichen im balance-Ver<strong>lag</strong>.<br />
▫ Beratung von jungen Erwachsenen bis 27<br />
Jahre nach KJHG.<br />
▫ EFBn können verschie<strong>de</strong>ne fachdienstliche<br />
Aufgaben wahrnehmen (Hilfeplan,<br />
§§ 8a, 35a SGB VIII, FGG) – Beratung<br />
bleibt Kernaufgabe.<br />
▫ FGG-Reform als neue Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
(gerichtsnahe Beratung):<br />
▫ Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r FGG-Reform<br />
sind wir fachlich die geeigneten Stellen,<br />
um gerichtsnahe Beratung im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendhilfe anzubieten,<br />
können diese zusätzliche fachdienstliche<br />
Aufgabe aber nicht aus <strong>de</strong>m bisherigen<br />
Etat erbringen. Zusätzliche finanzielle<br />
Mittel sind notwendig.<br />
▫ Rechtsberatung in <strong>de</strong>r EFB nach Gesetzesän<strong>de</strong>rung<br />
(s.a. bke-Info 1/08): Berater<br />
darf jetzt im Rahmen seiner Tätigkeit<br />
(§ 17 SGB VIII) ergänzend rechtliche Informationen<br />
geben<br />
▫ dpa-Rubrik: „Erziehungsratgeber“<br />
▫ Bachelor- und Masterabschlüsse: Es wird<br />
an einer Empfehlung gearbeitet, wie sich<br />
zukünftig das multiprofessionelle EFB-<br />
Team zusammensetzen soll. Derzeitiger<br />
Diskussionsstand: Es soll ein Aufgabenkanon<br />
mit ca. 50 Aufgaben, die in <strong>de</strong>r EFB<br />
bearbeitet wer<strong>de</strong>n, entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Aufgaben könnten mit <strong>de</strong>n Kompetenzen<br />
von Stellenbewerbern verbun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, um festzustellen, ob diese für<br />
eine Stelle geeignet sind. Es wird überlegt,<br />
die Kernteamgröße auf 5 Personalstellen<br />
(bisher 3) zu erweitern, möglicherweise mit<br />
einer Besetzung von 50% mit Bachelorund<br />
50% mit Masterabschlüssen.<br />
▫ Statistik: voraussichtlich wird die Bun<strong>de</strong>sstatistische<br />
Erfassung <strong>de</strong>r Beratung aufgesplittet<br />
in Beratung nach §28 (weiterhin<br />
auch in Verbindung mit §17 und §18) und<br />
§§16,17,18 SGB VIII ohne §28 SGB VIII.<br />
Dafür wer<strong>de</strong>n Instrumente entwickelt<br />
▫ Qualitätssiegel: Gruppen mit min<strong>de</strong>stens<br />
3 EFBn einer Region o<strong>de</strong>r eines Trägers,<br />
können ein Qualitätssiegel zu finanziell<br />
günstigeren Konditionen als eine einzelne<br />
EFB beantragen. Frankfurt/Main hat 14<br />
Beratungsstellen zertifizieren lassen.<br />
• Im Rahmen einer Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Gesellschaft für Beratung, DGfB e.V.,<br />
<strong>de</strong>r Dachorganisation von 32 Verbän<strong>de</strong>n<br />
aus <strong>de</strong>m Bereich Beratung und Therapie,<br />
hat Herr Krüger (Senior-coach <strong>de</strong>r LAG) als<br />
Vertreter <strong>de</strong>r bke teilgenommen, um gemeinsam<br />
mit an<strong>de</strong>ren eine Orientierungshilfe für<br />
Ratsuchen<strong>de</strong> zu erarbeiten und damit <strong>de</strong>r<br />
Fachöffentlichkeit, <strong>de</strong>r Politik und <strong>de</strong>m Verbraucher<br />
einen Orientierungsrahmen für die<br />
Qualität von Beratungsleistungen zu bieten.<br />
Die abschließen<strong>de</strong> Sitzung hat am 29. 6 <strong>2009</strong><br />
in Frankfurt /M. statt gefun<strong>de</strong>n.<br />
• Fachtag am 1.4.<strong>2009</strong> „Ein Rettungsschirm<br />
für Kin<strong>de</strong>rnöte“. Die die ständig steigen<strong>de</strong><br />
Nachfrage bei bei zugleich unzureichen<strong>de</strong>n<br />
Personalressourcen (aktueller Versorgungsgrad<br />
bei 47% !) und insbeson<strong>de</strong>re die Altersstruktur<br />
<strong>de</strong>r kommunalen EFBn geben<br />
weiterhin Anlass zu Sorge, vor allem im<br />
Verbund mit <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Aufgabenfülle.<br />
Dies war <strong>de</strong>r Anlass, in Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>m Kooperationsgremium die o.g. Veranstaltung<br />
zu organisieren. Adressaten waren<br />
vor allem fachpolitische Vertreter <strong>de</strong>r Parteien<br />
und Führungskräfte <strong>de</strong>r Jugendämter, mit<br />
<strong>de</strong>m Ziel, unsere Tätigkeiten und die neuen<br />
zusätzlichen Aufgaben transparent zu<br />
machen. Die interessanten Vorträge waren<br />
zum Teil sehr anschaulich mit Schaubil<strong>de</strong>rn,<br />
Statistiken, Comics und szenischen Darstellungen<br />
mit Vi<strong>de</strong>ounterstützung gestaltet.<br />
Herr Klaus Menne, Bun<strong>de</strong>sgeschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r bke, eröffnete die Veranstaltung mit <strong>de</strong>m<br />
Vortrag „Der stumme Skandal <strong>de</strong>r Erzie-<br />
Seite 76
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
hungsberatung in Deutschland – Stagnation<br />
o<strong>de</strong>r Innovationspotenzial in <strong>de</strong>r Krise?“ Den<br />
Textabdruck fin<strong>de</strong>n Sie in diesem Heft. Weitere<br />
Vortragsthemen waren:<br />
▫ „Wie gut funktioniert <strong>de</strong>r Rettungsschirm<br />
– Wirkungen <strong>de</strong>r Erziehungsberatung aus<br />
<strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Berliner“<br />
▫ „Der Berliner Weg – Referenzmo<strong>de</strong>ll o<strong>de</strong>r<br />
Sackgasse?“<br />
▫ „Blick zurück aus <strong>de</strong>r Zukunft – <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische<br />
Faktor und die erweiterten<br />
Aufgaben kommunaler Beratungsstellen.“<br />
In „Fallarbeit zum Anfassen – Erziehungsberatung<br />
life“ wur<strong>de</strong>n zwei Projekte in lebendiger<br />
Form, teilweise im Rollenspiel, dargestellt.<br />
▫ „Size gelen egitim danismanligi“ – Zugehen<strong>de</strong><br />
Erziehungsberatung und ihre interkulturellen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />
▫ Neuköllner Schüler in Not: „Trau dich doch<br />
– sch<strong>lag</strong> zu ...!“ Macht und Ohnmacht<br />
in Schulen – Soziales Training und Lehrerprojektwerkstatt<br />
<strong>de</strong>r Erziehungs- und<br />
