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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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Zudem hat er viellei<strong>ch</strong>t Einsi<strong>ch</strong>t in <strong>das</strong>, was die einzelnen Alters- und Entwicklungsstufen beson<strong>der</strong>s auszei<strong>ch</strong>net. Jedenfalls hat <strong>der</strong><br />

Selbstdeuter, <strong>der</strong> mit seinem Bemühen wirkli<strong>ch</strong> in die Nähe des Traumsinnes gelangen mö<strong>ch</strong>te, au<strong>ch</strong> die Ergebnisse <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

komplexen Psy<strong>ch</strong>ologie zu kennen, die jetzt beginnen, langsam Allgemeingut des wirkli<strong>ch</strong> gebildeten Mens<strong>ch</strong>en zu werden. Dies alles<br />

erlaubt ihm, si<strong>ch</strong> an die Selbstdeutung seiner Träume in aller Bes<strong>ch</strong>eidenheit heranzuwagen. Denn zur Zeit haben nur wenige die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit, ihre Träume einem Psy<strong>ch</strong>ologen vorzulegen.<br />

Es ist selbstverständli<strong>ch</strong> eine Erlei<strong>ch</strong>terung <strong>für</strong> den Selbstdeuter, wenn er eine disziplinierte Phantasie und einen ausgespro<strong>ch</strong>enen Sinn <strong>für</strong><br />

<strong>das</strong> Glei<strong>ch</strong>nishafte allen Lebens hat, wenn er eine ras<strong>ch</strong>e Intuition besitzt, <strong>der</strong> es selbstverständli<strong>ch</strong> ist, hintergründige Zusammenhänge zu<br />

s<strong>ch</strong>auen. Eine gewisse Vertrautheit mit den Inhalten <strong>der</strong> allgemein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Symbole muß er si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> erwerben. Der<br />

Selbstdeuter wird man<strong>ch</strong>e Träume lei<strong>ch</strong>ter deuten können als an<strong>der</strong>e. So merkt er wohl re<strong>ch</strong>t den Sinn <strong>der</strong> Gefahr- und <strong>der</strong> Warnungsträume.<br />

Badeträume spre<strong>ch</strong>en ihren Sinn selbst aus, während Träume von Gefängnis und Strafe erst sinnlos zu sein s<strong>ch</strong>einen. Viel näher liegt <strong>das</strong>,<br />

was si<strong>ch</strong> in Träumen von allerlei Fahrzeugen zu Wasser, zu Lande und in den Lüften ausdrückt. S<strong>ch</strong>ulträume erregen erst Befremden, hat<br />

man aber den naheliegenden S<strong>ch</strong>lüssel, so geht uns <strong>das</strong> Li<strong>ch</strong>t einer oft bittern Erkenntnis unseres Ungenügens in <strong>der</strong> Lebenss<strong>ch</strong>ule auf. Ras<strong>ch</strong><br />

begriffen werden Träume <strong>der</strong> Orientierung. Wo ni<strong>ch</strong>t moralis<strong>ch</strong>er Ho<strong>ch</strong>mut Abwehrstellung bezieht, werden Tierträume in ihrer<br />

Gewi<strong>ch</strong>tigkeit erkannt. Kurz, es gibt eine Reihe von Traumelementen und ganzen Träumen, die ihren Sinn, ihre Beziehung auf die<br />

Persönli<strong>ch</strong>keit des Träumers dem, <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> um sie bemüht, ziemli<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong> freigeben. Fremdartig und ohne viel Zugang sind dagegen <strong>für</strong> den<br />

psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong> Unges<strong>ch</strong>ulten die Träume <strong>der</strong> Individuation. Sie tau<strong>ch</strong>en auf, bevor no<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Bewußtsein des Mens<strong>ch</strong>en eingesehen hat, daß<br />

ein zweiter innerer Weg anhebt.<br />

Wer ein wa<strong>ch</strong>er und kluger Mens<strong>ch</strong> ist, wem es ni<strong>ch</strong>t fehlt an einer Witterung <strong>für</strong> die Zusammenhänge zwis<strong>ch</strong>en bewußt und unbewußt, wem<br />

von religiösen Vorstellungen und bildgewordenen Glaubensinhalten her große Symbole erlebbar sind, wem Di<strong>ch</strong>tung und bildende Kunst<br />

ni<strong>ch</strong>t fremd sind, <strong>der</strong> wird, wenn er au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t den ganzen Traumbaum ohne fremde Hilfe abzuernten vermag, do<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>e nährende Fru<strong>ch</strong>t<br />

