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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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zunehmend ritualisiert. An einer Stelle heißt es: "Der Herr aber hatte Samuel, einen Tag bevor Saul kam, <strong>das</strong> Ohr <strong>für</strong> eine Offenbarung<br />

geöffnet...", an an<strong>der</strong>er Stelle sagt Samuel zu Saul:<br />

"... Wenn du dort in die Stadt hineingehst, wirst du eine S<strong>ch</strong>ar von Propheten treffen, die von <strong>der</strong> Kulthöhe herabkommen, und vor ihnen<br />

wird Harfe, Pauke, Flöte und Zither gespielt. Sie selbst sind in prophetis<strong>ch</strong>er Verzückung. Dann wird <strong>der</strong> Geist des Herrn über di<strong>ch</strong> kommen,<br />

und du wirst wie sie in Verzückung geraten und in einen an<strong>der</strong>en Mens<strong>ch</strong>en verwandelt werden. Wenn du aber all diese Zei<strong>ch</strong>en erlebst,<br />

dann tue, was si<strong>ch</strong> gerade ergibt; denn Gott ist mit dir."<br />

Die Kommunikation mit <strong>der</strong> Gottheit ist also nur no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, wenn <strong>das</strong> Ohr eigens geöffnet wird, <strong>der</strong> spontane Gedanke an eine Trance<br />

o<strong>der</strong> "prophetis<strong>ch</strong>e Verzückung", in die <strong>der</strong> Prophet zum Hören des Wortes Gottes versetzt werden (o<strong>der</strong> si<strong>ch</strong> versetzen) muß, wird dur<strong>ch</strong> die<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung eben dieses Zustandes bei an<strong>der</strong>en Propheten bestätigt. In diesem Zustand ist <strong>für</strong> einen geübten Propheten offenbar au<strong>ch</strong> ein<br />

Dialog mit Gott mögli<strong>ch</strong>, sofern die Überlieferung hier verläßli<strong>ch</strong> genau ist. An einer späteren Stelle (1 Sam 16, 1-3) erhält Samuel von Gott<br />

einen Auftrag, stellt eine Rückfrage und erhält daraufhin genauere Handlungsanweisungen. Vom Feils<strong>ch</strong>en eines Abraham um <strong>das</strong><br />

Überleben von Sodom und Gomorrha ist hier aber ni<strong>ch</strong>ts mehr zu spüren, und dem entspri<strong>ch</strong>t völlig die an jener Stelle na<strong>ch</strong>folgende<br />

Formulierung: "Samuel tat, was <strong>der</strong> Herr befohlen hatte." Für den ni<strong>ch</strong>t zum Propheten berufenen Mens<strong>ch</strong>en gab es zu dieser Zeit mehrere<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten, ein Zei<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> Götter zu erbitten. Sie waren <strong>für</strong> ihn selbst jedo<strong>ch</strong> unerrei<strong>ch</strong>bar, wie <strong>das</strong> Beispiel Sauls lehrt, <strong>der</strong> ab 1010<br />

einige Jahre lang König über Israel war:<br />

"Da befragte Saul den Herrn, aber <strong>der</strong> Herr gab ihm keine Antwort, we<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> Träume no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Losorakel, no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die<br />

Propheten. Daher sagte Saul zu seinen Dienern: Su<strong>ch</strong>t mir eine Frau, die Gewalt über einen Totengeist hat; i<strong>ch</strong> will zu ihr gehen und sie<br />

befragen."<br />

Die Frau, an die er verwiesen wurde, die Hexe von Endor, holte ihm den inzwis<strong>ch</strong>en verstorbenen Samuel aus dem Totenrei<strong>ch</strong> herauf, <strong>der</strong><br />

ihm Gottes Ents<strong>ch</strong>eidung in <strong>der</strong> fragli<strong>ch</strong>en Angelegenheit no<strong>ch</strong> einmal erläuterte. Die Szene ist ni<strong>ch</strong>t ohne Spannung und sei zur<br />

selbständigen Lektüre empfohlen. Na<strong>ch</strong>her war Saul so ers<strong>ch</strong>öpft (und die Frau wohl au<strong>ch</strong>), daß sie mitten in <strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>t ein ras<strong>ch</strong>es Mahl<br />

zubereiteten. An dieser Art <strong>der</strong> mittelbaren Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong> und Gott än<strong>der</strong>t si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei einem We<strong>ch</strong>sel <strong>der</strong><br />

