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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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Unterstützung gaben. War <strong>das</strong> Bedürfnis <strong>das</strong> Alleinsein, so konnten wir an<strong>der</strong>en uns zurückziehen. War <strong>das</strong> Bedürfnis die Unterstützung, so<br />

konnten wir an<strong>der</strong>en uns nähern. Hieß <strong>das</strong> Bedürfnis Ekstase, so konnten wir übrigen an <strong>der</strong> Freude teilhaben. Kam <strong>das</strong> Bedürfnis von einer<br />

unserer S<strong>ch</strong>western o<strong>der</strong> von einem unserer Brü<strong>der</strong> aus dem Tierrei<strong>ch</strong>, so konnten wir <strong>das</strong> geben, was gebrau<strong>ch</strong>t wurde. Wenn eine Pflanze<br />

Probleme hatte, so versu<strong>ch</strong>ten wir, Abhilfe zu s<strong>ch</strong>affen.<br />

Wenn <strong>das</strong> Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Erde bedroht war, so trafen wir uns gemeinsam, um die Harmonie wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Und die Zeit verstri<strong>ch</strong>. Mit dem Vergehen kam <strong>der</strong> Wandel. Wir erkannten, daß wir allein waren. Wir erkannten den Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en<br />

dein und mein. In kürzester Zeit begannen wir na<strong>ch</strong>zudenken. Und unsere Gedanken vergrößerten den Abstand zwis<strong>ch</strong>en uns. Als dies<br />

ges<strong>ch</strong>ah, trennten wir uns auf eine Weise voneinan<strong>der</strong> ab, wie es no<strong>ch</strong> nie zuvor ges<strong>ch</strong>ehen war. Wir begannen zu bewerten und zu messen.<br />

Gedanken waren an<strong>der</strong>s als die Art von Kommunikation, die wir bis dahin gepflegt hatten. Je<strong>der</strong> Gedanke war so einzigartig, daß unsere<br />

Einheit niemals wie<strong>der</strong> dieselbe war. Obwohl wir miteinan<strong>der</strong> zu fühlen und zu träumen vermo<strong>ch</strong>ten, konnten wir do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong><br />

miteinan<strong>der</strong> denken. Einheit s<strong>ch</strong>ien ni<strong>ch</strong>t in <strong>der</strong> Natur des Denkens zu liegen.<br />

Die Zeit verstri<strong>ch</strong> weiter. Die Töne, die wir in <strong>der</strong> Vergangenheit hervorgebra<strong>ch</strong>t hatten, um Mutter Erde und die ganze S<strong>ch</strong>öpfung zu ehren,<br />

verän<strong>der</strong>ten si<strong>ch</strong>. Statt <strong>der</strong> Töne <strong>der</strong> Gemeins<strong>ch</strong>aft bra<strong>ch</strong>ten wir nun die Worte <strong>der</strong> Einzigartigkeit hervor. Indem wir sie spra<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>ufen<br />

wir eine no<strong>ch</strong> größere Distanz zwis<strong>ch</strong>en uns. Die Worte klangen zwar glei<strong>ch</strong>, waren es aber ni<strong>ch</strong>t. Sie alle enthielten die gefühlsmäßige<br />

Bedeutung, mit <strong>der</strong> die spre<strong>ch</strong>ende Person sie versah. Obwohl wir meinten, uns in <strong>der</strong> glei<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e zu verständigen, war dies niemals<br />

<strong>der</strong> Fall.<br />

Indem wir zu reden begannen, begriffen wir au<strong>ch</strong> besser die Verän<strong>der</strong>ungen, die si<strong>ch</strong> ereignet hatten. Wir erkannten den Unters<strong>ch</strong>ied<br />

zwis<strong>ch</strong>en dem Wa<strong>ch</strong>zustand und dem S<strong>ch</strong>laf. Wir verloren unsere Gabe, mit den Tieren zu spre<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> zu verstehen, was sie uns mitteilen<br />

wollten. Wir konnten die Pflanzen o<strong>der</strong> die Mineralien o<strong>der</strong> die Elemente ni<strong>ch</strong>t mehr wie zuvor erspüren, es sei denn, wir s<strong>ch</strong>lossen die<br />

Augen. Ein Teil von uns sehnte si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> früheren Gemeins<strong>ch</strong>aft. Do<strong>ch</strong> nur mit ges<strong>ch</strong>lossenen Augen kamen wir diesem Gefühl des<br />

Einsseins näher.<br />

Eines Tages drückte ein junges Mäd<strong>ch</strong>en etwas in ihren Worten aus, was keiner zuvor versu<strong>ch</strong>t hatte. Sie benutzte sie, um zu versu<strong>ch</strong>en,<br />

dieses Gefühl von Einssein zu bes<strong>ch</strong>reiben, <strong>das</strong> sie zuvor bei ges<strong>ch</strong>lossenen Augen empfunden hatte. Sie benutzte sie, um an<strong>der</strong>en von ihren<br />

