Franz Pany - Sudetendeutsche Landsmannschaft

Franz Pany - Sudetendeutsche Landsmannschaft Franz Pany - Sudetendeutsche Landsmannschaft

30.10.2013 Aufrufe

Begrüßung Franz Pany Vorsitzender des Vorstandes der Sudetendeutschen Stiftung Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Sudetendeutscher Tag 2011 Festlicher Abend Augsburg 10. Juni 2011 Frei ab Beginn der Rede Es gilt das gesprochene Wort

Begrüßung<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Pany</strong><br />

Vorsitzender des Vorstandes der<br />

<strong>Sudetendeutsche</strong>n Stiftung<br />

Bundesvorsitzender der<br />

<strong>Sudetendeutsche</strong>n <strong>Landsmannschaft</strong><br />

<strong>Sudetendeutsche</strong>r Tag 2011<br />

Festlicher Abend<br />

Augsburg<br />

10. Juni 2011<br />

Frei ab Beginn der Rede<br />

Es gilt das gesprochene Wort


- 1 -<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

liebe Landsleute,<br />

liebe Freunde der sudetendeutschen Sache!<br />

Ein herzliches Willkommen Ihnen allen hier im Goldenen<br />

Saal des Rathauses zu Augsburg.<br />

Schon traditionell bildet die Verleihung der <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Kulturpreise die festliche Ouvertüre<br />

zum <strong>Sudetendeutsche</strong>n Tag<br />

Und ich freue mich, dass ich heute, im 31.<br />

Jahr des Bestehens der <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Stiftung, als deren neuer Vorsitzender Sie alle<br />

hier im Vorfeld des 62. <strong>Sudetendeutsche</strong>n Tages<br />

begrüßen darf.<br />

Ein besonders herzlicher Gruß geht an Frau<br />

Staatsministerin Christine Haderthauer. Sie ist offiziell<br />

bayerische Arbeits- und Sozialministerin. Aber<br />

da sie damit für die Schirmherrschaft über die <strong>Sudetendeutsche</strong><br />

Volksgruppe zuständig ist, ist sie<br />

auch so etwas wie unsere Kulturministerin.<br />

Die Förderung der Kulturarbeit der deutschen Heimatvertriebenen<br />

ist ja primär eine gesamtstaatliche<br />

Aufgabe, die der Bund zu leisten hat.<br />

Leider hat sich der Bund in den Jahren um den<br />

Jahrtausendwechsel unter der rot-grünen Koa-


- 2 -<br />

lition systematisch von dieser Verantwortung<br />

entfernt.<br />

Und unabweisbare Haushaltszwänge machen<br />

es der derzeitigen Bundesregierung nur begrenzt<br />

möglich, die Förderung auf das notwendige<br />

- und gewünschte - Niveau heraufzusetzen.<br />

Wir bedauern das, nehmen aber doch auch<br />

mit Befriedigung zur Kenntnis, dass die aktuelle<br />

Bundesregierung – anders als ihre Vorgänger<br />

– grundsätzlich zur Kulturförderung der<br />

Vertriebenen steht.<br />

In dieser Situation hat sich unser Schirm-Land, der<br />

Freistaat Bayern, trotz eigener tiefgreifender Konsolidierungsherausforderungen<br />

im Staatshaushalt als<br />

verlässlicher Partner erwiesen. Christine Haderthauer<br />

steht als Person dafür, dass die <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

als der vierte Stamm Bayerns sich heute<br />

und in Zukunft über ihre eigenständigen kulturellen<br />

Überlieferungen, über ihre Traditionen und hergebrachten<br />

Gebräuche definieren können und auch<br />

ausserhalb dieser Kulturförderung in die Lage versetzt<br />

werden, heimatpolitische Akzente zu setzen.<br />

Dafür danken wir Ihnen, verehrte Frau<br />

Staatsministerin, ausdrücklich auf das Herzlichste.