Protagonisten ni<strong>ch</strong>ts. Daniel, <strong>der</strong> mit Gottes Segen 1006-966 regiert, hat die Mögli<strong>ch</strong>keit, den Herrn zu "befragen" o<strong>der</strong> zu ihm zu beten.<br />

Antworten auf Fragen bekommt er entwe<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> Losorakel; dann sind sie kurz und knapp und besagen ni<strong>ch</strong>t viel mehr als "Ja" o<strong>der</strong><br />

"Nein"; o<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> Propheten. In diesem Fall ist <strong>das</strong> Natan, zu dem <strong>der</strong> Herr in <strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>t "sein Wort ergehen läßt".<br />

Weisheit auf dem Thron o<strong>der</strong>: Das geträumte Regierungsprogramm<br />

Die Zeit von Salomos Herrs<strong>ch</strong>aft (ca. 966-922 v. Chr.) war eine Periode des Friedens und Wohlstandes. Salomo wird vor allem als<br />

Verkörperung <strong>der</strong> Weisheit dargestellt. Und Weisheit war im israelitis<strong>ch</strong>en Denken eine praktis<strong>ch</strong>e Qualität, etwas, <strong>das</strong> alle Mens<strong>ch</strong>en<br />

brau<strong>ch</strong>ten, um Erfolg in ihrem Leben zu haben. Bald na<strong>ch</strong> dem Beginn seiner Herrs<strong>ch</strong>aft besu<strong>ch</strong>te Salomo Gibeon, die "angesehenste<br />

Kulthöhe", die damals von Jerusalem no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verdrängt worden war. In Gibeon hatte er einen Traum, in dem ihm Gott ers<strong>ch</strong>ien und ihn<br />

auffor<strong>der</strong>te:<br />

"Spri<strong>ch</strong> eine Bitte aus, die i<strong>ch</strong> dir gewähren soll. Salomo antwortete: Du hast deinem Kne<strong>ch</strong>t David, meinem Vater, große Huld erwiesen;<br />

denn er lebte vor dir in Treue, in Gere<strong>ch</strong>tigkeit und mit aufri<strong>ch</strong>tigem Herzen. Du hast ihm diese große Huld bewahrt... Verleih daher deinem<br />

Kne<strong>ch</strong>t ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und <strong>das</strong> Gute vom Bösen zu unters<strong>ch</strong>eiden versteht. Wer sonst könnte dieses<br />

mä<strong>ch</strong>tige Volk regieren? Es gefiel dem Herrn, daß Salomo diese Bitte ausspra<strong>ch</strong>. Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte<br />

ausgespro<strong>ch</strong>en hast und ni<strong>ch</strong>t um ein langes Leben, Rei<strong>ch</strong>tum o<strong>der</strong> um den Tod deiner Feinde son<strong>der</strong>n um Einsi<strong>ch</strong>t gebeten hast, um auf <strong>das</strong><br />

Re<strong>ch</strong>t zu hören, werde i<strong>ch</strong> deine Bitte erfüllen... Da erwa<strong>ch</strong>te Salomo und merkte, daß es ein Traum war."<br />

