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Didymos Lexikon der Traumsymbole für das ... - Traumdeuter.ch

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Derselben Meinung sind Nikostratos von Ephesos und Panyais von Halikarnassos (5. Jhr. v.Chr.), Männer, die allseits bekannt und berühmt<br />

sind.<br />

Ferner erklären die Sa<strong>ch</strong>kenner, daß man alles günstig beurteilen muß, was im Einklang mit Natur, Gesetz, Sitte, Kunst, Namen und Zeit ist;<br />

dabei haben sie jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beda<strong>ch</strong>t, daß Traumgesi<strong>ch</strong>te, die <strong>der</strong> Natur entspre<strong>ch</strong>en, <strong>für</strong> die Träumenden s<strong>ch</strong>werere Folgen haben als die,<br />

wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Natur gemäß sind, wenn sie dur<strong>ch</strong> die zugrundelegenden Tatbestände si<strong>ch</strong> als ni<strong>ch</strong>t günstig erweisen. So ist <strong>für</strong> Rei<strong>ch</strong>en<br />

ni<strong>ch</strong>t günstig und <strong>für</strong> die in Heimli<strong>ch</strong>keit wirkenden, klare Tage, na<strong>ch</strong>ts "<strong>der</strong> hell leu<strong>ch</strong>tende Reigen <strong>der</strong> Gestirne", Aufgang von Sonne und<br />

Mond und ähnli<strong>ch</strong>es mehr. Und was dem Brau<strong>ch</strong> und <strong>der</strong> Sitte entspri<strong>ch</strong>t, ist ganz und gar ni<strong>ch</strong>t passend, wenn es zu den Zeitumständen in<br />

Beziehung gesetzt wird. Entspre<strong>ch</strong>endes hätte i<strong>ch</strong> von den übrigen Kategorien zu sagen. Man hat aber au<strong>ch</strong> auf <strong>das</strong> ri<strong>ch</strong>tige Verhältnis zu<br />

a<strong>ch</strong>ten. Da diese se<strong>ch</strong>s Kategorien keineswegs alle Fälle erfassen, erklärten einige, es seien in Wirkli<strong>ch</strong>keit a<strong>ch</strong>tzehn, an<strong>der</strong>e hun<strong>der</strong>t, und<br />

wie<strong>der</strong>um an<strong>der</strong>e zweihun<strong>der</strong>tfünfzig. Mit dieser Behauptung ernteten sie jedo<strong>ch</strong> bei den Leuten nur rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Gespött, denn niemandem<br />

entgeht es, daß, was immer sie sagen, letztli<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> auf eine <strong>der</strong> se<strong>ch</strong>s Kategorien zurückzuführen ist. Diese Bemerkungen dürften als<br />

Ergänzung zu den spärli<strong>ch</strong>en Hinweisen <strong>der</strong> Alten genügen. Man hat aber zwei universelle Arten von Traumgesi<strong>ch</strong>ten anzusetzen, erstens die<br />

allgemeine, zweitens die beson<strong>der</strong>e. Bei <strong>der</strong> ersten verfährt man folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

Von den Traumgesi<strong>ch</strong>ten weissagen die einen vieles dur<strong>ch</strong> vieles, die an<strong>der</strong>en weniges dur<strong>ch</strong> weniges, die dritten vieles dur<strong>ch</strong> weniges und<br />

die vierten weniges dur<strong>ch</strong> vieles.<br />

Vieles wird dur<strong>ch</strong> vieles geweissagt: Es träumte z.B. einer, er s<strong>ch</strong>winge si<strong>ch</strong> in die Lüfte und fliege aus freiem Ents<strong>ch</strong>uß zu einem<br />

vorgesteckten Punkt, den er unbedingt errei<strong>ch</strong>en wollte. Dort angekommen, kam es ihm vor, als ob ihm Flügel gewa<strong>ch</strong>sen wären und er mit<br />

den Vögeln auf und davonfliege, und dana<strong>ch</strong> sei er wie<strong>der</strong> na<strong>ch</strong> Hause zurückgekehrt. Es traf si<strong>ch</strong>, daß er wegen des Flugs die Heimat<br />

verließ und, weil er <strong>das</strong> Ziel ni<strong>ch</strong>t verfehlt hatte, seine Unternehmungen, die er mit großer Energie betrieben, erfolgrei<strong>ch</strong> abs<strong>ch</strong>loß. Na<strong>ch</strong><br />