- 3 -<br />

Ein offenes Ohr für unsere Anliegen finden wir auch<br />

immer wieder bei der Gastgeberstadt des <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Tages.<br />

Deshalb ein herzliches Willkommen dem<br />

Stadtoberhaupt Augsburgs, Herrn Oberbürgermeister<br />

Dr. Kurt Gribl und den anwesenden<br />

Mitgliedern des Stadtrats und der Stadtverwaltung.<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Gribl, ich verbinde dies<br />

auch mit meinem ausdrücklichen Dank, dass<br />

wir diesen Festakt traditionell hier im Goldenen<br />

Saal des Rathauses begehen dürfen. Ein<br />

wundervolleres Ambiente.<br />

Ein herzliches Grüß Gott auch an die anwesenden<br />

Mitglieder des Bayerischen Landtags.<br />

Genannt seien u. a.die Abgeordneten Pachner<br />

und Staatssekretär a.D. Bernd Kränzle<br />

sowie Herr Prof. Barfuß und Frau Müller.<br />

In Vertretung der hessischen Beauftragten für<br />

Vertriebenenfragen, Frau Ziegler-Raschdorf,<br />

dürfen wir Herrn Rudolf Friedrich, unter uns<br />

begrüßen. Hessen steht nach wie vor zu den<br />

deutschen Heimatvertriebenen!<br />

Ein besonders herzliches „Dobrý deň“ dem früheren<br />

Staatspräsidenten der Republik Slowakei, Herrn<br />

Rudolf Schuster, der uns die Ehre gibt. Morgen


- 4 -<br />

erhält er den Europäischen Karlspreis der <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

<strong>Landsmannschaft</strong>.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />

Ich spreche heute zum ersten Mal in meiner neuen<br />

Eigenschaft als Vorstandsvorsitzender der <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Stiftung zu Ihnen.<br />

Deshalb möchte ich einen Mann hier besonders<br />

herzlich begrüßen, der sich bleibende<br />

Verdienste um diese für die Wahrung der Identität<br />

von uns <strong>Sudetendeutsche</strong>n und für den<br />

Zusammenhalt der Volksgruppe so wichtigen<br />

Institution erworben hat: Den Alt-Sprecher der<br />

Volksgruppe, Herrn Landtagspräsidenten a. D.<br />

Johann Böhm.<br />

Lieber Hans, Du gehörst zu den Menschen, die<br />

sich mit voller Kraft einer Sache verschreiben, aber<br />

nie viel Aufhebens um die eigene Person machen.<br />

Du hältst es mit Schiller, der schon postulierte,<br />

es „soll das Werk den Meister loben“.<br />

Und auch der Spruch, den ich zum ersten Mal<br />

von unserem großen Vorgänger an der Spitze<br />

der Stiftung, Fritz Wittmann, hörte, soll Dir<br />

nicht unbekannt sein: „Net gscholten ist globt<br />

gnug“.<br />

Aber an diesem Pult, an dem Du viele Male gestanden<br />

hast, um die kulturellen Schätze unserer


- 5 -<br />

Volksgruppe zu würdigen, muss daran erinnert<br />

werden, mit welchem Einsatz, welcher Hingabe,<br />

ja mit welch grosser Leidenschaft, Du für uns da<br />

warst<br />

Seit dem Jahr 2000 als Sprecher der Volksgruppe<br />

und<br />

Ab 2007 als Vorsitzender der <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Stiftung.<br />

Offen, moderat, den Konflikt nicht scheuend, Konflikte<br />

aber fair austragend – so haben wir Dich in<br />

Deinen Ämtern erlebt.<br />

Deine Zeit als Vorsitzender der Stiftung war von<br />

zwei großen Themen bestimmt,<br />

dem <strong>Sudetendeutsche</strong>n Museum und<br />

der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.<br />

Vor allem liegt Dir die Jugend am Herzen und jedes<br />

Projekt, das tschechische und sudetendeutsche<br />

Jugendliche zusammenbringt, konnte und kann auf<br />

Deine engagierte Fürsprache hoffen.<br />

Denn in der Tat ist die Jugend hüben wie drüben<br />

der Schlüssel für unser zukünftiges Umgehen miteinander,<br />

für das künftig hoffentlich unbelastetere<br />

Zusammenleben.<br />

Vor allem müssen wir den tschechischen Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen zeigen,