Familienberatung.<br />
Die Fachtagung wur<strong>de</strong> been<strong>de</strong>t mit zwei Beiträgen<br />
von Jugendamtsleitern zum Thema:<br />
▫ „Wohin <strong>de</strong>s Weges?“ – Zusammenfassung<br />
und Ausblick<br />
• Die Bun<strong>de</strong>skanzlerin hat in ihrer Vi<strong>de</strong>obotschaft<br />
im Podcast vom 25.4.<strong>2009</strong><br />
(http://bun<strong>de</strong>skanzlerin.<strong>de</strong>/CONTENT/DE/<br />
Podcast/<strong>2009</strong>/<strong>2009</strong>-04-25-Vi<strong>de</strong>o-Podcast.<br />
html) die Arbeit <strong>de</strong>r Jugendhilfe, insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Erziehungsberatungsstellen, gewürdigt<br />
und herausgehoben und sich mit Vertretern<br />
von Beratungsstellen in Berlin getroffen; wir<br />
reagierten mit einem Dankesschreiben an<br />
die Kanzlerin.<br />
• Fester Bestandteil unserer fachpolitischen<br />
Tätigkeit war schon in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />
Jahren <strong>de</strong>r Kontakt zu <strong>de</strong>n jugend- und familienpolitischen<br />
Sprechern <strong>de</strong>r Parteien. In<br />
diesem Jahr haben wir die neuen Aufgaben<br />
aus <strong>de</strong>r FGG-Reform zum Anlass genommen,<br />
die fachpolitischen Sprecher/innen <strong>de</strong>r<br />
Fraktionen zu einem fachlichen Austausch<br />
am 26.6. und 4.9.<strong>2009</strong> einzula<strong>de</strong>n. Dabei<br />
konnten wir sie von <strong>de</strong>r Wichtigkeit dieser<br />
neuen Aufgaben überzeugen. Sie bestätigten<br />
unsere Einschätzung, dass es sich dabei<br />
um genuine Aufgaben <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rschutzes<br />
han<strong>de</strong>lt. Auf Bitte <strong>de</strong>r Abgeordneten haben<br />
wir ihnen fachliche Unter<strong>lag</strong>en zur Vertiefung<br />
<strong>de</strong>r Thematik zugeschickt.<br />
• Da die prognostizierten zuzkünftigen Aufträge<br />
<strong>de</strong>r Familiengerichte („geschickte<br />
Familien“) zur Trennungs- und Scheidungsberatung<br />
kapazitätsmäßig nicht abge<strong>de</strong>ckt<br />
sind, haben wir uns entschlossen, einen<br />
Offenen Brief „Familienpolitischer und haushaltstechnischer<br />
Handlungsbedarf wegen<br />
neuer bun<strong>de</strong>sgesetzlicher Leistungen“ an<br />
alle Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fachausschüsse und <strong>de</strong>n<br />
LJHA zu schicken (Der Wortlaut <strong>de</strong>s Briefes<br />
ist in diesem Heft dokumentiert).<br />
6. Weitere thematische Schwerpunkte<br />
• Wir versuchten, das von <strong>de</strong>r bke entwickelte<br />
und angebotene Qualitätssiegel für Erziehungsberatungsstellen<br />
(vgl. Bericht aus <strong>de</strong>m<br />
bke – Bun<strong>de</strong>svorstand) <strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />
<strong>de</strong>r kommunalen und freien Träger zu Son<strong>de</strong>rkonditionen<br />
im Rahmen einer Gruppenzertifizierung<br />
anzubieten - bisher aber ohne<br />
Erfolg.<br />
• Im Rahmen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />
Berliner Psychotherapeutenkammer gab es<br />
Anregungen, die Praktikagestaltung für Psychologiestu<strong>de</strong>nten/innen<br />
und Psychologen/<br />
innen in Ausbildung zu thematisieren.<br />
• Im Rundbrief 1/09 <strong>de</strong>r Psychotherapeutenkammer<br />
Berlin war eine Buchrezension<br />
unseres Tagungsban<strong>de</strong>s „Jugend bewegt“<br />
abgedruckt.<br />
• Lange war es üblich, in Berlin jährlich eine<br />
EFB-Fachtagung durchzuführen, ausgerichtet<br />
im Rotationsverfahren durch die Bezirke.<br />
Steigen<strong>de</strong> Arbeitsbelastung hat vermutlich<br />
dazugeführt, dass diese Tradition unterbrochen<br />
wur<strong>de</strong>. Als Wie<strong>de</strong>rbelebungsversuch<br />
machten wir <strong>de</strong>n Vorsch<strong>lag</strong>, uns in einem<br />
Dreierverbund, bestehend aus freiträgerschaftlicher<br />
und kommunaler EFB und LAG,<br />
zu beteiligen. Wir hoffen auf ein positives<br />
Ergebnis.<br />
7. Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Die LAG-Berlin ist im I-Net auf <strong>de</strong>r web-Seite<br />
www.efb-berlin.<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n.<br />
• Es freut uns, durch die Anschaffung eines<br />
Seite 77
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Roll-ups die LAG besser und professioneller<br />
präsentieren zu können.<br />
Zu Öffentlichkeitsarbeit zählen wir auch unsere<br />
fachpolitische Tätigkeit. Aufgrund <strong>de</strong>r Zunahme<br />
von Aufgaben und <strong>de</strong>r leeren Haushaltskassen,<br />
noch zumal in <strong>de</strong>r gegenwärtigen Wirtschaftskrise,<br />
wird dies neben <strong>de</strong>r Beschäftigung mit Fachthemen<br />
weiterhin ein notwendiger Schwerpunkt<br />
unserer Arbeit sein.<br />
Für <strong>de</strong>n Vorstand:<br />
Barbara Eckey<br />
Felix Krüger<br />
Berlin, im August <strong>2009</strong><br />
Seite 78
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
GEPLANT & GEPNT<br />
EREIGNISSE<br />
TERMINE<br />
FORTBILDUNGEN<br />
PN-BRETT<br />
Seite<br />
Inhalt<br />
80 „Schnell, … aber fair ?“<br />
Mediative Techniken in<br />
<strong>de</strong>r gerichtsnahen Trennungs-<br />
und Scheidungsberatung:<br />
Entschleunigung statt<br />
Beschleunigung !<br />
82 Das neue FamFG und die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen für<br />
die Beratungspraxis:<br />
Strukturierte Angebote<br />
für Hochkonflikt-Familien<br />
83<br />
86<br />
88<br />
Fachtag DJI:<br />
Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger<br />
Elternschaft<br />
Beratungsarbeit mit<br />
hochstrittigen Eltern<br />
Fachtagung:<br />
Das aktive Jugendamt<br />
im familiengerichtlichen<br />
Verfahren<br />
93 Die „unerhörten“<br />
Botschaften <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
mit ADHS<br />
Symptome verstehen,<br />
Beziehungen verän<strong>de</strong>rn<br />
Seite 79
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
„Schnell, … aber fair ?“<br />
Mediative Techniken in <strong>de</strong>r gerichtsnahen<br />
