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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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ankleiden, frühstücken, <strong>das</strong> kleine Tagesgerät zusammennehmen und an die Arbeit, in den Dienst, auf den Markt, in die Praxis o<strong>der</strong> zum<br />

Morgenzug zu eilen. Dem ist aber ni<strong>ch</strong>t so! Vielmehr ist es geradezu eine List des halb wa<strong>ch</strong> gewordenen S<strong>ch</strong>läfers, zu träumen, man sei<br />

s<strong>ch</strong>on aufgestanden und im Begriffe zum Frühstück zu gehen - so wie man<strong>ch</strong>er, <strong>der</strong> von einem Angehörigen geweckt wird, zurückruft: "I<strong>ch</strong><br />

komme glei<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong> stehe sofort auf!", um na<strong>ch</strong> dieser Feststellung aus einem Augenblick geringster S<strong>ch</strong>laftiefe, wie<strong>der</strong> beruhigt in seinen<br />

wohligen Morgens<strong>ch</strong>laf zurückzufallen.<br />

Der Traum muß ganz an<strong>der</strong>e Situationen s<strong>ch</strong>affen, muß Unlustspannung hervorholen. Die Traumsituation s<strong>ch</strong>eint au<strong>ch</strong> um so gefährli<strong>ch</strong>em<br />

Charakter zu haben, je notwendiger sofortiges Erwa<strong>ch</strong>en ist - etwa in direkter Lebensbedrohung, sei es überfall, Feuer, Reisegefahr. Von<br />

sol<strong>ch</strong>en aufrüttelnden Träumen wissen vor allem die Soldaten und Reisenden zu erzählen. Die einfa<strong>ch</strong>en Weckträume vollziehen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

in großer Tiefe, stehen sie do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on in direkter Beziehung zu den Verpfli<strong>ch</strong>tungen des anhebenden Tages. Aber sie verhin<strong>der</strong>n dur<strong>ch</strong> ihr<br />

Dazwis<strong>ch</strong>entreten mögli<strong>ch</strong>es Mißges<strong>ch</strong>ick, Ärger und die kleine Entwertung, wel<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Zuspätkommende sonst von seiner Umwelt erfährt.<br />

So hat <strong>der</strong> und jener allen Grund, dankbar zu sein <strong>für</strong> die kleine, aber präzise Fürsorge des Unbewußten gegenüber seinem S<strong>ch</strong>läfer im<br />

bes<strong>ch</strong>eidenen Wecktraum.<br />

Großträume<br />

In den seltenen Großträumen begegnet <strong>der</strong> Träumer seelis<strong>ch</strong>en Inhalten von umfassen<strong>der</strong> Bedeutung und von hö<strong>ch</strong>st eindrückli<strong>ch</strong>er<br />

Gestaltung. Aus sol<strong>ch</strong>en Träumen vers<strong>ch</strong>windet na<strong>ch</strong> kurzer Einleitung, die no<strong>ch</strong> an Tageserlebnisse, an die gegenwärtige Welt des<br />

Träumers anknüpft, im Verlaufe des Traumges<strong>ch</strong>ehens allmähli<strong>ch</strong> fast alles persönli<strong>ch</strong>e Erlebnismaterial. Die Gegenwartsproblematik tritt<br />

zurück, und <strong>der</strong> Traum tritt in eine Welt <strong>der</strong> elementaren Natur- und Geisteserfahrung, si<strong>ch</strong> abbildend in einem großen Traumerlebnis. Der<br />

Großtraum spri<strong>ch</strong>t, worauf wir s<strong>ch</strong>on hinwiesen, nur no<strong>ch</strong> die Spra<strong>ch</strong>e des ganz zu Symbolen verdi<strong>ch</strong>teten allgemein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Erlebens;<br />

er ergeht si<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> überzeitli<strong>ch</strong>en, ergreifenden Gebärde <strong>der</strong> urtümli<strong>ch</strong>en Bil<strong>der</strong>. Hie und da fügen si<strong>ch</strong> als Brücken und Verklammerungen<br />

kleinere, bewußtseinsnähere Elemente ein, die no<strong>ch</strong> mit unserem persönli<strong>ch</strong>en individuellen Sein zu tun haben. Au<strong>ch</strong> kann <strong>der</strong> Träumer, dem<br />

