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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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14<br />

Falls du über örtli<strong>ch</strong>e Sitten und Gebräu<strong>ch</strong>e und über Land und Sitten ni<strong>ch</strong>t Bes<strong>ch</strong>eid weißt, so informiere di<strong>ch</strong>. Reisen und Belesenheit<br />

werden dir am ehesten ein Wissen darüber vers<strong>ch</strong>affen; denn Bü<strong>ch</strong>er über Traumdeutung allein rei<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t aus, um di<strong>ch</strong> zu för<strong>der</strong>n es<br />

müssen alle an<strong>der</strong>en Wissensgebiete dazukommen. Z.B. Eine verheiratete Frau träumte, sie betrete den Tempel o<strong>der</strong> die Wohnstätte <strong>der</strong><br />

Ephesis<strong>ch</strong>en Artemis (Die Göttin hat mit Artemis ursprüngli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts zu tun, son<strong>der</strong>n war eine kleinasiatis<strong>ch</strong>e Fru<strong>ch</strong>tbarkeitsgöttin (= Magna<br />

Mater). Man stellt sie mit mehr als zwanzig Brüsten dar.) und speise dort. Bald darauf starb sie; <strong>der</strong> Tod ist nämli<strong>ch</strong> die Strafe <strong>für</strong> eine<br />

verheiratete Frau, die dort hineingeht. (Artemidoros Erklärung wird beglaubigt dur<strong>ch</strong> A<strong>ch</strong>illeus Tatios (3. o<strong>der</strong> 4. Jh. n .Chr.), <strong>der</strong> in seinem<br />

Roman "Von <strong>der</strong> Liebe <strong>der</strong> Leukippe und des Kleitophon" (7,13) erwähnt, daß es Ehefrauen unter Todesstrafe untersagt war, <strong>das</strong> Heiligtum<br />

<strong>der</strong> Göttin zu betreten; Männer und Jungfrauen durften es aufsu<strong>ch</strong>en.) Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> übrigen lokalen Sitten und Gebräu<strong>ch</strong>e triff deine<br />

Auslegung bei je<strong>der</strong> Stadt o<strong>der</strong> jedem Land entspre<strong>ch</strong>end den örtli<strong>ch</strong>en Verhältnissen. S<strong>ch</strong>eue keine Mühe, jede Einzelheit des<br />

Traumerlebnisses gewissenhaft zu erfragen, denn bisweilen än<strong>der</strong>n si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on Zusatz o<strong>der</strong> einer unbedeutenden Auslegung die<br />

Traumausgänge.<br />

Su<strong>ch</strong>e alles zu begründen und je<strong>der</strong> einzelnen Deutung eine vernünftige Erklärung zu geben und einige beweiskräftige Belege hinzuzufügen;<br />

denn wenn du au<strong>ch</strong> die reine Wahrheit sagst, aber nur einfa<strong>ch</strong>e und trockene Auslegungen gibst, wirst du den Eindruck erwecken, als ob du<br />

weniger Erfahrung besitzt; do<strong>ch</strong> gib di<strong>ch</strong> selbst ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Täus<strong>ch</strong>ung hin, als ob die Begründung <strong>das</strong> A und O <strong>der</strong> Traumerfüllung wäre. Denn<br />

viele Dinge erfüllen si<strong>ch</strong> <strong>für</strong> man<strong>ch</strong>e Leute in ständiger Folge, und daß sie regelmäßig ablaufen, wissen wir daher, daß sie jedesmal den<br />

glei<strong>ch</strong>en Ausgang nehmen, do<strong>ch</strong> die Gründe, warum sie so ausgehen, vermögen wir ni<strong>ch</strong>t herauszufinden. Deshalb hat man, wie i<strong>ch</strong> meine,<br />

die Traumausgänge aus <strong>der</strong> Erfahrung zu s<strong>ch</strong>öpfen, die Begründungen aber entspre<strong>ch</strong>end <strong>der</strong> Fähigkeit eines jeden einzelnen aus <strong>der</strong> eigenen<br />

