Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fortpflanzung und Aufzucht aus Sicht des <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
Peter-Klaus Beyer<br />
Referat für das Symposium „Die Bedeutung<br />
von Fortpflanzung und Aufzucht für<br />
<strong>Zoo</strong>tiere“<br />
vom 27. Februar bis 1. März in Rigi Kulm /<br />
Schweiz<br />
Keywords: Sexualdi- und Monomorphismus,<br />
Partnersuche, Paarbildung, Brunftzeiten<br />
und Fortpflanzungszyklen, Eier oder<br />
Lebendgeburten, Nesthocker – Nestflüchter,<br />
Aufzuchtverhalten verschiedener Wirbeltiere,<br />
Spielverhalten, Mutter – Kind –<br />
Verhalten, Erhaltungszucht im <strong>Zoo</strong><br />
Einleitung:<br />
Die Schwerpunkte in der Arbeit der <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
sind in den zoologischen Gärten<br />
im deutschsprachigen Raum recht unterschiedlich.<br />
Sie reichen von Unterrichtsgängen<br />
für Schüler im Grundschulalter bis<br />
zum Abitur, über die Betreuung von Jahresarbeiten<br />
in der Oberstufe, die Aus- und<br />
Fortbildung von Lehramtsstudierenden<br />
und Lehrern bis zu Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit<br />
der <strong>Zoo</strong>s, wie der Beschilderung<br />
von Gehegen bis zur Pressearbeit<br />
oder der Durchführung von Ausstellungen<br />
und anderen Veranstaltungen. Dies hängt<br />
weitgehend vom Anstellungsverhältnis der<br />
im <strong>Zoo</strong> arbeitenden Personen ab, ob sie<br />
Angestellte des <strong>Zoo</strong>s oder aber von der<br />
Schulbehörde abgeordnete und bezahlte<br />
Lehrkräfte sind. Ich beschränke mich bei<br />
meinen Ausführungen auf die didaktischen<br />
Möglichkeiten des Themas für Schüler,<br />
Studierende und Lehrer, die jedoch weitgehend<br />
auf alle anderen Besucher zoologischer<br />
Gärten übertragbar sind.<br />
Wie Safari- und Freizeitparks gehören <strong>Zoo</strong>logische<br />
Gärten zu erlebnisorientierten<br />
Lernorten (1), von denen die Besucher eine<br />
Form von „Edutainment“ erwarten. Hierzu<br />
gehören insbesondere die Jungtiere, denn<br />
sie erfüllen die vom Kindchenschema geprägten<br />
emotionalen Erwartungen unserer<br />
<strong>Zoo</strong>besucher. Das gesteigerte Interesse<br />
am Nachwuchs bietet dem Pädagogen<br />
eine gute Grundlage,<br />
bestimmte Lernziele<br />
zum Thema<br />
„Fortpflanzung und<br />
Aufzucht“ zu behandeln.<br />
Entdeckendes<br />
Lernen am originären<br />
Objekt führt zu<br />
einer höheren Motivation<br />
des Beobachters<br />
als das Lernen<br />
mit Hilfe von Medien, die immer Information<br />
aus zweiter oder dritter Hand bedeuten.<br />
So lassen sich im <strong>Zoo</strong> die Jungtiere<br />
sowohl in ihrem Aussehen als auch<br />
Verhalten schnell erkennen und gut beobachten.<br />
Aussehen und Verhalten von Jungtieren<br />
Nicht in allen Fällen löst ein Jungtier allgemeine<br />
Begeisterung beim Betrachter aus<br />
und entspricht keineswegs dem bereits erwähnten<br />
Kindchenschema. Papageiennestlinge<br />
wirken eher „hässlich“ und beginnen<br />
in ihrer Hilflosigkeit den Betrachter<br />
meist anzurühren (2). Küken von Nestflüchtern<br />
bewirken das Gegenteil und zeigen bei<br />
näherer Betrachtung ihre Selbständigkeit,<br />
weil sie wie der Altvogel laufen, fressen,<br />
scharren und sich das Gefieder putzen<br />
können. Der Vergleich zwischen Nesthocker<br />
und Nestflüchter bietet sich hier als<br />
Lernziel an. Eine von den Eltern unterschiedliche<br />
Färbung, wie wir sie von vielen Arten<br />
verschiedener Wirbeltierklassen kennen,<br />
erinnern an den Schutz vor Fressfeinden<br />
durch Tarnung. Fallen viele Jungtiere<br />
durch erhöhte Bewegungsaktivität in<br />
Form von Spielverhalten gegenüber den<br />
Alttieren auf, gilt es die sogenannten „Ablieger“<br />
im Gehege zu suchen. Lässt sich<br />
bei ihnen das Muttertier nur zuordnen,<br />
wenn es das Junge zum Säugen aufsucht,<br />
so fällt es bei anderen Tierarten meist nicht<br />
schwer, zumindest die Mutter problemlos<br />
auszumachen. Die enge Bindung vieler<br />
Kinder an die Mutter gibt die Möglichkeit,<br />
Beobachtungen zum Mutter-Kind-Verhalten<br />
in den Mittelpunkt der Beobachtung zu<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 15<br />
7