Trennungs- und Scheidungsberatung:<br />
Entschleunigung statt Beschleunigung !<br />
Referenten:<br />
Katrin Normann (Soz.Päd.,FNR, München)<br />
& Stefan Wiesinger (Rechtsanwalt, FNR<br />
München)<br />
Das neue „Gesetz über das Verfahren in Familiensachen<br />
und in <strong>de</strong>n Angelegenheiten <strong>de</strong>r<br />
freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG)“ stellt erhöhte<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die Kooperation von<br />
Familiengericht, Jugendamt und Beratungsstelle<br />
und alle an<strong>de</strong>ren Verfahrensbeteiligten.<br />
Die Hauptaufgabe wird sein, Elternkonflikte ressourcen-<br />
und lösungsorientiert zu mo<strong>de</strong>rieren!<br />
Mit <strong>de</strong>m zentralen Anliegen <strong>de</strong>s Gesetzes, bei<br />
Kindschaftssachen auf ein Einvernehmen <strong>de</strong>r<br />
Eltern hinzuwirken, ist die Erwartung an alle<br />
Prozessbeteiligten verbun<strong>de</strong>n, als kompetente<br />
Mo<strong>de</strong>ratoren von Konflikten zu agieren sowie<br />
die breite Angebotspalette psychosozialer<br />
Beratungsangebote zu kennen und <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong><br />
Empfehlungen zur Beratung und<br />
Streitschlichtung auszusprechen o<strong>de</strong>r sogar<br />
anzuordnen. Das FamFG ermöglicht hierzu<br />
verstärkt die Überweisung <strong>de</strong>r Streitparteien in<br />
die psychosoziale Beratung und Mediation.Dies<br />
alles erfor<strong>de</strong>rt Grund<strong>lag</strong>enwissen von Juristen<br />
auf Gebieten, die bislang <strong>de</strong>n psychosozialen<br />
Berufen vorbehalten waren.<br />
SozialpädagogInnen und FamilienberaterInnen<br />
wie<strong>de</strong>rum benötigen im Kontakt mit ihren Klienten<br />
Mo<strong>de</strong>lle und Metho<strong>de</strong>n gerichtsnaher<br />
Arbeit mit „geschickten Klienten“.<br />
Dieses interdisziplinäre Seminar stellt mediative<br />
Techniken und Interventionsansätze vor, die in<br />
flexibler Form eingesetzt wer<strong>de</strong>n können und<br />
vermittelt Kompetenzen für eine gelingen<strong>de</strong><br />
Kooperation und Kommunikation.<br />
Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lle und Verfahrensstandards<br />
interdisziplinärer Zusammenarbeit <strong>de</strong>r<br />
beteiligten Professionen und Institutionen (am<br />
Beispiel <strong>de</strong>s Münchener und Berliner Mo<strong>de</strong>lls)<br />
vorgestellt und diskutiert (z.B. Beteiligung am<br />
1. Termin; Gerichtsprotokolle als Auftragsbasis;<br />
Schweigepflichtsentbindung etc.)<br />
Seminarinhalte<br />
• Indikation für beraterische/therapeutische<br />
und mediative Interventionen<br />
• Grenzen von Beratung/Mediation<br />
• Einbezug <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in das Trennungs- und<br />
Scheidungsgeschehen ihrer Eltern<br />
• Design einer Kooperationsform, Entwicklung<br />
von neuem Miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r professionellen<br />
Verfahrensbeteiligten<br />
• Grund<strong>lag</strong>en <strong>de</strong>s lösungsorientierten Verhan<strong>de</strong>lns<br />
• Merkmale hochstrittiger Elternsysteme und<br />
Konfliktdiagnostik<br />
• Die anwaltliche Tätigkeit in Fällen mit hoher<br />
Beziehungsverstrickung<br />
• Die richterliche Mo<strong>de</strong>ration von Parteien mit<br />
hoher Beziehungsverstrickung<br />
Didaktik<br />
Der verschie<strong>de</strong>nen Arbeitsformen wie Theorieinput,<br />
Rollenspielen und praktischen Demonstrationen<br />
im Plenum sowie Kleingruppenarbeit dient<br />
einem intensiven und lebendigen Lernen.<br />
Basiskurs I: 17. bis 19. März 2010<br />
Aufbaukurs II: 22. bis 24. Juli 2010<br />
Diese Fortbildung kann nur als Basis- und Aufbaukurs<br />
gebucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Referenten:<br />
Bei<strong>de</strong> Referenten haben gemeinsam langjährige<br />
Erfahrungen als Sozialpädagogin und Anwalt in<br />
<strong>de</strong>r Arbeit mit Trennungsfamilien und wirken im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Münchner Mo<strong>de</strong>lls aktiv mit.<br />
Bei<strong>de</strong> sind seit Mitte <strong>de</strong>r 90er Jahre als Ausbil<strong>de</strong>r,<br />
Trainer und Supervisor von MediatorInnen<br />
tätig.<br />
Zur Person:<br />
Katrin Normann<br />
Diplom-Sozialpädagogin, Paar- und Familientherapeutin,<br />
Mediatorin (BAFM), Leiterin <strong>de</strong>s<br />
Familien-Notruf München; langjährige Erfahrung<br />
in Paar- und Familienberatung; Trennungs- und<br />
Scheidungsberatung und Mediation; Fort- und<br />
Weiterbildung in <strong>de</strong>n Bereichen Mediation, Be-<br />
Seite 80
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
gleiteter Umgang und Beratungsangebote für<br />
hocheskalierte Familienkonflikte. München<br />
Stefan Wiesinger<br />
Rechtsanwalt und Mediator, freier Mitarbeiter<br />
<strong>de</strong>s Familiennotrufs München (Ehe- Familienund<br />
Lebensberatungsstelle für Familien in Trennung<br />
und Scheidung). Ausbildung zum Mediator<br />
1989-1990 in München durch Gary Friedman,<br />
Jack Himmelstein und John Haynes, seit<strong>de</strong>m als<br />
freier Mediator (BAFM) tätig. Seit 1994 Trainer<br />
und Supervisor für Mediation im Auftrag von<br />
Ausbildungsinstituten in Deutschland, Österreich,<br />
Schweiz und Italien. Seit 1996 Mitglied<br />
(advanced practitioner member) von ACR (Association<br />
of Conflict Resolution), USA. Seit 2006<br />
eingetragener Mediator (nach ZivMedGesetz),<br />
Wien (Österreich). Mitbegrün<strong>de</strong>r und Partner<br />
<strong>de</strong>r Berater- und Trainergemeinschaft „vierfürfair“<br />
(systemisch-mediative Beratungs- und<br />
Trainingskonzepte, Berater- und Trainergruppe).<br />
Tätigkeiten als Berater, Trainer und Supervisor<br />
für Führungskräfte, Teams und Unternehmen.<br />
München<br />
Zertifizierung<br />
Die Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammer<br />
im Land Berlin wird beantragt.<br />
Zielgruppe<br />
