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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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3<br />

"Einst hatte Joseph einen Traum. Als er ihn seinen Brü<strong>der</strong>n erzählte, haßten sie ihn no<strong>ch</strong> mehr. Er sagte zu ihnen: Hört, was i<strong>ch</strong> geträumt<br />

habe. Wir banden Garben mitten auf dem Feld. Meine Garbe ri<strong>ch</strong>tete si<strong>ch</strong> auf und blieb au<strong>ch</strong> stehen. Eure Garben umringten sie und neigten<br />

si<strong>ch</strong> tief vor meiner Garbe."<br />

Was Joseph ni<strong>ch</strong>t klar gewesen sein dürfte, war die Bedeutung dieses Traumes. Denn sonst hätte er ihn ni<strong>ch</strong>t seinen Brü<strong>der</strong>n erzählt. Das<br />

seine Brü<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Deutung keinerlei Probleme hatten, geht aus dem unmittelbaren ans<strong>ch</strong>ließenden Text hervor:<br />

"Dann sagten seine Brü<strong>der</strong> zu ihm: Willst du etwa König über uns werden o<strong>der</strong> di<strong>ch</strong> als Herr über uns aufspielen? Und sie haßten ihn no<strong>ch</strong><br />

mehr wegen seiner Träume und seiner Worte. Er hatte no<strong>ch</strong> einen an<strong>der</strong>en Traum. Er erzählte ihn seinen Brü<strong>der</strong>n und sagte: I<strong>ch</strong> träumte no<strong>ch</strong><br />

einmal: Die Sonne, <strong>der</strong> Mond und elf Sterne verneigten si<strong>ch</strong> tief vor mir. Als er davon seinem Vater und seinen Brü<strong>der</strong>n erzählte, s<strong>ch</strong>alt ihn<br />

sein Vater und sagte zu ihm: Was soll <strong>das</strong>, was du da geträumt hast? Sollen wir viellei<strong>ch</strong>t, i<strong>ch</strong> deine Mutter und deine Brü<strong>der</strong>, kommen und<br />

uns vor dir zur Erde nie<strong>der</strong>werfen?"<br />

Wie<strong>der</strong> sind die an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> Lage, Josephs Traum zu deuten, und diese Deutung ist <strong>für</strong> sie kein Problem: Joseph hat die Träume eines<br />

Königs, <strong>das</strong> kann nur jemandem wi<strong>der</strong>fahren, <strong>der</strong> au<strong>ch</strong> in Wahrheit ein e<strong>ch</strong>ter König ist. Die Träume ma<strong>ch</strong>en den Brü<strong>der</strong>n klar, daß Joseph<br />

si<strong>ch</strong> über sie erheben will. Um dies zu verhin<strong>der</strong>n, bes<strong>ch</strong>ließen sie, ihn umzubringen. Nur Ruben zeigte Erbarmen: "... denn er ist do<strong>ch</strong> unser<br />

Bru<strong>der</strong> und unser Verwandter. "Die an<strong>der</strong>en ließen si<strong>ch</strong> überzeugen, warfen ihn zunä<strong>ch</strong>st in eine leere Zisterne und verkauften ihn dann an<br />

midianitis<strong>ch</strong>e Kaufleute, die auf dem Weg na<strong>ch</strong> Ägypten vorbeikamen. Joseph kam so na<strong>ch</strong> Ägypten als Sklave des Potiphar, des Obristen<br />

<strong>der</strong> Leibwa<strong>ch</strong>e des Pharao.<br />

Karriere in Ägypten o<strong>der</strong>: Der Beruf des <strong>Traumdeuter</strong>s<br />

So wie Träume zu Josephs Versklavung geführt hatten, so waren au<strong>ch</strong> Träume, wennglei<strong>ch</strong> die Träume an<strong>der</strong>er, <strong>für</strong> seinen Aufstieg in<br />

Ägypten verantwortli<strong>ch</strong>. Im Lied von <strong>der</strong> "Bar zum Krokodil" wird die Situation ges<strong>ch</strong>il<strong>der</strong>t, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gerade bibeltreu. Joseph, <strong>der</strong><br />