Einsi<strong>ch</strong>t.<br />

Hier no<strong>ch</strong> folgen<strong>der</strong> Hinweis: Rückwirkungen, die überall und auf jeden Fall na<strong>ch</strong> gewissen realen Vorgängen eintreten, müssen si<strong>ch</strong><br />

unausbleibli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Träumen einstellen. So träumte z.B. ein Maler, er lasse si<strong>ch</strong> mit seiner eigenen Stiefmutter ein. Er verfeindete si<strong>ch</strong><br />

darauf mit seinem Vater; denn Eifersu<strong>ch</strong>t und Feinds<strong>ch</strong>aft sind die Folge eines jeden Ehebru<strong>ch</strong>s. Bea<strong>ch</strong>te diese Regel au<strong>ch</strong> bei allen an<strong>der</strong>en<br />

Traumgesi<strong>ch</strong>ten, und du wirst keinen Fehler ma<strong>ch</strong>en.<br />

Denjenigen, die behaupten, die bösen Traumgesi<strong>ch</strong>te erfüllten si<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong>er, die guten langsamer o<strong>der</strong> gar ni<strong>ch</strong>t, kannst du getrost antworten,<br />

daß <strong>das</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Wahrheit entspri<strong>ch</strong>t. Der Grund ihres Irrtums ist folgen<strong>der</strong>: Entwe<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>auen die Leute unheilvolle Traumgesi<strong>ch</strong>te in<br />

Gestalt guter Bil<strong>der</strong> und glauben, wenn <strong>das</strong> Unheil eintrifft, sie wären von glückverheißenden Traumgesi<strong>ch</strong>ten genarrt worden – deswegen<br />

wirst du auf die Traumgesi<strong>ch</strong>te beson<strong>der</strong>er Art hinweisen, die na<strong>ch</strong> innen von guter, na<strong>ch</strong> außen von übler Vorbedeutung sind -, o<strong>der</strong> sie<br />

s<strong>ch</strong>auen, wenn über ihren augenblickli<strong>ch</strong>en Verhältnissen ein Unstern waltet, böse Traumgesi<strong>ch</strong>te, die gegenwärtigen Unsegen anzeigen, und<br />

gute, die bevorstehenden Segen ankündigen; weil aber die guten si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erfüllen, glauben sie, sie wären getäus<strong>ch</strong>t worden. Es<br />

werden au<strong>ch</strong> Leute, die in glückli<strong>ch</strong>en Verhältnissen leben, von üblen Träumen heimgesu<strong>ch</strong>t, die gewöhnli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ernstgenommen werden,<br />

weil sie no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in Erfüllung gehen. Und do<strong>ch</strong> erfüllen sie si<strong>ch</strong> auf jeden Fall. Von den Traumgesi<strong>ch</strong>ten sind die einen <strong>für</strong> alle von übler<br />

Vorbedeutung, indem sie jedem einzelnen na<strong>ch</strong> Vermögen irgend ein Unheil anzeigen; es sind <strong>das</strong> die na<strong>ch</strong> innen wie na<strong>ch</strong> außen bösen<br />

Traumgesi<strong>ch</strong>te, die im ersten Bu<strong>ch</strong> behandelt wurden. Die an<strong>der</strong>en sind <strong>für</strong> alle ohne Unters<strong>ch</strong>ied von guter Vorbedeutung, jene, die na<strong>ch</strong><br />

innen wie na<strong>ch</strong> außen Gutes anzeigen. Sodann gehen diejenigen Traumgesi<strong>ch</strong>te, die in einer Hinsi<strong>ch</strong>t Gutes, in an<strong>der</strong>er Böses ankündigen,<br />

<strong>für</strong> die einen gut, <strong>für</strong> die an<strong>der</strong>en s<strong>ch</strong>limm aus. In wel<strong>ch</strong>en Fällen sie gut, in wel<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t ausgehen, wirst du jeweils aus <strong>der</strong><br />

Lebensstellung <strong>der</strong> Träumenden o<strong>der</strong> ihrem Lebensalter ers<strong>ch</strong>ließen.<br />