Erziehungs- Ehe- und FamilienberaterInnen,<br />
RechtsanwältInnen, RichterInnen, Verfahrensund<br />
UmgangspflegerInnen, MitarbeiterInnen<br />
<strong>de</strong>s Jugendamtes bzw. <strong>de</strong>r Sozialbürgerhäuser.<br />
Ort<br />
Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung;<br />
Auguststraße 80, 10117 Berlin<br />
Organisation<br />
Achim Haid-Loh / Michaela Bärthel<br />
Evangelisches Zentralinstitut für<br />
Familienberatung gGmbH<br />
Auguststraße 80, 10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon 030/28395-200 Telefax 030/28395-222<br />
e-mail: baerthel@ezi-berlin.<strong>de</strong><br />
www.ezi-berlin.<strong>de</strong><br />
Seite 81
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Das neue FamFG und die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
für die Beratungspraxis:<br />
Strukturierte Angebote für Hochkonflikt-<br />
Familien<br />
27. bis 29. Januar 2010<br />
Referenten:<br />
Dr. Jörg Fichtner (DJI) & Katrin Normann<br />
(FNR) , München<br />
Ab 1.September <strong>2009</strong> tritt das neue FamFG in<br />
Kraft. Zur Umsetzung eines zentralen Anliegens<br />
<strong>de</strong>r Gesetzesreform, nämlich bei Kindschaftssachen<br />
auf zukünftiges Einvernehmen <strong>de</strong>r<br />
Eltern hinzuwirken, wird <strong>de</strong>n Gerichten eine<br />
breite Palette von Interventionsmöglichkeiten<br />
im familiengerichtlichen Verfahren eröffnet:<br />
von „Empfehlungen“ an die Konfliktparteien<br />
zur Inanspruchnahme von Erziehungs- o<strong>de</strong>r<br />
Familienberatung o<strong>de</strong>r Streitschlichtung (Familienmediation)<br />
bis hin zur „Anordnung“ dieser<br />
Maßnahmen mit o<strong>de</strong>r ohne Androhung von<br />
Sanktionen gegenüber <strong>de</strong>n Eltern.<br />
Um <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen einer obligatorischen<br />
bzw. „angeordneten“ Beratung von Eltern und<br />
<strong>de</strong>n erhöhten Kooperationsanfor<strong>de</strong>rungen von<br />
Gerichten und Jugendämtern an die Beratungsstellen<br />
gerecht wer<strong>de</strong>n zu können, möchten wir<br />
in dieser Fortbildung angemessene Konzepte<br />
und erprobte Instrumente vorstellen und ausführlich<br />
zur Diskussion stellen.<br />
Themenschwerpunkte<br />
• Aktueller Stand <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Forschung<br />
im Kontext Hochkonflikt-Familien<br />
• Diagnostik <strong>de</strong>s elterlichen Konfliktes<br />
• Diagnostik von Kin<strong>de</strong>rn aus Konfliktfamilien<br />
• Indikationen für beraterisch-therapeutische<br />
o<strong>de</strong>r mediative Beratungsprozesse<br />
• Basis-Techniken verschie<strong>de</strong>ner Interventionsformen<br />
bei „geschickten Familien“<br />
• Adäquate Settings für die Arbeit mit Hochkonfliktfamilien<br />
• Möglichkeiten <strong>de</strong>s Einbezugs <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
• Hilfreiche Kooperationsformen mit <strong>de</strong>m Familiengericht<br />
und <strong>de</strong>m Jugendamt<br />
• Vorstellung einer flankieren<strong>de</strong>n Maßnahmen:<br />
„KiB“ - Kin<strong>de</strong>r im Blick, ein Elterntrainingsprogramm<br />
für Trennungs- und/o<strong>de</strong>r Scheidungssituationen<br />
Metho<strong>de</strong>n<br />
Theorie-Inputs; angeleitete Rollenspiele und<br />
praktische Übungen im Plenum und in Kleingruppen;<br />
themenzentrierte Selbsterfahrung<br />
Zur Person:<br />
Jörg Fichtner<br />
Dr., Diplom-Psychologe, Verhaltenstherapeut,<br />
forensischer Sachverständiger im Familienrecht<br />
und Mitglied im Leitungskreis <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
für wissenschaftliche Gerichts- und Rechtspsychologie<br />
(GWG) München. Projektkoordinator<br />
<strong>de</strong>s BMFSFJ Praxisprojektes „Kin<strong>de</strong>rschutz bei<br />
hochstrittiger Elternschaft“; Scheidungs- und<br />
Trennungsberater im Familiennotruf München.<br />
Fortbil<strong>de</strong>r im Bereich Kin<strong>de</strong>rschutz und Scheidungs-<br />
und Trennungsberatung. München<br />
Katrin Normann<br />
Diplom-Sozialpädagogin, Paar- und Familientherapeutin,<br />
Mediatorin (BAFM), Leiterin <strong>de</strong>s<br />
Familien-Notruf München; langjährige Erfahrung<br />
in Paar- und Familienberatung; Trennungs- und<br />
Scheidungsberatung und Mediation; Fort- und<br />
Weiterbildung in <strong>de</strong>n Bereichen Mediation, Begleiteter<br />
Umgang und Beratungsangebote für<br />
hocheskalierte Familienkonflikte. München<br />
Zertifizierung<br />
Die Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammer<br />
im Land Berlin wird beantragt.<br />
Zielgruppe<br />
BeraterInnen <strong>de</strong>r erziehungs- und Familienberatung<br />
und <strong>de</strong>s ASD bzw. RSD <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Jugendhilfe.<br />
Ort<br />
Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung;<br />
Auguststraße 80, 10117 Berlin<br />
Organisation<br />
Achim Haid-Loh / Michaela Bärthel<br />
Evangelisches Zentralinstitut für<br />
Familienberatung gGmbH<br />
Auguststraße 80, 10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon 030/28395-200 Telefax 030/28395-222<br />
e-mail: baerthel@ezi-berlin.<strong>de</strong><br />
www.ezi-berlin.<strong>de</strong><br />
Seite 82
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Seite 83
Seite 84<br />
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong>
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Fachtag: Kin<strong>de</strong>rschutz bei hochstrittiger Elternschaft<br />
Am 23.11.<strong>2009</strong> in Fulda (Kongresszentrum Esperanto)<br />
Bitte per Post o<strong>de</strong>r Fax zurücksen<strong>de</strong>n an:<br />
Deutsches Jugendinstitut e.V.<br />
Abt. Familie und Familienpolitik<br />
Astrid Salem<br />
Nockherstrasse 2<br />
D-81541 München<br />
Fax.: 089/62306-162<br />
Tel.: 089/62306-359<br />
Anmel<strong>de</strong>schluss: 12. Oktober <strong>2009</strong><br />
Anmel<strong>de</strong>bogen<br />
Die Tagung ist kostenfrei. Eine Teilnahme kann nur <strong>de</strong>n ersten 100 Anmeldungen<br />
garantiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Titel<br />
Vorname / Name<br />
Beruf<br />
Institution<br />
Adresse<br />
Telefon<br />
Email<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
Veranstaltungsort:<br />
Kongresszentrum Hotel Esperanto<br />
Esperantoplatz / 36037 Fulda<br />
Tel.: 0661/ 2 42 91-0 / www.kongresszentrum-fulda.com<br />
Übernachtungen sind im Bedarfsfall selbst zu buchen<br />
Seite 85
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Beratungsarbeit mit hochstrittigen Eltern<br />
Termin: 28. April bis 30. April 2010<br />
Referenten:<br />
Dipl.-Päd. Uli Alberstötter<br />
Dipl.-Psych. Matthias Weber<br />
Metho<strong>de</strong>n:<br />
• Erarbeitung, Vermittlung und Diskussion im<br />
Plenum<br />
• Kleingruppenarbeit<br />
Referenten:<br />
Dipl.-Päd. Uli Alberstötter<br />
Dipl.-Psych. Matthias Weber<br />
Teil 1: Einführung<br />
Beratungsarbeit mit hochstrittigen Eltern nach<br />
Trennung und Scheidung ist in <strong>de</strong>r berufspolitischen<br />
Diskussion wie in <strong>de</strong>r Praxis ein aktuelles<br />
Thema.<br />
Die „Cochemer Praxis“ wird in vielen Regionen<br />
intensiv diskutiert. Das FGG-Reformgesetz orientiert<br />
sich an ihr und sieht im Familiengerichtlichen<br />
Verfahren die Anordnung von Beratung<br />
vor.<br />
An vielen Orten ist bereits jetzt Praxis, dass<br />
Gerichte bei eskalierten Elternkonflikten die<br />
betroffenen Familien an Beratungsdienste verweisen,<br />
damit dort ein einvernehmliches Konzept<br />
zur Wahrnehmung <strong>de</strong>r elterlichen Sorge<br />
entwickelt wird.<br />
Diese Situation stellt viele Erziehungs- und<br />
Familienberatungsstellen vor neue Fragen und<br />
Aufgaben.<br />
Ziel:<br />
Der Kurs soll auf <strong>de</strong>r Basis eines systemischen<br />
Verständnisses in die Thematik <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />
mit eskalierten Elternkonflikten einführen.<br />
Inhalt:<br />
Der Kurs<br />
• vermittelt grundlegen<strong>de</strong> diagnostische und<br />
beraterische Strategien,<br />
• zeigt Möglichkeiten <strong>de</strong>r Beteiligung und Unterstützung<br />
von Kin<strong>de</strong>rn auf,<br />
• geht auf die notwendige Vernetzung mit an<strong>de</strong>ren<br />
Scheidungsprofessionen und damit<br />
verbun<strong>de</strong>ne Implikationen ein und<br />
• beleuchtet, wie in diesem Kontext mit Themen<br />
wie Unfreiwilligkeit und Schutz von Privatgeheimnissen<br />
umgegangen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Termin:<br />
von Mittwoch, 28.04.2010, 14.00 Uhr<br />
bis Freitag, 30.04.2010, 13.00 Uhr<br />
Beratungsarbeit mit hochstrittigen Eltern<br />
Teil 2: Vertiefung<br />
Beratungsarbeit bei eskalierten Elternkonflikten<br />
nach Trennung und Scheidung verlangt von<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstellen neue<br />
Konzepte, neue Arbeitsformen und ein weiter<br />
entwickeltes Selbstverständnis.<br />
Ziel:<br />
Die Teilnehmen<strong>de</strong>n sind in <strong>de</strong>r Lage, mit hochstrittigen<br />
Eltern und <strong>de</strong>ren Umfeld sowohl auf<br />
<strong>de</strong>r direkten Beratungsebene als auch auf <strong>de</strong>r<br />
Ebene <strong>de</strong>r Vernetzung und Kooperation mit<br />
an<strong>de</strong>ren Helfern und Institutionen sicherer und<br />
kompetenter umzugehen.<br />
Inhalt:<br />
Während im Einführungskurs grundsätzliche<br />
Dimensionen <strong>de</strong>r Thematik und <strong>de</strong>r Beratungsarbeit<br />
in diesem Feld behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n<br />
im Vertiefungskurs anhand von Fällen konkrete<br />
Vorgehensweisen erarbeitet und dargestellt.<br />
Folgen<strong>de</strong> Bereiche wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re thematisiert:<br />
• Diagnostik und Indikationsstellung,<br />
• Beratungsgespräche mit Vätern und Müttern<br />
unter <strong>de</strong>n Vorzeichen von Hilfe und Kontrolle,<br />
• Formen <strong>de</strong>r Beteiligung und Unterstützung<br />
von Kin<strong>de</strong>rn<br />
• Vereinbarungen für die Kooperation mit an<strong>de</strong>ren<br />
Scheidungsprofessionen,<br />
• Entwicklung neuer Rahmenbedingungen für<br />
die Beratungsstelle.<br />
Seite 86
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Metho<strong>de</strong>n:<br />
• Vermittlung und Diskussion im Plenum<br />
• Kleingruppenarbeit<br />
Ort:<br />
Bildungshaus Schmerlenbach<br />
63768 Hösbach<br />
Anmeldung über: www.bke.<strong>de</strong><br />
Seite 87
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Fachtagung<br />
Das aktive Jugendamt im<br />
familiengerichtlichen Verfahren<br />
Fachtagung, Berlin, 01.-02.10.<strong>2009</strong><br />
Eine Fachtagung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Fachtagungen<br />
Jugendhilfe im Deutschen Institut<br />
für Urbanistik in Kooperation mit <strong>de</strong>m Deutschen<br />
Institut für Jugendhilfe und Familienrecht<br />
e.V. Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Zur „Philosophie“ <strong>de</strong>s neuen Gesetzes:<br />
Anliegen <strong>de</strong>r Tagung ist es, die „Philosophie“, die<br />
Möglichkeiten und Grenzen <strong>de</strong>s neuen Rechts,<br />
das einen Rahmen für Konfliktlösungsmöglichkeiten<br />
im Verfahren schaffen soll, vorzustellen.<br />
Dabei sollen insbeson<strong>de</strong>re die Schnittstellen<br />
zur Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe, die aktivere Rolle<br />
<strong>de</strong>s Jugendamtes und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Handlungsschritte <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Akteure<br />
(bei Trennung und Scheidung, Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung<br />
und Häuslicher Gewalt) diskutiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Bestandteil dieser Diskussion soll auch<br />
ein Erfahrungsaustausch zu <strong>de</strong>m Gesetzesteil<br />
(Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher<br />