Sklave, wurde Verwalter im Hause Potiphars, eine ausgespro<strong>ch</strong>ene Vertrauensstellung. Dessen Gattin begehrte ihn und bra<strong>ch</strong>te ihn in eine<br />

fatale Situation, als <strong>der</strong>en Folge er so <strong>das</strong>tand, als habe er sie ni<strong>ch</strong>t etwa abgewiesen, son<strong>der</strong>n <strong>das</strong> Vertrauen ihres Gatten mißbrau<strong>ch</strong>t. Joseph<br />

landete im Gefängnis und wurde alsbald mit <strong>der</strong> Betreuung seiner Mitgefangenen betraut. Eines Na<strong>ch</strong>ts hatten zwei hohe Beamte des<br />

Pharaos, die in Ungnade gefallen und ins Gefängnis gekommen waren, Träume, die sie beunruhigten. Auf Josephs Auffor<strong>der</strong>ungen erzählte<br />

<strong>der</strong> Obermunds<strong>ch</strong>enk Joseph seinen Traum.<br />

"Im Traum sah i<strong>ch</strong> vor mir einen Weinstock. Am Weinstock waren drei Ranken, und es war mir, als triebe er Knospen. Seine Blüten<br />

wu<strong>ch</strong>sen, und s<strong>ch</strong>on reiften die Beeren an seinen Trauben. I<strong>ch</strong> hatte den Be<strong>ch</strong>er des Pharaos in meiner Hand. I<strong>ch</strong> nahm die Beeren, drückte<br />

sie in den Be<strong>ch</strong>er des Pharaos und gab dem Pharao den Be<strong>ch</strong>er in die Hand."<br />

Joseph s<strong>ch</strong>ickte eine aufs<strong>ch</strong>lußrei<strong>ch</strong>e Bemerkung vorweg: "Ist ni<strong>ch</strong>t <strong>das</strong> Träume deuten Sa<strong>ch</strong>e Gottes?" Er hatte dann aber mit <strong>der</strong> Deutung<br />

dieses Traumes eines Fremden ebenso wenig S<strong>ch</strong>wierigkeiten wie seine Familie bei <strong>der</strong> Deutung seiner eigenen Träume. Er deutete die drei<br />

Ranken als drei Tage und die Geste des Be<strong>ch</strong>erüberrei<strong>ch</strong>ens als Vorzei<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> bevorstehenden Wie<strong>der</strong>einsetzung des Munds<strong>ch</strong>enks in sein<br />

Amt. Au<strong>ch</strong> den Traum des zweiten Gefangenen, des Oberbäckers, konnte er ri<strong>ch</strong>tig deuten, wennglei<strong>ch</strong> die Deutung <strong>für</strong> den Träumer ni<strong>ch</strong>t<br />

günstig war. Als zwei Jahre später <strong>der</strong> Pharao zwei lebhafte, aber beunruhigende Träume hatte, fiel dem Munds<strong>ch</strong>enk Josephs Fähigkeit<br />

ri<strong>ch</strong>tig zu deuten, wie<strong>der</strong> ein. Der Pharao ließ ihn aus dem Gefängnis holen und sagte zu Joseph:<br />

"I<strong>ch</strong> hatte einen Traum, do<strong>ch</strong> keiner kann ihn deuten. Von dir habe i<strong>ch</strong> aber gehört, du brau<strong>ch</strong>st einen Traum nur zu hören, dann kannst du<br />

ihn deuten... In meinem Traum stand i<strong>ch</strong> am Nilufer. Aus dem Nil stiegen sieben wohlgenährte, stattli<strong>ch</strong>e Kühe und weideten im Riedgras.<br />