Alles was langsam wä<strong>ch</strong>st und langsam reift, und zwar von den Pflanzen die Ei<strong>ch</strong>e, <strong>der</strong> Ölbaum, die Zypresse und ähnli<strong>ch</strong>e Gewä<strong>ch</strong>se, von<br />

den Tieren <strong>der</strong> Elefant, <strong>der</strong> Hirs<strong>ch</strong>, die Krähe und ähnli<strong>ch</strong>e Tiere, führt sowohl <strong>das</strong> Glück als au<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Unglück langsamer herbei. Alles aber,<br />

was s<strong>ch</strong>nell wä<strong>ch</strong>st und s<strong>ch</strong>nell reift, wie z.B. von den Pflanzen <strong>der</strong> Weinstock und <strong>der</strong> Pfirsi<strong>ch</strong>, von den Tieren <strong>das</strong> S<strong>ch</strong>wein und ähnli<strong>ch</strong>e<br />

Tiere, führt sowohl <strong>das</strong> Glück als au<strong>ch</strong> Unglück ras<strong>ch</strong> herbei. Derselbe Gesi<strong>ch</strong>tspunkt kommt au<strong>ch</strong> bei Terminen zu Geltung. Ebenso setze<br />

alle Feldfrü<strong>ch</strong>te zu den Gartengewä<strong>ch</strong>sen in Beziehung und den Bauern, den man im Traum s<strong>ch</strong>aut, zum Gärtner. Alles, was lang ist, z.B.<br />

Zypressen, Fi<strong>ch</strong>ten, Stangen, ho<strong>ch</strong>gewa<strong>ch</strong>sene Männer und ähnli<strong>ch</strong>es besagt, man solle in allem ausrei<strong>ch</strong>en sein und keinen blinden Eifer<br />

zeigen; alles Gestutztes und Kurze aber mahnt zur Eile.<br />

Was die öfter wie<strong>der</strong>kehrenden Traumgesi<strong>ch</strong>te betrifft, so sei überzeugt, daß sie immer <strong>das</strong>selbe bedeuten, falls sie si<strong>ch</strong> in kurzen Abständen<br />

und immer wie<strong>der</strong> einstellen, und daß man sie deswegen öfters s<strong>ch</strong>aut, damit man ihnen erhöhte Aufmerksamkeit und Glauben s<strong>ch</strong>enke. Wir<br />

pflegen ja au<strong>ch</strong> im tägli<strong>ch</strong>en Leben, wenn wir etwas Wi<strong>ch</strong>tiges sagen, es mehrmals zu wie<strong>der</strong>holen. So weist au<strong>ch</strong> die Seele auf dieselben<br />

Dinge mehrmals hin, entwe<strong>der</strong> weil sie Wi<strong>ch</strong>tiges und Bedeutsames und keineswegs Überflüssiges vorauszusagen hat, o<strong>der</strong> weil sie diese<br />

Dinge lange vor ihrer Erfüllung in den Blick bekommen und dauernd vor Augen hat. Sind aber die zeitli<strong>ch</strong>en Abstände größer, innerhalb<br />

<strong>der</strong>er man <strong>das</strong>selbe Traumgesi<strong>ch</strong>t hat, so sei überzeugt, daß es jedesmal etwas an<strong>der</strong>es bedeutet. Denn angenommen, es s<strong>ch</strong>auten viele ein<br />

und <strong>das</strong>selbe Traumgesi<strong>ch</strong>t, so würde es si<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> <strong>für</strong> jeden einzelnen in vers<strong>ch</strong>iedener Weise erfüllen, weil ni<strong>ch</strong>t alle in denselben<br />

Verhältnissen leben; ebenso wird <strong>das</strong> selbe Traumgesi<strong>ch</strong>t, falls jemand es in vers<strong>ch</strong>iedenen Lebenslagen s<strong>ch</strong>aut, <strong>für</strong> ihn einen vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Ausgang nehmen, weil er ni<strong>ch</strong>t gänzli<strong>ch</strong> in denselben Verhältnissen lebt.<br />

(Na<strong>ch</strong> Herodot (Bu<strong>ch</strong> 7,12-18) träumte Xerxes, ein großer, s<strong>ch</strong>öner Mann trete ihm zu Hauptes und sage, er solle seine Absi<strong>ch</strong>t, gegen<br />