Maßnahmen bei Gefährdung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls<br />
- KiWoMaG), <strong>de</strong>r bereits im Sommer 2008 in<br />
Kraft getreten ist, sein.<br />
verständigen. In diesem Zusammenhang ist es<br />
wichtig, Begrifflichkeiten zu klären und sich darüber<br />
zu verständigen, was die eine Profession<br />
über die Arbeitsaufgaben <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren wissen<br />
muss.<br />
Die Justiz muss sich <strong>de</strong>utlich vertiefter auch<br />
inhaltlich auf das Was und Wie <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe einlassen, <strong>de</strong>r ASD<br />
muss (neu) lernen, wann er das Familiengericht<br />
einbezieht. Dafür ist es notwendig zu klären, was<br />
<strong>de</strong>r ASD für methodisches Handwerkszeug - in<br />
<strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r Termine, beim Auftreten<br />
im Termin, beim Verfassen schriftlicher Stellungnahmen,<br />
beim Nachbereiten und Weiterverfolgen<br />
von Terminen und Entscheidungen<br />
- benötigt. Hierzu braucht es Sprache, Inhalte,<br />
Standards.<br />
Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Tagung wer<strong>de</strong>n im Zusammenhang<br />
mit familiengerichtlichen Verfahren<br />
folgen<strong>de</strong> drei Themen stehen:<br />
• Trennung + Scheidung,<br />
• Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung (§ 1666 BGB),<br />
• Schutz vor häuslicher Gewalt.<br />
Zielgruppe <strong>de</strong>r Tagung sind Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Sozialen Diensten <strong>de</strong>r<br />
Jugendämter und in Beratungsstellen, Verfahrensbeistän<strong>de</strong>,<br />
Vormün<strong>de</strong>r und Pfleger, psychologische<br />
Sachverständige, Familienrichter/innen<br />
und Rechtsanwält/innen.<br />
Rollenklärung und Selbstverständnis/<br />
Zwangsläufigkeit interdisziplinärer Kooperation:<br />
Primärakteure im familienrechtlichen Verfahren<br />
sind das Familiengericht und <strong>de</strong>r ASD (bei Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung).<br />
Die Verschränkung von<br />
zwei (unabhängigen) Verfahren, Hilfeplanung<br />
und FG-Verfahren, muss jetzt parallel gedacht<br />
und in einen gemeinsamen Prozess zusammenund<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Jugendamt erhält durch die Reform eine<br />
neue Rolle, da sich die Aufträge <strong>de</strong>s Familiengerichts<br />
an das Jugendamt än<strong>de</strong>rn. Jugendamt<br />
und Familiengericht müssen dadurch aktiver<br />
wer<strong>de</strong>n, sich früher <strong>de</strong>r Familien und ihrer Konflikte<br />
durch persönliche Kontakte annehmen<br />
und sich bei <strong>de</strong>r Perspektivenentwicklung im<br />
Verfahren und für das Kind und seine Eltern<br />
Seite 88
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Programm<br />
Donnerstag, 01.10 <strong>2009</strong><br />
11.00 Uhr Eröffnung:<br />
Prof. Dr.-Ing. Klaus-J. Beckmann,<br />
Wissenschaftlicher Direktor, Institutsleiter und Geschäftsführer, Deutsches Institut<br />
für Urbanistik, Berlin<br />
Dr. Thomas Meysen,<br />
Fachlicher Leiter, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />
(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Mo<strong>de</strong>ration:<br />
Dr. Thomas Meysen, DIJuF, Hei<strong>de</strong>lberg<br />
11.20 Uhr Was brauchen Familien in <strong>de</strong>r Krise? Was brauchen Familien an <strong>de</strong>r<br />
Schwelle zur Fremdbestimmung durch das Familiengericht?<br />
Was brauchen Familien in Trennungs- und Scheidungssituationen?<br />
Welche Hilfen können Institutionen zur Konfliktlösung geben?<br />
Wer hört das Kind (an)?<br />
Dr. Helmuth Figdor,<br />
Psychoanalytiker, Kin<strong>de</strong>rpsychotherapeut und Erziehungsberater, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft Psychoanalytische Pädagogik, Dozent am Institut für<br />
Bildungswissenschaft <strong>de</strong>r Universität Wien<br />
Nachfragen und Diskussion<br />
12.30 Uhr Mittagspause<br />
13.30 Uhr Das familiengerichtliche Verfahren nach <strong>de</strong>m FamFG<br />
Ministerialrat Dr. Christian Meyer-Seitz,<br />
Leiter <strong>de</strong>s Referates Zivilprozess im Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Justiz (BMJ), Berlin<br />
Nachfragen und Diskussion<br />
15.00 Uhr Diskussion in drei Foren:<br />
Das Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls (KiWoMaG): Erste Erfahrungen und Fragen aus <strong>de</strong>r Praxis<br />
Forum 1:<br />
Erörterung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung<br />
Mo<strong>de</strong>ration:<br />
Dr. Kerstin Ferse,<br />
Leiterin <strong>de</strong>s Allgemeinen Sozialen Dienstes, Jugendamt Dres<strong>de</strong>n<br />
Input:<br />
Johannes Schmitt-Althaus,<br />
Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Familie und Jugend 1, Jugendamt Stuttgart<br />
Michael Grabow,<br />
Richter am Amtsgericht Pankow-Weißensee, Berlin<br />
Seite 89
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Forum 2:<br />
Der frühe erste Termin bei Trennung und Scheidung<br />
Mo<strong>de</strong>ration:<br />
Petra Stibane,<br />
Abteilungsleiterin Kindschaftsrecht und Unterhaltsvorschuss, Jugendamt Leipzig<br />
Input:<br />
Wolfgang Rüting,<br />
Leiter <strong>de</strong>s Kreisjugendamtes Warendorf<br />
Kathrin Wessels,<br />
Richterin am Amtsgericht Hannover<br />
Forum 3:<br />
Anfor<strong>de</strong>rung an Jugendamt, Gericht (und Polizei) im Zusammenhang mit<br />
häuslicher Gewalt<br />
Mo<strong>de</strong>ration:<br />
Dr. Thomas Meysen,<br />
Fachlicher Leiter, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />
(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Input:<br />
Dr. Susanne Heynen,<br />
Leiterin <strong>de</strong>s Jugendamtes Karlsruhe<br />
Sabine Heinke,<br />
Familienrichterin, Aufsichtsführen<strong>de</strong> Richterin am Amtsgericht - Familiengericht -<br />
Bremen<br />
Die Kaffeepause wird individuell in <strong>de</strong>n Foren festgelegt.<br />
17.00 Uhr Neue Anfor<strong>de</strong>rungen an die Kooperation von Familiengericht und Jugendhilfe:<br />