<strong>der</strong> Großtraum ges<strong>ch</strong>ieht, mit seinem I<strong>ch</strong> in diesen hineinbezogen werden. Er ist dann <strong>der</strong> Erwan<strong>der</strong>er dieser an Mythen und Mär<strong>ch</strong>en<br />

erinnernden großen S<strong>ch</strong>au, die ihn sonst, außer seiner Mitanwesenheit, ni<strong>ch</strong>ts anzugehen s<strong>ch</strong>eint. Was er aber s<strong>ch</strong>aut, ist oft von einer<br />

erstaunli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>önheit, gemahnend an ganz große Di<strong>ch</strong>tung, oft aber au<strong>ch</strong> von einer fur<strong>ch</strong>tbaren Düsternis, hineinführend in dunkelstes<br />

Lebens<strong>ch</strong>aos. Er kann ins verzehrende Li<strong>ch</strong>t einer gewaltigen Sonne, in herrli<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aften und Begegnungen mit no<strong>ch</strong> nie gesehenen<br />

Mens<strong>ch</strong>en und mens<strong>ch</strong>enähnli<strong>ch</strong>en Wesen geführt werden; er kann hinabgleiten in ein ers<strong>ch</strong>ütterndes Urers<strong>ch</strong>recken. In diesen Träumen<br />

erfährt man die Mä<strong>ch</strong>te des Lebens. In ihnen beginnen die Tiere zu reden, die Lebensbäume wölben si<strong>ch</strong> grün über ein unfaßli<strong>ch</strong>es Blühen,<br />

nie gekannte Meerfahrt wird unternommen, Gefahren <strong>der</strong> Wüste werden überwunden - wenn <strong>der</strong> Traum als Glei<strong>ch</strong>nis des S<strong>ch</strong>icksals uns<br />

gnädig ist -, und <strong>das</strong> uns sonst nie mögli<strong>ch</strong>e Werk wird geleistet. Man findet si<strong>ch</strong> vor im Blutdunst des Krieges, in <strong>der</strong> wilden Dämmerung<br />

<strong>der</strong> Verbre<strong>ch</strong>en, in <strong>der</strong> li<strong>ch</strong>ten Welt einer geistigen Atmosphäre; man geht vorüber am Tode und ahnt die wenigen großen Dauerges<strong>ch</strong>enke,<br />

die <strong>das</strong> Leben zu vergeben hat. Zwei Beispiele mögen denen, die si<strong>ch</strong> eigener Großträume ni<strong>ch</strong>t erinnern, von sol<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten eine<br />

Ahnung vermitteln: In einem sol<strong>ch</strong>en Traume kam <strong>der</strong> Träumer aus seinem dunkeln Hause hinaus in einen großen Rebberg; die blausten<br />

Trauben hingen an den Stöcken, und <strong>der</strong> Träumer selbst trug <strong>das</strong> Gewand eines antiken südli<strong>ch</strong>en Gutsherren. Unterhalb des Weinberges zog<br />

si<strong>ch</strong> die kleine Straße <strong>der</strong> Rebfuhren hin. In <strong>der</strong> Tiefe lag eine Stadt. Wie <strong>der</strong> Träumer dur<strong>ch</strong> den Weinberg zur Straße hinabsteigen wollte,<br />

sah er auf dieser einen mä<strong>ch</strong>tigen Löwen, ein königli<strong>ch</strong>es Tier. Der Träumer im vornehmen Gewand und dieser herrli<strong>ch</strong>e Löwe sahen si<strong>ch</strong><br />

sehr lange an; es wurde von ihnen dann <strong>der</strong> Bes<strong>ch</strong>luß gefaßt - sol<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>lüsse sind in Großträumen fast wie Gottesbes<strong>ch</strong>lüsse -, daß dem<br />

Träumer <strong>der</strong> Weinberg, dem Löwen vorläufig diese Straße gehören sollte. - Man darf hier viellei<strong>ch</strong>t beifügen, daß Weinstock und Wein<br />

