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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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27<br />

Der Verstärker<br />

Aus <strong>der</strong> Te<strong>ch</strong>nik <strong>der</strong> Tonübermittlung ist uns <strong>der</strong> Begriff des Verstärkers bekannt. Dur<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Zuströmen seiner größeren Energiemenge wird<br />

<strong>das</strong> Leise lauter, oft überlaut. Ein sol<strong>ch</strong>er Verstärker s<strong>ch</strong>eint im Traume wirksam zu sein. Er ma<strong>ch</strong>t <strong>das</strong>, was ausgespro<strong>ch</strong>en wird, lauter,<br />

eindeutiger, vereinfa<strong>ch</strong>t es auf große Hauptlinien. Ganz offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> entnimmt er seine Kräfte den in den ar<strong>ch</strong>etypen Erfahrungen <strong>der</strong><br />

Mens<strong>ch</strong>heit aufgespei<strong>ch</strong>erten Energien, an denen ja die Psy<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> des Einzelnen teil hat. Er bringt unsere persönli<strong>ch</strong>e innere Situation an<br />

jene großen allgemein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Situationen heran, <strong>der</strong>en Teil sie ist. Dann strömt aus dem Akkumulator jener Ursituationen Energie ab<br />

in <strong>das</strong> Gefäß unserer kleinern augenblickli<strong>ch</strong>en Lage. Wenn man ni<strong>ch</strong>t begriffe, daß es si<strong>ch</strong> bei alle dem um eine Glei<strong>ch</strong>nisspra<strong>ch</strong>e handelt,<br />

müßte man von einer unerlaubten Aufbaus<strong>ch</strong>ung reden.<br />

Es geht uns beispielsweise ni<strong>ch</strong>t gerade gut. Wir sind verletzt worden. Daraus ma<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Traum, im Spra<strong>ch</strong>bilde bleibend und es von innen<br />

erweiternd, eine gefährli<strong>ch</strong>e Verletzung, wir bluten sehr und fühlen uns bedroht. Wir sind man<strong>ch</strong>mal genötigt, unseren Willen, <strong>der</strong> allzu sehr<br />

verfließen mö<strong>ch</strong>te, zusammen zu nehmen, irgend ein Erlebnis drängt uns in eine gewisse bedrückte Einsamkeit. Daraus ma<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Traum<br />

Gefängniszeit. Wir sind einges<strong>ch</strong>lossen, abgetrennt vom harmlosen Tage <strong>der</strong> Mitmens<strong>ch</strong>en. Die Ablösung von <strong>der</strong> Mutter vollzieht si<strong>ch</strong>, weil<br />

wir Erwa<strong>ch</strong>sene geworden sind, mit Notwendigkeit, wie sehr wir au<strong>ch</strong> wi<strong>der</strong>streben. Im Traume sehen wir nun unsere Mutter ganz klein<br />

werden, ja sterben. Ihre Bedeutung verkleinert si<strong>ch</strong> eben, o<strong>der</strong> die Mutter rückt <strong>für</strong> einige Zeit aus unserem aktiven Seeleninhalt. Wie erblüht<br />

dem, <strong>der</strong> ein kleines Glück erlebt, im Traume glei<strong>ch</strong> eine Frühlingswiese! Weil man ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> dem innern Gesetz gehandelt, werden wir vor<br />

Geri<strong>ch</strong>t zitiert, ja uns droht Hinri<strong>ch</strong>tung. Unri<strong>ch</strong>tiger Lebensweg kann eben unserm Wesen tödli<strong>ch</strong> werden. Rei<strong>ch</strong>e Speise wartet auf uns<br />

an<strong>der</strong>seits, eine Tafel des Festes, des Überflusses, wenn in uns neue Kräfte aufbre<strong>ch</strong>en dürfen. Ents<strong>ch</strong>eidungen aber drücken si<strong>ch</strong> in Kriegund<br />

Waffenträumen aus.<br />

Diese Großzei<strong>ch</strong>nung, diese Verstärkung verwirrt den naiven Traumbetra<strong>ch</strong>ter. Er weiß meist ni<strong>ch</strong>t, daß seelis<strong>ch</strong>es Leben au<strong>ch</strong> energetis<strong>ch</strong>es<br />

