Begegnung Zoo - VZP
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Das Rigi-Symposium, Fortpflanzung und Aufzucht von Zootieren Peter-Klaus Beyer Verhaltens- und Gesundheitsaspekte der Zootiere, standen Themen zur Würde von Zootieren, die umstrittene Problematik zur Tötung „überzähliger“ Tiere sowie der Zusammenhang zwischen der Präsentation von Jungtieren und dem Besucheraufkommen auf der Tagesordnung. In 17 Referaten wurden zunächst die Standpunkte und Sichtweisen der verschiedenen Fachleute und Interessengruppen aufgezeigt und diskutiert. Als Ergebnis aus den anschließend stattgefundenen Arbeitsgruppen zu den Themenkreisen „Ethologie und Veterinärmedizin“, „Vermehrung unter Tierschutz- und ethischen Aspekten“ sowie „Kommunikation nach außen“ wurde ein Memorandum verabschiedet, das Anfang April 2003 in der Schweiz, Österreich und Deutschland veröffentlicht wurde. Das von den Teilnehmern des Symposiums erarbeitete Memorandum am Ende des dreitägigen Seminars lautet wie folgt: Grundsätze zur Fortpflanzung und Aufzucht von Zootieren Zu dem o. g. Thema fand vom 27. Februar bis 1. März 2003 auf Rigi-Kulm in der Schweiz ein internationales Symposium auf Initiative von Dr. Felix Weber, dem Direktor des Tierpark Goldau und dem derzeitigen Präsident von Zooschweiz, statt. Dieses zunächst recht unscheinbar lautende Thema sollte von Fachleuten unterschiedlichster wissenschaftlicher Bereiche diskutiert werden. So äußerten sich neben Veterinären, Zoologen, Ethologen, Journalisten, Tierpflegern auch Philosophen, Juristen, Betriebswirtschaftler und Tierschützer. Als Vertreter der Zoopädagogen wurde zu diesem Symposium Peter – Klaus Beyer, der Leiter der Münchner Tierparkschule Hellabrunn, eingeladen. Neben Beiträgen über die Aufgaben moderner Zoos im Rahmen der In Zoos gehaltene Wildtiere dürfen, im Sinne einer artgemässen Tierhaltung, in ihrer Anpassungsfähigkeit nicht überfordert und in ihrer Leistungsfähigkeit nicht unterfordert werden. Der Verhaltenskreis der Fortpflanzung liefert dafür einen entscheidenden Beitrag. Zootiere dürfen deshalb von der Fortpflanzung nicht generell ausgeschlossen werden. Dieser Grundsatz gilt für alle Tierarten, unabhängig von ihrem emotionalen Stellenwert für den Menschen, er gilt aber nicht für jedes Individuum. Die durch diesen Grundsatz gegebenenfalls nötige angstund schmerzlose Tötung einzelner Tiere soll in Anlehnung an natürliche Vorgänge vollzogen werden und wird offen kommuniziert. 1. Tiere sollen in Zoos unter artgemässen Bedingungen gehalten und betreut werden. Dazu gehört grundsätzlich, dass die 4 Begegnung Zoo Nr. 15
Tiere sich fortpflanzen können. Dies gilt für alle Tierarten, unabhängig von ihrem emotionalen Stellenwert für den Menschen, es kann jedoch nicht für jedes Individuum gelten. 2. Das Management der Fortpflanzung im Zoo hat sich an der Natur zu orientieren. In der Natur gelangt nicht jedes Individuum zur Fortpflanzung, die Tiere vermehren sich jedoch grundsätzlich im Überschuss, wobei verschiedene Faktoren wie Emigration und Immigration, Krankheit, Beutegreifer, Konkurenz, Futterknappheit oder Klima die Bestandesgrösse regulieren. Dieser Vorgang muss im Zoo in verantwortungsvoller Weise tierschutzkonform umgesetzt werden. 3. Der schadensfreie Erhalt eines Bestandes bzw. einer Zoopopulation ist durch geeignete Massnahmen zu steuern. Dies schliesst folgende Möglichkeiten ein: · Abgabe (ausschliesslich in artgemässe Tierhaltungen, bevorzugt in wissenschaftlich geleitete Zoos), · Entlassen in Semireservate, · Auswilderung im Rahmen koordinierter Artenschutzprojekte, · Temporäre Verhinderung der Reproduktion. Wenn keine dieser Massnahmen realisiert werden kann, sind einzelne Tiere angst- und schmerzlos zu töten. Solche, im Folgenden als „überzählig“ bezeichneten Tiere, sind, wenn immer möglich, in den zoointernen Nahrungskreislauf einzubringen. 4. Der Tierschutz verpflichtet dazu, dem Tier keine Leiden (Schmerzen, Ängste) oder Schäden zuzufügen (sogenannter pathozentrischer Tierschutz). Diese Verpflichtung schliesst die Ermöglichung oder gegebenenfalls die Verhinderung der Fortpflanzung, nicht aber ein Recht auf Leben ein, da der Verlust des Lebens nicht zu den vom Tier bewusst empfundenen Leiden oder Schäden zu zählen ist. Hier fehlt ein Satz zum anthropozentrischenTierschutz). 