Grie<strong>ch</strong>enland zu Felde zu ziehen, trotz <strong>der</strong> Warnung des Artabanos ni<strong>ch</strong>t än<strong>der</strong>n. Am folgenden Tag versammelte Xerxes die Perser und<br />

erklärte, er habe die glei<strong>ch</strong>e Meinung wie Artabanos gewonnen und wolle ni<strong>ch</strong>t gegen die Grie<strong>ch</strong>en in den Kampf ziehen. In <strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>t<br />

träumte Xerxes wie<strong>der</strong> von dem großen, s<strong>ch</strong>önen Mann, <strong>der</strong> seine Warnung wie<strong>der</strong>holte. Als s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Artabanos <strong>das</strong>selbe Gesi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>aute,<br />

bes<strong>ch</strong>ließen Xerxes und Artabanos, dur<strong>ch</strong> die nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einung ers<strong>ch</strong>reckt, den Feldzug zu unternehmen. Sophokles wurde dur<strong>ch</strong> ein<br />

si<strong>ch</strong> wie<strong>der</strong>holendes Traumgesi<strong>ch</strong>t veranlaßt, den Dieb einer goldenen S<strong>ch</strong>ale aus dem Tempels<strong>ch</strong>atz des Herakles dem Areopag anzuzeigen.<br />

(Cicero: Von den Weissagungen 1,54)<br />

Alles, was jemand einem an<strong>der</strong>en über Dinge sagt, die ni<strong>ch</strong>t zu seinem Beruf gehören, geht <strong>für</strong> ihn selbst in Erfüllung; was aber in seinen<br />

Beruf s<strong>ch</strong>lägt, betrifft den an<strong>der</strong>en und keineswegs den Spre<strong>ch</strong>er selbst. Wie es bei den nie<strong>der</strong>en Handwerkern ein gutes Zei<strong>ch</strong>en ist, wenn<br />

jemand <strong>das</strong> betreibt, was er erlernt hat, so ist es au<strong>ch</strong> bei den übrigen Berufen. Denn alles, was Ärzte über Re<strong>ch</strong>tsfragen o<strong>der</strong> Weissager über<br />

die Medizin o<strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tsanwälte über die Weissagekunst einem an<strong>der</strong>en sagen, geht <strong>für</strong> die Spre<strong>ch</strong>enden selbst in Erfüllung; was aber<br />

Re<strong>ch</strong>tsanwälte über Re<strong>ch</strong>tsfragen o<strong>der</strong> Ärzte über die Medizin o<strong>der</strong> Weissager über die Weissagekunst äußern, <strong>das</strong> halte <strong>für</strong> Aussagen von<br />

Fa<strong>ch</strong>leuten, die in ihrem Gebiet genau Bes<strong>ch</strong>eid wissen. Ein Arzt träumte, er sage zu jemand: "Als Römer solltest du keine Grie<strong>ch</strong>in<br />

heiraten!" Er heiratete selbst und wurde von <strong>der</strong> Frau völlig ruiniert. Mens<strong>ch</strong>en auf <strong>der</strong>en Hilfe man angewiesen ist, soll man im Traum<br />

Gutes erweisen o<strong>der</strong> jedenfalls ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ädigen, weil man sonst keinen Nutzen von ihnen erwarten kann. Herakleides aus Thyateira, <strong>der</strong> in<br />

Rom am Wettbewerb <strong>der</strong> Tragödien teilnehmen wollte, träumte, er s<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>te Zus<strong>ch</strong>auer und Preisri<strong>ch</strong>ter ab. Er fiel dur<strong>ch</strong>: denn niemand<br />

wird wohl seine Freunde umbringen, son<strong>der</strong>n nur seine Feinde. Das Traumerlebnis sagte ihm gewissermaßen, daß er Zus<strong>ch</strong>auer und<br />

Preisri<strong>ch</strong>ter gegen si<strong>ch</strong> haben werde; übrigens hätten sie, abges<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tet, ihm unmögli<strong>ch</strong> ihre Stimme geben können.<br />

Leuten, die di<strong>ch</strong> fragen, ob es mögli<strong>ch</strong> ist, zur selben Zeit gute und böse Traumgesi<strong>ch</strong>te zu s<strong>ch</strong>auen, und im ungewissen darüber sind,<br />

wel<strong>ch</strong>en von beiden man Glauben s<strong>ch</strong>enken soll, den guten o<strong>der</strong> den bösen, und ob die einen die an<strong>der</strong>en aufheben o<strong>der</strong> bestätigen, kannst du

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