30.10.2013 Aufrufe

Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

65<br />

Wenn ein Senoi-Kind zum Beispiel Angst bekommt und aufwa<strong>ch</strong>t, dann wird es von den Erwa<strong>ch</strong>senen ermuntert, si<strong>ch</strong> zu entspannen und<br />

<strong>das</strong> Fallen in dem Wissen zu genießen, daß es, unten eingetroffen, auf ein Ges<strong>ch</strong>enk treffen wird, <strong>das</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Kind o<strong>der</strong> sein Volk bestimmt<br />

ist. O<strong>der</strong> aber sie for<strong>der</strong>n <strong>das</strong> Kind auf, während des Falls mit dem Fliegen zu beginnen, bis es zu jemandem o<strong>der</strong> zu etwas gelangt, <strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

<strong>das</strong> ein Ges<strong>ch</strong>enk <strong>für</strong> <strong>das</strong> Kind o<strong>der</strong> den Stamm bereithält.<br />

Wenn ein Kind von einem Monster o<strong>der</strong> einer ähnli<strong>ch</strong> bedrohli<strong>ch</strong>en Figur träumt, dann for<strong>der</strong>n die Senoi es auf, auf <strong>der</strong> Stelle zu verharren,<br />

<strong>das</strong> Wesen anzusehen und es um ein Ges<strong>ch</strong>enk <strong>für</strong> si<strong>ch</strong> o<strong>der</strong> sein Volk zu bitten, anstatt fortzulaufen. Sie helfen dem Kind, den Wa<strong>ch</strong>zustand<br />

als Fortsetzung <strong>der</strong> Traumphase zu begreifen, indem es <strong>das</strong> Ges<strong>ch</strong>enk, <strong>das</strong> im Traum zu ihm gekommen ist, szenis<strong>ch</strong> darstellt. Wenn also<br />

zum Beispiel ein Kind im Traum ein Lied hört, dann ermuntern es die Senoi, <strong>das</strong> Lied <strong>der</strong> ganzen Gruppe vorzusingen. O<strong>der</strong> wenn es einen<br />

Tanz gelernt hat, dann wird <strong>das</strong> Kind aufgefor<strong>der</strong>t, dessen S<strong>ch</strong>rittfolge allen an<strong>der</strong>en zu zeigen.<br />

Wegen dieser Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n und Träumen werden Träume ni<strong>ch</strong>t zu einem angstma<strong>ch</strong>enden, son<strong>der</strong>n viel eher zu einem wun<strong>der</strong>baren<br />

Teil des Lebens - zu etwas, worauf man Vorfreude empfinden kann. I<strong>ch</strong> frage mi<strong>ch</strong> oft, wie viele Fälle von S<strong>ch</strong>laflosigkeit, von denen<br />

Erwa<strong>ch</strong>sene in unserer Gesells<strong>ch</strong>aft beri<strong>ch</strong>ten, man heilen könnte, indem man si<strong>ch</strong> jener Traumarbeitte<strong>ch</strong>niken bedient, von denen behauptet<br />

wird, daß die Senoi sie angewandt haben.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Jahre habe i<strong>ch</strong> viel über Traumzustände gelesen o<strong>der</strong> mit Angehörigen <strong>der</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Stämme darüber gespro<strong>ch</strong>en.<br />

Vor allem an<strong>der</strong>en wurde mir bei diesem vielen Lesen und diesen zahlrei<strong>ch</strong>en Gesprä<strong>ch</strong>en die Tatsa<strong>ch</strong>e bewußt, wel<strong>ch</strong> ein wesentli<strong>ch</strong>er<br />

Bestandteil des Lebens <strong>der</strong> Traum <strong>für</strong> Stammesgesells<strong>ch</strong>aften ist. Indem i<strong>ch</strong> dir zugehört habe, Sun Bear, ist mir klar geworden, wie sehr<br />