Vorn und hinten wird betont, daß es si<strong>ch</strong> bei diesem Dialog um einen Traum handelt. Vom Charakter her ist <strong>der</strong> Dialog zwar ganz<br />

vertrauensvoll und erinnert an <strong>das</strong> Zwiegesprä<strong>ch</strong> Abrahams mit seinem Gott. Es brau<strong>ch</strong>t aber, um stattfinden zu können, den abgeson<strong>der</strong>ten,<br />

wohl umgrenzten Rahmen des Traums. Im lauten Tagesges<strong>ch</strong>ehen wäre dieses Gesprä<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong> gewesen. Bei Abraham ging es<br />

allerdings au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um die Regierung eines großen Volkes. Das Tagesges<strong>ch</strong>ehen war bei Abraham viel "leiser". Von <strong>der</strong> Funktion her<br />

ist dieser Traum als Initiationstraum zu bezei<strong>ch</strong>nen.<br />

Die gezielte Traumdeutung o<strong>der</strong>: Traumdeutung in Babylon<br />

Haben Sie Verdis "Nabucco" vor Augen? Ni<strong>ch</strong>t nur den "Gefangenen<strong>ch</strong>or", son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> die Verrücktheit des Königs? Dorthin begeben wir<br />

uns jetzt. Wir befinden uns na<strong>ch</strong> einem Zeitsprung von fast 400 Jahren in Babylon, dem Zentrum des <strong>ch</strong>aldäis<strong>ch</strong>en, neubabylonis<strong>ch</strong>en<br />

Rei<strong>ch</strong>es. Die Juden hatten si<strong>ch</strong> mit Ägypten verbündet, <strong>das</strong> mit Babylon im Krieg lag, woraufhin Nebukadnezar II., <strong>der</strong> von 604-562 v. Chr.<br />

regierte, 598 v. Chr. Jerusalem besetzte und die Stadt im Jahr darauf zerstörte. Die Bevölkerung wurde na<strong>ch</strong> Babylon in die Gefangens<strong>ch</strong>aft<br />

gebra<strong>ch</strong>t. Das S<strong>ch</strong>icksal des Volkes Israel ist ab nun die Zerstreuung, die Diaspora, symbolisiert dur<strong>ch</strong> den Turmbau zu Babylon. Babylon<br />

war damals ungebro<strong>ch</strong>en die hohe S<strong>ch</strong>ule <strong>der</strong> Weissagekunst. Sterndeuter und Wahrsager aller Art standen in hohen Ansehen. Die Chaldäer<br />

führten die alten babylonis<strong>ch</strong>en Traditionen ungebro<strong>ch</strong>en fort, so daß die Bezei<strong>ch</strong>nung "Chaldäer" bis in grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>- römis<strong>ch</strong>e Zeit, als<br />

Babylon längst vom Perserkönig Kyros und später von Alexan<strong>der</strong> dem Großen erobert worden war, ein Synonym <strong>für</strong> Wahrsager o<strong>der</strong><br />

Sterndeuter war. In Babylon entstand im 4. und 5. Jahrhun<strong>der</strong>t n. Chr. au<strong>ch</strong> die größte Sammlung heiliger jüdis<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>riften, <strong>der</strong><br />

babylonis<strong>ch</strong>e Talmud. Er enthält neben rein jüdis<strong>ch</strong>er Traditionen au<strong>ch</strong> Hinweise auf Träume, Regeln <strong>für</strong> die Deutung und Rats<strong>ch</strong>läge, wie<br />

böse Träume zu vermeiden seien. Die Babylonier betra<strong>ch</strong>teten den Kosmos als ein Ganzes. Sie glaubten, daß Ereignisse, die in einem seiner<br />

Teile stattfanden, in einem an<strong>der</strong>en Teil reflektiert würden, und su<strong>ch</strong>ten daher ständig na<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>en Vorgängen. Sie meinten, einem Ereignis<br />

folge immer ein bestimmtes an<strong>der</strong>es. Und die Wie<strong>der</strong>kehr des Ersten konnte ein Zei<strong>ch</strong>en da<strong>für</strong> sein, daß si<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Zweite ebenfalls<br />

wie<strong>der</strong>holen würde. Das betraf den Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Sternenkunde, in dem sie große Meister waren, ebenso wie den <strong>der</strong> Träume. Träumte zum<br />