Ges<strong>ch</strong>ehen ist, ahnt kaum, daß unser kleines Tun trotz seiner Harmlosigkeit si<strong>ch</strong> im S<strong>ch</strong>eine <strong>der</strong> großen Lebensmä<strong>ch</strong>te vollzieht und deshalb<br />

auf die Traumwand große S<strong>ch</strong>atten wirft. Daraus ist erst zu verstehen, obwohl die Sa<strong>ch</strong>e ohne viel Bedeutung bleibt, weshalb kleine<br />

physikalis<strong>ch</strong>e Einflüsse auf den S<strong>ch</strong>läfer von ni<strong>ch</strong>t unbedeutenden Traumbil<strong>der</strong>n begleitet werden. Eine Kleinigkeit hat glei<strong>ch</strong> eine intensive<br />

Warnung zur Folge. Die zu s<strong>ch</strong>were Bettdecke, die freiliegende, etwas erkühlende S<strong>ch</strong>ulter werden als s<strong>ch</strong>were Last, als nacktes Gehen in<br />

s<strong>ch</strong>limmer Kälte traumerlebt. Wer droht von seinem viellei<strong>ch</strong>t mo<strong>der</strong>n nie<strong>der</strong>n Lager herabzufallen, hat <strong>das</strong> Gefühl, an einem Abgrunde zu<br />

liegen. Diese Träume sind ins eindrückli<strong>ch</strong>e Bild gesteigerte S<strong>ch</strong>utzimpulse. Freili<strong>ch</strong>, wenn man diese Träume samt den si<strong>ch</strong> einstellenden<br />

Einfällen untersu<strong>ch</strong>t, dann wird man erfahren, daß bei dieser Gelegenheit körperli<strong>ch</strong>er Gefahrempfindung viel bedeuten<strong>der</strong>e innere<br />

Gefahrenherde angerührt worden sind. Denn jedes Traumerlebnis ist von viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tiger Bedeutung.<br />

Die Funktion des Traumes<br />

Versu<strong>ch</strong>t man, die große Vielfalt <strong>der</strong> Träume zu ordnen na<strong>ch</strong> dem, was sie wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> darstellen, was ihre zu vermutende Bedeutung ist,<br />

so wird man auf folgende Glie<strong>der</strong>ung kommen:<br />

Der Traum gibt erstens ein aktives Bild unserer Lebenssituation. In diesem Bilde, in <strong>der</strong> Traumerzählung, antwortet die Auffassung des<br />

Unbewußten dem Erlebnis des Tages. Daraus ergibt si<strong>ch</strong> eine Art Bilanz; man erfährt, wie die ganze Angelegenheit aussieht. Der Traum ist<br />

da dur<strong>ch</strong>aus bezogen auf <strong>das</strong> Gegenwartserlebnis des Träumers. Dieses hat ihn herbeigerufen, und was er dazu aussagt, kann als Urteil <strong>der</strong><br />

unbewußten Seele gelten. "So ist es!" sagt er in seiner Glei<strong>ch</strong>nisspra<strong>ch</strong>e. Das Material seiner Aussage ist entnommen vor allem den<br />

Erfahrungen des Träumers, dessen äußeren Erlebnissen und seinem persönli<strong>ch</strong>en Unbewußten. Zudem kann si<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Urteil au<strong>ch</strong> ausdrücken<br />

in allgemein bekannten Symbolen.<br />

In den Träumen <strong>der</strong> zweiten Gattung fügt <strong>das</strong> Unbewußte den Erlebnissen und Konflikten des Tages <strong>das</strong> bei, was unbea<strong>ch</strong>tet, damit<br />

unbewußt geblieben ist und do<strong>ch</strong> mit dazu gehört. Der Traum, s<strong>ch</strong>öpfend aus umfassen<strong>der</strong>er Einsi<strong>ch</strong>t, ergänzt die Situation aus den<br />

Erlebnisinhalten, die, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bea<strong>ch</strong>tet, do<strong>ch</strong> miteinbezogen werden müßten. Er kompensiert also die Einseitigkeit <strong>der</strong> bewußten<br />