Träume dem Leben eine Ri<strong>ch</strong>tung geben können und wie sehr si<strong>ch</strong> dieser Ansatz von dem unters<strong>ch</strong>eidet, was wir im Rahmen unserer Kultur<br />

beigebra<strong>ch</strong>t bekommen. Als i<strong>ch</strong> aufwu<strong>ch</strong>s, da wurde meinen Träumen keinerlei Bea<strong>ch</strong>tung ges<strong>ch</strong>enkt, und i<strong>ch</strong> kann mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal<br />

entsinnen, ob i<strong>ch</strong> Unterstützung o<strong>der</strong> Hilfe gegen die Alpträume, die mi<strong>ch</strong> dann und wann befielen, erfuhr. Folgli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mir ni<strong>ch</strong>ts<br />

aus meinen Träumen, und es hat lange gedauert, bis i<strong>ch</strong> erkannte, daß sie in meinem Leben ein unterstützen<strong>der</strong> Aspekt sein konnten. I<strong>ch</strong><br />

denke, meine Erfahrung ist re<strong>ch</strong>t weit verbreitet und sehr traurig.<br />

»Als i<strong>ch</strong> damit begann, meinen Träumen und Visionen Aufmerksamkeit zu widmen, da eröffnete si<strong>ch</strong> vor mir eine vollkommen neue Welt.<br />

I<strong>ch</strong> begann zu erkennen, daß man mir in meiner Erziehung die Grenzen dieser Welt sehr eng gesteckt hatte im Verglei<strong>ch</strong> zu dem, was die<br />

Welt wirkli<strong>ch</strong> zu bieten hat.«<br />

Na<strong>ch</strong>dem Wabun geendet hat, zeigt Steven Foster an, daß er gerne als nä<strong>ch</strong>ster <strong>das</strong> Redeholz haben würde, und es wird zu ihm gerei<strong>ch</strong>t.<br />

»Meredith und i<strong>ch</strong> haben uns ebenfalls lange mit den Aborigines bes<strong>ch</strong>äftigt«, beginnt er. »Sie sagen, am Anfang war <strong>der</strong> Traum, und all ihre<br />

Zeremonien sind Versu<strong>ch</strong>e, in diese Traumwelt und zu diesen Träumen zurückzukehren. Mir kommt es so vor, als ob dies au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong><br />

zutrifft - ni<strong>ch</strong>t nur bei Stammesgesells<strong>ch</strong>aften, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> bei sogenannten zivilisierten Völkern.<br />

Vor kurzem haben Meredith, ein paar Freunde und i<strong>ch</strong> unser jährli<strong>ch</strong>es Visionsfasten abgehalten. Während des Fastens waren wir in einem<br />

Traum. Wann immer man eine S<strong>ch</strong>welle mittels eines Übergangsrituals übers<strong>ch</strong>reitet, tritt man in einen Traum ein, <strong>der</strong> so lange anhält, wie<br />

man si<strong>ch</strong> in diesem beson<strong>der</strong>en Zustand befindet. Eine große Menge Materials dringt in dieser Zeit aus dem Unbewußten, aus <strong>der</strong> Dunkelheit<br />

und den S<strong>ch</strong>atten des Inneren na<strong>ch</strong> oben. Der Traum wird aus dem Unmanifestierten geboren, aus dieser fru<strong>ch</strong>tbaren Quelle <strong>der</strong> Phantasie<br />

und S<strong>ch</strong>öpferkraft. Der Traum ist ursprüngli<strong>ch</strong>, und do<strong>ch</strong> kommt er au<strong>ch</strong> aus unserer DNA.<br />

I<strong>ch</strong> habe mi<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Beziehung zwis<strong>ch</strong>en dem, was Stammesgesells<strong>ch</strong>aften Traum nennen, und dem, was Biologen als DNA bezei<strong>ch</strong>nen,<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt. I<strong>ch</strong> bin davon überzeugt, daß <strong>der</strong> Traum o<strong>der</strong> die Stimme <strong>der</strong> Ahnen auf irgendeine Weise mit dem S<strong>ch</strong>auspiel <strong>der</strong> DNA, dem<br />