Aufgabenklärung und Rollenverständnis<br />
Gregor Profitlich,<br />
Familienrichter, Amtsgericht Tempelhof/Kreuzberg, Berlin<br />
Winfried Flemming,<br />
Referent, Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Berlin<br />
Nachfragen und Diskussion<br />
Freitag, 02.10.<strong>2009</strong><br />
09.00 Uhr Fortsetzung <strong>de</strong>r Tagung im Plenum<br />
Mo<strong>de</strong>ration:<br />
Hanne Stürtz,<br />
Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Deutschen Instituts für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />
(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />
09.10 Uhr Mitwirkungsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Jugendamtes im Verfahren:<br />
Rechtliche Grund<strong>lag</strong>en und fachliche Standards bei Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung,<br />
bei Trennung und Scheidung und bei häuslicher Gewalt<br />
Dr. Thomas Meysen,<br />
Fachlicher Leiter, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V.<br />
(DIJuF), Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Seite 90
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
10.00 Uhr Die weiteren Akteure im familiengerichtlichen Verfahren:<br />
• Umgangspflegschaft<br />
• Verfahrensbeistand<br />
• Erziehungsberatung<br />
Statement „Umgangspflegschaft“<br />
Birgit Büchner,<br />
Juristin und Sozialpädagogin, Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Vereins und Leiterin <strong>de</strong>r<br />
Koordinierungsstelle Verfahrenspflegschaften, Anwalt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s e.V., München<br />
Statement „Verfahrensbeistand“<br />
Reinhard Prenzlow,<br />
Verfahrensbeistand, Stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r BAG Verfahrenspflegschaft<br />
für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche e.V., Hannover/Garbsen<br />
Statement „Erziehungsberatung“<br />
Matthias Weber,<br />
Dipl.-Psychologe, Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberater und Psychotherapeut,<br />
Melsbach<br />
11.30 Uhr Mittagspause<br />
12.00 Uhr Podiumsdiskussion: „Zusammen aktiv?“<br />
Was muss ich in meinem Arbeitsbereich konkret än<strong>de</strong>rn?<br />
Beate Schiffer,<br />
Leiterin <strong>de</strong>s Fachbereichs Jugend und Soziales, Vorstandsmitglied DIJuF e.V.,<br />
Heiligenhaus<br />
Susanne Lehmann,<br />
Richterin, Amtsgericht Bückeburg<br />
Matthias Weber,<br />
Dipl.-Psychologe, Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberater und Psychotherapeut,<br />
Melsbach<br />
13.00 Uhr En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tagung<br />
Praktische Hinweise<br />
Veranstalter: Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe im Deutschen Institut für Urbanistik<br />
Ernst-Reuter-Haus, Berlin<br />
Straße <strong>de</strong>s 17. Juni 112, 10623 Berlin<br />
Telefon: 030/39001-136; Fax: 030/39001-146<br />
E-Mail: agfj@difu.<strong>de</strong><br />
Internet:<br />
http://www.fachtagungen-jugendhilfe.<strong>de</strong>/veranstaltungen/www.fachtagungen-jugendhilfe.<strong>de</strong><br />
Tagungsort: Ernst-Reuter-Haus, Berlin siehe Adresse <strong>de</strong>s Veranstalters<br />
Anmeldung: Bitte mel<strong>de</strong>n Sie sich schriftlich bis zum 21. September <strong>2009</strong> an. Ihre Anmeldung<br />
ist verbindlich. Die Anmel<strong>de</strong>bestätigung/Rechnung erhalten Sie spätestens nach<br />
Anmel<strong>de</strong>schluss. Bei Abmeldung Ihrerseits nach <strong>de</strong>m 21.09.<strong>2009</strong> ist die volle<br />
Gebühr gültig; die Tagungsunter<strong>lag</strong>en wer<strong>de</strong>n Ihnen in diesem Fall zugesandt.<br />
Selbstverständlich ist Ihre Anmeldung ggf. auf eine an<strong>de</strong>re von Ihnen benannte<br />
Person übertragbar.<br />
Seite 91
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Kosten:<br />
Die Tagungsgebühr beträgt 90 Euro. Bitte überweisen Sie diesen Betrag nach<br />
Erhalt <strong>de</strong>r Rechnung/Bestätigung auf das angegebene Konto. Getränke und Verpflegung<br />
in <strong>de</strong>n Pausen sind frei.<br />
Übernachtung:Die Buchung im Hotel nehmen Sie bitte selbst vor. Ihre Übernachtung zahlen Sie<br />
bitte bei Abreise direkt im Hotel.<br />
Angebot:<br />
Das Hotel ALLEGRA/ALBRECHTSHOF stellt bis 10.08.<strong>2009</strong> ein Zimmerkontingent<br />
zur Verfügung, das unter <strong>de</strong>m Stichwort „AGFJ“ abgerufen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Das Einzelzimmer kostet im ALLEGRA pro Nacht 88 Euro inkl. Frühstück, im<br />
ALBRECHTSHOF pro Nacht 93 Euro inkl. Frühstück.<br />
Adresse: Hotel Allegra/Albrechtshof, Albrechtstr. 8, 10117 Berlin<br />
(Nähe S-Bahnhof Friedrichstraße, drei S-Bahn-Stationen vom Tagungsort entfernt).<br />
Telefon: 030/3 08 86-0<br />
Fax: 030/3 08 86-1 00<br />
E-Mail: allegra@albrechtshof-hotels.<strong>de</strong><br />
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
Das Ernst-Reuter-Haus befin<strong>de</strong>t sich im Zentrum Berlins, direkt am S-Bahnhof Tiergarten, zwei<br />
S-Bahn-Stationen vom Hauptbahnhof entfernt.<br />
Von <strong>de</strong>n Bahnhöfen Hauptbahnhof, Ostbahnhof, Friedrichstraße fahren Sie mit <strong>de</strong>r S-Bahn in<br />
westliche Richtung (Wannsee, Spandau, Westkreuz, Potsdam) bis Bahnhof Tiergarten.<br />
Vom Flughafen Tegel mit <strong>de</strong>m Bus X9 o<strong>de</strong>r 109 bis zum Bahnhof Zoologischer Garten, eine Station<br />
mit <strong>de</strong>r S-Bahn in östliche Richtung (Ahrensfel<strong>de</strong>, Mahlsdorf, Strausberg, Wartenberg, Schönefeld)<br />
bis Bahnhof Tiergarten.<br />
Der JetExpressBus TXL ab Flughafen Tegel hält am Hauptbahnhof - täglich bis 21:00 Uhr im<br />
10-Minuten-Takt, weiter wie oben.<br />
Vom Flughafen Schönefeld nutzen Sie bitte <strong>de</strong>n Airport-Express bis zum Ostbahnhof, steigen<br />
dort um und fahren weiter bis zum S-Bhf. Tiergarten, je<strong>de</strong> S-Bahn Richtung Westen (Westkreuz,<br />
Spandau, Potsdam, Wannsee) ist möglich. Die AirportExpress-Züge (RE 7 und RE 14) verkehren<br />