Haltung. Er reduziert Überwertungen, betont <strong>das</strong> Entwertete und stellt damit den Träumer an den ri<strong>ch</strong>tigen Ort, nämli<strong>ch</strong> in die unsi<strong>ch</strong>tbare<br />

Mitte des Erlebens. Ein Großteil aller Träume hat offenbar diese zure<strong>ch</strong>tstellende Funktion. Sie drücken si<strong>ch</strong> aus vor allem in<br />

biographis<strong>ch</strong>em Material, wozu die Erinnerung an Lektüre und Zeitungsartikel kommen. Ferner in <strong>der</strong> Ers<strong>ch</strong>einung an<strong>der</strong>er Mens<strong>ch</strong>en,<br />

wel<strong>ch</strong>e die unbewußte Seite des Träumers darzustellen vermögen. Au<strong>ch</strong> in diesen Träumen finden wir die einfa<strong>ch</strong>en bewußtseinsnahen<br />

Symbole. Ist in <strong>der</strong> ersten Gruppe <strong>das</strong> Bewußte "bestimmend", <strong>das</strong>, was nämli<strong>ch</strong> die Stimme des Unbewußten herbeiruft, so wird in dieser<br />

zweiten Gruppe ein Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en bewußter und unbewußter Haltung hergestellt. Das Unbewußte umringt sozusagen <strong>das</strong> bewußte<br />

Erlebnis mit seinen eigenen Erfahrungen. Die Deutung dieser Träume ermögli<strong>ch</strong>t dem Bewußtsein, si<strong>ch</strong> aus <strong>der</strong> gewonnenen größeren<br />

Einsi<strong>ch</strong>t in bewußte und unbewußte Zusammenhänge ri<strong>ch</strong>tig einzustellen und zu einer Lebensführung zu gelangen, wel<strong>ch</strong>e eigenem und<br />

fremdem Leben gere<strong>ch</strong>t wird. Zu dieser Gruppe gehören au<strong>ch</strong> die Träume, die man als Warnungsträume bezei<strong>ch</strong>nen mö<strong>ch</strong>te.<br />

In einer dritten Gruppe von Träumen sehr an<strong>der</strong>er Art ma<strong>ch</strong>t die unbewußte Psy<strong>ch</strong>e, indem sie an<strong>der</strong>e und stärkere unbewußte Situationen<br />

dem bewußten Ges<strong>ch</strong>ehen gegenüberstellt, den Versu<strong>ch</strong>, im Mens<strong>ch</strong>en seelis<strong>ch</strong>e Spannungen zu erzeugen, ein psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>es Gefälle<br />

herzustellen, wel<strong>ch</strong>es die Lebensenergie na<strong>ch</strong> fru<strong>ch</strong>tbaren Zielen führt. Es s<strong>ch</strong>alten si<strong>ch</strong> innere Kräfte ein, und es kommt zum Konflikt<br />

zwis<strong>ch</strong>en dem I<strong>ch</strong> und <strong>der</strong> innern Seite des Mens<strong>ch</strong>en. In diesen Träumen begegnet man dem "An<strong>der</strong>en" in si<strong>ch</strong>, sie führen zur Begegnung<br />

mit dem S<strong>ch</strong>atten, aktivieren die unbewußt gebliebene psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e Einstellung - sei es Extraversion o<strong>der</strong> Introversion - und holen au<strong>ch</strong><br />

die wenig entwickelten psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Funktionen herbei. So erweitern sie <strong>das</strong> Bewußtsein. In diesen Träumen setzt <strong>der</strong> Gegenlauf <strong>der</strong><br />

Seele ein, <strong>das</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t Gelebte versu<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>zusetzen. Neue Inhalte <strong>der</strong> Persönli<strong>ch</strong>keit dringen aus <strong>der</strong> Tiefe herauf und ersetzen<br />