Na<strong>ch</strong> ihnen stiegen sieben an<strong>der</strong>e Kühe herauf, elend, sehr häßli<strong>ch</strong> und mager. Nie habe i<strong>ch</strong> in ganz Ägypten so häßli<strong>ch</strong>e Kühe gesehen. Die<br />

mageren und häßli<strong>ch</strong>en Kühe fraßen die sieben ersten, fetten auf. Sie vers<strong>ch</strong>wanden in ihrem Bau<strong>ch</strong>, aber man merkte ni<strong>ch</strong>t, daß sie darin<br />

waren: sie sahen genauso elend aus wie vorher. Dann wa<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> auf. Weiter sah i<strong>ch</strong> in meinem Traum: Auf einem einzigen Halm gingen<br />

sieben volle, s<strong>ch</strong>öne Ehren auf. Na<strong>ch</strong> ihnen wu<strong>ch</strong>sen sieben taube, kümmerli<strong>ch</strong>e, vom Ostwind ausgedörrte Ähren. Die kümmerli<strong>ch</strong>en Ähren<br />

vers<strong>ch</strong>langen die sieben s<strong>ch</strong>önen Ähren. I<strong>ch</strong> habe <strong>das</strong> den Wahrsagern erzählt, aber keiner konnte mir die Deutung sagen."<br />

Joseph deutete die Träume als Mitteilung Gottes und erklärte dem Monar<strong>ch</strong>en, daß Gott ihm im Traum ansagte, was er vorhabe. Die sieben<br />

fetten und sieben mageren Kühe bedeuten sieben Jahre Überfluß, gefolgt von sieben Jahren Hungersnot. Die vollen und die tauben Ähren<br />

sagten <strong>das</strong>selbe voraus, die Verdopplung des Traumes sei ein Hinweis auf Gottes Ents<strong>ch</strong>lossenheit und darauf, daß diese Ereignisse bald<br />

eintreffen werden. Au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Deutung dieses Traums geht etwas voraus, was einen Hinweis auf die Quelle dieser Träume und natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

die Quelle ihrer Deutung andeutet: "Ni<strong>ch</strong>t i<strong>ch</strong>, son<strong>der</strong>n Gott wird zum Wohle des Pharaos eine Antwort geben." Beim ersten Mal konnte <strong>der</strong><br />

Hinweis, es sei Gott, <strong>der</strong> die Träume deute, no<strong>ch</strong> als mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> aufgesetzte Bes<strong>ch</strong>eidenheit aufgefaßt werden. Dur<strong>ch</strong> die<br />

Wie<strong>der</strong>holung ist <strong>das</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong>. Die Aussage, Gott sei <strong>der</strong> wahre Deuter <strong>der</strong> Träume, ist ernst zu nehmen. Damit wird <strong>der</strong> Deutung<br />

au<strong>ch</strong> ein viel größeres Gewi<strong>ch</strong>t verliehen, als wenn es si<strong>ch</strong> nur um die persönli<strong>ch</strong>e Interpretation Josephs handelte. Joseph stellt si<strong>ch</strong> hier<br />

ni<strong>ch</strong>t als Privatperson hin, die die Träume zu deuten in <strong>der</strong> Lage ist, son<strong>der</strong>n implizit als Spra<strong>ch</strong>rohr Gottes. Der Rest <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist<br />

bekannt. Joseph s<strong>ch</strong>lug Maßnahmen zur Vermeidung <strong>der</strong> Hungersnot vor. Der Pharao war beeindruckt und gab ihm alle Vollma<strong>ch</strong>ten, die<br />

notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Er stellte in "über ganz Ägypten". Als die Hungersnot kam, war sie ni<strong>ch</strong>t auf Ägypten bes<strong>ch</strong>ränkt,<br />

au<strong>ch</strong> die Familie Josephs litt unter <strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> die lang anhaltende Trockenperiode verursa<strong>ch</strong>te Hungerkatastrophe. Und so sandte Jakob zehn<br />

seiner Söhne von Kanaan na<strong>ch</strong> Ägypten, um dort Getreide einzukaufen. Nun verknüpfte si<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Josephs Verhandlungen mit<br />

seinen Brü<strong>der</strong>n mit seinen eigenen Träumen von den Ähren auf dem Feld und den si<strong>ch</strong> verneigenden Gestirnen. Es ist sehr s<strong>ch</strong>wierig, den<br />

historis<strong>ch</strong>en Zeitpunkt, zu dem diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te spielt, zu bestimmen. Anhand <strong>der</strong> in den Texten erwähnten Sitten und Gebräu<strong>ch</strong>e, läßt si<strong>ch</strong><br />