<strong>der</strong> Seele staunend und erkennend in dankbaren Händen halten.<br />

Der Traumtext<br />

Grundlage aller Deutung ist selbstverständli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> mögli<strong>ch</strong>st genau wie<strong>der</strong>erzählte Traum. Dieser Traumtext hat ni<strong>ch</strong>ts an<strong>der</strong>es zu enthalten<br />

als <strong>das</strong> reine Traummaterial. Er ist <strong>für</strong> uns ein Urtext <strong>der</strong> unbewußten Seele. Es gibt Mens<strong>ch</strong>en, die mit ihren Träumen glei<strong>ch</strong> sorglos und<br />

una<strong>ch</strong>tsam umgehen wie mit ihren übrigen Erlebnissen. Wer aber seine Träume ernstli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> <strong>der</strong>en Wissen um seine Situation befragt, <strong>der</strong><br />

muß au<strong>ch</strong> die Antwort <strong>der</strong> Träume genau festhalten. Er darf also <strong>das</strong> Vernommene ni<strong>ch</strong>t nur so im ungefähren si<strong>ch</strong> notieren. Denn jedes<br />

Element jener erstaunli<strong>ch</strong>en Verdi<strong>ch</strong>tung innerseelis<strong>ch</strong>en Lebens, wel<strong>ch</strong>e <strong>das</strong> Wesen des Traumes ausma<strong>ch</strong>t, hat sein bestimmtes Aussehen<br />

und seinen bestimmten Platz und kann in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Ähnli<strong>ch</strong>es ersetzt werden. Sonst wird die Traumwie<strong>der</strong>gabe<br />

verwis<strong>ch</strong>t, wir haben ni<strong>ch</strong>t <strong>das</strong> Original des Traumes vor uns, son<strong>der</strong>n eine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te und undeutli<strong>ch</strong>e Reproduktion. Es war also im Traume<br />

ni<strong>ch</strong>t irgend ein Haus, vor dem jene zwei Männer diskutierten, son<strong>der</strong>n es war jenes kleine Gebäude an <strong>der</strong> Gerbergasse, in dessen unterem<br />

Stockwerk si<strong>ch</strong> ein Tabakladen befindet, in dessen Garten die abdorrende Ulme steht. Es waren übrigens ni<strong>ch</strong>t irgend zwei Männer, son<strong>der</strong>n<br />

ein Jüngling und ein älterer Herr. Es war in jenem an<strong>der</strong>n Traume ni<strong>ch</strong>t irgend ein Kleid, <strong>das</strong> plötzli<strong>ch</strong> auf dem Bette lag, son<strong>der</strong>n eine sehr<br />

s<strong>ch</strong>öne Abendtoilette mit einer kleinen goldenen Rose. Man befand si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf irgend einer Brücke, son<strong>der</strong>n es war die Themsebrücke, in<br />

<strong>der</strong>en Nähe man einst gewohnt. Man war ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> krank, son<strong>der</strong>n hatte eine Wunde an <strong>der</strong> Hüfte, die sah mondförmig aus . . . So könnte<br />

man weiterfahren und darauf hinweisen, daß ni<strong>ch</strong>t irgend eine S<strong>ch</strong>lange uns bedrohte, son<strong>der</strong>n ein s<strong>ch</strong>önes dunkelrotes Tier mit grünem Leib<br />

und blauem Kopf. Die Traumstimme rief uns ni<strong>ch</strong>t irgend etwas zu, son<strong>der</strong>n sie nannte uns mit unserm eigenen Namen und fügte ein Wort<br />

bei, <strong>das</strong> wie "Leso" o<strong>der</strong> "Ledo" tönte. Ni<strong>ch</strong>t irgend ein Ibsen-Stück wurde im Theater aufgeführt, son<strong>der</strong>n es war Ibsens "Baumeister<br />