Erwerb eines stattli<strong>ch</strong>en Vermögens – man nennt ja die Rei<strong>ch</strong>en die Beflügelten – und na<strong>ch</strong> einem Aufenthalt in <strong>der</strong> Fremde – denn die<br />

Vögel sind von an<strong>der</strong>em S<strong>ch</strong>lag als wir Mens<strong>ch</strong>en – ließ er si<strong>ch</strong> wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Heimat nie<strong>der</strong>.<br />

Weniges wird dur<strong>ch</strong> weniges geweissagt: Es träumt z.B. einer, er habe Augen aus Gold. Der Mann erblindete, weil Gold den Augen<br />

unverträgli<strong>ch</strong> ist.<br />

Vieles wird dur<strong>ch</strong> weniges vorausgesagt: Es träumte z.B. einem, er habe seinen Namen verloren. Es ges<strong>ch</strong>ah, daß er seinen Sohn verlor<br />

(ni<strong>ch</strong>t nur weil er <strong>das</strong> Teuerste verlor, was er besaß, son<strong>der</strong>n weil <strong>der</strong> Sohn ebenso hieß wie <strong>der</strong> Vater). Dazu büßte er no<strong>ch</strong> sein gesamtes<br />

Vermögen ein, denn es wurden Prozesse gegen ihn angestrengt, auf Grund <strong>der</strong>er er wegen politis<strong>ch</strong>er Vergehen angeklagt und verurteilt<br />

wurde. Ehrlos und landesflü<strong>ch</strong>tig geworden, ma<strong>ch</strong>te er seinem Leben dur<strong>ch</strong> den Strick ein Ende, so daß er ni<strong>ch</strong>t einmal na<strong>ch</strong> dem Tod mehr<br />

einen Namen hatte. Denn Selbstmör<strong>der</strong> werden von den Verwandten bei den Totenmählern ni<strong>ch</strong>t mit Namen herbeigerufen. Es dürfte jedem<br />

klar sein, daß alle Ges<strong>ch</strong>ehnisse von ein und demselben Traumerlebnis ausgingen, weil sie ein und dieselbe Bedeutung haben.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wird weniges dur<strong>ch</strong> vieles vorausgesagt: Es träumte z.B. einer, Charon (<strong>der</strong> Fährmann <strong>der</strong> Totenwelt, <strong>der</strong> die Seelen <strong>der</strong><br />

Verstorbenen in seinem Na<strong>ch</strong>en über die Unterweltströme setzt. Im neugrie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Volksglauben <strong>der</strong> Totengott.) spiele mit einem Mann<br />

ein Brettspiel (galt bei den Ägyptern als Hauptzeitvertreib im Jenseits), er selbst aber kiebitze zum Vorteil dieses Mannes, wodur<strong>ch</strong> Charon<br />

die Partie verliere, wütend werde und ihn verfolge. Er aber su<strong>ch</strong>e eilend <strong>das</strong> Weite, gelange zu einer Herberge, "Zum Kamel" benannt,<br />

flü<strong>ch</strong>tete dort in ein Zimmer und verriegelte die Tür. Der Dämon entferne si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell, ihm aber wa<strong>ch</strong>se aus einem S<strong>ch</strong>enkel Gras heraus.<br />

Alle diese Traumvorgänge erfüllten si<strong>ch</strong> in einem einzigen Ges<strong>ch</strong>ehen: Es stürzte <strong>das</strong> Haus ein, in wel<strong>ch</strong>em <strong>der</strong> Betreffende wohnte, und die<br />

zusammenbre<strong>ch</strong>enden Balken zerquets<strong>ch</strong>ten ihn völlig einen S<strong>ch</strong>enkel. Denn <strong>der</strong> mit dem Brettspiel bes<strong>ch</strong>äftigte Charon zeigte die<br />

Beziehung auf den Tod an. Der Umstand aber, daß <strong>der</strong> Gott ihn ni<strong>ch</strong>t eingeholt hatte, offenbarte ihm, er werde zwar ni<strong>ch</strong>t sterben, do<strong>ch</strong><br />

werde ihm wegen <strong>der</strong> Verfolgung <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>reck in die Beine fahren. Die Herberge "Zum Kamel" kündigte den S<strong>ch</strong>enkelbru<strong>ch</strong> an, weil <strong>das</strong><br />