keine exakte Periode <strong>der</strong> ägyptis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te erkennen. Aufgrund <strong>der</strong> konservativen Gesinnung <strong>der</strong> alten Ägypter, die ihre Kultur über<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg unverän<strong>der</strong>t ließen, kann man nur Vermutungen anstellen. Au<strong>ch</strong> wird <strong>der</strong> Name des Pharaos ni<strong>ch</strong>t erwähnt, und so ist es<br />

sehr s<strong>ch</strong>wierig, einen Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> Joseph- Erzählung und einem bestimmten Zeitpunkt in <strong>der</strong> ägyptis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

herzustellen. Do<strong>ch</strong> so verlockend es au<strong>ch</strong> wäre, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te Josephs mit historis<strong>ch</strong>en Ereignissen in Verbindung zu bringen, die biblis<strong>ch</strong>e<br />

Erzählung zielt auf etwas ganz an<strong>der</strong>es ab: Um <strong>das</strong> in volkstümli<strong>ch</strong>en Erzählungen häufig vorkommende Motiv eines s<strong>ch</strong>einbar<br />

unbedeutenden Mens<strong>ch</strong>en, in diesem Falle Jakobs jüngster Sohn, dessen wahre Größe s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> zutage tritt. Diese vers<strong>ch</strong>lüsselten<br />

biblis<strong>ch</strong>en Träume lassen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Li<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Traumdeutung deuten. Psy<strong>ch</strong>ologen wie Jung und Eri<strong>ch</strong> Fromm haben alte<br />

Träume analysiert, um zu ermitteln, wie viel sie von ihren Traummustern enthüllen o<strong>der</strong> bis zu wel<strong>ch</strong>em Grad die Alten ihre Erfahrungen mit<br />

Träumen dazu nutzten, Einblick in den Traumprozeß selbst zu gewinnen. Und wenn wir annehmen, daß in unseren Träumen Gedanken und<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten aufs<strong>ch</strong>einen, von denen wir im Wa<strong>ch</strong>leben ni<strong>ch</strong>ts wissen, können wir die Träume Josephs und des Pharaos au<strong>ch</strong> als Beispiele<br />

intuitiven Wissens ansehen, die si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Symbolspra<strong>ch</strong>e des Traumes äußern. Josephs Traumbild von den si<strong>ch</strong> nie<strong>der</strong>beugenden Garben<br />

kann sowohl <strong>das</strong> innere Erkennen seiner Talente enthüllen als au<strong>ch</strong> seinen Ehrgeiz, <strong>der</strong> ihn zu hohen Würden führen soll. Der Pharao<br />

dagegen könnte "unbewußt" klimatis<strong>ch</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen wahrgenommen haben, die zu einer siebenjährigen fru<strong>ch</strong>tbaren Periode und sieben<br />

na<strong>ch</strong>folgenden Hungerjahren führen müssen.<br />

Das Spra<strong>ch</strong>rohr des Herrn o<strong>der</strong>: Das Ende <strong>der</strong> Prähistorie<br />

Na<strong>ch</strong> diesen allegoris<strong>ch</strong>en Träumen, wie sie au<strong>ch</strong> Thema <strong>der</strong> Psy<strong>ch</strong>oanalyse sein könnten, kommt eine neue Ebene <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwis<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en und Gottheit auf den Plan. Ein bestimmter Mens<strong>ch</strong> wird zum Spra<strong>ch</strong>rohr Gottes. Das ist zunä<strong>ch</strong>st Moses. Die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te seiner wun<strong>der</strong>baren Rettung aus dem Binsenkörb<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> die To<strong>ch</strong>ter des Pharaos ist wohl bekannt; später bekam er Ärger,<br />

weil er si<strong>ch</strong> mit ausgeprägtem Gere<strong>ch</strong>tigkeitssinn in Streitigkeiten einmis<strong>ch</strong>te und einen Ägypter ers<strong>ch</strong>lug. Er floh na<strong>ch</strong> Midian, mis<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on wie<strong>der</strong> in einen Streit ein, diesmal als Helfer <strong>der</strong> Tö<strong>ch</strong>ter eines Priesters, woraufhin er eine <strong>der</strong> Tö<strong>ch</strong>ter heiratete und dort blieb. Die<br />

Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en Gott und Mose beginnt re<strong>ch</strong>t spektakulär:

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