Solneß", und man wun<strong>der</strong>te si<strong>ch</strong> im Traum darüber, daß dieses Stück no<strong>ch</strong> mo<strong>der</strong>n sei - no<strong>ch</strong> tiefer aber darüber, daß ein Mäd<strong>ch</strong>en sol<strong>ch</strong>e<br />

Gewalt über einen gereiften Mann zu haben vermag.<br />

Beson<strong>der</strong>e Sorgfalt verlangt bei <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>rift des Textes die kleine Traumeinzelheit, <strong>das</strong> Drum und Dran, wel<strong>ch</strong>es die im Gedä<strong>ch</strong>tnis<br />

fester verwurzelte Haupthandlung begleitet. Aber gerade diese kleinem Dinge sind Hinweis darauf, wohin <strong>das</strong> größere Ges<strong>ch</strong>ehen des<br />

Traumes zielt. Man wird bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe des Traumes nie vergessen, daß er uns ni<strong>ch</strong>t als ges<strong>ch</strong>riebener Text übergeben wurde. Wird<br />

do<strong>ch</strong> <strong>das</strong> meist wortlose Ges<strong>ch</strong>ehen des Traumes erst von Bewußtsein und Willen in die gespro<strong>ch</strong>ene und ges<strong>ch</strong>riebene Spra<strong>ch</strong>e umgesetzt<br />

und damit in einem an<strong>der</strong>en Medium ausgedrückt, <strong>das</strong> freili<strong>ch</strong> erst die Bearbeitung und die Deutung ermögli<strong>ch</strong>t. Gelegentli<strong>ch</strong> hat ein<br />

Erzähler den hier ni<strong>ch</strong>t angebra<strong>ch</strong>ten Ehrgeiz, den Text seines Traumes stilistis<strong>ch</strong> auszufeilen, an diesem Naturprodukt <strong>der</strong> Seele seine<br />

s<strong>ch</strong>riftstelleris<strong>ch</strong>en Fähigkeiten zu erweisen. Das aber bekommt we<strong>der</strong> dem Traum no<strong>ch</strong> seiner Deutung gut. Gerade in seiner Natürli<strong>ch</strong>keit<br />

ist <strong>der</strong> Traum von so großer Wirkung. Als Deuter merkt man meist sofort, ob die vorgelegten Träume bewußt erfunden, also literaris<strong>ch</strong><br />

hergestellt wurden - obwohl au<strong>ch</strong> diese Erfindungen <strong>das</strong> Material ihrer oft etwas mageren Phantasien aus <strong>der</strong> Gegend des Unbewußten<br />

bezogen haben. Es kann vorkommen, daß man den Träumer bittet, den Traum dur<strong>ch</strong> eine verbindende Phantasie zu ergänzen; denn sehr oft<br />

besteht eine große Erinnerungslücke zwis<strong>ch</strong>en den einzelnen Teilen des Traumes. "Es ist dann etwas passiert, aber i<strong>ch</strong> kann mi<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t mehr darauf besinnen." Da bittet man ni<strong>ch</strong>t ohne Vorteil den Träumer, die beiden Teilstücke des Traumes mit Einfällen darüber, was da<br />

wohl passierte, auszufüllen. Bleibt man si<strong>ch</strong> bewußt, daß dieses Füllende uns eben jetzt vorgeträumt wird, und bedenkt man, daß au<strong>ch</strong> diese<br />

kleine Phantasie aus dem Unbewußten kommt, in wel<strong>ch</strong>em die Träume zur Zeit um ein Hauptproblem kreisen, dann wird man au<strong>ch</strong> diese<br />

sozusagen "punktierte" Verbindung do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t missen wollen. Au<strong>ch</strong> sie sagt einiges aus.<br />