- 6 -<br />

dass die <strong>Sudetendeutsche</strong>n pauschal nicht die<br />

nazistischen Monster sind und nie waren, als<br />

die wir von tschechischen Nationalisten hingestellt<br />

werden,<br />

nicht die 5. Kolonne Hitlers, die zu Recht von<br />

Haus und Hof gejagt und vertrieben wurde.<br />

In diesem Bemühen hat sich die <strong>Sudetendeutsche</strong><br />

Stiftung unter der Ägide Johann Böhms große<br />

Verdienste erworben – auf diesem Fundament werden<br />

wir weiter aufbauen.<br />

Lieber Hans, als Dein Nachfolger, aber auch als<br />

Bundesvorsitzender der <strong>Sudetendeutsche</strong>n <strong>Landsmannschaft</strong><br />

danke ich Dir für Deine Arbeit und<br />

spreche Dir für Deine Leistungen meine Hochachtung<br />

aus.<br />

Es gibt ja das schöne Bild von den großen Schuhen,<br />

die ein prägender Amtsinhaber seinem Nachfolger<br />

hinterlässt.<br />

Ich werde meine Schuhe anlassen, meinen<br />

Weg gehen, aufbauend auf den Grundsätzen<br />

und Werthaltungen, die auch Dich und Deine<br />

Amtsvorgänger geprägt haben.<br />

Und ich hoffe zuversichtlich, ich persönlich,<br />

aber auch die Stiftung, werden Dich als Ratgeber<br />

und kritischen Wegbegleiter behalten.


- 7 -<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

aus dem Kreis der Landsleute begrüße ich herzlich<br />

unseren Sprecher Bernd Posselt, den Vorsitzenden<br />

der Bundesversammlung, Dr. Werner Nowak<br />

und den Vorsitzenden der <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

<strong>Landsmannschaft</strong> Österreichs, Herrn Gerhard<br />

Zeihsel und die Vorsitzende der <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Jugend, Frau Claudia Beikircher<br />

und natürlich unseren Bundeskulturreferenten,<br />

Reinfried Vogler, der anschließend die Preise<br />

vergeben wird.<br />

Vorgänger Oskar Böse („sudetendeutsches<br />

Urgestein“) ist auch unter uns und kann heute<br />

seinen Geburtstag feiern – wir gratulieren<br />

herzlich<br />

Ein herzliches Willkommen auch den Gästen aus<br />

der Tschechischen Republik, von denen ich stellvertretend<br />

nur Petr Uhl, als Träger des Karlspreises,<br />

namentlich nennen will.<br />

Gesondert begrüßen will ich aber die Gäste<br />

aus meiner Vaterstadt Marienbad. Ich freue<br />

mich sehr über Ihren Besuch, der in der Logik<br />

eines über Jahre gewachsenen und immer<br />

noch wachsenden vertrauensvollen Dialogs<br />

liegt.<br />

Deutsche und tschechische Marienbader haben<br />

wieder zueinander gefunden und gaben in<br />

diesen Monaten ein zweisprachiges Buch über


- 8 -<br />

das historische Marienbad heraus – ein großartiges<br />

Zeichen der Ermutigung.<br />

Ich begrüße den Visitator der <strong>Sudetendeutsche</strong>n,<br />

Monsignore Karl Wuchterl, alle Vertreter der Geistlichkeit,<br />

des diplomatischen Korps, der Verwaltungen,<br />

der Wirtschaft, der Presse und der relevanten<br />

gesellschaftlichen Gruppen.<br />

Zum Schluss – aber last but not least – begrüße ich<br />

die früheren und diesjährigen Preisträger der sudetendeutschen<br />

Kulturpreise und des sudetendeutschen<br />

Volkstumspreises.<br />

Reinfried Vogler wird sie im Einzelnen vorstellen<br />

und angemessen würdigen.<br />

Für mich sind Sie und Ihre Leistungen auf kulturellem,<br />

künstlerischem und wissenschaftlichem Gebiet<br />

etwas ganz besonderes.<br />

Sie leben und arbeiten in der neuen Heimat, auf<br />

Gebieten und an Themen, die nicht zwangsläufig<br />

mit der alten Heimat verknüpft sind oder mit dieser<br />

zu tun haben – und trotzdem sehen Sie sich mit Ihrem<br />

Talent, Ihren Gaben und Fähigkeiten, ja Ihrem<br />

Genie, in der Tradition Ihrer Mütter und Väter. Kurz:<br />

In der Traditionslinie der Heimat.