Tier, <strong>das</strong> Kamel heißt, die S<strong>ch</strong>enkel in <strong>der</strong> Mitte krümmt und dadur<strong>ch</strong> seine langen Beine verkürzt; daher trägt es zu Re<strong>ch</strong>t den Namen<br />

Kamel, d.h. "S<strong>ch</strong>enkelbeuger", wie Euenos in seinen dem Eunomos gewidmeten Liebesgedi<strong>ch</strong>ten sagt. Das Hervorsprießen des Grases<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> besagte, er werde den S<strong>ch</strong>enkel ni<strong>ch</strong>t mehr rühren können, weil Gras gewöhnli<strong>ch</strong> auf ni<strong>ch</strong>t beackertem Boden sprießt. Wer si<strong>ch</strong><br />

über diese Dinge ein sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es Urteil zu bilden vermag, wird die Aufzählung in allem als zutreffend bezei<strong>ch</strong>nen.<br />

Vier Klassen unters<strong>ch</strong>eidet man au<strong>ch</strong> bei <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art von Traumgesi<strong>ch</strong>ten: Die einen sind na<strong>ch</strong> innen wie na<strong>ch</strong> außen günstig, die<br />

an<strong>der</strong>en in bei<strong>der</strong> Hinsi<strong>ch</strong>t ungünstig; die dritten na<strong>ch</strong> innen günstig, na<strong>ch</strong> außen ungünstig, die vierten na<strong>ch</strong> innen ungünstig, na<strong>ch</strong> außen<br />

günstig. Unter dem "na<strong>ch</strong> innen" hat man Traumgesi<strong>ch</strong>t, unter dem "na<strong>ch</strong> außen" die Traumerfüllung zu verstehen.<br />

Na<strong>ch</strong> innen wie na<strong>ch</strong> außen günstige Traumgesi<strong>ch</strong>te sind z.B. folgende: Man s<strong>ch</strong>aut die olympis<strong>ch</strong>en Götter – sie selbst o<strong>der</strong> ihre aus<br />

unvergängli<strong>ch</strong>em Material ges<strong>ch</strong>affene Standbil<strong>der</strong> – mit heiterer Miene, lä<strong>ch</strong>elnd, etwas Gutes geben o<strong>der</strong> spre<strong>ch</strong>end; ebenso die Eltern, die<br />

Freunde, die Haussklaven, wie sie den Wohlstand des Hauses vermehren, ein Vermögen von ziemli<strong>ch</strong>er Größe, ein anspre<strong>ch</strong>endes Äußeres,<br />

Körperkraft und an<strong>der</strong>es mehr. Ist s<strong>ch</strong>on <strong>der</strong> Anblick dieser Dinge überaus erfreuli<strong>ch</strong>, so gilt <strong>das</strong> in no<strong>ch</strong> viel höherem Maß von ihrer<br />

Erfüllung.<br />

Na<strong>ch</strong> innen wie na<strong>ch</strong> außen ungünstige Traumerlebnisse sind folgende: Man glaubt, von s<strong>ch</strong>roffen Felsen herabzustürzen, unter die Räuber<br />

zu fallen, einen Kyklopen o<strong>der</strong> dessen Höhle zu sehen, gelähmt zu sein, krank danie<strong>der</strong>zuliegen o<strong>der</strong> etwas zu verlieren, was einem lieb und<br />

teuer ist. Denn den Affekten, die dur<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Traumerlebnis in <strong>der</strong> Seele ausgelöst werden, müssen den Traumausgänge entspre<strong>ch</strong>en.<br />

Na<strong>ch</strong> innen günstig, na<strong>ch</strong> außen ungünstig sind folgende Gesi<strong>ch</strong>te: Es träumte einer, mit Kronos (ein Titan, Vater des Zeus) zu speisen; tags<br />

darauf wurde <strong>der</strong> Mann hinter S<strong>ch</strong>loß und Riegel gebra<strong>ch</strong>t. Der Anblick eines Mahles mit dem Gott ist ohne Zweifel angenehm, ni<strong>ch</strong>t aber<br />