Tanz <strong>der</strong> Gene in unserem Bewußtsein, verbunden ist. Wir alle haben eine Art ursprüngli<strong>ch</strong>e DNA gemeinsam; wir können sie Mutter<br />

nennen, wenn wir <strong>das</strong> wollen. Also kommt <strong>der</strong> Traum aus <strong>der</strong> Mutter- DNA; er entstammt diesem uranfängli<strong>ch</strong>en Leben, von dem wir<br />

weiterhin träumen. Auf diese Weise haben wir <strong>das</strong> Träumen mit allen an<strong>der</strong>en Kreaturen gemeinsam. Wir teilen miteinan<strong>der</strong> den Traum vom<br />

Leben und vom Tod, den Traum von den Jahreszeiten.<br />

I<strong>ch</strong> glaube ni<strong>ch</strong>t nur, daß außer uns au<strong>ch</strong> alle an<strong>der</strong>en Tiere bewußt existieren, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong>, daß sie Gefühle haben, einen psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en<br />

und, wenn man es so nennen will, einen vernunftbegabten Anteil besitzen - jedo<strong>ch</strong> eine Vernunft, die ni<strong>ch</strong>t mit dem identis<strong>ch</strong> ist, was<br />

Mens<strong>ch</strong>en darunter verstehen. Und sie führen ein ganzheitli<strong>ch</strong>es Dasein im Lob <strong>der</strong> Natur und <strong>der</strong> Erleu<strong>ch</strong>tung. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te sagen, daß wir<br />

auf vielen Ebenen Leben und Tod mit all den an<strong>der</strong>en Kreaturen teilen - au<strong>ch</strong> den Traum, den uranfängli<strong>ch</strong>en Muttertraum.<br />

I<strong>ch</strong> identifiziere <strong>das</strong> Träumen mit <strong>der</strong> Großen Mutter, <strong>der</strong> großen Geberin, mit dem Weibli<strong>ch</strong>en, mit den Gezeiten, mit dem Fluß <strong>der</strong><br />

Menstruation. Psy<strong>ch</strong>oanalytiker, insbeson<strong>der</strong>e wenn sie dur<strong>ch</strong> C. G. Jung beeinflußt sind, sehen die Nähe zwis<strong>ch</strong>en Traum und <strong>der</strong> Anima,<br />

<strong>der</strong> aufnehmenden Qualität. In <strong>der</strong> <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Gedankenwelt wird <strong>der</strong> Traum mit Yin, dem Einatmen, in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t. Der Traum<br />

ist die Vorphantasie wel<strong>ch</strong>e die eigentli<strong>ch</strong>e Phantasie gebiert. Träumen heißt au<strong>ch</strong> Tagträumen. Genauso ist es mit den <strong>ch</strong>aotis<strong>ch</strong>en,<br />

irrationale und ozeanis<strong>ch</strong>en Aspekten <strong>der</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Erfahrung. Also ist <strong>der</strong> Traum uranfängli<strong>ch</strong>. Er ist die Dämmerung an jener Stelle,<br />

an <strong>der</strong> die Sonne untergeht.<br />

Viele Dinge ereignen si<strong>ch</strong>, während man si<strong>ch</strong> im Traumzustand befindet, und <strong>das</strong> meiste davon wird kaum verstanden. Träume lehren Gefühl<br />

und Selbstbewußtsein; sie bringen uns etwas über die Initiation bei. Der Traum ist die mittlere Phase eines Übergangsrituals: zuerst die<br />

Abtrennung vom vorherigen Leben, dann <strong>der</strong> Übergang o<strong>der</strong> die Traums<strong>ch</strong>welle und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> die >EinverleibungEinverleibungWas tust du?< Weil die Mens<strong>ch</strong>en do<strong>ch</strong> sonst nur fortwährend über ihre Visionen reden.<br />

Vision ist <strong>der</strong> Traum, <strong>der</strong> in die Tat umgesetzt werden muß. Vision heißt, es zu tun.<br />

Was <strong>für</strong> mi<strong>ch</strong> an <strong>der</strong> Vision von Black Elk wi<strong>ch</strong>tig war«, fährt Steven fort und nimmt damit Bezug auf den berühmten Visionär <strong>der</strong> Lakota,<br />