- 9 -<br />

Sie verkörpern das, woran die Vertreiber und<br />

die Verteidiger der Vertreibungen, die es ja<br />

auch heutzutage leider noch gibt, letztendlich<br />

scheitern werden: Gewalt und Terror können<br />

auf Dauer niemals stärker sein als Geist und<br />

Wille.<br />

Die Vertreibung hat die Volksgruppe nicht gebrochen!<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />

Eine Volksgruppe ohne Land braucht einen Ort<br />

ganz für sich allein.<br />

Dies ist für uns das <strong>Sudetendeutsche</strong> Haus in<br />

München.<br />

Diesem Anspruch soll das <strong>Sudetendeutsche</strong> Haus<br />

in Zukunft noch besser und zukunftgerichteter gerecht<br />

werden, durch die Etablierung eines <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Museums ergänzend zum <strong>Sudetendeutsche</strong>n<br />

Haus.<br />

Die <strong>Sudetendeutsche</strong> Stiftung sieht es als ihre<br />

ureigenste Aufgabe an, den Aufbau intensiv<br />

und konstruktiv zu begleiten und Motor für<br />

dessen Umsetzung zu sein.<br />

Mit unserer Beteiligung am <strong>Sudetendeutsche</strong>n Museum<br />

haben wir Teil an dessen Konzeption, an


- 10 -<br />

dessen Aufbau und vor allem an dessen Weiterentwicklung.<br />

Ein Museum ist ja – der fachlichen Kompetenz der<br />

hier Anwesenden zum Trotz will ich es ganz<br />

schlicht sagen – ein Ort des Sammelns und Bewahrens,<br />

meist ein Ort der Vergangenheit.<br />

Ein <strong>Sudetendeutsche</strong>s Museum kann aber nicht auf<br />

diesen Aspekt verengt werden. Unser Museum<br />

muss ein lebendiger Ort des Austauschs, der Begegnung<br />

und der Selbstfindung der Volksgruppe<br />

werden.<br />

Wir <strong>Sudetendeutsche</strong> sind kein polynesischer<br />

Volksstamm, dessen Kultur durch eine von Ethnologen<br />

konzipierte Ausstellung im Völkerkundemuseum<br />

zugänglich wird.<br />

Wir gehören keiner untergegangenen Epoche an,<br />

deren historische Hinterlassenschaften gesammelt,<br />

archiviert und so vor dem Vergessen bewahrt werden<br />

müssen.<br />

Wir sind eine lebendige, sich weiterentwickelnde<br />

und in der Zeit lebende Volksgruppe, die den fehlenden<br />

räumlichen Kontext des Zusammenlebens<br />

durch einen starken inneren Zusammenhalt in der<br />

gemeinsamen Identität ersetzt. Wir haben eben


- 11 -<br />

keinen eigenen Siedlungsraum – nennen wir es<br />

Kulturraum – mehr. Der wurde uns durch die Vertreibung<br />

genommen.<br />

Umso wichtiger ist es, wenn das <strong>Sudetendeutsche</strong><br />

Museum ein Stück die Funktion eines Kristallisationspunktes,<br />

eines Kulturraums im Kleinen annimmt.<br />

Vor allem für die Generationen, die die Heimat<br />

nur noch von Besuchen kennen und die unser<br />

Brauchtum, unsere Überlieferungen im Kontext<br />

der Vertreibungsgeschichte ihrer Eltern<br />

und Großeltern kennen gelernt haben, ist<br />

solch ein Ort der Selbstidentifikation von zentraler<br />

Bedeutung.<br />

Aber nur wenn wir es auf Dauer mittragen und mitgestalten<br />

kann das Museum seine dreifache Funktion<br />

erfüllen:<br />

Die Vergangenheit des Sudetenlandes bewahren<br />

Die Volksgruppe im Heute zusammenführen<br />

Und Impulse für Morgen geben.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herrn,<br />

Ernst Wiechert hat einmal gesagt: „In der Fremde<br />

erfährt man, was die Heimat Wert ist“.


- 12 -<br />

Die Fremde, in die die <strong>Sudetendeutsche</strong>n vor 65<br />

Jahren hineingeworfen wurden, ist längst zweite<br />

Heimat geworden.<br />

Dennoch wissen wir den Wert der Heimat zu schätzen,<br />

halten sie hoch und sehen in ihr den Bezugspunkt<br />

unserer über Deutschland, Österreich, ja Europa<br />

und der Welt verstreuten Gemeinschaft.<br />

Ihr kulturelles Erbe zu bewahren, ist Aufgabe der<br />

<strong>Sudetendeutsche</strong>n Stiftung und diesem Zweck dienen<br />

die Preise, die heute verliehen werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!