<strong>der</strong> von Fesseln und Kerker. Einem an<strong>der</strong>em träumte, er bekomme von Helios (<strong>der</strong> Sonnengott) zwei Brote; ebenso viele Tage blieb er no<strong>ch</strong><br />

am Leben; denn <strong>für</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Frist rei<strong>ch</strong>te ihm <strong>der</strong> von dem Gott gewährte Lebensunterhalt. Dasselbe S<strong>ch</strong>icksal erleidet man, wenn man<br />

träumt, aus Gold zu sein, einen S<strong>ch</strong>atz zu finden, von einem Toten Salböl, eine Rose o<strong>der</strong> etwas Ähnli<strong>ch</strong>es zu bekommen.<br />

Na<strong>ch</strong> innen ungünstig, na<strong>ch</strong> außen günstig sind folgende Traumgesi<strong>ch</strong>te: Wenn ein Armer träumt, vom Blitz getroffen zu werden, o<strong>der</strong> ein<br />

Sklave, als Soldat zu dienen, o<strong>der</strong> einer, <strong>der</strong> eine Seereise antreten will, auf dem Meer zu wandeln glaubt, o<strong>der</strong> wenn ein Junggeselle träumt,<br />

als Gladiator aufzutreten. Von diesen Traumgesi<strong>ch</strong>ten prophezeit <strong>das</strong> erste Rei<strong>ch</strong>tum, <strong>das</strong> zweite Freiheit, <strong>das</strong> dritte eine günstige Seefahrt<br />

und <strong>das</strong> vierte Ho<strong>ch</strong>zeit. Hierbei sind die Traumgesi<strong>ch</strong>te ungünstig, die Erfüllung aber günstig.<br />

Man hat darauf zu a<strong>ch</strong>ten, daß Traumers<strong>ch</strong>einungen, die Leuten zuteil werden, die si<strong>ch</strong> Sorgen um etwas ma<strong>ch</strong>en und deswegen von den<br />

Göttern ein Traumgesi<strong>ch</strong>t for<strong>der</strong>n, dem Gegenstand ihrer Sorge ni<strong>ch</strong>t ähneln, weil Wuns<strong>ch</strong>bil<strong>der</strong> <strong>für</strong> die Vorhersage <strong>der</strong> Zukunft<br />

bedeutungslos und vom Traum eingegeben sind, wie die vorhergehende Untersu<strong>ch</strong>ung gezeigt hat. Einige nennen sie deswegen von Sorgen<br />

hervorgerufene o<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>te Traumgesi<strong>ch</strong>te; dagegen heißen diejenigen, wel<strong>ch</strong>e ganz unverhofft si<strong>ch</strong> einstellen und ein bevorstehendes<br />

Glück o<strong>der</strong> Unglück voraussagen, gottgesandt. Für mi<strong>ch</strong> gibt es ni<strong>ch</strong>t mehr <strong>das</strong> Problem wie <strong>für</strong> Aristoteles, ob die Ursa<strong>ch</strong>e des Träumenden<br />

außerhalb von uns liegt und göttli<strong>ch</strong>en Ursprungs ist o<strong>der</strong> ob in unserem Innern <strong>der</strong> Grund ist, <strong>das</strong> die Seele dazu befähigt und einen<br />

natürli<strong>ch</strong>en Vorgang in ihr auslöst, vielmehr nennen wir s<strong>ch</strong>on in <strong>der</strong> Umgangsspra<strong>ch</strong>e alles Unerwartete gottgesandt. (Aristoteles (384-322<br />

v.Chr.), Erzieher und Lehrer Alexan<strong>der</strong> des Großen, Begrün<strong>der</strong> und Organisator <strong>der</strong> abendländis<strong>ch</strong>en wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeit bis zum<br />

Beginn <strong>der</strong> Neuzeit. Er hat in zwei kleineren S<strong>ch</strong>riften über die Träume gehandelt, in "Über Träume" und "Über die Weissagung im S<strong>ch</strong>laf".<br />

Im Gegensatz zu den früheren Theorien su<strong>ch</strong>t er Entstehung und Wesen <strong>der</strong> Träume ni<strong>ch</strong>t außerhalb des Mens<strong>ch</strong>en, son<strong>der</strong>n erklärt sie aus<br />

den Seelentätigkeiten selbst. Na<strong>ch</strong> ihm haben die Träume nur mittelbar einen göttli<strong>ch</strong>en Ursprung, insofern sie aus den natürli<strong>ch</strong>en Gesetzen<br />

des allerdings mit <strong>der</strong> Gottheit verwandten mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Geistes folgen.)

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