<strong>das</strong>, was ohne re<strong>ch</strong>te Kraft mehr zur persönli<strong>ch</strong>en Konvention geworden ist. Sol<strong>ch</strong>e Träume ers<strong>ch</strong>einen dann, wenn si<strong>ch</strong> eine Wandlung<br />

vorbereitet. So in den Initialträumen am Anfang einer analytis<strong>ch</strong>en Behandlung, in denen si<strong>ch</strong> Kommendes abzei<strong>ch</strong>net. In diesen Träumen<br />

hat <strong>das</strong> Unbewußte die Führung, und die bisherigen bewußten Inhalte s<strong>ch</strong>rumpfen zusammen. Sol<strong>ch</strong>e Träume enthalten oft Auffor<strong>der</strong>ungen<br />

zur Lebensän<strong>der</strong>ung, und sie zögern ni<strong>ch</strong>t, ihren Mens<strong>ch</strong>en in Marter und Glück einer Wandlung zu s<strong>ch</strong>icken. Die Träume dieser Gattung<br />

benutzen <strong>für</strong> ihre Aussage vor allem symbolis<strong>ch</strong>e Bil<strong>der</strong> und Ar<strong>ch</strong>etypen, wel<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>nisse des Vergehenden und des Werdenden sein<br />

können. Da es aber no<strong>ch</strong> um die persönli<strong>ch</strong>e Entwicklung des Träumers geht, weisen sie au<strong>ch</strong> biographis<strong>ch</strong>es Material auf, benützen die<br />

Erinnerung des persönli<strong>ch</strong>en Unbewußten; aber dazwis<strong>ch</strong>en glänzt immer wie<strong>der</strong> <strong>das</strong>, was allgemein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Erfahrung zum<br />

Groß-Symbol werden ließ.<br />

In den Träumen <strong>der</strong> vierten Gruppe besitzt allein <strong>das</strong> Unbewußte die Aktivität. Diese Träume kümmern si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um die bewußte Situation,<br />

um den Alltag des Träumers. Dieser findet oft ni<strong>ch</strong>t die leiseste Beziehung zwis<strong>ch</strong>en seinem privaten Ergehen und den Ges<strong>ch</strong>ehnissen seiner<br />

eigenartigen, seiner fremdartigen Träume. Diese ermangeln natürli<strong>ch</strong> jeden persönli<strong>ch</strong>en Traummateriales, sie spre<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> nur aus in<br />

großen Bil<strong>der</strong>n, Symbolen und ar<strong>ch</strong>etypen Handlungen. Als Großträume bedeuten sie <strong>für</strong> <strong>das</strong> s<strong>ch</strong>male Bewußtsein des Träumers oft eine<br />

wirkli<strong>ch</strong>e Gefahr. Hier öffnet si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Vorhang zu den Großinhalten und den Urkräften <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>heitsseele. Man<strong>ch</strong>er, <strong>der</strong> einen Blick<br />

dahinter getan und <strong>das</strong> Bild des Lebens s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin ges<strong>ch</strong>aut hat, erträgt wie jener S<strong>ch</strong>illers<strong>ch</strong>e Jüngling vor dem vers<strong>ch</strong>leierten Bilde zu Sais<br />

<strong>das</strong>, was er gesehen, ni<strong>ch</strong>t. Denn da diese Träume nur Material des kollektiven Unbewußten heranführen, tragen sie mit diesem au<strong>ch</strong><br />

gewaltige psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Energien an die kleine individuelle Seele heran. Ihr droht Übers<strong>ch</strong>wemmung dur<strong>ch</strong> die jahrtausendalten Großinhalte<br />

<strong>der</strong> Seele, und - bei beson<strong>der</strong>er Veranlagung des Träumers - kann dieser in einer S<strong>ch</strong>izophrenie auseinan<strong>der</strong>bre<strong>ch</strong>en. Wo <strong>das</strong> Gewaltige aber<br />

einem Starken ges<strong>ch</strong>ieht, <strong>der</strong> au<strong>ch</strong> bewußt eine bedeutende Persönli<strong>ch</strong>keit ist, da kann es ihn zum Repräsentanten und Verkün<strong>der</strong> einer neuen<br />

o<strong>der</strong> erneuten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> religiösen S<strong>ch</strong>au werden lassen. Das Material dieser Träume besteht, wie in dem Kapitel über<br />

Großträume ausgeführt wird, mit Ausnahme <strong>der</strong> Traumeinleitung fast auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> aus Symbolen und ar<strong>ch</strong>etypen Vorgängen urtümli<strong>ch</strong>ster

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