täglich zwischen 5.00 Uhr und 24.00 Uhr im 30-Minuten-Takt zwischen zahlreichen Berliner<br />
Bahnhöfen und <strong>de</strong>m Flughafen Schönefeld.<br />
Außer<strong>de</strong>m gibt es eine Busverbindung SXF 1 von Schönefeld bis zum S-Bahnhof Südkreuz -<br />
Fahrtdauer 17 Minuten. Von dort ist <strong>de</strong>r Hauptbahnhof in 5 Minuten mit <strong>de</strong>m Regionalexpress zu<br />
erreichen.<br />
Anreise mit <strong>de</strong>m PKW: Aus allen Richtungen ins Zentrum (Tiergarten), Straße <strong>de</strong>s 17. Juni, zwischen<br />
Ernst-Reuter-Platz und Siegessäule.<br />
Seite 92
TRI∆LOG 11/<strong>2009</strong><br />
Die „unerhörten“ Botschaften <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
mit ADHS<br />
– Symptome verstehen, Beziehungen<br />
verän<strong>de</strong>rn –<br />
Termin: 3. bis 5. Dezember <strong>2009</strong><br />
Referent: Dr. Terje Neraal, Gießen<br />
Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität<br />
stellen bei Kin<strong>de</strong>rn ein unspezifisches<br />
„Syndrom“ dar, hinter <strong>de</strong>m sich die unterschiedlichsten<br />
biologischen, psycho-, familien- und<br />
soziodynamischen Ursachen verbergen.<br />
Von Anfang <strong>de</strong>r Entwicklung an versuchen Kin<strong>de</strong>r<br />
durch Ausdrucksmotorik (im Unterschied zur<br />
Leistungsmotorik) <strong>de</strong>r Umgebung innere Befindlichkeit<br />
mitzuteilen. Bei einer ungestörten Empathie<br />
und Bindungsdynamik in <strong>de</strong>r Eltern-Kind-<br />
Beziehung gelingt es <strong>de</strong>n Erwachsenen, die<br />
motorisch gezeigten Spannungen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
zu entschlüsseln. Daraufhin können adäquate<br />
Maßnahmen zur Entspannung bereitgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Wenn aber aufgrund eigener Unsicherheiten<br />
o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>r Ressourcen <strong>de</strong>r Eltern<br />
die Einfühlung in <strong>de</strong>n Säugling unzureichend<br />
gelingt, entstehen frühe Symptome (Schlafund<br />
Ge<strong>de</strong>ihstörungen, „Schreikin<strong>de</strong>r“), die eine<br />
große Hilflosigkeit und Ohnmacht bei <strong>de</strong>n Eltern<br />
hervorrufen. Daraus können Situationen resultieren,<br />
in <strong>de</strong>nen das Kind traumatische Erfahrungen<br />
von Vernachlässigung, Misshandlungen<br />
und Missbrauch ausgeliefert wird.<br />
Bei zu engen frühen Beziehungen zwischen<br />
<strong>de</strong>m Kind und einem Elternteil, in <strong>de</strong>nen die<br />
frühe Triangulierung nicht zustan<strong>de</strong> kommt,<br />
können beziehungsdynamische „Verklebungen“<br />
auch zu motorischer Unruhe und mangeln<strong>de</strong>r<br />
Aufmerksamkeit beim Kind führen. Auch spätere<br />
Krisen in <strong>de</strong>r Familie können Spannungen beim<br />
Kind auslösen, die sich in Unaufmerksamkeit<br />
und motorischer Unruhe ausdrücken.<br />
Die unterschiedlichen Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ADHS-<br />
Störung erfor<strong>de</strong>rn eine sorgfältige Anamnese-<br />
Erhebung (z. B. Berücksichtigung von szenischer<br />
Darstellung, Übertragungs-/Gegenübertragungsdynamik,<br />
Situationsdiagnostik,<br />
Bewältigungsstrategien etc).<br />
Entsprechend <strong>de</strong>n unterschiedlichen Ursachen<br />
<strong>de</strong>r Unruhe und Unaufmerksamkeit wer<strong>de</strong>n<br />
Beratung bzw. Therapie individuell und bedürfnisangepasst<br />
konzipiert. Bei einem beziehungsdynamischen<br />
Ansatz können Störungen<br />
sowohl innerhalb <strong>de</strong>r Familienbeziehungen wie<br />
im weiteren sozialen Umfeld (Kin<strong>de</strong>rgarten,<br />
Schule, Freun<strong>de</strong>) als auch in <strong>de</strong>r Beziehung<br />
zum Beraten<strong>de</strong>n/Therapeuten reflektiert und<br />
bearbeitet wer<strong>de</strong>n (Arbeit in unterschiedlichen<br />
Settings wie z. B. Einzelberatung mit Kind, Eltern<br />
und Familienberatung, kreative Gruppenarbeit<br />
für das Kind, Netzwerkarbeit mit Schule und<br />
Kin<strong>de</strong>rarzt).<br />
Das Ziel besteht in <strong>de</strong>r Entwicklung einer besseren<br />
Selbst-Wahrnehmung und -Kontrolle aller<br />
Beteiligten wie <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>r Fähigkeit,<br />
Wünsche und Ängste verbal auszudrücken.<br />
Zur Person:<br />
Terje Neraal<br />
Dr. med., Facharzt für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie<br />
und Psychotherapeutische Medizin,<br />
Psychoanalytiker (DPV/IPV), Leiter <strong>de</strong>r Sektion<br />
Paar-, Familien- und Sozialtherapie im Institut<br />
für Psychoanalyse und Psychotherapie Gießen<br />
e. V. Wettenberg<br />
Zertifizierung<br />
Die Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammer<br />
im Land Berlin wird beantragt.<br />
Zielgruppe<br />
BeraterInnen in integrierten familienorientierten,<br />
Erziehungs- und Familienberatungsstellen, Kin<strong>de</strong>r-<br />
und JugendlichenpsychotherapeutInnen.<br />
Ort<br />
Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung;<br />
Auguststraße 80, 10117 Berlin<br />
Anmeldung<br />
Den Anmel<strong>de</strong>bogen fin<strong>de</strong>n Sie im Internet<br />
unter www.ezi-berlin.<strong>de</strong>. Auf Wunsch sen<strong>de</strong>n<br />
wir Ihnen diesen auch gerne zu.<br />
Seite 93
Artikel und Rezensionen für die nächste Zeitschrift bitte<br />
per E-Mail richten an: Dagmar Brönstrup-Häuser<br />
awo.erziehungsberatung.erkner@ewetel.net<br />
+ + + + + + + +<br />
Hinweise zum fachwissenschaftlichen Leben in <strong>de</strong>r Region<br />
o<strong>de</strong>r Anzeigenwünsche bitte an: Achim Haid-Loh<br />
EZI Berlin, Auguststr. 80, 10117 Berlin<br />
(030) 28395-275, Sekretariat: (030) 28395-273<br />
Haid-Loh@web.<strong>de</strong><br />
+ + + + + + + +<br />
PN-Brett<br />
Bestellungen, höfliche Kritiken und freundliche<br />
Zustimmungen zur Zeitschrift bitte richten an:<br />
Barbara Eckey<br />
Devrientweg 20, 12207 Berlin<br />
Tel: (030) 76904270<br />
barbara-eckey@web.<strong>de</strong>