5. Das Management der Fortpflanzung im Zoo ist so zu planen, dass sich die Zoopopulationen möglichst selbst erhalten und nicht aus der Natur ergänzt werden müssen. Die nachhaltige Zucht von Zootieren verlangt Bestandsgrössen, in denen ethologische Mechanismen wirken und nachteilige Zuchtfolgen vermieden werden. Unter dem Ziel der sich selbst erhaltenden Population sind sowohl fördernde, als auch einschränkende Zuchtmassnahmen nötig. Dabei ist zu beachten: a. Bei Tierarten, welche vor allem aus Artenschutzgründen gehalten werden, ermöglicht die Fortpflanzung die Erhaltung vitaler, für Wiederansiedlung geeigneter Bestände. b. Fortpflanzung soll bevorzugt ermöglicht werden je bereichernder diese für das Leben der Tiere ist (Werbung, Paarbindung, Mutter-Kind-Beziehung, Sozialisation der Jungen durch die Erwachsenen und umgekehrt). Die Möglichkeit zur Fortpflanzung rechtfertigt aber keine ansonsten mangelhafte Tierhaltung. c. Wenn die Verhinderung der Fortpflanzung mit Leiden verbunden ist, so ist entweder auf die Fortpflanzungsverhinderung oder auf die Haltung zu verzichten. d. Die angst- und schmerzfreie Tötung überzähliger Tiere soll in Annäherung an natürliche Prozesse zum Zeitpunkt sogenannter biologischer Schnittstellen, wie Geburt, Entwöhnung oder Pubertät erfolgen. e. Reproduktionstechnologien können den Erhalt zahlenmässig subvitaler Populationen unterstützen. Dazu sind Methoden der assistierten Reproduktion zu erarbeiten. Die wissenschaftlich geführten Zoopädagogik aktuell Nr. 15 5
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Das Rigi-Symposium, Fortpflanzung und Aufzucht von <strong>Zoo</strong>tieren<br />
Peter-Klaus Beyer<br />
Verhaltens- und Gesundheitsaspekte der<br />
<strong>Zoo</strong>tiere, standen Themen zur Würde von<br />
<strong>Zoo</strong>tieren, die umstrittene Problematik zur<br />
Tötung „überzähliger“ Tiere sowie der<br />
Zusammenhang zwischen der<br />
Präsentation von Jungtieren und dem<br />
Besucheraufkommen auf der<br />
Tagesordnung. In 17 Referaten wurden<br />
zunächst die Standpunkte und Sichtweisen<br />
der verschiedenen Fachleute und<br />
Interessengruppen aufgezeigt und<br />
diskutiert. Als Ergebnis aus den anschließend<br />
stattgefundenen Arbeitsgruppen zu<br />
den Themenkreisen „Ethologie und Veterinärmedizin“,<br />
„Vermehrung unter Tierschutz-<br />
und ethischen Aspekten“ sowie<br />
„Kommunikation nach außen“ wurde ein<br />
Memorandum verabschiedet, das Anfang<br />
April 2003 in der Schweiz, Österreich und<br />
Deutschland veröffentlicht wurde.<br />
Das von den Teilnehmern des Symposiums<br />
erarbeitete Memorandum am Ende des dreitägigen<br />
Seminars lautet wie folgt:<br />
Grundsätze zur Fortpflanzung und Aufzucht<br />
von <strong>Zoo</strong>tieren<br />
Zu dem o. g. Thema fand vom 27. Februar<br />
bis 1. März 2003 auf Rigi-Kulm in der<br />
Schweiz ein internationales Symposium<br />
auf Initiative von Dr. Felix Weber, dem<br />
Direktor des Tierpark Goldau und dem<br />
derzeitigen Präsident von <strong>Zoo</strong>schweiz, statt.<br />
Dieses zunächst recht unscheinbar lautende<br />
Thema sollte von Fachleuten unterschiedlichster<br />
wissenschaftlicher Bereiche<br />
diskutiert werden. So äußerten sich neben<br />
Veterinären, <strong>Zoo</strong>logen, Ethologen, Journalisten,<br />
Tierpflegern auch Philosophen,<br />
Juristen, Betriebswirtschaftler und Tierschützer.<br />
Als Vertreter der <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
wurde zu diesem Symposium Peter –<br />
Klaus Beyer, der Leiter der Münchner<br />
Tierparkschule Hellabrunn, eingeladen.<br />
Neben Beiträgen über die Aufgaben<br />
moderner <strong>Zoo</strong>s im Rahmen der<br />
In <strong>Zoo</strong>s gehaltene Wildtiere dürfen, im<br />
Sinne einer artgemässen Tierhaltung, in<br />
ihrer Anpassungsfähigkeit nicht überfordert<br />
und in ihrer Leistungsfähigkeit nicht<br />
unterfordert werden. Der Verhaltenskreis<br />
der Fortpflanzung liefert dafür einen<br />
entscheidenden Beitrag. <strong>Zoo</strong>tiere dürfen<br />
deshalb von der Fortpflanzung nicht<br />
generell ausgeschlossen werden. Dieser<br />
Grundsatz gilt für alle Tierarten,<br />
unabhängig von ihrem emotionalen Stellenwert<br />
für den Menschen, er gilt aber nicht<br />
für jedes Individuum. Die durch diesen<br />
Grundsatz gegebenenfalls nötige angstund<br />
schmerzlose Tötung einzelner Tiere<br />
soll in Anlehnung an natürliche Vorgänge<br />
vollzogen werden und wird offen kommuniziert.<br />
1. Tiere sollen in <strong>Zoo</strong>s unter artgemässen<br />
Bedingungen gehalten und betreut werden.<br />
Dazu gehört grundsätzlich, dass die<br />
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