Sehr häufig greift <strong>der</strong> Erzähler, wie s<strong>ch</strong>on gesagt, von si<strong>ch</strong> aus zum Hilfsmittel einer kleinen Skizze. Sol<strong>ch</strong>e Verdeutli<strong>ch</strong>ungen sind eine<br />

große Hilfe. Oft begreift man erst na<strong>ch</strong> dieser kleinen Unterstützung die Traumvorgänge. Größer ist die Hilfe, wenn in sorgfältig<br />

ausgeführten farbigen Bil<strong>der</strong>n eine wi<strong>ch</strong>tige Traumepisode festgehalten wird. Ist s<strong>ch</strong>on die Nie<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>rift ein sehr treues Na<strong>ch</strong>erleben des<br />

Traumes und damit ein ahnendes Erfassen dessen, was er meint, so hält die farbige Illustrierung, die aber auf jede sogenannte künstleris<strong>ch</strong>e<br />

Auss<strong>ch</strong>mückung zu verzi<strong>ch</strong>ten und ohne darstelleris<strong>ch</strong>en Ehrgeiz zu sein hat, den Traum beson<strong>der</strong>s intensiv zusammen. Au<strong>ch</strong> die<br />

bes<strong>ch</strong>eidenste farbige Zei<strong>ch</strong>nung hinterläßt, da sie zuglei<strong>ch</strong> ein Ges<strong>ch</strong>enk des Willens an <strong>das</strong> Traumges<strong>ch</strong>enk des Unbewußten darstellt, <strong>das</strong><br />

Gefühl einer s<strong>ch</strong>önen Beglückung.<br />

Erläuterungen und Einfälle<br />

Der Mitteilung des Traumes fügt <strong>der</strong> Träumer von si<strong>ch</strong> aus meist einige Erläuterungen bei; er gibt die notwendige Erklärung zu den Teilen<br />

des Traumes, wel<strong>ch</strong>e Personen, Dinge und Ges<strong>ch</strong>ehnisse anführen, die si<strong>ch</strong> auf sein gegenwärtiges Leben, auf seine Erlebnisse o<strong>der</strong> auf<br />

irgendwel<strong>ch</strong>e ihm bekannte Vorgänge beziehen. Er trägt also in diesen zusätzli<strong>ch</strong>en Mitteilungen, im Kontext, all <strong>das</strong> herbei, was die<br />

geträumten Personen uns klarer vorstellen könnte; er stellt fest, was sie ihm bewußt bedeutet haben o<strong>der</strong> no<strong>ch</strong> bedeuten, in wel<strong>ch</strong>em<br />

Zusammenhange sie in Wirkli<strong>ch</strong>keit mit ihrer ihm bekannten Umwelt stehen. Von den vorkommenden Dingen wird <strong>der</strong> Träumer viellei<strong>ch</strong>t<br />

eine Bes<strong>ch</strong>reibung geben, beri<strong>ch</strong>ten, wie er zu ihnen kam, wem sie gehören, wie es si<strong>ch</strong> mit ihnen überhaupt verhält. Dabei ist <strong>das</strong> Erstaunen<br />

oft groß darüber, daß längst vergessene Gegenstände, oft aus frühester Jugend, wie<strong>der</strong> herauftau<strong>ch</strong>en. Beson<strong>der</strong>s eifrig verweilt <strong>der</strong> Kontext<br />

bei <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>il<strong>der</strong>ung von Lands<strong>ch</strong>aften und Örtli<strong>ch</strong>keiten, die mit dem Traumort offenbar in Zusammenhang stehen. Da man<strong>ch</strong>e Träume sehr<br />

lebhafte Erinnerungen wa<strong>ch</strong>rufen, führt <strong>der</strong> erläuternde Kontext, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> gespro<strong>ch</strong>enen Mitteilung, zum oft weitausholenden<br />

Erzählen von Erlebnissen, die jetzt plötzli<strong>ch</strong> zu einer gewissen Bedeutung zu kommen s<strong>ch</strong>einen. Der Traum wird also umgeben von einem<br />

Kranze bewußt gesehenen Materials, <strong>das</strong> zur nähern Bestimmung und Deutung des Trauminhaltes beizutragen vermag. Dabei wird man nie<br />

vergessen, daß im Traum von ents<strong>ch</strong>eiden<strong>der</strong> Bedeutung sein kann, was im Bewußten bloß ein Nebenbei geblieben ist, und umgekehrt.

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