Symbole geistiger Fru<strong>ch</strong>tbarkeit sind, <strong>der</strong> Löwe dagegen die mä<strong>ch</strong>tigste Triebintensität darstellt.<br />

Von einem Manne - na<strong>ch</strong> großer Depression, in wel<strong>ch</strong>e ihn allzu einseitige Verstrickung in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Arbeit und eine<br />

energieverzehrende mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Beziehung gestürzt hatten - stammt <strong>der</strong> folgende, in den Anfängen seiner psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Wie<strong>der</strong>geburt erlebte<br />

Traum: Aus einem Klumpen s<strong>ch</strong>warzbrauner Erde steigt eine Kugel, herrli<strong>ch</strong> wie eine blaue Sonne. Sie öffnet si<strong>ch</strong> und wird zu einem<br />

kugeligen Kristallgefäß. Vier S<strong>ch</strong>langen erheben si<strong>ch</strong> daraus und tragen eine S<strong>ch</strong>ale; die S<strong>ch</strong>langen wenden si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> innen. Aus dieser<br />

S<strong>ch</strong>ale steigt eine Kristallsäule, si<strong>ch</strong> erweiternd zu einer zweiten S<strong>ch</strong>ale. Diese wird getragen von vier Löwen, die na<strong>ch</strong> den vier<br />

Himmelsri<strong>ch</strong>tungen s<strong>ch</strong>auen. Aus <strong>der</strong> Löwens<strong>ch</strong>ale erhebt si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einmal eine Säule, auf <strong>der</strong> zuoberst ein strahlen<strong>der</strong>, vielges<strong>ch</strong>liffener<br />

Diamant ruht.<br />

Es gibt ein sehr einfa<strong>ch</strong>es äußeres Kennzei<strong>ch</strong>en da<strong>für</strong>, ob man in <strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>t von einem Großtraum heimgesu<strong>ch</strong>t wurde. Großträume muß man<br />

nämli<strong>ch</strong> jemandem erzählen, man kann sie ni<strong>ch</strong>t <strong>für</strong> si<strong>ch</strong> behalten. Bei primitiven Völkern werden sie dem Stamme als eine Bots<strong>ch</strong>aft <strong>der</strong><br />

Götter o<strong>der</strong> Dämonen vorgetragen, <strong>der</strong> Stamm erlebt sie mit; denn sie wurden <strong>für</strong> ihn geträumt und enthalten Weisungen <strong>für</strong> <strong>das</strong> Verhalten<br />

des Stammes in einer offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigen nahen Zukunft.<br />

Au<strong>ch</strong> bei uns sagt wohl jemand plötzli<strong>ch</strong>: "Übrigens, i<strong>ch</strong> hatte do<strong>ch</strong> einen seltsamen Traum!" Und dann wird dem zufälligen Zuhörer <strong>der</strong><br />

Traum vorgetragen.<br />

Es ist dur<strong>ch</strong>aus am Platze, daß Großträume angehört werden, denn sie gehören ja, um beim Wortspiel zu bleiben, allen an. Mit dem Erzählen<br />

wird au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Bann, <strong>der</strong> über dem Erzähler lag, gemil<strong>der</strong>t; die große Lebensenergie, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> in diesem Traume zusammenballte, löst<br />

si<strong>ch</strong>, und die Spannung läßt na<strong>ch</strong>, weil Abfluß ges<strong>ch</strong>affen wurde. Selbstverständli<strong>ch</strong> wäre es besser, man könnte einen sol<strong>ch</strong>en Großtraum<br />

einem wirkli<strong>ch</strong> traumkundigen Mens<strong>ch</strong>en erzählen. Im ersten Fall wird zwar die Spannung vermin<strong>der</strong>t, wird im Traumberi<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> einmal<br />

bewußt, was ges<strong>ch</strong>ehen, und es wird damit eine bewußte Wirkung, wenn au<strong>ch</strong> geringen Maßes, auf den Träumer errei<strong>ch</strong>t. Aber die Frü<strong>ch</strong>te<br />

dieses großen und viellei<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Traumes fallen einem eben nur zu, wenn man sie sorgfältig sammelt und eingehend betra<strong>ch</strong>tet;<br />

dann aber werden sie erstaunli<strong>ch</strong> rei<strong>ch</strong>e Nahrung auf dem Lebenswege.<br />