Beispiel ein Priester von Krani<strong>ch</strong>en, die über seinen Kopf kreisten, und es gab kurz darauf eine Übers<strong>ch</strong>wemmungskatastrophe, s<strong>ch</strong>loß man<br />

sofort auf eine bevorstehende Übers<strong>ch</strong>wemmung, wenn wie<strong>der</strong> einmal ein Priester von Krani<strong>ch</strong>en träumte. Aus einem zufälligen "Wenn –<br />

dann" – Zusammentreffen wird ein "Immer wenn –dann" und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ein "Weil". Diese Logik bes<strong>ch</strong>äftigte später die grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en und<br />

europäis<strong>ch</strong>en Philosophen. Dieser Glaube verlieh in <strong>der</strong> Praxis jedem Omen eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Die Träume bedeuten<strong>der</strong> Männer<br />

wurden geprüft und in "heilige" Träume, <strong>der</strong>en Bots<strong>ch</strong>aften unbedingt Folge geleistet werden mußte, und "gewöhnli<strong>ch</strong>e Träume", die sowohl<br />

von Göttern als au<strong>ch</strong> von Dämonen gesandt sein konnten, unters<strong>ch</strong>eiden. "Gute" o<strong>der</strong> "böse" Träume zu beurteilen, oblag Priestern o<strong>der</strong><br />

Magiern. Die Juden waren zur Traumdeutung in beson<strong>der</strong>em Maße befähigt, wie <strong>das</strong> Beispiel Josephs in Ägypten gezeigt hatte. Ihr Gott, <strong>der</strong><br />

Gott <strong>der</strong> Juden, war <strong>für</strong> sie alleinige Quelle <strong>der</strong> in den Träumen enthaltenen Offenbarungen.<br />

"Im Traum, im Na<strong>ch</strong>tgeri<strong>ch</strong>t, wenn <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>laf auf die Leute fällt, wenn sie s<strong>ch</strong>lafen auf dem Bette, da öffnet er <strong>das</strong> Ohr <strong>der</strong> Leute und<br />

s<strong>ch</strong>reckt sie und zü<strong>ch</strong>tigt sie", heißt es etwa im Bu<strong>ch</strong> Hiob (33,15-16).<br />

Daniel gehörte zu einer Gruppe junger Leute aus Israels vornehmen Familien, die zum Zweck <strong>der</strong> "Umerziehung" als Geiseln an den<br />

babylonis<strong>ch</strong>en Hof gebra<strong>ch</strong>t worden waren. Dieses Verfahren wendeten au<strong>ch</strong> die Römer bis in die Spätantike an; no<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Hagen des<br />

Nibelungenliedes wurde zu diesem Zweck als junger Mann an den Hof eines Siegers vers<strong>ch</strong>leppt, in seinem Fall an den des Hunnenkönigs<br />

Attila/Etzel. Die biblis<strong>ch</strong>e Erzählung s<strong>ch</strong>il<strong>der</strong>t Daniel als gottes<strong>für</strong><strong>ch</strong>tigen Mens<strong>ch</strong>en. Er s<strong>ch</strong>ützte si<strong>ch</strong> und seine Freunde dur<strong>ch</strong> eine<br />

vegetaris<strong>ch</strong>e Diät vor <strong>der</strong> Verletzung <strong>der</strong> jüdis<strong>ch</strong>en Speisevors<strong>ch</strong>riften, und<br />

"Gott verlieh diesen vier jungen Leuten Wissen und Verständnis in je<strong>der</strong> Art S<strong>ch</strong>rifttum und Weisheit; Daniel verstand si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> auf<br />

Visionen und Träume aller Art... So oft <strong>der</strong> König in Fragen, die Weisheit und Einsi<strong>ch</strong>t erfor<strong>der</strong>ten, ihren Rat einholte, fand er sie allen<br />

Zei<strong>ch</strong>endeutern und Wahrsagern in seinem ganzen Rei<strong>ch</strong> zehnmal überlegen." (Daniel 1,17,20)

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