Träumen zu erzählen.<br />

>Was soll <strong>das</strong> heißen?< wun<strong>der</strong>ten si<strong>ch</strong> all die an<strong>der</strong>en zweifelnd. >Wie sollte diese Junge wie ein Vogel fliegen können? Wie sollte sie<br />

fähig sein, zu den Sternen und den Herzen <strong>der</strong> Tiere zu spre<strong>ch</strong>en?<<br />

Sie aber for<strong>der</strong>te ihr Volk auf: >S<strong>ch</strong>ließt nur <strong>für</strong> einen Augenblick eure Augen und erinnert eu<strong>ch</strong>.< Und <strong>das</strong> taten sie. Sie riefen si<strong>ch</strong> ins<br />

Gedä<strong>ch</strong>tnis zurück, wie sie im S<strong>ch</strong>laf mit den Tiere gespro<strong>ch</strong>en hatten, wie sie eins mit dem, was sie jetzt als Gott kannten, gewesen waren.<br />

Sie erinnerten si<strong>ch</strong> daran, wie es si<strong>ch</strong> anfühlte, <strong>das</strong> ekstatis<strong>ch</strong>e Glück des Einsseins zu erleben, <strong>das</strong> Wun<strong>der</strong> wahrer Gemeins<strong>ch</strong>aft, die<br />

Leidens<strong>ch</strong>aft jenseits <strong>der</strong> Leidens<strong>ch</strong>aft von vollkommener Liebe. Sie erinnerten si<strong>ch</strong>, und spra<strong>ch</strong>en. Und indem sie dies taten, verwoben sie<br />

diese an<strong>der</strong>e Realität mit jener, die nun ihr Alltagsleben ausma<strong>ch</strong>te. Und sie wußten, daß es gut war.<br />

Die Zeit eilte dahin. Man<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en da<strong>ch</strong>ten daran, von ihren Träumen zu spre<strong>ch</strong>en, an<strong>der</strong>e vergaßen es. Einige Kulturen bra<strong>ch</strong>ten <strong>der</strong><br />

Ma<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Träume A<strong>ch</strong>tung entgegen, an<strong>der</strong>e <strong>für</strong><strong>ch</strong>teten sie. Das junge Mäd<strong>ch</strong>en wurde viele weitere Male geboren - man<strong>ch</strong>mal als junger<br />

Mann, dann wie<strong>der</strong> als junge Frau. Immer war es ihr S<strong>ch</strong>icksal, über <strong>das</strong> Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Träume zu spre<strong>ch</strong>en. Stets begegneten ihre Worte den<br />

negativen Gefühlen jener Mens<strong>ch</strong>en, die ihre Traumzeit verleugneten. Aber jene, die si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> dessen bewußt waren, was ihre Herzen in <strong>der</strong><br />

Realität ihrer Träume gefühlt hatten, hörten ihr beglückt zu. Diese Mens<strong>ch</strong>en fanden mehr Glück im Leben und verspürte weniger Angst vor<br />

dem Tod. Man<strong>ch</strong>mal waren jene, die si<strong>ch</strong> erinnerten, zuglei<strong>ch</strong> die Propheten, dann die Verkün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wahrheit, hin und wie<strong>der</strong> die<br />

Verfolgten. Immer jedo<strong>ch</strong> verkündete sie ihre Wahrheit, und indem sie dies taten, halfen sie den Mens<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong> zu erinnern und somit zu<br />

leben.<br />

Viellei<strong>ch</strong>t ist dieses junge Mäd<strong>ch</strong>en, <strong>das</strong> in einem männli<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> weibli<strong>ch</strong>en Körper lebt, jemand, den ihr heute kennt. Mögli<strong>ch</strong>erweise ist<br />

sie eure Lehrerin, Großmutter, Frau, euer Kind.<br />

Diese junge Frau - und ihr Bru<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Traumzeit - ist sehr lebendig in unserer Zeit, und sie versu<strong>ch</strong>t zu lehren, daß wir <strong>das</strong> heilige Netz<br />

des Lebens flicken müssen, wenn <strong>das</strong> Leben weitergehen soll. Wir dürfen uns ni<strong>ch</strong>t nur unsere Individualität vergegenwärtigen, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong><br />

unseren gemeinsamen Kern. Wir müssen neu erlernen, den Tieren, Pflanzen und allen Teilen des heiligen Netzes des Lebens zuzuhören.<br />

Kommt nun, Brü<strong>der</strong> und S<strong>ch</strong>western, und laßt eu<strong>ch</strong> von diesem Traumkreis darin unterstützen, eu<strong>ch</strong> zu erinnern«, s<strong>ch</strong>ließt Wabun und rei<strong>ch</strong>t<br />

<strong>das</strong> Redeholz an Sun Bear zurück.<br />

»Es ist gut, S<strong>ch</strong>wester, ho!« sagt er. »Nun laßt uns alle zu Bett gehen und sehen, wel<strong>ch</strong>e Träume heute na<strong>ch</strong>t zu uns kommen.«<br />