Die meisten Mens<strong>ch</strong>en haben ihr Leben hindur<strong>ch</strong> nur einige wenige Großträume. So können sie viellei<strong>ch</strong>t einen Traum aus <strong>der</strong> Kindheit<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr vergessen. Großträume ers<strong>ch</strong>einen vor o<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> bedeutsamen Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Lebensführung, vor allem aber um die<br />

Lebensmitte und wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>welle des Alters, dann nämli<strong>ch</strong>, wenn eine große, allgemein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Neueinstellung von <strong>der</strong> Seele<br />

gefor<strong>der</strong>t wird. Die meisten Mens<strong>ch</strong>en behalten ihre Großträume als einen son<strong>der</strong>baren, s<strong>ch</strong>einbar sinnlosen Besitz im Gedä<strong>ch</strong>tnis.<br />

Um es zu wie<strong>der</strong>holen: Großträume sind Gestaltungen dessen, was wir als bedeutend, ergreifend, rei<strong>ch</strong>haltig, lebendig bezei<strong>ch</strong>nen. Sie<br />

ers<strong>ch</strong>einen als Einheit, als Gestalt, <strong>der</strong> wir gegenüberstehen. Dieser Größe gegenüber können wir uns sehr ängstigen, und es droht viellei<strong>ch</strong>t<br />

<strong>das</strong> s<strong>ch</strong>male Bewußtsein zu zerbre<strong>ch</strong>en, denn jene enthalten in ihren Symbolen die Kraft oft zwingen<strong>der</strong> Wandlungen, enthalten Sterben und<br />

Wie<strong>der</strong>geburt, sie sind Großurteile über <strong>das</strong> Vergangene, Plan und Bots<strong>ch</strong>aft eines neuen Lebensauftrages. Vor diesem so Bedeutenden, <strong>das</strong><br />

unsere Seele anruft, man<strong>ch</strong>mal fur<strong>ch</strong>tbar wie die Stimme Gottes, <strong>für</strong><strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong> mit Re<strong>ch</strong>t. In <strong>der</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te haben die Propheten<br />

und Kün<strong>der</strong> einer neuen innern Lebenshaltung nur unter Ers<strong>ch</strong>auern den Auftrag angenommen, den ihnen die Gottheit in Visionen und<br />

Großträumen übermittelte.<br />

Hier ein Wort zu den sogenannten "s<strong>ch</strong>önen" Träumen. Man begegnet öfters Mens<strong>ch</strong>en, <strong>der</strong>en bewußte Lebensführung si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gerade<br />

dur<strong>ch</strong> Intensität und Ordnung auszei<strong>ch</strong>net. Man<strong>ch</strong>mal sind sie selbst von einer sehr harmlosen Persönli<strong>ch</strong>keit, man<strong>ch</strong>mal freili<strong>ch</strong> versteckte<br />

Künstlernaturen. Ihnen passieren nun öfters die großartigsten Träume. Auf sie starrt nun <strong>der</strong> Träumer in unerlaubter Faszination, dankbar,<br />

dem Alltag enthoben zu werden. Na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint alle Energie dem Unbewußten und seinen Träumen zuzufließen. Es besteht also die<br />

Gefahr einer völligen Wirkli<strong>ch</strong>keitsentfremdung: <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong> wird zum "Träumer!" Je<strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong> hat si<strong>ch</strong> aber in seinem tägli<strong>ch</strong>en Leben<br />

mit den einfa<strong>ch</strong>en und s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ten Dingen des Alltags abzugeben. Wer vom Morgen bis zum Abend nur von großen Ideen und ewigen<br />

Gedanken redet, alles als letzte Ents<strong>ch</strong>eidung betra<strong>ch</strong>tet und ni<strong>ch</strong>t begreift, daß sein seelis<strong>ch</strong>er Alltag und seine Umwelt des tägli<strong>ch</strong>en Opfers<br />

bedürfen, ist immer verdä<strong>ch</strong>tig. Wer Sonne und Sterne und die Gewalt des Meeres in Idee und Traum fortwährend in Bewegung setzt, <strong>der</strong> ist

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