<strong>der</strong> uns in dem Bu<strong>ch</strong> Black Elk Speaks von John G. Neihardt an seinen Träumen hat teilhaben lassen, »war ni<strong>ch</strong>t die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß er<br />

Träume hatte (denn wir alle haben Träume), son<strong>der</strong>n daß er an ihnen den Mens<strong>ch</strong>en zeigte, wel<strong>ch</strong>e Bedeutung den Träumen innewohnt. Und<br />

die Mens<strong>ch</strong>en wurden dadur<strong>ch</strong> gesegnet. Die Vision hat also immer eine bestimmte begleitende Komponente, wel<strong>ch</strong>e die Mens<strong>ch</strong>en dazu<br />

befähigt zu überleben. Folgli<strong>ch</strong> nützt die Vision ihnen auf sehr praktis<strong>ch</strong>e Weise. Sie ordnet <strong>das</strong> Chaos des Traums, wandelt seine<br />

Ziellosigkeit in einen konkreten Plan um. Sie weist den Weg dur<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Traumlabyrinth. Das ist es, was i<strong>ch</strong> Vision nenne.«<br />

Wabun bittet <strong>für</strong> einen Augenblick um <strong>das</strong> Redeholz. »Steven, i<strong>ch</strong> weiß, daß du mit Mens<strong>ch</strong>en sowohl aus den Vereinigten Staaten als au<strong>ch</strong><br />

aus Europa Visionssu<strong>ch</strong>e in <strong>der</strong> Wildnis betrieben und des weiteren, daß du diese Su<strong>ch</strong>e hier in den USA und in Europa dur<strong>ch</strong>geführt hast.<br />

I<strong>ch</strong> frage mi<strong>ch</strong>, ob du Unters<strong>ch</strong>iede feststellen konntest. Mir kommt es so vor, als ob ein Teil des Traums immer au<strong>ch</strong> etwas mit dem Ort, wo<br />

er geträumt wird, zu tun hat.<br />

So ist zum Beispiel unser Vision Mountain hier, so weit wir <strong>das</strong> herausfinden konnten, seit Hun<strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> Tausenden von Jahren von den<br />

hier Ansässigen zur Visionssu<strong>ch</strong>e genutzt worden. Wenn Mens<strong>ch</strong>en heute zur Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> ihrer Vision aufbre<strong>ch</strong>en, dann, so beri<strong>ch</strong>ten sie,<br />

begegnen sie häufig Geistwesen, die speziell zu diesem Landstri<strong>ch</strong> zu gehören s<strong>ch</strong>einen. Es gibt ein weibli<strong>ch</strong>es Geistwesen, <strong>das</strong> in den<br />

Träumen vieler vorgekommen ist, die si<strong>ch</strong> hier auf die Su<strong>ch</strong>e begeben haben, und fast immer wird dieses als Indianerin bes<strong>ch</strong>rieben.<br />

Offenbar existieren ans<strong>ch</strong>einend jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>e dauernd anwesende Geistwesen, die ein Teil <strong>der</strong> Lands<strong>ch</strong>aft sind.<br />

Also habe i<strong>ch</strong> aufgrund dieser Beri<strong>ch</strong>te und meiner eigenen Erfahrungen überlegt, ob <strong>der</strong> Ort viellei<strong>ch</strong>t ein Teil des Traums ist, ob die<br />

Geistwesen <strong>der</strong> Lands<strong>ch</strong>aft seine Bewahrer sein könnten und den Traum jenen Mens<strong>ch</strong>en bringen, die si<strong>ch</strong> aufgema<strong>ch</strong>t haben, na<strong>ch</strong> ihm zu<br />

su<strong>ch</strong>en. Für mi<strong>ch</strong> würde <strong>das</strong> au<strong>ch</strong> erklären, warum si<strong>ch</strong> plötzli<strong>ch</strong> so viele Amerikaner europäis<strong>ch</strong>en Ursprungs <strong>für</strong> die Lebensweise und den

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!