Die Weisheit des Traums<br />

Die Mens<strong>ch</strong>en erwa<strong>ch</strong>en mit einem Gefühl <strong>der</strong> Vorfreude an diesem ersten Tag, <strong>der</strong> ganz und gar von <strong>der</strong> Traumratsversammlung bestimmt<br />

sein wird. Es ist ein heller, klarer und fris<strong>ch</strong>er Herbstmorgen, <strong>der</strong> von den Donnerwesen und vom Regen <strong>der</strong> vergangenen Na<strong>ch</strong>t gereinigt<br />

wurde. Die Magie des Berges fängt - wie immer - an auf jene Teilnehmer zu wirken, die no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t hier waren. Viele stehen früher als<br />

gewohnt auf, um bei einem Spaziergang die Energie des Ortes und au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Kiefern, die den Berei<strong>ch</strong>, wo <strong>das</strong> Langhaus steht, zu bes<strong>ch</strong>ützen<br />

s<strong>ch</strong>einen, auf si<strong>ch</strong> einwirken zu lassen.<br />

Die Lehrer haben si<strong>ch</strong> darauf geeinigt, daß es keine feste Anfangs- und Endzeiten <strong>für</strong> die Traumratsversammlung gebe soll. Da dies eine Zeit<br />

des Na<strong>ch</strong>denkens über die Traumzeit ist und diese si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> normalen Uhrzeit ri<strong>ch</strong>tet, haben die Lehrer bes<strong>ch</strong>lossen, daß ihr<br />

Material seinen Zweck am besten erfüllen kann, wenn die Teilnehmer spazierengehen, reden si<strong>ch</strong> gegenseitig beeinflussen und au<strong>ch</strong> von <strong>der</strong><br />

Magie des Berges beeinflußt werden. Außerdem bietet si<strong>ch</strong> auf diese Weise au<strong>ch</strong> Lehrern die Gelegenheit, si<strong>ch</strong> des einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Spaziergangs auf dem Vision Mountain zu erfreuen.<br />

Na<strong>ch</strong>dem alle ihr Frühstück beendet haben, s<strong>ch</strong>lägt Sun Baer vor, die Morgenversammlung do<strong>ch</strong> im Freien abzuhalten, um die Helligkeit<br />

und Wärme von Vater Sonne auszunutzen, bevor er zu ho<strong>ch</strong> in den Himmel steigt. Es ist no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beson<strong>der</strong>s warm, und do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>einen si<strong>ch</strong><br />

alle wohl zu fühlen, während sie mit lei<strong>ch</strong>ten Jacken bekleidet in <strong>der</strong> Sonne sitzen.<br />

Sun Bear nimmt <strong>das</strong> Redeholz auf und erinnert seine Zuhörer daran, daß <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> es hält, <strong>das</strong> Re<strong>ch</strong>t hat zu spre<strong>ch</strong>en und alle übrigen<br />

solange s<strong>ch</strong>weigen müssen. Dann beginnt er: »I<strong>ch</strong> bin ein Träumer. Träumen ist meine stärkste Medizin, und au<strong>ch</strong> ein großer Teil meiner<br />

übrigen Medizin kommt zu mir in meinen Träumen. I<strong>ch</strong> erfreue mi<strong>ch</strong> daran genauso, wie i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mit den Geistern o<strong>der</strong> Geistwesen<br />

gut fühle. I<strong>ch</strong> habe immer eine Kladde an meinem Bett, damit i<strong>ch</strong> die guten Ideen aufs<strong>ch</strong>reiben kann, die dur<strong>ch</strong> meine Träume zu mir<br />

kommen. Das könnt au<strong>ch</strong> ihr tun. Wenn mi<strong>ch</strong> Leute man<strong>ch</strong>mal fragen, woher i<strong>ch</strong> meine hervorragenden Ideen habe, dann antworte i<strong>ch</strong><br />

ehrli<strong>ch</strong>: >I<strong>ch</strong> erträumte sie mir.<<br />

Für mi<strong>ch</strong> ist die Traumzeit eine Phase, in <strong>der</strong> wir mit den Geistwesen Kontakt aufnehmen. Sie ist eine Zeit, die wir uns freihalten, in <strong>der</strong> wir<br />

uns ni<strong>ch</strong>t von all <strong>der</strong> Eile und Hektik des Alltags beeinträ<strong>ch</strong>tigen lassen. Es ist mögli<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> zu Bett zu begeben und um starke Träume zu<br />

beten, um Träume, die uns beri<strong>ch</strong>ten, was si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Welt ereignet; Träume, die uns in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Teile des Universums tragen, damit<br />

wir dur<strong>ch</strong> Dinge lernen können, die in unserem Leben und in unserem Verstand bisher no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorgekommen sind.<br />

Wir Ureinwohner von Nordamerika hatten immer <strong>das</strong> Gefühl, daß bestimmte Geistwesen uns besu<strong>ch</strong>en. Dies sind Geister, die uns führen<br />

und bes<strong>ch</strong>ützen. Man<strong>ch</strong>mal ist es <strong>für</strong> sie lei<strong>ch</strong>ter, zu uns zu kommen, während wir s<strong>ch</strong>lafen. Also beten wir darum, daß sie kommen mögen,<br />

und wenn sie uns hören, dann weisen sie uns auf sehr ma<strong>ch</strong>tvolle Weise die Ri<strong>ch</strong>tung und belehren uns.

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